Disclaimer: Siehe Vorspann

A/N: Todesmutig habe ich all meine Schmerzen ignoriert und ein 9 ½ Seiten langes Kapitel verfasst! Tadaa! *Rekord* Es ist zwar ein bissel länger geworden, aber ich bezweifle, dass euch das wirklich was ausmacht... Wie auch immer, wenn euch gefallen hat, könnt ihr mir das gerne schreiben. *Zaunpfahl auspackt*

@ alle Reviewantworten ganz unten

Kapitel 6

Denn es heißt: ich gegen die Welt Oh, was für ein bescheuerter Tag Gott, heute heißt es: ich gegen die Welt Geht mir einfach aus dem Weg Auf keinen Fall habt ihr bemerkt, auf keinen Fall habt ihr gehört Dass ich heute gegen die Welt antrete Heute heißt es: ich gegen die Welt Und die Welt gewinnt

Ich ging in der nächsten Zeit öfter spazieren. Von dem Vorfall mit Aglariel hörte ich nichts mehr und es wurden auch keine Konsequenzen daraus gezogen, abgesehen vielleicht davon, dass Aglariel und ihre nervigen Freundinnen mich jetzt schnitten, aber das war ja nichts grundsätzlich Negatives.

Ich ging in der nächsten Zeit öfter spazieren, las oder lernte Quenya. Das hatte mich schon immer interessiert und ich hatte nichts mehr zu tun, seit man mir mitgeteilt hatte, dass meine Sindarinkenntnisse nun ausreichend wären. Böse Zungen behaupteten, es läge daran, dass sich niemand mehr mit mir abgeben wollte, aber das waren lediglich jene, die ja bloß neidisch darauf waren, wie schnell ich gelernt hatte, so gut zu sprechen... ein bisschen... hoffte ich jedenfalls.

Ich wurde zwar noch gelegentlich von ganz kleinen Elben angesprochen, aber diese wurden recht häufig von ihren Eltern weiter gezerrt, da es diese immer sehr eilig hatten. Und da wollte man mir erzählen, Elben hätten einen gemächlichen Lebensstiel und Zeit hätte für sie kaum Bedeutung...!!!

*********

Ich weiß nicht mehr, wie lange ich in Lothlorien war, aber es müssen Jahre gewesen sein. Mein Haar, vorher kaum schulterlang, reichte mir inzwischen bis zur Taille. Die Jahreszeiten wechselten einander ab, und ich fühlte mich inzwischen wirklich zu Hause. Die Zeit gewann für mich eine ähnliche Bedeutung wie für die Elben – nämlich gar keine.

Ich weiß nicht, wie es passieren konnte, aber ich hatte, ohne es auch nur zu merken, die meisten elbischen Merkmale übernommen. Zwar waren meine Ohren nicht spitz, doch irgendwie lief ich leiser, meine Stimme klang schöner – ich konnte auf einmal singen- und ich benötigte weniger Schlaf, aus dem ich viel leichter zu wecken war. Das leiseste Geräusch auf dem Flur, und ich schreckte hoch.

Auch konnte ich viel besser sehen, ich bemerkte jetzt immer, dass die anderen Elben, wenn sie mich sahen, schnell die Richtung wechselten, aber bestimmt bildete ich mir das nur ein. Sie hatten einfach viel zu tun. Wie gesagt, dieser hektische Lebensstiel... meiner Meinung nach gar nicht gut für den Kreislauf.

Obwohl ich häufig alleine war, fühlte ich mich nicht einsam. Ich hatte schließlich mich zur Gesellschaft, und diesen wirklich köstlichen importierten Rotwein aus Seestadt. Oh ja, wir waren wirklich gut befreundet.

Oft trafen wir uns Abends auf der Terrasse vor meinen Gemächern um die Sterne und den Vollmond zu bewundern, und nach dem dritten Glas war mir die gähnende Tiefe unter mir nahezu gleichgültig. Oft passierte es auch, dass ich mit der Anzahl der Gläser zunehmend lustiger wurde und zu singen und zu tanzen begann.

Ein paar Mal wäre ich beinahe über die Brüstung gefallen, aber das machte ja nichts, erstens war das ja gar nicht soooo tief und außerdem war so ein Sprung ab und an ja auch ganz angenehm.

Ich lebte ein erfülltes glückliches Leben. Gelegentlich, wenn ich nichts besseres zu tun hatte, lernte ich Quenya, oder eignete mir etwas über die örtliche Geographie an, aber meistens war ich durch die Treffen mit Rod Wine, einem echt netten Kerl, der mich nur um meiner selbst willen mochte, voll ausgelastet. Nicht, dass ich was von ihm gewollt hätte oder so, aber wir waren echt gute Kumpel.

Die Treffen begannen bereits früh morgens und hörten erst spät abends auf. Ein weiterer positiver Nebeneffekt am Elbendasein war, dass ich keinen Kater bekam. Nicht, dass ich mich betrunken hätte – aber unter Freunden trinkt man schon mal den ein oder anderen Schluck, und wenn man dann leicht angetüdelt ins Bett ging, nun gut, das war dann auch kein Drama.

Ich fühlte mich durch und durch wohl, das Leben war einfach schön. Und es war durchaus nicht so, dass ich nur auf meinem Flett saß, ganz im Gegenteil. Ich ging auch oft mit Rod spazieren, stundenlang, während wir uns über Gott und die Welt, pardon, Ilúvatar und Arda, unterhielten.

Rod war ein sehr aufmerksamer Zuhörer und immer für mich da, auch wenn es mir mal nicht so gut ging. Das war meistens abends, wenn wir schon ein Weilchen dagesessen und getrunken hatten, und ich mein Zuhause vermisste. Er war dann für mich da und tröstete mich. Das fand ich unheimlich nett von ihm.

*********

Ich hätte ewig so weiter leben können, aber natürlich ließ man mich nicht. Eigentlich hätte ich es ja wissen müssen, dass diese intriganten Vollblutelben, allesamt Rassisten, mich nicht in Ruhe lassen würden, diese Pseudo- Nazis, diese ausländerfeindlichen, intoleranten, weltfremden... !!!!

Ich hatte inzwischen eine gesunde Portion Misstrauen den Elben gegenüber entwickelt. Rod hatte mir dazu geraten, und ich stimmte ihm zu. Man konnte nie wissen, was die von einem wollten, hinter einem verbargen, heimlich ausheckten...

Das sie ausländerfeindlich waren, hatte Aglariel mir schließlich bewiesen, und ihr Vater war sowieso da Allerletzte. Nur weil er so hässlich war...

Jedenfalls, ich hatte friedlich so vor mich hingelebt und niemanden gestört und alle in Ruhe gelassen und mich brav und ruhig verhalten und mich gelegentlich, na ja, täglich, mit Rod getroffen und überhaupt nichts gemacht, als-

Tja, und damit begann eigentlich alles. Es geschah ganz plötzlich. Ohne Vorwarnung. Ich hatte absolut nicht damit gerechnet, und ich konnte mich nicht im Mindesten dagegen wappnen. Andererseits hatte ich so auch keine Zeit um Angst davor zu bekommen.

Es war an einem lauen Spätsommerabend. Ich saß mit Rod auf meiner Terrasse und hielt ihm gerade einen Vortrag darüber, wie grausam diese Welt doch war und dass mich alle verlassen hatten und mich niemand liebte, als es klopfte. Das irritierte mich ganz schön. Hier hatte seit Ewigkeiten keiner mehr geklopft.

Genau genommen nicht mehr, seit ein Diener gekommen war, um mir mitzuteilen, dass mein Sindarinunterricht bis auf weiteres ausfiele, da „Ihr ja mehr als nur bewiesen habt, dass Ihr dieser Sprache mächtig seid, wenn ihr schon in der Lage seid, Diskurse zu führen."Ich bin mir immer noch nicht sicher was er mit diesen Diskursen meinte, ich diskutierte schließlich nur mit Mr. Wine, wie ich Rod manchmal scherzhaft nannte.

Ach ja, und dann natürlich noch der Typ, der eigentlich zu Lady Ninniach1) gewollt und sich in der Tür geirrt hatte. Da mein Zimmer direkt neben Ninniachs lag und die Wände nicht eben dick waren, war es mir nicht verborgen geblieben, dass er letztendlich doch die richtige Tür gefunden hatte.

Jedenfalls, es klopfte, und ich war durcheinander und wusste nicht, was ich tun sollte.

Es klopfte wieder.

Das schloss die Möglichkeit aus, dass ich mich überhört hatte, oder man mich einfach ärgern wollte. Ich war kurz vorm Verzweifeln.

„Was soll ich denn machen, Rod? Es einfach ignorieren?"

Rod war von dieser Möglichkeit sehr angetan, und so beließen wir es dabei.

Ich sonnte mich gerade im Ruhm meiner Intelligenz, als es wieder klopfte.

Jetzt wurde ich ärgerlich. Da ignorierte man die Leute so gekonnt, und dann merkten sie gar nicht, dass sie unerwünscht waren.

Es klopfte wieder.

Ich war jetzt nicht mehr wütend, ich war kurz vorm Explodieren. Und wieder klopfte es.

Ich entschied, dass ich den- oder diejenige nicht mehr ignorieren konnte, schließlich war ich jetzt wütend.

„Was ist?"fragte ich. „Was ist so dringend, dass es nicht bis morgen warten kann?"Na ja, wenigstens wollte ich das sagen, aber irgendwie hatte ich das Gefühl, dass es sich ein bisschen anders anhörte.

Keine Antwort.

„Nun kommt schon herein, Ihr werdet ja doch keine Ruhe geben, bis Ihr mir den wohlverdienten Feierabend vollkommen durcheinander geworfen habt."Der gleiche Effekt.

Irgendwie gehorchte mir meine Zunge nicht mehr richtig; sie war so schwer. Oder ich bildete mir das nur ein, was viel wahrscheinlicher war. Irgendwie war es komisch, aber wenn Rod da war, bildete ich mir viele Dinge ein. Vielleicht hatte ich mir das Klopfen ja auch eingebildet?

Es kam immer noch keine Antwort, aber die Tür öffnete und schloss sich wieder.

Ich hörte Schritte hinter mir, aber ich sah nicht ein, warum ich aufstehen, mich umdrehen und den Eindringling begrüßen sollte, wo er oder sie doch eh jeden Moment herauskommen und mich annerven würde.

„Emilia, bist du da draußen?"

Irgendwie kam mir diese Stimme bekannt vor, ich wusste nur nicht, woher.

„Emilia? Emilia, da bist du ja! Ist dir nicht kalt hier draußen so ganz-"

Die Stimme brach ab. Ich blickte auf. Sie stand jetzt vor mir. Es war eine Frau, ziemlich groß, blond, und recht hübsch, wie ich das sah. Jetzt erkannte ich sie auch, nur ihr Name fiel mir nicht ein. Irgendwas mit G...

Gaby, Gary, Gundula, nein, Gina, Gan-, Gal-, Gar-, Garten!

„Emilia, was machst du den hier?"

Gisela, Gerlinde, Gerda, auch nicht...

„Ist dir nicht kalt? Warum antwortest du nicht, bist du krank..."

gannel2), galas3), garaf4), gal5), galadh6)...

„GALADRIEL!", fiel es mir ein.

Sie sah mich merkwürdig an. „Natürlich, wen hattest du denn erwartet? Vielleicht die Valar?"

Ich antwortete nicht. Mir war eingefallen, dass ich ja sauer auf Galadriel war.

„Emilia, was ist denn los? Hat es dir die Sprache verschlagen?"Sie klang zwar überhaupt nicht böse, aber ich wusste es besser. Sie war eine gaaaaaanz böse Frau.

„Du biss so gemein su mir..."

„Emilia? Emilia, warum bin ich gemein zu dir? Emilia? Emilia, bist du betrunken?"

„Latürnich."

„Latürnich? Emilia, wie viel hast du getrunken? Zwei Flaschen? Drei?"

„Latürnich."

„Jetzt hör doch auf mit diesem latürnich! Antworte mir endlich!"

„Du-du b-b-bist s-s-s-so gemein su m-m-mir ich hab d-d-doch nix g-g-gem-m- macht-"Ich hatte angefangen zu weinen. Die Welt war so groß, so grausam, keiner hatte mich lieb...

„Emilia? Emilia, hör mir zu! Warum hast du dich betrunken? Hast du das öfter gemacht in letzter Zeit?"

„Hab mich nich besoffn, nur m-m-mit Rod unn-unn- unnerhaltn, und du biss so doof unn unfair keiner tut mich lieb ham..."

„Emilia, Emilia, alles ist in Ordnung, Emilia, Emilia, ich HABE dich lieb..."Irgendwie klang sie ziemlich verzweifelt. Tja, Pech gehabt! Ich war richtig schadenfroh. Es war schließlich alles andere als einfach, mit besoffenen Teenagern fertig zu werden...

Moment mal. Ich war doch gar nicht besoffen!!! Nur.. gut drauf. Also, bis eben.

„Gar nich, keiner m-m-m-mag m-m-mich.."Ich brach in herzzerreißendes Schluchzen aus.

„Emilia, Emilia, es ist doch alles gut..."

„G-g-g-gar nich.."Ich flennte und schniefte in einer Tour, dass es eine Freude war, und Galadriel wurde zusehends verzweifelter.

Auf diesen Anblick hin war ich schon besser gelaunt, und beschloss, ermutigt durch Rod, das mit einem Schluck Wein zu feiern.

Bedauerlicherweise kam ich nicht dazu, denn als ich gerade trinken wollte, bemerkte Galadriel was ich vorhatte, entschied, dass sie etwas dagegen hatte und entriss mir das Glas, so dass ich mich verschluckte.

Dann packte sie zu meinem Entsetzen Rod und leerte ihn über die Brüstung.

„Was solln das? Bissu doof?", schrie ich, aber sie ließ sich nicht beirren.

Ungerührt stellte sie Rod, seiner Seele beraubt, auf den Tisch, nahm mein Glas und leerte es Rod hinterher.

Jetzt war ich richtig sauer. Ich sprang auf und lief – na ja, taumelte- auf Galadriel zu und packte sie an den Schultern und schüttelte sie.

„Bissu wahnsinnig? Du hasihn umgebrach! Du hasihn todemach! Er war mm-m-m-m- mein e-e-einsiga F-f-f-freund..."

Vor lauter Kummer fing ich wieder zu weinen an. Rod, mein einziger Freund die ganze Zeit durch, mein lieber Rod, mein Mr. Wine, mein geliebter Rod Wine – rein platonisch!!!- mein treuer und bester Freund... einfach tot. Wie konnte man nur so grausam sein????

Galadriel schien überhaupt nicht zu bemerken, was sie angerichtet hatte. Sie sah sogar zufrieden aus!

Ich fing wieder an, sie zu schütteln und anzuschreien. Ich war vollkommen hysterisch und innerhalb kürzester Zeit total heiser, aber ich ließ mich dadurch nicht stören. Ich fing an, auf Galadriel einzuschlagen, ich trommelte auf ihre Brust ein, ohrfeigte sie rechts, links, rechts, links und-

- sie wehrte sich gar nicht. Wie langweilig.

Ich ließ von ihr ab. Warum auf sie einschlagen, wenn sie sich eh nicht wehrte? Man soll wehrlose schließlich nicht schlagen, und eigentlich war ich auch gar nicht in der Lage, jemanden zu verprügeln. Ich hatte auch keine Zeit dafür. Ich musste schließlich Rod betrauern.

Meine Tränen, die kurzzeitig versiegt waren, fingen erneut an zu fließen. Ich drehte mich schluchzend um und ging zum Schrank. Ich öffnete ihn und viele Dutzend weitere Rods lächelten mich an, aber leicht gequält, da schließlich einer von ihnen gerade sinnlos gestorben war. Ich packte den erstbesten, öffnete ihn und setzte mich mit auf den Teppich, um mit ihm den Verlust seines Bruders zu betrauern.

Das war eine weitere Eigenschaft an Rod, die ich an ihm schätzte – er war immer da, auch wenn er gerade nicht da war, weil immer einer von seinen Zwillingsbrüdern einsprang. Rod war unerschöpflich, er war wirklich IMMER da.

Galadriel war mir derweil nachgegangen und hatte Rods trauernde Brüder entdeckt.

„WAS? Hast du etwa noch mehr davon?"Sie wirkte irgendwie... geschockt.

Guter, alter Rod, dachte ich glücklich. Wirklich immer für mich da.

Ich war doch Rods Anwesenheit relativ besänftigt und beobachtet mit Interesse, wie sie einen Rod nach dem anderen aus dem Schrank herausräumte, während ihre Augen immer größer wurden.

„So viele", murmelte sie immer wieder, „so viele. Ich hatte ja keine Ahnung..."

Als sie schließlich alle Rods aus ihrer kuscheligen Wohnung rausgezerrt hatte, packte sie sie allesamt und räumte sie auf die Terrasse. Ich fragte mich noch, warum sie ihnen wohl die Aussicht zeigen wollte, die sie früher oder später eh erblicken würden, als sie begann einen Rod nach dem anderen hinunter zu leeren. Sie wollte sie umbringen, grausam ermorden... !!!

Ich sprang auf und rannte ihr mit Rod an der Hand hinterher. Das durfte ich nicht zu lassen!

Ich packte ihre Handgelenke, rettete so einen Rod vor dem Tod und zerrte sie in meine Gemächer zurück.

„Bissu völlich durchenallt? Hassu sie nochalle? Willsu sie alle er-er-erm- umbring? Bissu doof oda so? Ich tu ja auch nich dein Mann vonna Ter-Ter- Terrasse schmeißn, also las m-m-m-meine Freu-Freu-Freueueueuende in Ruh!"

Ich hatte einen Gürtel aus dem Schrank geholt, mit dem ich plante , ihre Hände zu fesseln, damit ich die überlebenden Rods retten konnte, aber dummerweise war Galadriel schneller und fesselte MICH.

Dann lief sie zur Tür und sagte irgendwas, das wie „holt sofort Lord Celeborn hierher, auf der Stelle!"

Ich war kurz verwundert, bis mir einfiel, dass die ja zu doof waren, um irgendwas allein zu entscheiden, und machte es mir auf dem Bett, auf dem Galadriel mich platziert hatte, bequem.

Ich probierte, ob ich mit den Händen an die Nachtkästchenschublade heran kam, und siehe da, es klappte. Ich zog sie auf und Rod grinste mich an. Ich grinste zurück und machte auf. Es war nicht eben einfach, so zu trinken, aber es ging.

Galadriel hatte inzwischen aufgehört, die Rods zu ermorden, sie saß in sich zusammengesunken auf dem Sessel auf der Veranda und murmelte irgendwas vor sich hin.

Schließlich drehte sie sich zu mir um.

„Emilia, es tut mir leid, dass-"

Sie brach ab.

„Trinkst du etwa SCHON wieder? Hast du etwa NOCH MEHR davon???"

„Latürnich."

Ich war recht guter Laune, schließlich brachte sie keine Rods mehr um, und ich hatte einen zur Gesellschaft. Warum also nicht mitteilsam sein?

„Wo denn überall NOCH?"

Sie klang irgendwie schwach. Wie gesagt, dieses hektische Leben... gar nicht gut für den Kreislauf. Ich musste kichern.

„Da und da und da..."

Galadriel rannte im Zimmer rum und suchte überall, wo ich es ihr immer noch kichernd sagte, und überall fand sie süße, kleine, fröhliche Rods, die alle lieb und brav guckten und mir süß und klein und fröhlich zu winkten und ich kicherte noch mehr.

Ich wurde auch sehr fröhlich, weil dass Zimmer voller Rods war, überall, sosehr, dass man kaum noch den Fuß auf den Boden kriegte. Ich fing an zu Lachen, einfach, weil ich es so toll fand, dass überall Rods waren, und weil sie mich alle lieb hatten und weil sie alle so süß und so klein und so fröhlich aussahen und weil sie alle so süß und so klein und so fröhlich winkten und weil es immer mehr wurden.

Aber blöder Weise war Galadriel gar nicht fröhlich, sie wurde immer konfuser und wirkte irgendwie so... kraftlos. Als wäre sie total fertig. Ich verstand das überhaupt nicht. Die Rods waren doch toll, und sie hatten überhaupt nichts gemacht und außerdem winkten sie ihr doch auch so süß und so klein und so fröhlich zu. Warum war sie böse, wenn die Rods doch auch zu ihr nett waren?

Vielleicht hatte sie angst vor ihnen, überlegte ich, während ich vom Bett auf den Boden krabbelte. Dieser Gedanke brachte mich wieder zum Kichern. Ich griff einen der Rods – meine Fesseln waren inzwischen wieder auf – machte auf und nahm einen Schluck.

Galadriel sah das, aber sie war gar nicht mehr böse. Sie wirkte irgendwie, als könne sie einfach nicht mehr protestieren. Ich überlegte. Wenn sie nicht mehr protestierte, dann hatte sie entweder zu viel Angst vor der Rod- Übermacht, oder sie hatte sich damit abgefunden.

„Will-willssauchn Schl-Schl-Schluck, uck, uckuckuck, hicks?", fragte ich sie.

Sie nickte nur schwach. Glücklich, dass sie meine Freunde endlich akzeptiert hatte, wollte ich ihr Rod rüberreichen, aber dann fiel mir auf, dass das ja MEIN Rod war und ich den unmöglich hergeben konnte, er war schließlich MIR, er war zu mir gekommen, er war mein Eigen, mein Schatz!!!

Hupsala.

„Aaaaaach, tu dir doch selba eine holntun, eyhey!", erklärte ich ihr. „Sinn ja aus-ausrei-ausra-genuch da, eyheyeyeyey, hey!"

Irgendwie mochte ich diese Wortspiele.

Galadriel nahm sich aber keinen Rod. Mit wie es schien letzter Kraft schleppte sie sich auf die Terrasse und ließ sich auf den Sessel fallen. Dann nahm sie einen Schluck aus einem der halbleeren, geretteten Rods und sank kurz in den Sessel zurück. Dann stand sie auf, stellte sich an die Brüstung und starrte hinaus.

Ich hatte keine Ahnung, was sie da machte, vielleicht bewunderte sie die Lichter, oder die Sterne, oder fragte sich, wieso nachts eigentlich die Sonne nicht schien. Das jedenfalls fragte ich mich oft. Diese Frage hatte mich ziemlich häufig beschäftigt, wenn ich mit Rod auf der Terrasse saß und über die großen Fragen dieser Welt meditierte.

Es war irgendwie gemütlich, da so in mitten von Hunderten von Rods zu sitzen, und Galadriel beim Seufzen und „nein, nein es geht einfach nicht" murmeln zuzusehen, aber es war ja klar, dass das nicht so bleiben konnte.

Erst erklangen Schritte auf dem Flur, dann öffnete sich die Tür. Ein überraschter Laut vom Eingang aus machte mir klar, dass auch Celeborn nicht gedacht hätte, dass ich so viele Freunde hatte.

„Galadriel! Man înd sen7)?"Er klang irgendwie sehr, sehr... ja, was eigentlich? Durcheinander vielleicht.

„Alistan ha8)."Sie klang jedenfalls eindeutig erschöpft. Und zwar total.

Celeborn setzte zu einer Antwort an, dann bemerkte er mich und entschied offensichtlich aus Rücksicht auf mich Westron zu reden.

„Warum wolltest du mich sprechen? Und wa-"

Ich unterbrach ihn auf Sindarin. Na ja, so halbwegs. „Ihr könn ruiiiiiiiiiiiiiiich elbisch reen. Iisch kannas nämmlisch suuuuuuuuuuuuuupaa!"

Er sah mich irritiert an, sprach dann aber ungerührt auf Deutsch weiter. Er wollte wohl nicht, das jemand zu hörte. Aber warum? Es war doch alles in Ordnung: niemand schrie, alle hatten sich lieb und es gab viele, viele Rods. Warum also in aller Welt sollte man NICHT gut gelaunt sein???

„Galadriel, was soll das alles? Was ist hier los?"

„Du hattest recht."

Hmm. Das war ja interessant. Galadriel gab zu, dass sie mal nicht recht gehabt hatte, und das kam, glaube ich, eigentlich, irgendwie, generell, sowieso, überhaupt –was wollte ich noch sagen? Ach ja. Egal. Jedenfalls, das kam nie vor, aber es beantwortete die gestellte Frage nicht.

Celeborn sah das offenbar ähnlich, er guckte jedenfalls nicht sehr intelligent.

Galadriel redete weiter. „Du hast von Anfang an recht gehabt. Ich glaubte, sie könne sich hier integrieren, aber ich habe mich so gründlich geirrt, wie man sich irren kann. Sie passt nicht hierher. Spätestens bei dem Vorfall mit Aglariel hätte ich es merken müssen. Aber ich habe es ignoriert. Ich habe es ignoriert, ich habe SIE ich habe sie ignoriert. Ich habe sie schändlich vernachlässigt, und nun sie was daraus geworden ist. Ich habe versagt..."

Ohhh. Ohh, die arme Galadriel. Das war ja gemein! Sie tat mir unheimlich leid, wie sie da in sich zusammengesunken stand, das reinste Häufchen Elend, und ihre Stimme immer leiser wurde und Tränen in ihren Augen glitzerten.

„Oh. Oh, du, du, du Aaaaaaaaaaaaarme!", sagte ich deshalb und krabbelte auf sie zu. Ich wollte mich an ihr hochziehen, zog stattdessen leider sie runter, und so saßen wir dann auf dem Teppich. Ich schlang meine Arme um sie und tröstete sie, damit sie wusste, dass wenigstens ich sie lieb hatte.

„Oh du arme Galalilel. Isch, isch hab disch lieb ham tun. Duu bis mein Freunnnndinnn. Brauchsu nich heulenenen weil isch, isch tu ja da sein tuuun.. Isch. Bissu niiiiiich allein, nee!!! Und der da, der da, ders doooooooooooooof. Aba isch, isch hab disch lieb ham tun. Brauchsu nich traurich sein. Trinkse Rod. Isse die Weeeelt wieda inordnunggg. Isso, ferddisch, weise?"

Galadriel hörte mir zu und war danach auch sehr getröstet, dass merkte ich. Sie lächelte mich nachsichtig an und wandte sich dann ernst an Celeborn.

„Siehst du? Das geht so nicht. Es ist sinnlos. Wir müssen sie fort bringen, um zu retten, was zu retten ist."

Er nickte. „Aber wohin. Vielleicht... Eryn Lasgalen..."

Galadriel verzog das Gesicht. Ach richtig, Eryn Lasdingsda-wie-auch-immer gehörte ja Thran-Thran-, na dem Elbenkönig halt, und den hatte sie nicht lieb. 9)

„Imladris."

Celeborn sah sie zweifelnd an. „Bist du sicher?"

„Wenn da einer was bewirken kann, dann Elrond. Wenn es irgend möglich ist, wird er sie zur Vernunft bringen und wieder gut machen, was wir –ich – WIR falsch gemacht haben."

„Daran zweifle ich nicht. Aber wird er sie überhaupt aufnehmen wollen?"

„Er wird. Er muss. Celebrían..."

Galadriel sah aus als wolle sie wirklich gleich in Tränen ausbrechen. Ich flüsterte ihr wieder zu, dass ich sie lieb hatte und der da doof war und sie nicht alleine war. Celeborn trat auf sie zu, half ihr hoch und strich ihr sanft über den Rücken.

„Schhh. Schon in Ordnung. Er wird sie sicher aufnehmen, davon bin ich überzeugt. Ich werde gleich heute noch eine Nachricht für ihn verfassen.", sagte er sanft, aber sie hatte ihn zu ignorieren, weil ICH sie gerade tröstete.

Galadriel lächelte dankbar und getröstet und ich war stolz, wie toll ich die Leute aufheitern konnte. Außerdem konnte ich Elrond ganz gut leiden. Und wenn er zu streng und zu doof war, dann würde ich ihn eben aufheitern wie eben Galadriel. Schließlich konnte ich das ganz toll.

Dann also Bruchtal.

1)ninniach = Regenbogen

2)gannel = Harfe

3)galas = Pflanze

4) garaf = Wolf

5)gal = Licht

6)galadh = Baum

7) Man înd sen = Was bedeutet das?

8) Alistan ha = Ich weiß es nicht.

9) Im „Handbuch der Weisen"steht, dass Galadriel und Thranduil sich nicht ausstehen können.

^^^^^^ @ all: Daaaaaaaaaaaaanke *in Mitleid suhl* so viel Reviews, uns so viel die mich lieb haben... ähmm... egal

@ Luinaldawen: ja, ja, immer diese Zicken, hab ich auch welche in der Klasse... Ich hab die Zähne in ner Vollnarkose rausgekriegt, aber dafür haben sie mir diese sch.. Kanüle mit voller Wucht in die Ellenbeuge gerammt *piens*

@ Maike, tjajaja, die Welt ist schon seeeeeeeeeeehr grausam...hab nach deinem Gebrtstag nachts von zwei bis drei das Kapitel vollendet und jetzt ONLINE DAMIT!!!

@ Amicahelena: Schön dich kennen zu lernen *freu* tja, wie dir viellciht aufgefallen ist, kann ich Haldir nicht wirklich leiden... denke nicht, dass er noch allzu oft vorkommt.

@ Haselmaus: DU. HAST. NICHT. REVIEWT. *mit rosa Haldirtunika bewirft*