Kapitel 6: Wohnungssuche
Ada: Leute, ich bin stolz auf euch. So viele Reviews ... ich bin ganz gerührt. *heul*
@ Severinasnape: ich hoffe, du musstest nicht wirklich aufs Essen verzichten? Und deine Stimme ist doch hoffentlich auch wieder da!
@ Severin: Nein, du hast nichts überlesen. Die Anmerkung mit dem Animagus steht im Disclaimer. Und verzählt hast du dich auch nicht *g* deswegen kommt hier auch wie versprochen das nächste Kapitel.
@ all: Also, vielen, vielen lieben Dank für die zahlreichen Reviews. Es sind sogar die ein oder anderen dabei, die wollen, dass Sev am Leben bleibt ... he he, mal sehen! Vielleicht ... Vielleicht auch nicht ...
Aus der Sicht von Demona
Vor einer halben Stunde hatte ich meinen letzten Unterricht für diesen wirklich miserablen Tag beendet und eigentlich hatte ich vorgehabt ein wenig auszufliegen, um meine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen.
Severus' Finger auf meinen Frühstücksteller heute Morgen ließ mich einfach nicht los. Immer und immer wieder sah ich wie der Finger durch die Explosion auf meinen Teller geschleudert wurde und dort ein wenig herumrollte bis ich den Ring genau vor Augen hatte.
Die Gefühle, die mich in diesem fürchterlichen Augenblick durchströmten, waren nicht wiederzugeben. Sie gingen von Fassungslosigkeit bis hin zu hysterischem Lachen, welches ich glücklicherweise unterdrücken konnte.
Und dann ... diese Übelkeit, die von meinem Körper Besitz ergriff. Unbeschreiblich ... und da wurde meinem Volk nachgesagt es wäre grausam - obwohl ... ich musste zugeben, dass ich schon mehr abgetrennte Körperteile gesehen hatte und dass ich zeitweise auch der Grund dafür gewesen war, dass sie ihren Besitzer verließen ... also wieso brachte mich dieser kleine Finger so aus der Fassung?
Aber wie auch immer, langsam ging ich die Treppen zu meinem Büro hinauf, nur um dort herauszufinden, dass aus meinem kleinen Ausflug nichts wurde.
Eine endlose Schlange Schüler stand vor meiner Bürotür und wartete auf mein Kommen.
Bravo! Fantastisch! Einfach genial! Das war genau die Krönung für diesen unglaublichen Tag!
Trotzdem, da musste ich durch. Als ich die letzten Meter bis zu meinem Büro zurücklegte, sah ich zufällig aus einem der Turmfenster und stutzte.
Eine kleine hellblonde Gestalt rannte wie vom Teufel besessen zum See. Ich hätte meine Sinne gerne eingehender mit diesem Schüler beschäftigt, wurde aber in diesem Moment von einigen Hufflepuffs in die Mangel genommen, die alle zuerst eine Beratungsstunde bei mir haben wollten.
-Mehrere Stunden später-
Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Über fünf Stunden lang hatte ich mit den Schülern gesprochen, ihnen zugehört und Ratschläge erteilt. Ich hoffte wirklich, dass das einigen von ihnen helfen würde.
Meine Gedanken waren während der Gespräche aber immer wieder zu dem Schüler abgeschweift, den ich zum See hatte rennen sehen.
Ich sah es schon kommen, dass ich in dieser Nacht überhaupt keine Ruhe finden würde, wenn ich nicht nachsah, ob der Schüler noch gesund und munter war, also stand ich auf und lief durch die Dunkelheit zum See.
Ich erkannte das weißblonde Haar der gesuchten Person schon von weitem, Draco Malfoy! Er saß an einen Stein gelehnt, den Kopf in den Armen vergraben und gab keinen Mucks von sich.
"Mr. Malfoy?", fragte ich leise in seine Richtung, "geht es ihnen gut?"
Langsam hob der Junge den Kopf und sah mich aus glasigen Augen an, erst schien es so als wolle er mich ignorieren, aber dann fing er doch an kaum hörbar zu sprechen.
"Mir geht es gut ... ich habe schließlich noch alle meine Finger!"
Ich versteifte mich, Albus und die anderen Lehrer hatten vermutet, dass keiner der Schüler etwas von dem Schauspiel heute Morgen mitbekommen hatte. Aber offensichtlich waren einige Schüler doch aufmerksamer als die Lehrer dachten.
Die Schüler, die heute Nachmittag bei mir waren, wollten auch hauptsächlich von mir erfahren warum sich ausgerechnet Severus Snape als Spion gemeldet hatte.
"Sie wissen es?"
"Das Gekreische von Professor Sinistra war ja nicht zu überhören", war die eintönige Antwort.
"Möchten sie darüber reden?", fragte ich vorsichtig.
"Was gibt es da zu reden? Durch reden kann man Dinge nicht ungeschehen machen, oder?" Wütend war er aufgesprungen und funkelte mich jetzt zornig an. Er wollte anscheinend noch irgendetwas sagen, überlegte es sich aber anders und stürmte zum Schloss.
Seufzend blieb ich zurück und betrachtete die Sterne.
Da würde noch einiges an Arbeit auf mich zu kommen.
Ob Draco wohl wusste wie sehr er vom Verhalten her Professor Snape ähnelte?
Apropos Snape, Dumbledore hatte seine Eltern benachrichtigt; bis jetzt hatten sie noch nicht geantwortet, aber ich war mir sicher, dass wenigstens einer von ihnen kommen würde. Ich hatte die Snapes nur wenige Male getroffen; das erste Mal war bei dem Abschluss von Severin gewesen und das zweite Mal als Severus in seinem zweiten Jahr etwas Verzweifeltes angestellt hatte.
Damals hätte ich Albus am liebsten erwürgt. Einmal, ein einziges Mal hatte ich ihm die Verantwortung für die Slytherins übergeben, weil ich geschäftlich wegmusste und dann so was.
Ein Windböe blies mir ins Gesicht und ich beschloss wieder zum Schloss zurückzugehen.
Aus der Sicht von Albus Dumbledore
Mittlerweile war die Woche beinahe um und ich musste mich damit herumschlagen, einen neuen Zaubertränkelehrer einzustellen. Bewusst hatte ich diese Aufgabe so lange wie möglich vor mir hergeschoben, in der Hoffnung Severus würde eines Morgens wieder vor mir stehen. Selbst nachdem mir die Finger gesendet wurden, hatte ich diese irrwitzige Hoffnung nicht aufgegeben.
Aber jetzt musste ich mich der Realität stellen. Die Schüler hatten ein Recht auf Unterricht, außerdem erhielt eine Klassenstufe dieses Jahr wieder seine ZAGs und brauchte deswegen den Zaubertrankunterricht.
Aus diesem Grund hatte ich mich heute Morgen an meinen Schreibtisch gesetzt und mehrere Eulen beantwortet. Mittlerweile hatte ich auch schon einige Antworten erhalten, und alle lauteten gleich.
´Keiner der Lehrer traute sich in die Fußstapfen von Severus Snape zu treten.`
Gegen Abend war nur noch eine Anfrage auf meinem Schreibtisch übrig. Diese hatte ich ganz bewusst bis ganz nach unten gelegt, weil mir der Kerl von vornherein unsympathisch gewesen war. Außerdem war er bei Weitem nicht so qualifiziert wie Severus.
Ich seufzte.
Aber das war wohl niemand.
Also blieb mir nichts weiter übrig, als den Brief zu beantworten. Rupert Rascal, so der Name des Bewerbers, war auch sofort Feuer und Flamme und beteuerte mir enthusiastisch er würde gleich am Freitag in Hogwarts eintreffen, damit er sich einleben und seinen Unterricht vorbereiten könne.
Freitag ... das war in zwei Tagen. Bis dahin musste ich ein Quartier für ihn gefunden haben. Alle Wohnräume waren momentan besetzt ... na ja ... nicht alle ... leider! Wie ich es auch drehte und wendete ... ich musste ihm Severus' Privaträume geben und sein Büro.
Ich würde mit Minerva und Demona reden müssen, damit sie Severus' Büro ausräumten. Professor Rascal konnte ja von mir aus die Räume haben ... aber ganz gewiss nicht die persönlichen Dinge seines Vorgängers.
Nach diesem Entschluss erhob ich mich aus meinem Sessel und machte mich auf die Suche nach den beiden Frauen.
Schlussendlich fand ich sie in den Privaträumen von Remus, wo sie gemeinsam mit ihm Rotwein tranken. Remus forderte mich auf, mich zu ihnen zu gesellen und ich setzte mich in einen Sessel, der gegenüber von Demona stand und ließ mir von Minerva ein Glas Wein einschenken.
Wir unterhielten uns noch eine Weile über belanglose Dinge und als Minerva nach einer belastenden Pause mit dem Wetter anfing, beschloss ich, ihnen den eigentlichen Grund meines Kommens zu nennen.
Wie nicht anders zu erwarten, waren sie alles andere als begeistert.
"Albus, ich bitte dich", fing Minerva an, "es gibt hier im Schloss so viele Räume, da wird sich doch einer für Professor Rascal finden lassen."
Demona und Remus nickten zustimmend.
"Ich fürchte nein. Ich bin wirklich alle Möglichkeiten durchgegangen, aber alle anderen Räume sind entweder zu klein oder unbewohnbar. Ihr wisst genau so gut wie ich, dass die Geister einige Räume mit Beschlag belegen."
"Dann bekommt er eben einen kleinen Raum", fauchte Demona.
"Demona, der Mann muss hier immerhin das ganze Jahr über leben. Da können wir ihn wohl kaum in eine Besenkammer sperren", erklärte ich ihr.
"Und warum nicht?", war die trotzige Antwort.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Demona, nur weil die Besenkammern bei dir Zuhause aussehen wie eine Imitation des Buckingham Palace heißt das noch lange nicht, dass das auch bei uns so ist."
Demona blitzte mich wütend an.
"So schlimm ist es bei uns nun auch wieder nicht ... wir haben nämlich keine Besenkammern."
"Wie dem auch sei, Minerva, Demona, ich möchte euch bitten, bis Freitag Severus' Wohnung auszuräumen. Wärt ihr so nett?"
"Sicher doch", antwortete Minerva, während von Demona nur ein gefährliches Knurren kam. Erst nachdem Remus sie anschubste gab sie mir eine Antwort.
"Ist ja schon gut, ich werde dabei helfen, aber glaub ja nicht, dass ich ein Willkommensschild über der Tür befestige."
"Das hätte ich auch niemals von dir verlangt", antwortete ich leise lächelnd und verließ den Raum durch die Tür.
Das wäre geschafft, nun blieb nur noch abzuwarten wie sich der neue Lehrer verhielt.
Aus der Sicht von Draco Malfoy
Es war Donnerstagmittag. Strahlender Sonnenschein. Strahlende Schüler. Alles schien zu strahlen.
Dumbledore hatte heute verkündet, dass es ab Dienstag einen neuen Lehrer für Zaubertränke gab - Rupert Rascal. Allein der Name hörte sich in meinen Ohren schon abstoßend an.
Die Ravenclaws jedoch waren begeistert gewesen. Endlich wieder Zaubertränke lernen - nicht bei Snape.
Ich schnaubte. Professor Snape war der beste Lehrer für dieses Fach. Auch mein Vater hatte immer wieder betont, dass ich in seinem Unterricht gut aufpassen sollte.
Ich hatte immer geglaubt, Vater würde Professor Snape mögen und jetzt war er wahrscheinlich für die Folterung meines Hauslehrers zuständig.
Warum? Warum, war Professor Snape ein Spion ... ein Verräter ... warum hatte er das getan? Mein Vater hatte mir immer erzählt, dass die Seite Voldemorts die richtige Seite sein würde und als ich erfuhr, dass mein Hauslehrer ebenfalls ein Todesser war, wünschte ich mir nichts sehnlicher als ebenfalls zu ihnen zu gehören.
Aber wenn Voldemorts Seite die Gute war, die Siegreiche, warum hatte Professor Snape dann gegen Voldemort gearbeitet? Warum hatte er für Dumbledore gearbeitet? Ich wusste es nicht.
Anfangs hatte ich versucht ihn für diesen Verrat zu hassen und ich hatte mir eingeredet, dass er die Bestrafung durch den Dunklen Lord verdient hatte.
Aber dann kam die Schachtel mit den Fingern und ich begann mich zu fragen, ob überhaupt irgendein Lebewesen diese Behandlung verdient hatte. Danach fing ich an mir Zeitungsartikel über frühere Todesserangriffe aus der Bibliothek zu holen und ich wurde nachdenklich.
Säuglinge waren unter den Opfern, genau wie alte Menschen. Es waren wahllos ausgewählte Muggel gewesen und sehr genau ausgesuchte Zauberer und Hexen. Aber alle hatten eins gemeinsam: Sie waren auf grausame Art und Weise zu Tode gefoltert worden. Ich stieß auch auf die Artikel über die Folterung der Longbottoms und plötzlich empfand ich Mitleid.
Mitleid? Ich wusste gar nicht, dass dieses Wort überhaupt in meinem Sprachgebrauch vorkam. Ich mochte Longbottom oder diesen verdammten Potter dadurch zwar immer noch nicht, aber mir kamen langsam Zweifel.
Zweifel an der Richtigkeit von Voldemorts Zielen und seinen Durchführungsmethoden.
Ich stutzte, als ich mich plötzlich in den Kerkern wiederfand. Während meiner trübseligen Gedanken war ich ohne es zu wollen hierher gelaufen.
Während der letzten Tage war ich mindestens einmal am Tag zu Professor Snapes Büro gelaufen oder vor seine Wohnungstür, die sich ganz in der Nähe befand, und hatte gewartet. Die Tür war immer verschlossen gewesen und ich hatte immer gewartet, dass sich die Tür öffnete und mein Hauslehrer vor mir stand, um mir die Dinge, die ich nicht verstand zu erklären.
Aber diesmal war irgendetwas anders. Ich hörte Stimmen und die Tür zu Professor Snapes Wohnung stand offen.
Aufgeregt und ungläubig blickte ich auf den Lichtschein, der auf den Steinfussboden fiel. War es möglich? War Professor Snape wieder zurück?
Leise schlich ich zur Tür und linste um die Ecke. Doch ich sah keinen Professor Snape. Stattdessen sah ich große Kartons in der Mitte des Raumes stehen und Professor McGonagall und Professor Hawks, die durch den Raum liefen und immer wieder Dinge in die Kartons legten.
Mir stockte der Atem, als mir die ganzen Ausmaße dieser ungeheuerlichen Tat bewusst wurden.
Die Lehrerinnen räumten einfach die Wohnung von Professor Snape aus.
Eine Weile war ich sprachlos und sah den Lehrerinnen, die mich nicht bemerkten, einfach nur zu.
Professor Hawks öffnete gerade eine Tür, die zu den privaten Zutaten von Professor Snape führte und ließ die ganzen Fläschchen, Dosen, Schachteln und Gläser in einen bereitgestellten Karton gleiten.
"Du hast nicht wirklich vor dem neuen Lehrer eine Chance zu geben, oder?", fragte Professor McGonagall auf den grimmigen Gesichtsausdruck ihrer Kollegin hin. "Du hast es erfasst", war die geknurrte Antwort.
Professor Hawks machte sich jetzt auf den Weg in das Schlafzimmer und kam kurz darauf mit den schwarzen Roben und Umhängen und einigen zerfledderten Heften von Professor Snape wieder. Per Magie wurden die Kleidungsstücke ordentlich zusammengefaltet und dann in einen Karton gelegt, der gleich darauf verschlossen wurde. Die Hefte wurden in eine separate Box gelegt.
"Ich glaube einfach nicht, dass er diese Dinger immer noch hat", kicherte Professor McGonagall, "von wann ist diese Ausgabe?"
Professor Hawks warf einen Blick auf das oben liegende Heft.
"Hmmm ist nicht mehr zu erkennen ... aber den Bildern und der Schrift nach, würde ich sagen, dass es ungefähr 10 bis 15 Jahre alt ist. Er hat die Hefte wirklich gut behandelt."
Als sich Professor McGonagall jetzt dem Schrank zuwandte, in dem Professor Snape einige sehr persönliche Dinge aufbewahrte, wurde es mir zu bunt.
Ärgerlich rannte ich in den Raum und stellte mich den erstaunten Lehrerinnen gegenüber. Die Strafarbeit, die ich ganz sicher kassieren würde, ignorierte ich einfach.
"Was glauben sie eigentlich, was sie hier machen? Warum packen sie die Sachen von Professor Snape weg? Sie glauben überhaupt nicht daran, dass er zurückkommt, alles was der Direktor gesagt hat, war gelogen, oder? Sie geben Professor Snape einfach auf. Warum versuchen sie denn nicht wenigstens ihm zu helfen? Stattdessen schmeißen sie seine Sachen einfach weg, um ja nicht an ihn erinnert zu werden. Schließlich könnten sie dabei ja auf die eigenen Fehler stoßen", das alles sprudelte in atemberaubender Geschwindigkeit aus mir heraus, so zornig war ich.
"Mr. Malfoy? Beruhigen sie sich. Ich kann ihnen alles erklären." Die Stimme von Professor Hawks klang ungewöhnlich sanft.
Als sie sicher war, dass ich ihr zuhörte, redete sie weiter.
"Auch wenn sie das glauben, keiner der Lehrer hat Professor Snape aufgegeben. Wir hoffen alle, dass er es irgendwie schafft Voldemort zu entkommen, aber bis dahin müssen sie unterrichtet werden und der Lehrer braucht nun mal einen Platz wo er leben kann."
Ich sah Professor Hawks forschend an.
"Aber wieso werfen sie dann seine Sachen weg?", fragte ich immer noch misstrauisch.
Jetzt fing Professor McGonagall an zu sprechen.
"Wir werfen die Sachen nicht weg, wir werden sie lediglich woanders lagern und für Professor Snape aufbewahren. Um ehrlich zu sein war der Direktor nämlich nicht davon begeistert, dass irgendeine fremde Person in den Dingen von Professor Snape herumwühlt."
Ich war kein Stück überzeugt. Das sagten die Lehrerinnen nur um mich zu beruhigen. Ich war mir sicher, dass sie die Sachen wegwerfen würden, sobald ich ihnen den Rücken zudrehte.
"Dann können sie mir ja bestimmt zeigen wo sie die Sachen lagern möchten."
"Aber natürlich", kam auch prompt die Antwort von Professor Hawks und mir klappte die Kinnlade herunter. Alles, wirklich alles hatte ich erwartet, aber nicht das. "Wenn sie uns dann bitte folgen möchten?" Zögernd kam ich der Aufforderung nach. Professor Hawks ließ die Kartons in der Luft hinter sich her schweben und lief Professor McGonagall hinterher, die bereits den dunklen Kerkergang hinunterlief.
Nach fünf Minuten kamen wir an einen Raum, in dem sich schon mehrer Kartons stapelten. Professor Hawks ließ auch die letzten Kartons hineinschweben und Professor McGonagall schloss die Tür mit einem großen, goldenen Schlüssel zu.
Gut und schön, sie hatten die Wahrheit gesagt, aber wer garantierte mir, dass sie nicht irgendwann nachts die Sachen holen und doch wegschmeißen würden? Niemand! Aber mir war klar, dass ich daran nichts ändern konnte.
Deprimiert drehte ich mich um und wollte gehen, als Professor Hawks mich zurückhielt.
"Mr. Malfoy, ich habe das Gefühl sie trauen uns nicht!"
Ich drehte mich um und sah sie nur ausdruckslos an. Sollte meine Hauslehrerin doch denken was sie wollte.
"Aber was mich vielmehr interessiert, als der Grund ihres Misstrauens, ist, warum haben sie solche Angst, dass wir die Sachen einfach wegwerfen?"
Ich wurde rot. Jetzt hatte sie mich erwischt. Warum regte ich mich deswegen so auf ... mir musste jetzt schnell eine gute Ausrede einfallen, wenn mein Ruf nicht vollkommen den Bach runtergehen sollte.
"Ich ... weil ... wissen sie ... ich", druckste ich herum, während ich verzweifelt nach einer plausiblen Antwort suchte, "nun ... er ist doch immerhin mein Hauslehrer ... gewesen ... und sie", ich grinste, mir war eine Idee gekommen, "sie haben doch einmal gesagt, wir sollten unsere Gefühle immer irgendwie verarbeiten und ich kann das nur wenn seine Sachen noch hier im Schloss sind, wissen sie? Sonst ist das irgendwie so, als hätte er nie existiert."
Innerlich jubelte ich. Die Ausrede war einfach perfekt. Das musste sie mir einfach abnehmen. Der arme kleine Junge, der über den Tod seines Hauslehrers hinwegkommen musste. Einfach brillant.
Professor Hawks sah mich aus diesen merkwürdigen, eisigen Augen an und ich fühlte mich, als würde sie auf das innerste meiner Seele blicken.
"Verstehe", sagte sie und ich konnte förmlich sehen wie sie ihre eigenen Schlussfolgerungen zog, "sie mögen Professor Snape, nicht wahr? Und machen sich Sorgen um ihn. Außerdem haben sie Angst, dass wir ihn einfach abschreiben, indem wir seine Sachen wegräumen."
Ich sah sie verwirrt an. Wie konnte sie das erraten haben? Ich hatte mir gewiss nie den Anschein gegeben, dass ich irgendjemanden mochte - schon gar keinen Lehrer.
Plötzlich hielt sie mir den Schlüssel unter die Nase.
"Mr. Malfoy? Ich möchte, dass sie auf diesen Schlüssel aufpassen. Nur damit kann man diesen Raum öffnen. Wenn wir also etwas von den Sachen brauchen, müssen wir zuerst sie fragen."
Ich blickte verwirrt in diese unergründlichen, eiskalten Augen, und fragte mich was sie damit bezweckte. Warum wollte sie mir den Schlüssel anvertrauen?
"Nun, was ist? Nehmen sie mein Angebot an? Ich muss allerdings strikte Geheimhaltung von ihnen verlangen, kein Schüler darf davon erfahren."
Ohne richtig zu wissen was ich tat, nahm ich den Schlüssel aus ihrer Hand entgegen.
"Sie können sich auf mich verlassen Professor", sagte ich leise.
"Sehr schön, ich habe nichts anderes von ihnen erwartet, Mr. Malfoy! Nun Minnie, hast du Lust auf eine Tasse Tee? Ich könnte jetzt einen gebrauchen - mit ganz viel Rum."
Professor McGonagall nickte und die beiden liefen den Gang entlang und ließen mich einfach stehen. Nachdenklich blickte ich ihnen noch eine Weile hinterher und fragte mich was Professor Hawks damit bezweckte. Als ich zu keinem Ergebnis kam, zauberte ich eine Schnur herbei, die ich durch den Schlüssel zog und hing mir selbigen um den Hals.
Keiner wird an ihre Sachen kommen Professor Snape, wenn er mich nicht danach gefragt hat und ich nicht die ausdrückliche Erlaubnis von Professor Hawks habe, dachte ich grimmig.
Aus der Sicht von Severus Snape
Ich wusste nicht wie lange ich bewusstlos war. Ein paar Minuten? Stunden? Tage? Vielleicht sogar Wochen? Ich hatte keine Ahnung, alles was ich wusste, nein, was ich wahrnahm, war der Schmerz, der immer noch durch meinen Körper kroch und sich in meiner Hand konzentrierte, dieses pochende, brennende, widerliche Gefühl, dass mich quälte und mir immer wieder grausam ins Bewusstsein rief, dass meine rechte Hand grauenhaft verstümmelt war.
´Verstümmelt`, ich lachte freudlos, ´nicht nur meine Seele war verstümmelt, nein, jetzt passte auch mein Körper dazu.`
Ich keuchte als wieder eine neue Welle Schmerz durch meinen Körper schoss; ausgelöst durch eine zu heftige Bewegung meines Armes, um einen bequemere Stellung zu finden.
Zu den Schmerzen kam auch noch dieser scheußliche Geruch. Diese Mischung aus süßlichem, metallischem Blut und der scharfe Geruch meines Erbrochenen, das neben mir und auf meiner Hose lag. Ich lehnte meinen Kopf zurück, um diesem Geruch zu entfliehen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm und - alles war besser, als weiterhin auf meinen Mageninhalt starren zu müssen.
Ich stellte meine Augen auf die Kerkerwand scharf und erkannte die Geschöpfe, die die Bewegung verursacht hatten - Ratten. Mindestens ein Dutzend Ratten beäugten mich aus sicherer Entfernung.
Natürlich, sie waren durch den Geruch des Blutes angelockt worden. Ich fragte mich wie lange ich vor ihnen sicher war. Ich konnte sie mir kurzfristig mit plötzlichen Bewegungen vom Leib halten, aber das würde nicht ewig funktionieren. Die Viecher war ja nicht doof. Und irgendwann, sobald sie bemerkten, dass ich ihnen nichts tun konnte, würden sie näher kommen. Zuerst würden sie sich dem Blut auf dem Boden und auf meiner Kleidung widmen und dann, wenn sie mutiger wurden, würden sie irgendeine Möglichkeit finden um an meine verletzte Hand zu kommen und mich anfressen. Verlockende Aussichten.
Aber im Moment war ich noch vor ihnen sicher. Dafür hatte ich jetzt mit den Schmerzen zu kämpfen, die mich langsam aber sicher, um den Verstand brachten. Vielleicht würde es ja etwas nützen, wenn ich wieder über meine Vergangenheit nachdachte? Einen Versuch war es wert.
-Rückblende-
Ich wachte in einer dunklen, kleinen Zelle auf. Mein Kopf schmerzte höllisch. Wo war ich? Wie kam ich hier her? Was machte ich hier?
Langsam kam meine Erinnerung zurück. Meine Wohnung ... Dumbledore ... Auroren ... Demona. Demona, sie hatte mich niedergeschlagen und dann ... dann mussten sie mich hierher gebracht haben. Aber wo war hier?
Ich sah mich um. Azkaban war es nicht, so viel stand für mich fest. In Azkaban war ich bereits mit Malfoy gewesen, um einen der unseren zu befreien.
Aber wo war ich dann? Hogwarts? Nein, auf keinen Fall.
Ich stand auf und ging zur Tür, vielleicht würde ich etwas hören können. Aber bevor ich die Tür erreichte, fiel mein Blick auf etwas Anderes.
Eine Waschschüssel stand unschuldig in einer Ecke. Und auf ihr war das Wappen des Ministeriums geprägt. Ja, ich war mir vollkommen sicher, das war das Wappen des Ministeriums, dann musste ich im Ministerium sein. In irgendeinem unterirdischen Raum.
Während meiner Überlegungen hörte ich plötzlich Schritte auf dem Flur und höhnisches Gelächter. Angestrengt versuchte ich zu lauschen.
"Unglaublich, nicht wahr?"
"Ja, wirklich unglaublich. Ich meine, schwärmen diese Grünschnäbel einfach aus, um einen Todesser zu fangen und schicken uns noch nicht mal eine Mitteilung. Und dann hatten sie auch noch Zivilisten dabei. Ungeheuerlich."
"Ja, und wir erfahren das Ganze erst von der Presse. Haben wir hier denn überhaupt nichts mehr zu melden? Wir gehören immerhin zur GAR 1."
GAR 1? Goldener Auror Rang 1! Davon hatte ich bereits gehört. Voldemort erzählte uns immer wie sehr ihm diese Abteilung ein Dorn im Auge war. Die Mitglieder dieses Trupps fingen ihre Opfer und quälten sie dann langsam zu Tode. Ich hatte auch schon öfter Zeitungsberichte über sie gelesen. Anscheinend schoss diese Abteilung gerne einmal übers Ziel hinaus und machte dann keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Aber für die Bevölkerung war die GAR 1 immer noch der Held. Und dabei kamen bei ihren Einsätzen mehr unschuldige Menschen ums Leben als bei den gewöhnlichen Auroren. Schöne Helden waren das!
"Was meinst du? Ob wir ein wenig mit ihm spielen dürfen? Immerhin hatten wir ja nicht den Spaß, ihn einfangen zu dürfen."
"Glaubst du, dass sich das lohnt? Er ist immerhin von einer Frau auf die Matte geschickt worden."
Ich versteifte mich, die redeten über mich und egal was die Antwort des Einen wäre, für mich sah es verdammt schlecht aus.
Und tatsächlich, nach einem fiesen Lachen öffnete sich die Tür und ich sah mich zwei Auroren der GAR 1 gegenüber. Sie trugen beide ihre Dienstkleidung - schwarze Umhänge mit goldfarbenem Kragen und mehreren blitzenden Abzeichen auf der Brust. So weit mir bekannt war, wurden die Auroren nach Farben unterschieden. Gold war der höchste Rang, danach kam weiß, rot, blau, violett und der niedrigste Rang war braun. Auroren trugen zwar immer schwarze Umhänge, aber man konnte an den Kragen erkennen welcher Abteilung sie angehörten - die waren nämlich dementsprechend eingefärbt. Innerhalb der Abteilungen gab es auch wieder eine Rangordnung, eins war das Höchste und fünf das Niedrigste Mit anderen Worten: In jeder Abteilung einer Farbe gab es wieder fünf verschiedene Ränge und so wie jede Abteilung für sich arbeitete, arbeitete auch jeder Rang für sich alleine. Vermischung gab es nicht.
Ich überlegte ... ´die Auroren in meiner Wohnung hatten keine farbigen Kragen ... bis auf Moody ... grün-gelb-gestreift ... war anscheinend in diesem Jahr ein Ausbilder ... dann waren die anderen wahrscheinlich Auszubildende.`
Meine Gedanken wurden unsanft unterbrochen als der größere ohne Vorwarnung seinen Zauberstab auf mich richtete und "Crucio" flüsterte.
Augenblicklich explodierte meine ganze Welt in Schmerzen. Leuchtende Punkte bildeten sich vor meinen Augen, meine Finger krampften sich vor Schmerzen zusammen und mein ganzer Körper begann zu zucken.
Nach fünf Minuten nahm er endlich den Fluch von mir und ich sackte erschöpft auf den Boden.
"Siehst du?", sagte der Kleinere, "ich hab dir doch gesagt, mit dem ist nicht viel los. Von einer Frau bewusstlos geschlagen, also wirklich."
Der andere funkelte ihn wütend an.
"Du glaubst also wirklich, dass das 'ne Frau war?"
"Was sollte sie denn sonst gewesen sein?"
"Eine Hawk!"
"Das ist nicht dein Ernst, oder? So ein Monster lebt in unserer Welt? Ich dachte das wären Fabelwesen, um kleine Kinder zu erschrecken?"
"Hab' ich auch geglaubt, aber es gibt sie wirklich, diese Kreaturen. Die hätten sie auch ruhig hier lassen können. Und dann hätte ich ihr schon gezeigt, was wir hier mit Lebewesen machen die Menschen quälen. Ich hätte sie ..."
Weiter kam er nicht, dafür sorgte ich. Ohne dass es einer der Beiden bemerkte, war ich hochgeschnellt und hatte den größeren K.O. geschlagen.
Sekunden später war ich wieder mit dem Cruciatus belegt. Der andere hatte doch bessere Reflexe als ich ihm zugetraut hatte.
Ich spürte wie Blut aus meiner Nase zu tropfen begann und langsam über meine Lippen lief, ich konnte den leicht metallischen Geschmack auf meiner Zunge spüren.
Und dann ... dann war es vorbei ... genauso schnell wie es begonnen hatte. Ich hörte Stimmen ... wütende Stimmen ... aber ich wusste nicht wem die Stimmen gehörten und zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ich ohnmächtig.
Autorin: So, da bin ich wieder. Wie immer, am Ende eines Kapitels kommt meine dringende Bitte nach Reviews. (obwohl das Kapitel weniger spektakulär ist als das vorige ... aber das muss auch sein)
Ada: Leute, ich bin stolz auf euch. So viele Reviews ... ich bin ganz gerührt. *heul*
@ Severinasnape: ich hoffe, du musstest nicht wirklich aufs Essen verzichten? Und deine Stimme ist doch hoffentlich auch wieder da!
@ Severin: Nein, du hast nichts überlesen. Die Anmerkung mit dem Animagus steht im Disclaimer. Und verzählt hast du dich auch nicht *g* deswegen kommt hier auch wie versprochen das nächste Kapitel.
@ all: Also, vielen, vielen lieben Dank für die zahlreichen Reviews. Es sind sogar die ein oder anderen dabei, die wollen, dass Sev am Leben bleibt ... he he, mal sehen! Vielleicht ... Vielleicht auch nicht ...
Aus der Sicht von Demona
Vor einer halben Stunde hatte ich meinen letzten Unterricht für diesen wirklich miserablen Tag beendet und eigentlich hatte ich vorgehabt ein wenig auszufliegen, um meine aufgewühlten Gefühle zu beruhigen.
Severus' Finger auf meinen Frühstücksteller heute Morgen ließ mich einfach nicht los. Immer und immer wieder sah ich wie der Finger durch die Explosion auf meinen Teller geschleudert wurde und dort ein wenig herumrollte bis ich den Ring genau vor Augen hatte.
Die Gefühle, die mich in diesem fürchterlichen Augenblick durchströmten, waren nicht wiederzugeben. Sie gingen von Fassungslosigkeit bis hin zu hysterischem Lachen, welches ich glücklicherweise unterdrücken konnte.
Und dann ... diese Übelkeit, die von meinem Körper Besitz ergriff. Unbeschreiblich ... und da wurde meinem Volk nachgesagt es wäre grausam - obwohl ... ich musste zugeben, dass ich schon mehr abgetrennte Körperteile gesehen hatte und dass ich zeitweise auch der Grund dafür gewesen war, dass sie ihren Besitzer verließen ... also wieso brachte mich dieser kleine Finger so aus der Fassung?
Aber wie auch immer, langsam ging ich die Treppen zu meinem Büro hinauf, nur um dort herauszufinden, dass aus meinem kleinen Ausflug nichts wurde.
Eine endlose Schlange Schüler stand vor meiner Bürotür und wartete auf mein Kommen.
Bravo! Fantastisch! Einfach genial! Das war genau die Krönung für diesen unglaublichen Tag!
Trotzdem, da musste ich durch. Als ich die letzten Meter bis zu meinem Büro zurücklegte, sah ich zufällig aus einem der Turmfenster und stutzte.
Eine kleine hellblonde Gestalt rannte wie vom Teufel besessen zum See. Ich hätte meine Sinne gerne eingehender mit diesem Schüler beschäftigt, wurde aber in diesem Moment von einigen Hufflepuffs in die Mangel genommen, die alle zuerst eine Beratungsstunde bei mir haben wollten.
-Mehrere Stunden später-
Erschöpft ließ ich meinen Kopf auf die Tischplatte fallen. Über fünf Stunden lang hatte ich mit den Schülern gesprochen, ihnen zugehört und Ratschläge erteilt. Ich hoffte wirklich, dass das einigen von ihnen helfen würde.
Meine Gedanken waren während der Gespräche aber immer wieder zu dem Schüler abgeschweift, den ich zum See hatte rennen sehen.
Ich sah es schon kommen, dass ich in dieser Nacht überhaupt keine Ruhe finden würde, wenn ich nicht nachsah, ob der Schüler noch gesund und munter war, also stand ich auf und lief durch die Dunkelheit zum See.
Ich erkannte das weißblonde Haar der gesuchten Person schon von weitem, Draco Malfoy! Er saß an einen Stein gelehnt, den Kopf in den Armen vergraben und gab keinen Mucks von sich.
"Mr. Malfoy?", fragte ich leise in seine Richtung, "geht es ihnen gut?"
Langsam hob der Junge den Kopf und sah mich aus glasigen Augen an, erst schien es so als wolle er mich ignorieren, aber dann fing er doch an kaum hörbar zu sprechen.
"Mir geht es gut ... ich habe schließlich noch alle meine Finger!"
Ich versteifte mich, Albus und die anderen Lehrer hatten vermutet, dass keiner der Schüler etwas von dem Schauspiel heute Morgen mitbekommen hatte. Aber offensichtlich waren einige Schüler doch aufmerksamer als die Lehrer dachten.
Die Schüler, die heute Nachmittag bei mir waren, wollten auch hauptsächlich von mir erfahren warum sich ausgerechnet Severus Snape als Spion gemeldet hatte.
"Sie wissen es?"
"Das Gekreische von Professor Sinistra war ja nicht zu überhören", war die eintönige Antwort.
"Möchten sie darüber reden?", fragte ich vorsichtig.
"Was gibt es da zu reden? Durch reden kann man Dinge nicht ungeschehen machen, oder?" Wütend war er aufgesprungen und funkelte mich jetzt zornig an. Er wollte anscheinend noch irgendetwas sagen, überlegte es sich aber anders und stürmte zum Schloss.
Seufzend blieb ich zurück und betrachtete die Sterne.
Da würde noch einiges an Arbeit auf mich zu kommen.
Ob Draco wohl wusste wie sehr er vom Verhalten her Professor Snape ähnelte?
Apropos Snape, Dumbledore hatte seine Eltern benachrichtigt; bis jetzt hatten sie noch nicht geantwortet, aber ich war mir sicher, dass wenigstens einer von ihnen kommen würde. Ich hatte die Snapes nur wenige Male getroffen; das erste Mal war bei dem Abschluss von Severin gewesen und das zweite Mal als Severus in seinem zweiten Jahr etwas Verzweifeltes angestellt hatte.
Damals hätte ich Albus am liebsten erwürgt. Einmal, ein einziges Mal hatte ich ihm die Verantwortung für die Slytherins übergeben, weil ich geschäftlich wegmusste und dann so was.
Ein Windböe blies mir ins Gesicht und ich beschloss wieder zum Schloss zurückzugehen.
Aus der Sicht von Albus Dumbledore
Mittlerweile war die Woche beinahe um und ich musste mich damit herumschlagen, einen neuen Zaubertränkelehrer einzustellen. Bewusst hatte ich diese Aufgabe so lange wie möglich vor mir hergeschoben, in der Hoffnung Severus würde eines Morgens wieder vor mir stehen. Selbst nachdem mir die Finger gesendet wurden, hatte ich diese irrwitzige Hoffnung nicht aufgegeben.
Aber jetzt musste ich mich der Realität stellen. Die Schüler hatten ein Recht auf Unterricht, außerdem erhielt eine Klassenstufe dieses Jahr wieder seine ZAGs und brauchte deswegen den Zaubertrankunterricht.
Aus diesem Grund hatte ich mich heute Morgen an meinen Schreibtisch gesetzt und mehrere Eulen beantwortet. Mittlerweile hatte ich auch schon einige Antworten erhalten, und alle lauteten gleich.
´Keiner der Lehrer traute sich in die Fußstapfen von Severus Snape zu treten.`
Gegen Abend war nur noch eine Anfrage auf meinem Schreibtisch übrig. Diese hatte ich ganz bewusst bis ganz nach unten gelegt, weil mir der Kerl von vornherein unsympathisch gewesen war. Außerdem war er bei Weitem nicht so qualifiziert wie Severus.
Ich seufzte.
Aber das war wohl niemand.
Also blieb mir nichts weiter übrig, als den Brief zu beantworten. Rupert Rascal, so der Name des Bewerbers, war auch sofort Feuer und Flamme und beteuerte mir enthusiastisch er würde gleich am Freitag in Hogwarts eintreffen, damit er sich einleben und seinen Unterricht vorbereiten könne.
Freitag ... das war in zwei Tagen. Bis dahin musste ich ein Quartier für ihn gefunden haben. Alle Wohnräume waren momentan besetzt ... na ja ... nicht alle ... leider! Wie ich es auch drehte und wendete ... ich musste ihm Severus' Privaträume geben und sein Büro.
Ich würde mit Minerva und Demona reden müssen, damit sie Severus' Büro ausräumten. Professor Rascal konnte ja von mir aus die Räume haben ... aber ganz gewiss nicht die persönlichen Dinge seines Vorgängers.
Nach diesem Entschluss erhob ich mich aus meinem Sessel und machte mich auf die Suche nach den beiden Frauen.
Schlussendlich fand ich sie in den Privaträumen von Remus, wo sie gemeinsam mit ihm Rotwein tranken. Remus forderte mich auf, mich zu ihnen zu gesellen und ich setzte mich in einen Sessel, der gegenüber von Demona stand und ließ mir von Minerva ein Glas Wein einschenken.
Wir unterhielten uns noch eine Weile über belanglose Dinge und als Minerva nach einer belastenden Pause mit dem Wetter anfing, beschloss ich, ihnen den eigentlichen Grund meines Kommens zu nennen.
Wie nicht anders zu erwarten, waren sie alles andere als begeistert.
"Albus, ich bitte dich", fing Minerva an, "es gibt hier im Schloss so viele Räume, da wird sich doch einer für Professor Rascal finden lassen."
Demona und Remus nickten zustimmend.
"Ich fürchte nein. Ich bin wirklich alle Möglichkeiten durchgegangen, aber alle anderen Räume sind entweder zu klein oder unbewohnbar. Ihr wisst genau so gut wie ich, dass die Geister einige Räume mit Beschlag belegen."
"Dann bekommt er eben einen kleinen Raum", fauchte Demona.
"Demona, der Mann muss hier immerhin das ganze Jahr über leben. Da können wir ihn wohl kaum in eine Besenkammer sperren", erklärte ich ihr.
"Und warum nicht?", war die trotzige Antwort.
Ich schüttelte mit dem Kopf.
"Demona, nur weil die Besenkammern bei dir Zuhause aussehen wie eine Imitation des Buckingham Palace heißt das noch lange nicht, dass das auch bei uns so ist."
Demona blitzte mich wütend an.
"So schlimm ist es bei uns nun auch wieder nicht ... wir haben nämlich keine Besenkammern."
"Wie dem auch sei, Minerva, Demona, ich möchte euch bitten, bis Freitag Severus' Wohnung auszuräumen. Wärt ihr so nett?"
"Sicher doch", antwortete Minerva, während von Demona nur ein gefährliches Knurren kam. Erst nachdem Remus sie anschubste gab sie mir eine Antwort.
"Ist ja schon gut, ich werde dabei helfen, aber glaub ja nicht, dass ich ein Willkommensschild über der Tür befestige."
"Das hätte ich auch niemals von dir verlangt", antwortete ich leise lächelnd und verließ den Raum durch die Tür.
Das wäre geschafft, nun blieb nur noch abzuwarten wie sich der neue Lehrer verhielt.
Aus der Sicht von Draco Malfoy
Es war Donnerstagmittag. Strahlender Sonnenschein. Strahlende Schüler. Alles schien zu strahlen.
Dumbledore hatte heute verkündet, dass es ab Dienstag einen neuen Lehrer für Zaubertränke gab - Rupert Rascal. Allein der Name hörte sich in meinen Ohren schon abstoßend an.
Die Ravenclaws jedoch waren begeistert gewesen. Endlich wieder Zaubertränke lernen - nicht bei Snape.
Ich schnaubte. Professor Snape war der beste Lehrer für dieses Fach. Auch mein Vater hatte immer wieder betont, dass ich in seinem Unterricht gut aufpassen sollte.
Ich hatte immer geglaubt, Vater würde Professor Snape mögen und jetzt war er wahrscheinlich für die Folterung meines Hauslehrers zuständig.
Warum? Warum, war Professor Snape ein Spion ... ein Verräter ... warum hatte er das getan? Mein Vater hatte mir immer erzählt, dass die Seite Voldemorts die richtige Seite sein würde und als ich erfuhr, dass mein Hauslehrer ebenfalls ein Todesser war, wünschte ich mir nichts sehnlicher als ebenfalls zu ihnen zu gehören.
Aber wenn Voldemorts Seite die Gute war, die Siegreiche, warum hatte Professor Snape dann gegen Voldemort gearbeitet? Warum hatte er für Dumbledore gearbeitet? Ich wusste es nicht.
Anfangs hatte ich versucht ihn für diesen Verrat zu hassen und ich hatte mir eingeredet, dass er die Bestrafung durch den Dunklen Lord verdient hatte.
Aber dann kam die Schachtel mit den Fingern und ich begann mich zu fragen, ob überhaupt irgendein Lebewesen diese Behandlung verdient hatte. Danach fing ich an mir Zeitungsartikel über frühere Todesserangriffe aus der Bibliothek zu holen und ich wurde nachdenklich.
Säuglinge waren unter den Opfern, genau wie alte Menschen. Es waren wahllos ausgewählte Muggel gewesen und sehr genau ausgesuchte Zauberer und Hexen. Aber alle hatten eins gemeinsam: Sie waren auf grausame Art und Weise zu Tode gefoltert worden. Ich stieß auch auf die Artikel über die Folterung der Longbottoms und plötzlich empfand ich Mitleid.
Mitleid? Ich wusste gar nicht, dass dieses Wort überhaupt in meinem Sprachgebrauch vorkam. Ich mochte Longbottom oder diesen verdammten Potter dadurch zwar immer noch nicht, aber mir kamen langsam Zweifel.
Zweifel an der Richtigkeit von Voldemorts Zielen und seinen Durchführungsmethoden.
Ich stutzte, als ich mich plötzlich in den Kerkern wiederfand. Während meiner trübseligen Gedanken war ich ohne es zu wollen hierher gelaufen.
Während der letzten Tage war ich mindestens einmal am Tag zu Professor Snapes Büro gelaufen oder vor seine Wohnungstür, die sich ganz in der Nähe befand, und hatte gewartet. Die Tür war immer verschlossen gewesen und ich hatte immer gewartet, dass sich die Tür öffnete und mein Hauslehrer vor mir stand, um mir die Dinge, die ich nicht verstand zu erklären.
Aber diesmal war irgendetwas anders. Ich hörte Stimmen und die Tür zu Professor Snapes Wohnung stand offen.
Aufgeregt und ungläubig blickte ich auf den Lichtschein, der auf den Steinfussboden fiel. War es möglich? War Professor Snape wieder zurück?
Leise schlich ich zur Tür und linste um die Ecke. Doch ich sah keinen Professor Snape. Stattdessen sah ich große Kartons in der Mitte des Raumes stehen und Professor McGonagall und Professor Hawks, die durch den Raum liefen und immer wieder Dinge in die Kartons legten.
Mir stockte der Atem, als mir die ganzen Ausmaße dieser ungeheuerlichen Tat bewusst wurden.
Die Lehrerinnen räumten einfach die Wohnung von Professor Snape aus.
Eine Weile war ich sprachlos und sah den Lehrerinnen, die mich nicht bemerkten, einfach nur zu.
Professor Hawks öffnete gerade eine Tür, die zu den privaten Zutaten von Professor Snape führte und ließ die ganzen Fläschchen, Dosen, Schachteln und Gläser in einen bereitgestellten Karton gleiten.
"Du hast nicht wirklich vor dem neuen Lehrer eine Chance zu geben, oder?", fragte Professor McGonagall auf den grimmigen Gesichtsausdruck ihrer Kollegin hin. "Du hast es erfasst", war die geknurrte Antwort.
Professor Hawks machte sich jetzt auf den Weg in das Schlafzimmer und kam kurz darauf mit den schwarzen Roben und Umhängen und einigen zerfledderten Heften von Professor Snape wieder. Per Magie wurden die Kleidungsstücke ordentlich zusammengefaltet und dann in einen Karton gelegt, der gleich darauf verschlossen wurde. Die Hefte wurden in eine separate Box gelegt.
"Ich glaube einfach nicht, dass er diese Dinger immer noch hat", kicherte Professor McGonagall, "von wann ist diese Ausgabe?"
Professor Hawks warf einen Blick auf das oben liegende Heft.
"Hmmm ist nicht mehr zu erkennen ... aber den Bildern und der Schrift nach, würde ich sagen, dass es ungefähr 10 bis 15 Jahre alt ist. Er hat die Hefte wirklich gut behandelt."
Als sich Professor McGonagall jetzt dem Schrank zuwandte, in dem Professor Snape einige sehr persönliche Dinge aufbewahrte, wurde es mir zu bunt.
Ärgerlich rannte ich in den Raum und stellte mich den erstaunten Lehrerinnen gegenüber. Die Strafarbeit, die ich ganz sicher kassieren würde, ignorierte ich einfach.
"Was glauben sie eigentlich, was sie hier machen? Warum packen sie die Sachen von Professor Snape weg? Sie glauben überhaupt nicht daran, dass er zurückkommt, alles was der Direktor gesagt hat, war gelogen, oder? Sie geben Professor Snape einfach auf. Warum versuchen sie denn nicht wenigstens ihm zu helfen? Stattdessen schmeißen sie seine Sachen einfach weg, um ja nicht an ihn erinnert zu werden. Schließlich könnten sie dabei ja auf die eigenen Fehler stoßen", das alles sprudelte in atemberaubender Geschwindigkeit aus mir heraus, so zornig war ich.
"Mr. Malfoy? Beruhigen sie sich. Ich kann ihnen alles erklären." Die Stimme von Professor Hawks klang ungewöhnlich sanft.
Als sie sicher war, dass ich ihr zuhörte, redete sie weiter.
"Auch wenn sie das glauben, keiner der Lehrer hat Professor Snape aufgegeben. Wir hoffen alle, dass er es irgendwie schafft Voldemort zu entkommen, aber bis dahin müssen sie unterrichtet werden und der Lehrer braucht nun mal einen Platz wo er leben kann."
Ich sah Professor Hawks forschend an.
"Aber wieso werfen sie dann seine Sachen weg?", fragte ich immer noch misstrauisch.
Jetzt fing Professor McGonagall an zu sprechen.
"Wir werfen die Sachen nicht weg, wir werden sie lediglich woanders lagern und für Professor Snape aufbewahren. Um ehrlich zu sein war der Direktor nämlich nicht davon begeistert, dass irgendeine fremde Person in den Dingen von Professor Snape herumwühlt."
Ich war kein Stück überzeugt. Das sagten die Lehrerinnen nur um mich zu beruhigen. Ich war mir sicher, dass sie die Sachen wegwerfen würden, sobald ich ihnen den Rücken zudrehte.
"Dann können sie mir ja bestimmt zeigen wo sie die Sachen lagern möchten."
"Aber natürlich", kam auch prompt die Antwort von Professor Hawks und mir klappte die Kinnlade herunter. Alles, wirklich alles hatte ich erwartet, aber nicht das. "Wenn sie uns dann bitte folgen möchten?" Zögernd kam ich der Aufforderung nach. Professor Hawks ließ die Kartons in der Luft hinter sich her schweben und lief Professor McGonagall hinterher, die bereits den dunklen Kerkergang hinunterlief.
Nach fünf Minuten kamen wir an einen Raum, in dem sich schon mehrer Kartons stapelten. Professor Hawks ließ auch die letzten Kartons hineinschweben und Professor McGonagall schloss die Tür mit einem großen, goldenen Schlüssel zu.
Gut und schön, sie hatten die Wahrheit gesagt, aber wer garantierte mir, dass sie nicht irgendwann nachts die Sachen holen und doch wegschmeißen würden? Niemand! Aber mir war klar, dass ich daran nichts ändern konnte.
Deprimiert drehte ich mich um und wollte gehen, als Professor Hawks mich zurückhielt.
"Mr. Malfoy, ich habe das Gefühl sie trauen uns nicht!"
Ich drehte mich um und sah sie nur ausdruckslos an. Sollte meine Hauslehrerin doch denken was sie wollte.
"Aber was mich vielmehr interessiert, als der Grund ihres Misstrauens, ist, warum haben sie solche Angst, dass wir die Sachen einfach wegwerfen?"
Ich wurde rot. Jetzt hatte sie mich erwischt. Warum regte ich mich deswegen so auf ... mir musste jetzt schnell eine gute Ausrede einfallen, wenn mein Ruf nicht vollkommen den Bach runtergehen sollte.
"Ich ... weil ... wissen sie ... ich", druckste ich herum, während ich verzweifelt nach einer plausiblen Antwort suchte, "nun ... er ist doch immerhin mein Hauslehrer ... gewesen ... und sie", ich grinste, mir war eine Idee gekommen, "sie haben doch einmal gesagt, wir sollten unsere Gefühle immer irgendwie verarbeiten und ich kann das nur wenn seine Sachen noch hier im Schloss sind, wissen sie? Sonst ist das irgendwie so, als hätte er nie existiert."
Innerlich jubelte ich. Die Ausrede war einfach perfekt. Das musste sie mir einfach abnehmen. Der arme kleine Junge, der über den Tod seines Hauslehrers hinwegkommen musste. Einfach brillant.
Professor Hawks sah mich aus diesen merkwürdigen, eisigen Augen an und ich fühlte mich, als würde sie auf das innerste meiner Seele blicken.
"Verstehe", sagte sie und ich konnte förmlich sehen wie sie ihre eigenen Schlussfolgerungen zog, "sie mögen Professor Snape, nicht wahr? Und machen sich Sorgen um ihn. Außerdem haben sie Angst, dass wir ihn einfach abschreiben, indem wir seine Sachen wegräumen."
Ich sah sie verwirrt an. Wie konnte sie das erraten haben? Ich hatte mir gewiss nie den Anschein gegeben, dass ich irgendjemanden mochte - schon gar keinen Lehrer.
Plötzlich hielt sie mir den Schlüssel unter die Nase.
"Mr. Malfoy? Ich möchte, dass sie auf diesen Schlüssel aufpassen. Nur damit kann man diesen Raum öffnen. Wenn wir also etwas von den Sachen brauchen, müssen wir zuerst sie fragen."
Ich blickte verwirrt in diese unergründlichen, eiskalten Augen, und fragte mich was sie damit bezweckte. Warum wollte sie mir den Schlüssel anvertrauen?
"Nun, was ist? Nehmen sie mein Angebot an? Ich muss allerdings strikte Geheimhaltung von ihnen verlangen, kein Schüler darf davon erfahren."
Ohne richtig zu wissen was ich tat, nahm ich den Schlüssel aus ihrer Hand entgegen.
"Sie können sich auf mich verlassen Professor", sagte ich leise.
"Sehr schön, ich habe nichts anderes von ihnen erwartet, Mr. Malfoy! Nun Minnie, hast du Lust auf eine Tasse Tee? Ich könnte jetzt einen gebrauchen - mit ganz viel Rum."
Professor McGonagall nickte und die beiden liefen den Gang entlang und ließen mich einfach stehen. Nachdenklich blickte ich ihnen noch eine Weile hinterher und fragte mich was Professor Hawks damit bezweckte. Als ich zu keinem Ergebnis kam, zauberte ich eine Schnur herbei, die ich durch den Schlüssel zog und hing mir selbigen um den Hals.
Keiner wird an ihre Sachen kommen Professor Snape, wenn er mich nicht danach gefragt hat und ich nicht die ausdrückliche Erlaubnis von Professor Hawks habe, dachte ich grimmig.
Aus der Sicht von Severus Snape
Ich wusste nicht wie lange ich bewusstlos war. Ein paar Minuten? Stunden? Tage? Vielleicht sogar Wochen? Ich hatte keine Ahnung, alles was ich wusste, nein, was ich wahrnahm, war der Schmerz, der immer noch durch meinen Körper kroch und sich in meiner Hand konzentrierte, dieses pochende, brennende, widerliche Gefühl, dass mich quälte und mir immer wieder grausam ins Bewusstsein rief, dass meine rechte Hand grauenhaft verstümmelt war.
´Verstümmelt`, ich lachte freudlos, ´nicht nur meine Seele war verstümmelt, nein, jetzt passte auch mein Körper dazu.`
Ich keuchte als wieder eine neue Welle Schmerz durch meinen Körper schoss; ausgelöst durch eine zu heftige Bewegung meines Armes, um einen bequemere Stellung zu finden.
Zu den Schmerzen kam auch noch dieser scheußliche Geruch. Diese Mischung aus süßlichem, metallischem Blut und der scharfe Geruch meines Erbrochenen, das neben mir und auf meiner Hose lag. Ich lehnte meinen Kopf zurück, um diesem Geruch zu entfliehen, als ich aus den Augenwinkeln eine Bewegung wahrnahm und - alles war besser, als weiterhin auf meinen Mageninhalt starren zu müssen.
Ich stellte meine Augen auf die Kerkerwand scharf und erkannte die Geschöpfe, die die Bewegung verursacht hatten - Ratten. Mindestens ein Dutzend Ratten beäugten mich aus sicherer Entfernung.
Natürlich, sie waren durch den Geruch des Blutes angelockt worden. Ich fragte mich wie lange ich vor ihnen sicher war. Ich konnte sie mir kurzfristig mit plötzlichen Bewegungen vom Leib halten, aber das würde nicht ewig funktionieren. Die Viecher war ja nicht doof. Und irgendwann, sobald sie bemerkten, dass ich ihnen nichts tun konnte, würden sie näher kommen. Zuerst würden sie sich dem Blut auf dem Boden und auf meiner Kleidung widmen und dann, wenn sie mutiger wurden, würden sie irgendeine Möglichkeit finden um an meine verletzte Hand zu kommen und mich anfressen. Verlockende Aussichten.
Aber im Moment war ich noch vor ihnen sicher. Dafür hatte ich jetzt mit den Schmerzen zu kämpfen, die mich langsam aber sicher, um den Verstand brachten. Vielleicht würde es ja etwas nützen, wenn ich wieder über meine Vergangenheit nachdachte? Einen Versuch war es wert.
-Rückblende-
Ich wachte in einer dunklen, kleinen Zelle auf. Mein Kopf schmerzte höllisch. Wo war ich? Wie kam ich hier her? Was machte ich hier?
Langsam kam meine Erinnerung zurück. Meine Wohnung ... Dumbledore ... Auroren ... Demona. Demona, sie hatte mich niedergeschlagen und dann ... dann mussten sie mich hierher gebracht haben. Aber wo war hier?
Ich sah mich um. Azkaban war es nicht, so viel stand für mich fest. In Azkaban war ich bereits mit Malfoy gewesen, um einen der unseren zu befreien.
Aber wo war ich dann? Hogwarts? Nein, auf keinen Fall.
Ich stand auf und ging zur Tür, vielleicht würde ich etwas hören können. Aber bevor ich die Tür erreichte, fiel mein Blick auf etwas Anderes.
Eine Waschschüssel stand unschuldig in einer Ecke. Und auf ihr war das Wappen des Ministeriums geprägt. Ja, ich war mir vollkommen sicher, das war das Wappen des Ministeriums, dann musste ich im Ministerium sein. In irgendeinem unterirdischen Raum.
Während meiner Überlegungen hörte ich plötzlich Schritte auf dem Flur und höhnisches Gelächter. Angestrengt versuchte ich zu lauschen.
"Unglaublich, nicht wahr?"
"Ja, wirklich unglaublich. Ich meine, schwärmen diese Grünschnäbel einfach aus, um einen Todesser zu fangen und schicken uns noch nicht mal eine Mitteilung. Und dann hatten sie auch noch Zivilisten dabei. Ungeheuerlich."
"Ja, und wir erfahren das Ganze erst von der Presse. Haben wir hier denn überhaupt nichts mehr zu melden? Wir gehören immerhin zur GAR 1."
GAR 1? Goldener Auror Rang 1! Davon hatte ich bereits gehört. Voldemort erzählte uns immer wie sehr ihm diese Abteilung ein Dorn im Auge war. Die Mitglieder dieses Trupps fingen ihre Opfer und quälten sie dann langsam zu Tode. Ich hatte auch schon öfter Zeitungsberichte über sie gelesen. Anscheinend schoss diese Abteilung gerne einmal übers Ziel hinaus und machte dann keinen Unterschied zwischen Freund und Feind. Aber für die Bevölkerung war die GAR 1 immer noch der Held. Und dabei kamen bei ihren Einsätzen mehr unschuldige Menschen ums Leben als bei den gewöhnlichen Auroren. Schöne Helden waren das!
"Was meinst du? Ob wir ein wenig mit ihm spielen dürfen? Immerhin hatten wir ja nicht den Spaß, ihn einfangen zu dürfen."
"Glaubst du, dass sich das lohnt? Er ist immerhin von einer Frau auf die Matte geschickt worden."
Ich versteifte mich, die redeten über mich und egal was die Antwort des Einen wäre, für mich sah es verdammt schlecht aus.
Und tatsächlich, nach einem fiesen Lachen öffnete sich die Tür und ich sah mich zwei Auroren der GAR 1 gegenüber. Sie trugen beide ihre Dienstkleidung - schwarze Umhänge mit goldfarbenem Kragen und mehreren blitzenden Abzeichen auf der Brust. So weit mir bekannt war, wurden die Auroren nach Farben unterschieden. Gold war der höchste Rang, danach kam weiß, rot, blau, violett und der niedrigste Rang war braun. Auroren trugen zwar immer schwarze Umhänge, aber man konnte an den Kragen erkennen welcher Abteilung sie angehörten - die waren nämlich dementsprechend eingefärbt. Innerhalb der Abteilungen gab es auch wieder eine Rangordnung, eins war das Höchste und fünf das Niedrigste Mit anderen Worten: In jeder Abteilung einer Farbe gab es wieder fünf verschiedene Ränge und so wie jede Abteilung für sich arbeitete, arbeitete auch jeder Rang für sich alleine. Vermischung gab es nicht.
Ich überlegte ... ´die Auroren in meiner Wohnung hatten keine farbigen Kragen ... bis auf Moody ... grün-gelb-gestreift ... war anscheinend in diesem Jahr ein Ausbilder ... dann waren die anderen wahrscheinlich Auszubildende.`
Meine Gedanken wurden unsanft unterbrochen als der größere ohne Vorwarnung seinen Zauberstab auf mich richtete und "Crucio" flüsterte.
Augenblicklich explodierte meine ganze Welt in Schmerzen. Leuchtende Punkte bildeten sich vor meinen Augen, meine Finger krampften sich vor Schmerzen zusammen und mein ganzer Körper begann zu zucken.
Nach fünf Minuten nahm er endlich den Fluch von mir und ich sackte erschöpft auf den Boden.
"Siehst du?", sagte der Kleinere, "ich hab dir doch gesagt, mit dem ist nicht viel los. Von einer Frau bewusstlos geschlagen, also wirklich."
Der andere funkelte ihn wütend an.
"Du glaubst also wirklich, dass das 'ne Frau war?"
"Was sollte sie denn sonst gewesen sein?"
"Eine Hawk!"
"Das ist nicht dein Ernst, oder? So ein Monster lebt in unserer Welt? Ich dachte das wären Fabelwesen, um kleine Kinder zu erschrecken?"
"Hab' ich auch geglaubt, aber es gibt sie wirklich, diese Kreaturen. Die hätten sie auch ruhig hier lassen können. Und dann hätte ich ihr schon gezeigt, was wir hier mit Lebewesen machen die Menschen quälen. Ich hätte sie ..."
Weiter kam er nicht, dafür sorgte ich. Ohne dass es einer der Beiden bemerkte, war ich hochgeschnellt und hatte den größeren K.O. geschlagen.
Sekunden später war ich wieder mit dem Cruciatus belegt. Der andere hatte doch bessere Reflexe als ich ihm zugetraut hatte.
Ich spürte wie Blut aus meiner Nase zu tropfen begann und langsam über meine Lippen lief, ich konnte den leicht metallischen Geschmack auf meiner Zunge spüren.
Und dann ... dann war es vorbei ... genauso schnell wie es begonnen hatte. Ich hörte Stimmen ... wütende Stimmen ... aber ich wusste nicht wem die Stimmen gehörten und zum zweiten Mal an diesem Tag wurde ich ohnmächtig.
Autorin: So, da bin ich wieder. Wie immer, am Ende eines Kapitels kommt meine dringende Bitte nach Reviews. (obwohl das Kapitel weniger spektakulär ist als das vorige ... aber das muss auch sein)
