A/N: Hach, ich hab schon so lange nichts deutsches mehr gepostet, das muß ich doch glatt mal ändern. Tja, das hier ist es, mein Baby, das große. Eigentlich vertrete ich ja die Politik 'Erst beenden, dann veröffentlichen', aber nachdem mir das eine mindestens dreimonatige Arbeitspause (zumindest daran) beschert hat, dreh ich den Spieß halt einmal um. Außerdem bin ich im Moment recht zuversichtlich, sowohl a) in naher Zukunft fertig zu werden, als auch b) keine großen Änderungen mehr in den ersten Kapiteln vorzunehmen.

Spoilerwarnungen zuhauf für Buch 4 (das Ihr ja aber alle, brav wie Ihr seid, schon gelesen habt).

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Freundschaftsspiel

Kapitel 1: Wo ist George

"Wo ist George?" Fred sah Lee fragend an, der nur mit den Schultern zuckte.

"Ich dachte, er wäre bei Dir. Zumindest war er das, als ich ihn das letzte Mal gesehen habe. Als ihr Ludo Bagman hinterhergelaufen seid."

"Ich hab ihn danach verloren. Nachdem Bagman nicht mit uns sprechen wollte, mußte ich mich wieder um Angelina kümmern. Was?!" Seine Augen verengten sich und er warf Lee einen bösen Blick zu. Der kicherte in sich hinein, setzte aber ein unschuldiges Gesicht auf. "Sie war schließlich mit mir da, ich konnte sie doch nicht so einfach stehenlassen."

"Nein, natürlich nicht." versicherte Lee ernst.

"Keine Ahnung, wo er dann hingegangen ist." Nervös ging Fred auf und ab. "Der Ball ist seit einer Stunde vorbei. Selbst wenn er sich verlaufen hätte - was sehr unwahrscheinlich ist - müßte er mittlerweile hier sein." Langsam machte er sich wirklich Sorgen. George und er waren bestimmt nicht unter den letzten, wenn es um das Brechen von Regeln ging, aber es sah George nicht ähnlich, sich nachts noch so lange alleine herumzutreiben.

"Er wird schon nicht verlorengegangen sein, Fred, reg Dich ab." versuchte Lee ihn zu beruhigen.

"Quatsch! Mir ist auch klar, daß er irgendwo sein muß, aber wo? Er kriegt Ärger, wenn er so lange in der Schule herumschleicht." Fred lief ein paar weitere Achter in den Fußboden. Schließlich blieb er entschlossen stehen. "Ich geh ihn suchen. Kommst Du mit?"

Lee sah ihn mit einem schiefen Lächeln an. "Ich würde ja..." sagte er langsam. "Aber ich erinnere mich noch zu gut an letzten Donnerstag..." Filch hatte sie alle drei im Badezimmer der Schulsprecher erwischt und McGonagall ließ sie zur Strafe sämtliche Badezimmer des Schlosses putzen.

Fred seufzte. "Vermutlich hast du Recht. Es bringt nichts, wenn wir beide erwischt werden. Ich gehe alleine." Energisch stürmte er aus der Tür.

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Gepolter auf der Treppe hinter ihnen zeigte, daß sie offenbar nicht die einzigen waren, die noch wach waren. Angelina und Alicia saßen auf der Couch und waren in ein angeregtes Gespräch vertieft, verstummten jedoch, als sie die Schritte hörten.

Angelina drehte sich um. "Fred? Was machst Du?"

"George ist noch nicht da."

"Aber der Ball ist doch schon seit einer Stunde..." warf Alicia ein.

"Eben." unterbrach Fred sie. "Deswegen gehe ich ihn suchen. Ich hab ihn irgendwann verloren, als..." Er wurde leicht rot im Gesicht. "Als ich wieder mit Dir getanzt habe, Angelina."

"Sollen wir Dir helfen?" fragte Alicia schnell.

"Nein, ich will nicht, daß wir alle in Schwierigkeiten kommen. Geht lieber ins Bett, es ist schon ziemlich spät." Geistesabwesend durchquerte er den Raum und kletterte hinaus.

"Hmpf." machte Angelina. "Wenn er meint."

"Sag mal, Alicia." fragte sie dann langsam, als sie sicher war, daß Fred sie nicht mehr hören konnte. "Warum bist Du nicht mit George auf den Ball?"

Alicia errötete. "Wie kommst Du darauf, daß ich mit George hätte gehen wollen?"

"Och, nur so." Angelina grinste.

"Mit einem Weasley-Zwilling auszugehen ist keine gute Idee. Und außerdem hat mich Peter Jeffreys eben zuerst gefragt." entgegnete Alicia schnippisch und ließ sich nicht vom sofortigen Protest stören. Das war nur die halbe Wahrheit, sie wußte es. Und sie fürchtete, daß Angelina das auch wußte.

"Egal. Ich denke, Fred hat recht, wir sollten ins Bett gehen." Angelina gähnte demonstrativ und erhob sich langsam von der Couch. Als sie die Stufen zu ihrem Schlafsaal emporstiegen, fiel Alicia plötzlich etwas ein. Sie blieb stehen und packte den Arm ihrer Freundin.

"George! Er muß noch in der Großen Halle sein!"

"Wie kommst Du da drauf?" Angelina runzelte die Stirn.

"Ich hab ihn gesehen, als ich gegangen bin. Er saß in einer Ecke und sah ziemlich fertig aus. Aber Peter hat mich schon durch die Tür gezerrt."

"Aha." sagte Angelina.

"Ja." wiederholte Alicia.

"Jemand sollte es Fred sagen. Oder George in der Halle suchen."

"Oder beides."

Angelina seufzte. "Also gut, ich geh und suche Fred, und Du gehst und suchst George."

Insgeheim hatte Alicia sich diese Reaktion erhofft.

"Meinst Du, Du findest ihn?"

"Ähm." Angelinas Wangen färbten sich leicht rosa. "Fred hat mir vorhin einen Platz gezeigt, wo er und George immer hingehen, wenn sie ungestört sein wollen. Meistens um irgendwelche neuen Scherzartikel auszuprobieren. Ich bin mir ziemlich sicher, daß Fred zuerst dorthin gegangen ist."

"Gut. Aber sei vorsichtig, daß Dich niemand erwischt."

"Gleichfalls."

Sie kletterten aus dem Portraitloch und versuchten, die immer noch beschwipste Fette Dame zu beruhigen, die sich beschwerte, es wäre "ein reinrauss, Zzzusstände w...wie in der Eulerei."

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"George?" Alicias Stimme war nicht viel mehr als ein Flüstern, sie traute sich nicht, lauter zu sprechen. Leise und vorsichtig schloß sie die Türen der Großen Halle hinter sich. "George?" fragte sie dann noch einmal etwas lauter.

Rechts hinter einem der Tische erklang ein schwaches Stöhnen, das sie erschrecken ließ, doch sie fing sich schnell wieder und ging darauf zu.

Hinter einem Haufen umgefallener Stühle fand sie George, der zusammengesunken an der Wand lehnte, eine Flasche in der Hand.

"Lischiaaaa!" begrüßte er sie freudig. "Schschön, dasss Du mich bessuchen kommss. Hm?" Er hielt ihr auffordernd die Flasche hin. Sanft nahm Alicia sie ihm aus der Hand und stellte sie auf den Tisch.

"Nein, George, ich glaube nicht. Wo hast Du das her? Vom Lehrertisch?"

"Yyep!" George kicherte.

"Oh Mann, ich weiß nicht, wieso Du Dich so betrinken mußtest, aber der Spaß ist jetzt vorbei. Komm, ich bring Dich wieder in den Gemeinschaftsraum."

Sie hielt im eine Hand hin, und er ergriff sie. Aber anstatt sich von ihr aufhelfen zu lassen, zog er sie ruckartig zu sich herunter.

"George!" schrie Alicia, als sie von der plötzlichen Kraft von den Füßen gerissen wurde und halb auf George, halb auf dem Boden landete.

Sie merkte, daß es wohl noch etwas dauerte, bis George bereit war, aufzustehen und sich von ihr zum Gryffindor-Turm führen zu lassen. Also lehnte sie sich neben ihm an die Wand, streckte die Beine von sich und begann, leicht an ihrem linken Ellenbogen herumzudrücken, der unter dem Sturz gelitten hatte.

Nach einer Weile riskierte sie einen Seitenblick auf George, der die Augen geschlossen hatte und leise vor sich hinmurmelte.

"George, wir..." begann sie, wurde jedoch von ihm unterbrochen.

"Pscht."

Ein paar weitere Minuten Stille verstrichen.

George blickte zur Decke. "Die Sch...schterne, Lischia", sagte er verträumt. "Guck Dir die Sschterne an."

"Wir müssen gehen, George! Wenn uns jemand hier erwischt..." drängte Alicia und machte Anstalten, aufzustehen.

"Nein, bleib!" er packte ihre Hand und zog sie wieder nach unten.

Seufzend ließ sich Alicia an der Wand heruntergleiten.

In Ermangelung einer besseren Beschäftigung sah sie ebenfalls an die Decke. Es war wirklich wunderschön. Nicht, daß sie zum ersten Mal in ihrem Leben Sterne gesehen hätte. Aber heute kam ihr alles irgendwie viel... friedlicher vor als sonst. Gelöster und ruhiger. Im Grunde hatte sie sich die Sterne noch nie in Ruhe angesehen. Das war etwas anderes als im Astronomieunterricht, als der Blick durch ein Fernrohr. Das war die pure Schönheit der Natur. Links huschte eine Sternschnuppe vorbei, und Alicia schloß unwillkürlich die Augen.

George hickste leise neben ihr und sie mußte grinsen. Er verstand es, einen friedvollen Moment zu durchbrechen. Sie bemerkte, daß er noch immer ihre Hand hielt. Doch aus irgendeinem Grund wollte sie nicht loslassen. Seine Hand war warm und weich und hielt die ihre sanft fest.

"George?" begann sie.

"Hm?"

"Warum hast Du das getan? Wieso bist Du noch hiergeblieben und hast das Zeug-" mit ihrer freien Hand deutete sie auf die Flasche auf dem Tisch "- in dich hineingeschüttet?"

"Hm." George zuckte mit den Schultern. "M...mir war danach."

"Bitte?! Dir war danach?! Bist Du übergeschnappt?"

"Mein Gott, m...mach keine grossse Ssache drauss."

"Es ist aber eine große Sache, wenn Du Dich grundlos betrinkst!"

"Bisst Du meine M...mutter?" George funkelte sie zornig an.

"Nein, zum Glück nicht!"

"Sch...schön." schnappte er und zog seine Hand weg.

"Schön." Jetzt da seine Hand nicht mehr da war, vermißte sie plötzlich die Berührung, gestattete sich aber nicht, das gegenüber sich selbst zuzugeben. Eine Weile starrten beide nur verärgert vor sich hin.

Schließlich ließ sie ein Geräusch aufschrecken. Ein Teil der großen Flügeltür bewegte sich und sie duckten sich instinktiv hinter die Stühle.

"Alicia?" fragte eine weibliche Stimme leise und "George?" eine männliche.

"Hier," flüsterte Alicia und stand auf. "George ist auch hier."

Fred und Angelina kletterten vorsichtig über die Stühle zu ihnen.

"Freddie! Lina!" rief George begeistert.

"Sch!" flüsterte Fred. "Wir sind draußen schon mal fast Filch begegnet, ich will nicht, daß er uns doch noch erwischt."

"Was ist los mit ihm?" fragte Angelina mit einem Seitenblick auf George, der angefangen hatte, unkontrolliert zu kichern.

"Er ist betrunken." entgegnete Alicia. "Ich habe versucht ihn zurückzubringen, aber er war stur und wollte unbedingt hierbleiben."

"Irgendwie werden wir ihn schon hier raus kriegen." Fred wurde ungeduldig. Er trat auf seinen Bruder zu, legte dessen linken Arm über seine Schultern und zerrte ihn hoch. "Hilft mir vielleicht mal jemand?"

Angelina nahm den anderen Arm und gemeinsam schleiften sie George zur Tür, der bereitwillig versuchte, einen Fuß vor den anderen zu setzen und noch mehr kicherte.

"George, Ruhe!" kommandierte Fred, als sie im Begriff waren, aus der Halle zu treten, und George gehorchte.

Alicia ging voraus und achtete darauf, daß sie niemandem begegneten. Wie durch ein Wunder passierte das auch nicht. Wahrscheinlich hatten die Getränke vom Lehrertisch ihr übriges dazu beigetragen, daß heute nacht die meisten von ihnen friedlich in ihren Betten lagen. Trotzdem atmeten alle hörbar auf, als sie wieder in ihrem eigenen Gemeinschaftsraum standen.

Fred ließ George auf die Couch sinken. "Danke, daß ihr mir geholfen habt. Die Treppe hoch werde ich ihn alleine kriegen. Gute Nacht." Er beugte sich leicht vor und gab Angelina einen Kuß auf die Wange.

"Gute Nacht," sagte Angelina verträumt.

"Nacht," sagte Alicia.

"Nacht Lischia! Nacht Lina! Sschlaft sschön!" rief George.

"Ist gut George, komm." Fred zog ihn in Richtung Treppe.

Auch die zwei Mädchen gingen auf ihre Treppe zu.

"Was habt ihr so lange in der Halle gemacht?" fragte Angelina.

"Also das könnte ich Dich ja wohl genauso fragen!" protestierte Alicia.

Angelina wurde rot. "Laß uns das morgen klären." Sie gähnte.

Ihr Gähnen steckte Alicia an. "Bin ich auch für."

Sie kletterten die letzen Stufen hinauf und liefen in Richtung Schlafraum, zu müde, um noch an irgendetwas anderes zu denken.