Kapitel 3: Schulanfang

Aus der Sicht von Severus Snape

Ich riss meinem Gegner die Kapuze vom Gesicht - und erstarrte. Meine Erwartungen, einen Todesser oder wenigstens einen von Voldemorts Auftragskillern zu entdecken, erfüllte sich nicht, mein Gegner war ja noch nicht einmal männlich wie ich jetzt an den "Erhebungen" feststellte, die sich fest gegen meine Brust drückten.

Vollkommen verwirrt sah ich auf die Frau hinab, die ich mit meinem eigenem Körper fest auf den Boden presste. "Demona", keuchte ich, "was machst du hier?" Ich sprach die Frage ziemlich ruppig aus - unter anderem, weil ich verwirrt und peinlich berührt war und auf diese Weise hoffte, dass Demona meine Verlegenheit nicht bemerken würde.

"Das gleiche könnte ich dich fragen. Aber jetzt geh' endlich runter von mir - du bist schwer", stöhnte sie und da erst wurde mir bewusst, dass ich immer noch auf ihr lag und ihre Hände über ihrem Kopf festhielt. Ruckartig stand ich auf und drehte mich einen Moment von ihr weg um mich wieder zu fangen. Als ich erneut auf sie blickte, lag Demona noch immer am Boden. Anscheinend erwartete sie von mir, dass ich ihr aufhalf.

Ich streckte meiner Kollegin die Hand entgegen, die sie vorsichtig ergriff und zog sie auf die Beine.

Einen Moment stand Demona einfach nur stumm da und beobachtete mich, danach fing sie an ihre Kleidung abzuklopfen.

"Sag mal Severus, was sollte das gerade?" Demona sah mich forschend an, während sie noch immer die Erdklumpen von ihrem Kleid entfernte.

"Ich ... ich weiß es nicht ... ich war ... wohl ... in Gedanken", antwortete ich leise und schenkte Demona einen Blick, der ihr bedeuten sollte nicht weiter zu fragen und zu meinem grenzenlosen Erstaunen stellte sie tatsächlich keine neugierigen Fragen. Trotzdem war mir noch immer unwohl und ich versuchte der Situation die Anspannung zu nehmen, indem ich etwas versuchte, was ich sonst nie tat, ich redete mit ihr.

"Und warum bist du hier?", fragte ich sie, wobei ich den fiesen Unterton leider nicht vollständig aus meiner Stimme verbannen konnte. Gott sei Dank, schien Demona sich daran nicht weiter zu stören.

"Ich bin mit Remus für einen Spaziergang nach Hogsmeade verabredet und habe vor dem Tor auf ihn gewartet als ich dich gesehen habe. Du sahst irgendwie so niedergedrückt aus und ich habe mich gefragt, ob ich irgendwas für dich tun könnte. Aber das hat sich ja anscheinend erledigt", antwortete sie mit einem unverschämten Grinsen.

Ich konnte die Neugier förmlich in ihren Augen blitzen sehen, aber sie fragte nicht weiter nach und dafür war ich ihr sehr dankbar. Ich wäre nicht in der Lage gewesen, mit ihr über meine Probleme zu reden. Eigentlich wollte ich mit niemandem über meine Probleme reden - und schon gar nicht mit Demona Hawks.

"Du solltest deine Verabredung nicht warten lassen", sagte ich ihr als ich Remus aus dem Schloss treten sah, der sich suchend nach seiner Verabredung umsah.

Demona drehte sich um und lächelte.

"Oh, danke! Ich nehme an wir sehen uns morgen beim Frühstück?"

"Ja ... ja ... sicher", knurrte ich sie an.

Demona grinste noch einmal unverschämt fröhlich und lief dann zu Remus. Dieser bot ihr sofort seinen Arm an, den Demona auch freudig ergriff und so machten sie sich lachend auf den Weg nach Hogsmeade.

Wie konnte man nur so gute Laune haben!

In der festen Überzeugung, dass dieser Tag für mich gelaufen wäre, machte ich mich auf den Weg in meine Privaträume, um endlich das machen zu können, was ich seit heute Morgen vorhatte - schlafen!

Aus der Sicht von Albus Dumbledore

Ich stand schon geraume Zeit am Fenster meines Wohnzimmers und starrte auf den See. So bekam ich natürlich auch mit wie Severus müde aus dem Wald gestolpert kam und zum See ging. Das ich an meinem Aussichtsposten stehen blieb nachdem ich gesehen hatte wie Severus sich an den Stamm der Weide gelehnt hatte und dann auf den Boden gerutscht war, hatte nicht etwa etwas mit Neugier zu tun, sondern eher mit aufrichtiger Sorge.

Meistens, wenn Severus von einem Treffen zurückkam, setzte er sich zuerst unter diese Weide - warum das wusste ich nicht, aber ich wusste das Severus diesen Ort schon seit seiner Schulzeit immer wieder aufsuchte.

Nach einem Treffen, dass noch vor den Sommerferien stattfand, hatte er auch zuerst die Weide aufgesucht und war anscheinend darunter eingeschlafen. Natürlich war Severus deswegen am nächsten Morgen unauffindbar - nun, dass Severus erst am Morgen vermisst wurde, war auch mein Fehler, denn ich war ebenfalls eingeschlafen, obwohl ich eigentlich immer auf ihn wartete.

Aber wie auch immer, schlussendlich fanden wir Severus ja doch noch - allerdings hatte er sich eine schwere Lungenentzündung eingefangen und das gepaart mit zahlreichen körperlichen Verletzungen hielt ihn dann zwei Wochen auf der Krankenstation fest.

Damals hatte ich mir schwere Vorwürfe gemacht, nicht besser aufgepasst zu haben und versuchte das wieder gutzumachen, indem ich ihn jetzt beobachte bis er in seinen Räumen war.

Auf diese Weise entging mir natürlich auch nicht die Rangelei, die er ungewollter Weise mit Demona hatte. Anfangs schmunzelte ich darüber, aber dann gewannen die Sorgen wieder die Oberhand; wie weit musste er am Ende sein, wenn er sogar schon in Hogwarts Feinde, Gegner oder Todesser vermutete? Als ich sah, wie er den Weg zu seinen Räumen einschlug, fasste ich einen Entschluss. Ich warf Fawkes noch schnell ein paar Körner in seine Schale und schnappte mir im Gehen die Bonbondose, die Demona mir geschenkt hatte. Aus der Sicht von Severus Snape

Ich hatte wirklich nicht geglaubt, heute noch mein Bett zu sehen, aber jetzt stand es gemütlich und einladend vor mir. Es schien förmlich nach mir zu rufen: "Leg dich hin und schlaf!"

Sehnsüchtig betrachtete ich das große, dunkle Himmelbett mit den vielen Kissen, der grünen Decke und den ebenfalls grünen Vorhängen, die man zuziehen konnte, aber trotzdem beschloss ich erst ein Bad zu nehmen und mich dann mit einem Glas Wein und ein paar Keksen ins Bett zu legen.

Als ich meine Sachen zusammensuchte, fiel mein Blick auf einen Stapel Hefte, die auf meinen Nachttisch lagen und augenblicklich erhellte sich meine Miene. Ich könnte mir ja mal wieder ein paar von diesen Dingern zu Gemüte führen.

Mit erheblich besserer Laune machte ich mich auf den Weg in mein Badezimmer und nahm ein ausgiebiges Bad. Im Nachhinein hatte ich das Gefühl, dass ich es besser hätte wissen müssen. Denn kaum hatte ich mir eine Weinflasche genommen, um mich auf dem Weg in mein Schlafzimmer zu machen und dort noch ein Wenig meiner Lieblingsbeschäftigung zu frönen, klopfte es an die Tür.

Das durfte doch alles nicht wahr sein! hatte man hier denn nirgends seine Ruhe!

"Herein", schrie ich mit dem genervtesten Tonfall, den ich aufbringen konnte und hoffte der ungebetene Besucher würde einfach wieder verschwinden - aber denkste; die Tür öffnete sich und Albus kam herein mit seinem strahlendsten Ersatzpapalächeln.

"Severus, wie schön das ich dich noch antreffe. Ich störe dich doch nicht etwa?"

Und ob du störst, siehst du das nicht?

"Nein, Albus! Natürlich störst du nicht", antwortete ich stattdessen und stöhnte innerlich.

"Sehr schön", strahlte Albus mich an und ließ sich einfach in einem der Sessel an meinem Kamin fallen, wobei er eine bunte Dose auf einen kleinen Tisch neben sich stellte.

Einladend deutete er auf meinen zweiten Sessel.

"Setz dich doch! Die Sessel sind sehr gemütlich."

Wiederwillig kam ich seiner Aufforderung nach und setzte mich zu ihm. In Gedanken ging ich bereits die Möglichkeiten durch wie ich ihn möglichst schnell wieder hier heraus bekam und kam zu dem Schluss, dass Angriff noch immer die beste Verteidigung war.

"Albus, ich bin sicher, du bist nicht hier her gekommen, um mir zu sagen, dass meine Sessel bequem sind - also, was ist los?"

Ich bemerkte wie Albus sich kaum merklich versteifte - offensichtlich suchte er nach geeigneten Worten und wie um sich noch etwas Zeit zu verschaffen, hielt er mir plötzlich die Dose unter die Nase - die, wie ich jetzt erkennen konnte randvoll gefüllt war mit Brausebonbons.

Höflich nahm ich mir eins der Bonbons und sah Albus weiterhin erwartungsvoll an - wenn er schon seine heißgeliebten Brausebonbons mit mir teilte, musste er wirklich etwas Ernstes mit mir zu besprechen haben.

"Also, Severus", begann er langsam, "ich habe über deine Aufgabe nachgedacht ... und bin zu folgendem Schluss gekommen: Ich denke du solltest aufhören zu spionieren, es wird zu gefährlich. Voldemort könnte jeden Moment herausfinden wer der Verräter ist."

Hörte ich da richtig? Albus bat mich tatsächlich meine kleine Nebenbeschäftigung aufzugeben?

"Albus, der dunkle Lord hat noch keinen Verdacht geschöpft, ich kann noch gefahrlos weiterspionieren."

Verdammt! Was redete ich da eigentlich? Noch vor wenigen Stunden hatte ich Blut und Wasser geschwitzt und jetzt erzählte ich Albus tatsächlich, dass noch keine Gefahr bestünde. War ich jetzt komplett durchgedreht?

Mein Gegenüber sah mich nach meiner Antwort zweifelnd an.

"Severus, du musst das nicht tun! Ich habe genug andere Möglichkeiten, um an Informationen zu kommen."

"Mit anderen Worten also: Ich bin überflüssig!", konterte ich sarkastisch. Ich wusste, dass diese Reaktion von mir völlig unberechtigt war, aber irgendwie musste ich meine aufgestauten Gefühle loswerden - und Albus kam mir dafür gerade gelegen.

Trotzdem meldete sich bei mir der Anflug eines schlechten Gewissens, als Albus mich verletzt ansah.

"Severus, ich mache mir doch bloß Sorgen um dich", redete Albus leise weiter.

"Das brauchst du nicht", entgegnete ich barsch, "und jetzt wäre ich dir sehr dankbar, wenn du meine Räume verlassen würdest - ich möchte mich hinlegen."

Ich sah, dass Albus anscheinend widersprechen wollte, aber ich ließ ihn gar nicht erst zu Wort kommen und schob ihn zur Tür. Mit sehr viel Selbstherrschung konnte ich mich noch dazu durchringen, ihm eine Gute Nacht zu wünschen und schlug ihm dann die Tür vor der Nase zu.

Endlich Ruhe!



Einige Wochen später, aus der Sicht von Albus Dumbledore

Lächelnd sah ich auf die vielen Schüler, die gerade in die Große Halle strömten. Die Schule hatte vor wenigen Wochen wieder begonnen und langsam stellte sich der alte Trott wieder ein - auch wenn die meisten Schüler darüber herzlich wenig entzückt waren. Aber das war halt das Leben eines Schülers - davon mal abgesehen, ging es den meisten Lehrern auch nicht besser.

Professor Sprout zum Beispiel, schwärmte seit Schulbeginn von der Costa Brava, Barcelona, der Sagrada familia und anderen Sehenswürdigkeiten, die sie in Spanien besichtigt hatte. Sybill dagegen erzählte jedem von ihrem Verlobten. Mittlerweile nahmen die Lehrer deswegen schon vor ihr Reißaus - zu meiner Schande musste ich gestehen, dass ich auch zu denen gehörte, die vor ihr geflüchtet waren.

Meine Hauptsorge galt aber im Moment nicht, wie ich am besten vor Sybill davonlaufen konnte, sondern wie ich einen gewissen Severus Snape in die Finger bekam. Der gute Junge wich mir nämlich seit unserem Gespräch, in dem ich ihm angeboten hatte seine Spionagetätigkeit hinzuwerfen, sehr gekonnt aus.

Anfangs hatte ich noch Remus gebeten mit Severus zu reden, denn seit ihrer gemeinsamen Zeit in Azkaban hatte sich zwischen beiden Männern eine zerbrechliche Freundschaft entwickelt. Aber auch dieser Plan ging daneben.

Danach versuchte ich Severus bei den täglichen Essen zu erwischen, aber irgendwie fand er immer ein Loch um mir zu entwischen.

Mittlerweile machte ich mir ernsthafte Sorgen um ihn. Severus aß kaum noch etwas, außerdem schlief er zu wenig und dann geriet er sich auch noch mindestens einmal am Tag mit Demona in die Haare. Und genau diese Streitereien verurteilten meinen zweiten Plan, mit dem ich vorhatte Demona und Severus dazu zu bringen mehr Zeit miteinander zu verbringen, von vornherein zum Scheitern. Es war wirklich zum Mäuse melken.

Aber heute Abend würde ich ihn erwischen und wenn es das Letzte war, was ich tat.

Mit grimmiger Entschlossenheit beugte ich mich nach hinten, weil ich bemerkte, dass Severus gerade durch die Lehrertür in die Große Halle kam.

"Severus!" Ich sah, wie er zusammenzuckte, als er seinen Namen hörte.

"Ja, Albus?", fragte er genervt.

"Ich möchte dich bitten heute Abend so gegen neun in meinem Büro vorbeizukommen. Es gibt einiges zu besprechen wegen deinem Lehrplan."

Deutlich konnte ich erkennen, wie wenig Severus der Sinn danach stand sich heute Abend noch mit mir zu treffen, aber trotzdem sagte er zu. Severus wusste genau so gut wie ich, dass er nicht einfach vor versammelter Lehrerschaft eine Bitte des Direktors abschlagen konnte.

Für den Rest des Abendessens führte ich eine sehr unterhaltsame Vierecksunterhaltung mit Demona, Remus und Minerva.

Abwechselnd erzählten wir witzige Anekdoten aus unserem Unterricht, wo vor allen Dingen ich der allgemeine Gegenstand des Gelächters war, denn Dank Demona wurde ich an alle Peinlichkeiten erinnert, die mir während meiner ersten Lehrjahre wiederfahren waren. Nichts desto Trotz genoss ich die Unterhaltung sehr.



Aus der Sicht von Severus Snape

Wundervoll, einfach grandios, besser konnte der Tag doch gar nicht mehr enden. Nicht genug, dass ich mich den ganzen Vormittag mit ein paar vollkommen inkompetenten Schülern herumgeärgert hatte, wobei es ein Hufflepuff geschafft hatte nicht nur den Kessel aufzulösen, sondern auch beinahe mich. Dieser Tölpel hatte sich so sehr erschreckt, dass er den verbliebenen Inhalt seines Kessels durch die ganze Klasse geschleudert hatte und dieser beinahe punktgenau auf meiner Robe landete. Hätte ich nicht so schnell reagiert und meine Robe ausgezogen, hätte ich mich auch von einigen meiner Körperteile verabschieden können.

Nein, der Tag war wirklich nicht gut gelaufen und jetzt hatte Albus mich auch noch in sein Büro bestellt. Herrlich, einfach herrlich!

Ich konnte mir schon denken, was passieren würde. Stundenlanges, sentimentales Herumgeschwafel von Albus, wobei er mir erklären würde, was für Sorgen er sich um mich machte und das meine Aufgabe mittlerweile zu gefährlich werden würde.

Wütend ließ ich mich auf meinem Platz nieder und schnappte mir ein Brötchen. Die verstörten Blicke meiner Sitznachbarin ignorierte ich einfach.

Während ich das Brötchen fachgerecht massakrierte, dachte ich weiter über das Gespräch nach. Rein prinzipiell stimmte ich Dumbledore nämlich zu, das Spionieren wurde allmählich wirklich gefährlich, aber mein Stolz ließ es nie im Leben zu, dass ich Albus das sagen würde. Und überhaupt, niemand machte mich Sorgen um mich, Albus' einzige Beweggründe waren, dass er sich dann nach einem Zaubertränke- und Hauslehrer für Slytherin umsehen musste, und um beide Jobs riss sich im Moment niemand.

Zaubertränke war den meisten zu vielschichtig und kompliziert und Slytherin - na, da musste ich wohl nichts zu sagen.

Als ich jetzt wieder aufblickte, um mein Brötchen zu schmieren, musste ich feststellen, dass das nicht mehr möglich war. Während meiner Überlegungen hatte ich mein Brötchen so bearbeitet, dass es jetzt bestenfalls noch als Vogelfutter zu gebrauchen war.

Stöhnend sah ich auf die Bescherung. Das konnte ja überhaupt nicht mehr besser werden.

"Hier, es sind noch welche da!" Leicht verwirrt drehte ich mich und erkannte Demona, die mir den Brötchenkorb entgegenhielt. Erst wollte ich aus Prinzip keins nehmen, aber mein Magen war da anderer Meinung, also griff ich mit einem geknurrtem "Danke" in den Korb und begann diesmal mein Brötchen wirklich zu schmieren.

Einige Stunden später

Immer noch schlecht gelaunt, machte ich mich auf den Weg zum Büro des Schulleiters. Dort angekommen, ließ ich mich ohne irgendein Wort in einen Sessel fallen und versuchte möglichst unbeteiligt und genervt auszusehen, damit Albus mich sofort wieder fortschicken würde.

Nur leider kannte Albus mich so gut, dass er sich durch meine ablehnende Haltung nicht einschüchtern ließ.

Also bereite ich mich innerlich auf mehrere Stunden intensive Seelsorge vor.

Und tatsächlich, Albus versuchte mich zu bequatschen, meine Doppelrolle aufzugeben. An und für sich würde ich das wirklich liebend gerne tun, aber diese Aufgabe gab mir das Gefühl wirklich nützlich zu sein, es war etwas, dass durch niemand anderen ausgeführt werden konnte und ich hatte Angst nutzlos zu sein, wenn ich diesen Auftrag nicht mehr hatte.

Ich hatte mich in den vergangen Jahren schon öfters gefragt, warum Albus mich nicht einfach feuerte und jemanden einstellte, der nicht so eine finstere und erschreckende Vergangenheit hatte wie ich. Anfragen hatte es in den letzten Jahren genug gegeben, aber der Direktor hatte jede einzelne abgelehnt. Die Antwort darauf erhielt ich auch beinahe zeitgleich mit der Fragestellung. Albus hatte sich damals für mich verbürgt, und außerdem war mein Arbeitsvertrag unkündbar - eine Klausel mit der ich mir ins eigene Fleisch geschnitten hatte, denn ich hatte damals die Bedingungen des Arbeitsvertrages diktiert. Gott war ich ein Idiot.

"Severus, hörst du mir überhaupt zu?", drang die Stimme von Albus an mein Ohr und mir wurde bewusst, dass ich nichts von dem, was er mir in der letzten Stunde erzählte, behalten hatte.

"Tut mir leid Albus, aber ... oh Verdammt!" Leise fluchend, griff ich nach meinem linken Unterarm. Warum musste Voldemort mich gerade jetzt rufen?

"Ich geh dann jetzt besser, Voldemort wartet nicht gern." Hastig stand ich auf und verließ den Raum.

Albus wollte mich anscheinend noch aufhalten und rief mir irgendwas hinterher, aber ich achtete nicht mehr darauf. Vielmehr versuchte ich den immer stärker werdenden Schmerz in meinen Arm, der sich langsam immer weiter hochzog, zu ignorieren und rannte auf den Waldrand zu, um von dort aus zu disapparieren.

Wenige Augenblicke später fand ich mich in einem Raum wieder, der gefüllt war mit Todessern. Einen Moment blinzelte ich, der dunkle Lord schien heute Abend alle seine Anhänger um sich geschart zu haben. Warum wohl?

Aus der Sicht von Albus Dumbledore

Fassungslos starrte ich auf die Tür, durch die Severus soeben verschwunden war. Wieso hörte der Junge eigentlich nicht auf mich?

Langsam ging ich zu meinem Platz zurück und sah auf die Uhr. Es war genau zehn. Hoffentlich ... hoffentlich hatte Severus Recht und der dunkle Lord hatte tatsächlich noch keinen Verdacht geschöpft.

Wieder sah ich auf die Uhr ... 30 Sekunden waren vergangen. Das würde eine lange Nacht werden, denn da ich nichts besseres zu tun hatte und sowieso nicht einschlafen würde, beschloss ich auf Severus zu warten.

Ich holte mir ein Buch aus dem Regal, ebenso eine Flasche Wein und öffnete die Dose Brausebonbons, in die ich beinahe minütlich griff.

Gegen Mitternacht war ich leicht beunruhigt, allerdings waren erst zwei Stunden vergangen und wer wusste schon, was Voldemort heute Nacht plante.

Um zwei Uhr war meine Beunruhigung leicht angestiegen - immer noch kein Zeichen von ihm - gegen drei Uhr machte ich mir Sorgen, gegen vier Uhr wuchsen meine Sorgen ins Unermessliche und um fünf ging ich runter in die Kerker, um nachzusehen, ob er nicht vielleicht zurückgekommen war, ohne mir Bescheid zu geben und gleich in sein Schlafzimmer gegangen war.

Vor seiner Tür angekommen, verharrte ich einen Moment und öffnete sie dann mit ein paar gut gewählten Flüchen.

Leise betrat ich seinen Wohnraum und entzündete ein paar Kerzen, um besser sehen zu können. Die Tür zum Schlafzimmer anvisierend ging ich los, zu meinem Entsetzen, musste ich aber feststellen, dass sein Bett vollkommen unberührt war.

Von einem leichten Anflug von Panik gepackt, drehte ich mich um und untersuchte die anderen Räume - leer.

Jetzt - mit einem gewaltigen Anflug von Panik - rannte ich zu Demonas Büro. Vielleicht konnte uns ihr Spiegel weiterhelfen.

In ihrem Büro angekommen, drehte ich mich im Kreis - wo verdammt noch mal, war doch gleich ihr Schlafzimmer? Warum benutzte die Frau keine Türen wie jeder andere auch oder befestigte jedenfalls kleine Schilder an der Wand.

"DEMONA!" Ich konnte mich einfach nicht daran erinnern, also rief ich sie, "DEMONA, verdammt noch mal, komm her!"

Gerade als ich erneut nach ihr rufen wollte, hörte ich sie und nur wenige Augenblicke später kam sie, in einem seidenem Morgenmantel gehüllt, durch den Kamin gelaufen.

Natürlich! Der Kamin!

"Albus, ich hoffe es ist wirklich wichtig", knurrte sie, "ansonsten erlebst du nämlich gleich königlichen Ärger."

"Demona ... dein Spiegel ... Severus ... nicht zurückgekommen ... verschwunden ..." Moment, so verstand sie ganz gewiss nichts, ihr verwirrter Gesichtsausdruck bestätigte mich auch sogleich in meiner Annahme.

"Severus ist gestern um zehn Uhr gerufen worden und seitdem nicht wieder aufgetaucht. In seinen Räumen ist er auch nicht und deswegen dachte ich, dass du diesen verflixten Spiegel benutzen kannst, um herauszufinden wo er sich aufhält."

Demona hatte mir aufmerksam zugehört und kaute jetzt nachdenklich auf ihrer Unterlippe. Außerdem glaubte ich auch einen Moment lang, so etwas wie Sorge in ihren Augen aufblitzen zu sehen.

"Wir können es ja probieren ... aber ich garantiere für nichts ... außerdem ...", fuhr sie leise fort, "habe ich Angst vor dem, was wir vielleicht sehen werden ..."

Langsam war sie vor ihren Spiegel gelaufen und flüsterte jetzt eine Beschwörungsformel. Ich sah ihr über die Schulter und konnte sehen wie Nebelschwaden über die Oberfläche wirbelten. Aber ich sah keinen Severus.

"Demona, was bedeutet das, normalerweise hast du doch sofort ein Bild!", sagte ich während eine düstere Vorahnung von mir Besitz ergriff.

Sie drehte sich steif zu mir um und sah mich aus toten, emotionslosen Augen an.

"Das bedeutet entweder, dass Severus sich gegenwärtig an einem Ort befindet, zu dem ich keinen Zugang habe oder es bedeutet ...das ... Severus ... tot ... ist."







Und da bin ich wieder! Also ein paar Reviews und das nächste Kapitel wird in den nächsten Tagen hochgeladen. Versprochen. ^^