Kapitel 25: Alles hat ein Ende

AvA: So ... die Kapitelüberschrift verrät es ja schon ... hier kommt das finale Kapitel von Traurige Vergangenheit! An dieser Stelle möchte ich mich ganz herzlich bei meinem Betaleserinnen Morticia und Kathrin bedanken, die sich so tapfer durch mein Rechtschreibchaos gewühlt haben! Vielen herzlichen Dank!! Und natürlich auch an alle Leser, die bis jetzt durchgehalten haben und die mir immer so liebe Reviews geschrieben haben. Ohne euch hätte ich gar nicht so lange geschrieben!!!!!!

@1234...: Sieh mich an! Würde ich es wagen, den großen Meister entgültig unter die Erde zu bringen? Ja??? Nun denn, lies einfach weiter. Die Antwort gibt es in diesem Kapitel.

@Pe: Du blickst nicht mehr so richtig durch? Ich hoffe doch stark, dass das nicht an mir liegt! *gg*

@Loca Inferna: Ne, sie werden ihre Namen nicht ändern ... mal davon abgesehen, werden sie sich auch nicht lange an den Klunkern erfreuen können. Und das dir der Dämon gefällt, dachte ich mir. Schön grausam! Mal'ne Frage ... würdest du dich zwischen Demona und ihren Alkohol stellen? Also, ich nicht! Nicht ohne Lebensversicherung. Übrigens ... Fleisch habe ich gern blutig! Am liebsten natürlich, wenn ich es selber blutig mache!

@Bele: Eine neue Leserin! Herzlich Willkommen! *gg* Winterschlaf am Grunde des Sees? *räusper* ... na ja ... selbst ein Beutelteufel im Winterschlaf braucht eine geringe Menge an Sauerstoff ... und den gibt es da unten nicht ... halten die Viecher überhaupt Winterschlaf? *am Kopf kratzt* ... keine Ahnung!

@anettemargarete: Und noch eine neue Leserin! Auch dir ein Herzliches Willkommen! Nun zu deinen Fragen: 1. Keine Panik! Er steht bereits in den Startlöchern! 2. Jetzt! 3. Äh ... Ja! Ich habe nämlich einige Probleme damit mich kurz zu fassen! Also, Geschichten von mir sind immer ... etwas ... länger! Kurzgeschichten liegen mir einfach nicht! Ich habe immer viel zu viel Infos, die ich irgendwo unterbringen muss. Hat sich ja auch noch nie jemand beschwert ... 4. Ja, wer wird das wohl sein! 5. Sie ist kein Mensch und hat kein Fell! Soviel kann ich schon mal verraten ... aber ich glaube nicht, dass ihre Identität in dieser Geschichte noch enthüllt wird.

Aus der Sicht von Claw

Meine Mutter und Mrs. Snape sahen mich im ersten Moment entgeistert an, dann aber dämmerte ihnen, wo sie sich befanden. Und der Erfolg trat auch prompt ein. Mrs. Snape lief rot an, während meine Mutter, die sich gelegentlich unter Kontrolle hatte, nur stoisch an die Wand blickte.

„Würdet ihr jetzt bitte rausgehen, alle beide!", zischte ich und schob meine Mutter und Mrs. Snape rigoros zur Tür. Kaum waren beide aus der Großen Halle verschwunden, beäugte ich verstimmt die große Tür, die noch halb geöffnet war und ließ sie mit einem ohrenbetäubenden Knall ins Schloss fallen, sodass die Fenster klirrten und Staub aus den Wänden rieselte. Anschließend drehte ich mich zu den zwei Frauen um.

„Danke, danke, danke", giftete ich, „ihr habt es innerhalb von fünf Minuten geschafft, dass mein Leben hier in Zukunft die reinste Hölle sein wird! Vielen Dank!"

„Wir sollten dieses Gespräch glaube ich, besser an einen Ort verlagern, der etwas weniger öffentlich ist!", warf meine Mutter ruhig ein.

„Das fällt dir aber verdammt früh ein", gab ich zurück, schlug aber nichts desto trotz den Weg zu den Räumen meiner Mutter ein. Dort angekommen, ließ ich mich in einen Sessel fallen und blickte die beiden herausfordernd an.

„Nun", fragte ich, „was sollte das da unten?"

Meine Mutter zuckte nur mit den Schultern und nahm sich ein Glas mit Branntwein, bevor sie sich auf der Fensterbank niederließ und nach draußen blickte.

Mrs. Snape glättete nervös einige Falten in ihrem Umhang bevor sie anfing zu sprechen.

„Nun ... ich wusste, wer dein Vater war, dass erste Mal als ich dich sah. Du hast soviel Ähnlichkeit mit mir, als ich noch jünger war. Und dann hatte ich ein sehr ... unerfreuliches Gespräch mit deiner ... Mutter", sie blickte böse zu besagter Person hinüber, „ich halte sie für vollkommen ungeeignet ... um ein Kind zu erziehen! Sie ist launisch, rechthaberisch, egoistisch und ihre Weltansichten sind mehr als nur veraltet. Darum hielt ich es für eine gute Idee, wenn du bei uns wohnen würdest!"

Ich blickte Mrs. Snape mit herunterhängendem Kiefer an.

„Ich habe deiner Mutter, deswegen auch einige Briefe geschrieben ... aber sie hat keinen beantwortet ... zum Schluss habe ich ihr sogar mit Anwälten gedroht! Aber sie hat auf nichts reagiert!"

„Mo-moment mal! Sie haben meiner Mutter geschrieben, dass sie mich ihr wegnehmen wollen? Wieso?", fragte ich fassungslos.

„Weil ... ich es unverantwortlich von ihr finde, dass sie nie auch nur ein Wort über deinen Vater verloren hat! Sie hat siebzehn Jahre lang nur an sich gedacht", zischte Mrs. Snape.

„Und an wen denken sie jetzt", meldete meine Mutter sich sarkastisch zu Wort, „auch nur an sich!"

„Das ist nicht wahr", ereiferte sich die andere Frau, „ich denke an das Wohl von Claw!"

„Das tun sie nicht, Mrs. Snape", war die kalte Antwort, „sie haben lediglich vor ihren Sohn durch meine Tochter zu ersetzen."

„Was erlauben sie sich", schrie Mrs. Snape.

„Es ist die Wahrheit! Wissen sie ... wir beide sind uns eigentlich gar nicht so unähnlich", begann meine Mutter im Konversationston, „wir sind beide gewohnt, das zu bekommen, was wir wollen ... mit allen Mitteln, wenn es sein muss. Aber bei mir werden sie hier auf Granit beißen."

„Wir sind uns überhaupt nicht ähnlich", zischte die Mutter von Snape, „sie sind egoistisch, selbstherrlich ... und es kümmert sie überhaupt nicht, was mit anderen geschieht."

„Kann sein, dass ich auf Menschen so wirke", antwortete meine Mutter mit den Schultern zuckend, „aber Mrs. Snape ... bevor sie jetzt meine Tochter entführen wollen, sollten sie lieber darüber nachdenken, warum sie so scharf darauf sind, dass sie zu ihnen kommt. Ein schlechtes Gewissen vielleicht?"

„Ich habe kein schlechtes Gewissen!"

„Das glaube ich schon! Sie machen sich jetzt Vorwürfe, dass sie sich nicht etwas besser um Severus gekümmert haben. Während all der Zeit, die er hier als Lehrer gearbeitet hat, hat er von ihnen nicht einen Brief oder Besuch bekommen! Ich weiß zwar nicht warum, denn ich schätze sie nicht als eine Frau ein, die leicht aufgibt, aber ich glaube, das bereuen sie jetzt."

„Mein Sohn hat den Kontakt abgebrochen, nicht ich", murmelte sie finster.

„Und sie haben das einfach so hingenommen", fragte meine Mutter mit hochgezogenen Augenbrauen, „ich bitte sie! Ich glaube eher, dass sie beleidigt waren, weil ihr Nesthäkchen keine Ministeriumslaufbahn anstrebte so wie sein Bruder!"

Von meinem Platz aus konnte ich beobachten, wie Mrs. Snape ihre Hände zu Fäusten ballte. Hatte meine Mutter etwa Recht?

„Ich ... ich denke ... ich sollte jetzt gehen", flüsterte sie plötzlich kaum hörbar und stand auf. Ohne sich noch einmal umzudrehen, verschwand sie durch die Tür. Ich stand auf und wollte sie zurückholen, denn irgendwie tat sie mir Leid, aber meine Mutter hielt mich zurück.

„Bleib hier! Von der haben wir nicht zum letzten Mal etwas gehört ... leider!"

Meine Mutter blickte mich an und trank den letzten Rest ihres Branntweins aus, während ihre Augen gefährlich glitzerten.

„Wie hast du es herausgefunden?"

Keine Entschuldigung, keine Erklärung! Sie wollte einfach nur wissen, wie ich es herausgefunden hatte!

„Bitte?", knurrte ich gefährlich leise.

„Nun, du schienst vorhin nicht sonderlich überrascht zu sein! Also, woher wusstest du, dass er dein Vater ist?"

„Ich wusste es nicht ... ich habe es nur geahnt! Mit Hermine zusammen, habe ich ja eine Liste, der damaligen Lehrer zusammengestellt ... Snape war der Einzige, der in Frage kam. Es besteht auch eine gewisse Ähnlichkeit!"

Meine Mutter stand auf und schenkte sich Branntwein nach.

„Hm ... kluges Kind! Warum hasst du es mir nie gesagt?"

„Weil du immer giftig wurdest, wenn ich auf meinen Vater zu sprechen kam. Außerdem wollte ich, dass du es mir selber sagst! Warum hast du es vor mir verheimlicht?"

Mit dieser Frage zauberte ich ein gemeines Grinsen in ihr Gesicht.

„Als ich vor fast zwei Jahren hier in Hogwarts auftauchte, hatte ich vor mit ihm darüber zu sprechen. Deine ständige Fragerei fiel mir nämlich gewaltig auf den Wecker. Aber als ich hier ankam, musste ich ihn erst wieder zusammensetzen. Und als er dann wieder soweit hergestellt war, dass ich mit ihm sprechen konnte, fing er an mich zu beleidigen. Tja ... und dann kamst du! Und ihr habt euch vom ersten Moment an überhaupt nicht verstanden! Severus wurde nach deiner Ankunft immer unausstehlicher und ich sah plötzlich nicht mehr ein, warum ich ihm von dir erzählen sollte. Betrachte es einfach als meine persönliche kleine Rache!"

Meine Mutter schritt langsam zum Fenster zurück und blickte in den Wald.

„Ich ... ich glaub das nicht! Du hast das all die Jahre vor uns verheimlicht, weil du in deinem Stolz verletzt warst?"

„Mein Verhältnis zu Menschen im Allgemeinen und Männern im Speziellen ist nicht das Beste, wie du weißt! Ich habe einfach nicht eingesehen, warum ich etwas so ... Schönes ... mit einem ignoranten Idioten wie Snape teilen sollte", bei diesen Worten blickte sie mich an und strich mir zärtlich über die Wange.

„Wenn er so ein ignoranter Idiot war, warum bist du dann überhaupt mit ihm ins Bett gegangen?"

„Gier!", antwortete meine Mutter schlicht.

„Gier?", ich lachte freudlos. „Du willst mir also erzählen, ich bin nur entstanden weil du unbedingt irgendein Ding haben wolltest, das er dir angeboten hat? Ich bin nur das Nebenprodukt eines Handels?"

„Sag so was nicht", flüsterte meine Mutter leise und blickte wieder in den Wald, „als du gezeugt wurdest, war der Handel schon längst abgeschlossen."

„Mrs. Snape hat Recht! Du bist wirklich egoistisch", schnaubte ich und ließ mich wieder in den Sessel fallen!

„Ich habe es ja auch nicht abgestritten", antwortete sie mit einem Lächeln.

„Trotzdem ... ich hätte ihn, glaube ich ... gerne etwas näher kennen gelernt!"

Eine Weile sagte meine Mutter gar nichts, sondern blickte nur in den Wald. Plötzlich runzelte sie die Stirn und ein Zucken ging durch ihren Körper. Wie eine Raubkatze, die ihre Beute fixierte.

„Keine Angst", flüsterte sie leise, „ich glaube, diese Gelegenheit wirst du noch bekommen!"

„Bitte?"

„Ich habe das dumme Gefühl, dass Severus uns alle überraschen wird!"

Aus der Sicht von Demona

Nachdenklich blickte ich auf die Tür durch die meine Tochter soeben verschwunden war und stützte dann seufzend mein Kinn auf die Hand.

Heute war doch wirklich so gut wie alles schief gegangen! Und der Tag war noch nicht mal zu Ende!

Mürrisch lief ich in mein Bad. Dort streifte ich den Ärmel meines Kleides herunter und begutachtete die Verletzung, die ich von Voldemort erhalten hatte. Sie war in den letzten Minuten immer schmerzhafter geworden und ich musste feststellen, dass sie sich entzündet hatte.

„Großartig! Einfach großartig! Was geschieht als nächstes?"

Wütend tränkte ich einen Verband mit einer Kräutertinktur und wickelte diesen um die Verletzung. Ich hätte damit zu Poppy gehen können. Aber der fingertiefe Einschnitt in meinem Oberarm war für mich nichts weiter als ein Kratzer. Warum sollte ich also damit Poppy belästigen?

Ich schob den Gedanken an Poppy beiseite und warf einen sehnsüchtigen Blick auf meine Badewanne. Dabei entgingen mir die vielen langen Schrammen an den Fliesen nicht. Ich hob missbilligend meine Augenbraue und brachte den Schaden in Ordnung. Mental machte ich mir eine Notiz, die besagte, Remus nie wieder in seiner Werwolfform allein in mein Bad zu lassen ... und in mein Wohnzimmer ... und das Schlafzimmer ... nicht zu vergessen, der kleine Raum, in dem ich alle meine Bücher aufbewahrte. Werwölfe waren wirklich die reinsten Energiebündel.

„Wieso, verdammt noch Mal, gibt es auf der ganzen Erde nur einen Zauberer, der diesen verfluchten Banntrank brauen kann?"

Missmutig lief ich in mein Schlafzimmer und holte mir saubere Wäsche. Ich hatte das Gefühl immer noch nach Vogelmenschen zu stinken! Mit neuer Unterwäsche und einem hübschen fliederfarbenen Kleid lief ich zurück in mein Bad und stieg in die mit heißem Wasser gefüllte Wanne.

Von mir aus, könnte die Welt jetzt untergehen ... es wäre mir vollkommen egal!

Ein weiterer Grund für meine Weltuntergangsstimmung war der, dass ich jetzt langsam dem Trio Infernale von Hogwarts mitteilen musste, dass sie dazu ausersehen waren, eine der größten Macht zu kontrollieren, die diese Erde jemals gesehen hatte.

Stöhnend tauchte ich in meinem Bad unter.

Wenn das nur gut ging! Diese Kraft in den Händen von Kindern! Von impulsiven, pubertären, einfältigen Kindern! Hätte ich damals doch nur auf meine Mutter gehört. Ich hätte mich wirklich aus den Angelegenheiten der Menschen raushalten sollen.

Nachdem das Wasser langsam kühl wurde, stieg ich aus dem Bad und hüllte mich in einen warmen Mantel. Langsam lief ich zu meinem Spiegel, berührte kurz die glatte Oberfläche und wurde dann Zeuge wie sich auf der Oberfläche plötzlich Wolken bildeten und dann langsam eine große dunkle Gestalt sichtbar wurde.

„Du hast mich gerufen ... Schwester?"

„Du merkst auch wirklich alles, Mystique!"

Meine Schwester hatte langes, glattes schwarzes Haar, tiefblaue Augen und kleidete sich vornehmlich in enge Lederhosen und bauchfreie Tops mit tiefem Dekollete.

„Was möchtest du von mir?"

„Bitte schick ein paar Wachen los, die mir die Kiste mit den Steinen bringen sollen. Ich blöde Kuh habe mich von Albus dazu breitschlagen lassen ein paar Kindern beizubringen wie man sie nutzt."

Meine Schwester sog zischend die Luft ein.

„Hältst du das für eine gute Idee?"

„Ich halte das für die schlechteste Idee seit Anbeginn der Evolution! Aber was soll's! Wenn die Menschen sich unbedingt auf diese Weise auslöschen möchten ... ich werde sie bestimmt nicht daran hindern!"

„Bist du dir denn sicher ... dass es die Richtigen sind?"

„Leider ja!"

„Weiß Claw davon?"

„Sie weiß es seit ihrem zehnten Lebensjahr! Wenn mich nichts alles täuscht, warst sogar du es, die es ihr gegenüber ausgeplaudert hat!"

Meine Schwester lief rot an.

„Ach ... wirklich? War ich das? Nun, wie auch immer ... die Steine werden in drei Stunden bei dir sein!"

Aus der Sicht von (ihr werdet es kaum glauben) SEVERUS SNAPE

Mit gerümpfter Nase sah ich mich um. Ich stand auf einer Lichtung mitten in einem Wald und hielt mir ein nasses Tuch auf den Hinterkopf, auf dem sich schon jetzt eine gewaltige Beule abzeichnete.

Missmutig knurrend ließ ich mich auf einen Stein sinken und ließ die vergangenen Monate Revue passieren.

Das letzte woran ich mich deutlich erinnern konnte, war mein Einbruch ins Wasser gewesen ... danach wurden meine Erinnerungen ungenau. Auch das Meiste von dem was ich jetzt wusste, hatte ich nur durch Roxanna erfahren.

Ein paar Zentauren waren an dem Tag meines Unglücks am Waldrand entlang gelaufen und hatten mich in allerletzter Sekunde aus dem Wasser gezogen. Ich war in einer kleinen Höhle aufgewacht mit einem weiblichen Zentauren an meiner Seite und absolut keiner Erinnerung an meine Vergangenheit. Roxanna, so hieß die Zentaura, hatte die nächsten Tage an meinem Krankenlager verbracht und versucht meine Erinnerung wieder herzustellen. Aber ihre Versuche waren von wenig Erfolg gekrönt gewesen. Stattdessen hatte sie dann versucht meine körperlichen Schäden so gut es irgendwie ging wieder zu berichtigen. Einige Wochen später durfte ich dann das erste Mal die Höhle verlassen und sah mich einer gewaltigen Ansammlung von Zentauren gegenüber. Die meisten hatten mich sofort loswerden wollen, aber Roxanna war strikt dagegen gewesen und sie hatte ihren Kopf durchsetzen können.

So blieb ich also fürs Erste bei den Zentauren. Die meisten waren über meine Anwesenheit herzlich wenig erfreut und ließen mich das bei jeder Gelegenheit spüren. Vor einer halben Stunde war wieder so eine Gelegenheit gewesen, in der ich einen harten Huf an den Kopf bekommen hatte. So böse die Absicht des Zentauren auch gewesen war, so gut war sie ausgegangen.

Durch den harten Schlag auf den Kopf hatte ich mein Gedächtnis wieder. Nachdem ich zwei Monate lang, vollkommen identitätslos gelebt hatte, wusste ich plötzlich wieder wer ich war.

Severus Snape! Professor für Zaubertränke auf Hogwarts und während der letzten Monate das unfreiwillige Spielzeug von Lord Voldemort.

Nachdem ich das jetzt wusste, wollte ich keine Minute mehr verschwenden, sondern so schnell wie möglich wieder nach Hogwarts zurück. Ich musste nur noch rausfinden wo genau das Schloss lag.

Mit dieser Entscheidung lief ich zurück zu den Zentauren und suchte Roxanna. Ich fand sie etwas abseits von den anderen Zentauren. Das Fell ihres Pferdekörpers war fuchsrot, ihr Schweif pechschwarz, ebenso ihre Haare und ihre Haut war so hell wie Porzellan.

„Roxanna, du musst mir helfen!"

Sie lächelte mich traurig an.

„Das mit deinem Kopf tut mir  Leid", flüsterte sie.

„Ach, schon gut", winkte ich ab, „immerhin habe ich mein Gedächtnis zurück. Aber weswegen ich deine Hilfe brauche, kennst du vielleicht ein Schloss mit dem Namen Hogwarts?"

Sie blickte mich erstaunt an.

„Ja, es liegt auf der anderen Seite des Waldes! Wieso?"

Ich kaute nachdenklich auf meiner Unterlippe.

„Weil dort mein Zuhause ist ... kannst du mich dort hinbegleiten?"

„Natürlich ... das ist das Mindeste, was ich für dich tun kann, nachdem Barne dich beinahe geköpft hat!"

„Wunderbar! Vielen Dank! Können wir gleich los? Bevor noch irgendjemand auf die Idee kommt, mich wirklich tödlich zu verletzen?"

Sie nickte nur und wir liefen gemeinsam los.

Aus der Sicht von Lord Voldemort

Irritiert blickte ich auf den schmalen Armreif, den die Frau vor mir auf den Tisch geworfen hatte.

„Was ist das?"

„Das ist dein Mittel um den Schlüssel aus dem Weg zu räumen", antwortete sie leise.

„Das Ding? Dieser kleine, goldene Reif? Siehst du darin vielleicht irgendetwas anderes als ich?"

Unter ihrer Kapuze konnte ich die Frau lächeln sehen.

„Dieser Reif ... wird der Untergang des Mädchens sein. Einmal angelegt, kann keine Macht der Welt ihn wieder öffnen."

„Dann läuft sie halt für den Rest ihres Lebens mit einem Armband rum! Was habe ich davon?", fauchte ich sie an.

Sie ging langsam um den Tisch herum und beugte sich etwas nach unten. Sie war größer als ich. Eine Tatsache, die mich regelmäßig rasend machte. Als sie zu mir runterblickte fiel ihr  eine hellblonde Haarsträhne über die Schulter.

„Sobald ... das Kind diesen Reif trägt ... wirst du hiermit", sie warf mir einen kleinen Schlüssel hin, „und einem Zauberspruch das Tor in eine Parallelwelt öffnen. Dieses unscheinbare kleine Schmuckstück wird dafür sorgen, dass sie und nur sie in diese Welt gesogen wird und nie wieder hinaus kommt. Verstehst du mich jetzt?"

„Oh ... ich gebe zu, die Idee ist nicht schlecht ... aber wie bekommen wir sie dazu diesen Armreif anzulegen?"

„Das ... ist dein Problem! Ich liefere dir nur die Mittel!" Mit diesen Worten verschwand sie durch eine versteckte Tür in der hinteren Wand.

„LUCIUS!"

Die Tür öffnete sich und herein trat Lucius Malfoy.

„Ihr habt mich gerufen, Meister?"

„Ja, das habe ich! Du wirst dafür sorgen, dass die junge Miss Hawks so schnell wie möglich dieses Armband trägt! Und wehe du enttäuschst mich!"

Lucius nahm den Armreif in Empfang und verschwand mit einer Verbeugung.

„Ich werde diesen Auftrag zu eurer vollsten Zufriedenheit ausführen."

Aus der Sicht von Harry Potter

Etwas unschlüssig standen Hermine, Ron und ich vor der Tür zu Demonas Büro und wussten nicht, was wir tun sollten. Sie hatte uns vor einigen Minuten in ihr Büro beordert, allerdings nach der Szene heute Morgen wussten wir nicht so recht ob wir es wirklich wagen konnten, in ihr Büro zu gehen. Zudem hatte sie in den letzten Wochen wirklich abgrundtief schlechte Laune gehabt und da grenzte es an Selbstmord sie noch mehr zu verärgern.

Also traten wir zögernd ein. Was wir dann sahen, hatten wir nicht erwartet. Claw saß auf einem Sofa und starrte finster an die Wand, Demona stand mit dem Rücken zu uns und blickte aus dem Fenster und Professor Dumbledore saß in einem Sessel und blinzelte uns freundlich an.

„Kommt nur rein! Ihr habt nichts zu befürchten ... Demona wird euch nicht fressen!"

„Da bin ich mir nicht so sicher", quietschte Ron, als er den Blick bemerkte mit dem sie ihn plötzlich ansah.

„Setzt euch!"

Demona blieb stehen und musterte uns ausgiebig.

„Ich werde nicht lange um den heißen Brei herumreden. Habt ihr schon mal von Elementsteinen gehört?"

Wie nicht anders zu erwarten ging Hermines Hand ruckartig in die Höhe.

„Ja! Elementsteine verkörpern die Elemente der Erde! Wind, Feuer, Wasser und Erde! Zusammen mit einem Träger sollen sie unglaubliche Kräfte entfesseln können!"

„Sehr gut!", murmelte Demona, „um es also kurz zu machen! Hier sind die Steine, ihr seid die Träger und Claw der Schlüssel! Und ich bemitleidenswerte Kreatur muss euch beibringen mit ihnen umzugehen!"

Wir starrten Demona nach dieser Eröffnung nur mit offenen Mündern an bis Dumbledore sich kurz räusperte.

„Demona, ich denke ... das war ein bisschen arg ... knapp ... und viel Information auf ein Mal!"

„D-das ist ein Witz, oder?", stotterte Hermine. „Ich meine, dass kann nicht ihr Ernst sein! WIR sind Kinder ... und wir sollen solche Kräfte beherrschen können?"

Demona packte sich an die Stirn.

„Leider ist es die reine Wahrheit ... Mr. Weasley hat auch schon die ersten Anzeichen gezeigt, als er meine Tochter rösten wollte. Und außerdem ... diese Kräfte kann man nicht beherrschen! Man kann sie lenken ... und nutzen ... aber niemals beherrschen! Ihr Menschen seid viel zu sehr von dem Wunsch beseelt alles zu unterwerfen! Von dem Gedanken könnt ihr euch gleich trennen! Leider nur hat Albus die Idee, dass ihr mit diesen Kräften Voldemort  besiegen könnt ... also, eine einfache Frage ... wollt ihr diese Kräfte?"

Ron sprang sofort mit glänzenden Augen auf.

„Natürlich wollen wir sie!"

Ich war mit dem Gedanken nicht ganz so glücklich. Das war eine gewaltige Kraft ... was würde geschehen, wenn wir diese Kraft nicht kontrollieren könnten? Andererseits war das eine einmalige Chance. Nach einem Moment des Überlegens war meine Entscheidung getroffen.

„Ich nehme ... diese Kraft auch!"

„Müssen wir uns jetzt entscheiden?", fiepte Hermine.

„Je eher, desto besser!", war Demonas Antwort.

„Dann ... dann ... sie werden uns helfen?", fragte sie zaghaft in Demonas Richtung und als die nickte, lächelte sie erleichtert.

„Dann werde ich diese Kraft auch nehmen!"

„Dann wäre das ja geklärt", Demona schnipste kurz mit den Fingern und aus dem Dunkel erschien eine Hawk, die eine Truhe trug. Sie stellte ihre Last auf einem Tisch ab und öffnete den Deckel.

Wir sahen drei Steine in drei verschiedenen Farben, die schwach leuchteten.

„Nun ... Mister Weasley, bei ihnen wird es glaube ich am einfachsten sein! Ganz eindeutig Feuer", verlautete Demona sarkastisch, „Claw?"

„Ja, ja ...", murmelte das dunkelhaarige Mädchen und kam mit einem Dolch auf Ron zu. Sie nahm den roten Stein aus der Kiste und hielt ihn vor Ron.

„Streck deine Hand aus", befahl sie und kaum hatte sie Rons Fingerspitzen vor sich, stach sie mit dem Dolch hinein und ließ ein wenig Blut auf den Stein träufeln. Der Stein löste sich vor unseren Augen langsam auf, bis er mit einem hellen Leuchten vollkommen verschwand.

„So, fertig!"

„Wie jetzt", rief Ron, „das war alles? Kein geheimnisvolles Zauberspruchgemurmel ... keine Schreie? Kein mystisches Licht?"

„Ihr habt eindeutig zu viel Abenteuerromane gelesen. Nicht alles benötigt soviel Pomp wie ihr Menschen glaubt", klärte Demona uns auf, „und nun ... wir haben noch zwei Steine und zwei Träger. Um uns die ganze Sache etwas zu vereinfachen ... hat irgendjemand von euch, in letzter Zeit etwas Seltsames bemerkt, wenn ihr mit Wasser in Berührung gekommen seid?"

Hermine hob zaghaft ihre Hand.

„Ja ... ich!"

„Bestens ... dann können wir ja weiter machen!"

Claw wiederholte die Prozedur von vorhin noch zweimal und dann saßen wir einfach da. Eine leere Kiste vor uns und drei Augenpaare, die uns anblickten.

„Ihr werdet jetzt noch keine Veränderung spüren ... allerdings solltet ihr eure Gefühle in nächster Zeit genau kontrollieren. Anfangs reagieren diese Kräfte nämlich noch auf starke Gefühle ... egal welcher Art! Morgen werdet ihr mich hinter Hagrids Hütte treffen ... dann beginnt euer Unterricht! Und damit ihr euch heute Nacht nicht selber umbringt ... nehmt das hier!" Demona stellte drei kleine Phiolen mit durchsichtiger Flüssigkeit vor uns auf.

„Äh ... und was sollen wir jetzt damit?", fragte Ron erstaunt.

„Trinken natürlich!"

Wir nahmen alle drei die Phiolen, setzten sie an die Lippen und schluckten. Ich wusste nicht wie es den anderen ging, aber ich musste mich dazu zwingen, das widerliche Zeug auch wirklich runterzuschlucken. Es war sogar noch schlimmer als der Vielsafttrank, den Hermine vor Jahren einmal gebraut hatte.

„Ich weiß, dass er nicht sehr gut schmeckt", antwortete Demona mitfühlend, „aber wenn man ihn mit Zucker versetzt, verliert er seine Wirkung ... wie jeder andere Zaubertrank auch! Und jetzt ab in eure Betten. Und keine Ausflüge mehr ... sonst könnte es sein, dass ihr morgen in irgendeinem Gang aufwacht."

Wir nickten gehorsam und verließen so schnell wie möglich ihr Büro. Wer wusste schon, was sich noch alles an ekelhaften Tränken in ihrem Besitz befand.

Aus der Sicht von Claw

Gestern hatte ich Harry, Ron und Hermine diese Steine „eingepflanzt". Da heute Samstag war, hatten wir keinen Unterricht. Was auch gut war, denn das Schlafmittel, dass meine Mutter ihnen untergejubelt hatte, wirkte immer noch. Und mittlerweile war es schon Nachmittag. Die ersten Schüler versammelten sich bereits in der Eingangshalle, denn heute war wieder ein Hogsmeade-Wochenende. Da es nicht so aussah, als würden die drei so bald aus ihrem Schlummer erwachen, beschloss ich mit Ginny ins Dorf hinunter zu gehen. Parvati und Lavender sprachen nämlich kein Wort mit mir. Nicht das ich deswegen sonderlich traurig war. Aber es war doch wirklich erstaunlich wie sich innerhalb von wenigen Sekunden alles verändern konnte.

Seit dem netten Wutausbruch meiner Mutter in der Großen Halle wusste nämlich wirklich jeder von meiner Abstammung. Und die Tochter von Snape zu sein, war für den Beliebtheitsgrad an dieser Schule nicht gerade förderlich. Die Blicke, die mir zugeworfen wurden, schwankten zwischen Angst, Verachtung, Misstrauen und anderen nicht freundlichen Emotionen. Ich seufzte und zog so die Aufmerksamkeit von Ginny auf mich. Sie schien zu erraten, wo meine Gedanken gerade waren.

„Ich würde mir deswegen nicht so viele Gedanken machen", meinte sie fröhlich, „du hast dir deine Eltern schließlich nicht ausgesucht."

„Nein, das habe ich wahrlich nicht", antwortete ich und trat hinter Ginny in ein neues Süßigkeitengeschäft ein. Amüsiert betrachtete ich die vielen zuckerhaltigen Dinge und musste unwillkürlich an meine Mutter denken. Hielt man ihr ein paar Pralinen unter die Nase, war sie das sanfteste Wesen dieser Erde.

„So, ich habe alles", verkündete Ginny plötzlich neben mir, „brauchst du noch irgendwas?"

„Nein ... ich habe noch genug vom letzten Mal. Obwohl die gefüllten Mehlwürmer doch sehr verlockend aussehen!"

Ginny verzog das Gesicht.

„Das ist nicht dein Ernst, oder?"

„Doch ...", erwiderte ich grinsend und lief aus dem Laden. Draußen schien mir die Sonne direkt in das Gesicht und ich legte schützend meinen Arm vor selbiges.

„Miss Hawks ... wie schön sie einmal wieder zusehen", zischte plötzlich eine Stimme neben mir. Ich drehte meinen Kopf in die Richtung und sah genau in das grinsende Gesicht von Dracos Vater. Bevor ich irgendetwas entgegnen konnte, machte es „klick" und Malfoy verschwand.

„Genießen sie ihre letzten Stunden auf dieser Erde ..."

„Das war doch Lucius Malfoy", zischte Ginny, „was wollte der von dir?"

„Ich habe keine Ahnung", murmelte ich wahrheitsgemäß und blickte mehr zufällig auf mein rechtes Handgelenk. Dort baumelte ein schmaler, goldener Reif, der dort vorhin noch nicht hing.

„Verdammt", fluchte ich und versuchte den Armreif loszuwerden, aber so sehr ich auch suchte, ich fand keinen Verschluss.

„Ginny, kannst du den Armreif aufkriegen?", fragte ich verzweifelt und hielt ihr meinen Arm hin. Aber auch sie fand keinen Verschluss.

Auch meine Versuche ihn über mein Handgelenk zu streifen, blieben erfolglos.

„Das gibt's doch nicht!", fluchte ich.

„Claw, damit sollten wir besser zu deiner Mutter gehen! Ein Armreif von Lucius Malfoy kann nichts Gutes bedeuten."

Ich nickte und wir beide rannten los. Je eher ich das Ding loswurde, desto besser.

Aus der Sicht von Lord Voldemort

Vor geraumer Zeit hatten wir uns um Hogwarts herum aufgestellt und warteten auf den geeigneten Augenblick. Lucius hatte Claw verfolgt, um ihr das Armband umzulegen. Und jetzt warteten wir darauf, dass sie zurückkam, damit ich mit dem Schauspiel beginnen konnte.

Alles war genauestens durchdacht. Bis ins kleinste Detail geplant. Es konnte einfach nichts schief gehen.

Demona befand sich gerade mit den drei Gören im Wald. Anscheinend waren die Kinder bereits im Besitz der Steine. Das würde kein großes Problem darstellen.

„Meister", flüsterte Wurmschwanz, „warum müssen wir das hier durchführen?"

„Weil ich will, das Demona sieht, wie ihre Erbin im Nichts verschwindet", zischte ich boshaft. Ja, genau so hatte ich es geplant. Demona sollte dabei zusehen wie ihre Tochter verschwand. Dann würde mir meine Verbündete dabei helfen, die Steine zu bekommen und dann ... dann musste ich noch lernen, wie man mit diesen Kräften umging. Dabei würde mir die Frau auch helfen. Es war alles narrensicher ... nichts konnte schief gehen.

„Es ist vollbracht, Meister! Das Mädchen trägt den Reif", Lucius war neben mir erschienen und berichtete mir von dem Erfolg seiner Aufgabe.

„Das ist gut ... sehr gut", kichernd rieb ich mir die Hände und sah kurz darauf, wie ein schwarzhaariges Mädchen durch das Tor rannte. Hinter ihr rannte ein Mädchen mit feuerroten Haaren.

„Sie ist schnell! Aber das wird ihr nichts nützen."

Gerade als sie in das Schloss rennen wollte, kam ein mir unbekannter Lehrer hinaus. Sie sprach aufgeregt mit dem Mann, der daraufhin auf den Wald zeigte. Sie nickte und rannte weiter, während ich aus den Augenwinkeln schon eine hochgewachsene blonde Gestalt aus dem Wald kommen sah.

Die Spiele konnten beginnen!

Langsam trat ich aus dem Schatten der Bäume hinaus.

„Bist du dir sicher, dass du noch weißt, wie der Spruch geht?", fragte mich die Frau hinter mir.

„Ja! Heute wird nichts schief gehen!", fauchte ich zurück. Claw war in dieser Zeit bei ihrer Mutter angekommen. Plötzlich sog die Frau hinter mir zischend die Luft ein.

„WAS?", fragte ich genervt.

„Dort ... beim Schloss! Ein Dämon!"

„Na und? Ein einzelner Dämon! Was kann der schon ausrichten!?"

„Ich ... ich ... keine Ahnung! Aber beeil dich besser", drängte sie.

Beeil dich besser! Das brauchte sie mir nicht zu sagen! Immerhin hatte Demona uns gerade bemerkt. Ohne einen Moment zu zögern zog sie ihre Tochter hinter sich, wo sich auch schon die drei anderen Gören befanden.

„Das wird dir nichts nützen! Präge dir ihr Gesicht besser genau ein ... es wird das letzte Mal sein, dass du sie siehst", rief ich lachend zu ihr hinüber und ließ den kleinen Schlüssel langsam fallen. So wie ich es gelernt hatte. Dabei murmelte ich eine uralte Beschwörung. Wie von Zauberhand blieb der Schlüssel mitten in der Luft stehen und fing stark an zu leuchten. Dazu erhob sich jetzt ein kräftiger Wind, der die Bäume dazu brachte sich zur Seite zu biegen.

Langsam ... wie in Zeitlupe stieg der Schlüssel plötzlich nach oben. Und genau so, langsam schien Demona plötzlich einen Bogen in der Hand zu haben. Wie von Geisterhand erschien ein brennender Pfeil auf der Sehne. Lächelnd beobachtete ich, wie sie auf den Schlüssel zielte und den Pfeil schließlich von der Sehne ließ. Der Pfeil wich nicht einen Millimeter von seiner Flugbahn ab und traf genau auf den Schlüssel, wo er zu Asche zerkrümelte.

Fassungslos sah Demona dabei zu, wie ihr Pfeil zu Staub zerfiel und der Schlüssel immer weiter nach oben stieg. Plötzlich hielt der Schlüssel inne und in dem wolkenlosen Himmel zeichneten sich die Umrisse einer mächtigen, massiven, hölzernen Tür ab. Der kleine Schlüssel bewegte sich von selbst in das Schloss und die Türen schwangen langsam auf.

Was zuerst nur nach einem kleinen Strudel aussah, entwickelte sich innerhalb von Sekunden zu einem gewaltigen Sog, der direkt auf sein Ziel zuschoss, das im Moment noch von Demona verdeckt wurde.

In diesem Moment erkannte ich, warum Demona von ihren Feinden so gefürchtet wurde. Sie richtete sich zu ihrer vollen Größe auf, gewaltige Flügel brachen aus ihrem Rücken hervor und ihre Augen begannen boshaft zu leuchten. Sie streckte ihre Handflächen nach vorne und erschuf ein Schutzschild vor sich, dem der Sog tatsächlich nichts entgegenzusetzen hatte.

„Diese Entschlossenheit bei den Hawks ist doch wirklich faszinierend", murmelte ich medizinisch interessiert, „bin gespannt wie lange sie das durchhält!"

„Lange", sagte die Frau neben mir trocken, „und da ich nicht vorhabe, hier den ganzen Tag zu verbringen ... sei so gut und räum sie aus dem Weg. Sie kann nicht gleichzeitig den Sog und eure Angriffe abwehren."

„Ihr habt gehört, was die Lady gesagt hat! Richtet eure Zauberstäbe auf die Hawk und pustet sie aus der Landschaft."

Das ließen sich meine Untergebenen nicht zweimal sagen und ehe man sich versah, flog ein wahres Arsenal an Zaubersprüchen auf die blonde Frau zu und hob sie im wahrsten Sinne des Wortes von den Füßen.

Der Strudel hatte jetzt freie Bahn und zog die jüngere Hawk langsam auf die Tür zu. Aber auch Demonas Tochter zeigte einen verbissen Überlebenswillen und machte es dem Sog mehr als nur schwer, sie zu fangen. Das Ganze wurde noch weiter erschwert als Demona wieder auf der Bildfläche erschien und ihre Tochter festhielt. Aber nachdem der Sog einmal sein Opfer gefasst hatte, war er nicht gewillt es wieder gehen zu lassen und blies Demona gegen den nächsten Baum, wo sie reglos liegen blieb.

„MAMA!"

Aber auch dieser Schrei brachte die blonde Hawk nicht wieder zu Bewusstsein und Claw war jetzt schon bald hinter der Tür verschwunden. Aber es gab abermals eine Verzögerung als jetzt der Dämon hochflog, das Mädchen an den Händen packte und sie mit Erfolg von der Tür wegzog.

„Das gibt's doch gar nicht!", fluchte ich.

„Den übernehme ich", hauchte die Frau neben mir und zielte jetzt ihrerseits mit einem Bogen auf den Dämon. Der erste Treffer ließ den Dämonen zusammenzucken, der zweite ließ ihn ihre Hand loslassen und der dritte Treffer ließ ihn etwas an Höhe verlieren.

Mit einem letzten Aufschrei verschwand das Mädchen hinter der Tür, aber bevor diese sich schloss, huschte der Dämon ihr hinterher.

Die Tür schloss sich mit einem lauten Knall und verschwand ... und mit ihr ... die Hawk und der Dämon. Wirklich bedauerlich!

„Und jetzt widmen wir uns den angenehmen Dingen des Tages! Meine Liebe wärst du so gut?"

Sie rollte mit den Augen und trat einen Schritt vor. Die Kinder blickten uns mit offenen Mündern an und dachten nicht Mal daran wegzulaufen. Gut so!

„Keine Angst Kinder ... es geht ganz schnell ... und tut überhaupt nicht weh", murmelte die Frau neben mir und begann mit dem Zauber.

Ehe die Gören wussten wie ihnen geschah, waren sie von bunten Lichtern umgeben und vor ihren Köpfen kristallisierten sich langsam die Steine heraus.

Als der rothaarige Bengel nach dem Stein greifen wollte, schwenkte die Frau einmal ihren Arm und die Steine kamen auf mich zugeflogen. Sie landeten sicher in meinen ausgestreckten Händen.

„So ... das war alles! Lass uns verschwinden, bevor die Menschen auf die Idee kommen uns anzugreifen!"

Ich nickte nur abwesend. Endlich hielt ich sie in meinen Händen. Endlich ... nach all diesen Jahren des Suchens ... hatte ich diese Kraft in meinen Händen. Von nun an, würde die ganze Welt vor mir erzittern.

Mit einem letzten Blick auf Hogwarts dissapperierte ich.

Aus der Sicht von Severus Snape

Je näher wir dem Schloss kamen, desto mehr bestärkte sich in mir das Gefühl, dass irgendetwas überhaupt nicht stimmte. Als wir am Waldrand standen und ich bei diesem sonnigen Wetter nicht einen Schüler draußen erblickte, verstärkte sich dieses Gefühl noch.

„Hmm Severus ... du weißt, ich mag keine Menschenansammlungen ... macht es dir was aus, den Rest des Weges alleine zu gehen?", fragte mich Roxanna.

„Nein, ist schon in Ordnung ... und vielen Dank für alles!"

„Gerngeschehen", murmelte sie noch und verschwand wieder in den Wald. Ich lief in die entgegengesetzte Richtung – zum Schloss.

Es war ein merkwürdiges Gefühl nach all diesen Monaten wieder über die Ländereien von Hogwarts zu laufen. Hatte ich doch zwischenzeitlich damit abgeschlossen dieses Bauwerk je wieder zu sehen.

Mit gemischten Gefühlen trat ich über die Schwelle in das Innere des gewaltigen Steinbaus hinein. Wenn ich erwartet hatte, dass hier alles voller Schüler wäre, dann wurde ich bitter enttäuscht. Auch ein Blick in die große Halle brachte mir keine neuen Erkenntnisse.

Mit hochgezogenen Augenbrauen durchquerte ich die Halle und öffnete die Lehrertür, um zum Lehrerzimmer zu gelangen. Auf halber Strecke kam mir ein äußerst gutgelaunter Peeves entgegen, der die ganze Zeit sang: „Das Gör ist hinüber, kommt nie wieder, ist verloren – für alle Zeit!"

„Hey Peeves!", brüllte ich und packte den nervigen Poltergeist am Hals. Der Geist blickte mich entgeistert an.

„Von wem redest du?"

„Ich ... was für eine Freude ... Professor Snape ist wieder da!"

„Ja, ich bin wieder da! Und ich besorg dir gleich einen Exorzisten, wenn du nicht sofort meine Frage beantwortest."

„Das schwarzhaarige Balg ... von Professor Hawks!"

Erstaunt ließ ich den Poltergeist los.

„Was?"

„Jaa ... du-weißt-schon-wer hat das Gör in eine andere Welt befördert ... und die liebe Frau Mama wütet jetzt in ihren Räumen! Die anderen Lehrer sind im Lehrerzimmer ...", Peeves ging etwas auf Abstand, „und überlegen wie sie eure Tochter wieder bekommen!"

Mit diesen Worten ließ mich der Poltergeist vollkommen verdattert auf dem Gang stehen.

„Was faselt der blöde Geist da? Meine Tochter? Ich habe keine Kinder!", murmelte ich finster und setzte meinen Weg fort.

Nach zehn Minuten erreichte ich das Lehrerzimmer und trat ohne anzuklopfen ein. Mein plötzliches Erscheinen ging vollkommen unbemerkt vorüber. Was mich aber bei näherer Betrachtung nicht weiter verwunderte. Alle Lehrer standen auf einem Fleck und redeten wirr durcheinander. Sie waren viel zu aufgeregt um mich zu bemerken.

„Warst du schon bei Demona, Minerva?"

„Nein, sie hat die Tür verriegelt und gedroht jedem die Innereien rauszureißen, der es wagen sollte sie zu stören."

Oh ja! Das klang ganz nach Miss Demona Hawks.

In diesem Moment ertönte ein ohrenbetäubender Schrei. Das klang sogar noch mehr nach Demona. Leicht überrascht bewegte ich mich zu einem Tisch, auf dem sich immer Tee und Kaffee befanden und goss mir eine Tasse heißen Tee ein. Mit der Tasse in der Hand lehnte ich mich noch immer unbemerkt an den Tisch und beobachtete meine Kollegen.

Albus saß auf seinem Stuhl und sah furchtbar gealtert aus, Minerva fuhr sich andauernd fahrig durch die Haare, Flitwick zupfte an seiner Robe herum und Remus tigerte wie ein gefangenes Tier im Lehrerzimmer auf und ab. Gespannt wartete ich darauf, dass die Unterhaltung weiterging. Mir war nämlich klar, dass ich nichts mehr erfahren würde, wenn die anderen mich bemerkten.

„Ich ... ich frage mich wie Du-weißt-schon-wer das geschafft hat ... das arme Kind", hauchte Madam Hooch.

„Er hat die Tür zu einer Parallelwelt geöffnet ... laut zahlreichen Studien gibt es davon mehr ... aber niemand weiß ... oder wusste wie sie geöffnet werden", seufzte Albus, „das dachte ich zumindest."

Albus wollte noch etwas sagen, wurde aber durch ein gewaltiges Beben davon abgehalten.

„Meine Angebetete scheint ja in Hochstimmung zu sein", murmelte ein mir unbekannter Mann und erntete dafür verachtende Blicke von mehreren anderen Lehrern.

Der Mann drehte mir jetzt sein Profil zu und das kam mir irgendwie bekannt vor ... ich konnte es nur noch nicht richtig einordnen.

„Vielleicht sollte irgendjemand zu Demona gehen ...", murmelte Remus jetzt, „vielleicht tut sie sich was an."

„Unsinn", winkte Minerva ab, „ ... die einzige Gefahr ist momentan, dass sie Hogwarts auseinander nimmt!"

Wie zur Unterstreichung dieser Worte, brachte ein weiteres Beben ganz Hogwarts zum Wackeln.

„Nun, dann sollte jemand zu ihr gehen und verhindern, dass sie das Schloss zum Einsturz bringt", sagte Remus und wollte zur Tür laufen. Der Werwolf schien lebensmüde zu sein.

Aber er kam gar nicht bis zur Tür. Kurz vorher blieb er stehen und blickte ungläubig zur Seite. Genau auf mich.

Ich hob meine Tasse zum Gruß.

„Prost!"

Dieses eine kleine Wort brachte alle Personen im Lehrerzimmer zum Verstummen. Einen Augenblick starrten mich alle nur fassungslos an, dann verdrehte Professor Sprout ihre Augen im Kopf und kippte ohnmächtig auf den Boden.

„So was passiert mir auch nicht häufig", murmelte ich, „dass Frauen bei meinem Anblick ohnmächtig werden!"

„Severus", murmelte Albus, als könnte er es nicht fassen. Langsam stand er von seinem Platz auf und kam auf mich zum. Er musterte mich ungläubig und strich dann mit einer Hand über meine Haare und meine Wange.

„Junge, du bist es wirklich!", stellte er fassungslos fest, bevor er mich in eine feste Umarmung zog. Ich war von dieser Aktion so überrascht, dass ich ihm beinahe meinen Tee über die Robe gegossen hätte.

„Albus ... lass das! Ich mag so etwas nicht!", fauchte ich und versuchte mich aus seiner Umarmung zu lösen.

„Bei allen Göttern ... du kannst dir gar nicht vorstellen, wie froh ich bin, dich zu sehen", sagte er mit Tränen in den Augen, nachdem er mich losgelassen hatte.

Misstrauisch beobachtete ich die anderen Lehrer, die jetzt auf mich zukamen und von denen einige durchaus so aussahen als würden sie das Gleiche vorhaben wie Albus, aber bevor sie mich erreichten, ging ich einen Schritt zurück und streckte abwehrend meine Hand aus.

„Kommt gar nicht erst auf die Idee mich umarmen zu wollen. Das habe ich früher nicht gemocht und das hat sich nicht geändert! Wenn ihr mir einen Gefallen tun wollt, erzählt mir was hier vorgefallen ist!"

*~*~*~*

So gern ich es auch vermieden hätte, aber ich kam nicht drum herum von all meinen Kollegen zuerst genau in Augenschein genommen zu werden, bevor sie mir etwas von den jüngsten Geschehnissen erzählen wollten.

Auf diese Weise erfuhr ich von Voldemorts „Besuch" vor noch keinen zwei Stunden, in dessen Verlauf Demona verletzt wurde und ihre Tochter sowie ein Dämon in eine andere Welt gezogen worden waren.

„Dann habe ich ja einiges verpasst", murmelte ich zu mir selbst, während ich mit Minerva zu Demonas Räumen lief. Es war nämlich seit einiger Zeit äußerst ruhig geworden.

Ich merkte schon auf dem Gang, dass etwas nicht so war, wie es sein sollte und dieses Gefühl verstärkte sich, als ich die Ritterrüstung sah, die normalerweise den Eingang zu Demonas Räumen versperrte. Sie stand in sich zusammengesunken neben einem Loch in der Wand, das eigentlich nicht sichtbar sein dürfte.

Minerva ahnte ebenfalls, dass etwas nicht stimmte und beschleunigte ihren Gang. Sie rannte noch vor mir in Demonas Räume und sah sich erschrocken um.

Die Räume, die normalerweise mit allerlei Möbeln, Büchern und anderen Dingen vollgestopft waren, waren jetzt vollkommen leer. Auch ihr Schlafzimmer zeigte nicht einen Hinweis darauf, dass hier jemand lebte. Nur die Fenster waren sperrangelweit auf.

„Sie ist fort", quietschte Minerva, „fort!"

Sie lehnte sich so weit aus dem Fenster, dass ich Angst bekam sie würde fallen.

Aber bevor ich Minerva vom Fenster wegziehen konnte, fiel mir ein Pergament auf, das mit einem Dolch an die Wand gepinnt war.

Ich riss das Pergament von der Wand und las die verschlungene Schrift darauf.

„Albus, du wirst für das nächste Schuljahr eine neue Lehrerin brauchen! Es tut mir Leid!

Demona H. Hawks!"

ENDE

~*~*~*~

So, das wär's also! Severus ist wieder da, (fast) alle meiner erdachten Charaktere sind weg ... mit anderen Worten: Hogwarts ist bereit wieder in  normalen Bahnen zu laufen ... oder doch nicht?

Momentan versuche ich noch einen Epilog aufs Papier zu bekommen, dann ist aber endgültig Schluss mit „Traurige Vergangenheit"! Momentan herrscht bei mir nämlich leider chronischer Zeitmangel, der es mir nicht erlaubt an zwei Geschichten gleichzeitig weiterzuschreiben. Ich habe meine oberste Priorität deswegen bei HdR gesetzt. Vielleicht ... wenn Bedarf besteht ... und ich es irgendwie unterbringen kann, wird es eine Fortsetzung geben ... aber das wird noch erst dauern!

Liebe Grüße und bis zum nächsten Mal

Atropos