Disclaimer: Siehe Vorspann

A/N: @ Adahria: Besser so? *Reviewern Welt zu Füßen legt*

@Luinaldawen: Servus! *auf Kapitel zeigt*

@ Haselmaus: Daaaaaaaaaaanke!!!! *knuddelknutsch*

Kapitel 2

Komm mit, komm mit mir ins Abenteuerland

Auf deine eigne Reise Komm mit mir ins Abenteuerland Der Eintritt kostet den Verstand

Komm mit mir ins Abenteuerland

Und tu´ s auf deine Weise

Irgendwas weckte mich. Langsam hob ich den Kopf und wünschte mir sofort darauf, es nicht getan zu haben. Ich hatte einen höllischen Kater, jede Bewegung tat weh. Nein, das war nicht der richtige Ausdruck. LIESS MICH WÜNSCHEN, AUF DER STELLE ZU STERBEN traf es eher. Ich wollte nur noch tot sein. Ich hätte alles getan. Mein Schädel klang wie eine Werkshalle. Es war laut. Es tat weh. Irgendwas in der Nähe war furchtbar laut und schrill und extrem nervig.

Es dauerte eine Weile, bis ich es als Vogelgezwitscher identifiziert hatte. Ich stöhnte auf und hob ganz, ganz langsam den Oberkörper an und sah mich um. Mein Zimmer war das jedenfalls nicht. Ich war viel mehr ganz eindeutig in einem Wald, oder genauer, auf einer Lichtung. Die Sonne stand relativ hoch, es schien später Vormittag zu sein. Das wunderte mich nicht, ich schlief meinen Rausch meistens aus. Umso erstaunlicher war, dass ich trotzdem einen derart höllischen Kater hatte. Außerdem konnte ich mich nicht im Mindesten erinnern, wie ich hier hergekommen war. Wenn ich auf einer Parkbank aufgewacht wäre, hätte mich das nicht gewundert. Auch nicht, wenn ich bei sonst wem daheim auf der Couch gelegen hatte –das war mir ja schon öfter passiert. Aber mitten in einem Wald...?

Ich setzte mich vollends auf und stellte fest, dass ich irgendwie im definitiv falschen Film gelandet sein musste. Zunächst mal kannte ich diese Waldlichtung nicht, was bedeutete, dass sie sich nicht in der näheren Umgebung meiner Wohnung befinden konnte. Meine Eltern sind fanatische Wanderer und ihr liebster Zeitvertreib ist es, ihren Nachwuchs am Wochenende durch Feld, Wald und Wiesen zu scheuchen. Ich kannte jede Lichtung in dem Wald, der das Kaff in dem ich wohnte – hochtrabend auch „Dorf"genannt- umgab, und DIE hier gehörte nicht dazu.

Dann fiel mir noch etwas auf: bei uns war es jetzt Oktober. Es war zwar ungewöhnlich warm, aber die Blätter waren trotzdem schon gut angebräunt und nicht wenige hatten sich in Richtung Waldboden verabschiedet. Aber hier war der Wald hellgrün. Die Bäume blühten. Es war warm. Nicht Spätsommer-warm, wie wenn im Herbst die Sonne noch mal ihre letzten Kraftreserven mobilisiert, um sich dann endgültig für die nächsten Monate temperaturmäßig zu verabschieden, es war vielmehr diese Frühlingswärme, wenn die Sonne gerade probiert, wie warm sie eigentlich werden kann. Klarer Fall, ich steckte mitten im Frühling. Zusammenfassung: Falsche Zeit, falscher Ort, höllischer Kater. Nicht sehr erheiternd.

Um mich abzulenken und auch, um meinen Durst zu stillen, ging ich zu dem kleinen Bach, der praktischerweise über Lichtung floss, und ließ mich an seinem Ufer nieder. Ich trank ein paar Schlucke und sah mich dann nochmals um. Ich saß jetzt im Schatten einer Eiche, unter der der Bach durchfloss. Der Boden um mich herum war mit goldgrünen Lichtern gesprenkelt, gemischt mit den Sonnenstrahlen, die es durch das dichte Blätterdach schafften. Keine Frage, dieser Wald war wunderschön, aber das half mir trotzdem nicht weiter. Wenigstens war das Wasser angenehm kühl und nachdem ich noch ein paar Schlucke getrunken hatte, hatte ich meine Lebensgeister soweit wiederbelebt, dass ich mich auf die Suche nach Zivilisation machen konnte. Ich stand auf und marschierte auf das Südende der Lichtung zu (zumindest hoffte ich, dass es das Südende war).

Ich tauchte in das angenehm kühle Halbdunkel des Waldes ein und... ...ja was und? Ich war aufgestanden, was ja schon mal ein Anfang war, aber ich hatte eigentlich null Plan wo ich eigentlich hin wollte. Wenn ich nicht zu hause war, konnte ich überall sein. Mir fiel auf einmal die Szene vom gestrigen Abend ein. (Gestern? Wieso gestern? Woher wollte ich wissen, dass es gestern gewesen war?) „Es ist ein Dimensionsloch."„Ein Dimensionsloch. Dimensionsloch, Dimensionsloch..."echote es in meinem Kopf. Dimensionsloch.......

Was, wenn ich recht gehabt hatte, ohne es zu wissen? Wenn ich wirklich in einer anderen Dimension, Zeit, was auch immer gelandet war? Wenn ich nicht nur durch Raum, sondern auch durch Zeit und was-weiss-ich-noch-alles von meiner Heimat getrennt war. Na ja, Heimat... Gut, ich fühlte mich zu Hause zur Zeit nicht so wohl, aber solche Phasen durchlebt jeder mal, und außerdem brannte mir diese Frage jetzt nicht so dringend auf den Nägeln. Ich musste zurück, und wenn schon nicht das, dann wenigstens in was zivilisiertes. Und wenn möglich was in meiner Sprache.

Seufzend stand ich auf –ich war resigniert auf dem Boden zusammen gesunken- und bewegte mich aufs Geratewohl in den Wald hinein. Alles war besser als irgendwo planlos rumzusitzen und sich selbst zu bemitleiden. Wandern war gut für die Arschmuskeln und die Ausdauer –einer der Gründe, warum meine Eltern mich immer überredet bekamen- und es brachte mich auf andere Gedanken. Kein Wald ist unendlich und vielleicht fand ich ja unterwegs was zu essen, Beeren oder so ähnlich. Mit neuem Mut machte ich mich auf den Weg.

*********

Ich war wohl schon ein paar Stunden gelaufen, und der Wald wollte einfach kein Ende nehmen. Selbst wenn ich ihn diagonal durchlief –das konnte nicht sein. Es durfte nicht. Ich war jetzt bestimmt drei Stunden unterwegs –die Sonne war schon lange über den Zenit hinaus- und ich war weder auf einen Weg noch auf irgendwas lebendiges –OK, sagen wir menschliches – ein paar Eichhörnchen waren mir in der Tat begegnet- noch auf irgendwas zivilisiertes gestoßen. Alles, egal was, und wenn's nur ne zerdrückte Coladose gewesen –ich hätte ALLES mit Freuden begrüßt. Es war irgendwie so... einsam? Nein. Eigentlich nicht. Eichhörnchen waren mir, wie gesagt, bereits ein paar begegnet, und auch sonst machte dieser Wald einen recht belebten Eindruck, geradeso, als käme jeden Moment eine Wandergruppe um die Ecke. Das heißt, wenn ein Weg existiert hätte. Aber weder das eine noch das andere war bisher zu sehen gewesen, war nicht zu sehen und würde, wie ich diesen Wald hier einschätzte, wohl auch nicht zu sehen zu sehen sein.

Hörte das denn nie auf??? Ich irrte weiter. Die Sonne begann schon wieder zu sinken, und ich bekam allmählich Hunger. Ich hatte schließlich seit dem Wasser heute morgen nichts zu mir genommen. Zwar hielt sich mein Hunger katerbedingt in Grenzen, aber allmählich hatte sich die Nachwirkungen meines Alkoholexzesses doch auf ein leichtes Pochen am Hinterkopf reduziert.

Ich wollte aufgeben, wieder auf den Waldboden sinken, als ich durch die Bäume einen Lichtschimmer sah.

Fast blendete es mich, in Wald war es inzwischen schon ziemlich dunkel geworden, da diese Sonne, sobald sie etwas tiefer stand, es kaum vermochte, das dichte Blattdickicht zu durchdringen. Überglücklich rannte ich auf die Lichtung. Es gab sogar einen kleinen Bach, direkt unter einer Eiche durchfloss. Moment mal. Ganz, ganz langsam drehte ich mich um. Dann rannte ich auf die Mitte der Lichtung. Ich glaubte es nicht. Wollte es nicht glauben. Es war dieselbe Lichtung wie heute morgen. Ich war doch bestimmt nicht im Kreis gelaufen, ODER??? Es dauerte eine Weile, bis ich mich soweit beruhigt hatte, dass ich mit der Tatsache klarkommen konnte, den ganzen Tag im Kreis geirrt zu sein. Die Sonne versank allmählich hinter den Baumwipfeln. Wenigstens wusste ich, wo ich wo heute schlafen würde, zu trinken hatte ich auch... Was wollte ich eigentlich??? Seufzend lehnte ich mich an den Eichenstamm und sank daran herab. Es war einfach unfassbar. Ich war verschwitzt, hungrig und müde, und dass nur weil ich einen Tag lang im Kreis gegangen war. Es war einfach zu viel. Mir war kalt, ich war fern von jeder Zivilisation und ich war allein. Ich warf mich auf den Boden und weinte.

*********

Ich musste mich in den Schlaf geweint haben, denn als ich erwachte, war es wieder morgen, und wieder hatten mich die Sonnenstrahlen geweckt und genau demselben Vogelgezwitscher wie am vorigen Tag. Ich gähnte und beschloss zu baden.

Ich legte alle Kleidung bis auf die Unterwäsche ab –sooo sicher fühlte ich mich nun auch wieder nicht- und stürzte mich in die Fluten. Es war ziemlich kühl, aber angenehm. Als ich fertig war, stieg ich aus dem Wasser legte mich auf die Wiese und ließ mich von der Sonne trocknen. Es war sehr warm, und so blieb ich noch ein Weilchen länger liegen. Heute würde ich sowieso nicht mehr weiter laufen, zumal ich wahrscheinlich eh wieder hier landen würde. Ich faulenzte einen ganzen Tag lag beziehungsweise ich tat, was ich vorher auch schon getan hatte –nichts.

Mein Körper hatte sich inzwischen damit abgefunden, dass er außer Quellwasser nichts bekommen würde und das war ja auch für meine Figur nicht sooo schlecht, zumal ich der festen Überzeugung war ein fettes, unattraktives Monster zu sein –hauptsächlich wenn Kai an mir vorbeiging.

Irgendwann gegen Nachmittag wurde mir langweilig und so schwamm ich noch ein Ründchen. Der Bach war eigentlich relativ flach, etwa hüfthoch, immer noch tief genug, um zu schwimmen, und es gab auch kleine Untiefen, in denen mir das Wasser fast bis an die Schulter reichte. Als ich mich müde getobt hatte, fiel mir ein, dass ich ja auch meine Kleider, bestehend aus schwarzem Top, schwarzer Pulli mit der Aufschrift „1912 – Titanic Swim Team"und dunkelblaue, weitgeschnittene Jeans, die praktischerweise über 6 Taschen verfügte. Die Idee mit der Klamottenwäsche hätte mir natürlich auch früher kommen können, zum Beispiel heute morgen, als noch eine Möglichkeit bestand, dass meine Klamotten noch trocknen würden. Ich spülte sie aus, breitete sie auf der Mitte der Lichtung aus, legte mich dazu und schaute in den Himmel. Er war hellblau, wunderschön und übersäht mit Schäfchenwolken. Ein leiser Wind strich durch den Wald und trocknete mich.

Während ich so in den Himmel starrte und mich von meinen Gedanken tragen ließ, hatte ich das Gefühl zu schweben. Es war wunderschön, so gut hatte ich mich schon lange nicht mehr gefühlt. Es war wie fliegen, nur tausend Mal schöner. Die Sonne sank und überflutete die Lichtung mit rot und gold, der Himmel wurde erst dunkelblau, dann lila und schließlich schwarz, und die ersten Sterne glommen auf und sprenkelten den Himmel, der aussah wie ein schwarzes Samttuch, auf dem jemand Diamantenstaub ausgestreut hatte. Wun-der-schön.

Plötzlich fiel mir etwas auf: ich kannte kein einziges der Sternbilder. Nicht, dass ich da sonderlich bewandert gewesen wäre, aber wenigstens den Orion erkannte ich immer. Aber hier war kein Orion. Nicht mal ein kleiner Wagen. Kein Polarstern. Kein nichts. Ein Schauder durchlief mich. Entweder ich war auf der Südhalbkugel oder... Nein, ich war auf der Südhalbkugel. (Es ist ein Dimensionsloch, fiel mir mein Gedanke vom Freitagabend wieder
ein.)

Ich war ganz bestimmt auf der Südhalbkugel.

(Es ist ein Dimensionsloch.)

Südhalbkugel

(Dimensionsloch)

Südhalbkugel, Südhalbkugel, Südhalbkugel.

(Dimensionsloch, Dimensionsloch, Dimensionsloch.)

Südhalbkugel!

(Dimensionsloch!)

SÜDHALBKUGEL!

(DIMENSIONSLOCH!)

Ich schrie. Südhalbkugel. Südhalbkugel. S. Ü. D. H. A. L. B. K. U. G. E. L. SÜD. HALB. KUGEL. Südhalbkugel! Ich saß da, im Dunkeln, über mir die Sterne, und buchstabierte vor mich hin.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Ich wiegte mich vor und zurück.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Ich wusste es. Ich war ganz sicher.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Über den halben Planeten zu reisen war eine Sache. Durch Dimensionen etwas anderes.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Langsam ging die Buchstabiererei in einen monotonen Sing-sang über

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

zu dem ich mich vor

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

und zurück wiegte.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Tränen rannen mir die Wangen herunter.

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Es war eindeutig:

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Mein Credo, mein unerschöpfliches Karma,

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

meine Lobpreisung, meine einzige Wahrheit

S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l, S-ü-d-h-a-l-b-k-u-g-e-l ...

Irgendwann schlief ich ein. Mein tränennasses Gesicht auf meine Knie gebettet, zusammengerollt zu einem kleinen Bündel Elend, wechselte mein Geist ins Reich der Träume über und gab sich dem süßen Vergessen des Schlafes preis.

*********

Als ich am nächsten Morgen aufwachte –auf der SÜDHALBKUGEL- waren sowohl meine Tränen als auch meine Kleider getrocknet. Ich hatte in Unterwäsche geschlafen, aber mir war nicht kalt gewesen. Ich schlüpfte in Jeans und Top –für den Pulli war es mir zu warm- Ich ging zum Bach zurück und trank etwas. Ich wollte heute definitiv aufbrechen, also band ich mir den Pulli um und marschierte los.

Ich war nicht wirklich motiviert, aber irgendwas musste ich ja machen, und da ich mich schließlich auf der Südhalbkugel unseres geliebten Planeten befand, würde ich früher oder später auf Zivilisation stoßen, und das war es schließlich wert, noch ein Weilchen durch den Wald zu irren.

Ich pfiff „Abenteuerland"von Pur vor mich hin und achtete diesmal auf den Sonnenstand. Zuerst ging ich auf die Sonne zu, dann war sie rechts und schließlich hinter mir. Ich lief wirklich immer gerade aus. Ich war stolz auf mich. Einen ganzen Tag lang in einem zügigen Tempo ohne große Pausen zu marschieren war schon sehr gut. Dass ich den ganzen Tag weder auf menschliches Leben noch einen Weg stieß, weniger.

Es wurde allmählich kühler und dunkler, und ich begann, mich auf meine Lichtung zurückzusehnen. Da hatte es Wasser gegeben –ich war inzwischen sehr durstig- und die Wiese war wirklich bequem gewesen. Und überhaupt, der süße kleine Vogel, der mich immer geweckt hatte...!!!

Es half nichts. Ich war müde, verschwitzt, hungrig und jetzt auch noch durstig. Ich hatte es echt gut getroffen. Ich war jetzt den dritten Tag hier, hatte keine Menschenseele getroffen und außer Quellwasser nichts zu mir genommen. Es war einfach ungerecht. Aber das machte nichts. Damit konnte ich leben. Ich schleppte mich weiter.

Ich hatte gelernt, dass man 3-4 Wochen ohne Nahrung und 3-4 Tage ohne Wasser überleben kann, aber dass änderte nichts an der Tatsache, dass ich einen höllischen Durst und seit Tagen nichts mehr gegessen hatte.

Es war kühl geworden und ziemlich dunkel, dabei konnte es eigentlich erst früher Nachmittag sein. Dann bemerkte ich es: die Bäume um mich waren höher, dass Gestrüpp dichter geworden. Keine Frage, ich bewegte mich zu allem Überfluss auch noch nur noch tiefer in diesen verdammten Wald hinein. Ich fröstelte, es war wirklich kalt. Aber ich zog meinen Pulli nicht an. Es würde zweifelsohne noch kühler werden, und dann würde ich erst recht frieren. Ich wollte mich abhärten. Ich fühlte mich sehr stark und sehr hart und sehr, sehr cool.

Als ich mich 5 Minuten später in meinen Pulli gekuschelt hatte, fühlte ich mich auch noch stark und hart und cool... na ja, wenigstens ein bisschen. „Scheiß drauf", dachte ich, während ich mir meinen schwarzen Lieblingswollschal herbei wünschte, den meine Oma mir eigenhändig zu Weihnachten gestrickt hatte. Seltsam, auf der Lichtung war es mir nie so kalt vorgekommen, und dabei hatte ich nur in Unterwäsche geschlafen. Ich lief weiter und weiter und ging in Gedanken alle Lieder und Gedichte und Abzählreimen durch, die ich je gekannt, hatte, einfach, um etwas zu tun zu haben.

Es wurde nun ganz dunkel und die Sterne glommen über mir auf, aber ich konnte nicht mehr. Zwar hatten die Sterne stets etwas tröstendes gehabt, aber ich konnte nicht mehr. Ich lehnte mich an einen dieser riesigen Bäume –sie waren inzwischen so dicht und hoch, dass ich Mühe hatte, den Himmel zu erkennen- und entschied, dass mir hier ja schlecht etwas passieren konnte, wenn ich mich zu seinen Füßen schlafen legte. Das dachte ich immer noch, als ich am nächsten Morgen von leisen Stimmen und einem auf mich gerichteten, gold befiederten Pfeil geweckt wurde.