Disclaimer: Siehe Vorspann
A/N: @ all: DAAAAANKE!!! Es gibt nix aufbauenderes als Reviews! *alle durchknuddelt*
@ Haselmaus *Glassplitter aus Haar fummelt* DU WÜRDEST ES JA LESEN DÜRFEN WENN DU MA ZEIT ZUM TELEFONIEREN HÄTTEST!!!!
@Flemming: Happy End? *nachdenklich grinst* schau mer mal....
Kapitel 3
Einspruch, Ich will nicht die Ausnahme sein Um von dir Aufmerksamkeit zu bekommen Einspruch
Ich schluckte. Ooookay. Ich schlief noch, oder? Ich träumte. Ich träumte. Ich träumte, ich läge unter einem kilometerhohen Baum in einem scheinbar endlosen Wald und würde gerade von einem sehr hässlichen, lang haarigen blonden Typen mit blauen Glubschaugen mit Pfeil und Bogen bedroht. Merkwürdige Träume, die ich da hatte.
„Ortho!"
Ah ja, klar. Und jetzt bitte noch mal auf Deutsch.
„Aufstehen!", sagte Glubschi mit leichtem Akzent.
Na bitte, geht doch!
„Du –Aufstehen!", wiederholte Glubschi sein Anliegen.
Ich war allerdings relativ –soll heißen, vollkommen- unfähig seinem Wunsch nachzukommen, obwohl er wirklich sehr überzeugende Argumente –wie zum Beispiel sein immer noch auf mich gerichteter Pfeil- vorzuweisen hatte. Ich war abgelenkt von seinen Ohren, die mir soeben aufgefallen waren. Sie waren spitz.
Mir wurde schwindlig und meine Umgebung begann zu verschwimmen, aber ich konzentrierte mich und fiel glücklicher Weise nicht in Ohnmacht. Stattdessen kauerte ich mich auf dem Boden zu einem kleinen Häufchen Elend zusammen und begann hemmungslos zu flennen.
*********
Ich musste wohl ein recht merkwürdiges Bild abgeliefert haben, wie ich da auf dem Boden lag und flennte, aber ich hatte einen Grund. Na ja, eigentlich zwei: Einmal gab es keine spitzohrigen Menschen. Nicht auf der Erde. Nicht in unserem Sonnensystem. Nicht in unserer Galaxie...
Und zweitens, ich hatte Herr der Ringe gelesen. Ich wusste, was Lothlorien, beziehungsweise ein Mallorn war. Ich wusste, das Elben spitze Ohren hatten. Kurz: Mir war gerade klar geworden, dass ich nicht auf der Südhalbkugel hockte. Sondern in Mittelerde. Und wenn das kein Grund zum Flennen war, wusste ich auch nicht. Ich konnte nur noch hoffen, dass ich nicht auch noch während dem Ringkrieg gelandet war. Ich hatte echt keinen Bock auf Gewalt, Mord und Totschlag. Aber wie es aussah, wurde ich eh nie gefragt.
Wie auch immer, jedenfalls war Glubschi mehr als nur mit der Situation überfordert. Da sein Gesicht gelinde gesagt „ein wenig verbaut"war, war er es wohl gewohnt, dass man bei seinem Anblick nicht so begeistert war. Aber dass jemand gleich in Tränen ausbrach... Irgendwann wurde es ihm jedenfalls zu bunt und er riss mich ziemlich grob vom Boden hoch und bedeutete mir mitzukommen. Wenn er erwartet hatte, ich würde danach mit meiner Flennerei aufhören, wurde er gründlich enttäuscht. Ich heulte wie ein Schlosshund. Die Welt war ja so grausam...!!!
Sie verfrachteten mich etwa eine halbe Stunde lang tiefer in den Wald hinein. Sie hatten mir die Augen verbunden, aber ich war ohnehin mit Heulen und in-Selbstmitleid-suhlen beschäftigt, sosehr, dass ich gar nicht merkte, als sie plötzlich anhielten und darum in meinen Vordermann hineinstolperte, der wiederum in seinen Vordermann hineinstolperte der in seinen Vordermann hineinstolperte der in seinen Vordermann hineinstolperte...
Es klang wie Domino-Day mit Blechmännchen. Schon blöd, wenn man immer ne Rüstung anhaben musste! Ich hätte sonst was drum gegeben, das sehen zu können, aber da auch meine Hände gebunden waren konnte ich leider nur zuhören, aber auch das war recht unterhaltsam. Ich stellte mir vor, wie sie übereinander kugelten, sich anstießen, durcheinander fielen und das beständige Fluchen, dass jedoch aufgrund ihrer Sprache geradezu melodisch klang, fast, als würden sie singen, trug kräftig dazu bei, die3ser Vorstellungen zu verstärken.
Die Soldaten, oder was auch immer sie sonst darstellen wollten und sollten, waren so damit beschäftigt, sich zu gegenseitig entwirren, dass ihnen erst nach einer Weile auffiel, dass ihre „Gefangene"aufgehört hatte zu weinen, sondern stattdessen zuckend vor Lachen am Boden zusammen gesunken war, unfähig, mit dem Lachen aufzuhören oder gar aufzustehen. Besonders Glubschi schien das nicht zu passen, ich hörte, wie er brüllend Befehle erteilte. Mir war vorher schon aufgefallen, dass er hier anscheinend der Boss war –und er gefiel sich in dieser Rolle offenbar sehr.
Jedenfalls war kurz darauf wieder Ordnung in die Reihen gekommen und Glubschi nahm einer immer noch grinsenden Gefangenen die Augenbinde ab. Ich grinste ihn unschuldig an und schenkte ihm mein allersüßestes unschuldiges- braves-Mädchen-Grinsen und kletterte noch vor ihm die Strickleiter hoch, die an dem Baum, vor dem wir angehalten hatten, herunterbaumelte. Ich hatte Herr der Ringe nicht einfach gelesen –ich hatte es sozusagen auswendig gelernt. Ich nahm ganz richtig an, dass sie mich auf dieses Flett verfrachteten wollten, um dann zu überlegen, was mit mir zu tun wäre. Glubschi sah alles andere als begeistert aus, aber da ich ja ohnehin nach oben musste, sagte er sich wohl, dass es immer noch besser wäre, als wenn ich mich weigerte, hochzuklettern. Seufzend fügte er sich seinem Schicksal.
Ich kletterte mit zufriedenem Grinsen die Leiter rauf. Und kletterte. Und kletterte. Und kletterte. Ich denke nicht, dass ich es bereits erwähnt habe, aber Mutter Natur, war so unfreundlich, mich bei meiner Geburt mit stark ausgeprägter Höhenangst zu belegen.
Nachdem ich etwa eine Viertelstunde geklettert war, wurden meine Knie allmählich zittrig, aber ich sah einfach nicht nach unten. So tief würde ich nicht sinken, dass ich vor Glubschis Augen Schwäche zeigte. Ich kannte ihn erst wenige Stunden, aber ich hasste ihn bereits. Er hatte irgendetwas an sich, dass auf mich wirkte wie Raucher –unausstehlich!!!
Irgendwann war ich endlich oben. Irgendwelche Elben wurden von mir sofort ins Herz geschlossen, sie halfen mir nämlich durch das Loch im Boden auf das Flett hochzukommen.
Kurz darauf war auch Glubschi angekommen. Er schien in der Tat sehr wichtig zu sein, die anderen salutierten vor ihm und nahmen Haltung an. Hatten sie sich vorher noch angeregt unterhalten, sich amüsiert und gelacht, kehrte jetzt augenblicklich Ruhe ein. Glubschi nickte ihnen zu und ließ mal wieder ein Bündel Befehle vom Stapel. Augenblicklich leerte sich das Flett. Innerhalb weniger Sekunden war ich mit Glubschi und zwei Bewachern alleine.
Er sagte etwas zu mir, dass wie „man nalye?1)"klang. Ich zuckte mit den Achseln. Was wollte der von mir? Er versuchte es noch mal. „Elye. Du."Er deutete auf mich. „Man? Wer?" Ich raffte immer noch nichts, und ich wollte auch nichts raffen. Ich wollte heim, und ich mochte ihn nicht.
Als ihm klar wurde, dass ich nicht antworten würde, selbst wenn er in meiner Sprache redete, wurde er ganz offensichtlich wütend. Er trampelte und schrie herum und sagte etwas zu seinen Männern, die aber auch nur ratlos die Schultern zuckten. Schließlich beruhigte er sich wieder. Er setzte wohl gerade zu einer exemplarischen Disziplinarstrafe an, als ein weiterer Elb die Leiter hochgeklettert kam.
Er ging zu Glubschi herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Glubschi zog eine Grimasse, wie wenn Weihnachten, Geburtstag und alle Ferien auf einmal gestrichen worden wären. Er lamentierte noch ein bisschen mit seinem Gegenüber, dann zog er eine resignierte Grimasse und wandte sich wieder an mich. „Gwateli. Mitkommen."
Wir klettern die Leiter wieder runter und diesmal war es sehr viel schwerer, nicht nach unten zu sehen, um nicht zu sagen, unmöglich. Mir wurde schwindlig; ich hatte nicht gedacht, dass wir SO hoch waren. Als wir unten waren, hätte ich gerne den Boden geküsst.
Glubschi grinste hämisch. Ich hätte ihn gerne geschlagen, aber er war so nett gewesen, mir auf meinen Mörderblick hin mal wieder die Augen zu verbinden und meine Hände zu fesseln, so dass es bei dem Wunsch bleiben musste. Er schob mich vorwärts.
Wir marschierten los und ich langweilte mich wieder. Es war wirklich immer dasselbe. Ich war nur noch am Laufen. Ich hatte Hunger und Durst, war müde, konnte meine Hände nicht bewegen, oder zum Auffangen benutzen, wenn ich über irgendwelche Wurzeln stolperte, vor denen man mich natürlich nicht warnte, und ich sah nichts. Die Welt war sehr, sehr gemein.
Irgendwann, als der Durst unerträglich wurde, nahm ich meinen ganzen Stolz zusammen, warf ihn über Bord und bat um einen Schluck Wasser. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ich konnte mir wunderbar vorstellen, wie Glubschi nicht mal den Kopf drehte. Es kam keine Reaktion, zumindest keine, von der ich was mitkriegte. Wir marschierten ohne Unterbrechung weiter. Ich riss mich zusammen –Glubschi würde mir eh nichts geben, meine Abneigung gegen ihn beruhte ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit- aber als wir eine kurze Rast machten, bat ich ihn trotzdem noch mal um einen Schluck Wasser. Und da sie mir die Augenbinde kurzfristig abgenommen hatte, konnte ich SEHEN, wie er nicht mal den Kopf wandte. Ich wollte ihn ansprechen, aber da ich seinen Namen nicht kannte und er wohl ohnehin nicht reagieren würde, schrie ich einfach wie am Spieß. Er sah mich an und ich wiederholte meine Bitte in gemäßigterem Tonfall. Er sah weg. Donnerwetter, da hatte ich mir ja was eingehandelt!
Die anderen gaben merkwürdige Blicke von sich, sagten aber nichts, und plötzlich kam mir ein Gedanke: was, wenn sie mich einfach nur nicht verstanden, wenn sie nur –wie hieß das doch- Sindarin sprachen? Ich beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Ich tippte den nächstsitzenden Soldaten mit dem Fuß an, deutete auf mich und tat, als ob ich etwas trinken würde. Dann sah ich ihn bittend an. Er nickte verstehend und ein freundliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hielt mir seinen Wasserschlauch hin und ließ mich trinken. Ich trank begierig ein paar Schlucke und dankte ihm dann mit einem Lächeln. Er lächelte zurück, zufrieden mit sich, etwas für die Völkerverständigung getan zu haben, und wandte sich wieder ab.
Ich wandte mich ebenfalls ab. Ich war immer noch durstig, ich hätte den ganzen Schlauch leer trinken können, aber das wäre nicht eben höflich gewesen, und ich konnte froh sein, überhaupt etwas bekommen zu haben.
**********
Irgendwann gegen Abend kamen wir dann in der Stadt an und ich wurde endlich von meiner Augenbinde befreit. Es war eine so merkwürdige Stadt, wie ich so noch nie gesehen hatte. Selbst im HERR DER RINGE hatte sie ganz anders ausgesehen, irgendwie... HÄßLICHER. Ich kann es nicht anders beschreiben.
Die Bäume hier waren kilometerhoch, die Stämme maßen bestimmt zwei Dutzend Meter im Durchmesser. Überall, in jeder Baumkrone hingen Hunderte von Lichtern, und überdachte Treppenaufgänge schraubten sich schlangengleich an den Bäumen hoch. Das ganze Leben schien sich in den Baumkronen abzuspielen, die teilweise über zierlich geschwungene Brücken miteinander verbunden zusein schienen – so genau konnte ich das nicht erkennen.
Natürlich gab es auch Behausungen auf dem Boden, wobei das eigentlich mehr Zelte waren, die sich zwischen den Wurzeln an die Stämme schmiegten, doch das schien nicht wirklich das Zentrum des öffentlichen Lebens zu sein.
Es war einfach wunderschön. Mir gingen fast die Augen über. Die Lichter überall, die angenehm frisch nach Blumen duftende Luft, das leise Plätschern von Wasser. Ich muss zugeben, dass ich mich an den betreffenden Teil des Films nur schwach erinnern konnte –mein damaliger Freund war doch recht ablenkend gewesen- aber ich erinnerte mich genug, um sagen zu können, dass kein Film, keine Fotos und keine Beschreibung dem hier gerecht werden konnten. Man muss es schlicht und einfach selbst gesehen haben.
Es war noch ziemlich warm, und die Sterne funkelten mit den hellen Lichtern um die Wette. Es war angenehm, hier zu sein, und ich entspannte mich. All der Stress der letzten Tage, die Nervosität, Angespanntheit, die Wut und die Angst, alles fiel mit einem Mal von mir ab. Ich fühlte mich ruhiger und irgendwie... GEBORGEN. Zum ersten Mal seit Tagen war ich wirklich ruhig und entspannt.
In diesem Moment der Ruhe, der völligen Entspannung... ... tauchte Glubschi in meinem Gesichtsfeld auf, und meine auf ihn gerichtete Mordlust stieg sprunghaft an.
Aber auch er sah nicht eben glücklich aus, geradeso, als hätte ich persönlich dafür gesorgt, dass sowohl Weinachten als auch sämtliche Geburtstage und Ferien ausfielen. Eigentlich schaute er noch wütender als heute Vormittag, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte einen Elben bei sich, der meiner Sprache anscheinend mächtiger war, nämlich übersetzte.
Glubschi sagte irgendwas, dass sich lang und sehr, sehr wütend anhörte, und befahl dem Elb mit einem Nicken zu übersetzen.
Dieser sah seinen Vorgesetzten überrascht an, wagte aber keinen Widerspruch. „Hauptmann Haldir lässt Euch mitteilen..."
Ich konnte nicht mehr zuhören. Haldir! Diese Tucke? Den hatte ich schon im Buch nicht gemocht, aber seit dem Film...
Ich riss mich zusammen und zwang mich weiter zuzuhören.
„...schuldig gemacht. Zudem ist ihm mitgeteilt worden, dass sie Euch zu sehen wünscht. Ihr seid daher verpflichtet, dieser Aufforderung nachzukommen. Unverzüglich."
Wer hat sich wessen schuldig gemacht und warum mich will mich wer wann wo sehen?
„Natürlich, Herr. Es... ist mir eine große Ehre."
Glubschi schenkte mir als Gegenleistung für diese Antwort eine himmelwärts gezogene Augenbraue, sagte aber nichts. Ich wurde angewiesen, ihm zu folgen.
Er führte mich ein Weilchen durch die Gegend, bis wir schließlich vor einem sehr, sehr hohen Baum anhielten. Ich flehte zu allen Göttern, dass ich dort nicht hinauf musste. Glubschi packte mich grob an den Schultern und brachte mich so dazu, ihm zu folgen. Auf ein Mal mochte ich diesen Baum. Er hatte eine Treppe.
Sie war überdacht und schraubte sich rund um den Stamm in die Höhe, bis sie irgendwann schon gar nicht mehr zu sehen war. Aber hey, es gab eine Treppe! Ich folgte Haldir brav und ignorierte auch die Wachen, die uns folgten. Ich war relativ gut gelaunt und stieg munter Stufe um Stufe nach oben. Bis mir irgendwann die Beine weh taten und ich kurz anhielt, um mich am Geländer abzustützen. Dabei fiel mein Blick nach unten und ich stellte fest, dass mich vom Erdboden nur eine etwa Hundert Meter breite Luftschicht und eine auf einmal gar nicht mehr so stabil aussehende Holzkonstruktion, sprich Treppe, trennte. Plötzlich mochte ich den Baum nicht mehr so sehr.
Als wir endlich oben waren, schaute ich nur noch stur gerade aus... zumindest hatte ich das vor. Aber als ich auf dem Flett ankam, das den Durchmesser von etwa anderthalb Fußballfeldern hatte, war ich vollkommen überwältigt. Ich kam mir unpassender denn je vor, ich trug schließlich immer noch meine alten Sachen! Ich ging vorsichtig ein paar Schritte weiter vor, als wenn ich Angst hätte, dass das alles hier zusammen brechen würde, wenn ich zu fest auftrat –und das wollte ich WIRKLICH nicht riskieren- und schaute mich mit tellergroßen Augen um.
Ich hatte gerade etwas Mut gefasst, als Glubschi mir einen Stoß in den Rücken gab, so dass ich auf die Knie fiel.
Vor mir war ein helles Licht aufgestrahlt und benötigte einen Moment um zu bemerken, dass es eine Person war, eine Frau. Sie war, mit einem Wort, wunderschön. Langes, lockiges, blondes Haar, das fast bis zur Taille reichte, ein langes, wie Silber schimmerndes Kleid, durchdringende, baue Augen –Galadriel.
Es wurde dunkel.
1) Wer bist du?
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
A/N: @ all: DAAAAANKE!!! Es gibt nix aufbauenderes als Reviews! *alle durchknuddelt*
@ Haselmaus *Glassplitter aus Haar fummelt* DU WÜRDEST ES JA LESEN DÜRFEN WENN DU MA ZEIT ZUM TELEFONIEREN HÄTTEST!!!!
@Flemming: Happy End? *nachdenklich grinst* schau mer mal....
Kapitel 3
Einspruch, Ich will nicht die Ausnahme sein Um von dir Aufmerksamkeit zu bekommen Einspruch
Ich schluckte. Ooookay. Ich schlief noch, oder? Ich träumte. Ich träumte. Ich träumte, ich läge unter einem kilometerhohen Baum in einem scheinbar endlosen Wald und würde gerade von einem sehr hässlichen, lang haarigen blonden Typen mit blauen Glubschaugen mit Pfeil und Bogen bedroht. Merkwürdige Träume, die ich da hatte.
„Ortho!"
Ah ja, klar. Und jetzt bitte noch mal auf Deutsch.
„Aufstehen!", sagte Glubschi mit leichtem Akzent.
Na bitte, geht doch!
„Du –Aufstehen!", wiederholte Glubschi sein Anliegen.
Ich war allerdings relativ –soll heißen, vollkommen- unfähig seinem Wunsch nachzukommen, obwohl er wirklich sehr überzeugende Argumente –wie zum Beispiel sein immer noch auf mich gerichteter Pfeil- vorzuweisen hatte. Ich war abgelenkt von seinen Ohren, die mir soeben aufgefallen waren. Sie waren spitz.
Mir wurde schwindlig und meine Umgebung begann zu verschwimmen, aber ich konzentrierte mich und fiel glücklicher Weise nicht in Ohnmacht. Stattdessen kauerte ich mich auf dem Boden zu einem kleinen Häufchen Elend zusammen und begann hemmungslos zu flennen.
*********
Ich musste wohl ein recht merkwürdiges Bild abgeliefert haben, wie ich da auf dem Boden lag und flennte, aber ich hatte einen Grund. Na ja, eigentlich zwei: Einmal gab es keine spitzohrigen Menschen. Nicht auf der Erde. Nicht in unserem Sonnensystem. Nicht in unserer Galaxie...
Und zweitens, ich hatte Herr der Ringe gelesen. Ich wusste, was Lothlorien, beziehungsweise ein Mallorn war. Ich wusste, das Elben spitze Ohren hatten. Kurz: Mir war gerade klar geworden, dass ich nicht auf der Südhalbkugel hockte. Sondern in Mittelerde. Und wenn das kein Grund zum Flennen war, wusste ich auch nicht. Ich konnte nur noch hoffen, dass ich nicht auch noch während dem Ringkrieg gelandet war. Ich hatte echt keinen Bock auf Gewalt, Mord und Totschlag. Aber wie es aussah, wurde ich eh nie gefragt.
Wie auch immer, jedenfalls war Glubschi mehr als nur mit der Situation überfordert. Da sein Gesicht gelinde gesagt „ein wenig verbaut"war, war er es wohl gewohnt, dass man bei seinem Anblick nicht so begeistert war. Aber dass jemand gleich in Tränen ausbrach... Irgendwann wurde es ihm jedenfalls zu bunt und er riss mich ziemlich grob vom Boden hoch und bedeutete mir mitzukommen. Wenn er erwartet hatte, ich würde danach mit meiner Flennerei aufhören, wurde er gründlich enttäuscht. Ich heulte wie ein Schlosshund. Die Welt war ja so grausam...!!!
Sie verfrachteten mich etwa eine halbe Stunde lang tiefer in den Wald hinein. Sie hatten mir die Augen verbunden, aber ich war ohnehin mit Heulen und in-Selbstmitleid-suhlen beschäftigt, sosehr, dass ich gar nicht merkte, als sie plötzlich anhielten und darum in meinen Vordermann hineinstolperte, der wiederum in seinen Vordermann hineinstolperte der in seinen Vordermann hineinstolperte der in seinen Vordermann hineinstolperte...
Es klang wie Domino-Day mit Blechmännchen. Schon blöd, wenn man immer ne Rüstung anhaben musste! Ich hätte sonst was drum gegeben, das sehen zu können, aber da auch meine Hände gebunden waren konnte ich leider nur zuhören, aber auch das war recht unterhaltsam. Ich stellte mir vor, wie sie übereinander kugelten, sich anstießen, durcheinander fielen und das beständige Fluchen, dass jedoch aufgrund ihrer Sprache geradezu melodisch klang, fast, als würden sie singen, trug kräftig dazu bei, die3ser Vorstellungen zu verstärken.
Die Soldaten, oder was auch immer sie sonst darstellen wollten und sollten, waren so damit beschäftigt, sich zu gegenseitig entwirren, dass ihnen erst nach einer Weile auffiel, dass ihre „Gefangene"aufgehört hatte zu weinen, sondern stattdessen zuckend vor Lachen am Boden zusammen gesunken war, unfähig, mit dem Lachen aufzuhören oder gar aufzustehen. Besonders Glubschi schien das nicht zu passen, ich hörte, wie er brüllend Befehle erteilte. Mir war vorher schon aufgefallen, dass er hier anscheinend der Boss war –und er gefiel sich in dieser Rolle offenbar sehr.
Jedenfalls war kurz darauf wieder Ordnung in die Reihen gekommen und Glubschi nahm einer immer noch grinsenden Gefangenen die Augenbinde ab. Ich grinste ihn unschuldig an und schenkte ihm mein allersüßestes unschuldiges- braves-Mädchen-Grinsen und kletterte noch vor ihm die Strickleiter hoch, die an dem Baum, vor dem wir angehalten hatten, herunterbaumelte. Ich hatte Herr der Ringe nicht einfach gelesen –ich hatte es sozusagen auswendig gelernt. Ich nahm ganz richtig an, dass sie mich auf dieses Flett verfrachteten wollten, um dann zu überlegen, was mit mir zu tun wäre. Glubschi sah alles andere als begeistert aus, aber da ich ja ohnehin nach oben musste, sagte er sich wohl, dass es immer noch besser wäre, als wenn ich mich weigerte, hochzuklettern. Seufzend fügte er sich seinem Schicksal.
Ich kletterte mit zufriedenem Grinsen die Leiter rauf. Und kletterte. Und kletterte. Und kletterte. Ich denke nicht, dass ich es bereits erwähnt habe, aber Mutter Natur, war so unfreundlich, mich bei meiner Geburt mit stark ausgeprägter Höhenangst zu belegen.
Nachdem ich etwa eine Viertelstunde geklettert war, wurden meine Knie allmählich zittrig, aber ich sah einfach nicht nach unten. So tief würde ich nicht sinken, dass ich vor Glubschis Augen Schwäche zeigte. Ich kannte ihn erst wenige Stunden, aber ich hasste ihn bereits. Er hatte irgendetwas an sich, dass auf mich wirkte wie Raucher –unausstehlich!!!
Irgendwann war ich endlich oben. Irgendwelche Elben wurden von mir sofort ins Herz geschlossen, sie halfen mir nämlich durch das Loch im Boden auf das Flett hochzukommen.
Kurz darauf war auch Glubschi angekommen. Er schien in der Tat sehr wichtig zu sein, die anderen salutierten vor ihm und nahmen Haltung an. Hatten sie sich vorher noch angeregt unterhalten, sich amüsiert und gelacht, kehrte jetzt augenblicklich Ruhe ein. Glubschi nickte ihnen zu und ließ mal wieder ein Bündel Befehle vom Stapel. Augenblicklich leerte sich das Flett. Innerhalb weniger Sekunden war ich mit Glubschi und zwei Bewachern alleine.
Er sagte etwas zu mir, dass wie „man nalye?1)"klang. Ich zuckte mit den Achseln. Was wollte der von mir? Er versuchte es noch mal. „Elye. Du."Er deutete auf mich. „Man? Wer?" Ich raffte immer noch nichts, und ich wollte auch nichts raffen. Ich wollte heim, und ich mochte ihn nicht.
Als ihm klar wurde, dass ich nicht antworten würde, selbst wenn er in meiner Sprache redete, wurde er ganz offensichtlich wütend. Er trampelte und schrie herum und sagte etwas zu seinen Männern, die aber auch nur ratlos die Schultern zuckten. Schließlich beruhigte er sich wieder. Er setzte wohl gerade zu einer exemplarischen Disziplinarstrafe an, als ein weiterer Elb die Leiter hochgeklettert kam.
Er ging zu Glubschi herüber und flüsterte ihm etwas ins Ohr. Glubschi zog eine Grimasse, wie wenn Weihnachten, Geburtstag und alle Ferien auf einmal gestrichen worden wären. Er lamentierte noch ein bisschen mit seinem Gegenüber, dann zog er eine resignierte Grimasse und wandte sich wieder an mich. „Gwateli. Mitkommen."
Wir klettern die Leiter wieder runter und diesmal war es sehr viel schwerer, nicht nach unten zu sehen, um nicht zu sagen, unmöglich. Mir wurde schwindlig; ich hatte nicht gedacht, dass wir SO hoch waren. Als wir unten waren, hätte ich gerne den Boden geküsst.
Glubschi grinste hämisch. Ich hätte ihn gerne geschlagen, aber er war so nett gewesen, mir auf meinen Mörderblick hin mal wieder die Augen zu verbinden und meine Hände zu fesseln, so dass es bei dem Wunsch bleiben musste. Er schob mich vorwärts.
Wir marschierten los und ich langweilte mich wieder. Es war wirklich immer dasselbe. Ich war nur noch am Laufen. Ich hatte Hunger und Durst, war müde, konnte meine Hände nicht bewegen, oder zum Auffangen benutzen, wenn ich über irgendwelche Wurzeln stolperte, vor denen man mich natürlich nicht warnte, und ich sah nichts. Die Welt war sehr, sehr gemein.
Irgendwann, als der Durst unerträglich wurde, nahm ich meinen ganzen Stolz zusammen, warf ihn über Bord und bat um einen Schluck Wasser. Ich konnte ihn zwar nicht sehen, aber ich konnte mir wunderbar vorstellen, wie Glubschi nicht mal den Kopf drehte. Es kam keine Reaktion, zumindest keine, von der ich was mitkriegte. Wir marschierten ohne Unterbrechung weiter. Ich riss mich zusammen –Glubschi würde mir eh nichts geben, meine Abneigung gegen ihn beruhte ganz offensichtlich auf Gegenseitigkeit- aber als wir eine kurze Rast machten, bat ich ihn trotzdem noch mal um einen Schluck Wasser. Und da sie mir die Augenbinde kurzfristig abgenommen hatte, konnte ich SEHEN, wie er nicht mal den Kopf wandte. Ich wollte ihn ansprechen, aber da ich seinen Namen nicht kannte und er wohl ohnehin nicht reagieren würde, schrie ich einfach wie am Spieß. Er sah mich an und ich wiederholte meine Bitte in gemäßigterem Tonfall. Er sah weg. Donnerwetter, da hatte ich mir ja was eingehandelt!
Die anderen gaben merkwürdige Blicke von sich, sagten aber nichts, und plötzlich kam mir ein Gedanke: was, wenn sie mich einfach nur nicht verstanden, wenn sie nur –wie hieß das doch- Sindarin sprachen? Ich beschloss, es auf einen Versuch ankommen zu lassen.
Ich tippte den nächstsitzenden Soldaten mit dem Fuß an, deutete auf mich und tat, als ob ich etwas trinken würde. Dann sah ich ihn bittend an. Er nickte verstehend und ein freundliches Lächeln breitete sich auf seinem Gesicht aus. Er hielt mir seinen Wasserschlauch hin und ließ mich trinken. Ich trank begierig ein paar Schlucke und dankte ihm dann mit einem Lächeln. Er lächelte zurück, zufrieden mit sich, etwas für die Völkerverständigung getan zu haben, und wandte sich wieder ab.
Ich wandte mich ebenfalls ab. Ich war immer noch durstig, ich hätte den ganzen Schlauch leer trinken können, aber das wäre nicht eben höflich gewesen, und ich konnte froh sein, überhaupt etwas bekommen zu haben.
**********
Irgendwann gegen Abend kamen wir dann in der Stadt an und ich wurde endlich von meiner Augenbinde befreit. Es war eine so merkwürdige Stadt, wie ich so noch nie gesehen hatte. Selbst im HERR DER RINGE hatte sie ganz anders ausgesehen, irgendwie... HÄßLICHER. Ich kann es nicht anders beschreiben.
Die Bäume hier waren kilometerhoch, die Stämme maßen bestimmt zwei Dutzend Meter im Durchmesser. Überall, in jeder Baumkrone hingen Hunderte von Lichtern, und überdachte Treppenaufgänge schraubten sich schlangengleich an den Bäumen hoch. Das ganze Leben schien sich in den Baumkronen abzuspielen, die teilweise über zierlich geschwungene Brücken miteinander verbunden zusein schienen – so genau konnte ich das nicht erkennen.
Natürlich gab es auch Behausungen auf dem Boden, wobei das eigentlich mehr Zelte waren, die sich zwischen den Wurzeln an die Stämme schmiegten, doch das schien nicht wirklich das Zentrum des öffentlichen Lebens zu sein.
Es war einfach wunderschön. Mir gingen fast die Augen über. Die Lichter überall, die angenehm frisch nach Blumen duftende Luft, das leise Plätschern von Wasser. Ich muss zugeben, dass ich mich an den betreffenden Teil des Films nur schwach erinnern konnte –mein damaliger Freund war doch recht ablenkend gewesen- aber ich erinnerte mich genug, um sagen zu können, dass kein Film, keine Fotos und keine Beschreibung dem hier gerecht werden konnten. Man muss es schlicht und einfach selbst gesehen haben.
Es war noch ziemlich warm, und die Sterne funkelten mit den hellen Lichtern um die Wette. Es war angenehm, hier zu sein, und ich entspannte mich. All der Stress der letzten Tage, die Nervosität, Angespanntheit, die Wut und die Angst, alles fiel mit einem Mal von mir ab. Ich fühlte mich ruhiger und irgendwie... GEBORGEN. Zum ersten Mal seit Tagen war ich wirklich ruhig und entspannt.
In diesem Moment der Ruhe, der völligen Entspannung... ... tauchte Glubschi in meinem Gesichtsfeld auf, und meine auf ihn gerichtete Mordlust stieg sprunghaft an.
Aber auch er sah nicht eben glücklich aus, geradeso, als hätte ich persönlich dafür gesorgt, dass sowohl Weinachten als auch sämtliche Geburtstage und Ferien ausfielen. Eigentlich schaute er noch wütender als heute Vormittag, auch wenn ich das nicht für möglich gehalten hätte. Er hatte einen Elben bei sich, der meiner Sprache anscheinend mächtiger war, nämlich übersetzte.
Glubschi sagte irgendwas, dass sich lang und sehr, sehr wütend anhörte, und befahl dem Elb mit einem Nicken zu übersetzen.
Dieser sah seinen Vorgesetzten überrascht an, wagte aber keinen Widerspruch. „Hauptmann Haldir lässt Euch mitteilen..."
Ich konnte nicht mehr zuhören. Haldir! Diese Tucke? Den hatte ich schon im Buch nicht gemocht, aber seit dem Film...
Ich riss mich zusammen und zwang mich weiter zuzuhören.
„...schuldig gemacht. Zudem ist ihm mitgeteilt worden, dass sie Euch zu sehen wünscht. Ihr seid daher verpflichtet, dieser Aufforderung nachzukommen. Unverzüglich."
Wer hat sich wessen schuldig gemacht und warum mich will mich wer wann wo sehen?
„Natürlich, Herr. Es... ist mir eine große Ehre."
Glubschi schenkte mir als Gegenleistung für diese Antwort eine himmelwärts gezogene Augenbraue, sagte aber nichts. Ich wurde angewiesen, ihm zu folgen.
Er führte mich ein Weilchen durch die Gegend, bis wir schließlich vor einem sehr, sehr hohen Baum anhielten. Ich flehte zu allen Göttern, dass ich dort nicht hinauf musste. Glubschi packte mich grob an den Schultern und brachte mich so dazu, ihm zu folgen. Auf ein Mal mochte ich diesen Baum. Er hatte eine Treppe.
Sie war überdacht und schraubte sich rund um den Stamm in die Höhe, bis sie irgendwann schon gar nicht mehr zu sehen war. Aber hey, es gab eine Treppe! Ich folgte Haldir brav und ignorierte auch die Wachen, die uns folgten. Ich war relativ gut gelaunt und stieg munter Stufe um Stufe nach oben. Bis mir irgendwann die Beine weh taten und ich kurz anhielt, um mich am Geländer abzustützen. Dabei fiel mein Blick nach unten und ich stellte fest, dass mich vom Erdboden nur eine etwa Hundert Meter breite Luftschicht und eine auf einmal gar nicht mehr so stabil aussehende Holzkonstruktion, sprich Treppe, trennte. Plötzlich mochte ich den Baum nicht mehr so sehr.
Als wir endlich oben waren, schaute ich nur noch stur gerade aus... zumindest hatte ich das vor. Aber als ich auf dem Flett ankam, das den Durchmesser von etwa anderthalb Fußballfeldern hatte, war ich vollkommen überwältigt. Ich kam mir unpassender denn je vor, ich trug schließlich immer noch meine alten Sachen! Ich ging vorsichtig ein paar Schritte weiter vor, als wenn ich Angst hätte, dass das alles hier zusammen brechen würde, wenn ich zu fest auftrat –und das wollte ich WIRKLICH nicht riskieren- und schaute mich mit tellergroßen Augen um.
Ich hatte gerade etwas Mut gefasst, als Glubschi mir einen Stoß in den Rücken gab, so dass ich auf die Knie fiel.
Vor mir war ein helles Licht aufgestrahlt und benötigte einen Moment um zu bemerken, dass es eine Person war, eine Frau. Sie war, mit einem Wort, wunderschön. Langes, lockiges, blondes Haar, das fast bis zur Taille reichte, ein langes, wie Silber schimmerndes Kleid, durchdringende, baue Augen –Galadriel.
Es wurde dunkel.
1) Wer bist du?
^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^^
