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Fast gar nicht in dich verliebt...

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~ Kapitel 5: Wie Schnee in meinen Händen ~

„Wollt Ihr dies alles tatsächlich hier lassen."

Erstaunt betrachtete Tessa das spärliche Gepäck der Prinzessin.

„Selbst Eure wunderbaren Kleider?"

„Ja, du darfst sie ruhig haben, Tessa."

Das Mädchen traute seinen Ohren nicht.

All diese wunderschönen Kleider sollten ihr gehören?

„Aber Herrin, was zieht Ihr denn an, wenn Ihr zurückkehrt?", hackte es ungläubig nach.

Kali, die gerade dabei war das Kleid ihrer Mutter zu verstauen, hielt plötzlich inne.

Erst jetzt wurde ihr bewusst, dass sie wohl kaum zurückkehren würde.

„Nun", begann sie und beugte sich zu dem Mädchen herunter, „dann werde ich sie mir bei dir borgen müssen, einverstanden?"

Es war lächerlich.

Wie konnte sie Tessa nur so belügen? Noch nicht einmal sie selbst hätte ihren Worten Glauben geschenkt und dennoch:

Kali hoffte inständig, dass Tessa die Endgültigkeit in ihren Abschiedsworten nicht zu erkennen vermochte, war sie selbst doch hin und her gerissen zwischen dem Gedanken, endlich fremde Länder kennen zu lernen und der Gewissheit, ihre Heimat wohl nie wieder zu erblicken.

Mit einem Mal füllten sich Tessas Augen mit Tränen und sie fiel der Prinzessin um den Hals, umarmte sie, so fest sie nur konnte und begann leise zu schluchzen.

„Ich werde Euch so sehr vermissen."

„Ach, Tessa."

Kali drückte das kleine Mädchen liebevoll an sich, bis sich eine einsame Träne verstohlen den Weg über ihre Wange bahnte.

„Du kommst mich doch besuchen, nicht wahr?", fragte Kali und hoffte das Mädchen damit aufmuntern zu können.

Wie sehr wünschte sie sich jetzt selbst jemanden, der sie in den Arm nehmen und ihr gut zureden würde.

„Ja, das werde ich sicherlich", erwiderte Tessa und drückte der erstaunten Kali einen Kuss auf die Wange. Dann lies sie von ihr ab und begann schließlich damit, all die zurückgebliebenen Kleider der Prinzessin zusammenzufalten.

Kali hingegen wischte sich mit einer schnellen Bewegung die Tränen aus ihrem Gesicht, ergriff ihr Gepäck und machte sich so schnell wie irgend möglich auf den Weg in den Hof des Schlosses.

~~~

Als sie endlich angekommen war, wurde sie bereits erwartet.

Gimli, Lias, Legolas und Gandalf saßen reisefertig auf ihren Pferden und warteten auf den Aufbruch.

Sie hielt Ausschau nach ihrem Vater, doch der einzige Mensch der ihr plötzlich ins Auge fiel war Theoden, der sich aufgeregt mit ein paar Soldaten unterhielt.

Und was wollten all diese fremden Leute hier?

Menschen liefen zwischen den Ställen und wartenden Reitern hin und her und brachten alles, was für die Abreise benötigt wurde, vom Zaumzeug der Pferde, über Proviant bis hin zu Waffen und Rüstung der Männer.

Waffen?

Kali erschrak.

Wozu würden sie auf ihrer Reise Waffen benötigen? Die Straßen zwischen Atlantis und Mittelerde, ganz gleich ob über Wasser oder Land, waren, soweit sie wusste, bisher immer sicher gewesen.

Plötzlich kam ein kleiner Stalljunge auf sie zu, nahm ihr Gepäck und sattelte es auf ein Pferd, welches Kali sogleich den Atem stahl und sie glücklicherweise auf andere Gedanken brachte.

Es war schwarz wie die Nacht, blaue Schatten schimmerten in seinem Fell und es strahle eine solch majestätische Würde aus, dass es kaum noch wie ein Tier, sondern vielmehr wie ein lebendiger Gott wirkte.

„Wie heißt es?", fragte Kai den kleinen verblüfften Jungen neben sich.

„Kyo, Herrin", antwortete er mit einer raschen Verbeugung, „er heißt Kyo."

Vorsichtig streichelte Kali ihm über den Hals.

„Kyo? Nun, wie es scheint, Kyo, bist du nicht von hier, oder?"

„Diese Pferde sind Edoras' größter Stolz", ertönte plötzlich die Stimme der Königs hinter ihr, „sei also vorsichtig, wenn du es reitest, mein Kind."

Kali wandte sich ihrem Vater zu und zum zweiten Mal an diesem Tag, bahnten sich die Tränen ihren Weg nach Außen.

„Kali", begann Raures mit vor Sorge bebender Stimme, „der Abschied naht und ich will dich nicht lange aufhalten. Ich weiß, dass du so schnell wie nur irgend möglich von hier fort willst, aber erlaube mir dennoch ein paar Worte, bevor du gehst."

Sichtlich mitgenommen holte der König tief Luft und versuchte ein Lachen auf seine Lippen zu zaubern, doch es wollte ihm nicht recht gelingen.

Mit zittriger Stimme fuhr er fort.

„Seit deiner Kindheit hast du gewusst, dass du einst nach Edoras aufbrechen würdest und ich genauso. Dennoch hätte ich nicht erwartet, dass mir der Abschied so schwer fallen würde."

Er ergriff ihre Hand und betrachtete sie, während Kali weiterhin angestrengt gegen ihre Tränen kämpfte.

„Ich weiß, ich habe dir vieles verschwiegen und verheimlicht, Kali, aber glaube mir, es war stets zu deinem besten. Deshalb bin ich dir umso dankbarer, dass du eingewilligt hast, mit Theodred zu gehen."

Raures blickte tief in ihre, mit Tränen gefüllten Augen und verstummte.

Einmal mehr befielen ihn Zweifel.

War es richtig, sie nach Edoras gehen zu lassen?

„Verzeih mir Kali", bat er schließlich, „verzeih deinem Vater."

Kaum hatte Raures zu Ende gesprochen, brach Kali in Tränen aus.

Sie liebte ihren Vater und sah keinen Grund ihm irgendetwas zu verzeihen. Er hatte alles richtig gemacht und musste sich keine Gedanken machen.

„Vater"

Sie umarmte den König so fest sie nur konnte.

„Macht Euch ja keine Vorwürfe, Vater, weshalb solltet ihr. Ich war immer glücklich und zufrieden und auch jetzt freue ich mich, dass Ihr mir ermöglicht habt nach Edoras zu reisen."

Dann gab ihm einen letzten Abschiedskuss.

Ihre Sicht war verschwommen, aufgrund der Tränen die in ihren Augen stockten und als sie sich noch ein letztes Mal umdrehte und ihren Vater aus der Ferne erblickte, dem eine Träne langsam über sein Gesicht rollte, stockte ihr Herz für einen Moment und eine unendliche Trauer machte sich in ihr breit, gefolgt von der Erkenntnis, dass sie nicht gehen wollte.

Sie wollte ihre Familie und ihre Freunde nicht verlassen.

Sie war noch nicht bereit all dies hinter sich zu lassen.

Plötzlich spürte sie eine warme Hand auf ihrer Schulter und als sie sich umdrehte, blickte sie direkt in zwei dunkle, strahlende Augen.

Theodred.

„Kali, alles in Ordnung bei dir?"

Ja, alles war in Ordnung, jetzt, da er da war.

All ihre Trauer und all ihre Schmerz schienen in diesem Augenblick vergessen und alles andere um sie herum nebensächlich.

Jetzt war sie einfach nur überglücklich, denn sie wusste, dass sie nicht allein war.

„Ja, mir geht es gut", antwortete sie, „wo ist Kyo?"

„Dort drüben"

Theodred hob die Hand und deutete in die Richtung des großen Stadttores

„Er steht neben meinem. Komm, ich begleite dich."

Wenige Minuten später öffneten sich die Tore Atlantis' und gaben die Sicht auf die majestätischen Herkulessäulen frei, Atlantis' Antwort auf die Argonauten.

Legolas ergriff noch schnell ein letztes Gepäckstück und schnürte es auf sein Pferd.

Gerade als er aufsteigen wollte, spürte er, wie sich ihm jemand von hinten näherte und als er sich umdrehte staunte er nicht schlecht.

„Gebt mir auf meine Tochter Acht, Legolas, sie braucht den Schutz nötiger als ihr denkt", bat Raures, „und grüßt Euren Vater von mir."

Der Elb, der nicht recht wusste wie er reagieren sollte, verbeugte sich vor dem König.

„Das werde ich tun", antwortete er und sprang auf sein Pferd, um sich zu seinen Kameraden zu gesellen.



Kaum war ein weiterer Augenblick vergangen, war die Gruppe der Reiter bereits laut preschend davon geritten und die Tore Atlantis' schlossen sich ein letztes Mal.

~~~

Den ganzen Tag hatte er bereits gewartet, als er plötzlich ein lautes Getrampel von Hufen vernahm.

„Herr!"

Der zierliche Mann verbeugte sich vor der dunklen Gestalt und fuhr fort.

„Sie kommen. Sie sind bereits auf der Nord-Süd-Straße, nahe der Schwanenflut"

„Gut", antwortete der vermummte Mann „greift an, aber die Frau überlasst mir."

~~~

Drei Tage waren verstrichen, seit sie Atlantis verlassen hatte.

Drei Tage, die wie im Fluge vergangen waren.

Seit dem Moment, als sie ihren Fuß hinter die Grenzen Atlantis' gesetzt hatte, war sie gefangen von der Schönheit und Vielfalt der Pracht, der Natur Mittelerdes.

Die seltsamsten Bäume und Pflanzen wuchsen hier in aller Pracht, sodass es ihr bei jenem Anblick schlichtweg den Atem verschlug und jeden Tag den sie weiter ritten, gab es neue, fantastischere Dinge zu entdecken.

Kali zuckte unter ihrem warmen Mantel zusammen.

Je weiter sie ritten, desto kälter wurde es. Dennoch:

Die Bäume, am Rande des Waldweges den sie nun entlang ritten, waren grün und vollbehangen mit Blättern.

‚Seltsam', dachte sie, ‚bei dieser Kälte?'

Kyo wieherte müde.

„Ach du armer, wir werden bald eine Rast einlegen, dann kannst du dich ausruhen", redete sie beruhigend auf das Pferd ein.

Auch über ihr breitete sich, wie von Geisterhand, eine enorme Müdigkeit aus und zum ersten Mal seit ihrem Aufbruch, spürte sie, wie ihre müden Glieder rebellierten.

Diese Reise würde sie wohl, mit Sicherheit, nicht so bald vergessen.

Kali musste Schmunzeln.

Besonders der heutige Tag würde ihr wohl ewig im Gedächtnis bleiben und mit ihm das Auenland, wie es die kleinen Leute, die sogenannten Hobbits, nannten.

Sie hatte zwar gewusst, dass es Hobbits gab und schon häufig Bilder von ihnen gesehen, da ja der Ringträger bekanntermaßen ebenfalls ein Hobbit war, aber nie im Traum hätte sie geglaubt, dass sie einmal welchen begegnen würde.

Wie gerne wäre sie länger im Auenland geblieben, um sich mit den Bewohnern dieses friedlichen kleinen Teiles Mittelerdes zu unterhalten und ihre Geschichten zu hören.

„Die Hobbits haben es Euch anscheinend angetan, habe ich nicht recht?", fragte Legolas, der bereits die ganze Zeit über neben ihr ritt.

„Ja", gab Kali lächelnd zu, „das haben sie wirklich."

„Nun, ich frage mich ob sie genauso einen Eindruck bei Euch hinterlasen haben wie ich."

Was meinte er denn damit?

Wollte er etwa wieder frech werden?

„Nun", setzte Kali an, „solch einen Eindruck wie ihr, haben die Hobbits gewiss nicht bei mir hinterlassen."

Zufrieden grinste Legolas sie aus seinen blauen Augen.

Gimli hingegen, der hinter Legolas auf dem Pferd saß wusste, dass die Prinzessin noch lange nicht zu Ende gesprochen hatte.

„Schließlich verdanke ich Euch einen mittelschweren Schock mit Verblödungsgefahr", fuhr Kali fort, „und das kann Euch mit Sicherheit niemand so schnell nachmachen."

Was? Legolas war entsetzt und sein Freund Gimli hatte alle Mühe, sich vor Lachen im Sattel zu halten.

Sobald man nur einen Ansatz von Freundlichkeit spüren lies, wurde diese, sogenannte Prinzessin, immer dreister.

„Nun, Prinzessin", sprach Legolas so arrogant er nur konnte, „Ihr hingegen, habt mit Eurer außergewöhnlichen Grazie und Eurem weiblich charmanten Auftreten noch größeren Eindruck bei mir hinterlassen, als ich ihn zu schaffen je im Stande wäre. Schließlich wird man nicht jeden Tag von einer aufgebrachten Furie beleidigt und aufs Peinlichste bloßgestellt und glaubt mir, wenn ich sage, dass mich der Gedanke beunruhigt, jemand könnte auf die Idee kommen es Euch gleich zu tun, denn, mit Verlaub, noch eine Frau von Eurem Schlag würde ich nicht verkraften."

Schweigen.

„Oops", entfloh es Gimli schließlich, dem das bedrohliche Funkeln in Kalis Augen nicht entgangen war, „das hättest du dir sparen sollen, Legolas."

Kali kochte vor Wut.

Diese Arroganz würde sie ihm noch austreiben.

Mit ihrer rechten Hand holte sie so weit aus wie sie nur konnte und verpasste dem Prinzen eine Ohrfeige, die sich gewaschen hatte.

Legolas begann zu torkeln und wäre beinahe vom Pferd gefallen, hätte Gimli ihn nicht festgehalten.

„Ja, sieh einer an! Die hat gesessen", doch ehe Gimli, der Legolas im Sattel zu halten versuchte, zu Ende gesprochen hatte, war Kali schon laut fluchend davon geritten.

„Diese kleine ver-?"

„Oh, nein", fiel der Zwerg seinem Freund ins Wort, „ein Elb der hier rumflucht, hat mir gerade noch gefehlt. Das lassen wir mal schön bleiben."

Legolas schwieg.

„Außerdem bist du selbst Schuld, warum musst du sie auch provozieren?"

„Gimli, sie hat angefangen", gab Legolas pikiert zurück, „und da, schau!", er deutete auf Kali, die einige Meter vor ihm ritt, „jetzt hat sie mir doch tatsächlich die Zunge rausgestreckt. Ich glaube es nicht."

Fassungslos rieb er sich die schmerzende Wange

„Gimli, sie hat angefangen", äffte Gimli den Elb nach, „Legolas, erspar mir deine Wechseljahrs-Zicken und hör auf dich wie ein vollkommener Schwachkopf aufzuführen."

Der Elb funkelte den Zwerg hinter sich aus wütenden Augen an.

„Schwachköpfig ist sie, nicht ich."

„Ja, ja... was sie bekanntlich liebt-", der Zwerg hielt inne, „Reite zu ihr hin! Ich will mit ihr reden."

„Nie im Leben."

„Jetzt stell dich nicht so an, du musst dich doch entschuldigen."

„Oh nein", wütend blickte Legolas den Zwerg an, „hör auf mir Moralpredigten zu halten und sei still."

„Pfui, Legolas!", Gimli verzog das Gesicht, „dann hör auf mich anzustarren und dreh dich wieder nach vorne, damit mir wenigstens der Anblick deines lädierten Gesichtes erspart bleibt. Langsam ist das nämlich nicht mehr schön, Prinzchen!"

~~~

„Sechs Männer, Herr!", berichtete der Spion. „Seht dort!"

Er deutete mit dem Finger, aus ihrem Versteck heraus, in Richtung der sich nähernden Reiter.

„Sechs Männer?", fragte der andere Mann verwundert, „und warum habt ihr denn immer noch nicht angegriffen, wenn ich fragen darf?"

Sein Tonfall wurde deutlich aggressiver, sodass es dem Spitzel kalt über den Rücken lief.

„Nun, sie haben einen Zauberer und einen Elben bei sich, Gebieter. Ich glaube kaum, dass wir sie werden schlagen können."

„Hier kommt es nicht darauf an, was du glaubst und was nicht, sondern allein darauf was ich dir befehle."

„Und was befiehlt Ihr? Wie sollen wir fortfahren?"

„Angriff, habe ich gesagt."

~~~

„Hast du das gehört?"

„Was meinst du?"

Kali blickte Theodred fragend an.

„Dieses Knacken, dort aus dem Waldstück", entgegnete er.

Bei dem Gedanken, dass sie wohlmöglich jemand beobachtete, bekam Kali eine Gänsehaut und zuckte ungewollt zusammen. Auch Theodred bemerkte ihr Schaudern und dass er ihr, mit seinen unvorsichtigen Worten, Angst gemacht hatte.

„Ach, es war nichts", beschwichtigte er sie schließlich, „Ich habe mich sicherlich nur verhört."

„Theodred, sieh nur!"

Aufgeregt rutschte Kali in ihrem Sattel hin und her.

„Schnee!"

Sie blickte hinauf in den Himmel.

„Bei Eru, so etwas wunderbares habe ich noch nie gesehen! Schau, es schmilzt in meiner Hand."

„Ja, so ist es", stimmte Theodred ihr belustigt zu, „deine Hand ist zu warm."

„Zu warm?", Kali staunte nicht schlecht.

„Siehst du", er deutete auf den Boden, „hier bleibt der Schnee liegen, weil der Boden kalt ist."

„Oh, es wird immer mehr."

„Gimli, was war das?"

„Was meinst du?", fragte der Zwerg sichtlich unbeteiligt, da er sich nur ungern dabei stören lies, Kali bei ihrer ersten Begegnung mit Schnee zu beobachten und sich klammheimlich eins ins Fäustchen zu lachen.

„Dieses Geräusch, hörst du das? Irgendetwas ist in diesem Wald."

Plötzlich hielt Legolas an, als sein Pferd mit einem Satz ausschlug.

„Was zum-"

Mit einer schnellen Handbewegung zog der Elb einen Pfeil aus seinem Köcher, setzte ihn blitzschnell an seinen Bogen und schoss ihn ab, direkt in den Wald.

Ein lauter Schrei durchbrach die Stille und innerhalb weniger Sekunden, waren die Reisenden von mehr als zwei Duzend Banditen umgeben.

„Gebt uns die Frau!", forderte einer der Männer und deutete auf Legolas.

Ganz so als hätte man ihm einen Tritt verpasst, brach Gimli in ein lautes Gelächter aus und stieß seinen Freund in Richtung der Banditen.

„Hier, ihr könnt sie haben!"

„Gimli!", fauchte der Elb seinen Freund an, „das ist nicht lustig."

„Ach ja, was ist denn lustig? Deine Ohren vielleicht?"

„Ihr wisst, wen wir meinen."

Die beiden sichtlich verwirrten Männer, unterhielten sich kurz und dann fuhr einer von ihnen fort.

„Die dort", er deutete auf Kali, „gebt sie uns!"

Lias, der bereits schützend vor seiner Schwester stand, bemerkte im Augenwinkel, wie Theodred von seinem Pferd stieg und bedrohlich sein Schwert zog.

„Ich sehe gar keinen Grund, weshalb ich das tun sollte", gab er mit einem provokanten Unterton wieder.

„Dann müssen wir euch umbringen, meine Herren."

Mit einem Satz sprang der Bandit auf Theodred zu und verwickelte ihn mit nur wenigen Schlägen in einem Zweikampf.

Kali traute ihren Augen nicht.

Ihr Herz klopfte wie wild, sie hatte Angst und wusste nicht was sie tun sollte.

Gandalf, Theoden und Lias hatten alle Mühe den Feind zu schlagen und sie kam sich nutzlos und überflüssig vor.

Was sollte sie nur tun?

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„Hey Freundchen!", rief Gimli einem der Banditen zu.

Dieser drehte sich um und blickte den Zwerg fragend an.

„Ja, du, der hässlichere von euch beiden. Komm her, ich stell dich meiner Axt vor!"

Wutentbrannt wollte der Mann gerade auf Gimli losgehen, als seine Knie plötzlich nachgaben und er kraftlos zusammenbrach.

„Mensch Legolas! Das war meiner und noch dazu so schön hässlich. Such dir deine gefälligst selbst aus!"

„Sieh du lieber zu mich einzuholen, sieben", antwortete der Elb spöttisch, als er blitzschnell den nächsten Pfeil abschoss, „nein, acht"

„Kali", rief Lias seiner Schwester zu, „nimm Kyo und reite so schnell wie möglich weiter. Wir halten hier die Stellung, aber bring du dich in Sicherheit."

„Ich lasse euch nicht allein."

Doch kaum hatte sie diese Worte ausgesprochen, da ergriff sie jemand von hinten und drückte ihr die Hand auf den Mund.

Sie strampelte so stark sie nur konnte und versuchte sich zu befreien, doch es wollte ihr nicht gelingen.

„Kali!"

Theodred drehte sich reflexartig um und gefror.

Er sah, wie sie versuchte sich vergeblich gegen einen der Männer zu wehren, der ihr bedrohlich ein Messer an die Kehle hielt und eine unermessliche Wut breitete sich in ihm aus.

Unbewusst drückte er den Griff seines Schwertes so fest, dass es zu schmerzen begann und gerde als er angreifen wollte, brach der Mann hinter ihr zusammen.

Legolas' Pfeil hatte ihn getroffen.

Sie war gerettet.

Doch weshalb blickte sie in dermaßen entsetzt an?

War sie verletzt? Brauchte sie sein Hilfe?

Sie lief auf ihn zu.

Was war geschehen?

Ihm wurde heiß und ein Schmerz breitete sich in ihm aus, vom Rücken hinauf bis in den Kopf. Seine Kräfte schwanden und er fiel zu Boden, unfähig sich zu rühren.

„Nein! Theodred!"

Ihr Gesicht, er sah ihr Gesicht.

Sie weinte.

„Theodred, beweg dich nicht", bat sie ihn unter Tränen, als sie sah wie sich der Schnee um ihn herum rot färbte.

Blut!

„Kali, ich-"

„Nein Theodred, lass mich nicht allein"

Ihr Weinen wurde noch bitterer und das Atmen fiel ihr immer schwerer.

„Gehe nicht, ich bitte dich."

„Kali."

Seine Stimme klang fade und kraftlos.

„Ich brauche diesen Körper, der nur schwächer werden und verfaulen wird nicht, um dich ewig zu lieben. Nun weine nicht, ich möchte dein glücklich strahlendes Gesicht auf ewig sehen, wenn ich in die Hallen der Götter einkehre."

Er blickte tief in ihre, von Tränen geröteten, Augen.

Ihre schwarzen Haare waren weiß von dem Schnee und leuchteten förmlich.

Sie sah aus wie ein wunderschöner Engel.

Sein Todesengel.

„Kali, es – es tut mit leid, ich hätte nie..."

„Theodred, nein! Es muss dir nichts leid tun, hörst du! Theodred?"

Seine Kräfte schwanden.

Kali nahm seinen Kopf in ihren Schoß und versuchte ihm wach zu halten, doch seine Augen waren dunkel und das Licht in ihnen verblasste.

Was sollte sie tun? Wie könnte sie ihm nur helfen?

Plötzlich zog Theodred sie zu sich, ganz nah und flüsterte:

„Ich liebe dich Kali"

Denn küsste er sie und ihr Herz machte einen Sprung.

Einmal mehr blieb ihr der Atem weg, doch ihre Tränen hörten auf zu fließen.

„Ich liebe dich auch Theodred", flüsterte sie ihm ins Ohr, während sie ihn umarmte und er die Augen schloss.

Als sie zum Himmel hinaufblickte, ergoss sich der letzte Schnee von ihren Händen.

Die Wärme seines letzten Atemzuges, lag noch lange spürbar auf ihrer Haut, selbst als ihre Sinne schwanden und es Dunkel um sie herum wurde, fühlte sie seine Umarmung und den schmelzenden Schnee.

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