Disclaimer: Was soll ich denn noch dazu sagen? Meine Charaktere gehören
mir, insbesondere Feli/Tini (Mein Schatzzzzz *harhar*) und der Rest
nicht... *schnüff*
A/N: Danke an Dukkha... *sichdashinterdieOhrenschreibtwasDukkhageschriebenhat* ... Betaleser sind doch was nettes ;)
*** *** ***
Tinawien
Kapitel 4: Zivilisation?
Wenn man in Mittelerde unter Hobbits lebt, dann muß man sich selbigen anpassen, so gut es eben geht. Vor allem wenn man groß, dickköpfig und stur ist und Tinawien heißt. (Ihr habt es nicht gemerkt? Ich meine natürlich mich!) Dabei sind ein paar Verhaltensregeln zu beachten:
Missbrauche nie lebende Hobbits als Wecker, sie könnten es dir übel nehmen. (Ich hoffe Bodo verzeiht mir das je wieder)
Wannen, in denen normalerweise Hobbits baden, eignen sich nicht unbedingt als Badewannen für größere Personen, es sei denn man ist ein Schlangenmensch... äh... ein Schlangenelb oder möchte für das Guinessbuch einen neuen Rekord im unfreiwillig-eingequetscht-in-Hobbitwannen-sitzen aufstellen. (Bei mir blieb es bei dem Versuch, jetzt benutze ich die Wannen nur noch als überdimensionale Waschbecken.)
Da man selbst ein gutes Stück größer als besagte Hobbits ist, sollte man sich immer bücken, wenn man in einem Hobbithaus steht, solange einem etwas an seinem Kopf liegt. Wenn einem mehr an seinem Rücken liegt, kann man versuchen aufrecht zu stehen. (Nun, mir liegt mehr am Kopf.)
Zivilisation in Hobbitdörfern weist nicht unbedingt darauf hin, dass es dort Strom, Fernseher, Radios u.ä. gibt. Man sollte auch nicht nachfragen, denn damit verwirrt man die niedlichen Knirpse nur. (Siehe auch den Vorfall mit besagtem Wecker.)
Erwarte nicht, dass dein Handy funktioniert, auch wenn es dein Bad in einem Tümpel überstanden hat oder hast du schon mal etwas von einer Mittelerde Telecom gehört?
Einem Hobbit, der zu oft mit einer gewissen großen Person namens Tinawien (also mir) zusammen ist, sollte man es nicht übel nehmen, wenn er nur noch wie ein wandelndes Fragezeichen rumläuft. (Das passiert wenn man sich nicht an Punkt 4 hält.)
Wenn man sich nun an diese Regeln hält, dürfte einem gemütlichen und bequemen Leben in einem Hobbitheim nichts mehr im Wege stehen. (Leider pflege ich nicht so sehr mich an Regeln zu halten, außer an Regel 6... ich nehme es ihm wirklich nicht übel.)
***
In Ermangelung anderer Kleidungsstücke hatte ich nach dem Aufstehen wieder meine Kleidung vom Vortag angezogen (wenigstens war sie durch das Bad sauber geworden). In einem Nachthemd wollte ich nun wirklich nicht zum Frühstück erscheinen, selbst nicht bei einer Hobbitfamilie. Schließlich hatte ich von den hier herrschenden Sitten und Gebräuchen soviel Ahnung wie ein Hobbit davon was elektrischer Strom ist.
Während dem gesamten Frühstück sah Bodo mich immer wieder mit gequältem Gesichtsausdruck an. Peinlichst berührt versuchte ich wegzuschauen. (Ich sage nur: Wecker!) Orchidee verstand überhaupt nicht was mit ihrem Mann los war und Lilie war fröhlich wie immer.
Diese „Frühstücksidylle"hätte glatt eine Szene aus meinem Leben in meinem richtigen Zuhause sein können. Doch das war woanders. Hier war ich im Hause Neerlock, Stock, Ostviertel, Auenland, Mittelerde. Und das war so ziemlich das Letzte, was ich mit meinem Zuhause vergleichen konnte.
Nach einer Weile konnte ich Bodos Blicke nicht mehr ertragen und nahm mir ein Herz. „Bodo, das war wirklich keine Absicht", erklärte ich mit Nachdruck. Orchidee horchte interessiert auf, Bodo seufzte. „Das glaube ich dir doch", antwortete er und lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. Ich verschluckte mich und fiel beinahe vom Stuhl. „Und warum schaust du mich noch immer so an, als hätte ich dir alle Knochen gebrochen?" „Warum solltest du mir denn alle Knochen brechen?", fragte Bodo zurück. „Ich schaue dich so an, weil du mir immer noch nicht erklärt hast, was... was ein Wacker ist." „Ein Wecker", sagte ich automatisch und lachte. Darum hatte er mich so seltsam angesehen. Nur weil er nicht wusste was ein Wecker war. „Und was ist das?"fragt er nachdrücklich. Orchidee schaute nun mich interessiert an.
Na super! Was sollte ich jetzt sagen? `Lieber Bodo, ich komme aus einer anderen Welt und ein Wecker ist ein elektronisches Gerät, bei dem man einstellen kann, wann er dich morgens weckt´? (Lieber nicht)
„Ähm... das ist eine Art Kasten, der manchmal laute Geräusche von sich gibt, von denen man aufwacht", radebrechte ich also. „Nie gehört", sagte Bodo noch mal und Orchidee fügte hinzu: „Wie seltsam. So etwas gibt es?" (Ja, seltsam ist in der Tat so einiges, wenn man mit mir unter einem Dach lebt.)
Ich war froh, dass Bodo meine Antwort genügte und er nicht weiter nachfragte. Seine Neugier war anscheinend gestillt. Allerdings wunderte es mich immer noch, warum er mich nicht über meine Kleidung ausgefragt hatte. Doch da sollte ich nicht nachfragen wenn ich diesen Hobbit nicht auf dumme (bzw. neugierige) Gedanken bringen wollte.
Da ich keine Ahnung hatte, was ich nach dem Frühstück den ganzen Tag über machen sollte und Bodo zu seiner Arbeit verschwand (ich weiß nicht genau, was er machte, allerdings verstand ich ein paar Worte, die wie „... Lorkos Garten.."klangen) half ich Orchidee bei ihren Tätigkeiten im Haus. Das heißt, eigentlich beschränkten sich meine Tätigkeiten darauf das hyperaktive Hobbitmädchen Lilie zu beschäftigen, die sonst nur ihrer Mutter im Weg rumtollte.
Diese Hobbitmädchen war sowieso eine Geschichte für sich. Frech, nein rotzfrech und unbekümmert war sie. Außerdem war sie ziemlich respektlos – auch mir gegenüber. Anders als ihre etwas zurückhaltendere Mutter.
Nun tollte Lilie also um mich herum. Ich saß auf dem Boden (stehen ging ja schlecht) in der Diele, während Orchidee sich gerade damit beschäftigte die Regale zu entstauben und sauber zu machen.
Leider war es so eine Sache auf Lilie aufzupassen. Ständig entwischte sie mir und ich musste mich aufrappeln und im Hobbithaus nach ihr suchen, was natürlich nur in einem gebückten und ungemütlichen Zustand ging. Dieses Mädchen war schlimmer zu hüten als ein Sack Flöhe. (Achtung, wer einen Sack Flöhe hat, ich tausche liebend gerne!) Ich fühlte mich irgendwie an die Wichtelszene aus dem zweiten Harry Potter Film erinnert. Teilweise fühlte ich mich genauso hilflos, nur dass ich nur EINEN Wichtel verfolgte, der auf den Namen Lilie hörte, und nicht ein ganzes Dutzend.
Auch jetzt war sie gerade wieder verschwunden. Seufzend erhob ich mich und klopfte mir den Staub von der Jeans (Orchidee sollte auch mal den Boden saubermachen und nicht nur die Regale) bevor ich das kleine Mädchen suchen ging. Aber diesmal war sie nicht im Esszimmer (wo sie über den Boden gekullert war), noch in der Küche (wo sie mit Kartoffeln jongliert hatte), noch im Schlafzimmer ihrer Eltern (wo sie im Bett rumgetobt war). Der letzte Weg den ich machte, war der hinaus in den kleinen Garten.
Seit ich gestern bei Bodos Familie angekommen war, hatte ich keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt, doch Lilie zwang mich regelrecht dazu. Durch ein Fenster hatte ich nämlich gesehen, wie sich das Hobbitmädchen im Garten an den Blumen (Bodos ganzer Stolz) verging.
„Lilie!", schimpfte ich also mit dem Kind, das ein paar abgerissene Blumen in der Hand hielt. „Was wird dein Vater bloß sagen, wenn du ihm seine Blumen abpflückst!" Lilie sah mich nur unschuldig an und hielt mir dann die zerrupften Blüten entgegen. „Die habe ich für dich gepflückt", verkündete sie und strahlte mich an. Ich war verblüfft. „Warum denn für mich?", erkundigte ich mich. „Weil du eine Elbin bist", erklärte Lilie. „Firnwath ist auch ein Elb und den mag ich! Also mag ich dich auch!" Wie einfach die Welt der kleinen Kinder doch war. Sie mochte einen Elben, also mochte sie alle Elben. Dabei fühlte ich mich gar nicht wie eine Elbin. Ich war doch eigentlich ein Mensch.
Um ehrlich zu sein, kam ich mit meinen neuen hypersensiblen Wahrnehmungen noch nicht wirklich klar. Ich konnte nicht nur nachts sehen, sondern auch am Tage weiter und schärfer als jemals zuvor und meine Ohren vernahmen schon die kleinsten Geräusche sehr deutlich. So auch das Getuschel, was aus einem naheliegenden Garten kam.
Bodo Neerlocks Haus (bzw. Höhle) lag am Rande von Stock, so dass es hier relativ gemütlich und ruhig war. Trotzdem kamen, wie ich durch das Fenster beobachtet hatte) des öfteren Hobbits an seinem Haus vorbei. Es war kein ständiges Kommen und Gehen, aber doch ein reger Verkehr.
So war es also nicht verwunderlich, dass ich, wie ich mit Lilie im Garten stand, von einigen Hobbits gesehen wurde. (Wie hätten sie mich auch übersehen sollen? Immerhin war ich um einiges größer als sie.) Die Reaktionen und Gesichtsausdrücke waren unterschiedlich. Manchmal verblüfft, misstrauisch, manche schienen sogar regelrecht ängstlich zu sein. War ich etwa ein Monster?
Eine kräftige Hobbitfrau mit Locken und Schürze vor ihrem Kleid, rannte sofort zu dem schon erwähnten Garten. Von dort hörte ich dann auch das Getuschel. (Da hatten sich wohl ein paar Klatschtanten vom Dienst gefunden) Ich vernahm Dinge wie „... unglaublich."„Wie kann er sich das nur erlauben?"„Als ob der Elb nicht schon genug wäre...."„... eine Schande..."
Ich hatte genug gehört. Waren wohl nicht alle Hobbits so froh darüber, eine Elbin im Dorf zu haben. Ich hatte wirklich Glück bei Bodo gelandet zu sein. Nicht auszudenken, wenn mich jemand anderes im Wald gefunden hätte. Dann säße ich wahrscheinlich noch heute da und hätte noch immer keine Ahnung was mit mir los war.
Ohne auf das protestierende Gehampel zu achten hob ich Lilie hoch und betrat wieder das Haus, wo Orchidee dazu übergegangen war, den Fußboden zu schrubben (Na endlich! Der hats wirklich nötig!). Die hübsche Hobbitfrau sah lächelnd von ihrer Arbeit hoch als ich Lilie absetzte. „Sie macht viel Ärger, aber nicht nur Euch. Sie ist nicht zu bändigen." sagte Orchidee. ´Wie beruhigend´, dachte ich und brachte nur ein „Nicht möglich"hervor. Zudem verschloss ich wohlweislich die Tür hinter mir. So schnell sollte Lilie keine Gelegenheit mehr bekommen in den Garten auszubüxen.
Gegen Mittag machte Orchidee schließlich eine Pause und kümmerte sich selbst um ihre Tochter. Ich verschwand sofort in das Gästezimmer um ein wenig Ruhe zu haben und etwas nachzudenken. Außerdem nutzte ich die Zeit um mir einen Zopf zu flechten. Mich hatten meine offenen Haare schon den ganzen Vormittag über gestört. (Mag ja sein, dass das schön aussieht, aber es ist einfach nur nervig. Was erwartet ihr? Meine Haare sind schließlich hüftlang). Leider betonte die neue Frisur meine spitzen Ohren, sonst wäre ich wohl rundum zufrieden gewesen.
(Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich am Morgen in einer Tasche meiner Jeans mein Handy gefunden hatte? ( Ich bin halt nicht nur dämlich sondern auch transusig. Wie kann man so etwas die ganze Zeit nicht bemerken?) Leider wird es nie wieder funktionieren. Der Akku war leer und ich konnte Bodo ja schlecht um ein Aufladegerät bitten. Ich hatte schon so genügend Schwierigkeiten, das Handy unauffällig verschwinden zu lassen, bevor er es sah.)
Nach meiner Ruhepause verlief der Nachmittag ähnlich wie der Vormittag ab. Bodo tauchte erst wieder gegen Abend auf als Orchidee ihre Hausarbeit für beendet erklärt hatte und nur noch mit den Pilzen beschäftigt war, die Bodo am gestrigen Tag gesammelt hatte. (Merkwürdig, ist das denn keine Hausarbeit?)
Der Hobbit hatte jedoch andere Pläne als den Abend in seinem Heim zu verbringen. Stattdessen wollte er mit mir dem Stocker Gasthaus einen Besuch abstatten. (Hallo? Und wer fragt mich?)
Das Gasthaus in Stock war direkt neben den Ufern des Stockbachs gelegen und trug auch einen passenden Namen. Auf einem reichlich windschiefen Schild, das vor der Tür hing, stand „Zum rauschenden Bach". (Bach? – ja! Aber rauschen???). Ich musste mir ziemlich auf die Zunge beißen um nicht lauthals zu singen „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach". Mein Hang zum Ausflippen schien an diesem Tag seinen Höhepunkt erreicht zu haben.
Bodo packte mich derweil am Ärmel und betrat das Gasthaus, mich hinter sich herziehend. Leider hatte ich in eine andere Richtung geschaut, als der Hobbit seine Aktion startete und als ich mich umdrehte, knallte mein Kopf als erstes an den Türrahmen.
Au! Verdammt!
Stöhnend hielt ich mir den Kopf und sah dieses Mal lauter dicke und bös dreinschauende Hobbits um meinen Kopf schwirren. (Mist aber auch! Warum muß hier alles so niedrig sein? Ständig stößt man sich den Kopf! Wenn ich hier raus bin brauche ich einen neuen !)
Bodo sah mich zerknirscht an und meine Finger überkamen die jähe Lust jemanden den Hals umzudrehen. (Fragt mich nicht warum, aber die machen sich gerne selbstständig)
Als ich die Kontrolle über meine Finger und meinen Kopf wiedererlangt hatte, konnten wir endlich das Gasthaus betreten. Selbiges war um diese Uhrzeit noch recht leer. Es war auch nicht sonderlich groß. In der Mitte des mit groben Holzbohlen ausgelegten Raumes, stand an einer Wand ein Tresen. Ich zählte zudem acht Tische mit jeweils vier bis acht Stühlen. Brechend voll konnte es hier schwerlich werden. Bis jetzt waren auch erst fünf Hobbits in dem Schankraum, ausgenommen des bauchigen Wirtes, der hinter dem Tresen stand. Es hatte ein wenig Kneipenatmosphäre und es fehlte eigentlich nur noch ein TV-Gerät mit Fußballübertragungen. Allerdings war das hier eine andere Art von Zivilisation. (Sprich: TV und Fußball = unbekannt).
Wir ließen uns an einem Tisch in der Ecke nieder, an dem bereits zwei Hobbits mittleren Alters saß. Bodo stellte sie mir als seine Freunde Peroido Proudfoot und Sagrin Goold vor. (Mein Gott, Hobbits haben wahrlich seltsame Namen.) Die beiden Hobbits hießen mich fröhlich willkommen in ihrer Runde. Sie schienen zwar erstaunt über mich als Bodos Gast zu sein, aber Peroido flüsterte mir direkt zu, dass sie von Bodo einiges gewöhnt seien. Immerhin würde er hier ab und zu mit einem Elb namens Firnwath auftauchen. (langsam möchte ich wirklich wissen, wer dieser Firnwath ist!!!) Das erklärte auch, warum sie mich nicht genauso misstrauisch bzw. ängstlich anstarrten, wie die Hobbits am Mittag auf der Straße.
Bodo holte uns währenddessen vier Krüge Bier. (Ich hätte ihm besser erzählen sollen, dass ich keinen Alkohol trinke, glaube ich.) Wie auf Kommando zündeten sich die drei Hobbits dann auch ihre Pfeifen an, hüllten mich in einen dichten Nebel ein (Wenn ich Trockeneis haben will, dann sag ich das auch!) und fingen ein Gespräch an. Ich hörte zuerst gar nicht zu, denn ich fand es viel interessanter wie sich das Gasthaus langsam füllte. Von außen tröpfelten immer wieder einzelne Hobbits oder Gruppen herein, bis der Schankraum bis zum Bersten voll war und Bodo, Peroido und Sagrin sich mittlerweile anbrüllten, damit sie etwas von dem verstanden, was der jeweils andere sagte. (Das kann ich auch, wenn es um mich herum leise ist, ich verstehe nicht, warum die dazu einen vollen Schankraum brauchen.) Ihre Diskussion interessierte mich weiterhin wenig - mittlerweile hatte ich mitgekriegt, dass sie sich über die Ernte des Tabaks im Südviertel unterhielten. Lieber beobachtete ich die anderen Hobbits, die mich in meiner Ecke nicht wahrzunehmen schienen. (Was mir bedeutend lieber war).
Ein paar waren dazu übergegangen Musik zu machen und zwei jüngere Hobbits tanzten dazu mit ihren Bierkrügen auf den Tisch. (Erinnerte mich stark an eine Szene aus dem 3. Herr der Ringe Film, allerdings hießen die beiden Hobbits leider nicht Pippin und Merry, wäre wohl zu schön gewesen.)
Irgendwann ließ ich mich dann doch dazu herab das Bier zu kosten und trank Bodo zuliebe den ganzen Krug aus. Als er mir dann einen weiteren brachte, war es mir dann doch zuviel und ich schüttelte energisch den Kopf. Bodo stellt den Krug schließlich vor Sagrin ab, der ihn erstaunt ansah. Allerdings schien er dem „guten"Tropfen nicht abgeneigt zu sein und trank. Nun wandte sich das Gespräch dem Gartenbau zu und ich schüttelte in Gedanken den Kopf. Bodo hatte wirklich interessante Themen.
Die anderen Hobbits im Schankraum machten mittlerweile nicht nur instrumentale Musik, sondern sangen auch noch fröhlich Lieder dazu. Was war ich froh, als Bodo und seine beiden Kumpanen ihr Gespräch (jetzt über Ackerbau) links liegen ließen und kräftig mitmischten.
Allerdings ging es mir dann doch etwas zu weit als Bodo mich regelrecht in die Mitte des Raums zehrte und verlangte, ich solle doch ebenfalls ein Lied singen. Ich starrte ihn empört an, während der Großteil der Hobbits, die mich erst jetzt bemerkt hatten, mich entgeistert anstarrten. (War ihnen ja nicht zu verübeln.)
Ohne ein weiteres Wort zu sagen stürmte ich zur Tür, raus aus dem vollen und lauten Schankraum und hinaus in die sternenklare Nacht.
Der Nachthimmel war einfach unglaublich. Die Sterne glitzerten in ihrer vollen Pracht am Firmament und schienen mich richtig anzustrahlen. Es war ein atemberaubender Anblick und mein Kopf wurde schlagartig wieder klar. Ich ärgerte mich zum x. Mal über mich selbst.(Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich mich wohl selbst über mein Knie gelegt.)
Doch die Schönheit der Sterne ließ mich selbst diesen Ärger vergessen. Es war ein seltsames Gefühl, das mich überkam. Ich fühlte mich plötzlich heimisch, als ob ich hierher gehörte, doch ich konnte nicht sagen, wo dieses Gefühl herrührte.
Und obwohl ich als Elbin nun ausgezeichnete Ohren besaß, hatte ich nicht gehört (brauche ich jetzt ein Elbenhörgerät?) wie Bodo sich mir näherte. Er schien noch zerknirschter zu sein, als zu dem Zeitpunkt, als er mir einen unangenehmen Kontakt meines Kopfes zum Türrahmen des Gasthauses eingebracht hatte. Doch ich war ihm nicht mehr sauer. Ich konnte einer Person, die ich mochte, noch nie lange böse sein. Und zudem veränderte Mittelerde mein Gemüt, auch wenn ich erst zwei Tage hier war. Manchmal fühlte ich mich stiller, ruhiger und nachdenklicher, wie gerade in diesem Moment und im nächsten war ich wieder die verrückte Feli aus Deutschland. Ich hatte keine Ahnung was mit mir los war. Und das Schmerzlichste war, dass ich mich niemanden anvertrauen konnte. Auch Bodo nicht. Ich wollte es zwar nicht zugeben, aber er war mir schon jetzt ans Herz gewachsen.
Bodo und ich kehrten an diesem Tag nicht mehr in das Gasthaus zurück. Stattdessen begaben wir uns auf dem Heimweg. Weder der Hobbit noch ich sagten etwas. Ich war in meine Gedanken über mich und die Welt... (ähm, Mittelerde) versunken und nahm es kaum wahr, wie wir an Bodos Zuhause ankamen und das Haus betraten. Wie in Trance begab ich mich in mein Gästezimmer und sank auf das Bett. Morgen stand mir ein neuer Tag bevor. Ein neuer Tag, der mein Innerstes noch mehr verändern konnte.
[A/N: Ui ja... Mittelerdenamensgeneratoren sind schon was feines. Besonders wenn man den Namen von seinem Ex-Klassenlehrer übersetzt und dann einem Hobbit verpasst... *unschuldigpfeift*. Der arme Sagrin... ^^]
A/N: Danke an Dukkha... *sichdashinterdieOhrenschreibtwasDukkhageschriebenhat* ... Betaleser sind doch was nettes ;)
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Tinawien
Kapitel 4: Zivilisation?
Wenn man in Mittelerde unter Hobbits lebt, dann muß man sich selbigen anpassen, so gut es eben geht. Vor allem wenn man groß, dickköpfig und stur ist und Tinawien heißt. (Ihr habt es nicht gemerkt? Ich meine natürlich mich!) Dabei sind ein paar Verhaltensregeln zu beachten:
Missbrauche nie lebende Hobbits als Wecker, sie könnten es dir übel nehmen. (Ich hoffe Bodo verzeiht mir das je wieder)
Wannen, in denen normalerweise Hobbits baden, eignen sich nicht unbedingt als Badewannen für größere Personen, es sei denn man ist ein Schlangenmensch... äh... ein Schlangenelb oder möchte für das Guinessbuch einen neuen Rekord im unfreiwillig-eingequetscht-in-Hobbitwannen-sitzen aufstellen. (Bei mir blieb es bei dem Versuch, jetzt benutze ich die Wannen nur noch als überdimensionale Waschbecken.)
Da man selbst ein gutes Stück größer als besagte Hobbits ist, sollte man sich immer bücken, wenn man in einem Hobbithaus steht, solange einem etwas an seinem Kopf liegt. Wenn einem mehr an seinem Rücken liegt, kann man versuchen aufrecht zu stehen. (Nun, mir liegt mehr am Kopf.)
Zivilisation in Hobbitdörfern weist nicht unbedingt darauf hin, dass es dort Strom, Fernseher, Radios u.ä. gibt. Man sollte auch nicht nachfragen, denn damit verwirrt man die niedlichen Knirpse nur. (Siehe auch den Vorfall mit besagtem Wecker.)
Erwarte nicht, dass dein Handy funktioniert, auch wenn es dein Bad in einem Tümpel überstanden hat oder hast du schon mal etwas von einer Mittelerde Telecom gehört?
Einem Hobbit, der zu oft mit einer gewissen großen Person namens Tinawien (also mir) zusammen ist, sollte man es nicht übel nehmen, wenn er nur noch wie ein wandelndes Fragezeichen rumläuft. (Das passiert wenn man sich nicht an Punkt 4 hält.)
Wenn man sich nun an diese Regeln hält, dürfte einem gemütlichen und bequemen Leben in einem Hobbitheim nichts mehr im Wege stehen. (Leider pflege ich nicht so sehr mich an Regeln zu halten, außer an Regel 6... ich nehme es ihm wirklich nicht übel.)
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In Ermangelung anderer Kleidungsstücke hatte ich nach dem Aufstehen wieder meine Kleidung vom Vortag angezogen (wenigstens war sie durch das Bad sauber geworden). In einem Nachthemd wollte ich nun wirklich nicht zum Frühstück erscheinen, selbst nicht bei einer Hobbitfamilie. Schließlich hatte ich von den hier herrschenden Sitten und Gebräuchen soviel Ahnung wie ein Hobbit davon was elektrischer Strom ist.
Während dem gesamten Frühstück sah Bodo mich immer wieder mit gequältem Gesichtsausdruck an. Peinlichst berührt versuchte ich wegzuschauen. (Ich sage nur: Wecker!) Orchidee verstand überhaupt nicht was mit ihrem Mann los war und Lilie war fröhlich wie immer.
Diese „Frühstücksidylle"hätte glatt eine Szene aus meinem Leben in meinem richtigen Zuhause sein können. Doch das war woanders. Hier war ich im Hause Neerlock, Stock, Ostviertel, Auenland, Mittelerde. Und das war so ziemlich das Letzte, was ich mit meinem Zuhause vergleichen konnte.
Nach einer Weile konnte ich Bodos Blicke nicht mehr ertragen und nahm mir ein Herz. „Bodo, das war wirklich keine Absicht", erklärte ich mit Nachdruck. Orchidee horchte interessiert auf, Bodo seufzte. „Das glaube ich dir doch", antwortete er und lächelte zum ersten Mal an diesem Morgen. Ich verschluckte mich und fiel beinahe vom Stuhl. „Und warum schaust du mich noch immer so an, als hätte ich dir alle Knochen gebrochen?" „Warum solltest du mir denn alle Knochen brechen?", fragte Bodo zurück. „Ich schaue dich so an, weil du mir immer noch nicht erklärt hast, was... was ein Wacker ist." „Ein Wecker", sagte ich automatisch und lachte. Darum hatte er mich so seltsam angesehen. Nur weil er nicht wusste was ein Wecker war. „Und was ist das?"fragt er nachdrücklich. Orchidee schaute nun mich interessiert an.
Na super! Was sollte ich jetzt sagen? `Lieber Bodo, ich komme aus einer anderen Welt und ein Wecker ist ein elektronisches Gerät, bei dem man einstellen kann, wann er dich morgens weckt´? (Lieber nicht)
„Ähm... das ist eine Art Kasten, der manchmal laute Geräusche von sich gibt, von denen man aufwacht", radebrechte ich also. „Nie gehört", sagte Bodo noch mal und Orchidee fügte hinzu: „Wie seltsam. So etwas gibt es?" (Ja, seltsam ist in der Tat so einiges, wenn man mit mir unter einem Dach lebt.)
Ich war froh, dass Bodo meine Antwort genügte und er nicht weiter nachfragte. Seine Neugier war anscheinend gestillt. Allerdings wunderte es mich immer noch, warum er mich nicht über meine Kleidung ausgefragt hatte. Doch da sollte ich nicht nachfragen wenn ich diesen Hobbit nicht auf dumme (bzw. neugierige) Gedanken bringen wollte.
Da ich keine Ahnung hatte, was ich nach dem Frühstück den ganzen Tag über machen sollte und Bodo zu seiner Arbeit verschwand (ich weiß nicht genau, was er machte, allerdings verstand ich ein paar Worte, die wie „... Lorkos Garten.."klangen) half ich Orchidee bei ihren Tätigkeiten im Haus. Das heißt, eigentlich beschränkten sich meine Tätigkeiten darauf das hyperaktive Hobbitmädchen Lilie zu beschäftigen, die sonst nur ihrer Mutter im Weg rumtollte.
Diese Hobbitmädchen war sowieso eine Geschichte für sich. Frech, nein rotzfrech und unbekümmert war sie. Außerdem war sie ziemlich respektlos – auch mir gegenüber. Anders als ihre etwas zurückhaltendere Mutter.
Nun tollte Lilie also um mich herum. Ich saß auf dem Boden (stehen ging ja schlecht) in der Diele, während Orchidee sich gerade damit beschäftigte die Regale zu entstauben und sauber zu machen.
Leider war es so eine Sache auf Lilie aufzupassen. Ständig entwischte sie mir und ich musste mich aufrappeln und im Hobbithaus nach ihr suchen, was natürlich nur in einem gebückten und ungemütlichen Zustand ging. Dieses Mädchen war schlimmer zu hüten als ein Sack Flöhe. (Achtung, wer einen Sack Flöhe hat, ich tausche liebend gerne!) Ich fühlte mich irgendwie an die Wichtelszene aus dem zweiten Harry Potter Film erinnert. Teilweise fühlte ich mich genauso hilflos, nur dass ich nur EINEN Wichtel verfolgte, der auf den Namen Lilie hörte, und nicht ein ganzes Dutzend.
Auch jetzt war sie gerade wieder verschwunden. Seufzend erhob ich mich und klopfte mir den Staub von der Jeans (Orchidee sollte auch mal den Boden saubermachen und nicht nur die Regale) bevor ich das kleine Mädchen suchen ging. Aber diesmal war sie nicht im Esszimmer (wo sie über den Boden gekullert war), noch in der Küche (wo sie mit Kartoffeln jongliert hatte), noch im Schlafzimmer ihrer Eltern (wo sie im Bett rumgetobt war). Der letzte Weg den ich machte, war der hinaus in den kleinen Garten.
Seit ich gestern bei Bodos Familie angekommen war, hatte ich keinen Fuß mehr vor die Tür gesetzt, doch Lilie zwang mich regelrecht dazu. Durch ein Fenster hatte ich nämlich gesehen, wie sich das Hobbitmädchen im Garten an den Blumen (Bodos ganzer Stolz) verging.
„Lilie!", schimpfte ich also mit dem Kind, das ein paar abgerissene Blumen in der Hand hielt. „Was wird dein Vater bloß sagen, wenn du ihm seine Blumen abpflückst!" Lilie sah mich nur unschuldig an und hielt mir dann die zerrupften Blüten entgegen. „Die habe ich für dich gepflückt", verkündete sie und strahlte mich an. Ich war verblüfft. „Warum denn für mich?", erkundigte ich mich. „Weil du eine Elbin bist", erklärte Lilie. „Firnwath ist auch ein Elb und den mag ich! Also mag ich dich auch!" Wie einfach die Welt der kleinen Kinder doch war. Sie mochte einen Elben, also mochte sie alle Elben. Dabei fühlte ich mich gar nicht wie eine Elbin. Ich war doch eigentlich ein Mensch.
Um ehrlich zu sein, kam ich mit meinen neuen hypersensiblen Wahrnehmungen noch nicht wirklich klar. Ich konnte nicht nur nachts sehen, sondern auch am Tage weiter und schärfer als jemals zuvor und meine Ohren vernahmen schon die kleinsten Geräusche sehr deutlich. So auch das Getuschel, was aus einem naheliegenden Garten kam.
Bodo Neerlocks Haus (bzw. Höhle) lag am Rande von Stock, so dass es hier relativ gemütlich und ruhig war. Trotzdem kamen, wie ich durch das Fenster beobachtet hatte) des öfteren Hobbits an seinem Haus vorbei. Es war kein ständiges Kommen und Gehen, aber doch ein reger Verkehr.
So war es also nicht verwunderlich, dass ich, wie ich mit Lilie im Garten stand, von einigen Hobbits gesehen wurde. (Wie hätten sie mich auch übersehen sollen? Immerhin war ich um einiges größer als sie.) Die Reaktionen und Gesichtsausdrücke waren unterschiedlich. Manchmal verblüfft, misstrauisch, manche schienen sogar regelrecht ängstlich zu sein. War ich etwa ein Monster?
Eine kräftige Hobbitfrau mit Locken und Schürze vor ihrem Kleid, rannte sofort zu dem schon erwähnten Garten. Von dort hörte ich dann auch das Getuschel. (Da hatten sich wohl ein paar Klatschtanten vom Dienst gefunden) Ich vernahm Dinge wie „... unglaublich."„Wie kann er sich das nur erlauben?"„Als ob der Elb nicht schon genug wäre...."„... eine Schande..."
Ich hatte genug gehört. Waren wohl nicht alle Hobbits so froh darüber, eine Elbin im Dorf zu haben. Ich hatte wirklich Glück bei Bodo gelandet zu sein. Nicht auszudenken, wenn mich jemand anderes im Wald gefunden hätte. Dann säße ich wahrscheinlich noch heute da und hätte noch immer keine Ahnung was mit mir los war.
Ohne auf das protestierende Gehampel zu achten hob ich Lilie hoch und betrat wieder das Haus, wo Orchidee dazu übergegangen war, den Fußboden zu schrubben (Na endlich! Der hats wirklich nötig!). Die hübsche Hobbitfrau sah lächelnd von ihrer Arbeit hoch als ich Lilie absetzte. „Sie macht viel Ärger, aber nicht nur Euch. Sie ist nicht zu bändigen." sagte Orchidee. ´Wie beruhigend´, dachte ich und brachte nur ein „Nicht möglich"hervor. Zudem verschloss ich wohlweislich die Tür hinter mir. So schnell sollte Lilie keine Gelegenheit mehr bekommen in den Garten auszubüxen.
Gegen Mittag machte Orchidee schließlich eine Pause und kümmerte sich selbst um ihre Tochter. Ich verschwand sofort in das Gästezimmer um ein wenig Ruhe zu haben und etwas nachzudenken. Außerdem nutzte ich die Zeit um mir einen Zopf zu flechten. Mich hatten meine offenen Haare schon den ganzen Vormittag über gestört. (Mag ja sein, dass das schön aussieht, aber es ist einfach nur nervig. Was erwartet ihr? Meine Haare sind schließlich hüftlang). Leider betonte die neue Frisur meine spitzen Ohren, sonst wäre ich wohl rundum zufrieden gewesen.
(Erwähnte ich eigentlich schon, dass ich am Morgen in einer Tasche meiner Jeans mein Handy gefunden hatte? ( Ich bin halt nicht nur dämlich sondern auch transusig. Wie kann man so etwas die ganze Zeit nicht bemerken?) Leider wird es nie wieder funktionieren. Der Akku war leer und ich konnte Bodo ja schlecht um ein Aufladegerät bitten. Ich hatte schon so genügend Schwierigkeiten, das Handy unauffällig verschwinden zu lassen, bevor er es sah.)
Nach meiner Ruhepause verlief der Nachmittag ähnlich wie der Vormittag ab. Bodo tauchte erst wieder gegen Abend auf als Orchidee ihre Hausarbeit für beendet erklärt hatte und nur noch mit den Pilzen beschäftigt war, die Bodo am gestrigen Tag gesammelt hatte. (Merkwürdig, ist das denn keine Hausarbeit?)
Der Hobbit hatte jedoch andere Pläne als den Abend in seinem Heim zu verbringen. Stattdessen wollte er mit mir dem Stocker Gasthaus einen Besuch abstatten. (Hallo? Und wer fragt mich?)
Das Gasthaus in Stock war direkt neben den Ufern des Stockbachs gelegen und trug auch einen passenden Namen. Auf einem reichlich windschiefen Schild, das vor der Tür hing, stand „Zum rauschenden Bach". (Bach? – ja! Aber rauschen???). Ich musste mir ziemlich auf die Zunge beißen um nicht lauthals zu singen „Es klappert die Mühle am rauschenden Bach". Mein Hang zum Ausflippen schien an diesem Tag seinen Höhepunkt erreicht zu haben.
Bodo packte mich derweil am Ärmel und betrat das Gasthaus, mich hinter sich herziehend. Leider hatte ich in eine andere Richtung geschaut, als der Hobbit seine Aktion startete und als ich mich umdrehte, knallte mein Kopf als erstes an den Türrahmen.
Au! Verdammt!
Stöhnend hielt ich mir den Kopf und sah dieses Mal lauter dicke und bös dreinschauende Hobbits um meinen Kopf schwirren. (Mist aber auch! Warum muß hier alles so niedrig sein? Ständig stößt man sich den Kopf! Wenn ich hier raus bin brauche ich einen neuen !)
Bodo sah mich zerknirscht an und meine Finger überkamen die jähe Lust jemanden den Hals umzudrehen. (Fragt mich nicht warum, aber die machen sich gerne selbstständig)
Als ich die Kontrolle über meine Finger und meinen Kopf wiedererlangt hatte, konnten wir endlich das Gasthaus betreten. Selbiges war um diese Uhrzeit noch recht leer. Es war auch nicht sonderlich groß. In der Mitte des mit groben Holzbohlen ausgelegten Raumes, stand an einer Wand ein Tresen. Ich zählte zudem acht Tische mit jeweils vier bis acht Stühlen. Brechend voll konnte es hier schwerlich werden. Bis jetzt waren auch erst fünf Hobbits in dem Schankraum, ausgenommen des bauchigen Wirtes, der hinter dem Tresen stand. Es hatte ein wenig Kneipenatmosphäre und es fehlte eigentlich nur noch ein TV-Gerät mit Fußballübertragungen. Allerdings war das hier eine andere Art von Zivilisation. (Sprich: TV und Fußball = unbekannt).
Wir ließen uns an einem Tisch in der Ecke nieder, an dem bereits zwei Hobbits mittleren Alters saß. Bodo stellte sie mir als seine Freunde Peroido Proudfoot und Sagrin Goold vor. (Mein Gott, Hobbits haben wahrlich seltsame Namen.) Die beiden Hobbits hießen mich fröhlich willkommen in ihrer Runde. Sie schienen zwar erstaunt über mich als Bodos Gast zu sein, aber Peroido flüsterte mir direkt zu, dass sie von Bodo einiges gewöhnt seien. Immerhin würde er hier ab und zu mit einem Elb namens Firnwath auftauchen. (langsam möchte ich wirklich wissen, wer dieser Firnwath ist!!!) Das erklärte auch, warum sie mich nicht genauso misstrauisch bzw. ängstlich anstarrten, wie die Hobbits am Mittag auf der Straße.
Bodo holte uns währenddessen vier Krüge Bier. (Ich hätte ihm besser erzählen sollen, dass ich keinen Alkohol trinke, glaube ich.) Wie auf Kommando zündeten sich die drei Hobbits dann auch ihre Pfeifen an, hüllten mich in einen dichten Nebel ein (Wenn ich Trockeneis haben will, dann sag ich das auch!) und fingen ein Gespräch an. Ich hörte zuerst gar nicht zu, denn ich fand es viel interessanter wie sich das Gasthaus langsam füllte. Von außen tröpfelten immer wieder einzelne Hobbits oder Gruppen herein, bis der Schankraum bis zum Bersten voll war und Bodo, Peroido und Sagrin sich mittlerweile anbrüllten, damit sie etwas von dem verstanden, was der jeweils andere sagte. (Das kann ich auch, wenn es um mich herum leise ist, ich verstehe nicht, warum die dazu einen vollen Schankraum brauchen.) Ihre Diskussion interessierte mich weiterhin wenig - mittlerweile hatte ich mitgekriegt, dass sie sich über die Ernte des Tabaks im Südviertel unterhielten. Lieber beobachtete ich die anderen Hobbits, die mich in meiner Ecke nicht wahrzunehmen schienen. (Was mir bedeutend lieber war).
Ein paar waren dazu übergegangen Musik zu machen und zwei jüngere Hobbits tanzten dazu mit ihren Bierkrügen auf den Tisch. (Erinnerte mich stark an eine Szene aus dem 3. Herr der Ringe Film, allerdings hießen die beiden Hobbits leider nicht Pippin und Merry, wäre wohl zu schön gewesen.)
Irgendwann ließ ich mich dann doch dazu herab das Bier zu kosten und trank Bodo zuliebe den ganzen Krug aus. Als er mir dann einen weiteren brachte, war es mir dann doch zuviel und ich schüttelte energisch den Kopf. Bodo stellt den Krug schließlich vor Sagrin ab, der ihn erstaunt ansah. Allerdings schien er dem „guten"Tropfen nicht abgeneigt zu sein und trank. Nun wandte sich das Gespräch dem Gartenbau zu und ich schüttelte in Gedanken den Kopf. Bodo hatte wirklich interessante Themen.
Die anderen Hobbits im Schankraum machten mittlerweile nicht nur instrumentale Musik, sondern sangen auch noch fröhlich Lieder dazu. Was war ich froh, als Bodo und seine beiden Kumpanen ihr Gespräch (jetzt über Ackerbau) links liegen ließen und kräftig mitmischten.
Allerdings ging es mir dann doch etwas zu weit als Bodo mich regelrecht in die Mitte des Raums zehrte und verlangte, ich solle doch ebenfalls ein Lied singen. Ich starrte ihn empört an, während der Großteil der Hobbits, die mich erst jetzt bemerkt hatten, mich entgeistert anstarrten. (War ihnen ja nicht zu verübeln.)
Ohne ein weiteres Wort zu sagen stürmte ich zur Tür, raus aus dem vollen und lauten Schankraum und hinaus in die sternenklare Nacht.
Der Nachthimmel war einfach unglaublich. Die Sterne glitzerten in ihrer vollen Pracht am Firmament und schienen mich richtig anzustrahlen. Es war ein atemberaubender Anblick und mein Kopf wurde schlagartig wieder klar. Ich ärgerte mich zum x. Mal über mich selbst.(Wenn ich es gekonnt hätte, hätte ich mich wohl selbst über mein Knie gelegt.)
Doch die Schönheit der Sterne ließ mich selbst diesen Ärger vergessen. Es war ein seltsames Gefühl, das mich überkam. Ich fühlte mich plötzlich heimisch, als ob ich hierher gehörte, doch ich konnte nicht sagen, wo dieses Gefühl herrührte.
Und obwohl ich als Elbin nun ausgezeichnete Ohren besaß, hatte ich nicht gehört (brauche ich jetzt ein Elbenhörgerät?) wie Bodo sich mir näherte. Er schien noch zerknirschter zu sein, als zu dem Zeitpunkt, als er mir einen unangenehmen Kontakt meines Kopfes zum Türrahmen des Gasthauses eingebracht hatte. Doch ich war ihm nicht mehr sauer. Ich konnte einer Person, die ich mochte, noch nie lange böse sein. Und zudem veränderte Mittelerde mein Gemüt, auch wenn ich erst zwei Tage hier war. Manchmal fühlte ich mich stiller, ruhiger und nachdenklicher, wie gerade in diesem Moment und im nächsten war ich wieder die verrückte Feli aus Deutschland. Ich hatte keine Ahnung was mit mir los war. Und das Schmerzlichste war, dass ich mich niemanden anvertrauen konnte. Auch Bodo nicht. Ich wollte es zwar nicht zugeben, aber er war mir schon jetzt ans Herz gewachsen.
Bodo und ich kehrten an diesem Tag nicht mehr in das Gasthaus zurück. Stattdessen begaben wir uns auf dem Heimweg. Weder der Hobbit noch ich sagten etwas. Ich war in meine Gedanken über mich und die Welt... (ähm, Mittelerde) versunken und nahm es kaum wahr, wie wir an Bodos Zuhause ankamen und das Haus betraten. Wie in Trance begab ich mich in mein Gästezimmer und sank auf das Bett. Morgen stand mir ein neuer Tag bevor. Ein neuer Tag, der mein Innerstes noch mehr verändern konnte.
[A/N: Ui ja... Mittelerdenamensgeneratoren sind schon was feines. Besonders wenn man den Namen von seinem Ex-Klassenlehrer übersetzt und dann einem Hobbit verpasst... *unschuldigpfeift*. Der arme Sagrin... ^^]
