Part II: Lerne Vertrauen in dein Team (Kais Rückkehr), Teil 2

Nach einigen Sekunden ungemütlicher Stille wandten sich die vier Bladebreakers wieder Kai zu, als deutlich wurde, daß die Mitglieder der drei anderen Teams ihre Botschaft verstanden hatten und sich von nun an aus dem Folgenden heraushalten würden.

Denn auch wenn sie Freunde waren, so hatte Kenny mit seinen Worten doch die Wahrheit ausgesprochen – dies war eine Angelegenheit innerhalb des Teams der Bladebreakers. Und sie würden auf ihre eigene Weise damit umgehen, was bedeuten mochte, daß sie Kai nicht so rasch vergeben würden – diesen aber dennoch gleichzeitig jederzeit vor jedem Anderen beschützen würden.

Schließlich gehörte er zu ihrem Team.

Tyson wechselte einen raschen Blick mit Ray, Max und Kenny, bevor er sich wieder an Kai wandte, der schweigend den Ablauf der vorangegangenen Minuten mitverfolgt hatte. Er war verwirrt über den prompten Schutz, den die vier anderen Jungen ihm nach Johnnys spöttischen Worten hatten angedeihen lassen, doch es verursachte gleichzeitig auch ein warmes, glückliches Gefühl in seinem Herzen.
Vielleicht war ja noch nicht alles verloren und er konnte seine Freunde zurückgewinnen.

Daher atmete er innerlich tief durch, bevor er wieder direkt in Tysons dunkelblaue Augen sah, welche nun wieder etwas mehr Leben zeigten. Sie waren weit entfernt von ihrem üblichen schalkhaften, übermütigen Funkeln, dennoch glaubte Kai ein Aufblitzen der alten Kraft in ihnen erkennen zu können.

Er suchte nach einem Zeichen des Jungen, den er kennengelernt hatte; des Jungen, dessen Freundschaft er nicht hatte haben wollen, als sie ihm freigiebig angeboten wurde – und nach genau der es ihn nun verzweifelt verlangte.

Kai seufzte innerlich auf, als er erkannte, wie schwer es für ihn auf einmal war, in Tysons Augen lesen zu können. Er hatte den blauhaarigen Jungen wohl wirklich sehr verletzt, wenn dieser sogar das fröhliche, lebenslustige Funkeln in den Augen verloren hatte, das für Kai immer ein Zeichen dafür gewesen war, daß Tyson nichts und niemanden ernst nahm.

Jetzt empfand er die ungewohnte Zurückhaltung Tysons und den ernsten Blick von dessen dunkelblauen Augen, die ihn nun wieder musterten, als irritierend und fast ein wenig beängstigend. Er wünschte sich den ausgelassenen Jungen zurück, der Tyson vor ihrer letzten Begegnung in der Abtei gewesen war.

Schließlich hielt Kai die Stille nicht mehr aus. Diese Stille war er von seinen vier Teamgefährten einfach nicht gewohnt. Zusammen waren Ray, Tyson und Max immer so laut und fröhlich gewesen, so daß sie Kai jetzt völlig verändert schienen, als sie ihn undeutbaren Blickes musterten.

Das warme Gefühl, das in Kai aufgestiegen war, als sie ihn gegen Johnny verteidigt hatten, wich langsam wieder Nervosität und Angst, die dem Jungen mit dem blaugrauen Haar die Kehle zuschnürte. Sein Herz klopfte schnell und er verkrampfte sich unmerklich in Erwartung dessen, was nun kommen würde.

„Gebt ihr mir noch eine weitere Chance?", wiederholte Kai schließlich ungewohnt scheu seine vorherige Frage, indem er Tyson und seine drei Freunde anblickte.

Ray und Max sahen sich schweigend an, während Kenny ein Stück vortrat. Der Chef wirkte, als wolle er diese Frage bejahen und auch Ray und Max wirkten im Prinzip nicht abgeneigt. Doch Tyson hielt ihn mit einer kaum merklichen Handbewegung zurück und wandte sich dann Kai zu.

„Du willst noch eine Chance, Kai?", fragte der blauhaarige Junge seinen ehemaligen Teamcaptain mit ruhiger Stimme, in der keinerlei Emotionen enthalten waren. Kai lief ein Schauer über den Rücken, als er diesen Ton in Tysons Stimme vernahm.

Wie hatte sich Tyson so verändern können?

Wie hatte aus dem immer fröhlichen, ausgelassenen und manchmal auch nervigen Blader so ein ruhiger, zurückhaltender und vor allem erwachsener Junge mit solch traurigen Augen werden können?

War das alles seine Schuld?

Wahrscheinlich.

Doch gerade deswegen wollte er unbedingt die Freundschaft nicht nur Tysons wieder zurückgewinnen. Auch die anderen drei Bladebreakers machten einen gereiften Eindruck, der ihnen jedoch auch einen großen Teil ihrer vorherigen Lebendigkeit genommen zu haben schien.

Kai straffte sich und trat einen Schritt auf Tyson zu, während er ihm direkt in die Augen sah. „Ja, die möchte ich. Eine Chance, daß ihr mir verzeiht und erneut eure Freundschaft schenkt", bestätigte er dann mit fester Stimme, auch wenn ihn dieses Geständnis viel Mut kostete.

Er war es einfach nicht gewohnt, Gefühle zu zeigen oder sogar darum zu bitten.

Doch jetzt war es nötig.

Als keiner der vier Jungen vor ihm sich regte, brach Kais Entschlossenheit langsam in sich zusammen und Mutlosigkeit überschwemmte ihn. Was konnte er tun, damit sie ihm erlaubten, wieder ein Teil ihres Teams zu sein?

„Ihr werdet mir also nicht verzeihen?", fragte der Junge mit den blaugrauen Haaren schließlich leise, als Tyson wiederum nicht antwortete, sondern ihn nur schweigend mit seinen tiefblauen Augen musterte. Er senkte den Kopf und spürte, wie sein Herz sich verkrampfte, als er den Kampf schon zu Beginn verloren glaubte.

„Das hat niemand gesagt, Kai", erklang daraufhin Tysons Stimme und Kais Kopf schoß empor, um mit erneuter Hoffnung auf den Blauhaarigen vor sich zu blicken. „Doch eine Chance bekommt man nicht so einfach geschenkt. Vor allem nicht, wenn es, wie du schon gesagt hast, weder die zweite noch die dritte ist. Eine Chance wie die, um die du bittest, Kai, muß man sich verdienen.

Man muß sich ihrer würdig erweisen."

Tysons Worte hallten in dem kleinen Hinterhof wieder, obwohl auch er nur leise gesprochen hatte. Doch die Bedeutung seiner Worte hing in der Luft und machte die Mitglieder der All Starz sowie der White Tigers und Majestics, welche das Geschehen von der Seite her beobachteten, neugierig, wie Kai nun reagieren würde.

Dieser ließ sich Tysons Worte durch den Kopf gehen und sammelte erneut Mut, um seine nächste Frage stellen zu können. „Wie kann ich mir diese Chance verdienen?"

Als er die Frage aussprach, sah Kai, wie Sekundenbruchteile ein Lächeln auf den Gesichtern von Ray, Max und Kenny erschien. Nur Tysons Züge blieben unbewegt und kühl. Kai war sich jedoch nicht sicher, ob er nicht auch in den dunkelblauen Augen ein freudiges Aufleuchten gesehen hatte.

„Das mußt du schon allein herausfinden, Kai. Wenn wir dir sagen würden, was du tun mußt, wäre es schließlich viel zu einfach. Und eine Freundschaft, die man sich aus eigener Kraft erschaffen hat, ist doch etwas, worauf mein sein Leben lang stolz sein kann, oder?" Tysons Stimme klang noch immer kühl, doch ein Hauch von Ermutigung lag trotzdem tief in den Worten verborgen, der Kai etwas leichter ums Herz werden ließ. Er hatte noch nicht verloren.

Und er würde herausfinden, wie er sich die ersehnte Chance verdienen konnte.

Was Kai nicht wußte, war, daß er durch seine Bereitschaft, sein Möglichstes für die in Aussicht gestellte Chance zu tun, er diese in den Herzen seiner Teamgefährten schon längst geschenkt bekommen hatte. Während er Ray, Kenny und Max lautlos neben sich jubeln spüren konnte, sah Tyson seinen ehemaligen Teamchef an und bemerkte die Entschlossenheit in den braunen Augen des Älteren.
Eine Entschlossenheit, die er oft darin gesehen hatte, wenn Kai einen Blade-Kampf bestritt.

Die vier Bladebreakers fühlten, daß Kai diese Entschlossenheit nun darauf richten würde, ihre Freundschaft zurückzugewinnen. Er wollte sich diese Chance wirklich verdienen, wurde ihnen mit Freude klar. Für den heutigen Tag heute hatten sie alle lange kämpfen müssen, doch jetzt war es endlich soweit, daß sie ihre Belohnung für ihre Hartnäckigkeit erhalten sollten.

In diesem Moment wandte sich Kai erneut mit einer Frage an Tyson. Leise Sehnsucht schwang in seiner Stimme mit, als er von dem Jüngeren wissen wollte: „Die Chance, die ich mir verdienen soll – gilt das auch für Dranzer?"

Augenblicklich verdunkelten sich Tysons Augen wieder, als der rotgoldene Phönix, der vormals Kais Partner gewesen war, erwähnt wurde. Tysons linke Hand fuhr zu seiner Hosentasche und der blauhaarige Junge holte den rotblauen Blade hervor, auf dessen Chip das Abbild Dranzers zu sehen war.

Während Tyson Kais ehemaligen Blade fest umklammert hielt und diesen für einige Momente in Gedanken versunken ansah, blieb auch Kais Blick wie magnetisch angezogen daran hängen. Man merkte ihm an, wie sehr es ihm danach verlangte, diesen Blade wieder sein Eigen nennen zu können. Wie er es bedauerte, ihn so achtlos weggegeben zu haben.

Als Tyson erneut das Wort ergriff, war sein Stimme wieder kühler als zuvor und seine Worte klangen endgültig. „Ja, das gilt auch für Dranzer. Besonders für ihn."

Kai wirkte für einen Augenblick verwirrt von der Vehemenz, die in Tysons wenigen Worten gelegen hatte und musterte den anderen Jungen forschend. Der Blauhaarige schien den Blick zu spüren und sah von dem Blade in seiner Hand auf.

Tysons Augen waren wieder undeutbar, doch in seinen nächsten Sätzen klang ein unüberhörbarer Vorwurf mit, als er begann, Kai seine Meinung zu dessen Verhalten Dranzer gegenüber zu sagen.

„Um Dranzer wirst du dich ganz besonders bemühen müssen, Kai. Und ich kann dir nicht versprechen, ob er dir verzeihen wird, denn du hast ihm schlimmer mitgespielt als Ray, Max, Kenny oder mir.

Uns gegenüber hast du stets nur den Abweisenden gespielt, doch Dranzer war dein Partner, der schon bei dir war, als wir uns noch gar nicht kannten. Er war dein bester Freund, der stets Alles für dich in euren Blade-Kämpfen gegeben hat."

Hier stoppte Tyson kurz, ein wütendes Funkeln in den Augen, während Kai erneut Schuldbewußtsein in sich emporsteigen fühlte. Tyson hatte Recht mit seinen Worten, denn Dranzer war schon seit Jahren bei ihm. Kai erinnerte sich, wie der goldrote und wunderschöne Phönix erschienen war, als er als Kind von sieben Jahren einen Blade-Kampf gegen einen schier unbesiegbaren Gegner hatte bestreiten müssen. Seit diesem Kampf war Dranzer stets bei ihm gewesen und hatte ihn niemals im Stich gelassen.
Ganz im Gegensatz zu ihm.

Kai tauchte gerade rechtzeitig wieder aus seinen Erinnerungen an die Vergangenheit mit Dranzer auf, um Tysons nächste Worte mitzubekommen. Die Stimme des Jungen klang traurig, aber auch anklagend und voller Unverständnis über Kais Tat.

„Wie konntest du das tun?", fragte Tyson leise. „Wie konntest du Dranzer so einfach weggeben, als wäre er nichts Besonderes? Als wäre er nicht ein unglaublich mächtiges und wunderschönes Geschöpf, dessen Liebe und Treue dir gegenüber immer durch nichts zu erschüttern war?

Hast du nicht gespürt, wie sehr du ihn damit verletzt hast?"

Sorry, Leutz, doch hier ist erst einmal wieder Ende! Die Story schleppt sich an dieser Stelle etwas, da meine für sie zuständige Muse gerade im Urlaub ist und sich rigoros weigert, zurückzukommen! Dabei wird es hier doch jetzt so schön sonnig und sie könnte sich den ganzen Tag auf dem Balkon sonnen...

Tja, mal sehen, ob ich sie nicht mit ein paar selbstgebackenen Cookies zur Kooperation bewegen kann!

Bis dahin, bitte viele, viele Kommis!

Dragon's Angel