Kapitel 1: Schreck in den Morgenstunden

Aus der Sicht von Harry Potter

DAS waren mit Abstand die fürchterlichsten Sommerferien, die ich jemals bei den Dursleys verbracht habe.

Während ich am Bahnhof noch dachte, diese Ferien würden lediglich die Hölle werden, musste ich im Hause der Dursleys angekommen, leider feststellen, dass sie dem Teufel und all seinen Schergen, in Sachen Boshaftigkeit, um Längen voraus waren.

Kaum schloss sich die Tür hinter mir, und besiegelte damit mein Schicksal für die nächsten Monate, fing der Terror an.

Onkel Vernon beschwerte sich lauthals darüber, dass ich überhaupt nichts lernen würde. Außerdem wäre ich ohnehin ein Nichtsnutz und zu nichts zu gebrauchen.

Damit konnte ich noch leben. Das erzählte er mir schließlich, seit ich alt genug war, um ihn zu verstehen. Aber als er davon anfing wie viel ich die Familie Dursley immer kosten würde, beschlich mich zunehmend ein ungutes Gefühl. Vor allen Dingen als sie dann auch noch anfingen, wie undankbar ich wäre und das ich wahrscheinlich das Geld, welches sie immer für mich ausgaben, niemals zurückzahlen konnte.

Tja, und dann nahm das Unheil seinen Lauf. Onkel Vernon, der felsenfest davon überzeugt war, dass ich seiner Familie wahrscheinlich Geld vorenthielte, zwang mich meinen Koffer zu öffnen.

Nach einigen anfänglichen Bedenken von Onkel Vernon, begann er dann doch in meinen Sachen herumzuwühlen und fand natürlich prompt den Dolch, den Claw mir geschenkt hatte. Ich war mir zwar nicht sicher, aber ich glaubte, plötzlich statt Pupillen in den Augen sämtlicher Dursleys Pfundzeichen aufblinken zu sehen.

Ohne auf meine Proteste zu achten, dass der Dolch mir gehöre und ein Geschenk einer Freundin war, packte Onkel Vernon ihn in seine Tasche und machte sich schleunigst auf den Weg zum Pfandleiher, nicht ohne vorher meine Sachen wegzuschließen und mich auf mein Zimmer zu sperren.

Eine Stunde später hörte ich dann meinen Onkel wieder zurückkommen und keine 10 Minuten darauf stand er in meinem Zimmer und versuchte mich mit seinen Blicken zu töten. Tante Petunia und Dudley standen genau hinter ihm und sahen mich durchdringend an. Tante Petunia hielt immer noch ein Glas mit Whiskey in der Hand. Der Dolch schien anscheinend einiges wert gewesen zu sein.

Im Laufe der nächsten Viertelstunde erfuhr ich dann allerdings von meinem freundlichen Onkel, dass der Pfandleiher den Dolch nicht annehmen wollte, weil der Name des Besitzers darin eingraviert war. Abgesehen davon, hatte der Pfandleiher noch nie so ein exquisites Stück gesehen und der Dolch schien auch tatsächlich sehr viel wert gewesen zu sein, denn mein Onkel und meine Tante quälten mich unablässig mit Fragen nach der großzügigen Freundin. Ich erzählte ihnen allerdings nur, dass Claw mit mir in eine Klasse ging und dass wir gute Freunde waren. Da ich mich beharrlich weigerte, noch mehr Informationen zu liefern, gaben meine Verwandten schließlich auf. Den Dolch bekam ich trotzdem nicht wieder. Tante Petunia entschied nämlich, dass man damit gut vor Freunden angeben konnte, indem man einfach behauptete der Dolch wäre ein uraltes Familienerbstück, welches lange Zeit als verschwunden galt.

Wie ich allerdings am nächsten Tag schmerzlich erkennen musste, war damit das leidige Thema Geld noch lange nicht vom Tisch. Meine Tante verlangte nämlich, dass ich mein Essen in Zukunft selbst bezahlen sollte. Aber wie denn, ohne Taschengeld, und vor allen Dingen, ohne Muggelgeld?

Die hervorragende Idee kam dann natürlich auch prompt von meinem idiotischen Cousin, der verkündete, ich solle mir doch einen Ferienjob suchen. Onkel und Tante waren natürlich sofort Feuer und Flamme für diese Idee - umso mehr, weil sie von Dudley kam -, und ehe ich mich versah, hatte ich einen wundervollen Ferienjob in einem Supermarkt.

Hier durfte ich dann den ganzen Tag Kisten schleppen, Regale auffüllen, Böden wischen und Fenster putzen; also alles Dinge, die das Herz eines Teenagers in den Ferien höher schlagen lassen, vor allem dann, wenn sie nichts von ihrem Lohn sehen.

Aber glücklicherweise waren die Ferien ja schon in vier Wochen wieder vorbei.

Zu dem Zeitpunkt wusste ich allerdings noch nicht, dass die Dursleys schon die nächste Gemeinheit ausheckten. Das Ergebnis wurde mir dann an einem Samstagmittag präsentiert, als ich hungrig, verschwitzt und mit schmerzendem Rücken aus dem Supermarkt zurückkam. Am Vormittag war anscheinend ein Brief aus Hogwarts angekommen, den mein Onkel abgefangen hatte. Als ich also durch die Tür kam, wedelte mir mein Onkel mit dem Brief vor der Nase herum. Aber anstatt mir den Brief zu geben, zündete Onkel Vernon ihn vor meinen Augen an.

"Deine Tante und ich haben einen Entschluss gefasst", fing Onkel Vernon gefährlich leise an. "Da es ja nicht so aussieht, als würdest du auf dieser Schule etwas lernen, um später einen anständigen Beruf auszuüben, wirst du dieses Jahr hier bleiben und statt dessen arbeiten, um deiner Tante und mir das Geld zurückzuzahlen. Ich habe auch schon mit dem Leiter des Supermarktes gesprochen und er hat zugesagt, dir eine feste Anstellung zu geben, obwohl du keinen Schulabschluss hast."

Im ersten Augenblick war ich sprachlos. Das konnte einfach nur ein schlechter Scherz sein. "A...Aber ... das könnt' ihr ... nicht machen", brachte ich mühsam hervor.

"Und wie wir das machen können", konterte mein Onkel, "und nur um dir zu beweisen wie ernst wir es meinen ... komm' mit raus."

Widerwillig folgte ich meinem Onkel in den Garten. Dort waren mein schwarzer Koffer, meine Roben, Bücher und alle anderen Zauberutensilien auf einen Haufen geworfen worden, außerdem erkannte ich noch einige Briefe, die von Hermine und Ron stammten. Mein Onkel musste auch diese Briefe abgefangen und vor mir versteckt haben. Gelegenheiten hatte er dazu ja genug. Immerhin war ich fast den ganzen Tag im Supermarkt.

"Deine dämliche Eule habe ich heute morgen schon in die Tierauffangstation gebracht", knurrte Onkel Vernon neben mir.

Bevor ich etwas antworten konnte, bemerkte ich Dudley, der mit einer Spiritusflasche und einem Streichholz zu seinem Vater kam. Und da dämmerte es mir, die wollten einfach alle meine Sachen verbrennen.

"Das dürft ihr nicht ... die Sachen gehören mir ... ihr dürft sie nicht verbrennen ..."

Aber all mein Geschrei war zwecklos. Dudley hielt meine Arme auf dem Rücken fest, während sein Vater den Spiritus über meine Sachen schüttete und dann das entflammte Streichholz daran hielt. Im Nu flackerte ein großes Feuer im Garten der Dursleys, das hin und wieder ein paar bunte Funken ausstieß; vermutlich, wenn es auf eine der Zaubertrankzutaten stieß.

Den Rest des Tages verbrachte ich in einer Art Trance. Ich saß in meinem Zimmer am Fenster und betrachtete das Feuer im Garten, das langsam kleiner wurde. Ab und zu wanderten meine Gedanken auch wieder zu Hedwig, die jetzt irgendwo einsam und verlassen in irgendeinem Käfig hockte.

Und langsam wurde mir bewusst, dass ich den Rest meines Lebens bei den Dursleys verbringen musste.

Irgendwann schlug Tante Petunia energisch gegen meine Tür.

"HARRY! Mach gefälligst das Licht aus, der Strom kostet viel zuviel Geld und verschwinde ins Bett. Ich will dich vor morgen früh nicht mehr sehen."

Langsam kam ich der Aufforderung meiner Tante nach und kroch ins Bett.

Irgendwie musste ich es schaffen Kontakt zu meinen Freunden zu bekommen ... irgendwie.

Aus der Sicht von Demona

Da war ich also wieder - in der Menschenwelt. Eigentlich hatte ich vor, nicht wieder zu unterrichten, geschweige denn, überhaupt auch nur einen Fuß wieder in diese Welt zu setzen, aber wie das so oft im Leben spielte, wurden meine Pläne grausam vernichtet - in diesem Fall von meinem eigen Fleisch und Blut, meiner Tochter.

Nachdem ich ihr erzählt hatte, dass ich nicht wieder unterrichten und sie deswegen auch nicht wieder nach Hogwarts gehen würde, hatte sie erst einmal ein paar Tage nicht mit mir gesprochen und mich mit Nichtachtung gestraft. Schön! Damit konnte ich leben. Als sie dann aber merkte, dass das nichts nützte, bekam sie unkontrollierbare Wutausbrüche, die sie nur unterbrach, um herumzuheulen und mich dabei vorwurfsvoll anzusehen.

Nach einigen Wochen hatte ich dann genug von diesen Launen - unter anderem auch, weil mein Palast doch erheblich gelitten hatte -, und sprach mit meiner Mutter und meinen Beratern; und als hätte Claw alle bestochen, sagte mir doch tatsächlich jeder das Gleiche: Wenn Voldemort wirklich die Macht übernimmt, wird das auch Auswirkungen auf unser Volk haben; es wäre also gut, wenn bereits ein paar von uns auf der Erde wären, um das aktuelle Geschehen zu verfolgen.

Und nun ratet mal, wer mit diesen "paar" gemeint war. Richtig! Meine Tochter und ich. Na bestens! Herzlichen Dank!

Noch in der gleichen Woche machte ich mit Claw - für die ich plötzlich wieder die beste Mutter der Welt war -, auf den Weg nach Hogwarts.

Albus und Minerva waren natürlich überhaupt nicht überrascht mich wiederzusehen und langsam beschlich mich das Gefühl, dass Claw und mein Arbeitgeber sich irgendwie abgesprochen hatten. Dieses Gefühl verstärkte sich sogar noch, als ich erfuhr, dass Albus noch nicht einmal nach einer Vertretung für meinen Unterricht gesucht hatte.

Aber sei's drum. Das konnte ich jetzt nicht mehr ändern.

Albus hatte sogar schon einen Auftrag für mich. Er machte sich Sorgen um Harry. Seit mehreren Tagen versuchten die Weasleys und auch Albus selber mit dem Jungen Kontakt aufzunehmen, aber sie erhielten keine Antwort.

Also flog ich jetzt, mitten in der Nacht, über irgendein kleines Nest in England und fragte mich, wie und vor allem wo ich diese verdammten Dursleys finden sollte.

Ich war so in meine Gedanken vertieft, dass ich nicht bemerkte, wie ich schnell an Höhe verlor; die altehrwürdige Eiche, die sich auf meiner Flugbahn befand, bemerkte ich natürlich auch zu spät. Verzweifelt versuchte ich wieder an Höhe zu gewinnen, oder wenigstens anzuhalten - aber vergeblich. Mein Flug nahm deswegen ein ziemlich jähes Ende im Geäst der alten Eiche, von der ich auf den Boden fiel. Nachdem ich eine Bruchlandung allererster Güte hingelegt hatte - und Gott dankte, dass das niemand gesehen hatte -, rieb ich mir meine schmerzenden Knochen und zupfte die herabrieselnden Blätter aus meinen Haaren und aus meinem Ausschnitt.

Tja, nobody is perfect, dachte ich und stemmte mich immer noch leicht benommen vom Boden hoch, um meine Umgebung in Augenschein zu nehmen.

Ich sah viele kleine Häuser mit Gärten, die irgendwie alle gleich aussahen; einige hatten sogar die gleichen Gartenzwerge vor der Tür stehen. Ich drehte meinen Kopf weiter, eine Schneeeule, noch mehr Gartenzwerge und ein paar Mülltonnen. Also nichts Berauschendes.

Moment! Schneeeule? Tatsächlich!

Vorsichtig ging ich auf das Tier zu, vielleicht war es ja doch eine wilde Eule, obwohl ich das bezweifelte. Eine Schneeeule in England?

Als ich näher kam, bemerkte das Tier mich und flog zu mir. Es war tatsächlich Hedwig

"Hallo, meine Hübsche", gurrte ich leise und kraulte sie dabei, "du kannst mir nicht vielleicht zeigen wo dein Herr wohnt?"

Hedwig breitete ihre Flügel aus und flog voran, ich tat es ihr gleich und folgte ihr. Hoffentlich sah jetzt kein Muggel aus dem Fenster.

Wie sich herausstellte, war ich gar nicht soweit von dem Haus der Dursleys entfernt gewesen; nur ungefähr fünf Minuten Luftlinie.

Und da ich von Natur aus etwas verwöhnt war, hatte ich natürlich keine Lust die Nacht draußen zu verbringen und so beschloss ich, mir einfach Zutritt zu dem Haus zu verschaffen, allerdings durch die Hintertür. Also stieg ich über den kleinen Gartenzaun und lief um das Haus herum.

Schon auf halber Strecke bemerkte ich einen seltsamen Geruch und ich musste unwillkürlich an das Labor von Severus denken. Als ich um die nächste Ecke bog, erkannte ich die Quelle des Geruchs; etwas weiter hinten im Garten schwelte etwas vor sich hin.

Das war aber nicht sehr vorsichtig von den Dursleys, bei dieser Trockenheit ein Feuer zu entfachen. Langsam trat ich näher heran, um die Glut zu löschen - schließlich hatte ich keine Lust, dass mir das Haus in der Nacht über dem Kopf abbrannte -, und erkannte dabei etwas Seltsames.

Ich bückte mich, um die Glut etwas näher zu inspizieren und erkannte dabei Seiten aus einem Buch - und ich hätte meine Flügel darauf verwettet, dass es sich dabei ursprünglich um ein Zauberbuch gehandelt hatte. Darum konnten die Weasleys und Albus den Jungen also nicht erreichen. Nun gut! Mit einem Wink meines Fingers löschte ich die Glut und ging zur Hintertür des Hauses, die ich mit ein paar Funken öffnete. Leise betrat ich das Haus und machte mich auf die Suche nach einem geeigneten Raum, um noch etwas schlafen zu können.

Und im Flur passierte es dann; ich erschrak mich beinahe zu Tode.

Dort, an der gegenüberliegenden Wand hing ein Gemälde, dass offensichtlich einen ungefähr siebzehnjährigen Jungen darstellen sollte, aber ich sah lediglich einen fetten, unförmigen Fleischkloss. So eine Kreatur konnte wirklich nur eine Mutter lieben; das heißt, wenn sie die Geburt von diesem Kloß überhaupt überlebt hatte. Ich war mir nämlich nicht sicher, ob eine natürliche Geburt bei so einem Fleischberg überhaupt möglich war.

Dieses Bild mühsam aus meinem Kopf verdrängend, schlich ich mich ins Wohnzimmer, ließ mich auf das nächste Sofa fallen, streckte meine Füße auf den Tisch und verbarg meinen Körper unter den Flügeln, um noch ein wenig zu schlafen

Aus der Sicht von Petunia Dursley

Wie jeden Morgen stand ich um sechs Uhr auf und ging in die Küche, um Frühstück für meinen Mann und meinen kleinen, süßen Wonneknubbel zu machen. Ach ja, und auch noch für dieses anormale Individuum, dass Dudleys Zimmer mit Beschlag belegte.

Trotzdem, dass erste Mal in meinem Leben war ich froh, dass der Bengel da war. Durch ihn hatten wir nun endlich etwas mehr Geld in der Haushaltskasse und konnten uns einige lebensnotwendige Dinge, wie zum Beispiel Kaviar, Lachs, Champagner, teure Kleider und natürlich wichtige Spielsachen für meinen Hasi-Schnucki-Putzi, leisten.

Um halb sieben ging ich nach oben, um diesen Nichtsnutz von einem Neffen aus dem Bett zu werfen. Vernon war ebenfalls schon auf den Beinen, wie ich an den Geräuschen erkannte; lediglich mein Dudley schlief noch, aber das hatte er sich auch verdient, nachdem die Lehrer ihn so gequält hatten.

Als ich wieder in die Küche ging, saß mein schrecklicher Neffe bereits am Tisch und kaute an einer Scheibe Toast. Wie üblich ignorierte ich ihn.

Fünf Minuten später kam Vernon die Treppe herunter und gab mir ein Küsschen auf die Wange.

"Petunia, weißt du wo meine neuen Schuhe sind?"

"Aber natürlich Liebling, sie sind in der Stube, warte einen Augenblick. Ich hol sie dir."

Mit diesen Worten verließ ich die Küche und ging zum Wohnzimmer. Auf dem Weg dorthin blieb mein Blick auf dem stolzen Gemälde von Dudley hängen und unwillkürlich traten mir die Tränen in die Augen.

Die Zeit verging so schnell. Bald würde mein Dudders eine eigene Familie gründen und ich würde vielleicht Oma werden.

Mühsam unterdrückte ich ein Schluchzen. Bis jetzt hatte Vernon zwar noch keine geeignete Heiratskandidatin für seinen Stammhalter gefunden, aber das würde schon werden. Vernon hatte mir erzählt, dass einige seiner Investoren ganz reizende Töchter hatten. Immer noch von meinen mütterlichen Gefühlen gefangengenommen, öffnete ich die Tür zum Wohnzimmer und glaubte zunächst an eine Fata Morgana.

Dort, auf meinem Sofa, saß eine Frau - zumindest glaubte ich, dass es eine war, denn aus ihren Rücken ragten Flügel -, und hatte ihre Füße auf meinen Tisch gelegt.

Jetzt grinste sie mich fies an.

"Ich habe mich schon gefragt, wann sie mich endlich bemerken. Also, was halten sie davon mir mein Frühstück zu bringen?"

Einen Moment war ich fassungslos, dann fing ich an zu schreien.

Aus der Sicht von Harry Potter

Onkel Vernon wollte mir gerade wieder einen Vortrag über Benehmen am Arbeitsplatz halten, als ich es hörte.

"VERNON, VERNON, KOMM SCHNELL ... HILFE ... HILFE!"

Tante Petunia schrie wie am Spieß. Onkel Vernon hielt mitten in seinen Bewegungen inne und sprang dann auf, um zum Wohnzimmer zu hetzen. Ein erdbebengleiches Geräusch kündigte auch Dudleys baldige Ankunft an.

Ich wartete noch bis Dudley an mir vorbeirannte und machte mich dann auf den Weg zum Wohnzimmer. Wahrscheinlich hatte Tante Petunia wieder eine Spinne gesehen.

Aber was ich dann sah, verschlug mir den Atem - vor Freude. Sämtliche Dursleys standen wie versteinert an der Wand und ihnen gegenüber saß - Demona.

Ich konnte mein Glück kaum fassen, also hatte sie bemerkt, dass ich in Schwierigkeiten steckte.

"Demona!" Ohne weiter zu überlegen, rannte ich auf sie zu und warf mich ihr um den Hals. Das mag bei einem siebzehnjährigen Jungen zwar bescheuert aussehen, aber das war mir im Moment vollkommen egal; Demona war da und das bedeutete, ich würde doch nach Hogwarts gehen.

"Hallo Harry! Schön dich wieder zusehen!", sagte sie und lächelte mich an. "Und nun zu ihnen." Demona hatte sich an die Dursleys gewandt, die immer noch an der Wand standen.

"Ich fürchte, ich habe mich noch nicht vorgestellt. Mein Name ist Demona. Ich bin Harrys Wächterin, oder wie ihr Menschen auch zu sagen pflegt 'Harrys Schutzengel'. Ich bin hier, weil Harrys Freunde sich gewundert haben, warum er nicht auf ihre Briefe antwortet. Also können sie mir das freundlicherweise erklären?"

Natürlich konnten sie nicht.

"Na schön", sagte sie mit den Schultern zuckend. "Ich gehe jetzt mit Harry ein wenig spazieren, und wenn wir wieder zurückkommen, dann erwarte ich eine Antwort."

Jetzt kam allerdings Leben in Onkel Vernon. "Der ... der Junge ... g...g... geht nirgendwohin. Er m... m... muss gleich zur Arbeit."

"Arbeit? Harry, du arbeitest?", fragte sie ehrlich erstaunt und ich erklärte ihr mit kurzen Sätzen was seit Beginn der Ferien alles geschehen war.

"Oh ... nun wenn das so ist, dann werden sie in diesem Supermarkt anrufen und sagen, dass Harry in Zukunft leider nicht mehr kommen kann! Haben wir uns verstanden?"

Onkel Vernon nickte nur.

"Sehr schön", antwortete Demona und zog mich zur Tür. Kaum hatten wir die Auffahrt betreten, verwandelte sich Demona in eine normale Frau, mit Jeans und schwarzem Hemd.

Ihr kurzer Spaziergang stellte sich als Einkaufsbummel in einer großen Einkaufspassage heraus, wo sie mir erst einmal passende Sachen besorgte.

Aus der Sicht von Demona

Als wir uns langsam wieder dem Haus der Dursleys näherten, machte ich mir ernsthafte Gedanken darüber, was ich gleich machen sollte.

Albus hatte mir gesagt, dass ich Harry gleich mitnehmen solle, wenn die Dursleys ihn schlecht behandelten - und zwar für immer. Er hatte mir auch ziemlich viel Geld gegeben, damit ich die Dursleys für die Unkosten entschädigen konnte. Und gerade das war es, was mir Kopfzerbrechen bereitete.

Ich wusste aus Erfahrung, dass Lehrer auf Hogwarts nicht viel verdienten; Albus bildete da keine Ausnahme. Er bekam zwar mehr Gehalt als die anderen Lehrer, aber das war auch nur etwas mehr.

Die Lehrer aber hatten dafür auch Kost und Logis vollkommen frei - nicht einmal die Unterrichtsmaterialien mussten sie selbst bezahlen -, da wurde das geringe Gehalt gerne in Kauf genommen.

Ich konnte mir denken, dass Albus seit der Ermordung von Harrys Eltern für diesen Tag gespart hatte. Aber als ich die Tragetasche mit Harry alten Sachen sah und an die verbrannten Schulbücher dachte, kam mir eine Idee und ein fieses Grinsen kroch auf mein Gesicht. Ich war schließlich nicht über 2500 Jahre alt geworden, nur um mich jetzt von ein paar Muggeln aufs Kreuz legen zu lassen.

Im Haus angekommen, befahl ich die gesamte Familie wieder ins Wohnzimmer.

Dort angekommen, setzte ich mich und breitete die Bündel Muggelgeld vor mir aus, die ich in Gringotts eingetauscht hatte. Ich konnte förmlich sehen, wie der Bande dabei die Augen übergingen.

"Also", begann ich, "wir wissen es natürlich sehr zu schätzen, dass sie sich all die Jahre um Harry gekümmert haben und möchten sie deswegen für ihre Unkosten entschädigen. Albus hat mir dafür so eine nette Liste zusammengestellt und nach diesen Punkten werde ich sie bezahlen."

Jetzt begann ich damit die unterschiedlichsten und in meinen Augen auch idiotischsten Punkte herunterzuleiern.

"Punkt eins: Entschädigung für die Ernährung von Harry, sowie für Kleidung." Das erste Geldbündel wanderte über den Tisch und ich beobachtete den Familienbullen, wie er das Geld gierig befingerte und gegen das Licht hielt, um zu prüfen, ob es auch tatsächlich echt war. Kopfschüttelnd wandte ich mich wieder meiner Liste zu.

"Punkt zwei: Entschädigung für Geburtstagsfeiern und Besuche in Freizeitparks, Zoos etc." Das nächste Geldbündel glitt über den Tisch und diesmal streckte der Bengel seine fetten Finger danach aus.

"Punkt drei: Entschädigung für ...", ich stutzte, "Zahnfee? Was war denn bitte das? Außerdem das Geld für gute Noten, Lob, Zärtlichkeiten, Teddybären, spontane Geschenke, Friseur, Haare machen, zur Schule fahren, Umarmungen, Gutenachtküsschen, Pflege bei Krankheit und Anfeuern bei Sportturnieren ...", wieder stutzte ich, dieser Punkt war doch wohl nicht ernstgemeint?

"Äh ...", ich räusperte mich, "als letztes ist hier aufgeführt: Verständnis bei gelegentlichem Bettnässen."

An der ruckartigen Bewegung neben mir konnte ich sehen, dass Harry mich schockiert ansah und ich musste an mich halten, um nicht loszuprusten.

Einige der Punkte, die ich gerade vorgelesen hatte, waren wirklich zu lächerlich und ich beschloss Albus bei nächster Gelegenheit zu fragen, wie er es geschafft hatte Direktor von Hogwarts zu werden, aber dann fiel mir ein, dass ich ja dabei gewesen war.

Während ich mich innerlich immer noch über die Liste amüsierte, schob ich das restliche Geld den Dursleys entgegen und ich hätte schwören können, dass ich im Hintergrund eine Registrierkasse klingeln hörte - aber das war wohl nur Einbildung.

"Allerdings gibt es da noch so ein paar Kleinigkeiten, die mich stören", ich schenkte dem Familienoberhaupt ein Lächeln, dass ich sonst nur für einen bestimmten, mir überhaupt nicht wohlgesonnenen Zaubertränkelehrer herauskramte. "Wissen sie, ein paar der Punkte, die ich eben aufgeführt habe, stimmen irgendwie nicht. Ich meine Liebe und Zuneigung haben sie dem Jungen ja wohl überhaupt nicht gegeben, also gibt es dafür auch kein Geld."

Das erste Geldbündel ging wieder in meinen Besitz über. Die nächste halbe Stunde verbrachte ich damit, den Dursleys die Liste noch einmal vorzulesen und ihnen dann Stück für Stück das Geld wieder abzunehmen. Bei ein paar Punkten geriet ich allerdings etwas in die Bredouille, da ich nicht wusste was sie genau bedeuteten. Ich meine, was zum Kuckuck ist denn eine Zahnfee? Und wofür ist sie gut? Und was ist ein Sandmännchen, oder der schwarze Mann? Ich hatte keine Ahnung, aber ich verließ mich einfach auf mein Gefühl, dass die Dursleys nichts der Gleichen getan hatten und eroberte mir das Geld zurück.

Zufrieden registrierte ich, wie die Augen der Dursleys sich weiteten - diesmal aus Enttäuschung.

"So und der letzte Punkt wäre dann: Kleidung. Dafür haben sie ja auch nicht allzu viel ausgegeben, um nicht zu sagen gar nichts. Also, darf ich wohl um das Geld bitten?" Ich sah den fetten Bengel fordernd an, der seine fleischigen Finger um die Papierscheine presste. Es dauerte nicht lange und er ließ das Geld mit einem wimmernden Laut fallen.

Ich grinste zufrieden.

"Gut, das wäre dann glaube ich alles ...", ich tat so, als würde ich langsam aufstehen, nur um mich gleich wieder gespielt erschrocken in das Sofa fallen zu lassen und mir theatralisch an die Stirn zu fassen.

"Das hätte ich ja beinahe vergessen ... ich musste gestern Abend entsetzt feststellen, dass sie sämtliche Schulbücher und sonstige Gegenstände von Harry verbrannt haben. Ich bin sicher, dass sie mit mir darin übereinstimmen, dass sie die Sachen ersetzen müssen. Diese Dinge sind schließlich nicht ihr Eigentum gewesen und sie hatten kein Recht dazu, sie einfach so zu verbrennen."

"Wie ... wie viel macht das denn ungefähr?", fragte der Mann mich zögernd.

"Warten sie einen Augenblick", ich überschlug im Kopf schnell die Summe und nannte sie ihm.

"WAS? So viel? Sind sie noch bei Sinnen? Sie haben wohl den Preis für alle Bücher berechnet!", schrie Mr. Dursley mich an.

"Natürlich habe ich alle Bücher berechnet. Harry braucht alle Bücher, um sich auf seinen Abschluss vorzubereiten. Außerdem sind die Waage, der Kessel und sämtliche Zaubertrankzutaten zerstört worden. Und diese Kristallfläschchen sind auch nicht gerade billig, von den Drachenhauthandschuhen mal ganz zu schweigen. Und sein Besen hat auch ein kleines Vermögen gekostet. Ich kann natürlich verstehen, dass sie das für überteuert halten, aber darüber hätten sie nachdenken sollen, bevor sie mit dem Feuer gespielt haben. Und ich schwöre ihnen, wenn sie nicht zahlen, dann werde ich gewaltig grantig." Bei dem letzten Satz hatte ich mich zu meiner vollen Größe aufgerichtet und nahm meine Kampfgestalt an, das heißt, meine Augen wurden gelb, meine Ohren und meine Eckzähne wurden lang und spitz und aus den Schultern ließ ich meine Flügel hervorbrechen.

"Re...regen sie sich doch nicht gleich so auf ..., ich zahle ja ..., es ist nur so, es ist ... es ist eine Unverschämtheit wie teuer heutzutage Schulbücher sind."

"Ganz meine Meinung", erwiderte ich nur, während ich das Geldbündel von Mr. Dursley in Empfang nahm.

"Nun, da die leidige Frage des Geldes geklärt ist, können wir uns ja langsam zum Aufbruch bereitmachen. Allerdings wäre eine kleine Stärkung nicht schlecht. Der Weg durch die Spiegelwelt ist nicht gerade einfach. Also Mrs. Dursley, wie wäre es, wenn sie Harry und mir ein kleines Abschiedsessen zaubern?"

Ich konnte ihr genau ansehen, dass sie lieber einen Frosch geküsst hätte, als Harry und mich zu bekochen, aber trotzdem fügte sie sich. Mr. Dursley und dieses Schlachtschiff von einem Teenager wollten anscheinend ebenfalls den Raum verlassen, aber ich hielt sie zurück.

Nicht etwa, weil mir an der Gesellschaft von Menschen lag, sondern eher weil ich ein paar Informationen über das Haus brauchte. Wenn ich nämlich vorhatte, diese rückständige Welt über die Spiegelwelt zu verlassen, dann musste ich erst wissen, ob das hier überhaupt möglich war.

Zwei Stunden später

Wider besseren Erwartens hatte diese unmögliche Frau nichts anbrennen lassen; sie kochte sogar recht gut - wenn ich auch von dem Fleisch nicht sonderlich angetan war, da ich Vegetarierin bin, wie alle Mitglieder meines Volkes.

Während des Essens hatte ich mich mit Harry unterhalten und dabei auch gelegentlich versucht, die Dursleys zu ein wenig Konversation zu animieren, was allerdings gründlich daneben ging.

Mittlerweile ging mir dieses gezwungene Beisammensein so auf den Wecker, dass ich beschloss doch eher aufzubrechen und dann etwas Zeit in der Winkelgasse totzuschlagen. Besorgungen mussten wir ja ganz offensichtlich genug machen.

Ich hatte allerdings mehrere Gründe, die mich davon abhielten länger als unbedingt nötig in der Winkelgasse zu verbleiben.

Seit dieser netten Aktion vor den Sommerferien, zeigten sich die Todesser unverschämt oft in der Winkelgasse. Anfangs nur um die Leute zu erschrecken, mittlerweile scheuten sie aber auch vor Angriffen nicht mehr zurück. Deswegen hatte Minerva allen Schulerinnerungen einen Vermerk beigefügt, dass die benötigten Dinge in Hogwarts zu erhalten waren. Die Schüler mussten jetzt zwar zwei Tage eher anreisen, aber dafür liefen sie jedenfalls nicht Gefahr den Todessern zu begegnen. Noch nicht!

Nach einem freundlichem "Danke" meinerseits und einem geknurrtem irgendwas von Seiten der Dursleys ließ ich mich von Harry ins Badezimmer führen - nicht ohne im Vorbeigehen, den Dolch aus der alarmgesicherten Vitrine zu entnehmen.

Im Badezimmer stellte ich mich vor den Spiegel, vergewisserte mich noch kurz, dass Harry alle seine Sachen beisammen hatte und rief dann nach Campaspe, die uns das Tor zur Spiegelwelt öffnete.

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So, das wäre dann der Anfang. Wer wissen will wie's weitergeht schreibt mir ein Review.