Disclaimer: Siehe Vorspann

@ Luinaldawen und Rinaraniel: Danke *in Mitleid suhl* den Zähnen geht's wieder gut, kann sogar schon wieder Chips futtern *g* Und ansonsten hab ich die Depristimmung abgelegt und in Rekordzeit n neues Kapitel geschreibselt, alles nur für euch *ggg*

Kapitel 8

Ich laufe weg Vor Problemen in meinem Leben Ich laufe weg, Oh, um etwas besseres zu finden

Die Reise verlief langweilig und ruhig. Wir kamen gut voran, und ritten auch noch bis spät in die Nacht hinein weiter. Sie hatten es ziemlich eilig.

Als wir endlich anhielten und das Lager aufschlugen, war es weit nach Mitternacht, aber ich beschwerte mich nicht. Das wäre eh sinnlos gewesen. Ich kroch einfach in das Zelt, dass sie mir aufgestellt hatten, und schlief ohne Abendessen ein.

Am nächsten Morgen weckten sie mich früh. Es gab ein bisschen Lembas und Wasser, und dann ritten wir weiter. Heute schlugen sie ein noch schärferes Tempo an als gestern, man hätte meinen können, sie wären auf der Flucht.

Auch heute wurde nicht eben viel geredet. Schon gar nicht mit mir. Die Männer waren zwar höflich und zuvorkommend zu mir, aber ich hatte nicht eben das Gefühl, dass sie mich wirklich mochten. Oder eher: mögen dürften.

Wirklich, es kam mir vor, als wären sie im Dienst. Sie unterhielten sich zwar, aber trotzdem erschienen sie mir unnatürlich wachsam. Das hier war doch nur kleine Eskortierfahrt, oder? Warum waren sie so wachsam? Und warum waren sie es gestern nicht gewesen? Oder erwarteten sie etwa hier einen Angriff?

Das war Stoff zum Nachdenken. Ich ritt still vor mich hin. Was hatte das alles zu bedeuten?

*********

Als wir wiederum spät nachts halt machten, jedoch früher als gestern, war ich immer noch zu keinem Ergebnis gekommen. Die Soldaten stiegen ab und verteilten die Zeltpäckchen. Da ich nicht den geringsten Bock hatte zu warten, bis man mir ach so verzogenem Elbendämchen meins aufgestellt hatte, schnappte ich mir eins und hatte es in Null Komma nichts aufgebaut und mich hinein verkrochen. Ich stellte meine Sachen hinein und beschloss anschließend zum Bach zu gehen, um ein bisschen zu trinken und mich zu waschen.

So weit kam ich allerdings gar nicht, den kaum war ich zwei Schritt vom Lager entfernt, hatte ich ein Elbenschwert vor der Nase hängen.

„Wo geht Ihr hin?"Es war der wachhabende Offizier, und er sah nicht aus, als würde er eine dumme Antwort gut vertragen.

„Zum Bach, Mylord. Ich hatte vor mich zu waschen, falls das erlaubt ist."

Er schaute mich an und dachte kurz nach. Das Schwert ließ er, wo es war.

„Es sei Euch gestattet."

Na also.

„Ich danke Euch, Mylord."

„Ich werde Euch begleiten."

„WAAAAAAAAAAAS????? Warum denn das?"

„Es ist zu gefährlich. Es könnte sonst was passieren."

„Und wenn schon. Ich kann mich schon wehren."

„Mylady, wenn etwas geschähe, würde mich das Kopf und Kragen kosten. Ich hatte eigentlich nicht vor, selbiges zu riskieren. Ich bin an meine Anweisungen gebunden."

Er sah mich ernst an, aber mit einem Hauch Selbstzufriedenheit, so dass es klar war, dass es ihm in diesem Fall überhaupt nichts ausmachte, an seine Anweisungen gebunden zu sein.

Männer.

„Vielen Dank, mein Herr."

Ich drehte mich um und ging ohne ein weiteres Wort zum Zeltplatz zurück. Das wäre ja noch schöner.

*********

Als ich am Zeltplatz ankam, empfing mich ein ziemlicher Lärm. Einer der Soldaten wurde gerade zur Schnecke gemacht. Er hatte irgendwas verlegt, wie es schien.

„Aber wenn es nicht dort ist, wo ist es dann?", schrie der Hauptmann gerade.

„Ich weiß es nicht, Mainbenn1)"

„Worum geht's denn?", fragte ich den Soldaten, der mir am nächsten stand im Flüsterton.

„Doreth hat anscheinend ein Zelt verschlampt. Zumindest fehlt eins, und zwar das der Lady." Er gestattete sich ein gepflegtes anzügliches Grinsen. „Vielleicht hat er sich überlegt, dass der Hauptmann dann die Geschlechtertrennung aufhebt... "

Er drehte sich zu mir. „Immerhin, wenn er-"

Er brach ab, als er mich erkannte.

„Mylady! Ich, also, nun, tja, äh..."

„Mein Zelt fehlt also?"hakte ich nach.

„Tja, nun, nicht wirklich fehlen, es wird, also, man, hm, es ist sicher noch da, irgendwo, tja, äh, also..."

Ich schenkte ihm einen dieser Blicke, die, wenn sie töten könnten, Waffenscheine benötigen würden, er zuckte zusammen und sagte: „Also, Ihr Zelt fehlt, aber man wird es wieder finden, bestimmt, und na ja, man, also, der Hauptmann, er sucht bereits, und er-"

„Sind die Zelte schon gezählt worden?", unterbrach ich ihn.

„Äh-was?"

„Ob die Zelte schon durchgezählt worden sind. Vielleicht hat man eins übersehen."

„Wie? Äh, ähm, ja, ja natürlich! Heute morgen, beim Aufbruch, denke ich, man hat wohl-"

„Hat man, oder hat man nicht?"

„Nun, es also, wir haben doch nicht ewig Zeit, Mylady! Es ist keins mehr übrig, aber es sind noch nicht alle aufgebaut, darum-"

„Sind. Die. Zelte. Schon. Gezählt. Worden."

„Mylady, ich sagte doch: Das Zelt fehlt! Es ist nicht da!"

Er klang inzwischen beinahe verzweifelt, aber auch wütend. Verzweifelt, weil ich ranglich höher stand als er und er es mir darum um jeden Preis recht machen musste, wütend, weil ich seine Zeit verschwendete und von Dingen redete die ich nicht verstand.

Ich drehte mich um und ging zu meinem Zelt. Wenn sie mir nicht zuhören wollten, war das eigentlich ihr Problem, und von mir aus konnten sie solange suchen, bis sie schwarz wurden. Ich hatte jedenfalls nicht vor, MEINE Zeit zu verschwenden.

*********

Ich hatte mich in mein Zelt verkrochen und las jetzt, während draußen die Debatte weiter ging. Selber schuld, wenn sie mir nicht zuhören wollten. Vielleicht hätte man denen gegenüber mal die Begriffe Gleichberechtigung und Emanzipation erwähnen sollen.

Sie redeten und redeten, aber das berührte mich nur insofern, dass es mich beim Lesen störte. Außerdem hatte ich Hunger.

Ich erhob mich und verließ das Zelt. Kaum war ich draußen, rasselte ich natürlich als allererstes mit dem Hauptmann zusammen.

„Mylady! Wo seid Ihr gewesen? Was habt Ihr die ganze Zeit getrieben? Was wolltet Ihr in diesem Zelt?"

Ich holte kurz, aber tief Luft, um den aufsteigenden Wutanfall zu bekämpfen und die Maske jener hochnäsige Arroganz aufzusetzen, die man als Elbe immer tragen muss, wenn man mit Untergebenen verkehrt.

Irgendwie mochte ich das Gefühl, eine arrogante Zicke zu sein, aber genau deshalb von allen respektiert und geachtet zu werden. Verkehrte Welt.

„Ich habe nicht den blassesten Schimmer, was es Euch angeht oder gar kümmern sollte, aber gut. Ich war in meinem Zelt, das, nebenbei erwähnt, identisch mit dem ist, indem ich gestern genächtigt habe, ich habe gelesen und fühlte mich durch den Lärm hier draußen ein wenig gestört, geht das nicht ein bisschen leiser?"

Er öffnete den Mund, um mich zu unterbrechen, doch ich hob die Hand und redete unbeirrt weiter.

„Lasst mich ausreden! Ich werde hier gegen meinen Willen durch die Gegend gehetzt, obwohl wir uns hier durchaus nicht auf der Flucht befinden, ich darf nicht baden, wenn ich es wünsche und ich habe seit Tagen kaum gegessen -hört auf mich unterbrechen zu wollen, Ihr werdet mir jetzt mal zuhören-"

„Nein, Mylady, jetzt hört IHR MIR mal zu. Ich habe nicht darum gebeten, eine verzogene Göre mit schlechten Manieren, die es geschafft hat, sich innerhalb nur eines Jahrzehnts bei dem gesamten Volk unbeliebt zu machen, indem sie sich verhielt wie die Arroganz schlechthin..."

„Ich hatte gute Lehrer!", warf ich ein. „Ganz abgesehen davon, dass Ihr mich besser nicht beleidigen-"

„RUHE!", brüllte er, „ich rede. Wie gesagt, ich habe nicht um diesen Auftrag gebeten, und es ist mir auch völlig gleich, wie Ihr Eure Untergebenen behandelt, da ES MICH JA NICHTS ANGEHT, wenn ich es auch nicht gutheiße, in jedem Fall gehöre ich nicht dazu, also glaubt ja nicht, dass Ihr es an Respekt mangeln lassen könnt; wenn Ihr jetzt so nett wärt, meine Fragen zu beantworten!"

Er war bei jedem Schritt näher gekommen, und mit jedem Schritt war lauter geworden, bis er letztendlich beinahe schrie.

Zeit für die nächsten Zickenmaßnahmen.

Ich machte große Augen, die sich langsam mit Tränen füllten, und wich Stück für Stück vor ihm zurück. Ich schluchzte, stammelte, schluckte, bis ich mich schließlich so weit gefasst hatte, dass ich wieder halbwegs verständlich sprechen konnte: „Wa-warum tut Ihr das m-it mit, ich habe Euch nichts getan... Ich habe nichts getan, als meine Meinung zu sagen, und im Gegenzug dafür, dass ich ehrlich bin und nur zu helfen versuche, werde ich angeschrieen, beleidigt..." Ich brach in erneutes Schluchzen aus und hob leicht den Blick, um die Wirkung zu sehen, die ich erzielt hatte.

Er wollte mich als arrogante Zicke darstellen? Aber gerne doch, konnte er haben.

Offenbar sah er das ähnlich. Mir war sonnenklar, dass er mich durchschaut hatte, und auch, dass er wusste, dass ich wusste, dass er es wusste, aber inzwischen hatte sich die gesamte Mannschaft um uns versammelt, und die hatten nur seinen –aus ihrer Sicht ungerechtfertigten- Wutausbruch erlebt und meinen Weinkrampf, es war eindeutig, auf wessen Seite sie waren.

In diesem Moment fiel mir zum ersten Mal auf, wie groß die Gruppe eigentlich war. Es waren bestimmt fünfzig Mann, alle nur, um mich zu begleiten. Gerade, als ob sie Angst hätten, dass ich weglaufen würde.

Moment mal.

Natürlich. Sie hatten Angst, ich würde weglaufen, weil ich immer weglief. Zweimal war ich bisher von zu Hause abgehauen, das dritte Mal hierher, zwar unfreiwillig, aber nicht unerwünscht. Nur, warum? Woher wussten sie das?

Eine Antwort tauchte in der Ferne meiner Gedanken auf. Ich wartete geduldig, bis sie mich erreicht hatte, bevor ich sie meinen vorherigen Kenntnissen hinzufügte.

GALADRIEL.

Sie konnte jedem ins Herz schauen, sie wusste, dass ich immer weglief, weil ich gerne lief, und weil es so viel einfacher war, als dazubleiben und die Suppe auszulöffeln, weil weglaufen das Einzige war, das man wirklich immer selbst bestimmen konnte.

Miststück.

Sie hatte sie gewarnt, und deswegen machten sie mir das Leben zur Hölle. Fast taten sie mir leid. Aber irgendwie nur fast...

*********

Ich drehte mich wortlos um und ging in mein Zelt. Ich musste Nachdenken, sollte dieser Trottel doch denken, was er wollte. Ich konnte mich darum jetzt einfach nicht kümmern, ich hatte zu tun.

Galadriel hatte mich verraten, sie hatte mich nach Strich und Faden verarscht. Und sie hatte sich schlecht gefühlt deswegen, darum hatte sie mich nicht verabschiedet. Aber warum verdammt schob sie mich dann ab nach Bruchtal? Und warum zur Hölle gab sie mir so eine Eskorte mit? Das MUSSTE doch auffallen!

War es ja auch.

Wieder und wieder ging ich die Fakten durch, bis ich einen geeigneten Racheplan beschlossen hatte, und darüber schlief ich ein.

*********

Als ich am nächsten Morgen erwachte, war es noch früh. Es war noch nicht Zeit zum Aufbruch, doch es waren schon etliche wach, die alle FRÜHSTÜCKTEN. Diese Drecksäcke.

Ich stand auf, baute mein Zelt ab und packte mein Zeug zusammen. Anschließend ging ich ebenfalls frühstücken, wobei ich darauf achtete, nicht allzu viel mit den Männern zu reden. Ich hatte keine Lust, ihnen noch mehr Waffen an die Hand zu geben.

Auf dem Rückweg kam ich an den noch nicht abgebauten Mannschaftszelten vorbei, und ich fragte mich, warum sie überhaupt Zelte mitgenommen hatten. Ich nahm nicht wirklich an, dass sie derartige Weicheier waren, dass sie nicht darauf verzichten konnten, es war unnötiges Gepäck, unnötige Arbeit...

Vermutlich wegen mir, dachte ich spöttisch. Tja, zu Schade, dass sie sich die ganze Arbeit umsonst gemacht hatten...

Mein Plan war noch nicht im geringsten voll ausgereift, aber konkrete Formen hatte er immerhin schon angenommen. Ich sah mich schnell um, huschte hinein und schnappte mir einen Stapel Klamotten, der netter Weise in einer der offenen Kisten lag und verschwand so schnell wie ich gekommen war.

Ich verkroch mich hinter meinem Zelt und sortierte ein Paar Hosen, ein Hemd und eine Tunika heraus, die etwa in meiner Größe waren, den Rest trug ich zurück. Ich hätte ihn im Zuge eines präpubertären Racheanfalls verstecken könne, aber ich wollte keine Aufmerksamkeit erregen.

In meinem Zelt schlüpfte ich in die Klamotten, die wie angegossen passten. Anschließend baute ich das Zelt ab und packte es zu den anderen. Als das erledigt war setzte ich mich gemütlich auf einen Stein und flocht mir in aller Seelenruhe Kriegerzöpfe, um die Haare aus dem Gesicht zu haben. Mit der gleichen Seelenruhe band ich die Haare im Nacken zusammen, so dass es wie eine einfache Hochsteckfrisur aussah, und zog mein Reitkleid über die Tunika.

In der Zeit die ich dafür gebraucht hatte, war auch der Hauptmann wach geworden. Es wurde zum Aufbruch geblasen, und die Soldaten begannen blitzschnell die zelte abzubauen. Man sah, dass sie sehr geübt und auf vollkommen auf einander eingespielt waren; alles funktionierte reibungslos.

Der Hauptmann sah sich um, suchte und fand mich und bedeutete mir mit nur einem Blick endlich aufzusitzen, und nicht immer alle aufzuhalten.

Faszinierend, wie viel so ein Elb mit nur einem Blick sagen konnte.

Alles in mir begehrte dagegen auf, vor ihm zu katzbuckeln und seinen Wünschen nachzukommen, aber ich musste ihn heute bei Laune halten, sonst wäre al die Mühe umsonst gewesen. Und das wollte ich ja nun wirklich nicht.

Ich stieg also auf und reihte mich in den Trupp der bereits wartenden Soldaten ein.

Wir ritten los. Im selben Tempo wie immer, ohne Pausen, ohne große Gespräche. Nur gegen Mittag wurde eine kurze Pause gemacht, um die Pferde zu tränken und den Männern eine kleine Pause zu gönnen. Diese verbrachte ich noch wie alle anderen, lehnte unhöflich, aber bestimmt alle Getränke und ähnliches ab, die man mir anbot, bis man mich schließlich in Ruhe ließ. Kurz vor dem Weiterreiten richtete ich es jedoch so ein, dass ich im hinteren Teil des Trupps war und auch während des Weiterreitens immer weiter nach hinten zurückfiel.

Als gerade keiner auf mich achtete, zog ich mir das Kleid über den Kopf und löste das Haarband. Sofort sah ich aus wie einer der Ihren. Das war mein Test. Wenn er funktionierte, würde alles andere auch gelingen.

Es klappte. Zunächst bemerkte niemand mein „Verschwinden", und auch wenn ich im späteren Verlauf des Tages einige Fragen hörte, wo ich denn geblieben sei, wurden diese Zweifel recht schnell wieder mit Bemerkungen, ich müsse wohl weiter vorne im Trupp sein, beruhigt. Sehr gut.

Gegen Abend, als es wieder hieß „Zelte aufstellen!", wurde mein Fehlen aber doch bemerkt: der Hauptmann fragte nach mir. Da ich meinen ursprünglichen Plan nicht von vornherein scheitern lassen wollte, verzog ich mich hinter einen Baum und zog mir mein Kleid wieder über.

Immerhin wusste ich jetzt, dass es funktionieren konnte. Und auch würde. Ich kam zwischen den Bäumen hervor, zickig, arrogant, selbstgefällig wie eh und je und keiner machte sich mehr Sorgen.

Ich bin mir nicht sicher, aber jetzt so im Nachhinein frage ich mich fast, ob sie es nicht doch gemerkt haben, und einfach nichts gesagt. Sie waren sicher froh mich los zu sein, und im Ernstfall blieb sowieso alles am Hauptmann hängen, der anscheinend auch nicht eben beliebt war. Wie hatte er doch geheißen? Orophin glaub ich... Ist aber auch egal.

An jenem Abend durfte ich mein Zelt hochoffiziell selbst aufbauen. Man war wohl der Ansicht, dass ich, wenn ich es konnte, auch ruhig selbst was schaffen konnte.

Am nächsten Morgen wurde ich wieder rechtzeitig wach, aber diesmal nutzte ich das, um zu baden. Es war, so weit ich das sah, zwar noch keiner wach, aber ich ließ trotzdem zur Sicherheit Lendenschurz und Brustband an. Man konnte nie wissen, und eigentlich hatte ich auch keine Lust von irgendeinem zu früh wach gewordenen Soldaten überrascht zu werden.

Glücklicherweise war das Wasser nicht allzu warm, so dass ich gar nicht erst in die Versuchung kam, zu lange drin zu bleiben. Als ich fertig war und mich endlich mal wieder sauber fühlte, flocht ich mein noch nasses Haar.

Es war immer noch nicht einfach, die Zöpfe so hinzubekommen, dass sie auch noch professionell aussahen, aber es ging. Innerhalb der letzten Jahre hatte ich doch einiges gelernt über lange Haare und den Umgang mit ihnen. Als ich fertig war, drehte ich den Rest zu einem kleinen Dutt und betrachtete das Ergebnis im Wasser. Gar nicht so schlecht, jetzt nur noch die Klamotten und-

„Gar nicht so schlecht für Euren ersten Versuch, Mylady."

Ich schrak herum. Hinter mir stand ein Soldat, der mir ein breites Grinsen entgegen bleckte, dass wohl gewinnend sein sollte. Vielleicht aber auch charmant, ich war mir da nicht so sicher.

Er kam näher. In der Hand hielt er meine Kleider. Ich schnappte sie ihm aus der Hand und funkelte ihn wütend an.

„Wie kommt Ihr an meine Sachen? Was wollt Ihr damit? Was wollt Ihr von mir?"

Er lachte, aber irgendwie entschuldigend. „Oh, verzeiht, Mylady! Wirklich. Wir unterhalten uns keine zwei Minuten und schon habe ich Euch verärgert. Wirklich, tut mir leid, ist mir, ist mir wahnsinnig unangenehm. Das hatte ich nicht gewollt."

„Was wollt Ihr dann, mein Herr?"

Er sah mich an, irgendwie bedauernd. „Ich weiß nicht. Mit Euch reden."

„Mit mir-mit mir REDEN?"

Er zuckte die Achseln. „Ich habe schon verstanden. Das war vermutlich keine so gute Idee. Ich dachte nur, Ihr seid nicht so, wie die anderen sagen."

„Wie bin ich denn?"

Er zuckte wieder die Achseln, schon im Gehen. Er klang traurig. „Das wollte ich eigentlich herausfinden."

Er drehte sich um und ging geknickt davon. Irgendwie tat er mir leid. Aber nur irgendwie. Er war ein Elb, arbeitete für Galadriel, und er war ein Kerl. Außerdem hatte er Dackelaugen. Und Dackelaugen konnte ich nicht leiden.

Ich zog mich rasch an. Zum Glück hatte der Typ meine Tunika und die Leggins nicht gefunden. Nicht mal seinen Namen hatte er mir gesagt, nicht gerade höflich, wenn man eine Frau anbaggern wollte. Aber zum Glück interessierte das mich ja auch nicht...

*********

Heute achtete ich von vornherein darauf im hinteren Teil der Schar zu sein. Es klappte genau so gut, eigentlich noch besser, wie gestern. Als ich schließlich Teil der Nachhut war, war es ein Leichtes, seitlich kurz zwischen den Bäumen zu verschwinden, sich das Kleid über den Kopf zu ziehen und dann eine Weile seitlich neben den Soldaten her zu reiten., so lange, bis sie die Tatsache schlichtweg ignorierten, dass da einer absichtlich aus der Reihe tanzte. Wenn jemand Probleme mit dem Hauptmann wollte, war das dessen Problem.

Kaum war ich sicher, dass ich meine Ruhe hatte, schwenkte ich seitlich aus und ritt schräg geradeaus, so dass ich zwar von ihnen weg, aber immer noch geradeaus ritt.

Galadriel fürchtete ich könnte mal wieder abhauen und wie so oft allen Probleme machen? Aber gerne doch. Wenn sie unbedingt wollte, konnte sie das gerne haben.

1)mainbenn = Hauptmann