Chapter2: Menschen sind schwach

Schwer atmend und nach Luft ringend war Celeborn an dem Baum herabgesunken. Abfällig warf Galadriel einen Blick auf ihn. „Sie sollten ihn nicht gleich halb umbringen... nur drei Schnitte, mehr nicht, ich werde ihn noch brauchen..."Sie hielt ihm die Hand hin, mehr aus der Neugier heraus getrieben zu sehen ob er ihre Hilfe annehmen würde, als aus Hilfsbereitschaft und zog ihn ziemlich grob auf die Füße. „Überleg dir das nächste Mal besser im Voraus was du sagst", sagte sie mit schmeichelnder Stimme. Dann wandte sie sich wieder den Orks zu, die immer noch die Bäume im nahen Umkreis aus dem Boden rissen. Einer von ihnen kam auf sie zugehumpelt. „Die Bäume sind stark Gebieterin. Es wird nicht leicht werden, hier eine Festung zu errichten. Wie gedenkt Ihr dies zu vollbringen?" „Wir werden uns an die Menschen wenden...", sagte Galadriel. „Sie sind stärker als ihr Schwachköpfe. Wenn ich sie unter meinem Befehl hätte, könnten sie mir einen Turm errichten, ähnlich dem Dunklen Turm Mordors. Ich werde dem Dunklen Herrscher beweisen was in mir steckt, das ich fähig bin Mittelerde zu beherrschen, so wie er es nicht schaffte..."

Sie rieb den Ring zwischen den Fingern, schloss die Augen und holte tief Luft. „Was steht du noch hier herum?", fuhr sie den Ork an als sie die Augen aufschlug. „Verzeiht die Frage Gebieterin... aber werden diese stinkigen Menschen sich nicht zu verteidigen wissen?" Galadriel schüttelte den Kopf. „Menschen sind schwach", sagte sie. „Wenn es ein Volk gibt das vor allem anderen nach Macht strebt, dann sie. Und wenn sie glauben durch mich Macht zu erlangen, werden sie tun was ich sage. Wenn sie sich weigern werden sie mit dem Leben dafür bezahlen."

Als sie dies sagte, sah den Ork so durchdringend an, das es jeder mit der Angst zu tun bekommen hätte. Der Ork grinste. Der Gedanke Menschen zu töten gefiel ihm. Galadriel gefiel sein Gesichtsausdruck aber gar nicht. „An die Arbeit!", sagte sie laut. Der Ork verneigte sich und humpelte zu den anderen zurück. „Niederer Wurm", murmelte Galadriel.

Dann sah sich nach Celeborn um. Es gefiel ihr nicht, das er sich nicht zeigte. Es weckte Unsicherheit und Misstrauen in ihr. Schließlich sah sie ihn, das Gesicht noch immer vor Schmerz verzogen, an den Baum gelehnt. Auf seiner Stirn standen Schweißperlen, seine Kleidung war von seinem Blut durchtränkt. „Schmerzen?", fragte Galadriel höhnisch. Ohne eine Antwort abzuwarten, winkte seinen einen weiteren Ork zu sich heran. „Verbinden", befahl sie. Der Ork nickte eifrig und eilte so schnell es mit seinen verkrüppelten Beinen ging, davon. Kurz darauf kam er zurück und hatte nun einige sehr schmutzige Tücher bei sich und eine Phiole mit einer schwarzgrünen Flüssigkeit.

Er träufelte etwas von der Substanz aus der Phiole auf Celeborns Arm, erst dort wo der Dolch drei lange, tiefe Einschnitte erzeugt hatte. Als die Flüssigkeit, welche nach einer Mischung aus rohem Fleisch und faulen Eiern roch, Celeborns Haut berührte, konnte dieser einen Aufschrei nicht unterdrücken. Sie schien sich in die Haut einzufressen wie Säure, schien sie aufzulösen. Doch nach wenigen Augenblicken, hörte der Schmerz auf. Die Haut war gerötet, aber nicht mehr blutig und wieder verschlossen. Der tiefe Stich unter der Schulter wurde auf dieselbe Weise behandelt. Der Ork schraubte die Phiole zu und band das Tuch grob um den Arm Celeborns. „Paar Tage dranlassen", knurrte er.

Galadriel scheuchte ihn fort. „Nun", sagte sie mit rauchiger Stimme, „besser?"„Was war das für ein Gebräu?", sagte Celeborn heiser. Dem Geruch nach zu urteilen, wollte er jedoch lieber nicht wissen, was es war. „Eine Arznei der Orks, wirkt bei Vergiftungen und Schwertverletzungen. Viel gibt es davon nicht, die meisten Orks sind zu dumm, um sie herzustellen. Es ist eine sehr seltene Substanz", antwortete Galadriel. „Wir werden in Zukunft viel davon brauchen", sagte sie abwesend, „doch ich hoffe nicht für dich." Dann hob sie den Kopf und blickte ihm wieder in die Augen. Langsam fuhr sie mit der Hand über Celeborns Oberkörper. „Sei in Zukunft vorsichtiger mit dem was du sagst", hauchte sie, „wir wollen doch nicht das wir noch etwas schlimmeres als diese Stiche brauchen werden, um dich zur Vernunft zu bringen?"Sie lächelte kalt und wandte sich von ihm ab. Lautlos schwebte sie über den Waldboden davon, voll Anmut und voll Grausamkeit. Celeborn seufzte. Die Wandlung Galadriels machte ihm Sorgen. Er spürte, dass sie noch gegen ihren eigenen Willen handelte, denn sie wurde von dem Ring gezwungen. Wie war es möglich, das der Ring so ihre Sinne benebelte, und ihren Verstand außer Kraft setzte? Das er aus Galadriel eine dunkle Herrscherin machte, welche die freien Völker Mittelerdes in die Sklaverei verbannen wollte? Wie schaffte er es, so grausam ihre Seele zu vergiften und sie Sauron gleichzustellen?

Wenn sie erst einmal die Menschen und Elben unter ihrer Kontrolle hatte, würde nichts mehr mächtig genug sein, um sie aufhalten zu können. Es hatte bereits begonnen...