Disclaimer: Siehe Vorspann
A/N: @ all: Danke! Wahnsinn, dass es Leute gibt, die so was lesen ;-)
@ Rinaraniel: Tjaja, der liebe Alkohol... ich hab Asti noch nie probiert, ich bevorzuge Kekse *g*
@Haselmaus: *nies* *hust* Das war aber gar nicht nett von dir. * very evil grin*
Kapitel 7
Und ich sage dir auf Wiedersehen, Sage allem auf Wiedersehen Ich dachte ich hätte dich gekannt Du warst das einzige, an das ich mich zu halten versuchte
Es dauerte eine Weile, bis man mich so weit nüchtern hatte, dass ich fähig war, zu begreifen, dass sie mich wegschicken wollten. Sie wollten mich los werden. Sie mochten mich nicht, sie hatten mich nie gemocht...
Als ich endlich kapiert hatte, was sie wollten, verzog ich mich in eine Ecke und flennte. Nicht mal sinnlos betrinken konnte ich mich, denn sie hatten wirklich allen Alkohol aus meinen Zimmern entfernt. Nicht der winzigste Tropfen war zu finden.
Ich bekam nur Wasser und Brot, aber was anderes konnte ich ohnehin nicht zu mir nehmen. Es ist zwar tatsächlich so, dass sich bei Elben so angenehme Nebenwirkungen wie Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit in Grenzen halten, aber bei einem Konstantalkoholspiegel von etwa 2,8 Promille über mehrere Jahre hinweg war es eigentlich verwunderlich, dass ich überhaupt was runter kriegte. Ständig zittern mir die Hände, und ich sah überall Rods, wo keine waren. Mein Umzug musste also noch etwas verschoben werden, zu mal sich Elrond eh noch nicht geäußert hatte.
Mein Weggang hatte aber auch positive Seiten, zumindest für die Anderen. Man redete jetzt auch gelegentlich mit mir, schließlich wäre ich ohnehin bald weg. Aber da ich aus einer anderen Dimension kam, wäre es schon gut, sich wenigstens einmal mit mir unterhalten zu haben.
Was wiederum dazu führte, dass ich schnell gelangweilt war und Streit anfing.
Es war an einem Abend, an dem ein Fest zu meinen Ehren gegeben wurde. Es wurden in letzter Zeit viele solcher Feste gegeben, schließlich wäre ich bald weg und es war nicht schwer, etwas Interesse zu heucheln. Ich stand gerade am Rande des Fletts und nippte an meinem Saftglas (Alkohol wurde mir ohnehin nicht mehr angeboten), als sich eine Elbe aus dem Kreis der tuschelnden, kichernden und plaudernden Elbendamen löste und zu mir rüber schwebte – Aglariel.
Bitte, bitte, guter Gott, lass mich auf der Stelle sterben.
„Guten Abend, Lady Emilia."
„Ähm... guten Abend, Lady Aglariel."
„Wie geht es Euch heute abend?"
„Ähm... gut?"
Zumindest bis eben?
„Das ist gut."
„Ähm... ja."
Was willst du von mir?
„Genießt Ihr das Fest?"
„Ja... doch."
Was. Willst. Du. Von. Mir.
„Ihr seid nicht sehr gesprächig heute abend, Lady Emilia."
„Nein."
Glaubst du wirklich, ich vergeude meinen kostbaren Atem an dich?
„Findet Ihr das höflich, Lady Emilia?"
„Nun, nicht so sehr."
Andererseits, warum sollte ich zu höflich sein?
„Warum verhaltet Ihr Euch dann so, Lady Emilia?"
„Ähm... weil mir danach ist?"
Weil du mir auf den Keks gehst?
„Warum ist Euch danach, Lady Emilia?"
„Weil..."
Tja, warum?
„Weil ich diesen Abend eigentlich genießen wollte, und Eure Anwesenheit trägt dazu allerdings nicht eben bei."
Hab ich das gesagt?
Anscheinend.
Aglariel wurde blass. Dann errötete sie leicht. Dann erblühte ihr Gesicht im schönsten Dunkel-Zornrot. Ich ging innerlich in Deckung und wappnete mich für Ihren Wutanfall.
Der ausblieb.
„Nun, wenn das so ist, will ich Euch nicht weiter davon abhalten, Euren Abend zu genießen."
Sprach ´s und ging.
Interessante Reaktion.
Ich sah ihr verblüfft hinter her. Damit hatte ich in der Tat nicht gerechnet.
Und während ich ihr mit offenem Mund hinterher starrte, schwebte Aglariel zu ihren Freundinnen zurück. Es schien ihr nicht das mindeste ausgemacht zu haben, dass ich mich so unhöflich verhalten hatte.
So ein Miststück.
Konnte sie nicht wenigstens ein bisschen sauer sein? Konnte sie nicht rumschreien, weinen oder so? Konnte sie nicht zu ihrem Vater rennen und mich anschwärzen? Konnte sie nicht...
Total erschöpft ließ ich mich auf einen Stuhl sinken. Warm mochte mich keiner? Warum machte mich immer alle fertig? Warum zur Hölle hatte mich keiner lieb? Warum war die Welt so grausam? Ich griff nach meinem Glas mit Rod und-
- natürlich war keins da., warum auch. Nie war er da, wenn man ihn brauchte! Nie war irgendjemand da...
Ich verließ im Rekordtempo das Fest. Was wollte ich denn hier noch? Wenn mich niemand lieb hatte, dann wollte ich eigentlich nirgends mehr was.
Ich ging auf mein Zimmer. Ich sah mich dort um, als sähe ich es zum ersten Mal. Mit einem Mal wirkte alles so fremd.
Es sah so leer aus, so steril. Nirgends ein persönlicher Gegenstand; die Schränke offen, ausgeräumt und leer. Das Bett war abgezogen, und alles, was ich im Laufe der Zeit gesammelt hatte (was nicht viel war), war in Kisten verpackt, die offen im Wohnbereich standen.
Ich fuhr mit den Fingern die reich verzierten Schmuckleisten an Bett, Schränken und Regalen entlang, nahm diese oder jenes in die Hand. Irgendwie fühlte ich mich leer, wie in Watte verpackt. Als könnte ich nie wieder etwas fühlen und dürfte es auch nicht.
Ich wandte mich um und betrat die Terrasse. Wieder erstrahlte unter mir das Lichtermeer. Ich stützte meine Hände auf die Brüstung. Eine Weile genoss ich es, wie der Wind mit meinem Haar und meinem Kleid spielte, aber irgendwie machte mich das nur noch depressiver. Ich hatte diesen Ort hier lieb gewonnen, trotz allem. Er hatte so etwas Romantisches...
All die Spaziergänge mit Rod, die vielen Sonnenuntergänge, die vielen durchgezechten Nächte, die Kater am nächsten Morgen, die Übelkeit, die Kotzerei...
Hach ja.
Ich wurde traurig. So viel Jahre hatte ich hier mehr oder weniger glücklich gelebt, und jetzt schickte man mich einfach weg.
Ich wandte mich um und ging in den Wohnbereich zurück. Dort standen die Kisten mit allem, was ich plante mit zu nehmen. Zwei Kisten: Eine mit Kleidern und eine mit Büchern und ähnlichem Kram. Aber trotzdem zu viel.
Ich ging die Kleider durch. Die meisten waren ohnehin für festliche Anlässe gedacht, reich verziert, tief ausgeschnitten und an der Taille eng geschnürt, kurz: ich sah darin aus wie eine Wurst in ihrer Pelle, als konnte ich sie genauso gut dalassen. Ein Kleid nach dem anderen flog durchs Zimmer aufs Bett. Dann machte ich mich an die andere Kiste. Wer hatte die überhaupt gepackt? Ich jedenfalls nicht!
Es waren Bücher darin, allerdings nicht sehr viel. Den meisten Platz nahmen Broschen, Ketten, Kämme, Schmuckspangen und ähnlicher Schnickschnack ein, die kiloweise in der Kiste zu finden waren. Ein Päckchen nachdem anderen flog raus, die Bücher, deren einziger Sinn und Zweck es war, zu erklären, wie einen Elbendame zu gehen, zu tanzen zu singen und zu reden hat, hinterdrein.
Zurückblieben zwei kümmerliche Büchelchen über Sindarin- und Quenyagrammatik und zwei Schmuckkämmchen mit stilisierten Elanor, von denen ich mich beim besten Willen nicht trennen konnte.
Auch bei den Kleidern war die Ausbeute mager gewesen: ein dunkelblaues Kleid mit roten Ärmeln und ein dunkelgrünes Reitkleid. Dazu noch das, das ich anhatte, fertig. Hätte meine Mutter das sehen können, sie hätte mich unverzüglich mit Fieber ins Bett gesteckt. Ich trug eigentlich niemals Kleider, ich nahm sie nirgends hin mit und ich hätte mir schon gar keins selber ausgesucht. Erst recht nicht gleich vier davon.
Der Gedanke an meine Mutter ließ mich wieder depressiv werden. Niemand hatte mich lieb. Immer wurde ich weggeschickt, niemand wollte mich bei sich haben...
Es klopfte. Mal wieder. Schon wieder.
„Herein!", rief ich schlecht gelaunt, den eigentlich zog ich es vor, bei meinen Selbstbemitleidungen allein zu sein.
Die Tür öffnete sich und herein kam – Galadriel. Auch das noch.
Ich erhob mich und begrüßte sie ehrerbietig, doch sie lächelte und gebot mir, mich zu erheben. Es war schon irgendwie komisch mit ihr, ständig wollte sie es anders. Am besten, man hielt sich immer streng ans Protokoll, auch wenn sie es einem erlaubte, dass zu lassen, denn wenn sie sauer wurde, war es gut, sich ans Protokoll zu halten, weil sie dann nämlich immer darauf bestand.
Sie sah sich um, registrierte das Chaos, dass ich bei meiner Umpackaktion angerichtet hatte, und fragte: „Du packst?"
Das war noch etwas, womit Galadriel es jedes Mal schaffte mich auf die Palme zu bringen, diese wunderbar scharfsinnigen Feststellungen.
„Ja, My Lady."
Sie musterte das Chaos genauer.
„Hast du das wirklich alles selbst ausgesucht, oder ist man dir zuvorgekommen, so dass du jetzt umpacken musst?"
Mir gefiel dieser Blick nicht, den sie drauf hatte. Ich wollte heute abend nicht noch jemanden beleidigen.
Deshalb sagte ich: „Oh, das... war schon in Ordnung. Ich muss nur noch einiges... hinzufügen."
Jetzt musterte sie mich.
„Was denn?"
„Einige Bücher."
Sie runzelte die Stirn.
„Aus welchem Grund? Es gibt in Imladris eine sehr umfassende Bibliothek."
„Schon, aber..."
„Ja?"
„Oh, es.. egal. Macht nichts. Es geht schon so."
Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, sagte aber nichts weiter.
Stattdessen drehte sie sich um und wies mich an ihr zu folgen. Das irritierte mich ziemlich, aber da ich aus eigener Erfahrung besser war, nicht mit Galadriel zu streiten, folgte ich ihr brav in ihre Gemächer.
Dort bot sie mir zunächst etwas zu trinken an (KEIN Alkohol, leider) und bat mich mich zu setzen. Sie drückte mir ein Gespräch über das Fest und ob es nicht schön gewesen wäre und ob ich traurig wäre Lothlorien zu verlassen blablabla.
Schließlich kam sie endlich nach großartiger und weitschweifiger, allerdings auch extrem langweiliger Ankündigung auf den eigentlichen Grund unseres Gespräches zu kommen: mein Abschiedsgeschenk. Ich kam natürlich mit dem üblichen Geschwafel, dass das nicht nötig sei, und warum sie sich die Mühe gemacht habe, einfach um den Anschein zu erwecken, ich sei nicht so gierig wie sonst viele glaubten (die alle recht hatten), doch sie zog nur ein weiteres Mal die Augenbraue hoch, fragte, ob ich das wirklich ernst meinte und ich war still. Versucht nie Galadriel zu belügen – es ist unmöglich.
Sie überreichte mir ein hübsch verpacktes Päckchen und erlaubte mir, es gleich zu öffnen.
Darin waren zwei Bücher: einmal die Geschichte von der Großen Musik und wie alles begann („Ainulindale") und alle Sagen über die Erschaffung der Welt („Valaquenta")
Ich umarmte sie stürmisch, denn eigentlich hatte ich genau diese Bücher mitnehmen wollen, da mich alles, was mit der Erschaffung DIESER Welt und ihren Herren zu tun hatte, brennend interessierte.
Galadriel lächelte, als sie sah, wie ich mich freute, und meinte augenzwinkernd, dass sie es für angemessen gehalten habe, da ich anscheinend schon genug Kleider und Schmuck habe.
Ich bedankte und verabschiedete mich artig und packte weiter.
*********
Am nächsten Morgen war mir schlecht heute war es also. Ich würde hier weggehen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals etwas so wenig gewollt zu haben. Mein Gepäck war auf eine Kiste zusammengeschrumpft, deren Inhalt etwa die Hälfte ihres vollen Volumens ausmachte.
Ich hatte noch einige Bücher hinzugefügt, die man mir ans Herz gelegt hatte. Bei dem Gedichtband alter elbischer Lieder konnte ich den Sinn ja noch nachvollziehen, und als ich später darin blätterte, gefiel es mir sogar, aber bei Werken wie „Leben und Leiden : der Schmerz der Jahrhunderte. Ein Ratgeber für sehnsüchtige Eldar"oder „Ôl a tirith1) oder die Täuschung der Sinne"wollte sich mir der Sinn des ganzen irgendwie nicht ganz erschließen.
Andererseits, die wussten wohl schon, warum sie mir genau so etwas ans Herz legten. Merkwürdigerweise war es gerade diese Tatsache, nämlich, dass sie sich dabei durchaus etwas Sinnvolles überlegt hatten, die mir ein wenig Angst einflößte.
Ich wurde recht früh geweckt, da man früh aufbrechen wollte. Ich schlüpfte in mein Reitkleid und steckte mir die Haare an den Schläfen fest, um sie aus dem Gesicht zu haben. Dann verwendete ich eine ganze halbe Stunde darauf, der Zofe zu erklären, dass ich keine Kiste gestohlen bekommen hatte und dass auch niemand sich meiner Kleider bemächtigt hatte und dass ich auch keine Kiste vergessen hatte.
„Aber, aber Mylady!", stammelte sie, „aber, aber das kann doch nicht alles sein!"
Sie sah aus, als hätte man ihr so eben eröffnet, dass ganz Lothlorien abgeholzt werden solle.
„Warum denn nicht, Lady Sîriel?"
„Weil, weil, oh, Mylady! Ihr müsst doch Kleider mitnehmen! Ihr könnt doch in Bruchtal nicht mit immer demselben Kleid herumlaufen. Und Ihr benötigt, nun, alles mögliche benötigt Ihr! Toilettenartikel, und Kämme, und oh, Mylady, wolltet Ihr nicht auch Bücher mitnehmen? Die Herrin Galadriel gab Euch welche zum Abschiedsgeschenk, wollt Ihr diese etwa hier lassen?"
Sie wirkte irgendwie hilflos.
„Natürlich werde ich die Bücher der Lady Galadriel nicht hier lassen. Und ich habe auch nicht nur ein Kleid eingepackt. Aber ich.. ich benötige eben nicht so viel."
Mit diesen Worten öffnete ich die Kiste, und Sîriel musste sich erst einmal setzen. Sie atmete tief durch und als sie sich gefasst hatte, sagte sie mit zittriger Stimme: „Mylady, dass ist NICHT alles, was Ihr vorhabt mitzunehmen."
„Ähm... eigentlich – schon?"
Sie atmete sehr, sehr tief durch, so tief, dass ich befürchten musste, sie würde hyperventilieren, und sagte: „Nein, dass ist es nicht."
„Mylady, warum sollte es das nicht? Ich brauche nicht viel."
Sie holt erneut tief Luft und rang nach Fassung. Als sie schließlich zu reden begann, tat sie das laut, langsam und überdeutlich, als spräche sie mit einer Schwachsinnigen: „Das sind nicht alle Sachen, die du mitnehmen möchtest. Keiner kommt mit so wenig aus. Du musst mehr mitnehmen. Du musst Kleidung mitnehmen und Bücher."
Ich holte ebenfalls tief Luft und sagte in dem gleichen Tonfall: „Das muss ich nicht. Ich habe alles, was ich brauche. Und nun muss ich los, denn mir wurde gesagt, man wolle früh aufbrechen."
Dann stand ich auf, ergriff die Kiste und ließ Lady Sîriel einfach stehen.
*********
Ich verließ den Talan über eine dieser geschraubten überdachten Treppen und erntete merkwürdige Blicke, als ich erklärte, dass diese winzige Kiste, die ich auch noch selber trug, mein einziges Gepäck wäre.
Meine Eskorte musterte mich gründlich von oben bis unten, wobei sie dem Bereich kurz unter dem Brustbein etwas mehr Aufmerksamkeit widmeten, als notwendig gewesen wäre.
Männer – überall die selben schwanzgesteuerten Idioten.
Ähm.
Nach dieser eindringlichen Musterung hieß man mich aufzusitzen und wir ritten los. Ich hörte noch eine kleine Bemerkung darüber, dass ich trotz meiner „Ausstattung"(wörtl. Zitat!!!!) wohl doch keine Frau sein könne, wenn ich kein Gepäck mithätte. Ich ignorierte das großzügig und da ich von Natur aus nicht nachtragend bin, merkte ich mir genau sein Gesicht, damit ich auch dem richtigen den Frosch ins Bett steckte.
Ich sah mich noch kurz um, ob mich nicht doch jemand verabschieden wollte, aber es kam niemand und eigentlich hatte ich es auch nicht erwartet. Sie wahren alle froh, dass ich weg war, endlich. Und überhaupt, bestimmt trauten sie sich alle nicht.
Wie erbärmlich sie doch waren...
Doofe Aglariel.
*********
Wir ritten die meiste Zeit schweigend, das heißt, zumindest ich. Meine Bodyguards unterhielten sich zwar in fröhlichem Ton, scherzten und lachten, schließlich war das nur ein Spaziergang. Sie würden dieses gestörte Pseudo- Menschenmädchen in Bruchtal abliefern und dann ihre Ruhe haben. Kein Grund zur Aufregung oder gar erhöhter Wachsamkeit.
Ich hingegen blieb still. Ich wollte diese letzten Momente genießen, und ich wollte allein sein, obwohl ich selbst nicht begriff, warum. Sie hatten mich nicht gemocht, sie hatten mich gemieden, sie hatten immer so lieb gelächelt, immer so süß treu-doof geguckt, wenn ich von meiner Welt erzählte...
Mir liefen die Tränen die Wangen hinunter, und meine Eskorte war so nett, es zu ignorieren. Ich hatte diesen Ort lieb gewonnen in der Zeit, die ich hier gewesen war, und nun fiel es mir schwer, ihn zu verlassen. Ich wollte nicht weg. Es gefiel mir hier, wirklich. Ich zweifelte nicht daran, dass Bruchtal ebenfalls schön wäre, aber ich wollte trotzdem hier bleiben.
Inzwischen heulte ich Rotz und Wasser, ohne, dass es irgendwen gekümmert hätte. Ich schätze, sie hatten Angst vor mir. Wenn Elben flennen, dann flennen sie nicht, sie weinen. Wie alles andere auch sieht das bei ihnen elegant und graziös und wunderschön und, in diesem Fall, herzzerreißend traurig aus.
Aber ich war nur ein Mädchen. Ein stinknormales Mädchen, eine Alkoholikerin in Trockenphase, die niemand lieb hatte, die von einem zum andern rumgereicht wurde, weil sie keiner haben wollte.
Ich fühlte mich allein. Galadriel hatte es nicht für nötig gehalten, mich zu verabschieden, es interessierte sich keiner für mich, obwohl ich nach diesem halbstündigen Weinkrampf total hyperventilierte und kurz davor war, vom Pferd zu kippen, und ICH HATTE KEINEN WEIN.
Ich war echt am Ende. Ich hatte gut Lust, mich umzubringen. Andererseits, wenn man mich schon nach Bruchtal schickte, konnte ich es mir wenigstens mal angucken, bevor ich mich umbrachte.
Ich hatte sowieso kein Messer zur Hand...
1)ôl a tirith = Traum oder Wachen
2)sîr= Fluss, iel= weibl. Endung
^^^^^^^^^^ Tjaja... Tschuldigung, ist n bissel deprimiert geworden, aber schreiben hilft dagegen einfach und wehren könnt ihr euch eh nicht MUAHAHAHAHA!!! Außer... ihr lest es einfach nicht... *uh-oh* oder vielleicht doch.. *bet* Und wenn ihrs lest, dann lasst doch ne kleine Review da... *hoff*
A/N: @ all: Danke! Wahnsinn, dass es Leute gibt, die so was lesen ;-)
@ Rinaraniel: Tjaja, der liebe Alkohol... ich hab Asti noch nie probiert, ich bevorzuge Kekse *g*
@Haselmaus: *nies* *hust* Das war aber gar nicht nett von dir. * very evil grin*
Kapitel 7
Und ich sage dir auf Wiedersehen, Sage allem auf Wiedersehen Ich dachte ich hätte dich gekannt Du warst das einzige, an das ich mich zu halten versuchte
Es dauerte eine Weile, bis man mich so weit nüchtern hatte, dass ich fähig war, zu begreifen, dass sie mich wegschicken wollten. Sie wollten mich los werden. Sie mochten mich nicht, sie hatten mich nie gemocht...
Als ich endlich kapiert hatte, was sie wollten, verzog ich mich in eine Ecke und flennte. Nicht mal sinnlos betrinken konnte ich mich, denn sie hatten wirklich allen Alkohol aus meinen Zimmern entfernt. Nicht der winzigste Tropfen war zu finden.
Ich bekam nur Wasser und Brot, aber was anderes konnte ich ohnehin nicht zu mir nehmen. Es ist zwar tatsächlich so, dass sich bei Elben so angenehme Nebenwirkungen wie Kopfschmerz, Schwindel und Übelkeit in Grenzen halten, aber bei einem Konstantalkoholspiegel von etwa 2,8 Promille über mehrere Jahre hinweg war es eigentlich verwunderlich, dass ich überhaupt was runter kriegte. Ständig zittern mir die Hände, und ich sah überall Rods, wo keine waren. Mein Umzug musste also noch etwas verschoben werden, zu mal sich Elrond eh noch nicht geäußert hatte.
Mein Weggang hatte aber auch positive Seiten, zumindest für die Anderen. Man redete jetzt auch gelegentlich mit mir, schließlich wäre ich ohnehin bald weg. Aber da ich aus einer anderen Dimension kam, wäre es schon gut, sich wenigstens einmal mit mir unterhalten zu haben.
Was wiederum dazu führte, dass ich schnell gelangweilt war und Streit anfing.
Es war an einem Abend, an dem ein Fest zu meinen Ehren gegeben wurde. Es wurden in letzter Zeit viele solcher Feste gegeben, schließlich wäre ich bald weg und es war nicht schwer, etwas Interesse zu heucheln. Ich stand gerade am Rande des Fletts und nippte an meinem Saftglas (Alkohol wurde mir ohnehin nicht mehr angeboten), als sich eine Elbe aus dem Kreis der tuschelnden, kichernden und plaudernden Elbendamen löste und zu mir rüber schwebte – Aglariel.
Bitte, bitte, guter Gott, lass mich auf der Stelle sterben.
„Guten Abend, Lady Emilia."
„Ähm... guten Abend, Lady Aglariel."
„Wie geht es Euch heute abend?"
„Ähm... gut?"
Zumindest bis eben?
„Das ist gut."
„Ähm... ja."
Was willst du von mir?
„Genießt Ihr das Fest?"
„Ja... doch."
Was. Willst. Du. Von. Mir.
„Ihr seid nicht sehr gesprächig heute abend, Lady Emilia."
„Nein."
Glaubst du wirklich, ich vergeude meinen kostbaren Atem an dich?
„Findet Ihr das höflich, Lady Emilia?"
„Nun, nicht so sehr."
Andererseits, warum sollte ich zu höflich sein?
„Warum verhaltet Ihr Euch dann so, Lady Emilia?"
„Ähm... weil mir danach ist?"
Weil du mir auf den Keks gehst?
„Warum ist Euch danach, Lady Emilia?"
„Weil..."
Tja, warum?
„Weil ich diesen Abend eigentlich genießen wollte, und Eure Anwesenheit trägt dazu allerdings nicht eben bei."
Hab ich das gesagt?
Anscheinend.
Aglariel wurde blass. Dann errötete sie leicht. Dann erblühte ihr Gesicht im schönsten Dunkel-Zornrot. Ich ging innerlich in Deckung und wappnete mich für Ihren Wutanfall.
Der ausblieb.
„Nun, wenn das so ist, will ich Euch nicht weiter davon abhalten, Euren Abend zu genießen."
Sprach ´s und ging.
Interessante Reaktion.
Ich sah ihr verblüfft hinter her. Damit hatte ich in der Tat nicht gerechnet.
Und während ich ihr mit offenem Mund hinterher starrte, schwebte Aglariel zu ihren Freundinnen zurück. Es schien ihr nicht das mindeste ausgemacht zu haben, dass ich mich so unhöflich verhalten hatte.
So ein Miststück.
Konnte sie nicht wenigstens ein bisschen sauer sein? Konnte sie nicht rumschreien, weinen oder so? Konnte sie nicht zu ihrem Vater rennen und mich anschwärzen? Konnte sie nicht...
Total erschöpft ließ ich mich auf einen Stuhl sinken. Warm mochte mich keiner? Warum machte mich immer alle fertig? Warum zur Hölle hatte mich keiner lieb? Warum war die Welt so grausam? Ich griff nach meinem Glas mit Rod und-
- natürlich war keins da., warum auch. Nie war er da, wenn man ihn brauchte! Nie war irgendjemand da...
Ich verließ im Rekordtempo das Fest. Was wollte ich denn hier noch? Wenn mich niemand lieb hatte, dann wollte ich eigentlich nirgends mehr was.
Ich ging auf mein Zimmer. Ich sah mich dort um, als sähe ich es zum ersten Mal. Mit einem Mal wirkte alles so fremd.
Es sah so leer aus, so steril. Nirgends ein persönlicher Gegenstand; die Schränke offen, ausgeräumt und leer. Das Bett war abgezogen, und alles, was ich im Laufe der Zeit gesammelt hatte (was nicht viel war), war in Kisten verpackt, die offen im Wohnbereich standen.
Ich fuhr mit den Fingern die reich verzierten Schmuckleisten an Bett, Schränken und Regalen entlang, nahm diese oder jenes in die Hand. Irgendwie fühlte ich mich leer, wie in Watte verpackt. Als könnte ich nie wieder etwas fühlen und dürfte es auch nicht.
Ich wandte mich um und betrat die Terrasse. Wieder erstrahlte unter mir das Lichtermeer. Ich stützte meine Hände auf die Brüstung. Eine Weile genoss ich es, wie der Wind mit meinem Haar und meinem Kleid spielte, aber irgendwie machte mich das nur noch depressiver. Ich hatte diesen Ort hier lieb gewonnen, trotz allem. Er hatte so etwas Romantisches...
All die Spaziergänge mit Rod, die vielen Sonnenuntergänge, die vielen durchgezechten Nächte, die Kater am nächsten Morgen, die Übelkeit, die Kotzerei...
Hach ja.
Ich wurde traurig. So viel Jahre hatte ich hier mehr oder weniger glücklich gelebt, und jetzt schickte man mich einfach weg.
Ich wandte mich um und ging in den Wohnbereich zurück. Dort standen die Kisten mit allem, was ich plante mit zu nehmen. Zwei Kisten: Eine mit Kleidern und eine mit Büchern und ähnlichem Kram. Aber trotzdem zu viel.
Ich ging die Kleider durch. Die meisten waren ohnehin für festliche Anlässe gedacht, reich verziert, tief ausgeschnitten und an der Taille eng geschnürt, kurz: ich sah darin aus wie eine Wurst in ihrer Pelle, als konnte ich sie genauso gut dalassen. Ein Kleid nach dem anderen flog durchs Zimmer aufs Bett. Dann machte ich mich an die andere Kiste. Wer hatte die überhaupt gepackt? Ich jedenfalls nicht!
Es waren Bücher darin, allerdings nicht sehr viel. Den meisten Platz nahmen Broschen, Ketten, Kämme, Schmuckspangen und ähnlicher Schnickschnack ein, die kiloweise in der Kiste zu finden waren. Ein Päckchen nachdem anderen flog raus, die Bücher, deren einziger Sinn und Zweck es war, zu erklären, wie einen Elbendame zu gehen, zu tanzen zu singen und zu reden hat, hinterdrein.
Zurückblieben zwei kümmerliche Büchelchen über Sindarin- und Quenyagrammatik und zwei Schmuckkämmchen mit stilisierten Elanor, von denen ich mich beim besten Willen nicht trennen konnte.
Auch bei den Kleidern war die Ausbeute mager gewesen: ein dunkelblaues Kleid mit roten Ärmeln und ein dunkelgrünes Reitkleid. Dazu noch das, das ich anhatte, fertig. Hätte meine Mutter das sehen können, sie hätte mich unverzüglich mit Fieber ins Bett gesteckt. Ich trug eigentlich niemals Kleider, ich nahm sie nirgends hin mit und ich hätte mir schon gar keins selber ausgesucht. Erst recht nicht gleich vier davon.
Der Gedanke an meine Mutter ließ mich wieder depressiv werden. Niemand hatte mich lieb. Immer wurde ich weggeschickt, niemand wollte mich bei sich haben...
Es klopfte. Mal wieder. Schon wieder.
„Herein!", rief ich schlecht gelaunt, den eigentlich zog ich es vor, bei meinen Selbstbemitleidungen allein zu sein.
Die Tür öffnete sich und herein kam – Galadriel. Auch das noch.
Ich erhob mich und begrüßte sie ehrerbietig, doch sie lächelte und gebot mir, mich zu erheben. Es war schon irgendwie komisch mit ihr, ständig wollte sie es anders. Am besten, man hielt sich immer streng ans Protokoll, auch wenn sie es einem erlaubte, dass zu lassen, denn wenn sie sauer wurde, war es gut, sich ans Protokoll zu halten, weil sie dann nämlich immer darauf bestand.
Sie sah sich um, registrierte das Chaos, dass ich bei meiner Umpackaktion angerichtet hatte, und fragte: „Du packst?"
Das war noch etwas, womit Galadriel es jedes Mal schaffte mich auf die Palme zu bringen, diese wunderbar scharfsinnigen Feststellungen.
„Ja, My Lady."
Sie musterte das Chaos genauer.
„Hast du das wirklich alles selbst ausgesucht, oder ist man dir zuvorgekommen, so dass du jetzt umpacken musst?"
Mir gefiel dieser Blick nicht, den sie drauf hatte. Ich wollte heute abend nicht noch jemanden beleidigen.
Deshalb sagte ich: „Oh, das... war schon in Ordnung. Ich muss nur noch einiges... hinzufügen."
Jetzt musterte sie mich.
„Was denn?"
„Einige Bücher."
Sie runzelte die Stirn.
„Aus welchem Grund? Es gibt in Imladris eine sehr umfassende Bibliothek."
„Schon, aber..."
„Ja?"
„Oh, es.. egal. Macht nichts. Es geht schon so."
Sie sah mich mit hochgezogener Augenbraue an, sagte aber nichts weiter.
Stattdessen drehte sie sich um und wies mich an ihr zu folgen. Das irritierte mich ziemlich, aber da ich aus eigener Erfahrung besser war, nicht mit Galadriel zu streiten, folgte ich ihr brav in ihre Gemächer.
Dort bot sie mir zunächst etwas zu trinken an (KEIN Alkohol, leider) und bat mich mich zu setzen. Sie drückte mir ein Gespräch über das Fest und ob es nicht schön gewesen wäre und ob ich traurig wäre Lothlorien zu verlassen blablabla.
Schließlich kam sie endlich nach großartiger und weitschweifiger, allerdings auch extrem langweiliger Ankündigung auf den eigentlichen Grund unseres Gespräches zu kommen: mein Abschiedsgeschenk. Ich kam natürlich mit dem üblichen Geschwafel, dass das nicht nötig sei, und warum sie sich die Mühe gemacht habe, einfach um den Anschein zu erwecken, ich sei nicht so gierig wie sonst viele glaubten (die alle recht hatten), doch sie zog nur ein weiteres Mal die Augenbraue hoch, fragte, ob ich das wirklich ernst meinte und ich war still. Versucht nie Galadriel zu belügen – es ist unmöglich.
Sie überreichte mir ein hübsch verpacktes Päckchen und erlaubte mir, es gleich zu öffnen.
Darin waren zwei Bücher: einmal die Geschichte von der Großen Musik und wie alles begann („Ainulindale") und alle Sagen über die Erschaffung der Welt („Valaquenta")
Ich umarmte sie stürmisch, denn eigentlich hatte ich genau diese Bücher mitnehmen wollen, da mich alles, was mit der Erschaffung DIESER Welt und ihren Herren zu tun hatte, brennend interessierte.
Galadriel lächelte, als sie sah, wie ich mich freute, und meinte augenzwinkernd, dass sie es für angemessen gehalten habe, da ich anscheinend schon genug Kleider und Schmuck habe.
Ich bedankte und verabschiedete mich artig und packte weiter.
*********
Am nächsten Morgen war mir schlecht heute war es also. Ich würde hier weggehen. Ich konnte mich nicht erinnern, jemals etwas so wenig gewollt zu haben. Mein Gepäck war auf eine Kiste zusammengeschrumpft, deren Inhalt etwa die Hälfte ihres vollen Volumens ausmachte.
Ich hatte noch einige Bücher hinzugefügt, die man mir ans Herz gelegt hatte. Bei dem Gedichtband alter elbischer Lieder konnte ich den Sinn ja noch nachvollziehen, und als ich später darin blätterte, gefiel es mir sogar, aber bei Werken wie „Leben und Leiden : der Schmerz der Jahrhunderte. Ein Ratgeber für sehnsüchtige Eldar"oder „Ôl a tirith1) oder die Täuschung der Sinne"wollte sich mir der Sinn des ganzen irgendwie nicht ganz erschließen.
Andererseits, die wussten wohl schon, warum sie mir genau so etwas ans Herz legten. Merkwürdigerweise war es gerade diese Tatsache, nämlich, dass sie sich dabei durchaus etwas Sinnvolles überlegt hatten, die mir ein wenig Angst einflößte.
Ich wurde recht früh geweckt, da man früh aufbrechen wollte. Ich schlüpfte in mein Reitkleid und steckte mir die Haare an den Schläfen fest, um sie aus dem Gesicht zu haben. Dann verwendete ich eine ganze halbe Stunde darauf, der Zofe zu erklären, dass ich keine Kiste gestohlen bekommen hatte und dass auch niemand sich meiner Kleider bemächtigt hatte und dass ich auch keine Kiste vergessen hatte.
„Aber, aber Mylady!", stammelte sie, „aber, aber das kann doch nicht alles sein!"
Sie sah aus, als hätte man ihr so eben eröffnet, dass ganz Lothlorien abgeholzt werden solle.
„Warum denn nicht, Lady Sîriel?"
„Weil, weil, oh, Mylady! Ihr müsst doch Kleider mitnehmen! Ihr könnt doch in Bruchtal nicht mit immer demselben Kleid herumlaufen. Und Ihr benötigt, nun, alles mögliche benötigt Ihr! Toilettenartikel, und Kämme, und oh, Mylady, wolltet Ihr nicht auch Bücher mitnehmen? Die Herrin Galadriel gab Euch welche zum Abschiedsgeschenk, wollt Ihr diese etwa hier lassen?"
Sie wirkte irgendwie hilflos.
„Natürlich werde ich die Bücher der Lady Galadriel nicht hier lassen. Und ich habe auch nicht nur ein Kleid eingepackt. Aber ich.. ich benötige eben nicht so viel."
Mit diesen Worten öffnete ich die Kiste, und Sîriel musste sich erst einmal setzen. Sie atmete tief durch und als sie sich gefasst hatte, sagte sie mit zittriger Stimme: „Mylady, dass ist NICHT alles, was Ihr vorhabt mitzunehmen."
„Ähm... eigentlich – schon?"
Sie atmete sehr, sehr tief durch, so tief, dass ich befürchten musste, sie würde hyperventilieren, und sagte: „Nein, dass ist es nicht."
„Mylady, warum sollte es das nicht? Ich brauche nicht viel."
Sie holt erneut tief Luft und rang nach Fassung. Als sie schließlich zu reden begann, tat sie das laut, langsam und überdeutlich, als spräche sie mit einer Schwachsinnigen: „Das sind nicht alle Sachen, die du mitnehmen möchtest. Keiner kommt mit so wenig aus. Du musst mehr mitnehmen. Du musst Kleidung mitnehmen und Bücher."
Ich holte ebenfalls tief Luft und sagte in dem gleichen Tonfall: „Das muss ich nicht. Ich habe alles, was ich brauche. Und nun muss ich los, denn mir wurde gesagt, man wolle früh aufbrechen."
Dann stand ich auf, ergriff die Kiste und ließ Lady Sîriel einfach stehen.
*********
Ich verließ den Talan über eine dieser geschraubten überdachten Treppen und erntete merkwürdige Blicke, als ich erklärte, dass diese winzige Kiste, die ich auch noch selber trug, mein einziges Gepäck wäre.
Meine Eskorte musterte mich gründlich von oben bis unten, wobei sie dem Bereich kurz unter dem Brustbein etwas mehr Aufmerksamkeit widmeten, als notwendig gewesen wäre.
Männer – überall die selben schwanzgesteuerten Idioten.
Ähm.
Nach dieser eindringlichen Musterung hieß man mich aufzusitzen und wir ritten los. Ich hörte noch eine kleine Bemerkung darüber, dass ich trotz meiner „Ausstattung"(wörtl. Zitat!!!!) wohl doch keine Frau sein könne, wenn ich kein Gepäck mithätte. Ich ignorierte das großzügig und da ich von Natur aus nicht nachtragend bin, merkte ich mir genau sein Gesicht, damit ich auch dem richtigen den Frosch ins Bett steckte.
Ich sah mich noch kurz um, ob mich nicht doch jemand verabschieden wollte, aber es kam niemand und eigentlich hatte ich es auch nicht erwartet. Sie wahren alle froh, dass ich weg war, endlich. Und überhaupt, bestimmt trauten sie sich alle nicht.
Wie erbärmlich sie doch waren...
Doofe Aglariel.
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Wir ritten die meiste Zeit schweigend, das heißt, zumindest ich. Meine Bodyguards unterhielten sich zwar in fröhlichem Ton, scherzten und lachten, schließlich war das nur ein Spaziergang. Sie würden dieses gestörte Pseudo- Menschenmädchen in Bruchtal abliefern und dann ihre Ruhe haben. Kein Grund zur Aufregung oder gar erhöhter Wachsamkeit.
Ich hingegen blieb still. Ich wollte diese letzten Momente genießen, und ich wollte allein sein, obwohl ich selbst nicht begriff, warum. Sie hatten mich nicht gemocht, sie hatten mich gemieden, sie hatten immer so lieb gelächelt, immer so süß treu-doof geguckt, wenn ich von meiner Welt erzählte...
Mir liefen die Tränen die Wangen hinunter, und meine Eskorte war so nett, es zu ignorieren. Ich hatte diesen Ort lieb gewonnen in der Zeit, die ich hier gewesen war, und nun fiel es mir schwer, ihn zu verlassen. Ich wollte nicht weg. Es gefiel mir hier, wirklich. Ich zweifelte nicht daran, dass Bruchtal ebenfalls schön wäre, aber ich wollte trotzdem hier bleiben.
Inzwischen heulte ich Rotz und Wasser, ohne, dass es irgendwen gekümmert hätte. Ich schätze, sie hatten Angst vor mir. Wenn Elben flennen, dann flennen sie nicht, sie weinen. Wie alles andere auch sieht das bei ihnen elegant und graziös und wunderschön und, in diesem Fall, herzzerreißend traurig aus.
Aber ich war nur ein Mädchen. Ein stinknormales Mädchen, eine Alkoholikerin in Trockenphase, die niemand lieb hatte, die von einem zum andern rumgereicht wurde, weil sie keiner haben wollte.
Ich fühlte mich allein. Galadriel hatte es nicht für nötig gehalten, mich zu verabschieden, es interessierte sich keiner für mich, obwohl ich nach diesem halbstündigen Weinkrampf total hyperventilierte und kurz davor war, vom Pferd zu kippen, und ICH HATTE KEINEN WEIN.
Ich war echt am Ende. Ich hatte gut Lust, mich umzubringen. Andererseits, wenn man mich schon nach Bruchtal schickte, konnte ich es mir wenigstens mal angucken, bevor ich mich umbrachte.
Ich hatte sowieso kein Messer zur Hand...
1)ôl a tirith = Traum oder Wachen
2)sîr= Fluss, iel= weibl. Endung
^^^^^^^^^^ Tjaja... Tschuldigung, ist n bissel deprimiert geworden, aber schreiben hilft dagegen einfach und wehren könnt ihr euch eh nicht MUAHAHAHAHA!!! Außer... ihr lest es einfach nicht... *uh-oh* oder vielleicht doch.. *bet* Und wenn ihrs lest, dann lasst doch ne kleine Review da... *hoff*
