Kapitel 15

„James!", keuchte sie erschrocken.

Hermione fuhr herum und sah nun ebenfalls das rothaarige Mädchen im Türrahmen stehen. Ihr Mund war vor Entsetzen weit aufgeklappt und ihre Brauen hatten sich weit gehoben. In ihren Augen drohten die Tränen Oberhand zu gewinnen und sie schluckte schwer, um nicht weinen zu müssen. Ihre Hände hoben sich beinahe automatisch und legten sich auf ihren Mund.

Nach einigen Sekunden schluchzte sie hemmungslos und begann mit gebrochener, zittriger Stimme zu reden. „Stör ich etwa?", fragte sie stotternd und es sollte wohl schnippisch klingen. Ihre Augen ruhten allein auf Harry, doch sie schaute nicht vorwerfend.

Der Schwarzhaarige hielt dem Blick nicht stand und schaute gen Boden. Shila drehte sich wortlos um und verließ eilends das Zimmer. Harry fühlte sich nun hin- und hergerissen. Er hatte Shila nicht verletzen wollen, doch nun war sie mehr als das.

Hermione blickte ihn mit einem seltsamen Ausdruck an, den er nicht zu deuten vermochte. Er hob fragend die Augenbrauen.

„Geh ihr nach!", sagte sie schließlich drängend.

Er glaubte sich verhört zu haben. „Was?!", fragt er unwirsch.

Sie verdrehte die Augen und Harry war sich beinahe sicher ein undeutliches „Männer" gehört zu haben, war sich aber nicht ganz sicher. „Red mit ihr! Du hast sie verletzt!", sagte sie vorwerfend.

Er schnaubte und dachte seinerseits „Frauen", doch er löste sich schweren Herzens von Hermione und beeilte sich Shila einzuholen. Ihre Schultern bebten noch immer und mit den Händen versuchte sie die Tränen wegzuwischen.

„Shila...", fragte er sanft an und legte seine Hand auf ihre Schulter. Es überraschte ihn, dass sie es zuließ und ihn nicht wegstieß. Sie drehte sich um und sah ihm aus einem Meer von Tränen in die Augen.

In dem Moment hört Harry, wie Stühle gerückt wurden und er war sich ziemlich sicher, dass die Versammlung nun beendet war und die Menschen bald zu ihnen stoßen könnten. Er führte die junge Frau vorsichtig in einen der umliegenden Räume.

Sie schaute ihm währenddessen unentwegt fragend, beinahe flehend in die Augen. Er spürte, wie er sehr nervös wurde, aber er hatte gelernt seine Emotionen zu verbergen, doch jetzt erwartete Shila von ihm, dass er mit seinen Gefühlen ehrlich zu ihr war.

Er schloss die Tür hinter ihnen beiden und atmete schwer aus und ein, bevor er den Mut aufbringen konnte ihr etwas zu erklären. „Shila... ich wollte... ich wollte dich nicht verletzen!", versicherte er. Sie sagte nichts.

„Es ist nicht so, dass ich dich nicht lieben würde, aber... Es ist etwas völlig anderes...". Es fiel im unglaublich schwer die richtigen Worte zu finden. „Ich kenne sie seit...". Er bemerkte, dass er den völlig falschen Ansatz machte. „Verdammt, Shila, sag was!"

Sie wischte sich mit den Handrücken über die Augen, bevor sie einen tiefen Seufzer aufstieß. „Ich hätte dir nicht nachlaufen soll!", tadelte sie sich. Ihre Augen waren schwarz umrandet, von verlaufener Wimperntusche. „Was hat sie, was ich nicht habe?"

Er zögerte. „Ein Kind!", sagte er langsam.

Sie riss die Augen auf. „Was?!"

„Ich habe es selbst erst erfahren, als wir hierher gekommen sind! Ich wollte es dir erzählen, aber wir haben uns seit dem nicht mehr gesehen!", erklärte er.

„Wart ihr zusammen, bevor du nach Amerika gekommen bist?"

„Nicht wirklich. Es war ein One-Night-Stand!", erklärte er. „Aber ich habe sie geliebt... Mehr als ich dich je lieben kann. Es tut mir Leid!"

„Ist es nur wegen dem Kind?", fragte Shila.

„Nein, ich liebe sie wirklich!", meinte Harry ehrlich und wich ihrem stechenden Blick aus.

Shila sah zu Boden und schluckte ihre Tränen hinunter. „Ich verstehe... Ich wäre jetzt gerne allein... bitte!", sagte sie und bat ihn damit hinaus. Ihre Augen waren voll Bitternis und Enttäuschung.

Er verstand und ging. Ihr Weinen klang ihm noch im Ohr, als er den Raum schon lange verlassen hatte. Verwirrt betrat er wieder das Zimmer, in dem er Hermione zurückgelassen hatte. Auf dem Flur war ihm niemand begegnet.

Hermione saß auf dem Bett und hielt etwas in der Hand. Als Harry das Zimmer seines toten Paten betrat, sah er, dass sie krampfhaft ihre Tränen zu unterdrücken versuchte. Sie bemerkte ihn erst, als er nur noch wenige Schritte entfernt war.

„Was hast du da?", fragte er und erkannte, dass es offensichtlich ein Foto sein musste. Sie zuckte zusammen und sah auf, während sie versuchte das Bild unauffällig in ihrer hinteren Hosentasche zu verstecken. Überrascht fuhr sie mit dem Handrücken über die Augen.

„Nichts!", log sie und stand auf. „Was hat Shila gesagt?"

„Sie will allein sein!", meinte Harry und klang etwas hilflos.

„Verständlich!", meinte Hermione schlicht. Irgendetwas schien sie zu bedrücken. Nervös begann sie auf ihrer Unterlippe zu kauen. „Harry?", meinte sie schließlich zögernd.

Er antworte ihr mit einem fragenden Gesichtsausdruck. „Wo bleibst du denn jetzt die nächsten der Tage?"

„Ich denke, ich werde zu den Dursleys gehen. Dort hab ich meine Ruhe und kann nachdenken, ohne dass mir jemand auf die Nerven geht!" – Er hielt inne – „Außer, wenn du..."

„Nein, darum geht es nicht! Ich muss hier bleiben!", meinte sie mit einem bedauernden Unterton. „Es geht um Lissy! Sie bekommt schon so genug mit, aber jetzt werden hier so viele Menschen herkommen. Ich möchte nicht, dass sie über den Krieg mehr erfährt, als sie ohnehin schon mitgekommt und hier wird die Hölle los sein!"

Sie schaute ihm flehend in die Augen und er zögerte nur den Bruchteil einer Sekunde, bevor er hilflos und schüchtern lächelnd nickte. Sicher war er sich nicht, doch Hermione schien es sehr wichtig zu sein.

***

Zehn Minuten später hatte Hermione ihre Tochter geholt und deren Klamotten und Spielzeug in eine Tasche gepackt.

Nachdem das Mädchen sich von ihrer Mutter verabschiedet hatte, trat Hermione zu Harry und gab ihm einen langen, zärtlichen Kuss auf den Mund, bevor sie nahe an seine Ohr kam und leise flüsterte: „Ich kommt Nachts vielleicht zu euch!"

Er grinste verschmitzt und hob die lachende Melissa auf seine Arme. „Du weißt, wo du uns findest, Mione!"

„Tschüß Mommy!", rief Melissa.

In der nächsten Sekunde waren sie verschwunden.

****

Als der Abend über das Haus der Dursleys hineinbrach, war Melissa längst nach einer aufregenden Gutenachtgeschichte ihres Vaters in dessen Bett eingeschlafen.

Harry, der auf dem Rand der Matratze saß, und auf das niedliche Mädchen mit den roten Haaren herabsah, lächelte über die großen Augen, die es gemacht hatte, als er über seine, Hermiones und Rons Abenteuer mit dem Stein der Weisen erzählt hatte.

Morgen würde er ihr vielleicht über die Kammer des Schreckens erzählen, doch vorerst  hatte er noch eine sehr unangenehme Pflicht zu erfüllen. Seine Verwandten ahnten noch rein gar nichts, doch langsam spürte er, dass ihnen seine Anwesenheit zusetzte – zu viel hatten sie durch Zauberer erleiden müssen.

Er zog die Bettdecke über seine Tochter, stand dann auf und schlenderte langsam die Treppe hinunter in die Küche, von der er wusste, dass sich die meisten der Leute im Haus um diese Zeit dort aufhalten würden.

Petunia zuckte bei seinem plötzlichen Auftauchen in der Tür sofort zusammen. Er hatte sich an das „lautlose Gehen" - wie sein Großvater es nannte - schon lange gewöhnt und selbst wenn er mit Stiefeln hätte durch Regen gehen müssen, so würde er es immer lautlos können.

„James!", sagte sie erleichtert, „Ist die Kleine eingeschlafen, ja?"

„Ja.", meinte Harry nur und trat näher.

„Du solltest dir angewöhnen lauter zu gehen.", riet Vernon und schmunzelte leicht, „Ich werde zu alt für so etwas!"

Neben seinen Verwandten waren noch ein Mann und ein sechsjähriger Junge im Zimmer. Harry wollte warten, bis die Beiden verschwunden waren, doch sein Cousin schien zu erkennen, dass ihn etwas beunruhigte, trotz Harrys Fähigkeit seine Gefühle abzuschalten. Vielleicht hatte Hermione dazu beigetragen, dass seine Schutzhülle um ihn herum langsam zerbrach.

„Was ist los, James?", fragte der Blonde.

Harry seufzte. „Du hast mir erzählt, dass dein Cousin hier gewohnt hat. In dem Zimmer, in dem Mel und ich jetzt untergebracht sind."

Dudleys eben noch fröhlicher Gesichtsausdruck wandelte sich innerhalb von Sekunden in Unbehaben und Nervosität. „Ja, das stimmt."

Auch seine Tante und sein Onkel wandten ihm nun ihre Aufmerksamkeit zu. Sie war blasser geworden, wohingegen sein Blick beschämt zu Boden wanderte.

„Er ist tot, oder?"

„Sie haben dir davon erzählt, nicht war?", fragte Dudley. „Sie haben dir gesagt, dass er hier gelebt hat!"

„Wen meinst du?", fragte Harry mit scheinbarem Interesse.

Vernon seufzte schwer. „Harry Potter!", sagte er schließlich. „Es tut mir leid, was damals geschehen ist, doch ich kann die Zeit nicht zurückdrehen. Wenn ich doch nur gewusst hätte, wie viel von ihm abhängt..."

„Gib dir nicht die alleinige Schuld daran, Vernon." meinte Petunia bitter, „Wir waren es alle, die ihn so schlecht behandelt haben. Wenn wir nicht gewesen wären, hätte er sich wahrscheinlich nicht selbst umgebracht!"

„Selbstmord?", fragte Harry erstaunt.

Dudley nickte. „Kurz nachdem Dad ihn aus dem Haus geschmissen hat!"

„Oh ja!", sagte Petunia bedrückt, „Dieser Lupin ist darüber noch immer mehr als wütend - verständlich! Der Zauberer ist wirklich sehr..."

Harry unterbrach sie. „Sag das noch mal!" Er glaube sich verhört zu haben. Die Frau, die sein ganzes Leben dieses Wort verboten hatte, benutze es nun selbst? Unmöglich! Sie war immer sehr viel strenger mit ihm umgegangen als Vernon, wenn er dieses Wort gebraucht hatte.

„Was meinst du?", fragte Petunia erstaunt.

„Zauberer! Du hast dich vor diesem Wort früher ja regelrecht geekelt!", meinte Harry leicht lächelnd.

Die Familie schaute ihn perplex an.

„James, deine Augen...", meinte Dudley plötzlich. Den restlichen Versammelten war es offensichtlich auch erst jetzt aufgefallen.

Vernon sah ihn mit aufgerissenen Augen an. „Habt... habt ihr Leute vielleicht die Möglichkeit von den To... Toten wieder auf.. aufzuerstehen?", fragte er geschockt.

Harry lachte und schüttelte den Kopf. „Ihr habt euch echt verändert!", meinte er einfach. „Aber ich will jetzt keine Entschuldigungen oder Ausreden hören. Ich find es nur fair, wenn ihr es auch wisst!"

Er drehte sich um seine eigene Achse und verließ den Raum ohne einen Abschied. Sie sollten darüber nachdenken.

Er schlenderte wieder zurück zu seinem Zimmer. In dem lautlosen Gang, den er sich jahrelang hatte antrainierten müsste. Er war erstaunt, als er Hermione an dem Bett ihrer Tochter hocken sah.

Sie bemerkte ihn nicht und drehte sich nicht herum. Zärtlich strich sie eine Strähne des Mädchens aus dessen Gesicht. Neugierig lehnte sich Harry an den Türrahmen und beobachtete die Beiden.

Minuten vergingen, bis er schließlich lautlos näher trat und sie von hinten umarmte, ohne auch nur ein Wort zu sagen. Sie schreckte kurz zusammen, doch dann entspannte sie sich und lächelte. Über die Schulter hinweg gab sie Harry einen leidenschaftlichen Kuss.

Sie drehte sich um, während sie sich gleichzeitig mit ihm erhob. Als sie aufrecht voreinander standen, hatten sich ihre Lippen noch immer nicht voneinander gelöst.

Ihre Lippen waren so sanft und ihre Zunge so verführerisch. Beide hielten ihre Augen geschlossen. Harry fürchtete, dies alles könne nur ein Traum sein. Er zog Hermione näher an sich, während ihre Hände verlangend über seinen Rücken strichen.

Erst nach Minuten lösten sich ihre Münder und er hörte, wie sie leise Keuchte. Sie trat einen kleinen Schritt zurück und führte ihre Hände zu seinen Hemdknöpfen. Ihr Blick war voller Begierde und ihre Finger hatten nicht die Geduld, um die Knöpfe einzeln zu öffnen, darum riss sie die Fäden kurzerhand ab.

Er lächelte verführerisch, gab jedoch mit einem Seitenblick auf Melissa zu verstehen, dass sie unmöglich in diesem Zimmer etwas machen durfte, das mehr Lärm machte, als zu atmen.

Während er sie and er Hand aus dem Raum führte und die Tür seines ehemaligen Zimmer schloss, fühlte er einen angenehm kühlen Luftzug über seine entblößte Brust gleiten. Er führte Hermione in das frühere Schlafzimmer seines Onkels und seiner Tante...

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Also, als erstes entschuldige ich mich, das dieses Kapitel so kurz war, doch zu meiner Verteidigung muss ich sagen, dass ich Vroni versprochen hatte, dass es bis zum 2. April raus ist. Sie bekommt nämlich gleich zwei Kapitel zu Geburtstag (Das zweite wird spätestens bis zum 13. April raus sein ^-^ *noch nichts ganz sicher versprechen tut*)

Also ich darf ja noch nicht gratulieren, weil wegen das Unglück bringt, aber ich darf dir viel Spaß im Urlaub wünschen ;)

Ach ja, falls jemand dieses Kapitel am 1. April ließt, darf er natürlich nicht vergessen, dass ich da Geburtstag hab ^-^ (Ohne Witz!)

Kommis:

Sternchen: Schön, dass es dir gefallen hat ^-^

Nici: Solche Kommis liebe ich ja *freu* Wo die Leser so viel raten ^-^ Also einen Tip: Im nächsten Kapitel wird „Der Kampf" eingeleitet

Vrnoi: Jetzt hast du dein erstes Geburtastagsgeschenk! Nun zufrieden? *knuddel*

Sam Black: *schnief* Der kleine Harry wird erwachsen *gerührt ist* Das mit den Award hat sich wohl geklärt, gell? *lol*

Angel: Also das er gegen Voldie kämpfen soll, weiß sie ja noch nicht, aber sei ruhig gespannt. Wie hat dir ihre Reaktion denn gefallen? Ist sie sympathisch (also Shila) oder eher lächerlich? ;)

1234567890: Ja, genau – Böser Harry, ganz böser Harry *Harry auf die Finger hau*

Fidi: *g* Danke, das ist süß ^-^

Kathleen: Ja, ich liebe irgendwie Cliffs ^-^ Also ich denke, dass die Story vielleicht noch 6 Kapitel zählen wird. Sicher kann ich jedoch noch nichts sagen ^-^

Annika: Wieder das alte Problem, dass ich nie weiß, was genau ich sagen soll ^-^". Fragen kann ich dir auch immer noch in der Schule beantworten. Also bis bald *wink*

Snitch: Na ja, es ist schließlich nicht für jeden Leser verständlich einen Kommi zu hinterlassen, obwohl ich es eigentlich nur fair finde ^-^ Wie hat Harry den reagiert? Wie Eichei-Harry oder Jam? Dies Kapitel is tatsächlich etwas kürzer, als die anderen! *sich beschämt im Boden einbuddelt*

Pe: Mel ist sooo süß, oder? Ich liebe sie *Mel knuddel* und dichnatürlich auch *Pe knuddel*

Sam: *lol* Du willst Shila also loswerden, gell? ;) Könnte sein, dass Ginny noch 'ne größere Rolle spielt, im Moment is noch gar nichts (außer das Ende)!

Blackstar: Das die Story so offen ist, liegt denk ich vor allem daran, dass ich keine Standartstorys schreibe (denk ich jedenfalls nicht, oder?). Aber ich glaube, es ist ganz gut so, dass nicht alles so Berechenbar ist *g*

Mona: Ich versuchte mich mit den Kapiteln immer zu beeilen und meistens kommen sie etwa alle ein bis zwei Wochen raus ^-^

Choga: Oh je, armer Choga, war im Krankenhaus – gute Besserung ^-^! Du hattest Shila vergessen? *Lol* Nicht schlecht ;) *rot werd* Das is ja süß ^-^ hdal