Zuerst zeigten sie den Mann, dem Phoebe und Phoenix im Zauberladen begegnet
waren. Er stand auf einer Sommerwiese und trug keine Sonnenbrille mehr, so
dass man seine Augen erkannte. Sie waren vom selben Eisblau wie Phoenix
eigene. Als er sie Hand ausstreckte, wuchs in seiner Handfläche aus dem
Nichts eine Blume, die sofort eine wunderschöne Blüte entfaltete.
Leo nickte zufrieden. Er hatte also recht gehabt und Phoenix Vater war
tatsächlich ein „Grünling", wie Paige Hexer mit dieser Begabung respektlos
genannt hatte. Was ihm aber unbegreiflich war, war die Tatsache, dass ein
so begabter Mann seine Tochter, die diese seltene Gabe ebenfalls besaß,
weggab und nicht selbst ausbildete.
Dann verschwamm das Bild des Mannes und wurde von einem anderen
überblendet, und Leo konnte diesen Gedanken nicht weiter verfolgen.
Das neue Bild zeige eine Frau mit grünen Augen und schwarzem Haar. Ihr
moosgrünes Seidenkleid schmeichelte ihrer ohnehin schon guten Figur, und
sie blickte freudig an einen nur für sie sichtbaren Ort. Aufgrund einer
Handbewegung von ihr erhoben sich antike Statuetten, die sie gerade noch
umgeben hatten, in die Luft. Sie ließ sie tanzen, und lachte lautlos.
Alles wäre in bester Ordnung gewesen, wenn es sich bei der Frau um eine
Unbekannte gehandelt hätte. Aber es war unverkennbar Prue.
Es traf Phoenix wie ein Blitzschlag, und ihr Verstand setzte aus. Prue,
die Frau, mit der sie immer verglichen wurde, nur weil sie einander ähnlich
sahen. Die von Phoebe, Piper und Leo auf einen Sockel gestellte tote
Schwester, die sie nie erreichen würde, auch wenn sie sich noch so
anstrengte. Es ging ihr wie Paige, als sie neu zu den Schwestern gekommen
war, nur dass sie noch um vieles verzweifelter war. Sie fühlte sich, als
hätte Prue ihr ihr eigenes Leben gestohlen, und eine Gewissheit beschlich
sie, dass sie nun noch viel mehr mit Prue verglichen werden würde, dass es
ihr nie gelingen würde, sich aus dem Schatten ihrer Übermutter zu befreien.
Phoenix logisches Denken wurde durch ihre Gefühle so unterdrückt, dass sie
nicht einmal daran dachte, dass Prue schon seit einem Jahr tot war und gar
kein Kind mehr bekommen konnte. Was sollte sie nun tun? Wie konnte sie
Kontakt mit einer Frau aufnehmen, mit der sie eher eine Hassliebe als
Zuneigung verband.?
Und dann war da noch ihr Vater, ein Mann, der so zufrieden ausgesehen
hatte, als er mit seinen Blumen allein gewesen war. Hatte er sie deshalb
weggegeben, weil er kein Kind wollte, das ihn nur von seiner Arbeit
abgehalten hätte ?
All die widersprüchlichen Gefühle, die sie ihren unbekannten Eltern
entgegengebracht hatte, brachen nun aus ihr heraus. Phoenix konnte sie
nicht länger beherrschen, und überwältigt von Dingen, auf die nichts in
ihrem Leben sie vorbereitet hatte, sprang sie auf und verließ fluchtartig
den Dachboden.
Sie ließ drei ratlose Schwestern und einen nicht weniger ratlosen Leo
zurück, die vergeblich zu verstehen versuchten, was für ein Geist der
Vergangenheit ihnen da gerade begegnet war.
Nachdem alle eine Weile schweigend vor sich hingebrütet hatte, verdrückte sich Paige mit einer fadenscheinigen Begründung. „Prudence Halliwell"war für sie noch immer ein heikles Thema; es schien ohnehin sinnvoller zu sein, wenn sie sich jetzt um Phoenix kümmern würde. Nach und nach schüttelten auch Phoebe und Piper die Starre ab, in die sie dieses Bild versetzt hatte. Leo war schon verschwunden, um an allen erdenklichen Orten nach einer plausiblen Erklärung für dieses Phänomen zu suchen. „Was glaubst du, Phoebe, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Zauber sich irren kann oder dass Tote Kinder bekommen können.?"fragte Piper sarkastisch „Keine Ahnung, aber Mathe war ohnehin noch nie meine Stärke"gab Phoebe zurück. „Man sollte wirklich glauben, wenn die Dämonen gerade Sommerferien haben, wäre das Leben einfacher" „Das Leben ist niemals einfach, Phoebe"sinnierte Piper. „Wir müssen bei unseren Versuchen, Prue zurückzuholen, etwas übersehen haben."In Phoebes Augen blitzte kurz ein Hoffnungsschimmer auf, nur um gleich wider zu erblassen. Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein Piper. Wir haben nichts übersehen. Sonst hätte Phoenix davon gewusst. Du hast selbst gesehen, wie verschreckt sie war, als sie Prue gesehen hat. Das war das letzte, was sie erwartet hat. Für sie ist Prue nur die tote Schwester, die über ein Jahr vor ihrer Geburt gestorben ist" Es war auch zu schön, um daran zu glauben"sagte Piper bitter „Ach Phoebe, es tut immer noch weh, an sie zu denken, und als ich sie da so glücklich gesehen habe, und dann auch noch Phoenix Ähnlichkeit mit ihr..."Zitternd an Körper und Stimme schlug Piper die Hände vors Gesicht. Phoebe nahm sie in den Arm und drückte sie an sich „Ich verstehe, was du meinst. Mir ging es genauso, als ich sie da gesehen habe. Prue ist so nah, und du möchtest ihr so viele Dinge sagen, aber sie ist doch unerreichbar für dich. Ich glaube, Phoenix hatte recht."Tröstete Phoebe ihre große Schwester. Die sah sie nur fragend an. „Als wir diesen Mann getroffen haben, der ihr Vater ist, hat Phoenix mich getröstet, weil er mich an Cole erinnert hat. Ihr Rat war, dass ich mich von der Vergangenheit lösen muss, wenn ich nicht von ihr beherrscht werden will." „Du willst, dass wir Prue vergessen und einfach als abgeschlossenes Kapitel abhakten?"fragte Piper ungläubig „Bist du verrückt geworden, Phoebe?"Sie war entsetzt über Phoebes Vorschlag. „Ich habe nicht mit einem Wort gesagt, dass wir sie vergessen sollen."Versuchte sie , die Wogen zu glätten „ Ich glaube nur nicht, dass es in Prues Sinn wäre, wenn wir wegen eines Bildes von ihr so aus der Fassung geraten. Sie hat nicht umsonst immer gesagt, dass wir selbstständig handeln sollen. Wenn sie an meiner Stelle hier wäre, würde sie alles tun, um Phoenix zu trösten, oder nach dem Vater zu suchen. Auf keinen Fall würde sie auf dem Dachboden herumsitzen und Trübsal blasen." „Ich verstehe, was du sagen willst, Phoebe"Piper hatte aufmerksam zugehört und hatte sich wider beruhigt. „Wir sollten aufhören, Prues Fehlen immer als Vorwand zu benutzen, wenn wir nicht weiterwissen. Und wir müssen auch aufhören, uns immer in Gedanken an sie zu klammern. Vielleicht geben wir es nicht immer zu, aber zumindest ich frage mich noch oft, was sie wohl von dieser und jener Entscheidung halten würde, und ob sie mit dieser und jener Sache auch einverstanden wäre. Wie soll ich mein Kind erziehen, wenn nicht einmal die Verantwortung für meine eigenen Handlungen übernehmen kann.?" „Ja, aber Prues .sagen wir... aufmunternde Tritte in den Hintern wären manchmal schon nützlich"Phoebe musste lachen, und auch Piper konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „So wie jetzt zum Beispiel. Wir können ja mal nach diesem Dämon suchen, den Phoenix erwähnt hat. Nimm das Buch mit nach unten, Phoebe, wir können auch in der Küche auf Leo warten."Piper verzog schmerzhaft das Gesicht und rieb sich den Rücken „Und einen neuen Tee für meine armen Knochen machen" Paige fand Phoenix im Garten, sie hatte sich unter einen Baum gesetzt und lehnte sich an den Stamm an. Als Paige sich neben sie kniete und Anstalten machte, sich zu setzen, wandte sie ihr Gesicht ab. Paige konnte trotzdem sehen, dass sie rote verschwollene Augen hatte und fleckige Haut. Die jüngste der mächtigen Drei seufzte in Gedanken. Das würde kein einfaches Gespräch werden. „ Hey Phoenix"begann sie sanft, wurde jedoch von dieser unterbrochen, die sie unmutig anschnauzte „Verschwinde hier, du kannst mir ja doch nicht helfen." Paige gab aber nicht auf und startete einen neuen Versuch „Glaub mir, es hilft immer, wenn man über seine Sorgen spricht."Phoenix sah sie an und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, was ein unansehnlichen braunen Strich auf ihrer Backe hinterließ. Ihr Augen blickten Paige abweisend und doch mit einer Verzweiflung an, die ihr einen Stich ins Herz versetzte. Ihr Schock über die Bilder schien wesentlich tiefer zu sitzen, als sie zuerst gedacht hatte. „Selbst wenn ich darüber sprechen würde, du könntest mich doch nicht verstehen."Antwortete Phoenix mit ausdruckslos. „Lassen wir es doch einfach darauf ankommen"schlug Paige mutig vor „Du erzählst, und ich werde mir alle Mühe geben, dich doch zu verstehen."Wider aller Erwartungen musste Phoenix lächeln „ Oh Paige, was würde ich nur ohne dich machen. Aber meine ganzen Sorgen würden dich sicherlich erdrücken, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll." Zuversichtlich , Phoenix schon etwas aus der Reserve gelockt zu haben, , tastete Paige sich vorsichtig auf ein sensibles Gebiet vor „ Hör zu, Phoenix, ich will dir nicht zu nahe treten, aber warum hat dich der Zauber so verschreckt? Sicher, du wirst deine Gefühle, wenn du deine Eltern das erste Mal siehst, nicht so leicht kontrollieren können, aber........da war doch noch etwas anderes."Phoenix bemerkte, wie ihr erneut die Tränen kamen, doch das war ihr jetzt auch nicht mehr wichtig. Es war ohnehin alles zu spät, da machte das auch nichts mehr aus .Sie lachte sarkastisch auf „Oh, ich habe festgestellt, dass ich die Tochter einer Frau bin, die schon vor meiner Geburt gestorben ist. Nicht, dass das schon seltsam genug wäre, nein, es ist auch noch Prue Halliwell, Pipers und Phoebes Leuchtstern und überhaupt das leuchtende Vorbild aller Kinder, die je in diesem Haus aufgewachsen sind!"Phoenix sah Paiges nicht deutbaren Blick und setzte ein hoffnungsloses „Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht verstehen wirst"dazu. „ Du hast ja gar keine Ahnung, wie gut ich dich verstehen kann". In Paiges Stimme war soviel Mitleid und Verständnis, dass Phoenix nicht anders konnte, als sich die Paige vorzustellen, die diese junge, lebenslustige, Frau in vielen Jahren einmal sein würde: Ihre heimliche Verbündete, mit der sie oft ihre Probleme mit ihrer "Mutter"besprach. Und sie spürte noch etwas anderes: die Verbundenheit ihrer beiden Seelen, die noch nie so deutlich zu Tage getreten war, die ähnlichen Sorgen der heutigen Paige und der Phoenix, die einmal ihre Nichte sein würde. „ Als Piper und Phoebe mir mitteilten, dass ich eine Hexe, eine der mächtigen Drei wäre, da war ich schon geschockt von dem vielen Neuen, dass da plötzlich auf mich zukam. Und dann war da noch Prue, die Schwester, die ich ersetzen sollte, um die sie beide noch so schrecklich trauerten. Ich fühlte mich so oft unzulänglich, ausgeschlossen, und immer von diesem Schatten „Prue"der über mir schwebte, überdeckt. Ich erinnere mich noch genau an die schrecklichen Konflikte, die ich mit Piper in der ersten Zeit hatte. Ich war wütend, weil sie mich in etwas hineingezogen hatten, dass ich nicht haben wollte, und weil ich nicht so werden wollte wie sie. Piper hat mich für meine Aufmüpfigkeit, für mein oft zu lässiges Verhalten dem Lernen der Zauberei gegenüber gehasst, weil ich ihrer Meinung nach damit Prues Andenken verriet. Aber ich habe gelernt, mich anzupassen und meine Gabe zu akzeptieren. Und Piper hat gelernt, dass ich zwar nicht wie ihre Schwester bin, aber trotzdem ein wertvolles Mitglied unserer Gruppe, auf dass sie sich auch verlassen kann." Paige konnte nur erahnen, was hinter Phoenix Stirn wirklich vorging, doch auch sie fühlte jetzt ihre Verbundenheit und die seltsamen Gefühle, die Phoenix ihre Mutter entgegenbrachte. Sie sah immer noch ziemlich mitgenommen aus. Paige nahm sie in den Arm, als eine Geste der Verbundenheit, doch es schien als habe Phoenix sich noch nicht alles von der Seele geredet. „Du bist damit klargekommen, weil du für die beiden eben ein ganz anderer Mensch bist. Aber bei mir ist da anders. Jetzt, da sie über meine Eltern Bescheid wissen, was bin ich da mehr als eine gute Nachbildung, die so zu werden hat wie ihre supertolle Mutter. Es war mir schon früher nicht recht, wenn sie mich immer mit ihr verglichen habe. Wir kennen doch alle das nette Liedchen „Das hätte Prue jetzt aber nicht gemachte; oder mein Gott, du siehst ihr doch immer ähnlicher."" Phoenix hatte sich richtig in Rage geredet „Ich kann sagen und machen, was ich will, den Beiden wird immer etwas einfallen, in dem ich wie sie bin. Was denkst du, warum sie mich Phoenix genannt haben; Phoenix aus der Asche, der Wink an den Zaunpfahl ist ja wohl deutlich genug. Verdammt, wenn ich wenigstens wirklich wie sie wäre, aber ich bin's nicht!!" Den letzten Satz brüllte Phoenix so laut heraus, dass Paige zusammenzuckte. „Ich bin nicht wie Prue"wiederholte Phoenix, eindringlicher und leiser als zuvor. Paige kratzte sich am Bein, da sie eine merkwürdige Berührung gespürt hatte. Als sie an sich herab sah, bemerkte sie, dass es eine Rankenblume war, die plötzlich aus dem Boden geschossen war, um Paiges Bein mit einer weiß-roten Blütenkette zu verzieren. Auf einen fragenden Blick hin nickte Phoenix. „Tja, das ist meine Art, mit Spannungen umzugehen. Keine durch die Luft fliegenden Teller, keine zerborstenen Gläser, sondern Blumen. Wie du siehst, eine sehr untypische Eigenschaft für eine Tochter von Prue Superwoman. Ich scheine wohl doch mehr nach meinem Dad zu kommen." Phoenix setzte ein schiefes Grinsen auf. „ Obwohl, ein von Ranken überwuchertes Haus könnte doch recht ungemütlich werden." Auch Paige musste, wenn auch nicht ganz freiwillig, lachen. Ihr machten Phoenix Sorgen zu schaffen. Sie verstand, dass sie die Vergleiche und das alles satt hatte und als eigenständiges Individuum akzeptiert werden wollte. Nur schienen ihre Anstrengungen darauf hinauszulaufen, dass sie krampfhaft versuchte, in allen Dingen nicht wie Prue zu sein, was sie eigentlich weiterhin an Prue band, anstatt sie von ihr zu lösen. Zudem warf, zumindest Paiges Meinung nach, die Mutterschaft von Prue ein neues Bild auf die ganze Angelegenheit. Sie sagte ihr das auch, ,Phoenix Antwort war jedoch etwas ausweichend, sie schien noch nicht bereit, sich der Sache wirklich zu stellen. „ Wir sollten wieder ins Haus gehen"forderte Paige Phoenix, mit dem Verlauf ihres Gesprächs nicht ganz zufrieden „Die anderen haben vielleicht etwas nützliches herausgefunden, und wir können ihnen sagen, dass deine Kräfte auch in dieser Zeit funktionieren." Phoenix nickte seltsam teilnahmslos. Die Verbindung, die Paige bis vor kurzem noch so stark gespürt hatte, war wie weggeblasen. Sie wusste nun, was Leo gemeint hatte, als er Phoenix unterstellte, dass sie ihnen etwas verheimlichte. Die junge Frau hatte eine nur sehr schwer zu fassende Aura, und sie war sehr gut darin, den Menschen alles zu verheimlichen, von dem sie nicht wollte, dass es an die Oberfläche kam. Nur wenn sie sich öffnete, wie sie es vor wenigen Minuten getan hatte, fand man einen Zugang zu ihr. „Du hast uns wirklich nicht alles erzählt, „ dachte Paige, als sie auf dem Weg ins Haus waren. „Obwohl ich glaube, dass es dir gut tun würde, wenn du alle Karten offen auf den Tisch legen würdest."
Nachdem alle eine Weile schweigend vor sich hingebrütet hatte, verdrückte sich Paige mit einer fadenscheinigen Begründung. „Prudence Halliwell"war für sie noch immer ein heikles Thema; es schien ohnehin sinnvoller zu sein, wenn sie sich jetzt um Phoenix kümmern würde. Nach und nach schüttelten auch Phoebe und Piper die Starre ab, in die sie dieses Bild versetzt hatte. Leo war schon verschwunden, um an allen erdenklichen Orten nach einer plausiblen Erklärung für dieses Phänomen zu suchen. „Was glaubst du, Phoebe, ist die Wahrscheinlichkeit höher, dass ein Zauber sich irren kann oder dass Tote Kinder bekommen können.?"fragte Piper sarkastisch „Keine Ahnung, aber Mathe war ohnehin noch nie meine Stärke"gab Phoebe zurück. „Man sollte wirklich glauben, wenn die Dämonen gerade Sommerferien haben, wäre das Leben einfacher" „Das Leben ist niemals einfach, Phoebe"sinnierte Piper. „Wir müssen bei unseren Versuchen, Prue zurückzuholen, etwas übersehen haben."In Phoebes Augen blitzte kurz ein Hoffnungsschimmer auf, nur um gleich wider zu erblassen. Sie schüttelte bedauernd den Kopf. „Nein Piper. Wir haben nichts übersehen. Sonst hätte Phoenix davon gewusst. Du hast selbst gesehen, wie verschreckt sie war, als sie Prue gesehen hat. Das war das letzte, was sie erwartet hat. Für sie ist Prue nur die tote Schwester, die über ein Jahr vor ihrer Geburt gestorben ist" Es war auch zu schön, um daran zu glauben"sagte Piper bitter „Ach Phoebe, es tut immer noch weh, an sie zu denken, und als ich sie da so glücklich gesehen habe, und dann auch noch Phoenix Ähnlichkeit mit ihr..."Zitternd an Körper und Stimme schlug Piper die Hände vors Gesicht. Phoebe nahm sie in den Arm und drückte sie an sich „Ich verstehe, was du meinst. Mir ging es genauso, als ich sie da gesehen habe. Prue ist so nah, und du möchtest ihr so viele Dinge sagen, aber sie ist doch unerreichbar für dich. Ich glaube, Phoenix hatte recht."Tröstete Phoebe ihre große Schwester. Die sah sie nur fragend an. „Als wir diesen Mann getroffen haben, der ihr Vater ist, hat Phoenix mich getröstet, weil er mich an Cole erinnert hat. Ihr Rat war, dass ich mich von der Vergangenheit lösen muss, wenn ich nicht von ihr beherrscht werden will." „Du willst, dass wir Prue vergessen und einfach als abgeschlossenes Kapitel abhakten?"fragte Piper ungläubig „Bist du verrückt geworden, Phoebe?"Sie war entsetzt über Phoebes Vorschlag. „Ich habe nicht mit einem Wort gesagt, dass wir sie vergessen sollen."Versuchte sie , die Wogen zu glätten „ Ich glaube nur nicht, dass es in Prues Sinn wäre, wenn wir wegen eines Bildes von ihr so aus der Fassung geraten. Sie hat nicht umsonst immer gesagt, dass wir selbstständig handeln sollen. Wenn sie an meiner Stelle hier wäre, würde sie alles tun, um Phoenix zu trösten, oder nach dem Vater zu suchen. Auf keinen Fall würde sie auf dem Dachboden herumsitzen und Trübsal blasen." „Ich verstehe, was du sagen willst, Phoebe"Piper hatte aufmerksam zugehört und hatte sich wider beruhigt. „Wir sollten aufhören, Prues Fehlen immer als Vorwand zu benutzen, wenn wir nicht weiterwissen. Und wir müssen auch aufhören, uns immer in Gedanken an sie zu klammern. Vielleicht geben wir es nicht immer zu, aber zumindest ich frage mich noch oft, was sie wohl von dieser und jener Entscheidung halten würde, und ob sie mit dieser und jener Sache auch einverstanden wäre. Wie soll ich mein Kind erziehen, wenn nicht einmal die Verantwortung für meine eigenen Handlungen übernehmen kann.?" „Ja, aber Prues .sagen wir... aufmunternde Tritte in den Hintern wären manchmal schon nützlich"Phoebe musste lachen, und auch Piper konnte sich ein Grinsen nicht verkneifen. „So wie jetzt zum Beispiel. Wir können ja mal nach diesem Dämon suchen, den Phoenix erwähnt hat. Nimm das Buch mit nach unten, Phoebe, wir können auch in der Küche auf Leo warten."Piper verzog schmerzhaft das Gesicht und rieb sich den Rücken „Und einen neuen Tee für meine armen Knochen machen" Paige fand Phoenix im Garten, sie hatte sich unter einen Baum gesetzt und lehnte sich an den Stamm an. Als Paige sich neben sie kniete und Anstalten machte, sich zu setzen, wandte sie ihr Gesicht ab. Paige konnte trotzdem sehen, dass sie rote verschwollene Augen hatte und fleckige Haut. Die jüngste der mächtigen Drei seufzte in Gedanken. Das würde kein einfaches Gespräch werden. „ Hey Phoenix"begann sie sanft, wurde jedoch von dieser unterbrochen, die sie unmutig anschnauzte „Verschwinde hier, du kannst mir ja doch nicht helfen." Paige gab aber nicht auf und startete einen neuen Versuch „Glaub mir, es hilft immer, wenn man über seine Sorgen spricht."Phoenix sah sie an und wischte sich mit dem Handrücken über das Gesicht, was ein unansehnlichen braunen Strich auf ihrer Backe hinterließ. Ihr Augen blickten Paige abweisend und doch mit einer Verzweiflung an, die ihr einen Stich ins Herz versetzte. Ihr Schock über die Bilder schien wesentlich tiefer zu sitzen, als sie zuerst gedacht hatte. „Selbst wenn ich darüber sprechen würde, du könntest mich doch nicht verstehen."Antwortete Phoenix mit ausdruckslos. „Lassen wir es doch einfach darauf ankommen"schlug Paige mutig vor „Du erzählst, und ich werde mir alle Mühe geben, dich doch zu verstehen."Wider aller Erwartungen musste Phoenix lächeln „ Oh Paige, was würde ich nur ohne dich machen. Aber meine ganzen Sorgen würden dich sicherlich erdrücken, ich weiß nicht, wo ich anfangen soll." Zuversichtlich , Phoenix schon etwas aus der Reserve gelockt zu haben, , tastete Paige sich vorsichtig auf ein sensibles Gebiet vor „ Hör zu, Phoenix, ich will dir nicht zu nahe treten, aber warum hat dich der Zauber so verschreckt? Sicher, du wirst deine Gefühle, wenn du deine Eltern das erste Mal siehst, nicht so leicht kontrollieren können, aber........da war doch noch etwas anderes."Phoenix bemerkte, wie ihr erneut die Tränen kamen, doch das war ihr jetzt auch nicht mehr wichtig. Es war ohnehin alles zu spät, da machte das auch nichts mehr aus .Sie lachte sarkastisch auf „Oh, ich habe festgestellt, dass ich die Tochter einer Frau bin, die schon vor meiner Geburt gestorben ist. Nicht, dass das schon seltsam genug wäre, nein, es ist auch noch Prue Halliwell, Pipers und Phoebes Leuchtstern und überhaupt das leuchtende Vorbild aller Kinder, die je in diesem Haus aufgewachsen sind!"Phoenix sah Paiges nicht deutbaren Blick und setzte ein hoffnungsloses „Ich habe dir doch gesagt, dass du mich nicht verstehen wirst"dazu. „ Du hast ja gar keine Ahnung, wie gut ich dich verstehen kann". In Paiges Stimme war soviel Mitleid und Verständnis, dass Phoenix nicht anders konnte, als sich die Paige vorzustellen, die diese junge, lebenslustige, Frau in vielen Jahren einmal sein würde: Ihre heimliche Verbündete, mit der sie oft ihre Probleme mit ihrer "Mutter"besprach. Und sie spürte noch etwas anderes: die Verbundenheit ihrer beiden Seelen, die noch nie so deutlich zu Tage getreten war, die ähnlichen Sorgen der heutigen Paige und der Phoenix, die einmal ihre Nichte sein würde. „ Als Piper und Phoebe mir mitteilten, dass ich eine Hexe, eine der mächtigen Drei wäre, da war ich schon geschockt von dem vielen Neuen, dass da plötzlich auf mich zukam. Und dann war da noch Prue, die Schwester, die ich ersetzen sollte, um die sie beide noch so schrecklich trauerten. Ich fühlte mich so oft unzulänglich, ausgeschlossen, und immer von diesem Schatten „Prue"der über mir schwebte, überdeckt. Ich erinnere mich noch genau an die schrecklichen Konflikte, die ich mit Piper in der ersten Zeit hatte. Ich war wütend, weil sie mich in etwas hineingezogen hatten, dass ich nicht haben wollte, und weil ich nicht so werden wollte wie sie. Piper hat mich für meine Aufmüpfigkeit, für mein oft zu lässiges Verhalten dem Lernen der Zauberei gegenüber gehasst, weil ich ihrer Meinung nach damit Prues Andenken verriet. Aber ich habe gelernt, mich anzupassen und meine Gabe zu akzeptieren. Und Piper hat gelernt, dass ich zwar nicht wie ihre Schwester bin, aber trotzdem ein wertvolles Mitglied unserer Gruppe, auf dass sie sich auch verlassen kann." Paige konnte nur erahnen, was hinter Phoenix Stirn wirklich vorging, doch auch sie fühlte jetzt ihre Verbundenheit und die seltsamen Gefühle, die Phoenix ihre Mutter entgegenbrachte. Sie sah immer noch ziemlich mitgenommen aus. Paige nahm sie in den Arm, als eine Geste der Verbundenheit, doch es schien als habe Phoenix sich noch nicht alles von der Seele geredet. „Du bist damit klargekommen, weil du für die beiden eben ein ganz anderer Mensch bist. Aber bei mir ist da anders. Jetzt, da sie über meine Eltern Bescheid wissen, was bin ich da mehr als eine gute Nachbildung, die so zu werden hat wie ihre supertolle Mutter. Es war mir schon früher nicht recht, wenn sie mich immer mit ihr verglichen habe. Wir kennen doch alle das nette Liedchen „Das hätte Prue jetzt aber nicht gemachte; oder mein Gott, du siehst ihr doch immer ähnlicher."" Phoenix hatte sich richtig in Rage geredet „Ich kann sagen und machen, was ich will, den Beiden wird immer etwas einfallen, in dem ich wie sie bin. Was denkst du, warum sie mich Phoenix genannt haben; Phoenix aus der Asche, der Wink an den Zaunpfahl ist ja wohl deutlich genug. Verdammt, wenn ich wenigstens wirklich wie sie wäre, aber ich bin's nicht!!" Den letzten Satz brüllte Phoenix so laut heraus, dass Paige zusammenzuckte. „Ich bin nicht wie Prue"wiederholte Phoenix, eindringlicher und leiser als zuvor. Paige kratzte sich am Bein, da sie eine merkwürdige Berührung gespürt hatte. Als sie an sich herab sah, bemerkte sie, dass es eine Rankenblume war, die plötzlich aus dem Boden geschossen war, um Paiges Bein mit einer weiß-roten Blütenkette zu verzieren. Auf einen fragenden Blick hin nickte Phoenix. „Tja, das ist meine Art, mit Spannungen umzugehen. Keine durch die Luft fliegenden Teller, keine zerborstenen Gläser, sondern Blumen. Wie du siehst, eine sehr untypische Eigenschaft für eine Tochter von Prue Superwoman. Ich scheine wohl doch mehr nach meinem Dad zu kommen." Phoenix setzte ein schiefes Grinsen auf. „ Obwohl, ein von Ranken überwuchertes Haus könnte doch recht ungemütlich werden." Auch Paige musste, wenn auch nicht ganz freiwillig, lachen. Ihr machten Phoenix Sorgen zu schaffen. Sie verstand, dass sie die Vergleiche und das alles satt hatte und als eigenständiges Individuum akzeptiert werden wollte. Nur schienen ihre Anstrengungen darauf hinauszulaufen, dass sie krampfhaft versuchte, in allen Dingen nicht wie Prue zu sein, was sie eigentlich weiterhin an Prue band, anstatt sie von ihr zu lösen. Zudem warf, zumindest Paiges Meinung nach, die Mutterschaft von Prue ein neues Bild auf die ganze Angelegenheit. Sie sagte ihr das auch, ,Phoenix Antwort war jedoch etwas ausweichend, sie schien noch nicht bereit, sich der Sache wirklich zu stellen. „ Wir sollten wieder ins Haus gehen"forderte Paige Phoenix, mit dem Verlauf ihres Gesprächs nicht ganz zufrieden „Die anderen haben vielleicht etwas nützliches herausgefunden, und wir können ihnen sagen, dass deine Kräfte auch in dieser Zeit funktionieren." Phoenix nickte seltsam teilnahmslos. Die Verbindung, die Paige bis vor kurzem noch so stark gespürt hatte, war wie weggeblasen. Sie wusste nun, was Leo gemeint hatte, als er Phoenix unterstellte, dass sie ihnen etwas verheimlichte. Die junge Frau hatte eine nur sehr schwer zu fassende Aura, und sie war sehr gut darin, den Menschen alles zu verheimlichen, von dem sie nicht wollte, dass es an die Oberfläche kam. Nur wenn sie sich öffnete, wie sie es vor wenigen Minuten getan hatte, fand man einen Zugang zu ihr. „Du hast uns wirklich nicht alles erzählt, „ dachte Paige, als sie auf dem Weg ins Haus waren. „Obwohl ich glaube, dass es dir gut tun würde, wenn du alle Karten offen auf den Tisch legen würdest."
