DIESES KAPITEL IST GEWIDMET EINZIG UND ALLEIN LUINA, DER TREUESTEN
REVIEWERIN VON ALLEN!
Luinaldawen: zufrieden? As deine Vermutung angeht: soviel zu UNAUFFÄLLIGEN h Hinweisen auf den weiteren Verlauf der Story.. Lass heißt aber wirklich Blatt! sich vehement verteidigt auf Kapitel zeigt
Darklayka: Daaaaaaaaanke für die vielen Reviews, so viel Lob ist ja fast schädlich... g
P. S.: Danke für den Tipp mit den Chaptern, hab ich echt nicht gemerkt!
Eso: LIES ES ENDLICH!!!! On va telefoner.
Disclaimer: Siehe Vorspann
Kapitel 12
Raus aus dem Regen, ins Leben, ab in den Süden, der Sonne entgegen, was erleben, einen heben und dann Bikinis erleben
Jetzt kommt es dick Mann, ich rette den Tag, ich sag ab geht die Party und die Party geht ab
Und dabei blieb es. Ich konnte mit dieser Einstellung wirklich sehr gut umgehen. Sie beruhigte mein schlechtes Gewissen, das sich jedes Mal meldete, wenn ich den Dolch in die Hand nahm. Sie beruhigte meine Nerven, jedes Mal, wenn ich die Antikaterpaste zusammenrührte. Sie beruhigte meine Gefühle, jedes Mal, wenn ich an den hartnäckigen Kotzflecken rumbohnerte.
Zum Glück hatte ich genug zu tun, so dass ich trotz allem nicht STÄNDIG an ihn denken musste.
Nur etwa einmal minütlich.
Ich hatte und habe keine Ahnung, warum, aber irgendwie hatte ich ein abartig schlechtes Gewissen, weil ich ihm die Kette geklaut hatte. Okay, es war nur ne einfache Kette, aber hey, es war Mithril! Außerdem war die Kette schlicht und einfach seine – gewesen muahahaha!!!
Zu meinem Glück merkte wenigstens Elenath nichts davon. Es wäre mir auch wirklich schwergefallen, es ihr zu erklären, zumal ich definitiv NICHTS von dem Typ wollte. Dafür hatte er zuviel gekotzt.
Elenath wunderte sich zwar, warum ich so schweigsam war, aber sie sagte nicht viel dazu, abgesehen von gelegentlichen Kommentaren, wie „jetzt reiß dich mal zusammen, Carië!"und „warum flennst du eigentlich ständig, Carië?"oder „sag mal, hab ich irgendwas verpasst? Hast du Liebeskummer, oder so ähnlich? Carië?"
Wie gesagt, Elenath hatte nichts gemerkt. Ich war schließlich, wie schon mal erwähnt, eine wundervolle Schauspielerin.
Schließlich hatte Elenath genug. Sie beschloss, dass ich etwas Auslauf bräuchte, und entschied, mit mir einen Ausritt zu machen, was mich in von ihr unvorgesehene Panikattacken stürzte.
Ich konnte zwar reiten, jeder konnte das, aber so gut, dass ich mich an einen richtigen Ausritt rangetraut hätte, war ich bestimmt nicht. Abgesehen davon, dass ich eh keine Lust hatte. Und das sagte ich ihr auch. Also, dass ich nicht reiten konnte. Bei dem anderen wäre sie beleidigt gewesen.
„Elenath, ich kann nicht mit dir ausreiten. Ich kann weder richtig reiten, noch habe ich das Interesse, geschweige denn die Zeit dazu, jetzt mit dir auszureiten."
„Und warum, wenn man fragen darf?"Elenath ließ nicht locker. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt mich aufzuheitern und abzulenken, auch, wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, warum ich überhaupt so fertig war. Wie denn auch, ich wusste es ja selbst nicht.
„Darum. Weil ich beschäftigt bin. Ich habe zu tun. Ich muss noch diese Kräuter hier katalogisieren..."
Ein schiefer Blick von ihr und ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Man konnte Elenath nahezu alles verkaufen, aber dass ich freiwillig Heilkräuter katalogisierte, dass hätte mir nicht mal Aglariel geglaubt, und der hatte ich wirklich alles erzählen können. Aber nicht das, und schon gar nicht Elenath. Sie war zwar eine Elbe, aber sie war nicht völlig blöde.
„DAS stimmt nicht, und das weißt du, denke ich, genau."Sie sah mich mit diesem überlegenen ich-Elb-du-Mensch-Blick an, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte, den aber irgendwie alle Elben drauf hatten und den sie mit Bevorzugung immer dann anwandten, wenn ich gerade mal wieder in irgendein elbisches Fettnäpfchen getappt war oder meine menschliche Bescheuertheit sonst irgendwie unter Beweis gestellt hatte.
Ich zuckte nur die Achseln. Was hätte ich auch sagen sollen. Elenath bekam eh immer ihren Willen, sie war schließlich Einzelkind, und ansonsten tat es mir vermutlich auch ganz gut, wenn ich noch mal rauskam, ich war schließlich seit gut einer Woche nicht mehr draußen gewesen. Was bedeutete, ich war noch unausgeschlafener als sonst, denn ich war noch nicht mal im Wald spazieren gegangen, um mich etwas auszuruhen.
Elenath wusste das natürlich, sie meinte es wirklich nur gut. Sie war lediglich der Ansicht, dass man mich manchmal zu meinem Glück zwingen musste (womit sie vermutlich Recht hatte).
Wir packten also unsere Sachen und sattelten die Pferde, das heißt, wir legten den Pferden, zwei hübschen Stuten, Itihldin1) und Ivoriell2) eine Decke über und ritten los. Elben reiten schließlich ohne Sattel, und das ist wirklich alles andere als einfach. Aber ich bin begabt für so was, es klappte schon im siebzehnten Anlauf.
Als ich von Lothlorien aufgebrochen war, hatte ich zwar auch keinen Sattel gehabt, aber irgendwie war mir das Aufsteigen da leichter gefallen. Es wäre natürlich möglich gewesen, dass es daran gelegen hatte, dass ich mich damals auf meine Gepäckkiste gestellt hatte, aber nach kurzer Überlegung schob ich diesen Gedanken weit von mir.
Wir ritten also los. Wir hatten vor, den ganzen Tag fort zu bleiben, damit wir beide wirklich etwas Zeit und Abstand gewinnen konnten. Wir hatten auch Narthan darauf vorbereitet, dass wir ihn heute nicht würden bekochen können, hatten ihm aber ein paar belegte Brote dagelassen, da wir wussten, wie unfähig er war, irgendwas haushaltsmäßiges allein auf die Reihe zu kriegen. Er mochte ein begnadeter Heiler sein, aber von den normalen Dingen des alltäglichen Alltags hatte er nicht die geringste Ahnung.
Fünf Minuten später waren wir wieder da. Elenath hatte den Picknickkorb vergessen. Wo wir schon mal da waren, machte sie mich direkt darauf aufmerksam, dass ich bitte auch noch schnell Handtücher und eine Picknickdecke einpacken sollte, die hatte sie nämlich auch vergessen. Und, oh, Sachen zum wechseln für nach dem Baden wären vielleicht auch nicht schlecht. Und ach, so ein mist, etwas zu Trinken wäre vielleicht auch nicht schlecht. Das sie nicht vergessen hatte, die Brote zur Verpflegung zu schmieren, war gerade alles.
Aber irgendwann als ich alles zusammengesammelt hatte und wir es irgendwie in irgendwelchen Tragekörben verstaut hatten, kamen wir dann doch noch los. Es war schon relativ spät, und wir mussten noch ein gutes Stück durch den Wald reiten, denn Elenath hatte eigentlich vorgehabt, mit mir einen sehr, sehr, sehr gedehnten Ausritt zu einem beliebten Badesee zu unternehmen, und mir unterwegs noch ein bisschen was von Düsterwald zu zeigen, zum Beispiel den Palast oder den Traumfluss, und so war ich ganz froh, dass wir später weggekommen waren und Elenath diesen Programmpunkt schweren Herzens streichen musste. Ich würde mich ewig für diesen scheinbar glücklichen Umstand verfluchen.
Aber zunächst war ich's zufrieden und trabte gemächlich neben Elenath her. Wir quatschten über alles mögliche, Gott und die Welt, Ilúvatar und Arda, einfach alles. Es war wirklich lustig, und ich war fast ein bisschen enttäuscht, als wir schon da waren. Ich hätte nie gedacht, dass Reiten Spaß machen könnte. Ich konnte es allmählich richtig gut, was bedeutete, dass wir nicht alle 5 Minuten anhalten mussten, weil ich wieder mal vom Pferd gefallen war.
An dieser Stelle wäre es wohl auch angebracht, Ivoriell zu loben, die wirklich sehr, sehr geduldig mit mir war. Ich glaube, sie fing erst nach dem zehnten Mal an zu treten.
Als wir dann da waren, war ich doch nicht mehr sauer, dass wir da waren es war einfach tollTOLLtoll: ein hübscher Weiher mit glasklarem Wasser, das einladend türkisgrün schimmerte. Drumherum eine schöne grüne Blumenwiese, die einen förmlich dazu ZWANG, darauf zu picknicken. Und das alles auf einer Lichtung inmitten des tiefsten Waldes. Einfach nur TOLL.
Wir breiteten gemächlich unsere Sachen aus, begrüßten Leute, die wir, beziehungsweise Elenath kannten, und legten uns gemütlich hin. Die Pferde ließen wir frei laufen. Es war schon irgendwie gemütlich, auch wenn es alles andere als leer war. Es war schon gut voll, aber nicht überfüllt, geradeso, dass man sich zwar nicht einsam fühlte, aber auch nicht gleich das Gefühl hatte zu ersticken.
Wir blieben aber nicht so arg lang am Ufer, sondern stürzten uns relativ bald in die Fluten, wo wir uns eine bühnenreife Wasserschlacht lieferten, von der auch die am Ufer gebliebenen nicht unbedingt verschont wurden, so dass sich am Schluss so ziemlich alles im Wasser gegenseitig tunkte, anspritzte und nass machte. Ich schloss mindestens fünfzig neue Bekanntschaften, und mit den meisten hatte noch ich noch eine ganze Weile Kontakt.
Als wir dann endlich aus dem Wasser rauskrochen, total erledigt, fast zu müde zum Ausruhen, hätte ich ALLES gegeben, um eine Runde schlafen zu können.
Wir schleiften uns also zum Picknickkorb und plünderten ihn hemmungslos, zusammen mit den anderen tausend Leuten, mit denen wir im Wasser gewesen waren, die allerdings fairerweise auch was beisteuerten.
Es wurde eine hemmungslose Fressorgie. Wir aßen einfach alles auf, von uns, von anderen, und natürlich, wie das so üblich ist, endete das ganze in einer hübschen Essensschlacht, auf die selbstverständlich wieder eine Wasserschlacht folgen musste, man wollte schließlich noch mal sauber werden.
Es wurde abend. Immer mehr verschwanden, bis schließlich nur noch Elenath und ich da saßen. Wir hatten es nicht eilig, und so saßen wir da, friedlich, gemütlich, im Licht der allmählich untergehenden Sonne. Elenath wollte auch allmählich gehen, doch ich hielt sie mit dem Argument zurück, dass Narthan eh nicht auf uns wartete und wohl längst im Bett wäre, wenn wir kämen, so dass es nichts machen würde, wenn wir später kämen. Sie gab nach.
Ich habe mir niemals wieder so sehr gewünscht, dass sie einmal, wenigstens einmal ihren Kopf durchgesetzt hätte. Vermutlich wäre dann alles anders –besser- gekommen.
Wir saßen also gemütlich da, redeten, lachten, bis Elenath irgendwann beschloss, den Müll um uns herum aufzusammeln. Es war nicht viel, Elben sind schließlich umweltfreundlich, aber in ihren Augen muss es ausgesehen haben wie auf der Müllkippe. Ich beschloss, derweil eine Runde schwimmen zu gehen, aber so richtig.
Ich hatte schon ewig nicht mehr trainiert und dementsprechend war meine Kondition. Ich schämte mich richtig, aber da mich zum Glück keiner sehen konnte, trainierte ich einfach weiter und schwor mir hoch und heilig, öfter schwimmen zu gehen.
Als ich irgendwann nicht mehr konnte, schwamm ich ans näherliegende Ufer zurück um mich auszuruhen. Es lag leider fast genau gegenüber dem, an dem unsere Sachen lagen.
Ich stieg aus dem Wasser und legte mich auf die Wiese. Es war schön. Die Sonne schien mit rotgoldenen Strahlen schräg über das Blätterdach auf die Lichtung herab und tauchte alles in Rot und Gold.
Ich hätte so gerne noch ein Weilchen bleiben können, aber ich hörte Stimmen. Sie kamen direkt aus der Richtung hinter mir, aus dem Wald. Ich hatte zwar nichts zu befürchten, aber da ich es überhaupt nicht mag, wenn ich hinterrücks überrascht werde, verkroch ich mich etwas seitlich ins Gebüsch, so dass ich nicht direkt gesehen werden würde. Ich war ganz nah am Ufer, so dass ich im Falle einer Entdeckung immer noch schnell hinüber kraulen könnte. Ich liebte es, heimlich Leute auszuspionieren!
Es dauerte nicht lange, und die Besitzer der Stimmen waren angekommen. Sie trugen gewöhnliche Tuniken und Leggins in grün und braun, und beide hatten sie Pfeil und Bogen bei sich. Kurz darauf waren sie so nahe dran, dass ich sie genauer erkennen konnte. Es waren zwei: ein etwas kleinerer mit langen, platinblonden Haaren und, wie es schien, grünen Augen, und ein etwas größerer mit dunkelblonden Haaren und blauen A-
Nein. Nein. Nein, nein, nein. NEIN. N. E. I. N.
Es war Lass. In Begleitung von Glubschi.
Nein. Ich träumte. Das war ein schlechter Scherz. Ein furchtbarer Alptraum. Es war einfach nicht wahr.
Leider war es aber doch war. Sie waren es, und sie machten den eindeutigen Eindruck, als ob sie bleiben wollten. Nein. Letzten Satz streichen. Korrektur. Als ob sie SCHWIMMEN gehen wollten. Und da sie sich alleine wähnten, wollten sie NACKT schwimmen gehen.
Okay, gut, wenn Lass unbedingt wollte, seine Bauchmuskeln hatte ich ja schon zuvor bewundert, da sah ich gerne mehr, aber Glubschi? Nein, das musste nicht sein. Das musste ECHT NICHT SEIN.
Ich flehte zu den Valar, zu Gott, zu Johnny Depp, dass sie mich a) nicht entdecken würden und b) sich Glubschi NICHT ausziehen würde. Meine Angebeten waren ganz offensichtlich anderweitig beschäftigt, oder sie waren zu faul, oder ich interessierte sie nicht. Jedenfalls flehte ich umsonst. Meine schlimmsten Alpträume wurden wahr. Nein, ich wurde nicht zu Britney Spears und nein, Dieter Bohlen wurde nicht mein Vater, und, wieder falsch, ich wurde nicht Nichte von George Bush, aber fast. Fast. Ich war echt nah dran.
Lass begann jetzt sich auszuziehen, und das fand ich schon gut, nur, dass ich dies mal für meinen Geschmack viel zu weit entfernt war. Noch besser allerdings fand ich, dass Glubschi sich NICHT auszog.
Stattdessen streunte er am Rand der Lichtung rum und durchwühlte das Gebüsch, bog Zweige zurück. Er sah aus, als sei er auf der Suche nach irgendwelchen Attentätern.
Nach Attentätern...
Irgendwelchen Attentätern...
Im Gebüsch...
Aus dem Hinterhalt...
„Scheiße!"Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Was sollte ich denn jetzt tun? Wenn sie mich entdecken würden, wäre alles zerstört: Lass würde wissen, dass ich seinen Dolch geklaut hatte, den hatte ich nämlich praktischerweise umhängen, Glubschi würde mich wieder erkennen, Galadriel Meldung erstatten und mich nach Bruchtal verfrachten, damit ich eine Entziehungskur machte, die längst nicht mehr nötig war.
Außerdem würde Galadriel Thranduil fertig machen weil er mich nicht gefunden hatte und es klar gewesen war dass ich in Düsterwald stecken musste und Thranduil würde zurückschießen weil Galadriel eine Noldo war und ihm gar nichts zu sagen hatte und es würde Krieg zwischen den Elben geben was es seit der Altvorderenzeit nicht mehr gegeben hatte und Narthan müsste ihn den Krieg ziehen und Elenath wäre Vollwaise weil ihre Mutter ja schon in der Gefolgschaft von der Frau von Thranduil in den Westen gesegelt war und sie wäre total traurig und alle wären fertig und würden flennen und wären sauer und alles wäre furchtbar und alles wegen mir.
Das durfte ich nicht geschehen lassen!
Ich musste was tun, war mir nur noch nicht sicher, was. Nach reiflichem Überlegen beschloss ich, dass Lass´ Bauchmuskeln trotz aller Vollkommenheit NICHT der Sicherheit vor einem Lynchtod vorzuziehen waren. Ich hatte mir überlegt, so schnell und unauffällig wie möglich zurückzuschwimmen und mich dann so schnell wie möglich mit Elenath aus dem Staub zu machen.
Ich hatte es vor. Wirklich, ehrlich und ganz fest vor. Aber in genau dem Moment, in dem ich losschwimmen wollte, kam Lass herüber. Und, also, wirklich, DAS war nicht meine Schuld, dass ich da geblieben bin, solche Bauchmuskeln gehören ja verboten. Bedauerlicherweise (oder soll ich sagen: zum Glück?) hatte er noch einen Lendenschurz an. Wäre dem nicht so gewesen wäre ich vermutlich für immer und ewig am Boden festgewachsen.
Er ließ seinen Blick flüchtig über das Gebüsch streifen. Dann drehte er sich zu Glubschi um. „Hier ist nichts, Medlion3). Jetzt hör auf mit dem Unsinn. Es wird schon nichts passieren. Komm lieber ins Wasser..."
Medlion? Wieso Medlion? Glubschi hieß doch Haldir?
Glubschi/ Medlion kam rüber. Hopsala. Das war ja gar nicht Glubschi. Glubschi hatte blaue Augen... und außerdem sah er nicht so gut aus.
Medlion schüttelte dann ernsthaft den Kopf. „Ich kann das nicht zu lassen, Euer Majestät."
Euer Majestät? Ich hatte mich aber eben verhört, oder?
„Oh, KOMM schon Medli. Es passiert eh nichts. Du bist schlimmer als dein Vater..."
„Vor dem ich die Verantwortung habe. Wenn dir irgendwas passiert... "
„Oh bitte! Das war dir doch bisher auch immer egal, du hast gemacht, was du wolltest, ohne Rücksicht darauf, ob das meiner achsoltollen Prinzengesundheit jetzt schadet, wenn du mir einen Frosch ins Bett steckst oder nicht. Aber kaum ist man mal kurz weg einen saufen... "
Prinzengesundheit??? Uh-oh. Meine lange Leitung meldete sich.
Also, Lass war eine Majestät, richtig? Er war Prinz richtig? Und er hieß Lass, richtig? Und das bedeutete Blatt, richtig? Richtig. Mist. Und hatte er seinen Namen nicht mit L..lass angegeben? Oder nicht? Doch. Hatte er. Das bedeutete.. Das bedeutete, dass..
„MAL KURZ WEG???? Legolas, sag mal, hasst du sie noch alle?"
Die Kandidatin hat Hundert Punkte!
„Du warst DREI Tage weg! Und als du plötzlich wieder aufgetaucht bist, bist du gerannt wie ein Irrer, weil du glaubtest, du seiest über eine Woche fortgewesen..."
Ob er wohl sauer war, dass ich ihn so ausgetrickst hatte?
„Also DAS war ja wohl nicht meine Schuld! Das war diese hinterhältige Heilerin, die hat mich reingelegt! Sie hat mir alle möglichen Lügen erzählt und mich mit Drogen vollgepumpt, ich sags dir, wenn ich die erwische..."
Weitere hundert Punkte für die Kandidatin!
„Wenn, wenn, wenn. Dann erwisch die erst mal. Ich wünsche dir, viel Spaß dabei!"Medlion schien jetzt wieder besser gelaunt, auf jeden Fall schien er entspannter und begann ebenfalls sich auszuziehen und ich fragte mich ernsthaft, wie bei Eru ich ihn mit Glubschi hatte verwechseln können. Glubschi war hässlich, doof und schon bestimmt drei Jahrtausende verheiratet. Medlion war jung, gutaussehend und allem Anschein nach alleinstehend.
„Mal im Ernst, Legolas: wer soll das eigentlich sein? Du redest ständig von ihr, als gäbe es nichts anderes. Aber außer dir hat noch niemand jemals irgendwas von ihr gehört-"
Medlion schien noch mehr sagen zu wollen, doch Legolas schnitt ihm mit einer herrischen Handbewegung das Wort ab.
„Ist ja auch egal jetzt. Ich will jetzt schwimmen gehen, deswegen bin ich schließlich hergekommen. Wenn du hier weiter herumstehen und große Reden schwingen willst, bitte. Ich gehe jetzt ins Wasser!"
Sprachs und tats unverzüglich. Medlion lachte und stürmte ihm hinterher, während ich mich in meinem Versteck immer unwohler fühlte. Die Sonne war inzwischen beinahe untergegangen und es war doch recht kühl, und ich war immer noch klatschnass. Zurückschwimmen konnte ich auch nicht, denn dann hätten sie mich auf jeden Fall gesehen.
Aber zurücklaufen? Das wäre erstens sehr, sehr weit und zweitens würden sie mich bestimmt sehen. Andererseits wäre das ja auch egal, wenn ich so schnell wegkam, dass Legolas mich nicht erkannte.
Vorsichtig begann ich rückwärts zu kriechen. Praktischerweise hatte ich mir natürlich die Hecke mit den meisten Dornen ausgesucht, und innerhalb kürzester Zeit sah ich aus als hätte ich Nadelkissen-knutschen betrieben.
Ich kämpfte mich durch das Gestrüpp, während ich meine ganze Wut darüber auf Lass, pardon, LEGOlas, den L...Lass mit großem Ego, konzentrierte. Warum musste der auch ausgerechnet jetzt baden gehen! Warum konnte der nicht woanders schwimmen gehen! Warum musste er von Adel sein!
Ich hätte kein Problem gehabt, jetzt einfach an ihm vorbeizuschwimmen, wenn er nicht von Adel gewesen wäre, nicht das geringste. Und wenn er völlig nackt gewesen wäre! Obwohl, dann schon mal erst recht nicht, weil ich klar im Vorteil gewesen wäre, weil ich was angehabt hätte und er nicht.
Zu Hause, also daheim, also bei Mama, also, äh, daheim, bei, schnüff, heul, flenn Mami, äh -reiß dich zusammen!- also, jedenfalls, da hatte ich das ständig gemacht. Man musste den Kerlen nur weiß machen, dass man alle Trümpfe in der Hand hatte, und schon fraßen sie einem aus der Hand.
Aber bei diesen Adligen wusste man ja nie so genau. Außerdem hatte er selbst gesagt, er wäre sauer auf mich... Also ging ich eben außenrum.
Ich war so beschäftigt damit, mich so unauffällig vom Wasser wegzubewegen und aufgrund der Dornen zu fluchen –die beiden anderen waren ja mit sich- gegenseitig-anspritzen-und-tunken-beschäftigt- dass mir gar nicht auffiel, wie still es rund um mich herum geworden war. Ich fragte mich noch ob sie etwa zum anderen Ufer rübergeschwommen wären, als sich über mir die Zweige auseinander bogen.
„Wen haben wir denn da?"
Ich sah ganz, ganz vorsichtig nach oben. Direkt über mir stand Legolas. Und unmittelbar neben ihm Medlion, der sich allerdings etwas recken musste, Legolas war doch ein gutes Stück größer als er.
Ich zwang mich zu grinsen. „Hi Legolas!"Ich erhob mich. Aufrechtstehend war ich mindestens einen ganzen Kopf kleiner als er, das malträtierte mein Selbstbewusstsein ganz schön. War jetzt aber unwichtig. „Ich muss weg!"
Und ehe sie wussten, was passierte, spurtete ich los, mitten in den Wald hinein, in westliche Richtung. Ich beabsichtigte, einen Bogen zu schlagen und dann rund um den See zurück zu Elenath zu laufen.
Das war von der Idee her schon mal nicht schlecht, ich hatte nur praktischerweise nicht bedacht, dass Legolas und Medlion ELBEN waren und ich nur eine bescheuerte Menschentussi, die zwar unsterbliche Ambitionen hatte, allerdings seit ungefähr drei Jahrzehnten auf dem geistigen Standart einer pubertierenden Fünfzehnjährigen rangierte.
Ich spurtete also los und sie, nachdem sie ihren Schock überwunden hatten (was schnell ging), mir hinterher. Das war sehr, sehr hinderlich für die Durchführung meines Fluchtplans, aber ich konnte sie ja immer noch durch Zickzack laufen verwirren und so abhängen. Soll heißen, das hätte ich gekonnt, aber sie waren Elben, und sie WOHNTEN hier. So blöd muss man erst mal sein, jemanden abhängen zu wollen, wenn der andere Heimvorteil hat. Na ja, man kanns ja mal versuchen...
Ich kam mit dieser Taktik nur leider nicht sehr weit. Ich hatte keine zweihundert Meter zurückgelegt, als Medlion einen Hechtsprung machte und mich fast erwischt hätte, aber zum Glück nur fast. Er strauchelte und Legolas lief mitten in ihn hinein, so dass beide hinfielen.
Ich drehte mich nicht um, obwohl es ein herrlicher Anblick gewesen sein musste. Diesen Luxus konnte ich mir nicht leisten. Ich rannte weiter. Das ganze wurde allmählich zur Hetzjagd umgestaltet, hatte ich fast das Gefühl. Sie kamen immer wieder dicht an mich heran, jedes Mal, wenn ich zu ermüden begann, so dass ich noch mal sämtliche Energien mobilisieren musste.
Ich dachte einfach an all die Kalorien, die ich verbrennen würde, und wie gut das für meine Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur war und dass ich öfter joggen gehen musste.
Ich lief immer weiter, aber allmählich kam es mir doch ein bisschen spanisch vor. Wie groß war dieser See eigentlich? Musste ich nicht allmählich rum sein?
Es sei denn... Na toll. Ganz groß, Emy. Diese Ekelpakete haben dich in die falsche Richtung gehetzt.
Ich warf einen Blick zurück und sah meine Vermutung bestätigt: Hinter mir schimmerte zwischen den Bäumen das Wasser des Sees im allerletzten Tageslicht hindurch.
Ich hielt an, machte eine Hundertachtziggradwendung und rannte zwischen ihnen hindurch zum Wasser zurück. Sie hätten mich natürlich abfangen können, womit ich fast gerechnet hatte, aber sie waren wohl so perplex durch diese plötzliche Wendung der Dinge, dass sie einfach gar nicht reagierten: sie rannten ein paar Meter weiter, bis sie es begriffen, dann hielten sie an, drehten, waren sich gegenseitig im Weg, fielen hin und nahmen schließlich die Verfolgung auf.
Ich war relativ bald am See, und als ich aus den Bäumen herausfetzte, war da auch schon Elenath.
„Elenath! Gott, ich meine, Eru, ach, is ja auch egal, hast du gepackt???"
Elenath stemmte wütend die Hände in die hüften. „Nein. Habe ich nicht. Du wolltest nur kurz schwimmen gehen, Carië! Du warst ZWEI STUNDEN weg! Und die meiste Zeit hast du drüben im Gebüsch gesessen! Ha, guck nicht so, glaubst du etwa, ich hätte das nicht gesehen? Ta, jetzt sagst du nichts mehr!"
Ich sah sie an, als sei sie vollkommen geistesgestört, und so erschien sie in diesem Moment auch. „Elenath! Mach schnell! Sie sind hinter mir her!"
Sie sah mich verwirrt an. „Wer denn..."
„DIE DA!", schrie ich und deutete auf Legolas und Medlion, die gerade aus dem Wald auftauchten.
Ich rannte weiter, aber da ich nirgends hin konnte, entschloss ich mich kurzerhand für die Flucht ins Wasser.
Ich stürzte mich in die Fluten und kraulte so schnell ich konnte vom Ufer weg. Als ich in ausrechender Entfernung war, allerdings noch in Sicht- und Hörweite, und mir zudem auffiel, dass sie mich nicht verfolgten, schwamm ich ein bisschen Brust im Kreis herum und beobachtete das Geschehen am Ufer.
Die beiden hatten Elenath inzwischen erreicht, aber sie sprachen absichtlich so leise mit ihr, dass ich nicht verstehen konnte, was sie sagten.
Sie sagten allerdings nicht sehr viel sondern gingen recht bald dazu über Elenath festzuhalten, das heißt, Medlion hielt ihr die Arme auf den Rücken und passte auch ansonsten auf, dass sie nicht weglief, und Legolas kam näher zum Ufer und bedeutete mir näher zuschwimmen, was ich auch sofort tat, WAS stellten die damit Elenath an?
Ich konnte es nicht erkenne, Medlion hatte Elenath zurück zum Waldrand geschleift, so dass ich nicht genau sehen konnte, was sie machten, aber ich hörte Elenath rufen und schreien, und was immer Medlion da machte Elenath schien es nicht zu gefallen, denn sie wehrte sich heftig.
„Was macht er mit ihr?", schrie ich. „Er soll sie loslassen, sofort!"
Legolas grinste überheblich. „Sagt wer?"
„ICH! Oh, du Bastard, du Ekel, du Arsch, lass sie los, du, du-"
„Ich? Ich?"
Verdammt, wie konnte der nur so breit grinsen, während sein Kumpel meine Freundin vergewaltigte???
„Er soll sie loslassen!"
„Erst wenn du rauskommst!"
„Was?"
Schon wieder diese überhebliche Grinsen.
„Erst wenn du aus dem Wasser rauskommst."
Verdammt. Sollte ich Elenath helfen und Gefängnis und Tod riskieren – hey, ich hatte den Kronprinzen von Düsterwald beklaut!- oder lieber sicher im Wasser bleiben?
In diesem Moment riss Elenath sich los und stürzte sich ebenfalls ins Wasser. Ich entschied mich spontan für die letztere Variante.
Elenath kraulte jetzt zu mir hin und wir drehten gemeinsam im Wasser Runden um nicht kalt zu bekommen, vor allem Elenath, die ja in Klamotten reingesprungen war. Zum Glück hatte sie heute eine Tunika und Leggins an, mit einem Kleid und den tausend Röcken hätte das nämlich böse ausgehen können.
Legolas wirkte am Ufer jetzt nicht mehr ganz so überheblich. „He, so hatten wir nicht gewettet!", schrie er Elenath zu, Ich sah sie fassungslos an. „Bitte was?"
Elenath grinste verlegen. „Ähm- mir war heiß?"
„Na warte!"Mit einem Aufschrei stürzte Medlion sich ins Wasser und kraulte auf uns zu und ich gab wieder Highspeed, zumal jetzt auch Legolas ins Wasser kam. Medlion machte bei Elenath halt, um sie zu necken und zu tunken –was die beiden da trieben sah mir stark nach angehendem Flirt aus- doch Legolas raste ungebremst auch mich zu.
Ich machte so schnell ich konnte. Ich gab mir wirklich mühe. Aber ich war schon ziemlich fertig, so dass mein bestes nicht mehr allzu viel wahr. Als ich jedoch Legolas´ wutentbranntes Gesicht sah, machte ich noch mal Dampf.
Das Blut pochte in meinen Ohren, ich hörte meinen eigenen Herzschlag unnatürlich laut und wie in Zeitlupe, alle Hintergrundgeräusche verblassten, rückten in die Ferne und wurden unwichtig. Mir drehte sich alles, aber ich schwamm weiter. Wenn er mich erwischen würde, dann gute Nacht. Und eigentlich wollte ich noch nicht hingerichtet werden.
Doch schon relativ bald hatte Legolas mich erreicht, er war ja auch ein Elb und daher viel, viel ausdauernder und außerdem nicht den ganzen Tag im Wasser herumgetobt.
ER packte und tunkte mich. Ich versuchte alle Befreiungsgriffe, die ich je nicht gelernt hatte, und in diesem Moment hasste ich mich wirklich dafür, dass ich sie nicht gelernt hatte, aber das ließ sich halt nicht ändern, und ich gab einfach mein Bestes.
Befreiungsgriffe sind so schlaue Griffe, die jeder DLRGler können sollte, weil, wenn man einen Ertrinkenden retten will, und der ist panisch, dann würgt der einen vielleicht, oder umklammert einen, und dann ist nichts mit abschlappen und retten, weil, man wird ja selbst halb ertränkt. Tja, und deshalb gibt's die Befreiungsgriffe, weil wie der Name schon sagt, damit kann man sich BEFREIEN, tja, aber erstens war das EWIG her und zweitens hatte ich die eh nie gekonnt.
Ich wehrte mich mit aller Kraft, schlug, kratzte, biss und tritt, aber er war einfach stärker. Letztendlich hielt er mich festumklammert und zischte mir „gib auf!"ins Ohr. Und ich gab auch.
Es war um Leben oder Tod gegangen, wohlgemerkt, um MEIN Leben, doch ich hatte verloren. Ich gab auf.
In diesem Moment, da ich aufgab, verließen mich meine Sinne. Ihr kennt das vielleicht, wenn man die ganze Zeit auf Highspeed ist, immer Tempo, tempo, tempo, und hält dann plötzlich an, dann wird einem schwindlig, weil der Körper sich auf diesen plötzlichen Wechsel erst einstellen muss. Deswegen sollte man sich auch nach längerem Joggen auf keinen Fall hinsetzen! Ich klappte zusammen.
Den Rest der Geschehnisse nahm ich nur schemenhaft wahr. Ich war nicht wirklich ohnmächtig, doch ich muss so gewirkt haben. Ich weiß nicht, wie ich ans Ufer kam, geschweige denn, aus dem Wasser, ich hatte das Gefühl, getragen zu werden, wie ganz früher, als ich noch klein gewesen war und mein Vater mich stets ins Bett getragen hatte.
Das war, bevor er was mit seiner Sekretärin anfing.
Aber mein Papa war nicht da, mein lieber, süßer Papipapa.
Ich hörte Diskussionen, von denen ich nichts mehr weiß, und irgendjemand, der sagte, man müsset mich zum Schloss bringen, „das ist näher und sicherer für uns alle, besonders für sie."
Ich wollte mich wehren. Ich wollte mich weigern, ich wollte noch nicht aufs Schafott! Doch ich war unfähig etwas zu tun, und bald glitt ich ins Dunkel zurück. Ich weiß noch, dass ich irgendwo durchgetragen wurde, durchs Dunkel, dann Pferdeschnauben, und Fackeln an den Wänden –der Kerker.
Da erwachte ich aus meiner Lethargie, aus meiner Kraftlosigkeit. „NEIN!", schrie ich, so laut ich es vermochte. Doch das war nur mein allerletztes Aufbäumen gewesen. Denn danach war da lange, lange nichts mehr.
1) ithildin = Mondfunke
2) ivor = Kristall; iell = weibl. Endung
3) medli = Bär; ion = Sohn; Also medlion = Bärensohn (A/N: ich will nichts hören – mir ist nichts besseres eingefallen...)
Luinaldawen: zufrieden? As deine Vermutung angeht: soviel zu UNAUFFÄLLIGEN h Hinweisen auf den weiteren Verlauf der Story.. Lass heißt aber wirklich Blatt! sich vehement verteidigt auf Kapitel zeigt
Darklayka: Daaaaaaaaanke für die vielen Reviews, so viel Lob ist ja fast schädlich... g
P. S.: Danke für den Tipp mit den Chaptern, hab ich echt nicht gemerkt!
Eso: LIES ES ENDLICH!!!! On va telefoner.
Disclaimer: Siehe Vorspann
Kapitel 12
Raus aus dem Regen, ins Leben, ab in den Süden, der Sonne entgegen, was erleben, einen heben und dann Bikinis erleben
Jetzt kommt es dick Mann, ich rette den Tag, ich sag ab geht die Party und die Party geht ab
Und dabei blieb es. Ich konnte mit dieser Einstellung wirklich sehr gut umgehen. Sie beruhigte mein schlechtes Gewissen, das sich jedes Mal meldete, wenn ich den Dolch in die Hand nahm. Sie beruhigte meine Nerven, jedes Mal, wenn ich die Antikaterpaste zusammenrührte. Sie beruhigte meine Gefühle, jedes Mal, wenn ich an den hartnäckigen Kotzflecken rumbohnerte.
Zum Glück hatte ich genug zu tun, so dass ich trotz allem nicht STÄNDIG an ihn denken musste.
Nur etwa einmal minütlich.
Ich hatte und habe keine Ahnung, warum, aber irgendwie hatte ich ein abartig schlechtes Gewissen, weil ich ihm die Kette geklaut hatte. Okay, es war nur ne einfache Kette, aber hey, es war Mithril! Außerdem war die Kette schlicht und einfach seine – gewesen muahahaha!!!
Zu meinem Glück merkte wenigstens Elenath nichts davon. Es wäre mir auch wirklich schwergefallen, es ihr zu erklären, zumal ich definitiv NICHTS von dem Typ wollte. Dafür hatte er zuviel gekotzt.
Elenath wunderte sich zwar, warum ich so schweigsam war, aber sie sagte nicht viel dazu, abgesehen von gelegentlichen Kommentaren, wie „jetzt reiß dich mal zusammen, Carië!"und „warum flennst du eigentlich ständig, Carië?"oder „sag mal, hab ich irgendwas verpasst? Hast du Liebeskummer, oder so ähnlich? Carië?"
Wie gesagt, Elenath hatte nichts gemerkt. Ich war schließlich, wie schon mal erwähnt, eine wundervolle Schauspielerin.
Schließlich hatte Elenath genug. Sie beschloss, dass ich etwas Auslauf bräuchte, und entschied, mit mir einen Ausritt zu machen, was mich in von ihr unvorgesehene Panikattacken stürzte.
Ich konnte zwar reiten, jeder konnte das, aber so gut, dass ich mich an einen richtigen Ausritt rangetraut hätte, war ich bestimmt nicht. Abgesehen davon, dass ich eh keine Lust hatte. Und das sagte ich ihr auch. Also, dass ich nicht reiten konnte. Bei dem anderen wäre sie beleidigt gewesen.
„Elenath, ich kann nicht mit dir ausreiten. Ich kann weder richtig reiten, noch habe ich das Interesse, geschweige denn die Zeit dazu, jetzt mit dir auszureiten."
„Und warum, wenn man fragen darf?"Elenath ließ nicht locker. Sie hatte sich in den Kopf gesetzt mich aufzuheitern und abzulenken, auch, wenn sie nicht die geringste Ahnung hatte, warum ich überhaupt so fertig war. Wie denn auch, ich wusste es ja selbst nicht.
„Darum. Weil ich beschäftigt bin. Ich habe zu tun. Ich muss noch diese Kräuter hier katalogisieren..."
Ein schiefer Blick von ihr und ich wusste, dass ich zu weit gegangen war. Man konnte Elenath nahezu alles verkaufen, aber dass ich freiwillig Heilkräuter katalogisierte, dass hätte mir nicht mal Aglariel geglaubt, und der hatte ich wirklich alles erzählen können. Aber nicht das, und schon gar nicht Elenath. Sie war zwar eine Elbe, aber sie war nicht völlig blöde.
„DAS stimmt nicht, und das weißt du, denke ich, genau."Sie sah mich mit diesem überlegenen ich-Elb-du-Mensch-Blick an, den ich auf den Tod nicht ausstehen konnte, den aber irgendwie alle Elben drauf hatten und den sie mit Bevorzugung immer dann anwandten, wenn ich gerade mal wieder in irgendein elbisches Fettnäpfchen getappt war oder meine menschliche Bescheuertheit sonst irgendwie unter Beweis gestellt hatte.
Ich zuckte nur die Achseln. Was hätte ich auch sagen sollen. Elenath bekam eh immer ihren Willen, sie war schließlich Einzelkind, und ansonsten tat es mir vermutlich auch ganz gut, wenn ich noch mal rauskam, ich war schließlich seit gut einer Woche nicht mehr draußen gewesen. Was bedeutete, ich war noch unausgeschlafener als sonst, denn ich war noch nicht mal im Wald spazieren gegangen, um mich etwas auszuruhen.
Elenath wusste das natürlich, sie meinte es wirklich nur gut. Sie war lediglich der Ansicht, dass man mich manchmal zu meinem Glück zwingen musste (womit sie vermutlich Recht hatte).
Wir packten also unsere Sachen und sattelten die Pferde, das heißt, wir legten den Pferden, zwei hübschen Stuten, Itihldin1) und Ivoriell2) eine Decke über und ritten los. Elben reiten schließlich ohne Sattel, und das ist wirklich alles andere als einfach. Aber ich bin begabt für so was, es klappte schon im siebzehnten Anlauf.
Als ich von Lothlorien aufgebrochen war, hatte ich zwar auch keinen Sattel gehabt, aber irgendwie war mir das Aufsteigen da leichter gefallen. Es wäre natürlich möglich gewesen, dass es daran gelegen hatte, dass ich mich damals auf meine Gepäckkiste gestellt hatte, aber nach kurzer Überlegung schob ich diesen Gedanken weit von mir.
Wir ritten also los. Wir hatten vor, den ganzen Tag fort zu bleiben, damit wir beide wirklich etwas Zeit und Abstand gewinnen konnten. Wir hatten auch Narthan darauf vorbereitet, dass wir ihn heute nicht würden bekochen können, hatten ihm aber ein paar belegte Brote dagelassen, da wir wussten, wie unfähig er war, irgendwas haushaltsmäßiges allein auf die Reihe zu kriegen. Er mochte ein begnadeter Heiler sein, aber von den normalen Dingen des alltäglichen Alltags hatte er nicht die geringste Ahnung.
Fünf Minuten später waren wir wieder da. Elenath hatte den Picknickkorb vergessen. Wo wir schon mal da waren, machte sie mich direkt darauf aufmerksam, dass ich bitte auch noch schnell Handtücher und eine Picknickdecke einpacken sollte, die hatte sie nämlich auch vergessen. Und, oh, Sachen zum wechseln für nach dem Baden wären vielleicht auch nicht schlecht. Und ach, so ein mist, etwas zu Trinken wäre vielleicht auch nicht schlecht. Das sie nicht vergessen hatte, die Brote zur Verpflegung zu schmieren, war gerade alles.
Aber irgendwann als ich alles zusammengesammelt hatte und wir es irgendwie in irgendwelchen Tragekörben verstaut hatten, kamen wir dann doch noch los. Es war schon relativ spät, und wir mussten noch ein gutes Stück durch den Wald reiten, denn Elenath hatte eigentlich vorgehabt, mit mir einen sehr, sehr, sehr gedehnten Ausritt zu einem beliebten Badesee zu unternehmen, und mir unterwegs noch ein bisschen was von Düsterwald zu zeigen, zum Beispiel den Palast oder den Traumfluss, und so war ich ganz froh, dass wir später weggekommen waren und Elenath diesen Programmpunkt schweren Herzens streichen musste. Ich würde mich ewig für diesen scheinbar glücklichen Umstand verfluchen.
Aber zunächst war ich's zufrieden und trabte gemächlich neben Elenath her. Wir quatschten über alles mögliche, Gott und die Welt, Ilúvatar und Arda, einfach alles. Es war wirklich lustig, und ich war fast ein bisschen enttäuscht, als wir schon da waren. Ich hätte nie gedacht, dass Reiten Spaß machen könnte. Ich konnte es allmählich richtig gut, was bedeutete, dass wir nicht alle 5 Minuten anhalten mussten, weil ich wieder mal vom Pferd gefallen war.
An dieser Stelle wäre es wohl auch angebracht, Ivoriell zu loben, die wirklich sehr, sehr geduldig mit mir war. Ich glaube, sie fing erst nach dem zehnten Mal an zu treten.
Als wir dann da waren, war ich doch nicht mehr sauer, dass wir da waren es war einfach tollTOLLtoll: ein hübscher Weiher mit glasklarem Wasser, das einladend türkisgrün schimmerte. Drumherum eine schöne grüne Blumenwiese, die einen förmlich dazu ZWANG, darauf zu picknicken. Und das alles auf einer Lichtung inmitten des tiefsten Waldes. Einfach nur TOLL.
Wir breiteten gemächlich unsere Sachen aus, begrüßten Leute, die wir, beziehungsweise Elenath kannten, und legten uns gemütlich hin. Die Pferde ließen wir frei laufen. Es war schon irgendwie gemütlich, auch wenn es alles andere als leer war. Es war schon gut voll, aber nicht überfüllt, geradeso, dass man sich zwar nicht einsam fühlte, aber auch nicht gleich das Gefühl hatte zu ersticken.
Wir blieben aber nicht so arg lang am Ufer, sondern stürzten uns relativ bald in die Fluten, wo wir uns eine bühnenreife Wasserschlacht lieferten, von der auch die am Ufer gebliebenen nicht unbedingt verschont wurden, so dass sich am Schluss so ziemlich alles im Wasser gegenseitig tunkte, anspritzte und nass machte. Ich schloss mindestens fünfzig neue Bekanntschaften, und mit den meisten hatte noch ich noch eine ganze Weile Kontakt.
Als wir dann endlich aus dem Wasser rauskrochen, total erledigt, fast zu müde zum Ausruhen, hätte ich ALLES gegeben, um eine Runde schlafen zu können.
Wir schleiften uns also zum Picknickkorb und plünderten ihn hemmungslos, zusammen mit den anderen tausend Leuten, mit denen wir im Wasser gewesen waren, die allerdings fairerweise auch was beisteuerten.
Es wurde eine hemmungslose Fressorgie. Wir aßen einfach alles auf, von uns, von anderen, und natürlich, wie das so üblich ist, endete das ganze in einer hübschen Essensschlacht, auf die selbstverständlich wieder eine Wasserschlacht folgen musste, man wollte schließlich noch mal sauber werden.
Es wurde abend. Immer mehr verschwanden, bis schließlich nur noch Elenath und ich da saßen. Wir hatten es nicht eilig, und so saßen wir da, friedlich, gemütlich, im Licht der allmählich untergehenden Sonne. Elenath wollte auch allmählich gehen, doch ich hielt sie mit dem Argument zurück, dass Narthan eh nicht auf uns wartete und wohl längst im Bett wäre, wenn wir kämen, so dass es nichts machen würde, wenn wir später kämen. Sie gab nach.
Ich habe mir niemals wieder so sehr gewünscht, dass sie einmal, wenigstens einmal ihren Kopf durchgesetzt hätte. Vermutlich wäre dann alles anders –besser- gekommen.
Wir saßen also gemütlich da, redeten, lachten, bis Elenath irgendwann beschloss, den Müll um uns herum aufzusammeln. Es war nicht viel, Elben sind schließlich umweltfreundlich, aber in ihren Augen muss es ausgesehen haben wie auf der Müllkippe. Ich beschloss, derweil eine Runde schwimmen zu gehen, aber so richtig.
Ich hatte schon ewig nicht mehr trainiert und dementsprechend war meine Kondition. Ich schämte mich richtig, aber da mich zum Glück keiner sehen konnte, trainierte ich einfach weiter und schwor mir hoch und heilig, öfter schwimmen zu gehen.
Als ich irgendwann nicht mehr konnte, schwamm ich ans näherliegende Ufer zurück um mich auszuruhen. Es lag leider fast genau gegenüber dem, an dem unsere Sachen lagen.
Ich stieg aus dem Wasser und legte mich auf die Wiese. Es war schön. Die Sonne schien mit rotgoldenen Strahlen schräg über das Blätterdach auf die Lichtung herab und tauchte alles in Rot und Gold.
Ich hätte so gerne noch ein Weilchen bleiben können, aber ich hörte Stimmen. Sie kamen direkt aus der Richtung hinter mir, aus dem Wald. Ich hatte zwar nichts zu befürchten, aber da ich es überhaupt nicht mag, wenn ich hinterrücks überrascht werde, verkroch ich mich etwas seitlich ins Gebüsch, so dass ich nicht direkt gesehen werden würde. Ich war ganz nah am Ufer, so dass ich im Falle einer Entdeckung immer noch schnell hinüber kraulen könnte. Ich liebte es, heimlich Leute auszuspionieren!
Es dauerte nicht lange, und die Besitzer der Stimmen waren angekommen. Sie trugen gewöhnliche Tuniken und Leggins in grün und braun, und beide hatten sie Pfeil und Bogen bei sich. Kurz darauf waren sie so nahe dran, dass ich sie genauer erkennen konnte. Es waren zwei: ein etwas kleinerer mit langen, platinblonden Haaren und, wie es schien, grünen Augen, und ein etwas größerer mit dunkelblonden Haaren und blauen A-
Nein. Nein. Nein, nein, nein. NEIN. N. E. I. N.
Es war Lass. In Begleitung von Glubschi.
Nein. Ich träumte. Das war ein schlechter Scherz. Ein furchtbarer Alptraum. Es war einfach nicht wahr.
Leider war es aber doch war. Sie waren es, und sie machten den eindeutigen Eindruck, als ob sie bleiben wollten. Nein. Letzten Satz streichen. Korrektur. Als ob sie SCHWIMMEN gehen wollten. Und da sie sich alleine wähnten, wollten sie NACKT schwimmen gehen.
Okay, gut, wenn Lass unbedingt wollte, seine Bauchmuskeln hatte ich ja schon zuvor bewundert, da sah ich gerne mehr, aber Glubschi? Nein, das musste nicht sein. Das musste ECHT NICHT SEIN.
Ich flehte zu den Valar, zu Gott, zu Johnny Depp, dass sie mich a) nicht entdecken würden und b) sich Glubschi NICHT ausziehen würde. Meine Angebeten waren ganz offensichtlich anderweitig beschäftigt, oder sie waren zu faul, oder ich interessierte sie nicht. Jedenfalls flehte ich umsonst. Meine schlimmsten Alpträume wurden wahr. Nein, ich wurde nicht zu Britney Spears und nein, Dieter Bohlen wurde nicht mein Vater, und, wieder falsch, ich wurde nicht Nichte von George Bush, aber fast. Fast. Ich war echt nah dran.
Lass begann jetzt sich auszuziehen, und das fand ich schon gut, nur, dass ich dies mal für meinen Geschmack viel zu weit entfernt war. Noch besser allerdings fand ich, dass Glubschi sich NICHT auszog.
Stattdessen streunte er am Rand der Lichtung rum und durchwühlte das Gebüsch, bog Zweige zurück. Er sah aus, als sei er auf der Suche nach irgendwelchen Attentätern.
Nach Attentätern...
Irgendwelchen Attentätern...
Im Gebüsch...
Aus dem Hinterhalt...
„Scheiße!"Erschrocken hielt ich mir die Hand vor den Mund. Was sollte ich denn jetzt tun? Wenn sie mich entdecken würden, wäre alles zerstört: Lass würde wissen, dass ich seinen Dolch geklaut hatte, den hatte ich nämlich praktischerweise umhängen, Glubschi würde mich wieder erkennen, Galadriel Meldung erstatten und mich nach Bruchtal verfrachten, damit ich eine Entziehungskur machte, die längst nicht mehr nötig war.
Außerdem würde Galadriel Thranduil fertig machen weil er mich nicht gefunden hatte und es klar gewesen war dass ich in Düsterwald stecken musste und Thranduil würde zurückschießen weil Galadriel eine Noldo war und ihm gar nichts zu sagen hatte und es würde Krieg zwischen den Elben geben was es seit der Altvorderenzeit nicht mehr gegeben hatte und Narthan müsste ihn den Krieg ziehen und Elenath wäre Vollwaise weil ihre Mutter ja schon in der Gefolgschaft von der Frau von Thranduil in den Westen gesegelt war und sie wäre total traurig und alle wären fertig und würden flennen und wären sauer und alles wäre furchtbar und alles wegen mir.
Das durfte ich nicht geschehen lassen!
Ich musste was tun, war mir nur noch nicht sicher, was. Nach reiflichem Überlegen beschloss ich, dass Lass´ Bauchmuskeln trotz aller Vollkommenheit NICHT der Sicherheit vor einem Lynchtod vorzuziehen waren. Ich hatte mir überlegt, so schnell und unauffällig wie möglich zurückzuschwimmen und mich dann so schnell wie möglich mit Elenath aus dem Staub zu machen.
Ich hatte es vor. Wirklich, ehrlich und ganz fest vor. Aber in genau dem Moment, in dem ich losschwimmen wollte, kam Lass herüber. Und, also, wirklich, DAS war nicht meine Schuld, dass ich da geblieben bin, solche Bauchmuskeln gehören ja verboten. Bedauerlicherweise (oder soll ich sagen: zum Glück?) hatte er noch einen Lendenschurz an. Wäre dem nicht so gewesen wäre ich vermutlich für immer und ewig am Boden festgewachsen.
Er ließ seinen Blick flüchtig über das Gebüsch streifen. Dann drehte er sich zu Glubschi um. „Hier ist nichts, Medlion3). Jetzt hör auf mit dem Unsinn. Es wird schon nichts passieren. Komm lieber ins Wasser..."
Medlion? Wieso Medlion? Glubschi hieß doch Haldir?
Glubschi/ Medlion kam rüber. Hopsala. Das war ja gar nicht Glubschi. Glubschi hatte blaue Augen... und außerdem sah er nicht so gut aus.
Medlion schüttelte dann ernsthaft den Kopf. „Ich kann das nicht zu lassen, Euer Majestät."
Euer Majestät? Ich hatte mich aber eben verhört, oder?
„Oh, KOMM schon Medli. Es passiert eh nichts. Du bist schlimmer als dein Vater..."
„Vor dem ich die Verantwortung habe. Wenn dir irgendwas passiert... "
„Oh bitte! Das war dir doch bisher auch immer egal, du hast gemacht, was du wolltest, ohne Rücksicht darauf, ob das meiner achsoltollen Prinzengesundheit jetzt schadet, wenn du mir einen Frosch ins Bett steckst oder nicht. Aber kaum ist man mal kurz weg einen saufen... "
Prinzengesundheit??? Uh-oh. Meine lange Leitung meldete sich.
Also, Lass war eine Majestät, richtig? Er war Prinz richtig? Und er hieß Lass, richtig? Und das bedeutete Blatt, richtig? Richtig. Mist. Und hatte er seinen Namen nicht mit L..lass angegeben? Oder nicht? Doch. Hatte er. Das bedeutete.. Das bedeutete, dass..
„MAL KURZ WEG???? Legolas, sag mal, hasst du sie noch alle?"
Die Kandidatin hat Hundert Punkte!
„Du warst DREI Tage weg! Und als du plötzlich wieder aufgetaucht bist, bist du gerannt wie ein Irrer, weil du glaubtest, du seiest über eine Woche fortgewesen..."
Ob er wohl sauer war, dass ich ihn so ausgetrickst hatte?
„Also DAS war ja wohl nicht meine Schuld! Das war diese hinterhältige Heilerin, die hat mich reingelegt! Sie hat mir alle möglichen Lügen erzählt und mich mit Drogen vollgepumpt, ich sags dir, wenn ich die erwische..."
Weitere hundert Punkte für die Kandidatin!
„Wenn, wenn, wenn. Dann erwisch die erst mal. Ich wünsche dir, viel Spaß dabei!"Medlion schien jetzt wieder besser gelaunt, auf jeden Fall schien er entspannter und begann ebenfalls sich auszuziehen und ich fragte mich ernsthaft, wie bei Eru ich ihn mit Glubschi hatte verwechseln können. Glubschi war hässlich, doof und schon bestimmt drei Jahrtausende verheiratet. Medlion war jung, gutaussehend und allem Anschein nach alleinstehend.
„Mal im Ernst, Legolas: wer soll das eigentlich sein? Du redest ständig von ihr, als gäbe es nichts anderes. Aber außer dir hat noch niemand jemals irgendwas von ihr gehört-"
Medlion schien noch mehr sagen zu wollen, doch Legolas schnitt ihm mit einer herrischen Handbewegung das Wort ab.
„Ist ja auch egal jetzt. Ich will jetzt schwimmen gehen, deswegen bin ich schließlich hergekommen. Wenn du hier weiter herumstehen und große Reden schwingen willst, bitte. Ich gehe jetzt ins Wasser!"
Sprachs und tats unverzüglich. Medlion lachte und stürmte ihm hinterher, während ich mich in meinem Versteck immer unwohler fühlte. Die Sonne war inzwischen beinahe untergegangen und es war doch recht kühl, und ich war immer noch klatschnass. Zurückschwimmen konnte ich auch nicht, denn dann hätten sie mich auf jeden Fall gesehen.
Aber zurücklaufen? Das wäre erstens sehr, sehr weit und zweitens würden sie mich bestimmt sehen. Andererseits wäre das ja auch egal, wenn ich so schnell wegkam, dass Legolas mich nicht erkannte.
Vorsichtig begann ich rückwärts zu kriechen. Praktischerweise hatte ich mir natürlich die Hecke mit den meisten Dornen ausgesucht, und innerhalb kürzester Zeit sah ich aus als hätte ich Nadelkissen-knutschen betrieben.
Ich kämpfte mich durch das Gestrüpp, während ich meine ganze Wut darüber auf Lass, pardon, LEGOlas, den L...Lass mit großem Ego, konzentrierte. Warum musste der auch ausgerechnet jetzt baden gehen! Warum konnte der nicht woanders schwimmen gehen! Warum musste er von Adel sein!
Ich hätte kein Problem gehabt, jetzt einfach an ihm vorbeizuschwimmen, wenn er nicht von Adel gewesen wäre, nicht das geringste. Und wenn er völlig nackt gewesen wäre! Obwohl, dann schon mal erst recht nicht, weil ich klar im Vorteil gewesen wäre, weil ich was angehabt hätte und er nicht.
Zu Hause, also daheim, also bei Mama, also, äh, daheim, bei, schnüff, heul, flenn Mami, äh -reiß dich zusammen!- also, jedenfalls, da hatte ich das ständig gemacht. Man musste den Kerlen nur weiß machen, dass man alle Trümpfe in der Hand hatte, und schon fraßen sie einem aus der Hand.
Aber bei diesen Adligen wusste man ja nie so genau. Außerdem hatte er selbst gesagt, er wäre sauer auf mich... Also ging ich eben außenrum.
Ich war so beschäftigt damit, mich so unauffällig vom Wasser wegzubewegen und aufgrund der Dornen zu fluchen –die beiden anderen waren ja mit sich- gegenseitig-anspritzen-und-tunken-beschäftigt- dass mir gar nicht auffiel, wie still es rund um mich herum geworden war. Ich fragte mich noch ob sie etwa zum anderen Ufer rübergeschwommen wären, als sich über mir die Zweige auseinander bogen.
„Wen haben wir denn da?"
Ich sah ganz, ganz vorsichtig nach oben. Direkt über mir stand Legolas. Und unmittelbar neben ihm Medlion, der sich allerdings etwas recken musste, Legolas war doch ein gutes Stück größer als er.
Ich zwang mich zu grinsen. „Hi Legolas!"Ich erhob mich. Aufrechtstehend war ich mindestens einen ganzen Kopf kleiner als er, das malträtierte mein Selbstbewusstsein ganz schön. War jetzt aber unwichtig. „Ich muss weg!"
Und ehe sie wussten, was passierte, spurtete ich los, mitten in den Wald hinein, in westliche Richtung. Ich beabsichtigte, einen Bogen zu schlagen und dann rund um den See zurück zu Elenath zu laufen.
Das war von der Idee her schon mal nicht schlecht, ich hatte nur praktischerweise nicht bedacht, dass Legolas und Medlion ELBEN waren und ich nur eine bescheuerte Menschentussi, die zwar unsterbliche Ambitionen hatte, allerdings seit ungefähr drei Jahrzehnten auf dem geistigen Standart einer pubertierenden Fünfzehnjährigen rangierte.
Ich spurtete also los und sie, nachdem sie ihren Schock überwunden hatten (was schnell ging), mir hinterher. Das war sehr, sehr hinderlich für die Durchführung meines Fluchtplans, aber ich konnte sie ja immer noch durch Zickzack laufen verwirren und so abhängen. Soll heißen, das hätte ich gekonnt, aber sie waren Elben, und sie WOHNTEN hier. So blöd muss man erst mal sein, jemanden abhängen zu wollen, wenn der andere Heimvorteil hat. Na ja, man kanns ja mal versuchen...
Ich kam mit dieser Taktik nur leider nicht sehr weit. Ich hatte keine zweihundert Meter zurückgelegt, als Medlion einen Hechtsprung machte und mich fast erwischt hätte, aber zum Glück nur fast. Er strauchelte und Legolas lief mitten in ihn hinein, so dass beide hinfielen.
Ich drehte mich nicht um, obwohl es ein herrlicher Anblick gewesen sein musste. Diesen Luxus konnte ich mir nicht leisten. Ich rannte weiter. Das ganze wurde allmählich zur Hetzjagd umgestaltet, hatte ich fast das Gefühl. Sie kamen immer wieder dicht an mich heran, jedes Mal, wenn ich zu ermüden begann, so dass ich noch mal sämtliche Energien mobilisieren musste.
Ich dachte einfach an all die Kalorien, die ich verbrennen würde, und wie gut das für meine Oberschenkel- und Gesäßmuskulatur war und dass ich öfter joggen gehen musste.
Ich lief immer weiter, aber allmählich kam es mir doch ein bisschen spanisch vor. Wie groß war dieser See eigentlich? Musste ich nicht allmählich rum sein?
Es sei denn... Na toll. Ganz groß, Emy. Diese Ekelpakete haben dich in die falsche Richtung gehetzt.
Ich warf einen Blick zurück und sah meine Vermutung bestätigt: Hinter mir schimmerte zwischen den Bäumen das Wasser des Sees im allerletzten Tageslicht hindurch.
Ich hielt an, machte eine Hundertachtziggradwendung und rannte zwischen ihnen hindurch zum Wasser zurück. Sie hätten mich natürlich abfangen können, womit ich fast gerechnet hatte, aber sie waren wohl so perplex durch diese plötzliche Wendung der Dinge, dass sie einfach gar nicht reagierten: sie rannten ein paar Meter weiter, bis sie es begriffen, dann hielten sie an, drehten, waren sich gegenseitig im Weg, fielen hin und nahmen schließlich die Verfolgung auf.
Ich war relativ bald am See, und als ich aus den Bäumen herausfetzte, war da auch schon Elenath.
„Elenath! Gott, ich meine, Eru, ach, is ja auch egal, hast du gepackt???"
Elenath stemmte wütend die Hände in die hüften. „Nein. Habe ich nicht. Du wolltest nur kurz schwimmen gehen, Carië! Du warst ZWEI STUNDEN weg! Und die meiste Zeit hast du drüben im Gebüsch gesessen! Ha, guck nicht so, glaubst du etwa, ich hätte das nicht gesehen? Ta, jetzt sagst du nichts mehr!"
Ich sah sie an, als sei sie vollkommen geistesgestört, und so erschien sie in diesem Moment auch. „Elenath! Mach schnell! Sie sind hinter mir her!"
Sie sah mich verwirrt an. „Wer denn..."
„DIE DA!", schrie ich und deutete auf Legolas und Medlion, die gerade aus dem Wald auftauchten.
Ich rannte weiter, aber da ich nirgends hin konnte, entschloss ich mich kurzerhand für die Flucht ins Wasser.
Ich stürzte mich in die Fluten und kraulte so schnell ich konnte vom Ufer weg. Als ich in ausrechender Entfernung war, allerdings noch in Sicht- und Hörweite, und mir zudem auffiel, dass sie mich nicht verfolgten, schwamm ich ein bisschen Brust im Kreis herum und beobachtete das Geschehen am Ufer.
Die beiden hatten Elenath inzwischen erreicht, aber sie sprachen absichtlich so leise mit ihr, dass ich nicht verstehen konnte, was sie sagten.
Sie sagten allerdings nicht sehr viel sondern gingen recht bald dazu über Elenath festzuhalten, das heißt, Medlion hielt ihr die Arme auf den Rücken und passte auch ansonsten auf, dass sie nicht weglief, und Legolas kam näher zum Ufer und bedeutete mir näher zuschwimmen, was ich auch sofort tat, WAS stellten die damit Elenath an?
Ich konnte es nicht erkenne, Medlion hatte Elenath zurück zum Waldrand geschleift, so dass ich nicht genau sehen konnte, was sie machten, aber ich hörte Elenath rufen und schreien, und was immer Medlion da machte Elenath schien es nicht zu gefallen, denn sie wehrte sich heftig.
„Was macht er mit ihr?", schrie ich. „Er soll sie loslassen, sofort!"
Legolas grinste überheblich. „Sagt wer?"
„ICH! Oh, du Bastard, du Ekel, du Arsch, lass sie los, du, du-"
„Ich? Ich?"
Verdammt, wie konnte der nur so breit grinsen, während sein Kumpel meine Freundin vergewaltigte???
„Er soll sie loslassen!"
„Erst wenn du rauskommst!"
„Was?"
Schon wieder diese überhebliche Grinsen.
„Erst wenn du aus dem Wasser rauskommst."
Verdammt. Sollte ich Elenath helfen und Gefängnis und Tod riskieren – hey, ich hatte den Kronprinzen von Düsterwald beklaut!- oder lieber sicher im Wasser bleiben?
In diesem Moment riss Elenath sich los und stürzte sich ebenfalls ins Wasser. Ich entschied mich spontan für die letztere Variante.
Elenath kraulte jetzt zu mir hin und wir drehten gemeinsam im Wasser Runden um nicht kalt zu bekommen, vor allem Elenath, die ja in Klamotten reingesprungen war. Zum Glück hatte sie heute eine Tunika und Leggins an, mit einem Kleid und den tausend Röcken hätte das nämlich böse ausgehen können.
Legolas wirkte am Ufer jetzt nicht mehr ganz so überheblich. „He, so hatten wir nicht gewettet!", schrie er Elenath zu, Ich sah sie fassungslos an. „Bitte was?"
Elenath grinste verlegen. „Ähm- mir war heiß?"
„Na warte!"Mit einem Aufschrei stürzte Medlion sich ins Wasser und kraulte auf uns zu und ich gab wieder Highspeed, zumal jetzt auch Legolas ins Wasser kam. Medlion machte bei Elenath halt, um sie zu necken und zu tunken –was die beiden da trieben sah mir stark nach angehendem Flirt aus- doch Legolas raste ungebremst auch mich zu.
Ich machte so schnell ich konnte. Ich gab mir wirklich mühe. Aber ich war schon ziemlich fertig, so dass mein bestes nicht mehr allzu viel wahr. Als ich jedoch Legolas´ wutentbranntes Gesicht sah, machte ich noch mal Dampf.
Das Blut pochte in meinen Ohren, ich hörte meinen eigenen Herzschlag unnatürlich laut und wie in Zeitlupe, alle Hintergrundgeräusche verblassten, rückten in die Ferne und wurden unwichtig. Mir drehte sich alles, aber ich schwamm weiter. Wenn er mich erwischen würde, dann gute Nacht. Und eigentlich wollte ich noch nicht hingerichtet werden.
Doch schon relativ bald hatte Legolas mich erreicht, er war ja auch ein Elb und daher viel, viel ausdauernder und außerdem nicht den ganzen Tag im Wasser herumgetobt.
ER packte und tunkte mich. Ich versuchte alle Befreiungsgriffe, die ich je nicht gelernt hatte, und in diesem Moment hasste ich mich wirklich dafür, dass ich sie nicht gelernt hatte, aber das ließ sich halt nicht ändern, und ich gab einfach mein Bestes.
Befreiungsgriffe sind so schlaue Griffe, die jeder DLRGler können sollte, weil, wenn man einen Ertrinkenden retten will, und der ist panisch, dann würgt der einen vielleicht, oder umklammert einen, und dann ist nichts mit abschlappen und retten, weil, man wird ja selbst halb ertränkt. Tja, und deshalb gibt's die Befreiungsgriffe, weil wie der Name schon sagt, damit kann man sich BEFREIEN, tja, aber erstens war das EWIG her und zweitens hatte ich die eh nie gekonnt.
Ich wehrte mich mit aller Kraft, schlug, kratzte, biss und tritt, aber er war einfach stärker. Letztendlich hielt er mich festumklammert und zischte mir „gib auf!"ins Ohr. Und ich gab auch.
Es war um Leben oder Tod gegangen, wohlgemerkt, um MEIN Leben, doch ich hatte verloren. Ich gab auf.
In diesem Moment, da ich aufgab, verließen mich meine Sinne. Ihr kennt das vielleicht, wenn man die ganze Zeit auf Highspeed ist, immer Tempo, tempo, tempo, und hält dann plötzlich an, dann wird einem schwindlig, weil der Körper sich auf diesen plötzlichen Wechsel erst einstellen muss. Deswegen sollte man sich auch nach längerem Joggen auf keinen Fall hinsetzen! Ich klappte zusammen.
Den Rest der Geschehnisse nahm ich nur schemenhaft wahr. Ich war nicht wirklich ohnmächtig, doch ich muss so gewirkt haben. Ich weiß nicht, wie ich ans Ufer kam, geschweige denn, aus dem Wasser, ich hatte das Gefühl, getragen zu werden, wie ganz früher, als ich noch klein gewesen war und mein Vater mich stets ins Bett getragen hatte.
Das war, bevor er was mit seiner Sekretärin anfing.
Aber mein Papa war nicht da, mein lieber, süßer Papipapa.
Ich hörte Diskussionen, von denen ich nichts mehr weiß, und irgendjemand, der sagte, man müsset mich zum Schloss bringen, „das ist näher und sicherer für uns alle, besonders für sie."
Ich wollte mich wehren. Ich wollte mich weigern, ich wollte noch nicht aufs Schafott! Doch ich war unfähig etwas zu tun, und bald glitt ich ins Dunkel zurück. Ich weiß noch, dass ich irgendwo durchgetragen wurde, durchs Dunkel, dann Pferdeschnauben, und Fackeln an den Wänden –der Kerker.
Da erwachte ich aus meiner Lethargie, aus meiner Kraftlosigkeit. „NEIN!", schrie ich, so laut ich es vermochte. Doch das war nur mein allerletztes Aufbäumen gewesen. Denn danach war da lange, lange nichts mehr.
1) ithildin = Mondfunke
2) ivor = Kristall; iell = weibl. Endung
3) medli = Bär; ion = Sohn; Also medlion = Bärensohn (A/N: ich will nichts hören – mir ist nichts besseres eingefallen...)
