Disclaimer: Siehe Vorspann
Kapitel 13
Kein Alkohol ist auch keine Lösung Ich hab es immer wieder versucht Kein Alkohol ist auch keine Lösung Es würde gehen, doch es geht nicht gut
Das nächste, was mir noch klar in Erinnerung ist, war ein heller Raum, groß und licht, wie ein Krankenzimmer. Es war ein Krankenzimmer.
Ich setzte mich auf. Es war ein hübsches Zimmer, mit langen, weißen Vorhängen vor den Fenstern und einem netten Ausblick auf irgendeinen Park, den ich nicht kannte. Das zog die nächste logische Frage nach sich: wo war ich?
Ich wusste mir keine Antwort, aber da ich es mir ja anscheinend zum Hobby gemacht hatte, nach einer Ohnmacht in irgendwelchen fremden Krankenzimmern aufzuwachen, wollte ich es diesmal besser machen als letztes mal.
Erster Schritt: woran erinnerte ich mich noch? Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir doch noch relativ viel ein. Ich war getragen worden, aus dem Wasser und dann auch zu den Pferden. Irgendjemand hatte beraten... Legolas Medlion und Elenath! Dann war ich auf ein Pferd gehoben worden... und dann irgendwohin verfrachtet... ZUM SCHLOSS... man hatte mich auf ein Zimmer gebracht... Gerede von Panikzuständen.. Ich hatte Angst gehabt, verhaftet zu werden! Elenath hatte mich in irgendein Zimmer gebracht und mir irgendwas eingeflößt... gesagt, ich solle ausschlafen... ständig war jemand reingekommen, um zu sehen, ob ich schlief... Elenath und Medlion hatten vor meiner Tür diskutiert, sie hatte ihm erzählt, dass ich kaum schlief... sie machte sich Sorgen. Dann war es ruhig gewesen... es war heller geworden... Ich war aufgewacht.
Was heißt hier aufgewacht? Ich hatte ja gar nicht geschlafen! Nur vor mich hingedöst... Na toll.
Es hatte aber auch sein Gutes. Ich war nicht ohnmächtig gewesen für zwei oder drei Wochen, brauchte also kein neues Leben anzufangen, ich wusste, wo ich war und ich war wach. Sehr gut.
Ich stand auf, und plötzlich war mir sehr viel kälter. Ich sah an mir herunter und entdeckte, dass ich nichts anhatte außer den Sachen, in denen ich Baden gegangen war, und das war nicht eben viel.
Ich sah mich um und entdeckte auf einem Stuhl ein weißes Nachthemd. Das würde fürs erste reichen. Ich wollte es gerade überstreifen, als ich Schritte auf dem Flur hörte. Ich schlüpfte sofort unter Decke zurück.
Fehlte gerade noch, dass mich meine Wachen, die garantiert vor der Tür postiert waren, schließlich bestand Fluchtgefahr und ich hatte mich an den persönlichen Besitztümern den Kronprinzen vergriffen, also, wenn die mich in Unterwäsche sehen würden, dass musste ja nun auch nicht sein.
Die Tür öffnete sich. Auf dem Flur waren weit und breit keine Wachen zu sehen. Die versteckten sich bestimmt nur, damit ich versuchte, zu fliehen und sie mich auf frischer Tat ertappen konnten. Nicht mit mir! Darauf fiel ich nicht rein.
Es kam aber weder eine Wache noch Elenath noch sonst jemand reinspaziert, den ich kannte- Halt. Letzte drei Worte bitte Streichen. Das Gesicht kam mir schon irgendwie bekannt vor. Ach ja, natürlich. Das war einer von den Tausenden, die ich gestern am See kennen gelernt hatte. Der.. wie hieß er noch.. Bronwe1). Netter Kerl . War das nicht der gewesen, dem ich da Tequila Sunrise Rezept gegeben hatte, weil er so gierig auf Rezepte für stark alkoholische Getränke gewesen war? Doch. Genau der.
Er sah auf und entdeckte, dass ich wach war und freudiges Erstaunen malte sich auf sein Gesicht und er eilte an mein Bett.
„He, Carië! Du bist ja wach! Wie geht's dir?"
„Ähm.."Gute Frage. Wie ging es mir eigentlich? Gut, oder? Abgesehen von dem drohenden Galgen? „Ganz gut, denke ich. Ja, doch. Und dir? Bronwe?"
Er nickte, erfreute darüber, dass ich seinen Namen behalten hatte. „Ja, auch gut. Du..."
„Was?"
„Du... du bist wach..."
Ich sah ihn verwirrt an. „Hast du was dagegen?"
„Nein, es ist nur.. man hatte mir gesagt, du würdest vor einer Woche nicht aufwachen, wenn überhaupt. Weißt du, es hieß, du hättest schon Wochen nicht mehr geschlafen und wenn du einschlafen würdest, wäre es nicht sicher, ob und wann du aufwachen würdest-"
Er brach ab. Vermutlich irritierte ihn mein nicht eben sehr gut gelaunt wirkender Gesichtsausdruck. Ich verzog das Gesicht. „Danke für den Optimismus."
„Das habe ich nicht gesagt..."
„Aber Elenath, stimmts? Und Narthan.. ach, was reg ich mich überhaupt auf. Sie haben ja recht."
Mit diesem Worten sprang ich wieder aus dem Bett. Bronwe machte große Augen. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Würdest du dich bitte umdrehen, damit ich mich anziehen kann?"
„Oh! Ähm, klar, natürlich, ich-"Er war knallrot geworden. „Weißt du, das tut mir ehrlich leid, ich-"
„Das ist echt nett von dir", unterbrach ich ihn. „Wenn du dich jetzt umdrehen könntest."
Dieses Mal tat er es wirklich und ich fand Gelegenheit, mir das Nachthemd überzustreifen. Es war ganz hübsch geschnitten, mit leichten Flügelärmeln, aber nicht übermäßig lang. Eigentlich sah es gar nicht aus wie ein Nachthemd. Gut so.
Ich gestatte Bronwe, sich umzudrehen. Er machte große Augen und meinte, es würde mir „also, echt, wirklich, schon, doch gut"stehen. Ich dankte ihm und bewegte mich in Richtung Tür.
„Halt!"schrie er.
Ich drehte mich um. „Was ist denn los?"
„Du darfst da nicht raus."
„Oh, stimmt ja. Die Wachen, richtig?"
Er runzelte die Stirn. „Wachen? Wieso Wachen? Hast du etwa was angestellt? Ich bin deine Wache!"Ach stimmt, er war ja Mitglied der Palastwache, hatte er ja erzählt. Das konnte mit eventuell noch nützlich sein.
„Es hieß nur, dass du dich mindestens eine Woche nicht aus dem Zimmer bewegen würdest."
„Ja, aber nur für den Fall, dass ich schlafe. Ich bin aber wach."
Das war zu hoch für ihn. Er legte die Stirn in Falten, kratzte sich am Kopf und versuchte geschlagene fünf Minuten, dahinter zu kommen, was ich gemeint hatte.
Währenddessen hatte ich Gelegenheit, über den aktuellen Stand der Dinge nachzudenken, und schließlich sagte ich: „Pass auf Bronwe, wir machen es so: ich schlüpfe jetzt einfach heimlich raus, ohne dass du es siehst. Dann brauchst du nur so zu tun, als wäre ich immer noch im Zimmer, und es gibt keinen Ärger."
Das war zum Glück okay für ihn. Bedauerlicherweise musste ich es aber so anstellen, dass er es wirklich nicht merkte, sonst würde er ja seine Dienstpflichten verletzen.
Ich konnte zwar nicht anders, als über soviel hirnrissiges Pflichtbewusstsein den Kopf zu schütteln, aber im Prinzip war es ja sein Problem und mir eigentlich auch egal.
Ich verließ das Zimmer und entfernte mich schnellstmöglich, damit Bronwe mich nicht sah. Ich konnte nicht sicher wissen, ob er mich nicht doch melden würde, wenn er mich wider Erwarten doch entdeckte.
Ich huschte um die Ecke, und als die Luft rein war ging ich gemächlich weiter, als ob ich allen Grund hätte, hier zu sein. Ich wollte in den Park, den ich von meinem Fenster aus gesehen hatte, aber das gestaltete sich schwieriger als ursprünglich angenommen. All die Gänge und Türen und Abzweigungen waren schrecklich verwirrend, und mein Orientierungssinn ist noch nie der beste gewesen.
Es dauerte nicht lange und ich hatte mich hoffnungslos verwirrt. Ich wusste weder, wo ich war, noch, wo ich herkam und wo ich hinwollte hatte ich eh längst vergessen. Ich war drauf und dran jemanden zu fragen, selbst wenn das Entdeckung bedeutet hätte. Aber das war im Moment ohnehin egal, es war nämlich niemand da, den ich hätte fragen können.
Ich irrte weiter durch die scheinbar endlosen Gänge. Ich war kurz davor, irgendwo zu klopfen, als aus einem Raum Stimmen hörte, die mir bekannt vorkamen. Legolas, und noch irgendjemand. Ich schlich näher heran und legte mein Ohr an die Tür, doch ich verstand immer noch nichts.
Ich wollte unbedingt wissen, was sie beredeten, womöglich planten sie gerade meine Verhaftung. Ich presste mein Ohr ans Holz, versuchte es an dem schmalen Spalt auf dem Boden, doch das war alles wenig effektiv. Einzig das Schlüsselloch war aufschlussreich: große Regale, von oben bis unten mit Büchern vollgestopft, waren alles, was ich erkennen konnte. Das bedeutete, wenn ich jetzt ganz, ganz vorsichtig die Tür öffnete und hinein schlüpfte, würden sie mich VIELLEICHT nicht sehen.
Ich musste es versuchen. Ich öffnete die Tür leise einen Spalt breit, und entdeckte, dass ich den Jackpot gezogen hatte: es war die Bibliothek, was besagte, dass ich mich leicht würde verstecken können.
Ich huschte ganz hinein und ließ die Tür leicht angelehnt, damit ich schneller wieder heraus käme. Von Legolas und seinem Gesprächspartner war nichts zu sehen, doch hören konnte ich sie nun deutlich.
„Ich kann sie nicht heiraten!"sagte Legolas gerade. „Ich würde ja gerne, das heißt, eigentlich will ich nicht, aber es ist ohnehin unmöglich. Und ihr gegenüber nicht eben fair. Ich weiß wohl, dass es allmählich Zeit wird, mich zu vermählen, aber doch nicht SIE..."
Uh-oh, hatte da jemand Torschusspanik? Ich gönnte mir ein winziges tonloses spöttisches Lachen. Ich schlich weiter durch die Regale, linste zwischen den Büchern durch, und schließlich sah ich sie. Legolas stand, sein Gegenüber saß und beide waren in eine hitzige Diskussion verwickelt. Ich stand seitlich von ihnen, so dass ich sie beide gut sehen konnte. Legolas hatte irgendso eine bescheuerte Prinzenuniform an, in der er leicht sehr extrem schwul aussah.
Sein Gesprächspartner trug eine dunkle Robe mit komplizierten Stickereien und dem königlichen Emblem. Auf dem Kopf hatte er eine Krone aus Blättern, die sich wie ein Lorbeerkranz um sein Haupt legte. Sein Haar war lang und silberblond. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Legolas war zwar verblüffend, dennoch hatte ich mir Thranduil immer anders vorgestellt, irgendwie... netter.
Das er das genaue Gegenteil war, bewies unter anderem seine nächste Bemerkung.
„Das ist mir vollkommen gleich, Legolas. Sie ist eine gute Partie und beim Volk recht beliebt. Du musst darauf achten, was du tust. Wenn du dich weiter so unreif und ungezügelt verhältst, werde ich das berücksichtigen müssen."
„Ich weiß nicht, was du meinst, Vater."Legolas´ Stimme klang schneidend kalt.
„Ach wirklich? Nun, vielleicht helfe ich deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge. Dich zu betrinken, auf der Feier zu meinem Thronjubiläum! Fortzulaufen und zu bleiben, tagelang ohne ein Zeichen..."
„Das klingt ja fast, als hättest du dir Sorgen gemacht..."
„Sei nicht so vorlaut! Natürlich war ich in Sorge-"
„-dass dein Thronfolger nicht stiften geht, ich weiß schon, was auch sonst. An mir als Elb und Sohn warst, bist und wirst du wohl auch nie interessiert sein."
„Lass diese unqualifizierten, unbegründeten Bemerkungen! Ich WAR in Sorge. Und dann, als zu zurückkamst, warst du immer noch nicht zurechnungsfähig, vollgepumpt mit Drogen bis obenhin, glaubtest, du wärest über eine Woche fortgewesen-"
„-das war nicht meine Schuld-"
„Ich weiß, ich weiß, die dieser denkwürdigen Heilerin, die außer dir noch keiner gesichtet hat und die nun, wie man hört, in einem unserer Krankenzimmer einquartiert ist. Nun, du musst tun, was du für richtig hältst."
„Wie darf ich diese Bemerkung nun verstehen?"
„Ich nehme an, dass weißt du selbst am besten. Ich kann allerdings nur zum mehrfachen Mal betonen und wiederholen, ich möchte keine Skandale. Wann wirst du das einsehen."
Sowohl Legolas als auch ich schnappten nach Luft. Das war ja wohl die Höhe! Dichtete uns dieser Bastard von einem König einfach so mir nichts, dir nichts, eine Affäre an! Oh, das würde er noch bitter bereuen! Und wenn ich wirklich was mit Legolas anfangen musste, DAS würde ich nicht auf mir sitzen lassen!
Auch Legolas rang sichtlich nach Fassung. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, sagte betont ruhig: „Ich hoffe wirklich, dass du etwas anderes sagt als du meinst, wenn ich mir das bei dir auch nicht vorstellen kann. Lass dir gesagt sein, sie hatte einen Schwächeanfall und ist in Ohnmacht gefallen. Sie liegt immer noch im Koma. Und ansonsten werde ich jetzt gehen: Ich habe werde Zeit noch Lust, mir solche haltlosen Anschuldigungen weiter anzuhören. Entschuldige mich"und seine Stimme triefte vor Verachtung.
Ich zog mich weiter hinter einige Regalreihen zurück, damit Legolas mich nicht entdeckte, als er hinausstürmte und die Tür hinter sich zuwarf.
Als er draußen war, seufzte Thranduil laut, wühlte in seinem Schreibtisch und förderte schließlich einen Weinpokal und eine kristallene Flasche zu Tage, aus der er sich direkt eine goldfarbene Flüssigkeit ganz voll einschenkte und in einem Zug austrank.
Dann schenkte er direkt noch mal nach, trank diesmal aber in gemächlicheren Schlückchen. Das wurde ja immer schöner hier! Wie dieses Volk das nur aushielt, mit einem Alkoholiker zum König...
Eine gegenüberliegende Tür öffnete sich und ein Elb in einer langen, schwarzen Robe mit Silberstickerei kam herein.
Thranduil sah kaum auf. „Ihr hättet Euch ruhig ein wenig beeilen können, Lord Delos2). Ich warte nicht gerne, auch ich habe nicht für immer Zeit."
„Verzeiht, Majestät"antwortete Lord Delos. „Ich wollte das Ende des Gespräches abwarten, und anschließend fand ich es klüger, zu vermeiden, eurem Sohn in die Arme zu laufen."
„Habt ihr alle mitbekommen?"
„Beinahe. Ich kam erst später hinzu. –Glaubt Ihr wirklich, dass es etwas mit dieser Heilerdirne hat?"
HEILERDIRNE??? Das wurde ja immer schöner hier!
„Natürlich, ich weiß doch, wie ich in diesem Alter war. Er hat was mit ihr, und wenn er unbedingt will, soll er: ich mische mit nicht ein. Es wäre mir nur lieber, er würde es unauffälliger gestalten. Ich kann keine Bastarde gebrauchen, die nur auf den Thron gieren."
Ich hatte gut Lust, aufzustehen, und Thranduil eine zu knallen, so richtig schön, mit allen fünf Fingern und hübschen Abdrücken in weiß auf Rot, und dazu vielleicht noch eine kleine gebrochene Nase...
Lord Delos gestattete sich ein gepflegtes Grinsen. Und was wünscht Ihr, was ich nun in dieser Angelegenheit tue, Majestät. Soll ich sie aus dem Schloss werfen lassen, oder..."
Thranduil sah auf. „Ihr? Gar nichts. Wie ich höre, schläft sie noch. Ich werde meinen Sohn anweisen, sie bei Gelegenheit selbstständig und unauffällig aus dem Schloss zu entfernen."
Ich beschloss spontan, dass ich Thranduil ÜBERHAUPT NICHT leiden konnte.
„So. Nun, das ist natürlich auch eine Möglichkeit, und wohl auch de unauffälligere. Aber warum wolltet Ihr mich überhaupt sprechen, mein König."
„Ach ja. Nun, ich wollte Euch an den Frühlingsball heute abend erinnern. Ich möchte, dass dies Mal alles glatt läuft. Mein Sohn soll sich nicht noch einmal unbemerkt davon machen können"und in Thranduils Stimme lag mehr als nur ein leiser Vorwurf.
„Mein König, Ihr wisst, das war nicht meine Schuld. Die Wachen-"
„Ich will nichts hören. Als mein Sicherheitsbeauftragter und oberster Heeresführer erwarte ich von Euch, dass Ihr Eure Mannschaft unter Kontrolle habt. Ich kann es mir absolut nicht leisten, dass mein Sohn sich mit mir zerwirft. Ich brauche einen Thronfolger, und ich brauche ihn JETZT."
„Ich verstehe, mein König, aber wenn Legolas so gar nicht heiraten will-" Delos brach ab. Er war sich wohl nicht so ganz sicher, ob es gut war, seinen König zu kritisieren. Doch Thranduil sah ihn ungeduldig an und bedeutete ihm mit einer herrischen Geste, weiter zu sprechen.
„Ich meine, also, wenn er so gar nicht will, dann könnte man doch auch einfach... ich meine... also... IHN.."Delos war immer leiser geworden. Schon während er es aussprach, wusste er, dass diese Idee alles andere als akzeptabel sein würde. Und so war es auch.
Thranduil explodierte. „WAS??? LEGOLAS AUF M-E-I-N-E-M THRON??? Er ist vollkommen unfähig!!! Und ohnehin ist es schon seit Traditionen so geregelt, dass die Erbfolge vom amtierenden König auf seinen Enkel übergeht! Ich habe nicht vor, mit diesen Traditionen zu brechen! Und abgesehen davon..."-Thranduil klang jetzt wieder ruhiger, geradezu selbstgefällig- „... Legolas WILL gar nicht auf den Thron. Also wird er heiraten. Noch in diesem Jahr."
WAAAAAS?
„WAS?"fragte auch Delos. „Noch dieses Jahr, Majestät?"
Das war ja wirklich schon n ganz schöner Hammer. Nicht nur, dass der arme Kerl – du kannst ihn nicht leiden! schärfte ich mir ein. Er will dich verhaften lassen- dass er einfach so heiraten sollte, obwohl er gar nicht wollte. Er würde seine Braut auch noch ausgesucht bekommen, und sie noch in diesem Jahr heiraten müssen!
Diese Zeitspanne ist schon nach menschlichen Maßen für eine Hochzeit sehr gering, aber nach elbischen Maßstäben ist es einfach nur lächerlich wenig. Ungefähr so als würde man jetzt einen Typ kennen lernen und ihn in fünf Minuten heiraten müssen. Das war einfach nur ein schlechter Scherz!
Thranduil sah aber durchaus nicht so aus, als scherze er. Er wirkte höchst zufrieden mit sich. „Noch dieses Jahr. Ich habe auch schon ein paar junge Damen im Kopf, die da in Frage kämen: gute Verbindungen, reiche Mitgift, exzellente Erziehung... Man muss schon auf alles achten, wenn man einen Prinzen verheiraten will."
„Majestät, ich weiß wirklich nicht... noch dieses Jahr?"
„Oh ja. Heute abend wird die Verlobung bekannt gegeben werden, Ihr wisst Bescheid. Heute muss alles glatt laufen. Wir verstehen uns."
Delos wiegte bedenklich den Kopf hin und her. „Ich bin mir dennoch nicht sicher, Majestät. Wollt Ihr Legolas nicht noch etwas Zeit geben, selbst jemanden zu finden. Sagen wir... ein Jahr..."
„NEIN!"Thranduil schrie so laut, dass sämtliche Regale erzitterten. Gleichzeitig schlug er so fest mit der Faust auf den Tisch, dass sein Weinpokal hinunterfiel und in tausend Splitter zersprang.
Einen kurzen Moment schien alles erschrocken innezuhalten. Dann fuhr Thranduil fort, allerdings diesmal in gemäßigterem Tonfall. „Nein. Es ist einfach unmöglich. Seht ihr, ich habe ihm diese Chance doch schon gegeben. Zehn Jahre habe ich ihm Zeit gelassen! Und er hat nichts getan. Es ist wirklich nicht so, als dass es an Anwärterinnen mangeln würde. Wenn er wollte, er könnte jede haben! Aber er will ja nicht. Ich brauche einen Erben, Lord Delos! Die Spinnen werden immer angriffslustiger, und auch von Bruchtal und Lothlorien erreichen uns erschreckende Meldungen. Die Orks werden immer zahlreicher und gewagter, und aus dem Osten ist auch schonlange nichts gutes mehr zu hören. Ich brauche eine stabile Grundlage, auf der ich mein Reich ausrichten kann. Ich brauche einen Erben."
Und zu meiner vollkommenen Überraschung stieß Thranduil einen lauten Seufzer aus. „Ach, Lord Delos, was mache ich nur falsch? Ich will meinen Sohn doch nicht so bevormunden! Ich möchte, dass er tun und lassen kann, was er will, mit wem er will... ich weiß doch, wie ich damals war! Er muss einfach nur heiraten, versteht Ihr? Heiraten und einen Erben zeugen. Danach kann er tun und lassen, wonach ihm der Sinn steht. Mit Dienstmägden, oder den ganzen Edeldamen, meinetwegen auch mit dieser Heilerdirne, wenn er unbedingt will. So lange es nur unauffällig ist! Und er –und somit ich- einen Erben hat."
Ich hatte genug gehört. Und im übrigen auch keine Lust mehr, mir noch mehr anzuhören. Das war ja widerlich.
Und während ich mich in Richtung Tür bewegte, wurde es sogar noch widerlicher, Thranduil fing jetzt nämlich an, von SEINEN Erfahrungen mit gewissen Dienstmädchen zu erzählen. Nachdem, was man so hörte, waren das unter anderem die Gründe, warum seine Frau in den Westen gegangen war...
Es wurde sehr unappetitlich, und ich machte, dass ich raus kam. Ich wollte das WIRKLICH nicht hören.
Ich wollte in mein Zimmer zurück. Ich wusste allerdings immer noch nicht, wo es lag. Das war ungünstig. Ich irrte weiter durch die Gänge, bis ich irgendwann nach draußen kam. Ich stellte überrascht fest, dass ich n dem Park gelandet war, in den ich ursprünglich gewollt hatte.
Es war wirklich schön hier, allerdings stand mir der Sinn nicht im geringsten nach spazieren gehen. Ich hatte zwar auch keine Ahnung was ich sonst hätte machen sollen, aber ich musste allmählich auf mein Zimmer zurück. Falls man nach mir suchte, wegen dem Dolch...
Der Dolch! Ich tastete an meinen Hals aber da war er nicht. Aber wenn ihn mir jemand abgenommen hätte, würde ich das doch gemerkt haben, ich war ja wach gewesen. Ich musste ihn im Wald verloren haben... ich nahm mir vor, ihn bei nächster Gelegenheit suchen zu gehen. Wenigstens hatte das Ganze den Vorteil, dass ich nun nicht verhaftet werden würde. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen... Yay me!
Ich sah mich um und stellte fest, dass ich direkt unter meinem Fenster gelandet war. Ich musterte die Struktur der Wand und beschloss, dass es möglich wäre, hochzuklettern. Und wesentlich kürzer, als weiter durch den Palast zuirren.
Es gestaltete ich als mühsamer, als erwartet. Innerhalb kürzester Zeit war ich vollkommen nass geschwitzt, und mein Kleid war auch relativ hinderlich.
Ich war fast oben. Ich konnte schon fast in mein Zimmer hinein sehen. Ich hing gerade am Fensterbrett, und versuchte mich hochzuziehen, als ich Stimmen auf dem Flur hörte. Verdammt.
Die Tür öffnete sich und, natürlich, wen wollte ich jetzt am wenigsten sehen, wer kam jetzt natürlich reinspaziert, Legolas betrat das Zimmer. Er sah zunächst aufs Bett, wirkte irritiert, als er mich nicht drin liegen sah, ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen und blieb damit am Fenster hängen. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine steile Falte.
Während er hinübereilte, um mir hochzuhelfen –Klimmzüge sind noch nie meine Stärke gewesen- schien er krampfhaft zu überlegen, warum bei Eru ich a) wach war und b) unterm Fensterbrett hing.
Er zog mich raus, sah mich streng an und sagte: „Ich nehme an, es gibt einen Grund für dein Verhalten."
„Ähm - sozusagen."
„Erläutere das genauer."
Komisch, so schlecht gelaunt wirkte er gar nicht. Nur verwirrt.
Ich erklärte ihm, dass ich eigentlich gar nicht geschlafen hatte und demzufolge auch wach sein konnte und dass ich draußen rumgerannt war, aber den Weg zurück nicht gefunden hatte und demzufolge durchs Fenster gekrabbelt war, weil es einfacher und unkonventioneller war.
Er lachte. Er wirkte wirklich gut gelaunt, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte, nach dem Streit, den er mit seinem Vater gehabt hatte.
Jetzt sah er an mir runter. „Wo hast du das Kleid her?"
Wow, er duzte mich!
„Das lag hier. Weißt du, ich dachte, es sei irgendwie unpassend, jetzt in Unterwäsche hier rumzulaufen...
Er sah kurz verwirrt aus, dann verstand er und lachte. „Da hast du sicherlich recht. Es ist gut, dass du wach bist. Kommst du mit?"
Ich sah ihn misstrauisch an. „Wohin?"
„Zur Schneiderin. Dieses Kleid steht dir zwar gut, aber es ist nicht wirklich geeignet, um damit auf einen Ball zu gehen."
„Heute abend? Darf ich?"
Er runzelte die Stirn. „Ja. Aber woher weißt du davon?"– „Oh, ich, äh... hab n paar Bemerkungen drüber gehört..."
Das akzeptierte er zum Glück. Wir waren dann auch relativ bald da. Die Schneiderin erklärte Legolas, es wäre keine Zeit mehr, mir ein neues Kleid zu nähen, aber es wären noch welche da, die ich anprobieren konnte. Legolas nickte zufrieden und ließ mich mit der Schneiderin allein, zusammen mit dem Versprechen, dass er mich heute abend um halb acht abholen würde.
Die Schneiderin war in Ordnung. Sie hieß Gwiwileth3). Sie brachte gleich mehrere Kleider an, doch ich wehrte ab mit der Erklärung, dass zwei vollkommen genügen würden, eins für jetzt und eines für den Ball.
Sie gab mir mehrere zur Auswahl und wir unterhielten uns gemütlich, während sie die Kleider, die ich ausgesucht hatte, noch schnell änderte.
Das Kleid, das ich tagsüber anziehen würde, war hellblau und eher praktisch geschnitten, ohne aufwendige Stickereien und sonstigen unnötigen Schnickschnack. Das Ballkleid war hingegen ein echter Traum. Es war violett, mit silberfarbenen und blauen Einsätzen an den Ärmeln.
Ich fühlte mich darin wie eine Königin. Von wegen Heilerdirne!
Ich dankte Gwiwileth und ließ mich von ihr auf mein Zimmer bringen, da ich nicht die geringste Ahnung hatte, wo das eigentlich gewesen war. Ich hoffte nur, dass ich ganz, ganz schnell aus diesem Palast heraus wäre...
Als Legolas abend an die Tür klopfte, saßstandliefnervöshinundher ich schon eine ganze Weile im Zimmer, geradezu zitternd vor Ungeduld. Ein echter Ball! Ich hatte zwar nicht die geringste Ahnung, warum er ausgerechnet mit mir auf den Ball wollte, aber er hatte schließlich ein Date gewollt, und jetzt hatte er eins. Mir doch egal, wie sich das gestaltete. Ich durfte auf einen Ball!
Er klopfte und trat ein und dann sagte er erst einmal gar nichts mehr. Als er wieder fähig war, zu sprechen, war alles, was er zustande brachte, ein gestammeltes „du siehst gut aus". Ich grinste und bedankte mich. „Gehen wir?
Der Ball war ganz, ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Bälle sollten doch eigentlich Spaß machen, oder? Stattdessen stand alles in den Ecken und lästerte flüsternd über die Anwesenden. Ich langweilte mich tödlich.
Nach einer Weile Legolas führte mich um Büffet, aber ich hatte keinen Hunger. Nur Durst. Legolas führte mich zu den Getränken. Ich ließ meinen Blick darüberschweifen, um zu sehen, auf was ich Lust hatte. Ich hatte seit Lothlorien keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Ich hatte nicht vor, viel zu trinken, vielleicht ein Glas Sekt Orange, mehr nicht. Ich wollte es langsam angehen lassen.
Ich ließ meinen Blick also über die Getränkeflaschen schweifen, bis er plötzlich an einigen, großen, dunkeln Flaschen hängen blieb.
„Rod!"
„Was hast du gesagt?"
„Ich, äh, nichts... ich will von dem Wein da!"
„Der da?"Er lächelte. „Importwein aus Seestadt. Gute Wahl – aber er ist recht stark."
Ach, was du nicht sagst. Ich war zufällig mal abhängig von dem Zeug.
Ich nahm mir ein Glas voll, ich wollte mich ja nicht besaufen, und ging damit nach draußen. Der Ball fand in einer großen Halle und dem Park davor statt, und es war wirklich sehr schön. Ich war froh, dass ich so ein extravagantes Kleid gewählt hatte, auch wenn es, gemessen andem, was die anderen so anhatten, im Prinzip nur ein Putzlumpen war. Trotzdem, mir gefiel es.
Ich ging also raus und setzte mich mit dem Glas auf eine Bank vor einem offenen Gartenpavillon. Legolas war von irgendwelchen anderen abgelenkt worden, und sowieso kam ich mir an seiner Seite einfach nur sehr deplaziert vor.
Das Glas war relativ bald leer, und so holte ich relativ bald mir ein neues. Es war komisch. Obwohl ich jahrelang nichts getrunken hatte, schien ich dennoch immer noch soviel Rod wie eh und je zu vertragen.
Ach, Rod... Er war wirklich mein treuster Freund. Das ich ihn hier gefunden hatte... Es kam mir wie ein Wunder vor. Bald waren wir in ein angeregtes Gespräch verwickelt, und ich erzählte ihm, was ich zwischenzeitlich so erlebt hatte. Irgendwann kam irgendso ein anderer Typ, setzte sich zu mir, und wir unterhielten uns gemeinsam über die Grausamkeit der Welt.
Ich holte mir noch ein Glas, aber irgendwie konnte ich ja nicht sicher sein, wie lange es reichen würde, und außerdem war Rod sehr beliebt. Ich wollte nicht, das ihn mir jemand wegnahm, und so nahm ich vorsichtshalber die ganze Flasche mit, und noch drei auf Vorrat.
Draußen wurde es allmählich richtig lustig. Um mich und Rod hatte sich ein großer Kreis mit Zuhörern gebildet, die allesamt stockbesoffen waren. Nur Rod und ich waren noch nüchtern.
Schließlich brachte jemand eine ganze Kiste Rod, und dann noch eine, und noch eine. Es schien doch noch ein ganz schöner Abend zu werden.
Der Abend wurde immer feuchtfröhlicher, und die seltsamsten Gespräche wurden geführt, angefangen von Diskussionen über Zwerge, die ja soooooooooooooooooooooooooooo doof waren, über Menschen, die „halt nix drauf ham, ne, sinnnnnnn hald schderblisch"bis hin zu den Valar, die es ja „eischendlisch schonnnnn janz guuuuuuuut"hatten „drübnn im, im, na wie heisses, na, im Wessen halt".
Es wurde auch immer mehr gesungen, allerdings nicht so, wie man es kennt, die großen Sagen längst vergangener Zeiten, sondern doch recht derbe Sauflieder, die allerdings für meinen und Rods Geschmack noch viel zu anständig waren. Also nahmen wir die Sache in die Hand und bildeten einen hübschen Chor.
Ich fing an mit „was solln wir trinken?", ging dann über zu „eisgekühlter Bommerlunder", schob noch ein „Party, Palmen, Kerle/Weiber und n Bier" dazwischen, dann machte ich weiter mit „ein Fläschchen steht im Walde". Das „10 kleine Jägermeister"war sowieso obligatorisch, und anschließend, gegen den Kater, „What shall we do with the drunken sailor".
Wir sangen ganz professionell und mehrstimmig –so ziemlich jeder hatte seine eigene Stimme- und waren eine richtig fröhlich Runde. Zwar kippten immer wieder welche um, die sich beziehungsweise deren Mägen sich nicht so gut mit Rod verstanden, aber sie wurden immer wieder durch Rods ersetzt, so dass wir trotzdem immer einen schönen Chor zusammen hatten, indem ich immer schöne Solos singen durfte. Rod war eben nicht nur ein guter Kumpel, sondern auch ein wahrer Gentleman.
Es wurde allmählich richtig spät, und, das fand ich toll, wir hatten inzwischen auch schon ein richtiges Orchester. Zwar ist Schnarchbegleitmusik nicht die allerbeste, aber es war besser als gar keine und tausendmal besser als die Plingplingmusik darinnen.
Irgendwann nicht viel später waren alle Sänger durch professionelle Rods ersetzt. Das fand ich toll, das war besser, auch für die Ohren.
Wir waren grad mitten in unserer Experimentalversion von „für dich soll's rote Rosen regnen"(wir hatten unser Repertoire spontan um Lieder erweitert, die nicht den Alkohol verherrlichten) als irgendjemand auf mich zu gewankt kam. Nein, halt. Der wankte nicht. Sondern ich und die gesamte Umgebung. Gut, er wankte auch, aber nicht so viel. Verrückte Welt.
Ich kannte ihn nicht, und er mich auch nicht, aber er legte mir den Arm um die Schulter und sagte, ich sähe „wirschlisch gudd"aus, und ich beschloss spontan, dass ich ihn echt gut leiden konnte.
Er sang ein bisschen mit und brachte auch ein wenig Ordnung in die Rodreihen, die er bei seiner Ankunft durcheinander geworfen hatte. Er zog drei Flaschen Rod weg und konnte immer noch stehen. Das fand ich sehr beeindruckend, und knutschte ihn auf die Wange. Das heißt, ich wollte ihn auf die Wange knutschen, aber er drehte den Kopf, so dass ich seine Lippen erwischte. Das fand ich auch nicht schlimm, und weil er so gut nach Rod schmeckte, probierte ich gleich noch mal.
Innerhalb kürzester Zeit waren wir in die schönste Knutscherei verwickelt, während im Hintergrund die Rods romantisch sangen.
Es war toll, mal was total anderes. Im Ernst, das war der beste Abend seit langem. Rod in Massen, und ein Kerl, der sogar ganz gut aussah, wies aussah.
Jedenfalls, wir waren also relativ beschäftigt, als wir plötzlich Stimmen hörten Ich drehte den Kopf weg, und der Typ schlabberte an meinem Ohr weiter. Ich gab ihm ne Flasche Rod, die als Ersatz bereitwillig akzeptierte, und lauschte. Da kamen zwei, und sie waren –igittigitt- total NÜCHTERN.
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum die hier sein sollten"sagte gerade der eine. „Wenn im Keller nichts mehr ist, ist da eben nichts mehr. Dann ist es eben alle."
„Ich bin aber sicher, dass hier welche sein müssen"erwiderte der andere. „Ich hab vorhin fünf verschieden Leute Kisten tragen sehen, alle in diese Richtung. Die ham den halben Weinkeller hierher verfrachtet."
„Das werden wir jetzt ja sehen"schloss der andere und in genau diesem Moment traten sie um die Ecke.
Verblüfft blieben sie stehen. Ein Wald, ein ganzes Meer von Rods, und in deren Mitte zwei gestalten, von denen der eine an einer Weinflasche rumsabberte und die andere sie mit großen Augen anstarrte.
Sie starrten zurück.
Verdammt, der eine kam mir irgendwie bekannt vor, und der andere auch. Es war -natürlich- Legolas, und das andere war Medlion. Jippie!
Legolas eilte sofort zu mir und zog den Sabbertyp von mir, weg, der sich zwischenzeitlich wieder meinem Ohr zugewandt hatte, dann hob er mich hoch und schleifte mich durch den Rodwald. Ich schrie auf, denn viele Rods wurden umgestoßen, einige sogar getötet!
Legolas zog mich nah an sich heran, und ich sah ihn wütend an und knallte ihm dann eine.
„Wasss, wass, wass machsu da? Die armen Rods! Du, du bringsie um!"
Und ich fing an, ihn zu schlagen, doch er hielt mir die Hände fest und lächelte ein bisschen überheblich. „Was machst du bloß für Sachen"
Ich sah ihn wütend, aber auch irritiert an –man sollte als Kronprinz nicht arrogant grinsen, wenn man geschlagen wurde, das irritiert nur die Leute- und versuchte, runter zu kommen, doch er hatte mich hochgehoben und hielt mich fest wie ein Schraubstock. Schließlich gab ich es auf und zeigt auf den Sabberer. „Dea muss auch midd!"
Legolas sah mich zweifelnd an, doch als ich drohend die Faust schüttelte, gab er seufzend Medlion in Zeichen, und dieser fing an, den Sabberer auf seine Schulter zu hieven und mitzuschleifen.
Legolas brachte mich auf meine Zimmer, wie, weiß ich nicht mehr. Was ich allerdings noch weiß, war, das ich ihm unsere erste Begegnung gründlich heimzahlte. Na, nicht ganz, ich erwischte immer nur seine Schuhe.
Legolas brachte mich ins Bett, das heißt, umziehen ließ er mich zum Glück allein. Er lächelte zwar, sah aber nicht sehr glücklich aus.
Ich sah in mitleidig an. „Hassu Sor-Sor-Kumma?"
Er lächelte gequält. „Wie mans nimmt. Mein Vater..."
„Willa disch imma noch verheiradn?"
Er musterte mich misstrauisch. „Woher weißt du das?"
„Isch weiß allles!!!"
Er nickte und erzählte mir, das er zwar im Prinzip kein Problem damit hatte, sich aber noch nicht binden wollte, und auf den richtigen Partner warte, und sowieso, und überhaupt...
Er laberte bestimmt eine halbe Stunde und danach stand für mich fest, dass er entweder schwul war oder total in mich verknallt. Hoffentlich ersteres. Obwohl...
Ich weiß nicht mehr, wann er gegangen ist. Ich weiß gar nichts mehr von jenem abend. Ich schlief gut in die Nacht. Wirklich, ich schlief! Guter, alter Rod! Immer für mich da.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich die Welt mit völlig neuen Augen. Ich war zum ersten Mal seit langem richtig ausgeschlafen! Und ich hatte nur einen klitzekleinen Kater.
1) bronwe = Ausdauer
2) delos = Abscheu
3) gwiwileth = Schmetterling
Tja, das wars. Ich gedenke übrigens, die Kapitel in Zukunft immer im Doppelpack hochzuladen, das is nicht so stressig... und euch wohl auch nicht ganz unrecht.... ;-) g
Kapitel 13
Kein Alkohol ist auch keine Lösung Ich hab es immer wieder versucht Kein Alkohol ist auch keine Lösung Es würde gehen, doch es geht nicht gut
Das nächste, was mir noch klar in Erinnerung ist, war ein heller Raum, groß und licht, wie ein Krankenzimmer. Es war ein Krankenzimmer.
Ich setzte mich auf. Es war ein hübsches Zimmer, mit langen, weißen Vorhängen vor den Fenstern und einem netten Ausblick auf irgendeinen Park, den ich nicht kannte. Das zog die nächste logische Frage nach sich: wo war ich?
Ich wusste mir keine Antwort, aber da ich es mir ja anscheinend zum Hobby gemacht hatte, nach einer Ohnmacht in irgendwelchen fremden Krankenzimmern aufzuwachen, wollte ich es diesmal besser machen als letztes mal.
Erster Schritt: woran erinnerte ich mich noch? Jetzt, wo ich darüber nachdachte, fiel mir doch noch relativ viel ein. Ich war getragen worden, aus dem Wasser und dann auch zu den Pferden. Irgendjemand hatte beraten... Legolas Medlion und Elenath! Dann war ich auf ein Pferd gehoben worden... und dann irgendwohin verfrachtet... ZUM SCHLOSS... man hatte mich auf ein Zimmer gebracht... Gerede von Panikzuständen.. Ich hatte Angst gehabt, verhaftet zu werden! Elenath hatte mich in irgendein Zimmer gebracht und mir irgendwas eingeflößt... gesagt, ich solle ausschlafen... ständig war jemand reingekommen, um zu sehen, ob ich schlief... Elenath und Medlion hatten vor meiner Tür diskutiert, sie hatte ihm erzählt, dass ich kaum schlief... sie machte sich Sorgen. Dann war es ruhig gewesen... es war heller geworden... Ich war aufgewacht.
Was heißt hier aufgewacht? Ich hatte ja gar nicht geschlafen! Nur vor mich hingedöst... Na toll.
Es hatte aber auch sein Gutes. Ich war nicht ohnmächtig gewesen für zwei oder drei Wochen, brauchte also kein neues Leben anzufangen, ich wusste, wo ich war und ich war wach. Sehr gut.
Ich stand auf, und plötzlich war mir sehr viel kälter. Ich sah an mir herunter und entdeckte, dass ich nichts anhatte außer den Sachen, in denen ich Baden gegangen war, und das war nicht eben viel.
Ich sah mich um und entdeckte auf einem Stuhl ein weißes Nachthemd. Das würde fürs erste reichen. Ich wollte es gerade überstreifen, als ich Schritte auf dem Flur hörte. Ich schlüpfte sofort unter Decke zurück.
Fehlte gerade noch, dass mich meine Wachen, die garantiert vor der Tür postiert waren, schließlich bestand Fluchtgefahr und ich hatte mich an den persönlichen Besitztümern den Kronprinzen vergriffen, also, wenn die mich in Unterwäsche sehen würden, dass musste ja nun auch nicht sein.
Die Tür öffnete sich. Auf dem Flur waren weit und breit keine Wachen zu sehen. Die versteckten sich bestimmt nur, damit ich versuchte, zu fliehen und sie mich auf frischer Tat ertappen konnten. Nicht mit mir! Darauf fiel ich nicht rein.
Es kam aber weder eine Wache noch Elenath noch sonst jemand reinspaziert, den ich kannte- Halt. Letzte drei Worte bitte Streichen. Das Gesicht kam mir schon irgendwie bekannt vor. Ach ja, natürlich. Das war einer von den Tausenden, die ich gestern am See kennen gelernt hatte. Der.. wie hieß er noch.. Bronwe1). Netter Kerl . War das nicht der gewesen, dem ich da Tequila Sunrise Rezept gegeben hatte, weil er so gierig auf Rezepte für stark alkoholische Getränke gewesen war? Doch. Genau der.
Er sah auf und entdeckte, dass ich wach war und freudiges Erstaunen malte sich auf sein Gesicht und er eilte an mein Bett.
„He, Carië! Du bist ja wach! Wie geht's dir?"
„Ähm.."Gute Frage. Wie ging es mir eigentlich? Gut, oder? Abgesehen von dem drohenden Galgen? „Ganz gut, denke ich. Ja, doch. Und dir? Bronwe?"
Er nickte, erfreute darüber, dass ich seinen Namen behalten hatte. „Ja, auch gut. Du..."
„Was?"
„Du... du bist wach..."
Ich sah ihn verwirrt an. „Hast du was dagegen?"
„Nein, es ist nur.. man hatte mir gesagt, du würdest vor einer Woche nicht aufwachen, wenn überhaupt. Weißt du, es hieß, du hättest schon Wochen nicht mehr geschlafen und wenn du einschlafen würdest, wäre es nicht sicher, ob und wann du aufwachen würdest-"
Er brach ab. Vermutlich irritierte ihn mein nicht eben sehr gut gelaunt wirkender Gesichtsausdruck. Ich verzog das Gesicht. „Danke für den Optimismus."
„Das habe ich nicht gesagt..."
„Aber Elenath, stimmts? Und Narthan.. ach, was reg ich mich überhaupt auf. Sie haben ja recht."
Mit diesem Worten sprang ich wieder aus dem Bett. Bronwe machte große Augen. Ich sah ihn mit hochgezogenen Augenbrauen an. „Würdest du dich bitte umdrehen, damit ich mich anziehen kann?"
„Oh! Ähm, klar, natürlich, ich-"Er war knallrot geworden. „Weißt du, das tut mir ehrlich leid, ich-"
„Das ist echt nett von dir", unterbrach ich ihn. „Wenn du dich jetzt umdrehen könntest."
Dieses Mal tat er es wirklich und ich fand Gelegenheit, mir das Nachthemd überzustreifen. Es war ganz hübsch geschnitten, mit leichten Flügelärmeln, aber nicht übermäßig lang. Eigentlich sah es gar nicht aus wie ein Nachthemd. Gut so.
Ich gestatte Bronwe, sich umzudrehen. Er machte große Augen und meinte, es würde mir „also, echt, wirklich, schon, doch gut"stehen. Ich dankte ihm und bewegte mich in Richtung Tür.
„Halt!"schrie er.
Ich drehte mich um. „Was ist denn los?"
„Du darfst da nicht raus."
„Oh, stimmt ja. Die Wachen, richtig?"
Er runzelte die Stirn. „Wachen? Wieso Wachen? Hast du etwa was angestellt? Ich bin deine Wache!"Ach stimmt, er war ja Mitglied der Palastwache, hatte er ja erzählt. Das konnte mit eventuell noch nützlich sein.
„Es hieß nur, dass du dich mindestens eine Woche nicht aus dem Zimmer bewegen würdest."
„Ja, aber nur für den Fall, dass ich schlafe. Ich bin aber wach."
Das war zu hoch für ihn. Er legte die Stirn in Falten, kratzte sich am Kopf und versuchte geschlagene fünf Minuten, dahinter zu kommen, was ich gemeint hatte.
Währenddessen hatte ich Gelegenheit, über den aktuellen Stand der Dinge nachzudenken, und schließlich sagte ich: „Pass auf Bronwe, wir machen es so: ich schlüpfe jetzt einfach heimlich raus, ohne dass du es siehst. Dann brauchst du nur so zu tun, als wäre ich immer noch im Zimmer, und es gibt keinen Ärger."
Das war zum Glück okay für ihn. Bedauerlicherweise musste ich es aber so anstellen, dass er es wirklich nicht merkte, sonst würde er ja seine Dienstpflichten verletzen.
Ich konnte zwar nicht anders, als über soviel hirnrissiges Pflichtbewusstsein den Kopf zu schütteln, aber im Prinzip war es ja sein Problem und mir eigentlich auch egal.
Ich verließ das Zimmer und entfernte mich schnellstmöglich, damit Bronwe mich nicht sah. Ich konnte nicht sicher wissen, ob er mich nicht doch melden würde, wenn er mich wider Erwarten doch entdeckte.
Ich huschte um die Ecke, und als die Luft rein war ging ich gemächlich weiter, als ob ich allen Grund hätte, hier zu sein. Ich wollte in den Park, den ich von meinem Fenster aus gesehen hatte, aber das gestaltete sich schwieriger als ursprünglich angenommen. All die Gänge und Türen und Abzweigungen waren schrecklich verwirrend, und mein Orientierungssinn ist noch nie der beste gewesen.
Es dauerte nicht lange und ich hatte mich hoffnungslos verwirrt. Ich wusste weder, wo ich war, noch, wo ich herkam und wo ich hinwollte hatte ich eh längst vergessen. Ich war drauf und dran jemanden zu fragen, selbst wenn das Entdeckung bedeutet hätte. Aber das war im Moment ohnehin egal, es war nämlich niemand da, den ich hätte fragen können.
Ich irrte weiter durch die scheinbar endlosen Gänge. Ich war kurz davor, irgendwo zu klopfen, als aus einem Raum Stimmen hörte, die mir bekannt vorkamen. Legolas, und noch irgendjemand. Ich schlich näher heran und legte mein Ohr an die Tür, doch ich verstand immer noch nichts.
Ich wollte unbedingt wissen, was sie beredeten, womöglich planten sie gerade meine Verhaftung. Ich presste mein Ohr ans Holz, versuchte es an dem schmalen Spalt auf dem Boden, doch das war alles wenig effektiv. Einzig das Schlüsselloch war aufschlussreich: große Regale, von oben bis unten mit Büchern vollgestopft, waren alles, was ich erkennen konnte. Das bedeutete, wenn ich jetzt ganz, ganz vorsichtig die Tür öffnete und hinein schlüpfte, würden sie mich VIELLEICHT nicht sehen.
Ich musste es versuchen. Ich öffnete die Tür leise einen Spalt breit, und entdeckte, dass ich den Jackpot gezogen hatte: es war die Bibliothek, was besagte, dass ich mich leicht würde verstecken können.
Ich huschte ganz hinein und ließ die Tür leicht angelehnt, damit ich schneller wieder heraus käme. Von Legolas und seinem Gesprächspartner war nichts zu sehen, doch hören konnte ich sie nun deutlich.
„Ich kann sie nicht heiraten!"sagte Legolas gerade. „Ich würde ja gerne, das heißt, eigentlich will ich nicht, aber es ist ohnehin unmöglich. Und ihr gegenüber nicht eben fair. Ich weiß wohl, dass es allmählich Zeit wird, mich zu vermählen, aber doch nicht SIE..."
Uh-oh, hatte da jemand Torschusspanik? Ich gönnte mir ein winziges tonloses spöttisches Lachen. Ich schlich weiter durch die Regale, linste zwischen den Büchern durch, und schließlich sah ich sie. Legolas stand, sein Gegenüber saß und beide waren in eine hitzige Diskussion verwickelt. Ich stand seitlich von ihnen, so dass ich sie beide gut sehen konnte. Legolas hatte irgendso eine bescheuerte Prinzenuniform an, in der er leicht sehr extrem schwul aussah.
Sein Gesprächspartner trug eine dunkle Robe mit komplizierten Stickereien und dem königlichen Emblem. Auf dem Kopf hatte er eine Krone aus Blättern, die sich wie ein Lorbeerkranz um sein Haupt legte. Sein Haar war lang und silberblond. Die Ähnlichkeit zwischen ihm und Legolas war zwar verblüffend, dennoch hatte ich mir Thranduil immer anders vorgestellt, irgendwie... netter.
Das er das genaue Gegenteil war, bewies unter anderem seine nächste Bemerkung.
„Das ist mir vollkommen gleich, Legolas. Sie ist eine gute Partie und beim Volk recht beliebt. Du musst darauf achten, was du tust. Wenn du dich weiter so unreif und ungezügelt verhältst, werde ich das berücksichtigen müssen."
„Ich weiß nicht, was du meinst, Vater."Legolas´ Stimme klang schneidend kalt.
„Ach wirklich? Nun, vielleicht helfe ich deinem Gedächtnis ein wenig auf die Sprünge. Dich zu betrinken, auf der Feier zu meinem Thronjubiläum! Fortzulaufen und zu bleiben, tagelang ohne ein Zeichen..."
„Das klingt ja fast, als hättest du dir Sorgen gemacht..."
„Sei nicht so vorlaut! Natürlich war ich in Sorge-"
„-dass dein Thronfolger nicht stiften geht, ich weiß schon, was auch sonst. An mir als Elb und Sohn warst, bist und wirst du wohl auch nie interessiert sein."
„Lass diese unqualifizierten, unbegründeten Bemerkungen! Ich WAR in Sorge. Und dann, als zu zurückkamst, warst du immer noch nicht zurechnungsfähig, vollgepumpt mit Drogen bis obenhin, glaubtest, du wärest über eine Woche fortgewesen-"
„-das war nicht meine Schuld-"
„Ich weiß, ich weiß, die dieser denkwürdigen Heilerin, die außer dir noch keiner gesichtet hat und die nun, wie man hört, in einem unserer Krankenzimmer einquartiert ist. Nun, du musst tun, was du für richtig hältst."
„Wie darf ich diese Bemerkung nun verstehen?"
„Ich nehme an, dass weißt du selbst am besten. Ich kann allerdings nur zum mehrfachen Mal betonen und wiederholen, ich möchte keine Skandale. Wann wirst du das einsehen."
Sowohl Legolas als auch ich schnappten nach Luft. Das war ja wohl die Höhe! Dichtete uns dieser Bastard von einem König einfach so mir nichts, dir nichts, eine Affäre an! Oh, das würde er noch bitter bereuen! Und wenn ich wirklich was mit Legolas anfangen musste, DAS würde ich nicht auf mir sitzen lassen!
Auch Legolas rang sichtlich nach Fassung. Als er sich wieder in der Gewalt hatte, sagte betont ruhig: „Ich hoffe wirklich, dass du etwas anderes sagt als du meinst, wenn ich mir das bei dir auch nicht vorstellen kann. Lass dir gesagt sein, sie hatte einen Schwächeanfall und ist in Ohnmacht gefallen. Sie liegt immer noch im Koma. Und ansonsten werde ich jetzt gehen: Ich habe werde Zeit noch Lust, mir solche haltlosen Anschuldigungen weiter anzuhören. Entschuldige mich"und seine Stimme triefte vor Verachtung.
Ich zog mich weiter hinter einige Regalreihen zurück, damit Legolas mich nicht entdeckte, als er hinausstürmte und die Tür hinter sich zuwarf.
Als er draußen war, seufzte Thranduil laut, wühlte in seinem Schreibtisch und förderte schließlich einen Weinpokal und eine kristallene Flasche zu Tage, aus der er sich direkt eine goldfarbene Flüssigkeit ganz voll einschenkte und in einem Zug austrank.
Dann schenkte er direkt noch mal nach, trank diesmal aber in gemächlicheren Schlückchen. Das wurde ja immer schöner hier! Wie dieses Volk das nur aushielt, mit einem Alkoholiker zum König...
Eine gegenüberliegende Tür öffnete sich und ein Elb in einer langen, schwarzen Robe mit Silberstickerei kam herein.
Thranduil sah kaum auf. „Ihr hättet Euch ruhig ein wenig beeilen können, Lord Delos2). Ich warte nicht gerne, auch ich habe nicht für immer Zeit."
„Verzeiht, Majestät"antwortete Lord Delos. „Ich wollte das Ende des Gespräches abwarten, und anschließend fand ich es klüger, zu vermeiden, eurem Sohn in die Arme zu laufen."
„Habt ihr alle mitbekommen?"
„Beinahe. Ich kam erst später hinzu. –Glaubt Ihr wirklich, dass es etwas mit dieser Heilerdirne hat?"
HEILERDIRNE??? Das wurde ja immer schöner hier!
„Natürlich, ich weiß doch, wie ich in diesem Alter war. Er hat was mit ihr, und wenn er unbedingt will, soll er: ich mische mit nicht ein. Es wäre mir nur lieber, er würde es unauffälliger gestalten. Ich kann keine Bastarde gebrauchen, die nur auf den Thron gieren."
Ich hatte gut Lust, aufzustehen, und Thranduil eine zu knallen, so richtig schön, mit allen fünf Fingern und hübschen Abdrücken in weiß auf Rot, und dazu vielleicht noch eine kleine gebrochene Nase...
Lord Delos gestattete sich ein gepflegtes Grinsen. Und was wünscht Ihr, was ich nun in dieser Angelegenheit tue, Majestät. Soll ich sie aus dem Schloss werfen lassen, oder..."
Thranduil sah auf. „Ihr? Gar nichts. Wie ich höre, schläft sie noch. Ich werde meinen Sohn anweisen, sie bei Gelegenheit selbstständig und unauffällig aus dem Schloss zu entfernen."
Ich beschloss spontan, dass ich Thranduil ÜBERHAUPT NICHT leiden konnte.
„So. Nun, das ist natürlich auch eine Möglichkeit, und wohl auch de unauffälligere. Aber warum wolltet Ihr mich überhaupt sprechen, mein König."
„Ach ja. Nun, ich wollte Euch an den Frühlingsball heute abend erinnern. Ich möchte, dass dies Mal alles glatt läuft. Mein Sohn soll sich nicht noch einmal unbemerkt davon machen können"und in Thranduils Stimme lag mehr als nur ein leiser Vorwurf.
„Mein König, Ihr wisst, das war nicht meine Schuld. Die Wachen-"
„Ich will nichts hören. Als mein Sicherheitsbeauftragter und oberster Heeresführer erwarte ich von Euch, dass Ihr Eure Mannschaft unter Kontrolle habt. Ich kann es mir absolut nicht leisten, dass mein Sohn sich mit mir zerwirft. Ich brauche einen Thronfolger, und ich brauche ihn JETZT."
„Ich verstehe, mein König, aber wenn Legolas so gar nicht heiraten will-" Delos brach ab. Er war sich wohl nicht so ganz sicher, ob es gut war, seinen König zu kritisieren. Doch Thranduil sah ihn ungeduldig an und bedeutete ihm mit einer herrischen Geste, weiter zu sprechen.
„Ich meine, also, wenn er so gar nicht will, dann könnte man doch auch einfach... ich meine... also... IHN.."Delos war immer leiser geworden. Schon während er es aussprach, wusste er, dass diese Idee alles andere als akzeptabel sein würde. Und so war es auch.
Thranduil explodierte. „WAS??? LEGOLAS AUF M-E-I-N-E-M THRON??? Er ist vollkommen unfähig!!! Und ohnehin ist es schon seit Traditionen so geregelt, dass die Erbfolge vom amtierenden König auf seinen Enkel übergeht! Ich habe nicht vor, mit diesen Traditionen zu brechen! Und abgesehen davon..."-Thranduil klang jetzt wieder ruhiger, geradezu selbstgefällig- „... Legolas WILL gar nicht auf den Thron. Also wird er heiraten. Noch in diesem Jahr."
WAAAAAS?
„WAS?"fragte auch Delos. „Noch dieses Jahr, Majestät?"
Das war ja wirklich schon n ganz schöner Hammer. Nicht nur, dass der arme Kerl – du kannst ihn nicht leiden! schärfte ich mir ein. Er will dich verhaften lassen- dass er einfach so heiraten sollte, obwohl er gar nicht wollte. Er würde seine Braut auch noch ausgesucht bekommen, und sie noch in diesem Jahr heiraten müssen!
Diese Zeitspanne ist schon nach menschlichen Maßen für eine Hochzeit sehr gering, aber nach elbischen Maßstäben ist es einfach nur lächerlich wenig. Ungefähr so als würde man jetzt einen Typ kennen lernen und ihn in fünf Minuten heiraten müssen. Das war einfach nur ein schlechter Scherz!
Thranduil sah aber durchaus nicht so aus, als scherze er. Er wirkte höchst zufrieden mit sich. „Noch dieses Jahr. Ich habe auch schon ein paar junge Damen im Kopf, die da in Frage kämen: gute Verbindungen, reiche Mitgift, exzellente Erziehung... Man muss schon auf alles achten, wenn man einen Prinzen verheiraten will."
„Majestät, ich weiß wirklich nicht... noch dieses Jahr?"
„Oh ja. Heute abend wird die Verlobung bekannt gegeben werden, Ihr wisst Bescheid. Heute muss alles glatt laufen. Wir verstehen uns."
Delos wiegte bedenklich den Kopf hin und her. „Ich bin mir dennoch nicht sicher, Majestät. Wollt Ihr Legolas nicht noch etwas Zeit geben, selbst jemanden zu finden. Sagen wir... ein Jahr..."
„NEIN!"Thranduil schrie so laut, dass sämtliche Regale erzitterten. Gleichzeitig schlug er so fest mit der Faust auf den Tisch, dass sein Weinpokal hinunterfiel und in tausend Splitter zersprang.
Einen kurzen Moment schien alles erschrocken innezuhalten. Dann fuhr Thranduil fort, allerdings diesmal in gemäßigterem Tonfall. „Nein. Es ist einfach unmöglich. Seht ihr, ich habe ihm diese Chance doch schon gegeben. Zehn Jahre habe ich ihm Zeit gelassen! Und er hat nichts getan. Es ist wirklich nicht so, als dass es an Anwärterinnen mangeln würde. Wenn er wollte, er könnte jede haben! Aber er will ja nicht. Ich brauche einen Erben, Lord Delos! Die Spinnen werden immer angriffslustiger, und auch von Bruchtal und Lothlorien erreichen uns erschreckende Meldungen. Die Orks werden immer zahlreicher und gewagter, und aus dem Osten ist auch schonlange nichts gutes mehr zu hören. Ich brauche eine stabile Grundlage, auf der ich mein Reich ausrichten kann. Ich brauche einen Erben."
Und zu meiner vollkommenen Überraschung stieß Thranduil einen lauten Seufzer aus. „Ach, Lord Delos, was mache ich nur falsch? Ich will meinen Sohn doch nicht so bevormunden! Ich möchte, dass er tun und lassen kann, was er will, mit wem er will... ich weiß doch, wie ich damals war! Er muss einfach nur heiraten, versteht Ihr? Heiraten und einen Erben zeugen. Danach kann er tun und lassen, wonach ihm der Sinn steht. Mit Dienstmägden, oder den ganzen Edeldamen, meinetwegen auch mit dieser Heilerdirne, wenn er unbedingt will. So lange es nur unauffällig ist! Und er –und somit ich- einen Erben hat."
Ich hatte genug gehört. Und im übrigen auch keine Lust mehr, mir noch mehr anzuhören. Das war ja widerlich.
Und während ich mich in Richtung Tür bewegte, wurde es sogar noch widerlicher, Thranduil fing jetzt nämlich an, von SEINEN Erfahrungen mit gewissen Dienstmädchen zu erzählen. Nachdem, was man so hörte, waren das unter anderem die Gründe, warum seine Frau in den Westen gegangen war...
Es wurde sehr unappetitlich, und ich machte, dass ich raus kam. Ich wollte das WIRKLICH nicht hören.
Ich wollte in mein Zimmer zurück. Ich wusste allerdings immer noch nicht, wo es lag. Das war ungünstig. Ich irrte weiter durch die Gänge, bis ich irgendwann nach draußen kam. Ich stellte überrascht fest, dass ich n dem Park gelandet war, in den ich ursprünglich gewollt hatte.
Es war wirklich schön hier, allerdings stand mir der Sinn nicht im geringsten nach spazieren gehen. Ich hatte zwar auch keine Ahnung was ich sonst hätte machen sollen, aber ich musste allmählich auf mein Zimmer zurück. Falls man nach mir suchte, wegen dem Dolch...
Der Dolch! Ich tastete an meinen Hals aber da war er nicht. Aber wenn ihn mir jemand abgenommen hätte, würde ich das doch gemerkt haben, ich war ja wach gewesen. Ich musste ihn im Wald verloren haben... ich nahm mir vor, ihn bei nächster Gelegenheit suchen zu gehen. Wenigstens hatte das Ganze den Vorteil, dass ich nun nicht verhaftet werden würde. Ich hatte mir nichts vorzuwerfen... Yay me!
Ich sah mich um und stellte fest, dass ich direkt unter meinem Fenster gelandet war. Ich musterte die Struktur der Wand und beschloss, dass es möglich wäre, hochzuklettern. Und wesentlich kürzer, als weiter durch den Palast zuirren.
Es gestaltete ich als mühsamer, als erwartet. Innerhalb kürzester Zeit war ich vollkommen nass geschwitzt, und mein Kleid war auch relativ hinderlich.
Ich war fast oben. Ich konnte schon fast in mein Zimmer hinein sehen. Ich hing gerade am Fensterbrett, und versuchte mich hochzuziehen, als ich Stimmen auf dem Flur hörte. Verdammt.
Die Tür öffnete sich und, natürlich, wen wollte ich jetzt am wenigsten sehen, wer kam jetzt natürlich reinspaziert, Legolas betrat das Zimmer. Er sah zunächst aufs Bett, wirkte irritiert, als er mich nicht drin liegen sah, ließ seinen Blick durchs Zimmer schweifen und blieb damit am Fenster hängen. Zwischen seinen Augenbrauen bildete sich eine steile Falte.
Während er hinübereilte, um mir hochzuhelfen –Klimmzüge sind noch nie meine Stärke gewesen- schien er krampfhaft zu überlegen, warum bei Eru ich a) wach war und b) unterm Fensterbrett hing.
Er zog mich raus, sah mich streng an und sagte: „Ich nehme an, es gibt einen Grund für dein Verhalten."
„Ähm - sozusagen."
„Erläutere das genauer."
Komisch, so schlecht gelaunt wirkte er gar nicht. Nur verwirrt.
Ich erklärte ihm, dass ich eigentlich gar nicht geschlafen hatte und demzufolge auch wach sein konnte und dass ich draußen rumgerannt war, aber den Weg zurück nicht gefunden hatte und demzufolge durchs Fenster gekrabbelt war, weil es einfacher und unkonventioneller war.
Er lachte. Er wirkte wirklich gut gelaunt, obwohl ich mir das nicht vorstellen konnte, nach dem Streit, den er mit seinem Vater gehabt hatte.
Jetzt sah er an mir runter. „Wo hast du das Kleid her?"
Wow, er duzte mich!
„Das lag hier. Weißt du, ich dachte, es sei irgendwie unpassend, jetzt in Unterwäsche hier rumzulaufen...
Er sah kurz verwirrt aus, dann verstand er und lachte. „Da hast du sicherlich recht. Es ist gut, dass du wach bist. Kommst du mit?"
Ich sah ihn misstrauisch an. „Wohin?"
„Zur Schneiderin. Dieses Kleid steht dir zwar gut, aber es ist nicht wirklich geeignet, um damit auf einen Ball zu gehen."
„Heute abend? Darf ich?"
Er runzelte die Stirn. „Ja. Aber woher weißt du davon?"– „Oh, ich, äh... hab n paar Bemerkungen drüber gehört..."
Das akzeptierte er zum Glück. Wir waren dann auch relativ bald da. Die Schneiderin erklärte Legolas, es wäre keine Zeit mehr, mir ein neues Kleid zu nähen, aber es wären noch welche da, die ich anprobieren konnte. Legolas nickte zufrieden und ließ mich mit der Schneiderin allein, zusammen mit dem Versprechen, dass er mich heute abend um halb acht abholen würde.
Die Schneiderin war in Ordnung. Sie hieß Gwiwileth3). Sie brachte gleich mehrere Kleider an, doch ich wehrte ab mit der Erklärung, dass zwei vollkommen genügen würden, eins für jetzt und eines für den Ball.
Sie gab mir mehrere zur Auswahl und wir unterhielten uns gemütlich, während sie die Kleider, die ich ausgesucht hatte, noch schnell änderte.
Das Kleid, das ich tagsüber anziehen würde, war hellblau und eher praktisch geschnitten, ohne aufwendige Stickereien und sonstigen unnötigen Schnickschnack. Das Ballkleid war hingegen ein echter Traum. Es war violett, mit silberfarbenen und blauen Einsätzen an den Ärmeln.
Ich fühlte mich darin wie eine Königin. Von wegen Heilerdirne!
Ich dankte Gwiwileth und ließ mich von ihr auf mein Zimmer bringen, da ich nicht die geringste Ahnung hatte, wo das eigentlich gewesen war. Ich hoffte nur, dass ich ganz, ganz schnell aus diesem Palast heraus wäre...
Als Legolas abend an die Tür klopfte, saßstandliefnervöshinundher ich schon eine ganze Weile im Zimmer, geradezu zitternd vor Ungeduld. Ein echter Ball! Ich hatte zwar nicht die geringste Ahnung, warum er ausgerechnet mit mir auf den Ball wollte, aber er hatte schließlich ein Date gewollt, und jetzt hatte er eins. Mir doch egal, wie sich das gestaltete. Ich durfte auf einen Ball!
Er klopfte und trat ein und dann sagte er erst einmal gar nichts mehr. Als er wieder fähig war, zu sprechen, war alles, was er zustande brachte, ein gestammeltes „du siehst gut aus". Ich grinste und bedankte mich. „Gehen wir?
Der Ball war ganz, ganz anders, als ich ihn mir vorgestellt hatte. Bälle sollten doch eigentlich Spaß machen, oder? Stattdessen stand alles in den Ecken und lästerte flüsternd über die Anwesenden. Ich langweilte mich tödlich.
Nach einer Weile Legolas führte mich um Büffet, aber ich hatte keinen Hunger. Nur Durst. Legolas führte mich zu den Getränken. Ich ließ meinen Blick darüberschweifen, um zu sehen, auf was ich Lust hatte. Ich hatte seit Lothlorien keinen Alkohol mehr zu mir genommen. Ich hatte nicht vor, viel zu trinken, vielleicht ein Glas Sekt Orange, mehr nicht. Ich wollte es langsam angehen lassen.
Ich ließ meinen Blick also über die Getränkeflaschen schweifen, bis er plötzlich an einigen, großen, dunkeln Flaschen hängen blieb.
„Rod!"
„Was hast du gesagt?"
„Ich, äh, nichts... ich will von dem Wein da!"
„Der da?"Er lächelte. „Importwein aus Seestadt. Gute Wahl – aber er ist recht stark."
Ach, was du nicht sagst. Ich war zufällig mal abhängig von dem Zeug.
Ich nahm mir ein Glas voll, ich wollte mich ja nicht besaufen, und ging damit nach draußen. Der Ball fand in einer großen Halle und dem Park davor statt, und es war wirklich sehr schön. Ich war froh, dass ich so ein extravagantes Kleid gewählt hatte, auch wenn es, gemessen andem, was die anderen so anhatten, im Prinzip nur ein Putzlumpen war. Trotzdem, mir gefiel es.
Ich ging also raus und setzte mich mit dem Glas auf eine Bank vor einem offenen Gartenpavillon. Legolas war von irgendwelchen anderen abgelenkt worden, und sowieso kam ich mir an seiner Seite einfach nur sehr deplaziert vor.
Das Glas war relativ bald leer, und so holte ich relativ bald mir ein neues. Es war komisch. Obwohl ich jahrelang nichts getrunken hatte, schien ich dennoch immer noch soviel Rod wie eh und je zu vertragen.
Ach, Rod... Er war wirklich mein treuster Freund. Das ich ihn hier gefunden hatte... Es kam mir wie ein Wunder vor. Bald waren wir in ein angeregtes Gespräch verwickelt, und ich erzählte ihm, was ich zwischenzeitlich so erlebt hatte. Irgendwann kam irgendso ein anderer Typ, setzte sich zu mir, und wir unterhielten uns gemeinsam über die Grausamkeit der Welt.
Ich holte mir noch ein Glas, aber irgendwie konnte ich ja nicht sicher sein, wie lange es reichen würde, und außerdem war Rod sehr beliebt. Ich wollte nicht, das ihn mir jemand wegnahm, und so nahm ich vorsichtshalber die ganze Flasche mit, und noch drei auf Vorrat.
Draußen wurde es allmählich richtig lustig. Um mich und Rod hatte sich ein großer Kreis mit Zuhörern gebildet, die allesamt stockbesoffen waren. Nur Rod und ich waren noch nüchtern.
Schließlich brachte jemand eine ganze Kiste Rod, und dann noch eine, und noch eine. Es schien doch noch ein ganz schöner Abend zu werden.
Der Abend wurde immer feuchtfröhlicher, und die seltsamsten Gespräche wurden geführt, angefangen von Diskussionen über Zwerge, die ja soooooooooooooooooooooooooooo doof waren, über Menschen, die „halt nix drauf ham, ne, sinnnnnnn hald schderblisch"bis hin zu den Valar, die es ja „eischendlisch schonnnnn janz guuuuuuuut"hatten „drübnn im, im, na wie heisses, na, im Wessen halt".
Es wurde auch immer mehr gesungen, allerdings nicht so, wie man es kennt, die großen Sagen längst vergangener Zeiten, sondern doch recht derbe Sauflieder, die allerdings für meinen und Rods Geschmack noch viel zu anständig waren. Also nahmen wir die Sache in die Hand und bildeten einen hübschen Chor.
Ich fing an mit „was solln wir trinken?", ging dann über zu „eisgekühlter Bommerlunder", schob noch ein „Party, Palmen, Kerle/Weiber und n Bier" dazwischen, dann machte ich weiter mit „ein Fläschchen steht im Walde". Das „10 kleine Jägermeister"war sowieso obligatorisch, und anschließend, gegen den Kater, „What shall we do with the drunken sailor".
Wir sangen ganz professionell und mehrstimmig –so ziemlich jeder hatte seine eigene Stimme- und waren eine richtig fröhlich Runde. Zwar kippten immer wieder welche um, die sich beziehungsweise deren Mägen sich nicht so gut mit Rod verstanden, aber sie wurden immer wieder durch Rods ersetzt, so dass wir trotzdem immer einen schönen Chor zusammen hatten, indem ich immer schöne Solos singen durfte. Rod war eben nicht nur ein guter Kumpel, sondern auch ein wahrer Gentleman.
Es wurde allmählich richtig spät, und, das fand ich toll, wir hatten inzwischen auch schon ein richtiges Orchester. Zwar ist Schnarchbegleitmusik nicht die allerbeste, aber es war besser als gar keine und tausendmal besser als die Plingplingmusik darinnen.
Irgendwann nicht viel später waren alle Sänger durch professionelle Rods ersetzt. Das fand ich toll, das war besser, auch für die Ohren.
Wir waren grad mitten in unserer Experimentalversion von „für dich soll's rote Rosen regnen"(wir hatten unser Repertoire spontan um Lieder erweitert, die nicht den Alkohol verherrlichten) als irgendjemand auf mich zu gewankt kam. Nein, halt. Der wankte nicht. Sondern ich und die gesamte Umgebung. Gut, er wankte auch, aber nicht so viel. Verrückte Welt.
Ich kannte ihn nicht, und er mich auch nicht, aber er legte mir den Arm um die Schulter und sagte, ich sähe „wirschlisch gudd"aus, und ich beschloss spontan, dass ich ihn echt gut leiden konnte.
Er sang ein bisschen mit und brachte auch ein wenig Ordnung in die Rodreihen, die er bei seiner Ankunft durcheinander geworfen hatte. Er zog drei Flaschen Rod weg und konnte immer noch stehen. Das fand ich sehr beeindruckend, und knutschte ihn auf die Wange. Das heißt, ich wollte ihn auf die Wange knutschen, aber er drehte den Kopf, so dass ich seine Lippen erwischte. Das fand ich auch nicht schlimm, und weil er so gut nach Rod schmeckte, probierte ich gleich noch mal.
Innerhalb kürzester Zeit waren wir in die schönste Knutscherei verwickelt, während im Hintergrund die Rods romantisch sangen.
Es war toll, mal was total anderes. Im Ernst, das war der beste Abend seit langem. Rod in Massen, und ein Kerl, der sogar ganz gut aussah, wies aussah.
Jedenfalls, wir waren also relativ beschäftigt, als wir plötzlich Stimmen hörten Ich drehte den Kopf weg, und der Typ schlabberte an meinem Ohr weiter. Ich gab ihm ne Flasche Rod, die als Ersatz bereitwillig akzeptierte, und lauschte. Da kamen zwei, und sie waren –igittigitt- total NÜCHTERN.
„Ich kann mir nicht vorstellen, warum die hier sein sollten"sagte gerade der eine. „Wenn im Keller nichts mehr ist, ist da eben nichts mehr. Dann ist es eben alle."
„Ich bin aber sicher, dass hier welche sein müssen"erwiderte der andere. „Ich hab vorhin fünf verschieden Leute Kisten tragen sehen, alle in diese Richtung. Die ham den halben Weinkeller hierher verfrachtet."
„Das werden wir jetzt ja sehen"schloss der andere und in genau diesem Moment traten sie um die Ecke.
Verblüfft blieben sie stehen. Ein Wald, ein ganzes Meer von Rods, und in deren Mitte zwei gestalten, von denen der eine an einer Weinflasche rumsabberte und die andere sie mit großen Augen anstarrte.
Sie starrten zurück.
Verdammt, der eine kam mir irgendwie bekannt vor, und der andere auch. Es war -natürlich- Legolas, und das andere war Medlion. Jippie!
Legolas eilte sofort zu mir und zog den Sabbertyp von mir, weg, der sich zwischenzeitlich wieder meinem Ohr zugewandt hatte, dann hob er mich hoch und schleifte mich durch den Rodwald. Ich schrie auf, denn viele Rods wurden umgestoßen, einige sogar getötet!
Legolas zog mich nah an sich heran, und ich sah ihn wütend an und knallte ihm dann eine.
„Wasss, wass, wass machsu da? Die armen Rods! Du, du bringsie um!"
Und ich fing an, ihn zu schlagen, doch er hielt mir die Hände fest und lächelte ein bisschen überheblich. „Was machst du bloß für Sachen"
Ich sah ihn wütend, aber auch irritiert an –man sollte als Kronprinz nicht arrogant grinsen, wenn man geschlagen wurde, das irritiert nur die Leute- und versuchte, runter zu kommen, doch er hatte mich hochgehoben und hielt mich fest wie ein Schraubstock. Schließlich gab ich es auf und zeigt auf den Sabberer. „Dea muss auch midd!"
Legolas sah mich zweifelnd an, doch als ich drohend die Faust schüttelte, gab er seufzend Medlion in Zeichen, und dieser fing an, den Sabberer auf seine Schulter zu hieven und mitzuschleifen.
Legolas brachte mich auf meine Zimmer, wie, weiß ich nicht mehr. Was ich allerdings noch weiß, war, das ich ihm unsere erste Begegnung gründlich heimzahlte. Na, nicht ganz, ich erwischte immer nur seine Schuhe.
Legolas brachte mich ins Bett, das heißt, umziehen ließ er mich zum Glück allein. Er lächelte zwar, sah aber nicht sehr glücklich aus.
Ich sah in mitleidig an. „Hassu Sor-Sor-Kumma?"
Er lächelte gequält. „Wie mans nimmt. Mein Vater..."
„Willa disch imma noch verheiradn?"
Er musterte mich misstrauisch. „Woher weißt du das?"
„Isch weiß allles!!!"
Er nickte und erzählte mir, das er zwar im Prinzip kein Problem damit hatte, sich aber noch nicht binden wollte, und auf den richtigen Partner warte, und sowieso, und überhaupt...
Er laberte bestimmt eine halbe Stunde und danach stand für mich fest, dass er entweder schwul war oder total in mich verknallt. Hoffentlich ersteres. Obwohl...
Ich weiß nicht mehr, wann er gegangen ist. Ich weiß gar nichts mehr von jenem abend. Ich schlief gut in die Nacht. Wirklich, ich schlief! Guter, alter Rod! Immer für mich da.
Als ich am nächsten Morgen aufwachte, sah ich die Welt mit völlig neuen Augen. Ich war zum ersten Mal seit langem richtig ausgeschlafen! Und ich hatte nur einen klitzekleinen Kater.
1) bronwe = Ausdauer
2) delos = Abscheu
3) gwiwileth = Schmetterling
Tja, das wars. Ich gedenke übrigens, die Kapitel in Zukunft immer im Doppelpack hochzuladen, das is nicht so stressig... und euch wohl auch nicht ganz unrecht.... ;-) g
