Kapitel 8: Niemals die Hoffnung aufgeben

So, da bin ich wieder ... fieser denn je! *g* Nein, ganz so schlimm ist es nicht.

@ smart: Jetzt geht's weiter *g*

@ Klara L. Maxeiner: Vielen Dank und Respekt ... die Theorie ist gut.

@ Khair ed Din: Sag mal, kann es sein, dass du die Geschichte nur noch wegen der "Heftchen" liest? ;-)) Und Obacht ... die Narbe! Der Vater von Claw? Nun ja, ich habe versucht Demona zu einem Vaterschaftstest zu überreden ... sie war not amused *gggg*

@ Severin and Mary-J: zu euch zwei muss ich ja nichts mehr sagen! ( Außer ... Severin dein Namensvetter hat seinen Auftritt.

@ Franzi: Jepp, noch lebt er.



Aus der Sicht von Severus Snape

Mein Atem ging stoßweise ... keuchend. Meine Lungen brannten und jeder Atemzug schmerzte höllisch. Aber noch schrecklicher als die Schmerzen in meiner Lunge, waren die Schmerzen in meinem Bein. Diese Schmerzen waren so stark, dass sogar die Schmerzen in meiner rechten Hand nebensächlich wurden.

Das lag aber vielleicht auch nur daran, dass es jetzt ungefähr eine Woche her war, seitdem Lucius meine Hand mit dieser grauenhaften Zange verunstaltet hatte.

Eine Woche, in denen ich angekettet in einem Kerkerloch vor mich hin vegetierte, eine Woche, in denen ich nichts anderes als Abfälle und hin und wieder einen Schluck Wasser bekam, eine Woche, in denen ich erbärmlich fror und mir beinahe jede Sekunde den Tod wünschte.

Eine Woche, voller Folter und Schmerzen, Demütigungen und Erniedrigungen.

Kurz gesagt - es war die Hölle!

Vor wenigen Stunden hatte Malfoy mir mit einigen Schülern einen Besuch abgestattet. Er sagte er wolle sie in einigen Flüchen unterrichten und bräuchte dazu ein Anschauungsobjekt.

Die Schüler hatten einen Kreis um mich herum aufgebaut und sahen ihrem Lehrer aufmerksam zu, dieser demonstrierte ihnen zuerst den Cruciatus und danach einige Frakturflüche. Zuerst brach er eine meiner Rippen und dann mein linkes Bein an mehreren Stellen.

Ich war mir nicht wirklich sicher, aber ich hatte die vage Vermutung, dass die gebrochene Rippe entweder die Lunge durchstoßen hatte, oder sich zu sehr in ihrer Nähe befand, denn das würde die Schmerzen erklären, die ich beim Atmen hatte.

Ja und mein Bein, mein Bein ragte in einem höchst merkwürdigen und äußerst ungesundem Winkel von meinen Körper ab.

Wie oft hatte Lucius es gebrochen? Einmal? Zweimal? Vielleicht sogar dreimal! Ich wusste es nicht und ich wollte es auch nicht wissen. Die Schmerzen sprachen für sich.

Aber noch schlimmer, noch sehr viel schlimmer als die Schmerzen, war dieses Gefühl der Hilflosigkeit, des Ausgeliefert sein. Ich hasste es, hilflos zu sein. Ich hasste es ausgeliefert zu sein, ich hasste im Moment überhaupt alles und vor allen Dingen meinen verdammten Stolz, der es mir verboten hatte, diese verdammte Spionageaufgabe einfach hinzuwerfen, als Albus es mir angeboten hatte.

Ich hätte jetzt in meinen Wohnzimmer sitzen können und das schmerzhafteste wäre für mich die Anwesenheit von Demona und ihrer verflixten Tochter gewesen, oder Potter und seine Freunde.

Aber nein, ich wollte es ja auf die harte Tour haben und die bekam ich jetzt - härter als ich es eigentlich wollte.

Ich sog scharf die Luft ein, als wieder eine Schmerzenswelle durch meinen Körper lief und mir nur allzu genau meine derzeitige Situation ins Gedächtnis rief.

Mühsam sah ich mich im Dunkeln um, und versuchte herauszufinden, was die Schmerzen verursacht hatte.

Als mich der Schmerz erneut erreichte, konnte ich ein Stöhnen nicht mehr unterdrücken. Irgendwas war auf meinem Bein.

Und dann sie ich es - die fetteste Ratte, die ich jemals in meinem Leben gesehen hatte, saß auf meinen verletzten Bein und schien mich förmlich anzugrinsen.

Nein, ich hatte mich geirrt, das war keine Ratte. Es war etwas schlimmeres, es war eine menschliche Ratte - es war Peter Pettigrew.

Dieser Dreckskerl verwandelte sich zurück, noch während er auf meinem Bein saß und er machte auch keine Anstalten es zu verlassen. Der Schmerz, der in diesem Moment durch meinen Körper schoss, ließ mich beinahe ohnmächtig werden. Aber diesen Triumph wollte ich ihm nicht können. Ich biss die Zähne zusammen und funkelte ihn wütend an.

"Severus", grinste er fies, "wir haben uns lange nicht gesehen, nicht wahr? Wie geht es dir?"

Er saß immer noch auf meinem Bein.

"Mir geht es blendend, sieht man das nicht?" fauchte ich zurück.

"Hihihi, dein Temperament wird dir noch einmal teuer zu stehen kommen! Aber das ist jetzt nebensächlich, der dunkle Lord hat mir erlaubt ein wenig mit dir zu spielen und ich werde mich jetzt für alles rächen, was du mir angetan hast. Für jeden Streich, den du mir gespielt hast, wirst du büßen!"

Ich konnte mir ein Lachen nicht verkneifen.

"Das würdest du dich doch niemals trauen, wenn ich mich bewegen könnte. Jetzt wo ich wehrlos bin, traust du dich in meine Nähe. Aber das konntest du schon immer gut, nicht wahr? Auf Wehrlosen herumtrampeln! Weißt du, du bist doch nichts weiter als ein kleiner Feigling ... ich frage mich wirklich, wie du nach Gryffindor gekommen bist. Dich muss man doch nur einmal scharf angucken und du verschwindest im nächsten Mauseloch, Verzeihung, ich wollte natürlich sagen - Rattenloch."

"Das ist nicht wahr, Snape. Ich bin mutig ... ich bin sehr mutig. Ich bin zum dunklen Lord zurückgekehrt ... ich habe ihm geholfen ..."

"Weil du Angst vor deinen alten Freunden hast. Black hat ein übles Temperament und mit Lupin ist auch nicht gut Kirschen essen, wenn er erst einmal sauer ist. Was glaubst du, würden die beiden mit dir machen, wenn du ihnen begegnest? Dich zum Tee einladen ..."

Weiter kam ich nicht, diese Ratte hatte doch tatsächlich die Stirn, mir ins Gesicht zu schlagen. Bevor ich wusste was ich tat, hatte ich meinen rechtes Bein gehoben und rammte ihm mit aller Kraft meinen Stiefel ins Gesicht.

Durch die Wucht des Aufschlages, flog er nach hinten und endlich wurde die Last von meinem Bein genommen.

Wurmschwanz hatte sich wieder aufgerichtet und hielt sich winselnd das lädierte Gesicht. Ich hatte ihm mehrere Zähne ausgeschlagen, aber jetzt wurden mir auch die Konsequenzen meiner Tat bewusst. Ich würde gleich wieder in den Genuss eines Cruciatus kommen.

Tatsächlich hob der immer noch winselnde Wurmschwanz seinen Zauberstab und richtete ihn auf mich, aber bevor er die Beschwörungsformel sprechen konnte, öffnete sich die Tür.

Pettigrew wandte sich verwundert blinzelnd um und erkannte Voldemort. Demütigst fiel Peter auf die Knie und kroch auf den Besucher zu.

"Meister ... Meister, er hat mich verletzt ..."

Voldemort sah ihn nur kalt an.

"Ich habe dir gesagt, du sollst ihn nicht unterschätzen und jetzt verschwinde!"

Mit einem Fußtritt beförderte er Pettigrew hinaus, bevor er sich mir zuwandte.

"Nun zu uns beiden. So wenig mir es auch gefällt, aber ich brauche deine Hilfe, Verräter", zischte er mir entgegen.

Ich war auf alles vorbereitet gewesen, aber nicht auf so was.

"Du sollst mir einen Spruch übersetzen und ich rate dir, es richtig zu tun."

Bei diesen Worten flog mir ein altes, verstaubtes Buch entgegen, auf dessen Seiten ich merkwürdige Schriftzeichen erkannte. Es konnte Elbisch sein, oder Nixisch... nein, es war definitiv die Sprache der Elben, allerdings eine sehr alte Schrift. Einige Buchstaben kamen in dieser Form heute überhaupt nicht mehr vor.

Ein Teil des Textes war rot hervorgehoben. Das sollte ich übersetzen. Es war sehr kurz, aber es schien keinen Sinn ergeben zu wollen.

"Die Brücke zwischen Himmel und Erde, gestützt von zwei Pfeilern ist der Schlüssel zu unglaublicher Kraft. Erwecken wird der Schlüssel die Kräfte der Siegel, doch wer die Kraft erhält, das bestimmen die Wächter. Und wie der Kampf auch ausgehen mag, einer der Pfeiler gewährt dem Bösen eine zweite Chance."

"Nun, was ist? Soll ich bis Weihnachten warten?" drang die ungeduldige Stimme Voldemorts an mein Ohr.

"Ich kann es nicht übersetzen, ich kenne die Schrift nicht!"

Das war zwar eine glatte Lüge, aber ich sah nicht ein, warum ich dem Kerl helfen sollte. Sterben würde ich so oder so, da musste ich ihm bei seinem Zerstörungsfeldzug nicht auch noch behilflich sein.

Voldemort sah mich aus seinem gesundem Auge gefährlich an.

"Sprichst du auch die Wahrheit, Verräter? Ich könnte dir einen schmerzlosen Tod gewähren, wenn du mir doch noch hilfst."

"Es ist so wie ich es gesagt habe. Ich kenne die Schrift nicht", wiederholte ich trotzig.

"Ist dem wirklich so? Du solltest noch einmal gut darüber nachdenken, ob du die Schrift nicht vielleicht doch kennst ... es würde dir viel ersparen. Du weißt, ich kenne Mittel und Wege, um die Wahrheit aus meinen Gefangenen herauszubekommen und ich meine damit nicht das Veritaserum."

"Meine Antwort bleibt die Gleiche. Ich kenne die Schrift nicht, ergo kann ich sie nicht übersetzen."

"Und das ist dein letztes Wort? So sei es ... sage hinterher nicht ich hätte dich nicht gewarnt."

Noch im Sprechen hob Voldemort seinen Zauberstab und ich machte mich auf den Cruciatus gefasst ... aber was dann kam, war schlimmer ... tausendmal schlimmer.

Aus der Sicht von Demona

Ich saß wie üblich zum Abendessen auf meinem Platz am Lehrertisch, der sich leider Gottes direkt neben Rupert Rascal befand. Während ich über diese Sitzordnung überhaupt nicht erfreut war, so war es mein neuer Kollege doch um so mehr.

Seit ich mich gesetzt hatte, erzählte er mir irgendwelche Geschichten aus seinem Leben, die ich überhaupt nicht hören wollte.

Trotzdem machte ich gute Miene zum bösen Spiel und blickte ihn seit einer halben Stunde mit einem dümmlichen, in meinem Gesicht festgefrorenen Grinsen an und tat so, als würde ich ihm interessiert zuhören und dankte insgeheim meiner Mutter, dass sie diese eiserne Selbstbeherrschung förmlich in mich rein geprügelt hatte.

Das Grinsen wich allerdings langsam aus meinem Gesicht. Der Grund dafür war aber bedauernswerter Weise nicht Professor Rascal, sondern etwas anderes. Mir wurde heiß, sehr heiß, unerträglich heiß und in meinem Brustkorb breitete sich ein unheilverkündendes Kribbeln aus. Es fühlte sich an, als würde jemand mit einem glühendem Stab über meine Brust streichen.

"Ist ihnen nicht gut, meine Liebe?" Rascal sah mich interessiert an.

"Nein ... nein ... mir ist ... nur etwas heiß, ich denke ich werde ein wenig nach draußen gehen", antwortete ich ihm im aufstehen.

"Ja, ja", Rascal blickte mich wissend an, "wenn die Wellen der Leidenschaft höher schlagen, kann einem schon sehr heiß werden. Soll ich sie begleiten und ihnen dabei helfen, sich abzukühlen?"

"Hä?" dieser schmierige Tonfall in seiner Stimme gefiel mir überhaupt nicht und das was er gesagt hatte, gefiel mir noch weniger, aber er entging der Gefahr sich eine zweite Ohrfeige von mir einzuhandeln, weil das Kribbeln in meiner Brust sich langsam zu starken Schmerzen entwickelte.

Schwankend wandte ich mich zur Lehrertür und wollte gerade durch sie hindurch verschwinden, als mich der Schmerz überrollte.

Laut und gellend schreiend stürzte ich gegen die Wand, meine Hände verkrampften sich in meiner Brust, dort wo der Schmerz am stärksten war. Ich rutschte an der Wand hinunter, vor Schmerzen keuchend. So etwas hatte ich noch nie erlebt. Diese Schmerzen übertrafen alles, was ich bisher erlebt hatte. Sie ließen keinen anderen Gedanken zu.

Wie aus weiter Ferne hörte ich, wie jemand meinen Namen rief, aber ich konnte nicht antworten. Als nächstes spürte ich wie ein paar Hände nach mir griffen, die ich aber in einem Anfall von krampfhaften Zuckungen von mir schlug.

Und dann endlich sank ich in eine gnädige Bewusstlosigkeit.

"Vielleicht hatte sie einen Herzinfarkt?"

"So ein Blödsinn!"

"Ich muss mich von einer einfachen Krankenschwester nicht in einem derartigen Ton ansprechen lassen!"

"Und ich muss es mir nicht gefallen lassen, dass so ein Möchtegernarzt, wie sie es einer sind, hier die Diagnosen stellt. Und Schulkrankenschwester bin immer noch ich."

Wie durch einen dichten Nebelschleier hörte ich die beiden Streitenden ... jetzt kam eine dritte hinzu.

"Hört auf so einen Krach zu machen! Man kann euch im ganzen Schloss hören."

Remus?

"Was hat meine Mutter?"

Claw?

"Nun ja, also, um ehrlich zu sein ... ich habe keine Ahnung."

Poppy?

"Und so was nennt sich Krankenschwester. Ich sage ihnen, sie hatte einen Herzinfarkt!"

Ganz unverkennbar Rupert Rascal.

"Ich hatte keinen Herzinfarkt ...," mühsam setzte ich mich auf. Ich befand mich auf der Krankenstation in einem der Betten, wie ich jetzt herausfand und um das Bett herum, standen Poppy, Remus, Claw, Albus und leider auch Rascal.

Poppy kam zu mir herübergerauscht.

"Ahh, wunderbar ... du bist wach", flüsterte sie, um gleich darauf lauter fortzufahren", liegen bleiben! Ich will dich erst noch untersuchen," sie drehte sich ruckartig um, während sie mich wieder in eine liegende Position drückte, "und alle die hier nichts verloren haben - Raus hier!"

Aus den Augenwinkeln beobachtete ich, wie Claw sich auf einen Stuhl in der Ecke setzte und Remus meinen geschätzten Kollegen zur Tür brachte. Rupert ging natürlich auch brav hinaus, weil er glaubte Remus und Albus würden ihm folgen. Aber kaum hatte er den Raum verlassen und wollte sich umdrehen, schlug Remus ihm die Tür vor der Nase zu und sprach einen Verriegelungszauber, dann kam er wieder an mein Bett.

"Also Vögelchen, sagst du uns freiwillig was du hast oder müssen wir Gewalt anwenden?"

"Ich habe gar nichts ... und nenn mich nicht Vögelchen, ich bin kein Vogel."

Diese zwei Sätze, die wir miteinander gewechselt hatten, nutzte Poppy um mein Kleid zu öffnen. Ehe ich mich versah, hatte sie die Schnüre auf meinem Rücken geöffnet und zog mir das Oberteil herunter.

"Oh mein Gott! Das sieht ja grauenhaft aus."

Ich sah die Krankenschwester an und danach Albus und Remus, alle waren kalkweiß im Gesicht und starrten fassungslos auf meine Brust.

Okay. Hatte ich so hässliche Unterwäsche an oder war ich so hässlich?

Remus und Albus hatten mich schon mehrere Male nackt gesehen - an meinem Aussehen konnte es dann ja wohl nicht liegen. Das hätte ich vorher bemerkt. Also doch meine Unterwäsche?

Jetzt bemerkte ich Claw, die neugierig zu mir gekommen war und ebenfalls angewidert auf meine Brust starrte.

"Zum Teufel...", ich sah an mir herunter und erstarrte. Leicht oberhalb meiner Brust klaffte eine riesige, leuchtend rote Wunde.

Das durfte doch nicht wahr sein, wie ...

Poppy, der die Erleuchtung plötzlich ins Gesicht geschrieben stand, ließ mich mit ihrem Zauberstab mehrere Meter über dem Bett schweben, damit sie meinen Rücken begutachten konnte.

"He, bei allen Dämonen .... was soll das?" fauchte ich wütend nach unten, ich schätzte es nicht, wenn ich ohne Vorwarnung schweben gelassen wurde.

"Ich hab's gewusst", hörte ich Poppy im nächsten Moment rufen. Als sie mich wieder auf das Bett gleiten ließ, wiederholte sie sich noch mal, "ich hab's gewusst, genau wie bei ihm!"

"Genau wie bei wem? Poppy, was ist los?" Albus sah die Krankenschwester prüfend an.

"Als ich letztes Jahr Severus untersucht habe, da hatte er genau die gleichen Narben auf der Brust und auf dem Rücken. Als ich ihn gefragt habe, was das sei, hat er gesagt es wäre von einem Schwert und danach ist er wie von der Tarantel gestochen verschwunden. Ich habe dir doch davon erzählt."

Der Direktor nickte und auch Remus verstand.

"Ja, das hast du! Demona kannst du uns erzählen, was es damit auf sich hat? Immerhin hat dir die Narbe starke Schmerzen verursacht."

"Es ... es ... es ist eine alte Verletzung von mir", antwortete ich zögernd, "sie verursacht mir hin und wieder ein paar Probleme ... aber es ist nichts ernstes."

"Das da", Remus deutete mit einem Finger auf die Wunde, "sieht für mich aber sehr ernst aus."

"Es ist aber nichts ernstes", fauchte ich zurück, "seht ihr? Es schließt sich schon wieder!"

Und tatsächlich, die Wunde hörte auf zu leuchten und schloss sich langsam wieder. Innerhalb von fünf Minuten war nichts weiter zu sehen, als ein dünner Strich, der etwas heller war als der Rest meiner Haut.

Die Anwesenden blickten mich staunend an und ich konnte Rascal hören, der wütend gegen die Tür hämmerte.

"Wie ... warum?" keuchte Poppy.

"Mein Organismus funktioniert ein klein wenig anders als der, der Menschen ... außerdem ist die Verletzung schon etwas älter", antwortete ich schulterzuckend. Das ich schon einige Tage vorher ein seltsames Kribbeln und zeitweiliges Stechen gespürt hatte, das von der Narbe ausging verschwieg ich ihnen wohlweislich.

Die anderen sahen mich noch einen Moment prüfend an, bis Albus das Schweigen brach.

"Also, ich muss jetzt leider gehen. Severin Snape sitzt in meinem Büro und wartet auf mich. Ich muss ihm noch erzählen was geschehen ist", ich sah wie Albus' Schultern zusammensackten, um diese Aufgabe beneidete ich ihn wirklich nicht.

Nachdem Albus gegangen war, zwang Poppy mich noch dazu einen Löffel mit widerlich schmeckender Medizin zu schlucken und ließ mich dann mit Remus und Claw allein.

"Äh ... Mama? Ich weiß das ist jetzt nicht der beste Moment, um dich zu fragen ... aber kann ich vielleicht übers Wochenende nach Hause? Ich möchte ein paar Dinge erledigen!"

"Bitte? Du willst nach Hause? Was ist denn jetzt kaputt?"

"Nein, es ist nur ... Tante Mystique muss mir doch noch ein Geburtstagsgeschenk geben ..."

"Aha, da liegt der Hund begraben ... und ich dachte schon du würdest dich endlich auf deine Pflichten als Repräsentantin des Königshauses besinnen."

Meine Tochter grinste mich frech an.

"Ein Satz mit x, war wohl nix! Also, darf ich?"

"Meinetwegen, aber das du mir ja pünktlich wieder hier bist."

"Danke!" Sie umarmte mich noch kurz und hüpfte dann aus dem Krankenzimmer. Remus hatte die Szenerie schmunzelnd beobachtet.

"Ja, ja ... Kinder ... das größte Glück dieser Erde!"

Ich sah ihn ungläubig an, "das glaubst du ja wohl selber nicht!"

Mit Claw hatte ich im Moment mehr Probleme, als mit einem Sack Flöhe. Das Mädchen gehorchte nur wenn sie wollte ... und sie wollte selten. Außerdem war sie frech, aufmüpfig, unverschämt und arrogant. Und ich hoffte inständig, dass dieses Verhalten an der Pubertät lag und kein fest verankerter Charakterzug von ihr war, der erst jetzt hervorbrach.

Ich musste während meiner Überlegungen wohl ein sehr komisches Gesicht machen, denn plötzlich fing Remus an laut zu lachen. Das Gelächter hielt allerdings nicht lange an, da Rascal in eben diesem Moment durch die Tür kam.

"Demona, ich freue mich zu sehen, dass es dir besser geht. Das nächste Mal werde ich sanfter sein, versprochen!"

Ich sah Remus an, wovon redete der da?

"Wenn sie glauben, dass sie die Ursache meines Zusammenbruchs waren, dann irren sie sich!" sagte ich bestimmt.

Das fehlte ja gerade noch, dass der mich in seine persönliche Trophäensammlung aufnahm. Mit wachsendem Abscheu bemerkte ich, dass er jetzt begann meine Hand zu tätscheln.

"Das muss dir doch nicht peinlich sein, meine Liebe. Ich verstehe ja, dass du immer die Starke warst und das es dir unangenehm ist, jetzt in meiner Gegenwart so schwach zu werden, mein armes, kleines Lämmchen", er lächelte mich an und seine Hand wanderte jetzt zu meinem Gesicht.

Schockiert drückte ich mich immer tiefer in die Kissen, in der Hoffnung so seinen Annäherungsversuchen zu entgehen.

"Komm schon Süße, heirate mich endlich und ich sorge dafür, dass so etwas nie wieder passiert!"

Im gleichen Moment traf mich die Erkenntnis wie ein Schlag. Hatte ich nun magische Fähigkeiten oder nicht? Ich schloss kurz die Augen und atmete tief durch, dann ließ ich Rascal durch die Tür auf den Flur schweben. Er war im ersten Moment so verdutzt, dass er nicht einen Ton sagte, danach hatte er keine Gelegenheit mehr zum sprechen, weil ich Tür vor seiner Nase verschloss. Endlich Ruhe!

Aus der Sicht von Albus Dumbledore

Vor mir lag wohl die schwerste Aufgabe meines Lebens. Severin Snape saß vor mir und sah mich ruhig an. Die Ähnlichkeit mit seinem Bruder war überwältigend. Beide waren sehr groß, allerdings war Severin muskulöser als Severus, beide hatten die gleichen schwarzen Augen, wobei die von Severin bei näherer Betrachtung allerdings dunkelblau glänzten und die gleiche Nase. Aber Severin hatte nicht diesen verbitterten Zug im Gesicht und seine Augen waren lebendig, außerdem wurde sein schulterlanges Haar von einem Lederriemen im Nacken zusammengehalten.

"Warum sind ihre Eltern nicht mitgekommen?" fing ich das Gespräch an.

"Meine Mutter liegt zur Zeit im St. Mungo Krankenhaus. Nachdem sie die Nachricht erhalten hat ist sie zusammengebrochen ... es ging ihr in letzter Zeit nicht sehr gut", antwortete er knapp auf meine Frage.

"Oh, das... das tut mir Leid, aber ich wusste nicht, wie ich es anders formulieren sollte."

"Ist schon gut, Professor. Das konnte man einfach nicht anders formulieren .... Sie haben keinerlei Anhaltspunkte, wo mein Bruder gefangengehalten werden könnte?" er sprach die Frage seltsam emotionslos aus.

"Nein, tut mir Leid!" Ich beobachtete Severin Snape. Die vergangenen Jahre und sein Beruf hatten ihn erwachsen werden lassen. Nichts erinnerte mehr an den kleinen Jungen, der seiner Hauslehrerin einen Eimer mit grüner Farbe über dem Kopf ausgeleert hatte oder den Wackelpudding mit Flubberwurmschlein ersetzte.

Aber trotzdem ... seit wir zusammen in meinem Büro saßen, hatte ich das Gefühl, dass ihn irgendetwas bedrückte. Irgendwie schien ihn das Schicksal seines Bruders kalt zu lassen ... aber warum?

"Severin? Irgendetwas stimmt nicht mit ihnen. Ich habe das Gefühl, dass es sie überhaupt nicht interessiert was mit Severus geschieht. Es kommt mir so vor, als sprächen sie über irgendeinen Unfall einer fremden Person."

Er wand sich leicht in seinem Sessel.

"Wissen sie, Dumbledore, ich denke ich weiß warum Voldemort ihn gefangen hat." Erstaunt hob ich eine Augenbraue.

"Nun, dann erzählen sie es mir."

"... gut ... wissen sie, letzten Sommer wurde ich zu einem Einsatz gerufen. Ein Dutzend Todesser waren in das Haus einer Zaubererfamilie eingedrungen und folterten sie. Wir bekamen einen Tipp von einer anonymen Person und sind dort erschienen ... als wir ankamen, folterten sie gerade den Familienvater... wir wollten sie überwältigen, aber einer bemerkte uns und alarmierte die anderen ..."

"Und weiter?" ich war gespannt was nun kommen würde.

"Wir wurden in ein Gefecht verwickelt. Ich bekam es mit dem Anführer zu tun ... er war wirklich stark ... er hätte mich besiegt, wenn nicht plötzlich ein anderer Todesser gegen ihn gestoßen und er gestolpert wäre ... dabei verrutschte seine Maske. Ich habe sein Gesicht zwar nur Sekundenbruchteile gesehen, aber ich bin mir sicher, dass es Severus war", er blickte mir jetzt ins Gesicht, als erwartete er dort tiefste Abscheu zu sehen.

"Hat ihn noch irgendjemand gesehen?"

"Nein ... nein ... ich war der einzige ... die anderen waren zu beschäftigt, um auf uns zu achten."

"Haben sie es irgendjemandem erzählt? Zum Beispiel ihren Eltern?"

"Nein, habe ich nicht. Wissen sie was es für meine Mutter bedeuten würde, wenn sie erfährt das ihr Sohn ein Todesser ist?" fuhr er mich an, "sie würde zu Grunde gehen."

"Aha", sagte ich leise, mehr zu mir selbst, als zu meinem Gesprächspartner, der mich nur fassungslos anstarrte.

"Direktor, haben sie überhaupt mitbekommen, was ich gerade gesagt habe? Mein Bruder - einer von ihren Lehrern - ist ein Todesser. Jemand der unschuldige Menschen foltert und tötet."

"Und warum haben sie ihn dann nicht verhaftet? Oder dem Ministerium einen Tipp gegeben?", fragte ich leise.

"Weil ... weil ... wissen sie, unsere Mutter ist krank ... sie hat ein schwaches Herz ... wenn sie erfahren hätte, dass ihr jüngster Sohn ... einer von denen ist, dann hätte sie sich umgebracht ... das wollte ich ihr nicht antun."

"Ja ... das erklärt einiges ... Severin? Haben sie eine Ahnung warum Voldemort ihn jetzt gefangen hält?", fragte ich ihn ruhig.

"Ich nehme an, weil er eine Aufgabe nicht richtig erfüllt hat oder sonst irgendwie in Ungnade gefallen ist."

"Ich wünschte das wäre so, dann hätte ich jetzt nicht so ein schlechtes Gewissen", Severin sah mich verständnislos an, "Severus wird gefangen gehalten, weil er mein Spion war und Voldemort hinter sein Geheimnis gekommen ist." Die Augen von Severin wurden immer größer.

"Wiederholen sie das bitte ..."

"Er war mein Spion." Ich begann Severin die ganze Geschichte von Anfang an zu erzählen. Als ich geendet hatte blickte er betreten zu Boden.

"Das ... das wusste ich nicht."

"Wie auch, Severus wollte und musste es geheim halten. Das Ministerium ist mit meinen Aktivitäten nicht immer einverstanden ... eigentlich ist es das nie.", murmelte ich nachdenklich.

Severin betrachte das Holzkästchen in das ich die Finger gelegt hatte.

"Er war so etwas wie ein Held ... vielmehr als ich einer bin, oder sonst irgendjemand. Das wird Mutter gefallen, er ist für eine gute Sache gestorben ..."

"Severin, noch ist er am Leben ... noch können wir hoffen."

Er lächelte mich freudlos an.

"Dumbledore, wie viele Leute kennen sie, die der Rache des dunklen Lords entkommen sind? Niemanden! Ich denke das spricht für sich ... aber vielleicht haben sie recht. Man soll die Hoffnung niemals aufgeben."

Beinahe beiläufig sah er auf die Uhr und erschrak.

"So spät schon? Ich habe Mutter versprochen, dass ich sie noch besuche und ihr alles erzähle."

"Nun, ich denke dann sollten sie jetzt gehen." Ich stand auf und begleitete ihn zur Tür.

"Denn Weg nach draußen finden sie doch alleine? Ich muss noch einige Dinge erledigen."

"Sicher Direktor, sicher. Auf Wiedersehen und Danke für alles."

Severin lief mit großen Schritten die Treppe hinunter.

Er hatte Recht, man sollte die Hoffnung niemals aufgeben.

Aus der Sicht von Claw

Nachdenklich lief ich durch die Gänge von Hogwarts. Wir hatten ein verlängertes Wochenende, wenn ich also gleich losflog konnte ich am Dienstag wieder da sein. Das wäre nicht zu spät.

Als ich weiterlief wurden meine Gedanken von etwas anderem beherrscht. Rupert Rascal. Ich hatte ja heute bereits das Vergnügen gehabt diesen Mann in Aktion zu erleben - nämlich, wie er sich an meine Mutter heranschmiss. Eine Tatsache, die mir ganz und gar nicht behagte.

Außerdem war ich im Moment überhaupt nicht gut auf meine Mutter zu sprechen. Die ganze Zeit hieß es nur: Claw tu dies, Claw tu das, Claw lass die Finger davon, Claw geh auf dein Zimmer, Claw mach deine Hausaufgaben ... und so weiter und so fort.

"Blababla!"

Zeitweise kam ich mir vor, als wäre ich in einem Gefängnis und meine Mutter wäre die Wärterin - keine nette Wärterin, versteht sich.

Meine Gedanken vereinnahmten mich so sehr, dass ich die Person auf dem Flur erst bemerkte, als ich in sie hineinrannte. Ich sah hoch und wollte mich entschuldigen ... aber dazu kam es nicht mehr.

"Oh man, ich glaub's nicht. Wieso gibt's den denn zweimal?" Im ersten Moment glaubte ich, Professor Snape würde vor mir stehen ... aber nach einigen Momenten merkte ich, dass das nicht stimmte ... der hier hatte noch alle Finger ... und er sah unverschämt gut aus. Das lange, schwarze, glänzende Haar, das im Nacken zu einem Pferdeschwanz gebunden war ... die sanften, dunkelblauen Augen und das herrliche Lächeln - der Mann war einfach perfekt.

"Äh... hallo, du kannst mir nicht zufällig sagen, wie ich wieder aus dem Schloss komme? Es ist schon einige Jahre her, dass ich hier war."

Ich schüttelte mich und sah den Mann vor mir immer noch sprachlos an.

"Wie? Ach... ja... natürlich. Folgen sie mir."

Der Mann lief neben mir her und grinste, während meine Ohren tiefrot anliefen.

"Übrigens, mein Name ist Severin Snape."

Ich nickte stumm. Wie zum Teufel kam Professor Snape zu einem so gutaussehendem Bruder? Er selber war von der Natur ja nicht unbedingt mit gutem Aussehen gesegnet ... aber sein Bruder dafür um so mehr. Und dann sein Name ... Severin ... das klang wie Musik in meinen Ohren. Seine Stimme war wie schwarzer Samt ... weich und geheimnisvoll! Genau so stellte ich mir meinen zukünftigen Ehemann vor ... die Sache hatte nur leider einen Hacken - Hawks heirateten nicht ... aber wilde Ehe war ja auch eine Option, die man im Auge behalten sollte.

"Und wie ist dein Name?" Seine herrliche Stimme riss mich aus meiner Traumwelt.

"Claw. Claw Hawks."

Er starrte mich erschreckt und mit kalkweißem Gesicht an.

"Du bist doch wohl nicht mit der Lehrerin Demona Hawks verwandt, oder?"

"Doch, sie ist meine Mutter! Wieso?"

"Oh Gott ... die läuft hier doch nicht irgendwo rum?"

"Liegt in der Krankenstation!"

"Das ist gut ... ich meine überhaupt nicht gut! Hoffentlich ist sie bald wieder gesund!"

"Unkraut vergeht nicht!", war meine trockene Antwort. Ich würde zu gerne wissen, warum er sich beim Namen meiner Mutter so erschreckt hatte.

Trotzdem, ich war unheimlich froh, dass ich in diesem Moment das Tor erreichte. Ich verabschiedete mich noch schnell und lief dann die Treppen zum Gryffindorturm hinauf.

Nein, so was peinliches! Muss ich doch tatsächlich den Bruder von Snape umrennen und mich dabei auch noch benehmen, wie eine zwölfjährige.



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Anmerkung: Leute ihr kennt mein Motto. Erst ein paar Reviews (eure Meinung ist mir seeeeehhhhrrrr wichtig) und dann gibt es das nächste Kapitel. Diesmal geht's auch bestimmt schneller. Versprochen!!!