Zweites Kapitel ~ Schlacht auf dem Pelennor
Warum nur hab ich diesen Halbling mitgenommen?
Wie ein Klotz hängt er mir am Bein, beschwert mein Ross mit seinem Gewicht, will in einem fort nur reden und reden. Doch die Zeit der Worte ist vorbei. Wir alle sind tot, seit dem Moment, als wir uns aufmachten, in die Schlacht zu ziehen. Und doch gehen wir, feierlich entschlossen, unbeugsamen Mutes, selbst im Angesicht des Todes.
Das kann nur einer nachvollziehen, der hier geboren ist. Einer wie Elfhelm, oft besungener Held, Marschall der Mark, einer der Besten Rohans ... - Dabei bin mir gar nicht sicher, wie viel er ahnt oder gar weiß. Er sieht über den fremden Krieger in seiner Éored hinweg, als gäbe es weder ihn, noch den unerwünschten Halbling an seiner Seite. Mir scheint fast, Elfhelm habe auch die anderen angewiesen, uns nicht zu beachten ...
Fühlte er Mitleid mit mir, Erbarmen mit der königlichen Schildmaid, die dazu verurteilt sein sollte, Zuhause auszuharren, in stumpfsinniger, schicksalshafter Ergebenheit, unnütz und sinnlos, weil zuletzt doch keiner mehr heimkehrt? Mitleid, wie ich für den Halbling, der, seine lächerliche Größe missachtend, trotzigen Mut beweisen will?
Das wird es wohl sein. Beide sind wir Ausgestoßene, der Halbling und ich. Er zurückgewiesen vom selbstgefälligen Dünkel eines Mannes, der bis vor kurzem noch den widerwärtigen Einflüsterungen einer schlüpfrigen Schlange erlegen war und nur durch die Hand eines Zauberers zu ehemaliger Größe zurückfand. Ich vom unterkühlten Hochmut eines Fremden, der sich anmaßte, einen Weg zu beschreiten, der schon ganz anderen zum Verhängnis wurde.
Fürchte dich nicht, kleiner Halbling. Der Tod wird uns den Grenzen unseres beschränkten Daseins entheben ...
~ ~ ~ ~
Endlich erreichen wir Gondor. Da, wo einst die Außenmauer um den Pelennor stand, erwarten uns Orks. Mein Schwert lechzt danach, ihr übelriechendes Fleisch zu durchbohren. Doch der verdammte Halbling an meinem Rücken behindert mich, suchend tastet er umher und fällt fast vom Pferd. So muss sich meine Klinge noch ein wenig gedulden, und andere erledigen die schmutzige Arbeit.
Elfhelms Éored braucht mich nicht, und sicher noch viel weniger einen tollpatschigen Halbling. Zögerlich suche ich des Königs Nähe, vorsichtig, damit er mich nicht erkennt. Suche ich seinen Schutz, oder will ich ihn schützen? Wer weiß das schon ...
Eine dumpfe Spannung liegt über uns allen. Wir nähern uns der gepeinigten Stadt, schmecken den bitteren Geruch schwelender Brände, erschauern in der Ahnung des Bösen, das in der Dunkelheit lauert.
Da - ein Blitz zerreißt die Schwärze - Minas Tirith leuchtet! Und unsere Herzen erheben sich, und der König der Mark stößt in sein Horn, und alle Hörner des Heeres erwidern tosend den bezwingenden Ruf: REITET, REITET, REITET FÜR GONDOR!
Und der König prescht voran, dem todbringenden Morgen entgegen, und Schneemähne und Windfola liefern sich ein Rennen, wie es nie mehr eines geben wird; die stolzen Köpfe weit nach vorne gestreckt, die Schweife gleich peitschenden Flaggen, vierbeinige Boten tollkühnsten Kampfgeistes. Und welch Lust ist es, den schrecklichen Gesang der schwirrenden Schwerter zu vernehmen, welch Lust, die widerlichen Leiber zu zerfetzen, welch Lust, dem Gegner in die schmerzverzerrte Fratze zu lachen, während sein giftiges Blut die geplagte Erde beizt ...
Plötzlich aber sinkt ein Schatten herab, düster und tückisch, stinkende Fäule um sich verbreitend. Mein bis dahin so wackeres Ross scheut ob der Grausigkeit seines Anblicks und der Verderbtheit seiner Gedanken. Beide werden wir abgeworfen, der Halbling und ich; und Windfola läuft davon, panisch, außer sich. Da surrt ein Pfeil durch die verpestete Luft, hinterhältig durchbohrt er des Königs Pferd, und Schneemähne schreit vor Schmerz - oh, welch schaurige Musik, welch grausiges Bild: SCHNEEMÄHNE FÄLLT ... ZERMALMT DEN KÖNIG UNTER SICH! Und das hässliche Flügeltier, diese Ausgeburt grässlichster Verruchtheit, besudelt das edle Ross ... bohrt seine gebogenen Krallen in Schneemähnes zuckenden Leib ...
Wo ist mein Weggefährte, wo seine Waffe? Der Halbling! - er kriecht hinweg, auf Händen und Füßen, versteckt sich zitternd im Gras, der elende Wurm.
Seine Feigheit vor Augen, schwillt in mir der verzweifelte Mut der Hoffnungslosigkeit. VERSCHWINDE, LEICHENSCHÄNDENDES SCHEUSAL, FÜRST DER AASGEIER! LASS SIE RUHEN!
Der Hauch des Todes weht mich an, und eine eisige Stimme dringt schleimig an mein Ohr, doch es ist mir gleich. Taub und blind für alles, ergreif ich mein Schwert ... närrisch muss ich geworden sein ... der Wahnsinn macht mich lachen! ... und - welch Schande! - weinen muss ich, weinen ... da schlag ich zu -
ein Schwertstreich nur
ein glühend Zischen
- und da liegt es, das scheußliche Ungeheuer, mit abgehaunem Kopf; sein schuppiger Leib windet sich noch in letzten Krämpfen, eine hässliche und widerliche Kreatur selbst im Tode ...
Unglaublicher Triumph lodert in mir, wundersame Lichter blenden mich - mein Arm aber schnellt in blindem Instinkt nach ob, und mein Schild zerbirst unter der tödlichen Wucht des verheerenden Schlages ... aus weiter Ferne vernehme ich das abscheuliche Geräusch zersplitternder Knochen ... mein Blut stockt ... alle Kraft weicht von mir, ich sinke zu Boden ...
Eine Wolke tödlicher Vernichtung kommt heran, unsägliche Bosheit schlägt mir entgegen ...
Da braust ätzender Hass durch mein Herz, gleich einem rasenden Orkan ... NEIN! ICH GEBE NICHT AUF! Und ich springe empor, ungeachtet meines leblos baumelnden, linken Armes, und meine unversehrte Hand packt das Schwert und -
Was geschieht da? Der elende Halbling wagt es, sich einzumischen? Jetzt, wo es dem Ende zugeht, kommt er aus dem Loch gekrochen, in das er sich vergraben hat? Nimmt mir meinen Kampf, nimmt mir meinen Tod ... und kreischt dabei noch meinen Namen ... ÉOWYN! ÉOWYN!
Da stoße ich zu - egal, wen oder was ich treffe, nur diesen einen Schlag noch, den letzten ... Aragorn, mein Geliebter, ich komme gleich ...
... wie eigenartig ... wo bleibt der Widerstand, wenn scharfer Stahl die widerstrebende Haut durchtrennt, wo das lustvolle Gefühl, wenn gar langsam und genüsslich die Klinge durchs schreiende Fleisch getrieben wird ...
Ich falle ins Nichts ...
ARAGORN, WO BIST DU?
~ ~ ~ ~
Bitte sagt mir eure Meinung - aufrichtig, hart und schonungslos, per Mail oder als review
Warum nur hab ich diesen Halbling mitgenommen?
Wie ein Klotz hängt er mir am Bein, beschwert mein Ross mit seinem Gewicht, will in einem fort nur reden und reden. Doch die Zeit der Worte ist vorbei. Wir alle sind tot, seit dem Moment, als wir uns aufmachten, in die Schlacht zu ziehen. Und doch gehen wir, feierlich entschlossen, unbeugsamen Mutes, selbst im Angesicht des Todes.
Das kann nur einer nachvollziehen, der hier geboren ist. Einer wie Elfhelm, oft besungener Held, Marschall der Mark, einer der Besten Rohans ... - Dabei bin mir gar nicht sicher, wie viel er ahnt oder gar weiß. Er sieht über den fremden Krieger in seiner Éored hinweg, als gäbe es weder ihn, noch den unerwünschten Halbling an seiner Seite. Mir scheint fast, Elfhelm habe auch die anderen angewiesen, uns nicht zu beachten ...
Fühlte er Mitleid mit mir, Erbarmen mit der königlichen Schildmaid, die dazu verurteilt sein sollte, Zuhause auszuharren, in stumpfsinniger, schicksalshafter Ergebenheit, unnütz und sinnlos, weil zuletzt doch keiner mehr heimkehrt? Mitleid, wie ich für den Halbling, der, seine lächerliche Größe missachtend, trotzigen Mut beweisen will?
Das wird es wohl sein. Beide sind wir Ausgestoßene, der Halbling und ich. Er zurückgewiesen vom selbstgefälligen Dünkel eines Mannes, der bis vor kurzem noch den widerwärtigen Einflüsterungen einer schlüpfrigen Schlange erlegen war und nur durch die Hand eines Zauberers zu ehemaliger Größe zurückfand. Ich vom unterkühlten Hochmut eines Fremden, der sich anmaßte, einen Weg zu beschreiten, der schon ganz anderen zum Verhängnis wurde.
Fürchte dich nicht, kleiner Halbling. Der Tod wird uns den Grenzen unseres beschränkten Daseins entheben ...
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Endlich erreichen wir Gondor. Da, wo einst die Außenmauer um den Pelennor stand, erwarten uns Orks. Mein Schwert lechzt danach, ihr übelriechendes Fleisch zu durchbohren. Doch der verdammte Halbling an meinem Rücken behindert mich, suchend tastet er umher und fällt fast vom Pferd. So muss sich meine Klinge noch ein wenig gedulden, und andere erledigen die schmutzige Arbeit.
Elfhelms Éored braucht mich nicht, und sicher noch viel weniger einen tollpatschigen Halbling. Zögerlich suche ich des Königs Nähe, vorsichtig, damit er mich nicht erkennt. Suche ich seinen Schutz, oder will ich ihn schützen? Wer weiß das schon ...
Eine dumpfe Spannung liegt über uns allen. Wir nähern uns der gepeinigten Stadt, schmecken den bitteren Geruch schwelender Brände, erschauern in der Ahnung des Bösen, das in der Dunkelheit lauert.
Da - ein Blitz zerreißt die Schwärze - Minas Tirith leuchtet! Und unsere Herzen erheben sich, und der König der Mark stößt in sein Horn, und alle Hörner des Heeres erwidern tosend den bezwingenden Ruf: REITET, REITET, REITET FÜR GONDOR!
Und der König prescht voran, dem todbringenden Morgen entgegen, und Schneemähne und Windfola liefern sich ein Rennen, wie es nie mehr eines geben wird; die stolzen Köpfe weit nach vorne gestreckt, die Schweife gleich peitschenden Flaggen, vierbeinige Boten tollkühnsten Kampfgeistes. Und welch Lust ist es, den schrecklichen Gesang der schwirrenden Schwerter zu vernehmen, welch Lust, die widerlichen Leiber zu zerfetzen, welch Lust, dem Gegner in die schmerzverzerrte Fratze zu lachen, während sein giftiges Blut die geplagte Erde beizt ...
Plötzlich aber sinkt ein Schatten herab, düster und tückisch, stinkende Fäule um sich verbreitend. Mein bis dahin so wackeres Ross scheut ob der Grausigkeit seines Anblicks und der Verderbtheit seiner Gedanken. Beide werden wir abgeworfen, der Halbling und ich; und Windfola läuft davon, panisch, außer sich. Da surrt ein Pfeil durch die verpestete Luft, hinterhältig durchbohrt er des Königs Pferd, und Schneemähne schreit vor Schmerz - oh, welch schaurige Musik, welch grausiges Bild: SCHNEEMÄHNE FÄLLT ... ZERMALMT DEN KÖNIG UNTER SICH! Und das hässliche Flügeltier, diese Ausgeburt grässlichster Verruchtheit, besudelt das edle Ross ... bohrt seine gebogenen Krallen in Schneemähnes zuckenden Leib ...
Wo ist mein Weggefährte, wo seine Waffe? Der Halbling! - er kriecht hinweg, auf Händen und Füßen, versteckt sich zitternd im Gras, der elende Wurm.
Seine Feigheit vor Augen, schwillt in mir der verzweifelte Mut der Hoffnungslosigkeit. VERSCHWINDE, LEICHENSCHÄNDENDES SCHEUSAL, FÜRST DER AASGEIER! LASS SIE RUHEN!
Der Hauch des Todes weht mich an, und eine eisige Stimme dringt schleimig an mein Ohr, doch es ist mir gleich. Taub und blind für alles, ergreif ich mein Schwert ... närrisch muss ich geworden sein ... der Wahnsinn macht mich lachen! ... und - welch Schande! - weinen muss ich, weinen ... da schlag ich zu -
ein Schwertstreich nur
ein glühend Zischen
- und da liegt es, das scheußliche Ungeheuer, mit abgehaunem Kopf; sein schuppiger Leib windet sich noch in letzten Krämpfen, eine hässliche und widerliche Kreatur selbst im Tode ...
Unglaublicher Triumph lodert in mir, wundersame Lichter blenden mich - mein Arm aber schnellt in blindem Instinkt nach ob, und mein Schild zerbirst unter der tödlichen Wucht des verheerenden Schlages ... aus weiter Ferne vernehme ich das abscheuliche Geräusch zersplitternder Knochen ... mein Blut stockt ... alle Kraft weicht von mir, ich sinke zu Boden ...
Eine Wolke tödlicher Vernichtung kommt heran, unsägliche Bosheit schlägt mir entgegen ...
Da braust ätzender Hass durch mein Herz, gleich einem rasenden Orkan ... NEIN! ICH GEBE NICHT AUF! Und ich springe empor, ungeachtet meines leblos baumelnden, linken Armes, und meine unversehrte Hand packt das Schwert und -
Was geschieht da? Der elende Halbling wagt es, sich einzumischen? Jetzt, wo es dem Ende zugeht, kommt er aus dem Loch gekrochen, in das er sich vergraben hat? Nimmt mir meinen Kampf, nimmt mir meinen Tod ... und kreischt dabei noch meinen Namen ... ÉOWYN! ÉOWYN!
Da stoße ich zu - egal, wen oder was ich treffe, nur diesen einen Schlag noch, den letzten ... Aragorn, mein Geliebter, ich komme gleich ...
... wie eigenartig ... wo bleibt der Widerstand, wenn scharfer Stahl die widerstrebende Haut durchtrennt, wo das lustvolle Gefühl, wenn gar langsam und genüsslich die Klinge durchs schreiende Fleisch getrieben wird ...
Ich falle ins Nichts ...
ARAGORN, WO BIST DU?
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Bitte sagt mir eure Meinung - aufrichtig, hart und schonungslos, per Mail oder als review
