Bitte nur lesen, wenn ihr wirklich meint, dass ihr das wollt!

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Kapitel 8

Ein Schrei, der schmerzverzerrter nicht hätte sein können, erfüllte das Anwesen, auf dem die Villa der Lestranges stand.

Dem jungen Mann, dem sich die eiserne Klinge eines kleinen Dolches tief in den Oberschenkel gebohrt hatte, stieß einen derart verletzten Schrei aus, wie er ihn noch nie in seinem bisherigem Leben hatte tun müssen. Es war, als bohrte sich das kühle Metall direkt durch den Knochen. Er wusste, dass dieser Vergleich nicht völlig abwegig sein konnte, denn er spürte einen ganzen Schwall warmen, klebrigen Blutes, das ihm das linke Bein hinabfloss. Er ließ nochmals einen Schmerzenslaut von sich, doch diesmal leise und unterdrückt. In diesem Moment wünschte er sich nichts sehnlicher als diese verdammte Waffe aus seinem Körper ziehen zu können, doch ein dünnes Drahtseil schnitt tief in seine Handgelenke und hatte schon vor Stunden seine Finger mit der roten Flüssigkeit überzogen. Eigentlich hatte Jam sich geschworen diese Stricke keinen Millimeter mehr zu reizen, denn sie hatten sich schon mindestens einen halben Zentimeter in die Haut geritzt, und als er jetzt begann sich wieder gegen sie zu wehren,  rissen die frischverheilten Wunden schnell wieder auf und durch seine zusammengebissenen Zähne sog er die Luft scharf ein.

Ihm durften jetzt auf keinen Fall die Knie weich werden, sonst würde er sich mit dem Seil, das um seinen Hals lag, selbst erhängen. Plötzlich erschien es ihm lächerlich, dass seine größte Sorge vor wenigen Minuten noch gewesen war, wie er dem Verdursten entkommen konnte. Hätte er doch bloß getan, was Lestrange von ihm erwartet hatte, dann befände er sich jetzt nicht in dieser Situation, von der er sich ziemlich sicher war, dass dies nur der Anfang sein sollte.

Vor seinem inneren Auge sah er die letzten Stunden nochmals vor sich herziehen. Man hatte ihm die Augen vor dem Portschlüsseltransport verbunden, dessen Binde er bis jetzt trug. Brutal war er von einem Ort an einen anderen verfrachtet worden und schließlich hatte man ihm in einem stillen Raum die Hände mit einem dünnen Draht verbunden. Eine Schlinge war um seinen Hals gelegt worden und schien ziemlich stramm von der Decke zu baumeln. Würde er sich auch nur um wenige Zentimeter bücken, würde es ihm die Luft abschnüren und er würde sich selbst erhängen. Es waren nach seiner Zeitschätzung nicht weniger als zwölf Stunden vergangen, bis die Tür zu diesen Zimmer geöffnet und Bellatrix Lestrange eingetreten war. Zu diesem Zeitpunkt schien ihm seine Kehle trockener als die Wüste Sahara und seine Beine schwächer als die eines frischgeworfenen Fohlens.

„Hallo, mein junger, kleiner Schönling!", hatte sie kichernd gesagt und war näher herangetreten, bis er ihren warmen Atem in seinem Gesicht gespürt hatte. Während sie redete, hatte sie begonnen um ihn herumzugehen. „Dass du noch stehst, wundert mich ja fast! Die Schwachen brechen meist schon nach wenigen Stunden zusammen und ehrlich gesagt scheinst du zwar sportlich und an deinem Körper kann ich keinen Makel erkennen, doch sehr kräftig siehst du nicht aus!".

Er hatte geschwiegen und seinen Schmerz in den Schultern, Handgelenken und Beinen für wenige Minuten verbannen können. „Du hast sicherlich Durst, oder?". Er hatte die trockenen, aufgesprungenen Lippen aufeinandergepresst und versucht zu schlucken, doch es hatte ihm nicht gelingen wollen. „Ich machte dir einen Vorschlag, ich biete dir sozusagen einen kleinen Deal an. Ich gebe dir Wasser und dafür wirst du mir einen Kuss schenken, den ich nie wieder vergessen werden kann. Du scheinst mir viele Freundinnen gehabt zu haben und wahrscheinlich bist du sehr erfahren in dieser Kunst, doch vorerst sollst du mir lediglich eine sanfte Berührung deiner Lippen gönnen!"

„Ich würde lieber mit einem Knallrümpfigen Kröter ins Bett steigen, als auch nur eine Sekunde mit dir im selben Raum verbringen zu müssen... Ich denke unser Deal ist geplatzt!", hatte Jam mit trockener Stimme wiedergegeben, doch diese Worte sofort bereut, als er ihre Finger schmerzhaft an seinen Haaren ziehen spürte. Sie hatte nun hinter ihm gestanden und den spitzen Dolch ohne Vorwarnung in sein Bein gerammt.

Ein quälendlanger Schrei war seinem Mund entwichen und nun bereitete es im beinahe übermenschliche Anstrengung nicht umzuknicken, doch das Seil, welches jetzt leicht gegen seine Kehle drückte, verstärkte seinen Willen um einiges.

„Tut weh, oder?", fragte sie und ihre Stimme hatte nichts amüsiertes mehr. Ihre linke Hand lag noch immer am Griff der Waffe und hatte offensichtlich nicht vor ihn von den Schmerzen zu befreien und ihre rechte war mehr denn je in seinen Haaren gekrallt. Plötzlich drückte sie den Dolch einige Zentimeter weiter in die Wunde, bis der Griff Lestrange daran hinderte weiter in sein Fleisch vorzudringen. Wieder kam ein Laut über Jams Lippen, den sie nicht zu deuten vermochte, doch er stärkte nur weiter ihre Gier nach ihm. Brutal begann sie die Klinge in ihrer Position zu drehen und im selben Moment machte Jam sich wieder daran seine Hände freizubekommen. Ein seltsames, matschiges Geräusch entstand aus dem kalten Metall in dem warmen Fleisch, aus dem das Blut ungehalten sein Wade hinabfloss. Sie wusste, wie sehr er sich verletzte, wenn er gegen das Seil ankämpfte, es zeigte ihr seine Schmerzen nur allzu deutlich. Sein Körper bäumte sich auf, doch er würde ihr nicht entkommen.

„Nur ein Hauch, nur eine Berührung und ich beende es!", versprach sie und ihr Atem zog an seinem Ohr vorbei. Sie legte ihre Wange an die seine und sog seinen Duft tief ein.

„Vergiss es!", zischte er, doch seine Stimme zitterte so sehr, dass es ihr zeigte wie wenig er von seinem eigenen Entschluss hielt.

Lestrange zog den Dolch so schnell aus Jams Wunde und trat so überraschend von ihm weg, dass er beinahe das Gleichgewicht verloren hätte, sein Verstand jedoch war noch soweit präsent, dass er die Geistesgegenwärtigkeit besaß sich selbst abzufangen.

Er musste röchelnd um Atem ringen. Wacklig und das Gewicht nur auf ein Bein lenkend, blind und der Gefahr ausgeliefert, jede Sekunde von dem Seil erwürgt zu werden, stand er orientierungslos in einem Zimmer der Villa und wartete darauf, dass Lestranges irgendetwas tun würde. Diese Stille brächte ihn sonst noch um den Verstand.

Abermals musste der die Luft scharf durch die aufeinandergepressten Zähne einziehen, um nicht wieder einen Schrei von sich geben zu müssen. Langsam begann sein schmerzendes Bein unangenehm zu pochen und es bereitete ihm zunehmend Probleme sein Gleichgewicht zu halten. Würde Lestranges jetzt gehen, sähe sie ihn mit Sicherheit nie wieder – zumindest nicht lebend!

Sein Atem ging nur noch stoßweise und seine Kehle führte sich merkwürdig verkleinert an, als schnürte ihm irgendetwas die Luft ab. Der Sauerstoff kam nur langsam über seinen trockenen Hals in seine Lungen und stach ihm schmerzhaft in das innere Organ. Sein Rachen und Gaumen erinnerte ihn an irgendeine verschrumpelte Frucht und die Schmerzen verschlimmerten sich bei jedem Atemzug.

„Bist du dir sicher, dass du mir nicht doch einen kleinen Kuss schenken möchtest?", fragte Lestranges und längst hatte ihre Stimme den kindlichen Unterton verloren. „Oder möchtet du lieber verdursten oder ersticken?"

Um ihr keiner weiteren Beleidigungen an den Kopf zu schmeißen und damit sein Todesurteil zu unterschreiben, schwieg er, sich auf den Ursprung der Stimme konzentrierend. Seine Ohren besaßen eine überdurchschnittliche Schärfe, so dass er versuchte ihren Atem und ihre leichten Schritte zu lokalisieren.

„Ich interpretiere dein Schweigen, als eine Art stille Zustimmung!", sagte sie und Jam zuckte merklich zusammen, denn die Todesserin konnte nicht viel weiter als einen halben Meter vor im stehen.

Plötzlich spürte er ihren warmen Atem wieder in seinem Gesicht und wollte sich abwenden, als er ihre Hand an seiner Wange fühlte, die ihn sanft, aber bestimmt daran hinderte sich wegzudrehen.

Er presste die ohnehin verbundenen Augen aufeinander und wartete darauf, dass dieses ganze Theater möglichst schnell vorbeiging. Als er auch in den nächsten Sekunden keine Anstalten machte sich zu wehren, sondern eher eine erschöpfte Resignation zeigte, spürte er im nächsten Moment etwas warmes und weiches auf seinen Lippen.

Doch es blieb nur den Bruchteil einer Sekunde, denn mit einer ruckartigen Bewegung hatte er sich im selben Moment von ihr befreit, als das verwirrte Gesicht seines Paten vor seinem inneren Auge aufstieg, kurz bevor er von seiner eigenen Cousine ermordet wurde.

„Bestie!", hauchte er, doch statt einer Antwort spürte er im nächsten Moment einen Schwall von einer kalten, wohltuenden Flüssigkeit auf seiner Haut und dann etwas harten an seinen Lippen – ein Becher oder ähnliches. Sie hatte ihm etwas Wasser ins Gesicht geschüttet und die Flüssigkeit rieselte sein Kinn und seinen Hals hinab in den Ausschnitt seines T-Shirts, auf der Brust entlang. Schließlich gab sie ihm einige Schlücke des heißgeliebtem Wassers und Jam bemerkte, dass er nie etwas köstlicheres getrunken hatte.

Die verheerende Trockenheit verschwand langsam, doch als sein Hals plötzlich weiter zugedrückt wurde, bemerkte er, dass sich seine Knie zu sehr entspannt hatten über diese kurze Freude und offenbar auch nicht bereit waren sich wieder zu stabilisieren. Das Pochen seines linken Oberschenkel schwoll wieder an und irgendwie wusste Jam plötzlich, dass es egal war, wenn er jetzt fallen würde, doch sein Verstand war nicht bereit dies aufzunehmen. So versuchte er noch einige Minuten strauchelnd sich zu fangen, bevor der Griff ums seinen Hals in zu zerquetschen drohte.

Resignierend ließ er es zu, seinen Beinen Erholung  zu gönnen und versuchte nicht weiter sich mit den Armen abzufangen, die noch immer hinter seinem Rücken gefesselt waren und an denen das Blut wieder wie aus einem Wasserhahn floss.

Lestrange sah, wie ihr Opfer scheinbar in Zeitlupe zu fallen begann und entschloss sich offenbar kurzerhand dazu, dass ein Erstickungstod nicht ihren Vorstellungen entsprach. Ohne auch nur einen Gedanken daran zu verschwenden, dass er sich nicht mit den Händen abfangen konnte, wenn er auf dem Boden aufschlagen würde, kappte sie mit ihrem Zauberstab das Seil.

Jam, dessen Augen noch immer verhüllt waren spürte, wie der Druck schlagartig verschwand, und war sich sicher, dass gleich ein unausweichlicher und schmerzhafter Aufprall folgen müsste. Ein letztes Mal noch, versuchte er beinahe panisch die Hände zum Schutz aus der strammen Schlaufe zu ziehen, doch das hatte den einzigen Effekt, dass sich der Draht etwa einen halben Zentimeter weiter schmerzhaft ins Fleisch schnitt.

Mit einem unüberhörbaren Krachen schlugen seine Kniescheiben auf den harten Boden auf und ein qualvolle Druckwelle preschte durch seinen Körper, wobei sein Oberschenkel förmlich explodierte und er erneut einen unterdrückten Schrei ausstieß, bevor sein Kinn und Oberkörper schließlich seitlich aufschlug und den Schmerz noch übertraf. Für einige Sekunden vergaß er das Atmen gänzlich, um nochmals einen Schmerzenslaut zu unterdrücken.

Keuchend und mehr Luft auf einmal aufnehmend als gut für ihn wäre, bemerkte er, dass seine Atmung für kurze Zeit ausgesetzt hatte. Er bemerkte Blut in seinem Mund und wahrscheinlich hatte er einige hübsche Schrammen im Gesicht abbekommen.

Erst nach einigen Minuten war er wieder dazu in der Lage sich auf seine Umgebung zu konzentrieren. Er konnte Lestrange nicht orten, wahrscheinlich stand sie unweit von ihm entfernt und amüsierte sich über sein Leid.

Er versuchte sich irgendwie aufzurichten, doch sein Körper sollte ihm nicht gehorchen, selbst wenn er sich ungehindert hätte bewegen können. Er war erschöpft, übermüdet und verletzt. Wie lange sollte er das aushalten können?

Eine grobe Umklammerung seiner Schulter ließ in zusammenzucken. Unachtsam wurde er auf den Rücken gedreht, wobei er seine Hände unfreiwillig weiterbewegen musste. Aus reinem Reflex tastete er die Steine unter sich ab, doch er fand nichts, was ihm hätte helfen können.

Plötzlich spürte er eine schwere Last auf seiner Brust und wurde sich schlagartig bewusst, dass Lestranges sich gerade auf ihn gesetzt hatte. Sein Rücken, von ihrem Gewicht hinuntergedrückt, legte sich schmerzhaft auf seine Handgelenke.

„Die Abmachung lautete ein Kuss gegen Wasser, doch die Berührung eben wird sich nicht Kuss nennen dürfen, oder?", fragte sie und es klang beinahe friedlich.

Jam versuchte sich so wenig wie möglich zu bewegen um weiteres Einritzen in die Haut am Handgelenk zu verhindern, doch die Vorstellung, was diese Verrückte jetzt mit ihm vorhatte, hinderte ihn erfolgreich daran seinen Hände ruhig zu halten.

Doch als er plötzlich etwas kühles und wahrscheinlich scharfes an seinem Hals spürte, war die einzige Bewegung, die er noch machte, das Atmen und die einzigen Laute das Pochen seines Herzens und des Oberschenkels. Der Dolch, der noch vor wenigen Minuten in seinem Bein gesteckt hatte und mit ziemlicher Sicherheit von seinem Blut noch immer glänzte, wurde stark gegen seine Kehle gedrückt.

„Rühr dich nicht!", flüsterte sie und ihre Stimme war direkt neben seinem Ohr, „Lass mich einfach gewähren!"

Dann spürte er wieder ihre sanften Lippen auf den seinen und ihn überkam ein starkes Übelkeitsgefühl, als ihm klar wurde, dass diese Lippen den Fluch ausgesprochen hatten, der Sirius getötet hatte. Doch er tat nichts, ließ es lediglich geschehen.

Auch als die fordernde Zunge Lestranges in ihn eindrang, verharrte er regungslos. Lediglich sein Atem wurde schwerer und er presste die Augen fest aufeinander. Mit aller Macht versuchte er den Wunsch zu unterdrücken einfach zuzubeißen, doch das wäre seinem Todesurteil gleich.

Stockend ein- und ausatmend lag er bewegungslos auf dem Boden und versuchte an irgendetwas anderes außer den Tod seines Paten zu denken. Versuchte sich die sanften Küsse Shilas vorzustellen, doch es gelang ihm nicht. Unweigerlich musste er sich an die letzte Woche erinnern, in der solche Fesselspielchen die Beiden noch angeturnt hätten, doch Lestranges war mit Shilas Zärtlichkeit nicht einmal annähernd zu vergleichen. Wahrscheinlich glichen sie sich wie ein Phönix einem Bergtroll.

Als ihre Zunge sich nun daran machte seinen Mund zu erkunden, hielt er es nicht mehr aus und riss sich los, wobei ein scharfer, kurzer Riss an seinem Hals ihm zeigte, dass sie die Haut dort angeritzt hatte.

Sie schwiegen beide und Jam war sich ziemlich sicher, dass die Todesserin nun vorhatte ihn so qualvoll wie möglich umzubringen. Doch nichts der Gleichen geschah. Er spürte Sekunde später lediglich etwas feuchtes auf seinem Hals und wurde sich bewusste, dass Lestranges gerade sein Blut trank. Resigniert ließ er es zu und blieb einfach bewegungslos liegen, wobei ihm die verhassten Küsse und Liebkosungen auf seine Haut langsam den Verstand raubten.

Das Messer wurde nun auf sein rechtes Schlüsselbein gelegt und fuhr langsam hinab, wobei es sanft sein T-Shirt einriss und schließlich einen kühlen Luftzug frei über seine Brust wehen ließ. Er fröstelte, als die Frau sich plötzlich daran machte mit ihrer Zunge hinunter zu gleiten. Doch als sie schließlich beinahe an seinem Bauchnabel angelangt war und ihre Finger sich bereits daran machen seinen Hosenbund zu öffnen, trat seine Kämpfernatur schlagartig wieder ein.

Er drehte sich blitzschnell auf die Seite, zog seine Beine an den Körper und stieß Lestranges mit einer Beinkraft weg, die er nur durch jahrelanges Joggen hatte bekommen können. Mit einem spitzen Schrei wurde sie meterweit zurückgeschleudert, während er fast panisch versuchte auf die Beine zu gelangen. Jetzt, da massenhaft Adrenalin seinen Körper wie Blut durchströmte und die Schmerzen nur noch dumpf auftraten, gelang es ihm fast mühelos auf die Füße zu springen, selbst mit auf dem Rücken gefesselten Armen. Sein Shirt glitt von ihm und seine Hose rutschte bis auf seine Knie hinab.

Ein Rasseln wie von Metall klang in seinen Ohren wieder und plötzlich wurde er sich bewusst, dass er beide Anhänger trug. Stolpernd trat er einige Schritte seitwärts und blieb an seiner Hose hängen. Strampelnd versuchte er sie von sich zu streifen, denn mit gefesselten Hände bekäme er sie sowieso nicht wieder zu.

Nun stand er mitten in der Raum, hatte keine Ahnung in welcher Richtung die Tür liegen könnte und zitterte an ganzen Körper, zum Teil, weil ihn nur noch seine Boxer bedeckten, doch auch seine Erschöpfung trug dazu bei.

Er hörte einen wütenden Schrei und wurde im nächsten Moment durch irgendeinen Zauber auf die Knie gezwungen, dann legte sich ein eiserner Griff um seinen Hals, spitze Fingernägel bohrten sich in seine Haut und die Spitze eines Zauberstabes legte sich an sein Schlüsselbein. Dann jedoch hielt sie plötzlich inne.

„Du willst also nicht die sanfte Tour?", zischte sie gefährlich.

„Ich will gar keine Tour!", knurrte er ungehalten.

Ihre Finger krallten sich weiter in seinen Hals, doch dann spürte sie plötzlich Metall unter ihnen und zog die Kette mit den Zauberstab weiter zu sich. Ein leises klicken sagte ihm, dass sie einen der Ausweise gerade aktiviert hatte.

„Wen haben wir denn da?", fragte sie leise, „Black! ... Ein Verwandter? Das würde wenigstens dein Aussehen erklären!"

Sie hob den Dolch und fuhr mit ihm sanft über seine Lippen, während er schwieg und inständig hoffte sie möge sich mit diesem Anhänger zufrieden geben und den anderen am besten einfach vergessen, doch das tat sie nicht. Ein erneuter Klicklaut ließ ihn zusammenzucken, denn der zweite Ausweiß war gerade aktiviert worden.

Minutenlanges Schweigen folgte, bis die Todesserin plötzlich ein erstauntes Schnauben von sich gab.

„Was für ein Fang!", sagte sie erstaunt und ließ im nächsten Moment von ihm ab. Orientierungslos, zitternd und kraftlos sank er langsam auf den Boden hinab. Lestrange  würde ihn dem Lord ausliefern und er würde einen ebenso schmerzlichen Tod sterben wie Snape es damals für ihn getan hatte.

Er hatte es doch eigentlich immer gewusst, dass er sich ihm irgendwann stellen müsste. Es war nun einmal seine Schicksal, seine Bestimmung. Und obwohl Jam weder an das eine noch an das andere glaubte, wusste er doch, dass er dem nicht entkommen würde.

Eine zittrige Hand legte sich plötzlich an seine Stirn und er fühlte, wie Lestrange ihm das Haar aus der Stirn zog.

„Wie ist das möglich? Ich sah deinen Tod durch meine eigenen Augen!", sagte sie erstaunt, beinahe ehrfürchtig.

„Es war nicht ich, der starb an jenem Tag!", meinte Jam leise, doch mit fester Stimme.

Sie erwiderte nichts, sondern trat hörbar von ihm weg, als befürchtete sie plötzlich er könne sie trotz seiner Hilflosigkeit verletzten. Schweigend blieb sie einige Zeit ruhig stehen, doch dann verließ sie das Zimmer und ließ ihn allein und ohne ein Wort der Erklärung zurück.

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Erschöpft ließ Jam sich auf die Seite gleiten und verwarf jeden Gedanken, der nur annähernd mit Bewegung zu tun hatte. Er atmete flach und schnell, seinen Kopf legte er langsam auf den kalten Boden.

Im Nachhinein konnte er nicht mehr sagen, wie lange er dort gelegt hatte, doch eine leise Stimme neben seinem Ohr ließ ihn erschrocken hochfahren. Sein erster Gedanke war: Voldemort hat mich gefunden! Er erwachte so schnell, als habe ihm jemand ins Gesicht geschlagen.

„Sie hat dich also alleine gelassen. Hast du etwa nicht gehalten, was dein Körper verspricht?", fragte die Stimme eines Mannes, „Oder wurde sie es einfach nur müde, dich zu quälen?"

Der Mann, den Jam der Augenbinde wegen nicht erkennen konnte, packte ihn eisern an der Schulter und drehte ihn grob auf den Rücken. Schmerzhaft meldeten sich seine Handgelenke, die wenigstens teilweise verheilt waren, wieder zurück.

Man musste seinen Seufzer gehört haben, denn ihm nächsten Moment legte sich das Holz eines Zauberstabes an die Gelenken und zog das dünne Drahtseil wie ein Gummiband zurück. Es schnellte durch seine Haut und entlockte ihm einen schmerzgepeinigten Schrei.

Sofort wollte Jam sich bewegen und bemerkte dabei die schmerzenden Knochen. Vorsichtig, doch so schnell es der Zustand seines Körpers erlaubte, erhob er sich und nahm die Binde von seinen Augen, ehe ihn sein Bein wieder darauf aufmerksam machte, dass es verletzt war.

Doch nun konnte er erkennen, wer dort vor ihm stand und es war keineswegs Voldemort. Lestranges Mann stand vor ihm und grinste ihn spöttischen und unheilverkündend an.

„Was wollen Sie?", seine Stimme klang rauer und leiser als er es beabsichtigt hatte. Vorsichtig taste Jam langsam nach seinen Händen und bemerkte, wie das getrocknete Blut an seinen Fingern kleben blieb.

Der Mann begann langsam um ihn herumzuschleichen, während er nach Jams Händen griff. Behutsam, doch bestimmt schloss er etwas Kaltes um seine Gelenke und zog Jams Arme gen Decke. Der Junge unternahm nur einen einzigen Versuch sich zu wehren, doch als Lestranges den Druck auf die Wunden verstärkte, ließ er es geschehen.

Nun war er an den Armen mit schweren Ketten an die Decke des Raumes gefesselt. Der Druck auf den Schnittwunden war unangenehm, aber nicht schmerzhaft, doch er wusste, dass sie erneut aufreißen würden, wenn er sich zu sehr bewegte.

Er begann erneut zu zittern und registrierte erst jetzt, dass ihn noch immer nur seine Boxer bedeckte. Sein Bein würde dieser Belastung nicht lange standhalten, dessen war er sich vollkommen sicher.

„Ist dir etwa kalt?", fragte Lestranges und klang spielerisch besorgt.

Noch bevor sein Verstand überhaupt realisiert hatte, was geschehen war, schrie sein Körper bereits vor Qualen. Etwas kochend heißes hatte sich tief in seinen Rücken gebohrt und wurde mehrere Sekunden dort gehalten. Sein Körper wandte sich unter den Schmerzen und bäumte sich auf. Warmes Blut begann an seinen Armen hinunterzulaufen.

Endlich – Jam kamen es wie Stunden vor – wurde er heiße Zauberstab von seiner Haut genommen. Erleichtert atmete er aus, doch schon Augenblicke später wurde die Waffe wieder in seinen Rücken gedrückt, diesmal aber an einer anderen Stelle. Wieder konnte der Junge einen überraschten und schmerzgepeinigten Aufschrei nicht unterdrücken.

Diesem Mann machte es Spaß ihn zu quälen und er kostete Jams Schreie aus, als wären sie etwas schönes, doch für ihn selbst war es reine Folter. Lestrange drückte ihm den Zauberstab, wie ein heißes Eisen mehrere Male sekundenlang in den nackten, schmerzenden und verspannten Rücken, während er selbst mit aller Macht versuchte weitere Schreie zu unterdrücken und die Arme wenigstens halbwegs ruhig zu halten.

Lachend ließ Lestrange irgendwann von ihm ab und Jam hing schlaff, mit stockendem Atem, in den Ketten.

„Was wollen Sie von mir?", brachte Jam keuchend und zittrig hervor.

Lestrange antwortete nicht, sondern hielt ihm stattdessen einen silbernen Becher vors Gesicht. Entsetzt wandte Jam sich noch ein letztes Mal gegen die Ketten, um dann einsehen zu müssen, dass er keine Kraft mehr zur Gegenwehr hatte.

„Nein!", wisperte er mit purem Entsetzten in der Stimme.

„Es ist nur ein Stärkungstrank! Schließlich will ich noch ein bisschen spielen!", meinte Lestranges, erstaunt darüber wie sehr sich der Junge gegen einen Trank wehrte, dessen Inhalt er noch gar nicht kannte.

„Nein!", wiederholte Jam leise und setzte beinahe flehend hinzu, „Bitte nicht!"

Nur ungern erinnerte er sich dran, was beim letzten Zaubertrank, den er zu sich genommen hatte, passierte war und er wusste das ähnliche Zustände auch bei diesem Trank entstehen würden. Seit seiner Drogensucht und dem Zeug, dass dieser Todesser ihm gespritzt hatte, vertrug er absolut keine magischen Kräuter mehr.

Die Auswirkungen waren oft völlig verschieden, von tagelanger Ohnmacht über folternde Krämpfen bis hin zur totalen Bewusstseinsausschaltung, bei der er sich in einem merkwürdigen tranceähnlichen Zustand befand, in dem sein Körper wach und sein Geist vernebelt war.

Er spürte den kalten Becher an seinen Lippen und eine eiserne Hand legte sich um seinen Nacken, um ihn ruhig zu halten. Ein letztes Mal noch brachte er die Kraft auf sich gegen die Fesseln zu winden, bevor ihn ein schmerzhafter Stoß in die Rippen gefügig machte und still halten ließ.

Eine angenehm erfrischende Flüssigkeit floss sein Hals hinab, einigen Tropfen bahnten sich ihren Weg über sein Kinn und seine Kehle. Von der ersten Sekunde an wusste er, dieses Getränk enthielt nicht so viele Kräuter, dass es ihn hätte umbringen können, doch die Angst vor stundenlangen Krämpfen hielt ihn fast gelähmt.

Die Wirkung setzte langsam, doch unaufhaltsam, ein. Ganz langsam, dem Zustand der  vorgeschritten Alkoholzunahme ähnlich, vernebelte sich seine Sicht und seine Gedanken. Die Wörter, die Lestrange ihm entgegenschmiss verstand er nicht, konnte sie nicht mehr sinnvoll hintereinander reihen. Ein taubes Gefühl legte sich über seine Wunde am Bein und an den Handgelenken. Der Schmerz verschwand langsam und zum ersten Mal war er froh, dass dieses Mittel, welches seine Drogensucht erloschen hatte, in ihm war. Er wusste, Lestrange würde ihn für sehr stumm, doch nicht für bewusstlos halten.

Er wurde müde, doch gleichzeitig erwachte sein Körper scheinbar wieder etwas zu neuem Leben, schien neue Kraft geschöpft zu haben, doch der letzte Gedanke, nachdem ihm sein Geist entglitt galten der Angst, was Lestrange wohl alles mit ihm anstellen könnte, während ein Teil von ihm schlief...

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Ein lauter Schrei brachte ihn schließlich wieder ins Leben zurück..

Zuerst wusste er nicht, wo er sich befand. Röchelnd holte er tief Luft und bereute es sofort, denn durch das Einatmen bohrte sich ein starker Schmerz tief in seine Brust. Sein Kopf war noch viel zu unklar, als dass er auch nur Bruchstücke, von dem was hier vor sich ging, verstand.

Er bemerkte nicht, dass es sein eigener Schrei gewesen war, der ihn zurückgebracht  hatte.

Jeder Atemzug ließ ihn einmal durch die Hölle und zurückgehen. Nicht fähig an irgendetwas anderes als diesen Schmerz zu denken, bemerkte er weder, dass ihn keine Fesseln mehr hielt, noch dass er zusammengekrümmt und zitternd am kalten Boden lag,  und nicht wissend, dass er die nächsten Stunden ohne Hilfe nicht mehr überleben würde.

Er lag in seinem eigenen Blut und hielt unbewusst eine Hand an seinen Brustkorb, wo mehrere Rippen gebrochen sein mussten, und die andere Hand an seinem Kopf, der vor Schmerzen zu zerspringen drohte.

Erst nach mehreren Minuten begriff er überhaupt, wo er sich befand. Doch das ,Warum' wollte ihm einfach nicht einfallen. Wie sehr er sich auch bemühte, ihm fiel einfach nicht ein, wieso er halbnackt und offenbar schwer verletzt in einem kalten Raum lag und sich die Seele aus dem Leib geschrieben hatte, wenn es ihm nicht mehr Anstrengung gekostet hätte, als einfach nur bei Bewusstsein zu bleiben.

Durch einen sehr dichten grauen Nebel nahm er plötzlich dunkle Schatten sich bewegender Gegenstände wahr. Diese flimmerten und tanzten vor seinen Augen und er musste alle Konzentration dazu aufwenden, um die Augen offen zu halten, doch langsam meinte er, Personen zu erkennen.

Panisch wollte er irgendwie hier weg kommen. Er würde es nicht aushalten diesem Monster ein weiteres Mal schutzlos ausgeliefert zu sein und sich im Nachhinein nicht einmal erinnern konnte, was dieser überhaupt mit ihm gemacht hatte.

Doch er konnte nur noch einen verängstigten Seufzer von sich geben, als die Person sich langsam zu ihm beugte und Worte sprach, deren Bedeutung er nicht verstehen konnte. Die Stimme dröhnte und er wusste nicht, ob sie sanft oder hart sein sollte.

Ein Gesicht tauchte plötzlich in seinem Blickfeld auf und hätte ihm jemand gesagt, dass es ein Troll war, so hätte Jam es glauben müssen, denn er erkennte nur die Umrisse und dunkle Haare. Der Rest verschwamm wie auf einem undeutlichen Foto, da seine Augen sich langsam mit Schmerzenstränen füllten.

Er wollte einfach nur noch hier weg. Er wollte die Schmerzen nicht mehr spüren müssen, wollte sich schützend in irgendjemandes Armen sinken lassen und plötzlich wurde ihm bewusst, dass er dies noch nie in seinem Leben bekommen hatte und er konnte sich auch nicht erinnern es jemals verlangt oder bedauert zu haben. Doch die Tatsache, in welchen Armen er sich wiegen lassen wollte, erschreckte ihn... 

Die Gestalt vor ihm machte Anstalten ihn zu berühren, sie streckte langsam eine Hand aus - jedenfalls nahm Jam an, dass es eine Hand war - und wollte sie augenscheinlich an seine Wangen führen.

Der Junge zuckte erschrocken zurück, doch nur einige Zentimeter, denn würde er sich weiter bewegen, so bräche er sich mit Sicherheit ein oder zwei weitere Rippen. Entsetzt wollte er seinen Gegenüber anschreien, er solle ihn in Ruhe lassen, doch als er den Mund öffnete, entkam ihm nur ein Schwall warmen, klebrigen Blutes.

Bevor ihm die Qualen wieder in ein Netz tiefer Bewusstlosigkeit ziehen konnten, hörte er wieder die laut widerhallende Stimme und erkannte plötzlich, wer dort vor ihm stand. Überrascht und doch  irgendwie bestätigt gab er seinen Geist langsam frei und sank ihn unheimlicher, doch erlösender Ohnmacht...

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Tut mir wirklich Leid, dass ich so lange gebracht habe, aber dafür ist das Kapitel auch etwas länger ;)

Wer wohl die Gestallt ist? Lestrange? Voldemort? Oder doch ein geheimnisvoller Retter? ;)

Vroni: Ohne dich, wäre das Kapitel wahrscheinlich nicht mehr diese Woche rausgekommen *g* Und was noch nach deinem Geschmack sein dürfte, ist die Genesungszeit Harrys... Du keine Sadistin ;)

Fidi: Also ich krieg die Ideen meistens auf dem Weg zur Schule (meine Schule ist fast 50km entfernt) oder kurz vor dem einschlafen *g* Vielleicht solltest du dir da mal eins der Bücher schnappen und dir ein bisschen Gedanken machen... das hilft! *g*

1234567890: Also mit dem Jaguar wird sich später noch alles klären und auch wieso die Sterbeengel so fies sind ;) Und wieso lass ich Harry immer so leiden? *grübel* Ja... warum eigentlich? Aber gib es doch zu – du magst es doch insgeheim auch, wenn er ein bisschen leiden, oder? *g*

Tarivi: Ich hoffe dieses Kapitel ist deinen Ehrwartungen gerecht geworden, denn es enthält ja nicht gerade viel Inhalt, nur einen leidenden Harry und wieder mal einen fiesen Cliff ;) Aber was seit ihr anderes von mir gewohnt? *g*

Veelas: Also mittlerweile hab ich ja keine Ferien mehr, könnt aber ruhig welche gebrauchen, da hättet ihr dann auch noch was von, schließlich ginge dann das Updaten schneller ;) Hab heut übrigens ne 2 in Spanisch wiedergekriegt, deswegen gibt's auch heut das neue Kapitel :)

Pe: Ich würde auch sagen, dass er ein ernstes Problem hat. Armer Harry! Gut, dass ich dich diesmal nicht zum weinen gebracht hab *g*

Sternchen: Danke für das Kompliment und ich beeile mich natürlich! ;)

Angel344: Ich hoffe er hat dir vorläufig genug gelitten, wenn nicht, dann freu dich noch aufs nächste Kapitel ;)

Blackstar: Ja, Katie mochte ich auch am liebsten, aber irgendwie mag ich es, wenn meine Lieblinge sterben *g* War das jetzt ne Andeutung? *fg*

Elena: Rache... Ja, die Rache ist was wunderbares *verträumt guck* Katie und Justin rächen und dann noch die Rache an Lestange ;) Oh man, wie fies kann ,mein' Harry wohl werden? *überleg* - Ziemlich fies!

LEA: Wo das ganze hinführt? Lass dich überraschen ;)

Jenni: Danke für das Lob :)

Samantha Black: Naja, deine Frage, ob Lee und Co. es geschafft haben wird hier ja nicht aufgelöst, aber bestimmt im nächsten Kapitel ;) Ich hoffe es hat die gefallen, was  die Lestanges mit Harry angestellt haben ;)