Disclaimer: Huch, die erste Person die auch zu Tolkien gehört...
*grummel*... und ich verdien immer noch nix...
A/N: Vielen Dank an die netten Leutchens *gg*, die mir bei meiner Namenssuche geholfen haben (ich will ja nicht ständig Namensgeneratoren benutzen ;)). Auch danke an Galadriel23, dass ich den einen Namen verwenden darf :)
- Und wenn ihr das hier lest: Nur keine Müdigkeit vortäuschen ;)
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*** *** ***
Tinawien
Kapitel 6: Umwerfend
Es war der vierte Tag unserer Reise und mittlerweile waren wir auf der Oststraße, die nach Bree führte. Die Brandyweinbrücke hatten wir schon längst hinter uns gelassen.
Ich hatte versucht, mir einige Dinge bei Firnwath abzuschauen. Allerdings nur dann, wenn ich dachte, dass er nichts bemerkte.
Das Erste war die Sache mit dem Schlafen gewesen. Ich hatte noch Orchidees und Bodos verwunderte Stimmen im Kopf wie sie einander zuraunten, dass Elben nicht mit geschlossenen Augen schliefen. Nun wusste ich warum. Elben schienen nicht so zu ruhen, wie ich es als Mensch gewohnt war. Ich hatte es in der Nacht bei Firnwath gesehen. Seine Augen waren geöffnet, trotzdem hatte es den Anschein, als wäre er nicht wirklich anwesend. Das war kein Schlafen. Auf mich wirkte es eher wie ein Art Meditation um neue Kraft zu schöpfen. (Ui, ich glaube Firnwath sollte mal einen Yoga-Kurs machen.) Also hatte ich es auch probiert. Zuerst hatte mein Körper kräftig protestiert. Er war einfach an das Schlafen mit geschlossenen Augen gewöhnt. Doch ich hatte nicht locker gelassen und irgendwann klappte es. (Ich muss hinzufügen: Ich bin war stolz auf mich.)
Dann war da noch die Sache mit dem Laufen. Firnwaths elegante und geschmeidige Bewegungen, sein Schreiten, bei dem seine Füße nur sacht den Boden berührten und keine Spuren hinterließen, so sehr ich mich bemühte, ich konnte es ihm nicht nachmachen. Vielmehr bewegte ich mich immer noch wie ein Olifant im Porzellanladen fort. Das war ein Punkt der mich ärgerte, denn Firnwath hatte es auch bemerkt und dabei spielte wieder so ein leichtes Lächeln um seine Lippen, das mir auch schon mehrmals gezeigt hatte, wie er zu meiner Geschichte mit dem Gedächtnisverlust stand.
Überhaupt wurde ich aus diesem Elben nicht schlau. Er hatte ein erhabenes und würdevolles äußeres Erscheinungsbild. Zudem war er groß und schlank. Seine Haare umrahmten ein Gesicht mit markanten und keineswegs hässlichen Gesichtszügen. Seine Augen waren – passend zu seiner Kleidung – so grün wie das Laub der Bäume. Mir gegenüber war Firnwath eher zurückhaltend. Außer an dem ersten Abend, den ich mit ihm in der Wildnis verbrachte und an dem er mir erzählt hatte, wie es zu seiner Bekanntschaft und Freundschaft mit der Hobbitfamilie Neerlock kam, war er stets distanziert geblieben. Der Elb war nicht unfreundlich. Ganz und gar nicht. Aber er hatte etwas unnahbares an sich. Und dieses feine Lächeln um seinen Mund, das ich so oft zu sehen bekam, wirkte auf mich des öfteren auch leicht spöttisch. Warum sagte er es mir nicht, wenn er mir nicht glaubte? Diese Tatsache verwirrte mich zusätzlich.
Und die Anrede! Ich kannte es ja schon aus den Filmen und den Büchern, dass man sich in Mittelerde mit „Ihr"und „Euch"anredete, aber wenn es dann selbst zu einem gesagt wurde, war es mehr als ein seltsames Gefühl. Vor allem musste ich mich zusammenreißen um Firnwath ebenfalls so anzureden. Bodo und Lilie hatte ich immer mit „du"anreden können, mit Orchidee hatte ich zwar gesprochen, sie aber nie direkt angesprochen, so dass dieses Problem nie aufgetreten war. Doch in Firnwaths Gegenwart war es nun unumgänglich geworden. Ich kam mir vor, als wäre ich ins Mittelalter versetzt worden. (Obwohl Mittelerde und Mittelalter schon sehr ähnlich klingen, findet ihr nicht? OK, Spaß beiseite, aber die Welt Mittelerdes erinnert wirklich mehr an das Mittelalter als an die moderne Neuzeit.)
Oh ja. In den letzten Tagen hatte ich bemerkt, wie ich mehr und mehr nachdenklicher wurde. Sogar meine gedanklichen Kommentare ließen nach, was mich erschreckte. Veränderte ich mich jetzt endgültig? Bei dem Gedanken erschauderte ich unwillkürlich. Die Elbin in mir begann sich zu regen.
Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich beinahe in Firnwath hineinrannte. Der Elb war vor mir stehen geblieben und ich konnte gerade noch so einen Zusammenstoß verhindern. „Warum...?", fragte ich nur verblüfft. „Ihr könntet sicherlich eine Pause gebrauchen", sagte der Elb und (Jaul! Nicht schon wieder!) grinste mich an. Oh ja! In den letzten Tagen hatte er bemerkt, dass ich noch nicht sehr gut zu Fuß war und hatte dementsprechend öfters Pausen eingelegt. Sein Minenspiel verriet leider nicht, wie er dabei über mich dachte. Es war einfach nur unergründlich.
Außerdem hatte er noch gemerkt, dass ich keine Elbensprache sprechen oder verstehen konnte. (Wenn wir die paar Wörter aus den Filmen – ich denk da nur an die Szene vor dem Tor von Moria – auslassen, aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden.) Sagte er etwas? Nein. Nur (WIEDER!) gelächelt. (Langsam konnte ich diesen Elb mit diesem dämlichen Lächeln echt erwürgen!) Er hatte bis jetzt auf alle Hinweise, die ihm zeigten, dass ich womöglich gar keine richtige Elbin sein könnte, immer nur damit reagiert und nie gefragt. Das verunsicherte mich noch mehr als alles andere. Warum fragte er nicht nach?
Immerhin glücklich über einen Stop, ließ ich mich direkt neben einem einsamen Baum ins Gras sinken. Die letzten vier Tage waren für mich kein Zuckerschlecken gewesen. Mit kurzen Unterbrechungen liefen wir fast den ganzen Tag über. Wenn ich Firnwath mal fragte, wie weit es nach Bree wäre, faselte er immer etwas von Wegstunden. Hätte er etwas von Kilometern gesagt oder Meilen (das könnt ich mit meinen minimalen mathematischen Kenntnissen ja noch umrechnen), dann hätte ich damit etwas anfangen können. Aber so blieb ich unwissend.
Dafür war die Landschaft durch die wir kamen umso schöner. Über dem leicht hügeligen Boden erstreckten sich weithin blühende Wiesen mit vereinzelt stehenden Bäumen oder Baumgruppen. In den Bäumen wohnten kleinere Vogelfamilien, sodass die Luft erfüllt war mit dem munteren Zwitschern der Tiere. Und zwischen all dem schlängelte sich die Straße hindurch.
Doch ich konnte nur kurz unter dem schattigen Baum sitzen, nachdenken, die Landschaft betrachten und den sanften Wind in meinen Haaren spüren, dann brachen wir wieder auf.
***
Am Abend des fünften Tages kamen wir an einem kleinen Bach vorbei, der munter durch die Wiesen plätscherte. Wir machten einen kurzen Halt, den ich dazu nutzte, mich ein wenig mit dem klaren und kühlen Wasser zu waschen (Kein Gewässer war vor mir sicher. Ich wollte schließlich nicht wie eine Wildsau stinken.) und meinen brennenden Füßen etwas Linderung zu verschaffen.
Am sechsten Tag durchquerten wir ein kleines Waldstück. Die Bäume wuchsen hoch und ihr Blätterdach spendete wohltuenden Schatten. An Firnwath hatte ich nichts erkennen können, doch mir missfiel die Sonne, die ständig auf mich herab brannte. (Zuhause wäre ich wohl in kurzer Jeans und Top rumgelaufen, allerdings sind solche Kleidungsstücke in Mittelerde wohl unbekannt. Ich wüsste nur allzu gerne, wie Firnwath auf so ein Outfit reagiert hätte.)
Am siebten Tag erreichten wir Bree in der Abenddämmerung. Wir hatten eine Woche für die Wegstrecke gebraucht.
Ich, die es ja nicht gewöhnt war solange zu laufen und das mehrere Tage hintereinander, war so erschöpft, dass ich mich nicht mehr groß um meine Umgebung scherte. Und so warf Firnwath all seine Pläne, (ich weiß zwar nicht welche, aber egal) um und kehrte mit mir ins Gasthaus „Zum tänzelnden Pony"ein. Jetzt wurde ich wieder zappelig. Endlich etwas, was ich aus den Filmen und den Büchern kannte!
Das Erste was ich sah, als wir das Haus betraten, war ein auf uns zu eilender Mann. „Gäste. Neue Gäste!", rief er erfreut aus. „Und dazu noch Elben. Welch eine Überraschung! Es verirren sich selten Angehörige eures Volkes in mein bescheidenes Gasthaus. Seid Willkommen!" Der Mann stoppte kurz vor uns. Er war etwas kleiner als ich und recht beleibt (Wenn ich noch auf der Erde wäre, würde ich sagen, er war zu oft bei McDonalds oder Burger King. Hier konnte ich das allerdings ausschließen.). Sein rundes Gesicht zierte ein gewaltiger brauner Schnäuzer und seine Haare lichteten sich allmählich. Über seinem Bauch spannte eine Schürze, von der ich annahm, dass sie mal weiß gewesen war. Zudem stellte sich der Mann als der Wirt des Hauses, Herr Butterblume, vor.
„Braucht ihr und eure Gemahlin ein Zimmer für die Nacht?", fragte Butterblume Firnwath. Ich zuckte zusammen und zog die Augenbrauen hoch. Der hielt den Elben neben mir doch nicht etwa für meinen Mann?? Firnwath hingegen blieb vollkommen ruhig (In meiner alten Heimat hätte man ihn wohl „cool"genannt.) „Verzeiht mein Herr, doch dies ist nicht meine Gemahlin. Wir sind nichts weiter als Weggefährten. Gegen ein Zimmer hätten wir jedoch nichts einzuwenden", sagte er schließlich freundlich.
Butterblume nickte und sagte: „Es tut mir leid, wenn ich eure Begleitung für eure Gemahlin hielt." „Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen mein Herr. Ihr konntet es nicht wissen", entgegnete Firnwath immer noch höflich.
„Dann zeige ich euch jetzt euer Zimmer. Wir haben noch eins frei, das euch gefallen dürfte", der Wirt hatte wieder seinen vorigen fröhlichen Ton aufgenommen.
Der beleibte Mann führte uns eine Treppe hinauf und zeigte uns einen mittelgroßen Raum im ersten Stock. Das Zimmer war quadratisch und hatte eine relativ niedrige Decke. An der einen Wand standen zwei Betten, an der Wand gegenüber stand in einer Ecke zwei Stühle in der anderen ein kleiner Tisch, auf dem, wie auch auf der Fensterbank, mehrere Kerzen standen. Es war spartanisch aber zweckmäßig. Ich glaubte sowieso nicht, dass Firnwath sich hier lange aufhalten wollte.
***
Tatsächlich saßen der Elb und ich kurz darauf in der Schankstube im Erdgeschoss. Dieser Raum war um einiges größer, als der im Hobbitgasthaus in Stock (auch wenn man die Verhältnisse betrachtet). Der Fußboden war aus Stein und Holzpfeiler stützen die Decke. Direkt neben der Eingangstür stand der Tresen. Davor befand sich ein kleiner freier Platz. Ansonsten war der ganze Raum voll mit Tischen und Stühlen. Firnwath und ich hatten an einem Tisch in einer Ecke, unweit des Tresens Platz genommen.
Wie ich zunächst nicht bemerkt hatte, war der Raum auch größer und verwinkelter, denn es gab einige dunkle Nischen. Und in einer dieser dunklen Nischen saß etwas abseits von den anderen Gästen ein Mann. Jedenfalls vermute ich, dass es einer war. Denn diese Gestalt trug einen dunklen Mantel mit Kapuze, die weit ins Gesicht gezogen war. Nur der Mund war teilweise zu sehen und im selbigen steckte der Stiel einer Pfeife. So wie diese Person in der kleinen, dunklen Ecke saß, war sie die geborene Inkarnation Streichers, als die Hobbits zum ersten Mal auf ihn trafen. Leider verlor ich die seltsame Gestalt aus den Augen, da sich die Gaststätte füllte.
Die Menschen, die hereinkamen, waren einfache Leute, Bauern oder Handwerker. Aber sie waren fröhlich und heiter und der Geräuschpegel stieg beständig an. Ein paar Männer prosteten sich mit ihren Bierkrügen zu und lautstarke Unterhaltungen wurden über die Köpfe von anderen hinweg gemacht. Ich war schon immer empfindlich gegenüber zu viel Lärm gewesen (jaja, ich bin Feli die Mimose). Deshalb erhob ich mich um vor die Tür zu gehen.
Doch ich kam nicht weit. Ich passierte gerade den kleinen Freiraum vor dem Tresen, als ich einen großen und dunklen Schatten auf mich zuwirbeln sah. Ich hörte nur noch den lauten Ruf „Hûond!"bevor sich etwas gegen meine Brust warf und ich nach hinten umkippte. Dann wurde mir erst einmal schwarz vor Augen.
Als ich wieder zu mir kam, spürte ich als erstes etwas schweres auf meinem Oberkörper, das mir fast die Luftzufuhr abdrückte. Das Zweite was ich spürte, war etwas nasses in meinem Gesicht. (Wenn ich einen Waschlappen brauche, sage ich das auch!) Ich japste nach Luft und öffnete schließlich die Augen. Beinahe hätte ich losgeschrien. Auf meinem Brustkorb hatte es sich ein großer, nein, fast riesiger Hund bequem gemacht, der mir genüsslich das Gesicht abschleckte. (Igitt!) Seine Zunge hatte auch schon ganze Arbeit geleistet. Mein Gesicht war mittlerweile klatschnass. Bevor ich noch etwas tun konnte, zerrte eine große Gestalt den Hund von mir runter und half mir wieder auf die Beine.
„Entschuldigt meinen Hund", sagte der Mann. „Er ist sehr stürmisch."Dann reichte er mir ein Handtuch für mein Gesicht.
Er war niemand anderes als die seltsame Gestalt, die ich in der dunklen Nische gesehen hatte. Doch jetzt war ihm die Kapuze vom Kopf gerutscht und offenbarte sein Gesicht. Er hatte braune Augen und dunkles, relativ kurzes Haar, dazu einen Drei-Tagebart. Nein, dem Aragorn aus dem Filmen sah er kein bisschen ähnlich, aber er strahlte das aus, was man von diesem erwartet hätte.
„Darf ich mich vorstellen?", fragte der Mann. „Mein Name ist Averion. Und der Name meines Hundes lautet Hûond. Dürfte ich den Euren Namen erfahren?" Also stellte ich mich Averion ebenfalls vor. Etwas musste man ihm lassen: er war höflich.
„Vielleicht solltet ihr Euch zurück an Euren Tisch begeben. Die Menschen hier sind schon sehr interessiert", sagte Averion leise. Ich nickte nur und spürte wie ich rot wurde. Es war viel leiser geworden, was ich zuerst nicht bemerkt hatte. Fast jeder anwesende Mensch starrte mich an. Sogar meine Ohrenspitzen begannen unter diesen Blicken zu glühen.
So schnell es ging verdrückte ich mich dahin, wo ich ursprünglich hergekommen war. Und das war der Tisch, an dem auch Firnwath saß. Glücklicherweise schien die anwesende Meute besseres zu tun zu haben, als mich weiterhin anzustarren, sodass ich mich wieder unbehelligt setzen konnte.
Averion und sein Hund waren mir gefolgt. Erst jetzt sah ich den Hund genauer an. Er war wirklich sehr groß und von dunkler Farbe. Vor allem hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er als „Fang"in den nächsten Harry- Potter-Filmen mitspielen könnte. Er sah dem Hund Hagrids wirklich verdammt ähnlich. Hûond kam auch direkt zu mir und legte seinen schweren Kopf auf meine Beine. Anscheinend mochte er mich.
„Dürfte ich mich zu Euch setzen?", fragte Averion und Firnwath sah auf. Dann sah ich die erste wirkliche Regung im Gesichts des Elbs, der die Augenbrauen verärgert hochzog. „Averion, was führt Euch hierher?", erwiderte Firnwath mit einer Stimme, die durchscheinen ließ, dass es ihn eigentlich gar nicht interessierte. Ich war verblüfft. Kannten die Beiden sich etwa?
„Ich befürchte das Gleiche wie Ihr, Firnwath", antwortete Averion und setzte sich, da ich auf seine Frage heftig genickt hatte. „Was für ein Glück", die Stimme des Elben triefte nur so vor Sarkasmus.
Ich wurde immer verwunderter. Die schienen sich ja nicht nur zu kennen, sondern auch nicht sonderlich zu mögen! Und das bei einem Elb!
Averion jedenfalls ließ sich seine Antipathie weniger anmerken als Firnwath. (Und dabei dachte ich immer, Elben könnten ihre Gefühle besser verbergen.) Der Mensch hatte hingegen das gleiche Lächeln aufgesetzt, was der Elb sonst immer bei mir zur Schau trug.
„Ihr kennt Euch?", wagte ich mich schließlich vor. „Das könnte man so sagen. Wir begegneten uns schon des öfteren", sagte Averion und lächelte – diesmal aber echt. „Und seltsamerweise immer in Bree", fügte Firnwath hinzu. „Was nicht wirklich seltsam ist, da in Bree viele Händler und Umherziehende hindurch kommen", bemerkte Averion. Firnwath sagte nichts mehr. Allerdings konnte ich gut erkennen, wie es hinter seiner gerunzelten Stirn brodelte. (Mach das bloß nicht zu oft Firnwath, oder du brauchst noch Anti-Falten-Creme von Uschi Glas.)
„Ich habe noch etwas zu erledigen", sagte der Elb schließlich, setzte wieder seine unbewegte Miene auf und erhob sich. Bevor ich noch etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden. Was er wohl zu erledigen hatten?
Nun war ich mit Averion – und Hûond – alleine. (Zumindest wenn man davon absah, dass die Gaststätte ansonsten brechend voll war.) Allerdings fand ich das Ganze nach einer Weile gar nicht mal so übel. Averion war nicht so distanziert wie Firnwath und so konnten wir uns problemlos unterhalten.
Ich erfuhr einiges über Averion. Er war Mitte 30 und zog seit dem frühen Tod seiner Frau durch das Mittelerde westlich des Nebelgebirges. Seine treuen Begleiter waren dabei sein Hund Hûond und sein Pferd Baranon. Seine Wege führten ihn dabei des öfteren auch durch Bree. Er war sozusagen Stammgast im Tänzelnden Pony.
Allerdings schwieg sich Averion darüber aus, wo er Firnwath kennen gelernt hatte und worauf die Antipathie der Beiden beruhte. Gleichermaßen schwieg ich über mein wirkliches Alter und meine Herkunft. Was ich sehr beruhigend fand war, dass Averion nicht weiter nachhakte.
„Wohin geht eure Reise?", fragte er gerade und griff mit einer Hand in Hûonds Nackenhaare um ihn zum zweiten Mal an diesem Tag von mir fortzuzerren. Der Hund hatte eine Vorliebe für mich entwickelt. Allerdings hatte er auch begonnen, mir auf meine Hose zu sabbern.
„Ich begleite Firnwath nach Imladris", antwortete ich. „Bruchtal", sagte er nur und seine Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. „Wart Ihr schon einmal dort?", fragte ich ihn. „Nein. Und selbst wenn ich wollte, ich würde es gar nicht finden. Doch ich habe schon so viel darüber gehört", erwiderte mein Gegenüber und ich hörte einen traurigen Unterton in seiner Stimme.
Und in dem Moment kam mir eine Idee. „Warum schließt Ihr Euch uns nicht an?", schlug ich vor. Ich wusste, dass ich diesem Mann vertrauen konnte, ich spürte es. Sonst hätte ich diesen Vorschlag nicht gemacht. Zudem fand ich die Aussicht darauf, einen Begleiter zu haben, der mehr mit mir redete als nur das Nötigste, verlockend.
„Es wäre mir eine Freude. Doch dachtet Ihr schon daran, was Euer Weggefährte dazu sagen würde?", entgegnete Averion. Nein, daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht. In diesem Moment war es mir jedoch herzlich egal. Um es auf gut deutsch auszudrücken, hatte ich von der distanzierten Art des Elben langsam die Schnauze voll. Und ich war ein Sturkopf der meistens bekam was er wollte. Dieses Mal sollte es nicht anders sein.
Averion würde uns nach Bruchtal begleiten. Das stand für mich fest.
A/N: Vielen Dank an die netten Leutchens *gg*, die mir bei meiner Namenssuche geholfen haben (ich will ja nicht ständig Namensgeneratoren benutzen ;)). Auch danke an Galadriel23, dass ich den einen Namen verwenden darf :)
- Und wenn ihr das hier lest: Nur keine Müdigkeit vortäuschen ;)
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Tinawien
Kapitel 6: Umwerfend
Es war der vierte Tag unserer Reise und mittlerweile waren wir auf der Oststraße, die nach Bree führte. Die Brandyweinbrücke hatten wir schon längst hinter uns gelassen.
Ich hatte versucht, mir einige Dinge bei Firnwath abzuschauen. Allerdings nur dann, wenn ich dachte, dass er nichts bemerkte.
Das Erste war die Sache mit dem Schlafen gewesen. Ich hatte noch Orchidees und Bodos verwunderte Stimmen im Kopf wie sie einander zuraunten, dass Elben nicht mit geschlossenen Augen schliefen. Nun wusste ich warum. Elben schienen nicht so zu ruhen, wie ich es als Mensch gewohnt war. Ich hatte es in der Nacht bei Firnwath gesehen. Seine Augen waren geöffnet, trotzdem hatte es den Anschein, als wäre er nicht wirklich anwesend. Das war kein Schlafen. Auf mich wirkte es eher wie ein Art Meditation um neue Kraft zu schöpfen. (Ui, ich glaube Firnwath sollte mal einen Yoga-Kurs machen.) Also hatte ich es auch probiert. Zuerst hatte mein Körper kräftig protestiert. Er war einfach an das Schlafen mit geschlossenen Augen gewöhnt. Doch ich hatte nicht locker gelassen und irgendwann klappte es. (Ich muss hinzufügen: Ich bin war stolz auf mich.)
Dann war da noch die Sache mit dem Laufen. Firnwaths elegante und geschmeidige Bewegungen, sein Schreiten, bei dem seine Füße nur sacht den Boden berührten und keine Spuren hinterließen, so sehr ich mich bemühte, ich konnte es ihm nicht nachmachen. Vielmehr bewegte ich mich immer noch wie ein Olifant im Porzellanladen fort. Das war ein Punkt der mich ärgerte, denn Firnwath hatte es auch bemerkt und dabei spielte wieder so ein leichtes Lächeln um seine Lippen, das mir auch schon mehrmals gezeigt hatte, wie er zu meiner Geschichte mit dem Gedächtnisverlust stand.
Überhaupt wurde ich aus diesem Elben nicht schlau. Er hatte ein erhabenes und würdevolles äußeres Erscheinungsbild. Zudem war er groß und schlank. Seine Haare umrahmten ein Gesicht mit markanten und keineswegs hässlichen Gesichtszügen. Seine Augen waren – passend zu seiner Kleidung – so grün wie das Laub der Bäume. Mir gegenüber war Firnwath eher zurückhaltend. Außer an dem ersten Abend, den ich mit ihm in der Wildnis verbrachte und an dem er mir erzählt hatte, wie es zu seiner Bekanntschaft und Freundschaft mit der Hobbitfamilie Neerlock kam, war er stets distanziert geblieben. Der Elb war nicht unfreundlich. Ganz und gar nicht. Aber er hatte etwas unnahbares an sich. Und dieses feine Lächeln um seinen Mund, das ich so oft zu sehen bekam, wirkte auf mich des öfteren auch leicht spöttisch. Warum sagte er es mir nicht, wenn er mir nicht glaubte? Diese Tatsache verwirrte mich zusätzlich.
Und die Anrede! Ich kannte es ja schon aus den Filmen und den Büchern, dass man sich in Mittelerde mit „Ihr"und „Euch"anredete, aber wenn es dann selbst zu einem gesagt wurde, war es mehr als ein seltsames Gefühl. Vor allem musste ich mich zusammenreißen um Firnwath ebenfalls so anzureden. Bodo und Lilie hatte ich immer mit „du"anreden können, mit Orchidee hatte ich zwar gesprochen, sie aber nie direkt angesprochen, so dass dieses Problem nie aufgetreten war. Doch in Firnwaths Gegenwart war es nun unumgänglich geworden. Ich kam mir vor, als wäre ich ins Mittelalter versetzt worden. (Obwohl Mittelerde und Mittelalter schon sehr ähnlich klingen, findet ihr nicht? OK, Spaß beiseite, aber die Welt Mittelerdes erinnert wirklich mehr an das Mittelalter als an die moderne Neuzeit.)
Oh ja. In den letzten Tagen hatte ich bemerkt, wie ich mehr und mehr nachdenklicher wurde. Sogar meine gedanklichen Kommentare ließen nach, was mich erschreckte. Veränderte ich mich jetzt endgültig? Bei dem Gedanken erschauderte ich unwillkürlich. Die Elbin in mir begann sich zu regen.
Ich wurde unsanft aus meinen Gedanken gerissen, als ich beinahe in Firnwath hineinrannte. Der Elb war vor mir stehen geblieben und ich konnte gerade noch so einen Zusammenstoß verhindern. „Warum...?", fragte ich nur verblüfft. „Ihr könntet sicherlich eine Pause gebrauchen", sagte der Elb und (Jaul! Nicht schon wieder!) grinste mich an. Oh ja! In den letzten Tagen hatte er bemerkt, dass ich noch nicht sehr gut zu Fuß war und hatte dementsprechend öfters Pausen eingelegt. Sein Minenspiel verriet leider nicht, wie er dabei über mich dachte. Es war einfach nur unergründlich.
Außerdem hatte er noch gemerkt, dass ich keine Elbensprache sprechen oder verstehen konnte. (Wenn wir die paar Wörter aus den Filmen – ich denk da nur an die Szene vor dem Tor von Moria – auslassen, aber das wollte ich ihm nicht auf die Nase binden.) Sagte er etwas? Nein. Nur (WIEDER!) gelächelt. (Langsam konnte ich diesen Elb mit diesem dämlichen Lächeln echt erwürgen!) Er hatte bis jetzt auf alle Hinweise, die ihm zeigten, dass ich womöglich gar keine richtige Elbin sein könnte, immer nur damit reagiert und nie gefragt. Das verunsicherte mich noch mehr als alles andere. Warum fragte er nicht nach?
Immerhin glücklich über einen Stop, ließ ich mich direkt neben einem einsamen Baum ins Gras sinken. Die letzten vier Tage waren für mich kein Zuckerschlecken gewesen. Mit kurzen Unterbrechungen liefen wir fast den ganzen Tag über. Wenn ich Firnwath mal fragte, wie weit es nach Bree wäre, faselte er immer etwas von Wegstunden. Hätte er etwas von Kilometern gesagt oder Meilen (das könnt ich mit meinen minimalen mathematischen Kenntnissen ja noch umrechnen), dann hätte ich damit etwas anfangen können. Aber so blieb ich unwissend.
Dafür war die Landschaft durch die wir kamen umso schöner. Über dem leicht hügeligen Boden erstreckten sich weithin blühende Wiesen mit vereinzelt stehenden Bäumen oder Baumgruppen. In den Bäumen wohnten kleinere Vogelfamilien, sodass die Luft erfüllt war mit dem munteren Zwitschern der Tiere. Und zwischen all dem schlängelte sich die Straße hindurch.
Doch ich konnte nur kurz unter dem schattigen Baum sitzen, nachdenken, die Landschaft betrachten und den sanften Wind in meinen Haaren spüren, dann brachen wir wieder auf.
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Am Abend des fünften Tages kamen wir an einem kleinen Bach vorbei, der munter durch die Wiesen plätscherte. Wir machten einen kurzen Halt, den ich dazu nutzte, mich ein wenig mit dem klaren und kühlen Wasser zu waschen (Kein Gewässer war vor mir sicher. Ich wollte schließlich nicht wie eine Wildsau stinken.) und meinen brennenden Füßen etwas Linderung zu verschaffen.
Am sechsten Tag durchquerten wir ein kleines Waldstück. Die Bäume wuchsen hoch und ihr Blätterdach spendete wohltuenden Schatten. An Firnwath hatte ich nichts erkennen können, doch mir missfiel die Sonne, die ständig auf mich herab brannte. (Zuhause wäre ich wohl in kurzer Jeans und Top rumgelaufen, allerdings sind solche Kleidungsstücke in Mittelerde wohl unbekannt. Ich wüsste nur allzu gerne, wie Firnwath auf so ein Outfit reagiert hätte.)
Am siebten Tag erreichten wir Bree in der Abenddämmerung. Wir hatten eine Woche für die Wegstrecke gebraucht.
Ich, die es ja nicht gewöhnt war solange zu laufen und das mehrere Tage hintereinander, war so erschöpft, dass ich mich nicht mehr groß um meine Umgebung scherte. Und so warf Firnwath all seine Pläne, (ich weiß zwar nicht welche, aber egal) um und kehrte mit mir ins Gasthaus „Zum tänzelnden Pony"ein. Jetzt wurde ich wieder zappelig. Endlich etwas, was ich aus den Filmen und den Büchern kannte!
Das Erste was ich sah, als wir das Haus betraten, war ein auf uns zu eilender Mann. „Gäste. Neue Gäste!", rief er erfreut aus. „Und dazu noch Elben. Welch eine Überraschung! Es verirren sich selten Angehörige eures Volkes in mein bescheidenes Gasthaus. Seid Willkommen!" Der Mann stoppte kurz vor uns. Er war etwas kleiner als ich und recht beleibt (Wenn ich noch auf der Erde wäre, würde ich sagen, er war zu oft bei McDonalds oder Burger King. Hier konnte ich das allerdings ausschließen.). Sein rundes Gesicht zierte ein gewaltiger brauner Schnäuzer und seine Haare lichteten sich allmählich. Über seinem Bauch spannte eine Schürze, von der ich annahm, dass sie mal weiß gewesen war. Zudem stellte sich der Mann als der Wirt des Hauses, Herr Butterblume, vor.
„Braucht ihr und eure Gemahlin ein Zimmer für die Nacht?", fragte Butterblume Firnwath. Ich zuckte zusammen und zog die Augenbrauen hoch. Der hielt den Elben neben mir doch nicht etwa für meinen Mann?? Firnwath hingegen blieb vollkommen ruhig (In meiner alten Heimat hätte man ihn wohl „cool"genannt.) „Verzeiht mein Herr, doch dies ist nicht meine Gemahlin. Wir sind nichts weiter als Weggefährten. Gegen ein Zimmer hätten wir jedoch nichts einzuwenden", sagte er schließlich freundlich.
Butterblume nickte und sagte: „Es tut mir leid, wenn ich eure Begleitung für eure Gemahlin hielt." „Ihr braucht Euch nicht zu entschuldigen mein Herr. Ihr konntet es nicht wissen", entgegnete Firnwath immer noch höflich.
„Dann zeige ich euch jetzt euer Zimmer. Wir haben noch eins frei, das euch gefallen dürfte", der Wirt hatte wieder seinen vorigen fröhlichen Ton aufgenommen.
Der beleibte Mann führte uns eine Treppe hinauf und zeigte uns einen mittelgroßen Raum im ersten Stock. Das Zimmer war quadratisch und hatte eine relativ niedrige Decke. An der einen Wand standen zwei Betten, an der Wand gegenüber stand in einer Ecke zwei Stühle in der anderen ein kleiner Tisch, auf dem, wie auch auf der Fensterbank, mehrere Kerzen standen. Es war spartanisch aber zweckmäßig. Ich glaubte sowieso nicht, dass Firnwath sich hier lange aufhalten wollte.
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Tatsächlich saßen der Elb und ich kurz darauf in der Schankstube im Erdgeschoss. Dieser Raum war um einiges größer, als der im Hobbitgasthaus in Stock (auch wenn man die Verhältnisse betrachtet). Der Fußboden war aus Stein und Holzpfeiler stützen die Decke. Direkt neben der Eingangstür stand der Tresen. Davor befand sich ein kleiner freier Platz. Ansonsten war der ganze Raum voll mit Tischen und Stühlen. Firnwath und ich hatten an einem Tisch in einer Ecke, unweit des Tresens Platz genommen.
Wie ich zunächst nicht bemerkt hatte, war der Raum auch größer und verwinkelter, denn es gab einige dunkle Nischen. Und in einer dieser dunklen Nischen saß etwas abseits von den anderen Gästen ein Mann. Jedenfalls vermute ich, dass es einer war. Denn diese Gestalt trug einen dunklen Mantel mit Kapuze, die weit ins Gesicht gezogen war. Nur der Mund war teilweise zu sehen und im selbigen steckte der Stiel einer Pfeife. So wie diese Person in der kleinen, dunklen Ecke saß, war sie die geborene Inkarnation Streichers, als die Hobbits zum ersten Mal auf ihn trafen. Leider verlor ich die seltsame Gestalt aus den Augen, da sich die Gaststätte füllte.
Die Menschen, die hereinkamen, waren einfache Leute, Bauern oder Handwerker. Aber sie waren fröhlich und heiter und der Geräuschpegel stieg beständig an. Ein paar Männer prosteten sich mit ihren Bierkrügen zu und lautstarke Unterhaltungen wurden über die Köpfe von anderen hinweg gemacht. Ich war schon immer empfindlich gegenüber zu viel Lärm gewesen (jaja, ich bin Feli die Mimose). Deshalb erhob ich mich um vor die Tür zu gehen.
Doch ich kam nicht weit. Ich passierte gerade den kleinen Freiraum vor dem Tresen, als ich einen großen und dunklen Schatten auf mich zuwirbeln sah. Ich hörte nur noch den lauten Ruf „Hûond!"bevor sich etwas gegen meine Brust warf und ich nach hinten umkippte. Dann wurde mir erst einmal schwarz vor Augen.
Als ich wieder zu mir kam, spürte ich als erstes etwas schweres auf meinem Oberkörper, das mir fast die Luftzufuhr abdrückte. Das Zweite was ich spürte, war etwas nasses in meinem Gesicht. (Wenn ich einen Waschlappen brauche, sage ich das auch!) Ich japste nach Luft und öffnete schließlich die Augen. Beinahe hätte ich losgeschrien. Auf meinem Brustkorb hatte es sich ein großer, nein, fast riesiger Hund bequem gemacht, der mir genüsslich das Gesicht abschleckte. (Igitt!) Seine Zunge hatte auch schon ganze Arbeit geleistet. Mein Gesicht war mittlerweile klatschnass. Bevor ich noch etwas tun konnte, zerrte eine große Gestalt den Hund von mir runter und half mir wieder auf die Beine.
„Entschuldigt meinen Hund", sagte der Mann. „Er ist sehr stürmisch."Dann reichte er mir ein Handtuch für mein Gesicht.
Er war niemand anderes als die seltsame Gestalt, die ich in der dunklen Nische gesehen hatte. Doch jetzt war ihm die Kapuze vom Kopf gerutscht und offenbarte sein Gesicht. Er hatte braune Augen und dunkles, relativ kurzes Haar, dazu einen Drei-Tagebart. Nein, dem Aragorn aus dem Filmen sah er kein bisschen ähnlich, aber er strahlte das aus, was man von diesem erwartet hätte.
„Darf ich mich vorstellen?", fragte der Mann. „Mein Name ist Averion. Und der Name meines Hundes lautet Hûond. Dürfte ich den Euren Namen erfahren?" Also stellte ich mich Averion ebenfalls vor. Etwas musste man ihm lassen: er war höflich.
„Vielleicht solltet ihr Euch zurück an Euren Tisch begeben. Die Menschen hier sind schon sehr interessiert", sagte Averion leise. Ich nickte nur und spürte wie ich rot wurde. Es war viel leiser geworden, was ich zuerst nicht bemerkt hatte. Fast jeder anwesende Mensch starrte mich an. Sogar meine Ohrenspitzen begannen unter diesen Blicken zu glühen.
So schnell es ging verdrückte ich mich dahin, wo ich ursprünglich hergekommen war. Und das war der Tisch, an dem auch Firnwath saß. Glücklicherweise schien die anwesende Meute besseres zu tun zu haben, als mich weiterhin anzustarren, sodass ich mich wieder unbehelligt setzen konnte.
Averion und sein Hund waren mir gefolgt. Erst jetzt sah ich den Hund genauer an. Er war wirklich sehr groß und von dunkler Farbe. Vor allem hatte ich das dumpfe Gefühl, dass er als „Fang"in den nächsten Harry- Potter-Filmen mitspielen könnte. Er sah dem Hund Hagrids wirklich verdammt ähnlich. Hûond kam auch direkt zu mir und legte seinen schweren Kopf auf meine Beine. Anscheinend mochte er mich.
„Dürfte ich mich zu Euch setzen?", fragte Averion und Firnwath sah auf. Dann sah ich die erste wirkliche Regung im Gesichts des Elbs, der die Augenbrauen verärgert hochzog. „Averion, was führt Euch hierher?", erwiderte Firnwath mit einer Stimme, die durchscheinen ließ, dass es ihn eigentlich gar nicht interessierte. Ich war verblüfft. Kannten die Beiden sich etwa?
„Ich befürchte das Gleiche wie Ihr, Firnwath", antwortete Averion und setzte sich, da ich auf seine Frage heftig genickt hatte. „Was für ein Glück", die Stimme des Elben triefte nur so vor Sarkasmus.
Ich wurde immer verwunderter. Die schienen sich ja nicht nur zu kennen, sondern auch nicht sonderlich zu mögen! Und das bei einem Elb!
Averion jedenfalls ließ sich seine Antipathie weniger anmerken als Firnwath. (Und dabei dachte ich immer, Elben könnten ihre Gefühle besser verbergen.) Der Mensch hatte hingegen das gleiche Lächeln aufgesetzt, was der Elb sonst immer bei mir zur Schau trug.
„Ihr kennt Euch?", wagte ich mich schließlich vor. „Das könnte man so sagen. Wir begegneten uns schon des öfteren", sagte Averion und lächelte – diesmal aber echt. „Und seltsamerweise immer in Bree", fügte Firnwath hinzu. „Was nicht wirklich seltsam ist, da in Bree viele Händler und Umherziehende hindurch kommen", bemerkte Averion. Firnwath sagte nichts mehr. Allerdings konnte ich gut erkennen, wie es hinter seiner gerunzelten Stirn brodelte. (Mach das bloß nicht zu oft Firnwath, oder du brauchst noch Anti-Falten-Creme von Uschi Glas.)
„Ich habe noch etwas zu erledigen", sagte der Elb schließlich, setzte wieder seine unbewegte Miene auf und erhob sich. Bevor ich noch etwas sagen konnte, war er auch schon verschwunden. Was er wohl zu erledigen hatten?
Nun war ich mit Averion – und Hûond – alleine. (Zumindest wenn man davon absah, dass die Gaststätte ansonsten brechend voll war.) Allerdings fand ich das Ganze nach einer Weile gar nicht mal so übel. Averion war nicht so distanziert wie Firnwath und so konnten wir uns problemlos unterhalten.
Ich erfuhr einiges über Averion. Er war Mitte 30 und zog seit dem frühen Tod seiner Frau durch das Mittelerde westlich des Nebelgebirges. Seine treuen Begleiter waren dabei sein Hund Hûond und sein Pferd Baranon. Seine Wege führten ihn dabei des öfteren auch durch Bree. Er war sozusagen Stammgast im Tänzelnden Pony.
Allerdings schwieg sich Averion darüber aus, wo er Firnwath kennen gelernt hatte und worauf die Antipathie der Beiden beruhte. Gleichermaßen schwieg ich über mein wirkliches Alter und meine Herkunft. Was ich sehr beruhigend fand war, dass Averion nicht weiter nachhakte.
„Wohin geht eure Reise?", fragte er gerade und griff mit einer Hand in Hûonds Nackenhaare um ihn zum zweiten Mal an diesem Tag von mir fortzuzerren. Der Hund hatte eine Vorliebe für mich entwickelt. Allerdings hatte er auch begonnen, mir auf meine Hose zu sabbern.
„Ich begleite Firnwath nach Imladris", antwortete ich. „Bruchtal", sagte er nur und seine Augen nahmen einen verträumten Ausdruck an. „Wart Ihr schon einmal dort?", fragte ich ihn. „Nein. Und selbst wenn ich wollte, ich würde es gar nicht finden. Doch ich habe schon so viel darüber gehört", erwiderte mein Gegenüber und ich hörte einen traurigen Unterton in seiner Stimme.
Und in dem Moment kam mir eine Idee. „Warum schließt Ihr Euch uns nicht an?", schlug ich vor. Ich wusste, dass ich diesem Mann vertrauen konnte, ich spürte es. Sonst hätte ich diesen Vorschlag nicht gemacht. Zudem fand ich die Aussicht darauf, einen Begleiter zu haben, der mehr mit mir redete als nur das Nötigste, verlockend.
„Es wäre mir eine Freude. Doch dachtet Ihr schon daran, was Euer Weggefährte dazu sagen würde?", entgegnete Averion. Nein, daran hatte ich tatsächlich nicht gedacht. In diesem Moment war es mir jedoch herzlich egal. Um es auf gut deutsch auszudrücken, hatte ich von der distanzierten Art des Elben langsam die Schnauze voll. Und ich war ein Sturkopf der meistens bekam was er wollte. Dieses Mal sollte es nicht anders sein.
Averion würde uns nach Bruchtal begleiten. Das stand für mich fest.
