Natürlich hab ich's mal wieder vergessen, daß ich dieses Kapitel so schnell wie möglich posten wollte. Und den Schluß hab ich immer noch nicht geschrieben. *Seufz*. Wenn einer von Euch ein gutes Mittel gegen Schreibblockade kennt, meldet Euch.

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Kapitel 5: Geheimnisse und Erinnerungen II

"Ich bin froh, daß ihr beide endlich nach Hogwarts kommt. Dann muß ich mich nicht mehr das ganze Jahr mit Euch herumplagen." Mit einem Wink von Mrs. Weasleys Zauberstab nahmen Ginnys Haare wieder ihre ursprüngliche Farbe an.

"Sorry, Ginny, die Aufregung." George grinste. Sein Zwillingsbruder Fred und er stiegen aus dem Auto und öffneten den Kofferraum, der seltsamerweise groß genug war, um drei riesige Koffer zu beherbergen. Sie fischten ihre zwei heraus und luden sie auf einen Gepäckwagen.

"Geht schon mal vor." sagte Mrs. Weasley. "Ihr wißt, wie ihr aufs Gleis kommt?"

"Mum, wir waren schon die letzten zwei Jahre dabei." Sie rollten in Richtung Abfahrtshalle.

"Geh Du zuerst." sagte Fred.

George stützte sich auf den Gepäckwagen und lief los. Leider hatte noch jemand im selben Augenblick diese Idee. Und leider war es zu spät, um noch anzuhalten. Seitlich stieß er mit dem Wagen eines schwarzhaarigen Mädchens zusammen, das prompt das Gleichgewicht verlor.

Der Käfig mit ihrer Eule kippte herunter, rollte durch die halbe Halle, und die Eule veranstaltete ein höllisches Gezeter. Einige Muggel wandten sich um, um zu sehen, was da los war.

"Ist Dir was passiert?" fragte er besorgt. Als das Mädchen den Kopf schüttelte, half er ihr auf. Er lief der Eule nach und hob den Käfig auf, damit sie nicht noch mehr Aufsehen erregten. Dann streckte er die Hand aus.

"Ich nehme an, auch Hogwarts? Ich bin George Weasley, und das ist mein Bruder Fred." Er deutete hinter sich. Das Mädchen sah ihn verwirrt an, also plapperte er weiter. "Wir kommen ins erste Jahr. Du auch? Da hinten ist der Rest meiner Familie. Nun ja, nicht der ganze Rest, aber alle die mitgekommen sind. Wo sind Deine Eltern?"

Sie schüttelte nun doch seine Hand.

"Alicia Spinnet, Erstkläßler." sagte sie. "Meine Eltern sind beide Lehrer, sie hatten keine Zeit."

George sah auf die Uhr. Es war fünfzehn Minuten vor elf. "Wir haben nicht mehr viel Zeit."

Fred ging bereits mit ihrem Wagen auf die Absperrung zu. George packte mit der einen Hand Alicias Arm, mit der anderen ihren Gepäckwagen und zog sie hinter sich her. Er hielt den Wagen kurz an und stellte sich hinter ihn neben Alicia.

"Du machst das zum ersten Mal, oder?" Sie nickte.

"Dann mach besser die Augen zu. Fertig?" Sie nickte wieder. Beide rannten los. Wenige Sekunden später standen sie auf Gleis neundreiviertel. Alicia war sichtlich überwältigt vom Anblick des Hogwarts-Express und der zahllosen Schüler und Eltern, die drumherum standen.

Er half ihr, den Koffer und die Eule in einem Abteil zu verstauen, in dem Angelina Johnson und ein anderes Mädchen saßen. Dann ging er noch einmal hinaus, um sich von seiner Familie zu verabschieden und seinen eigenen Koffer zu holen.

Er zerwühlte Ginny das Haar und stupste Ron kameradschaftlich in die Seite. "Vertritt uns würdig zuhause."

"Um Gottes Willen!" rief seine Mutter. Sie gab den beiden dennoch einen Kuß auf die Wange. "Schickt eine Eule, wenn Ihr angekommen seid. Und benehmt Euch!" rief sie ihnen noch hinterher.

Gemeinsam mit Lee, den sie schon kannten, gingen sie im Zug auf die Suche nach Sitzplätzen.

"Ist hier noch frei?" Fred steckte seinen Kopf in das Abteil, in das Alicia sich vorhin gesetzt hatte. "Hey, George, hier!" rief er, und sie ließen sich auf die freien Sitze fallen.

"Das ist Lee," erklärte Fred jedem, der es noch nicht wußte, und grinste. "Und wir sind Gred und Forge."

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"George, jetzt sag doch auch mal was!" Fred wedelte mit der Hand vor seinem Gesicht herum und holte ihn in die Gegenwart zurück.

"Ron, Du bist ein guter Flieger, jedesmal, wenn wir zuhause spielen, denk ich mir, wow, hätten wir den doch in unserem Team, Du bist der Beste, Du schaffst das," rasselte George mechanisch herunter.

"Na, das klang aber wenig überzeugend," sagte Ron mürrisch, allerdings schon etwas weicher und weniger ablehnend als am Anfang. Seit einigen Minuten versuchten sie jetzt, Ron davon zu überzeugen, daß er für den Job des Hüters durchaus geeignet war.

"Ron, wir meinen es ernst," versuchte George es noch einmal. "Wir glauben, Du könntest es packen."

"Außerdem geht es um nichts, es ist ein Freundschaftsspiel," warf auch Harry ein.

"Ja, und Harry fängt den Schnatz sowieso, bevor Du allzuviele Bälle durchlassen kannst." sagte Fred, und alle sahen ihn strafend an.

George wurde das allmählich zu dumm. "Ron, wenn Du nicht willst, dann sag es jetzt! Dann fangen wir gleich an, uns einen neuen Hüter zu suchen."

"Na ja..." sagte Ron langsam. "Ich schätze, ich kann es ja mal probieren. Es geht ja um nichts..."

"Meine Güte!" klagte Fred, als sie kurz darauf die Treppe zu ihrem Schlafsaal emporstiegen. "Der bringt mich noch um den Verstand. Wie konntest Du nur so ruhig bleiben?"

"Ich hab einfach nicht zugehört," grinste George. Sie traten in den Schlafsaal.

"George!" Lee, der auf seinem Bett lag, begrüßte ihn. "Wie geht es Deinem Kopf?"

"Besser." Die frische Luft draußen hatte ihm gutgetan, er fühlte sich wirklich schon fast so, als wäre es ihm nie schlecht gegangen. Er setzte sich auf die Fensterbank des kleinen Erkers.

"So." Fred baute sich drohend vor ihm auf. "Jetzt, wo wir alleine sind, kannst Du mir vielleicht endlich mal verraten, was heute nacht mit Dir los war."

"Wir sind nicht alleine!" protestierte George schwach mit einem Fingerzeig auf Lee, aber alle wußten, daß er das nicht ernst meinte.

Fred wischte den Einwand mit einer Handbewegung beiseite. "Es war wegen Alicia, richtig?"

George war erstaunt. Woher wußte Fred, daß das so an ihm nagte? Sein Gesichtsausdruck schien seine Überraschung wiederzuspiegeln, denn Fred fuhr fort.

"Ich bin Dein Zwillingsbruder, George. Meinst Du, ich merke nicht, was Dich beschäftigt? Du hast sie auf dem Ball praktisch ununterbrochen angestarrt. du warst eifersüchtig auf diesen Hufflepuff, das hätte sogar ein Blinder gemerkt."

George gab keine Antwort.

"Wenn ich gewußt hätte, wozu das führt, hätte ich Dich da rausgezerrt. Dann hab ich Dich aus den Augen verloren, ich dachte, du wärst gegangen. Aber anscheinend hattest Du nur Deinen neuen Freund gefunden.. Wieso bist Du noch dageblieben? Wie bist Du auf die - im wahrsten Sinne des Wortes - Schnapsidee gekommen, Du könntest Deine miese Laune im Alkohol ertränken?"

George brach nun doch sein Schweigegelübde. "Ich weiß es selbst nicht." sagte er leise. "Ich... ich weiß nicht, warum ich noch geblieben bin. Ich habe gehofft, es wird noch besser. Daß sie mich einmal beachtet, daß Erica zurückkommt, oder daß die Leute um mich herum endlich aufhören, so scheiß-glücklich auszusehen. Irgendwie bin ich dann einfach ausgetickt. Mir war plötzlich alles egal."

"Hast Du Dich in sie verliebt?" fragte Fred nüchtern.

George zuckte mich den Schultern. "Keine Ahnung." Das war die Wahrheit.

Alicia und er waren befreundet, seit sie sich das erste Mal auf dem Bahnhof getroffen hatten. Aber er hatte noch nie darüber nachgedacht, ob sie vielleicht etwas anderes sein könnten als Freunde. Ob er vielleicht mehr sein wollte als ein Freund.

Sicher, sie waren nie so enge Freunde gewesen wie beispielsweise er und Lee - Fred lief außer Konkurrenz. Doch sie mochten sich, und während Fred in regelmäßigen Abständen Angelinas Haare blau färbte, blieb Alicia von den meisten ihrer Streiche verschont.

Doch wenn er an die letzten Stunden dachte...

"Wie fühlt es sich denn an, wenn man verliebt ist?" fragte er hilflos.

"Was?"

"Fred, Du hast selbst gesagt, Du bist mein Bruder, Du weißt alles über mich. Also auch, daß ich noch nie richtig verliebt war. Wie soll ich denn dann wissen, wie sich das anfühlt?" George war es egal, daß Lee auch noch da war, im Grunde hatte er diese Tatsache fast vergessen.

"Und da fragst Du mich?!"

"Na ja, Du und Angelina..."

Fred wurde rot, aber gleichzeitig auch ernst. "Ich kann Dir das leider nicht beantworten, George. Es gibt Dinge, die merkt man von selbst."

Es klopfte.

"Ja?" fragte Fred.

"Ich bin's," klang Alicias Stimme dumpf durch die Tür.

Na toll, gerade das, was ihm noch gefehlt hatte! Sein Puls schlug einen Tick schneller.

"Moment!" Fred wandte sich an George. "Ich muß Dir noch was gestehen. Ich habe Angelina erzählt, daß Du mit Alicia auf den Ball gehen wolltest, und wie ich sie kenne, konnte sie das nicht für sich behalten."

"Du wolltest..." rief Lee dazwischen, fuhr jedoch leiser fort. "Du wolltest mit Alicia zum Ball?"

George achtete nicht auf ihn. "Fred!" zischte er. "Wieso gehst Du nicht in den Gemeinschaftsraum und verkündest es dort? Ein paar wissen es vielleicht noch nicht."

Fred versuchte ein schuldbewußtes Lächeln. "Du solltest sowieso mit ihr reden. Komm rein, Licia!" Alicia kam herein, und Fred nahm ihr den Türknauf aus der Hand. "Lee und ich wollten gerade gehen."

Lee sah ihn fragend an, erinnerte sich aber plötzlich ebenfalls daran, daß er mit Fred etwas ungemein wichtiges zu erledigen hatte. Die beiden schoben sich - nicht ohne ein "Du dürftest gar nicht hier sein, das ist ein Jungen-Schlafzimmer." von Lee - aus der Tür und zogen sie hinter sich zu.

"Er ist in sie verliebt, oder?" fragte Lee draußen.

"Und wie," nickte Fred. "Fragt sich nur, wann er es merkt."

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"Setz Dich," sagte George, und Alicia nahm das Angebot an, sie setzte sich neben ihn auf die Fensterbank.

Eine Weile herrschte peinliches Schweigen.

"Mußte Fred sich erst noch anziehen?" fragte sie dann, um die Stille zu durchbrechen.

"Hm?"

"Weil ich nicht gleich reinkommen durfte."

"Achso, das, nein... Nein!"

Wieder Schweigen.

"Fred sagt..."

"Angelina sagt..." setzten beide gleichzeitig an. Das Eis bekam Risse, als sie lachten.

"Angelina sagt, Du wolltest eigentlich mit mir zum Ball gehen," fragte Alicia vorsichtig. Sie beschloß die Tatsache zu verschweigen, daß sie sich das ebenfalls gewünscht hatte.

"Ja," gab George zu. er brachte ein gequältes Lächeln zustande. "Aber jemand anderes war wohl schneller als ich."

'Weil Du zu lange gewartet hast, Du Schafskopf!' dachte Alicia. Laut sagte sie: "Was hat Fred gesagt?"

"Dasselbe. Er hat mir gestanden, daß er es Angelina verraten hat."

Alicia nahm ihren ganzen Mut zusammen. Sie mußte das jetzt sagen, es brannte ihr schon die ganze Zeit unter den Nägeln. "Angelina und Katie meinen auch, Du wärst eifersüchtig auf Peter gewesen. Deswegen hättest Du Dich so gehen lassen. Weil..." Sie holte tief Luft. "Weil ich Dich den ganzen Abend über nicht beachtet habe. Und das tut mir leid."

"Das... nein, es... es ist nicht Deine Schuld, Alicia. Ich war vielleicht etwas eifersüchtig, ja. Aber an diesem Abend kam einfach so vieles zusammen. Ich war mies drauf. Ich..." Er nahm plötzlich ihre Hand und sah ihr fest in die Augen. Alicia spürte einen kleinen Stich in der Magengegend. "Laß uns einfach Freunde sein, ja? Laß uns diesen Ballabend einfach vergessen. Diese ganze Nacht. Oh Gott, es ist mir so peinlich, daß Du mich in dem Zustand gesehen hast. Das... ich... wir..." Er verhaspelte sich und verstummte.

Alicia drückte kurz seine Hand und ließ dann los. Sie versuchte sich ihre Verwirrung, in die sich auch ein Stück Enttäuschung mischte, nicht anmerken zu lassen.

"George, wir waren nie etwas anderes als Freunde. Aber möglicherweise hast Du recht, wir sollten diese Nacht vergessen."

Sie hatte das Gefühl, hier lief etwas nicht ganz so, wie es laufen sollte. Als George gesagt hatte, er wolle, daß sie nur Freunde blieben, hätte entweder in ihr etwas zu Bruch gehen oder erleichtert sein sollen.

Aber keins von beidem geschah. Es blieb nur ein Gefühl der Benommenheit, das sie nicht erklären konnte. Sie hörte sich selbst ihm zustimmen, obwohl ihr selbst nicht ganz klar war, ob sie das überhaupt wollte.

Sie versuchte sich mit dem Gedanken anzufreunden, mit ihrer 'Beziehung' zu George einfach so weiterzumachen wie bisher. Aber konnte sie das nach der vergangenen Nacht und dem heutigen Tag überhaupt?

Dennoch schien es genau das zu sein, was George sich wünschte.

Ja, vielleicht war das wirklich das beste. Vielleicht sollte sie einfach gar nichts tun und abwarten, ob das Gefühlschaos in ihr sich nicht von selbst legte.

Ihr Blick fiel auf die Uhr an der Wand. Der einzige Zeiger stand kurz vor dem Wort 'Abendessen'. Sie war überrascht, sie hatte nicht erwartet, daß es bereits so spät war. Sie machte George darauf aufmerksam.

"Oh." sagte er. "Dann sollten wir runter gehen. Ich hab Hunger, ich hab heute noch so gut wie nichts gegessen."

"Na, wieso das denn nur..." stichelte Alicia.

Einfach ganz normal weitermachen. Es war gar nicht so schwer.