5. Kapitel:
Je mehr sie sich vom Markt entfernte, desto unruhiger wurde Éowyn. „Kommt, Herrin!", sagte Helethor besorgt. „Wir sind gleich am Palast". „Ich muß Faramir helfen!", rief Éowyn plötzlich. Im Handumruhen hatte sie dem überraschten Helethor das Schwert aus dem Gürtel gerissen und rannte Richtung Markt zurück. „Halt, wartet!", schrie Helethor kläglich. Er lief ihr hinterher.
Éowyn kam gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass einer der Schmuggler Faramir einen Dolch in den Rücken stieß. Mit einem gezielten Schwerthieb schlug sie dem Mann den Dolch aus der Hand. Helethor gelang es, zwei Schurken mit Pfeilen niederzuschrecken. Schließlich waren alle sechs Gegner tot oder kampfunfähig. „Halrond ist entkommen!", meldete Beregond, der an der rechten Schulter verwundet war. „Das ist jetzt nicht wichtig", flüsterte Faramir und zog Éowyn an sich. „Du hast mir das Leben gerettet, Liebste".
Er küsste Éowyn auf die Stirn. Helethor steckte mit finsterer Miene sein Schwert wieder ein. „Das nächste Mal darfst du mich nicht wegschicken", mahnte Éowyn ihren Gatten besorgt. „Du weißt, dass ich im Kampf meinen Mann stehe, wenn es darauf ankommt". „Ich weiß, ich weiß", sagte Faramir lächelnd und strich ihr über das hellblonde Haar. „Mylord, wir sollten auf dem schnellsten Wege in den Palast zurück", sagte Beregond stöhnend und presste die Hand auf die blutende Schulterwunde. Faramir und Helethor stützten den treuen Wachsoldaten beim Laufen. Éowyn schlich etwas blaß hinterher.
Am nächsten Tag berief Faramir eine Versammlung mit seinen Offizieren ein. Éowyn kümmerte sich um Beregonds Wunde: sie war ja in den Heilkünsten etwas bewandert, seit der Zeit, die sie in den Häusern der Heilung verbracht hatte. Dannach begab sie sich in ihre Privatgemächer und nahm etwas zu sich. Die Versammlung im großen Empfangssaal des Palastes dauerte bis spät in die Nacht. Éowyn blieb jedoch so lange auf, bis Faramir in den Privatgemächern auftauchte.
Er wirkte sehr aufgewühlt und ernst, als er sie in die Arme schloß. „Ich muß für einige Tage weg : meine Kundschafter haben gemeldet, dass Halrond weiter unten im Süden eine Armee aufgestellt hat, in der sich sogar Orks befinden sollen, um Pelargir anzugreifen. Ich werde ihm mit meinen Männern entgegenreiten und das verhindern". „Ich würde gerne mitkommen und an deiner Seite kämpfen", erklärte Éowyn mutig. „Das weiß ich, meine Blume", sagte Faramir zärtlich. „Ich möchte aber, dass du hier bleibst und mich in Pelargir vertrittst, solange ich kämpfe". „Gut, wenn du es wünscht", erwiderte Éowyn ein bisschen enttäuscht. „Ich lasse dir Helethor als Leibwächter hier – er wird dich überall hin begleiten, falls du wieder ausreiten oder auf den Markt gehen willst".
Éowyn grinste: „Ich wette, er war nicht begeistert von diesem Befehl". „Nein, war er nicht", schmunzelte jetzt auch Faramir. „Er hat sogar versucht, mir mal wieder zu widersprechen. So einen widerspenstigen Hauptmann kann ich auf diese gefährliche Mission nicht mitnehmen. Das habe ich ihm auch klargemacht".
Éowyn sah zu, wie ihr Mann seinen Lederharnisch mit dem Gondorwappen hervorholte, den er in seiner Waldläuferzeit immer getragen hatte. „Dieses abgewetzte Ding willst du anziehen?", fragte sie zweifelnd. „Dieser Harnisch ist leicht und bequem zu tragen, anders als eine Rüstung", erklärte Faramir geduldig. „Außerdem wurde ich nie verwundet, wenn ich die Waldläuferkluft trug". „Aha, du bist abergläubisch", neckte Éowyn ihn lachend. Faramir lachte mit und zog sie sie schließlich an sich. „Ich hoffe, ich bin bald zurück", sagte er leise. „Viel zu oft habe ich dich in letzter Zeit alleine gelassen. Das soll nicht wieder vorkommen".
Noch in der gleichen Nacht ritt Faramir mit einer größeren Abteilung Soldaten los. Éowyn sah sorgenvoll zu, wie der Reitertrupp in den Gassen Pelargirs verschwand.
Sie schlief schlecht in dieser Nacht und träumte nur wirres Zeug. Noch nie hatte Faramir sie nachts alleine gelassen. Im Morgengrauen stand sie schließlich auf und zog sich an. Sie mochte auf keinen Fall länger in dem leeren, großen Bett liegen bleiben. Irgendwie quälte sie eine böse Vorahnung. Sie versuchte sich mit einer Näharbeit abzulenken, aber Handarbeiten waren noch nie ihre Stärke gewesen. Sie hoffte, dass Helethor sich bald bei ihr melden würde. Dann würde sie mit ihm wieder ausreiten und so hoffentlich auf andere Gedanken kommen.
Schließlich hielt es Éowyn nicht mehr in den düsteren Räumen des Palastes aus. Sie ging in den Ställen, wo ihre Stute Narna stand.
„Du hältst es hier auch nicht mehr aus, nicht wahr, meine Treue?", flüsterte sie Narna zu und kraulte sie zwischen den Ohren. Narna schnaubte leise, als ob sie verstanden hätte, was Éowyn zu ihr gesagt hatte. Unbemerkt war Helethor in den Stall getreten. Atemlos beobachtete er die junge Fürstin, wie sie ihre Stute streichelte. Einige Sekunden verharrte er. Dann wünschte er schließlich Éowyn einen guten Morgen.
Sie drehte sich überrascht und lächelte. „Guten Morgen, Hauptmann Helethor, ich habe Euch gar nicht hereinkommen hören". „Ich hoffe, ich habe Euch nicht erschreckt, Herrin Éowyn", sagte Helethor höflich. „Nein", meinte Éowyn und für einen Moment wurde ihre Miene schwermütig, weil sie an Faramir denken musste. Wo mochte er wohl gerade stecken? Hoffentlich befand er sich nicht in Gefahr. „Am besten, wir unternehmen wieder einen kleinen Ritt", meinte Helethor lächelnd. „Vielleicht wird Euer Antlitz dann fröhlicher". „Sehe ich denn so traurig aus?", fragte Éowyn etwas irritiert. „Aber ich mache mir tatsächlich Sorgen um Faramir. Hoffentlich kehrt er wohlbehalten nach Hause zurück". „Euer Gemahl hat schon viele Gefahren gemeistert", erwiderte Helethor aufmunternd. „Ihr solltet Euch keine Gedanken machen, Herrin". Éowyn wirkte jetzt ein wenig beruhigter. Sie befahl dem Stallknecht, ihre Stute zu satteln. Wenig später galoppierte sie mit Helethor Richtung Stadttor.
Zur gleichen Zeit befand sich Faramir mit seinen Soldaten schon weit im Süden. Sie waren die ganze Nacht durchgeritten. Man wollte um jeden Preis verhindern, dass Halrond mit seiner Bande zu nah an Pelargir kam. Faramir war verantwortlich für die Sicherheit der Stadt und er wollte dafür sorgen, dass die Bewohner endlich wieder nachts ruhig schlafen konnten. Die Schmuggelbanden hatten lange genug die Straßen Pelargirs unsicher gemacht. Dieses Möchtegern-Heer aus Dieben, Piraten und Schmugglern, das Halrond befehligte, würde Faramir und seinen ausgebildeten Soldaten, die alle im Ringkrieg ihren Mann gestanden hatten, nichts anhaben können. So dachte der junge Truchseß jedenfalls. Vor ihnen tat sich eine enge Felsschlucht auf. Faramir ließ die Männer plötzlich anhalten. „Dieser Hohlweg könnte leicht zu einer tödlichen Falle werden", meinte Faramir zu Nimrod, einem seiner Offiziere. „Ich bin dafür, dass wir einen Kundschafter vorausschicken, der nachsehen soll, ob kein Feind in der Nähe ist". „Das ist eine weise Entscheidung, Herr Faramir", sagte Nimrod anerkennend. Er gab Hrystwid einen Wink. Der junge Soldat ritt sofort los. Faramir ließ derweil die Soldaten von ihren Pferden absitzen und kurz rasten.
Hrystwid stammte aus Pelargir. Er hatte eigentlich nichts gegen die Schmugglerbanden. Er war dieses Problem von Kindesbeinen an gewöhnt. Gerade die ärmeren Einwohner von Pelargir hatten oft unter den zu hohen Steuern vom damaligen Truchseß Denethor gelitten. Aus diesem Grund waren auch so viele Schmugglerbanden entstanden, die den armen Leuten günstige Nahrungsmittel und Kleidung feilboten. Auch Hrystwid stammte aus einer armen Familie. Er hatte nicht vergessen, wie sein Vater zeitlebens über Truchseß Denethor geschimpft hatte. Und nun diente Hrystwid ausgerechnet unter Denethors Sohn. Er kannte Faramir nicht näher und wusste daher nichts von dessen edler und gütiger Gesinnung, die sich so sehr von der seines Vaters Denethor unterschied. Hrystwid gab seinem Hengst die Sporen. Je länger er durch den Hohlweg ritt, desto mehr verfestigte sich ein bestimmter Gedanke in seinem Kopf.
Diesmal konnte Helethor gut mit Éowyn beim Reiten mithalten. Er fiel nicht mehr zurück und ließ sein Pferd sogar über einen umgestürzten Baumstamm springen. „Alle Achtung, Hauptmann!", lobte Éowyn ihn erstaunt. „Ihr habt ja kräftig trainiert in den letzten Tagen". Helethor freute sich über Éowyns Lob und strahlte über das ganze Gesicht. Sie ritten bis sie zu einem lieblichen Bach kamen. „Hier möchte ich rasten und zu Mittag essen", entschied Éowyn gutgelaunt. Helethor breitete wieder mitgebrachte Speisen auf einer Decke im Gras aus. Die Pferde grasten ein ein Stück entfernt auf den saftigen Wiesen Süd- Gondors. Nach dem Mahl wollte Éowyn ein Stück spazieren gehen. Helethor bot ihr galant seinen Arm an und Éowyn hängte sich lachend ein. Plötzlich stolperte die Fürstin über eine Unebenheit im hohen Gras. Helethor fing sie geschickt auf und plötzlich waren ihre Gesichter ganz nahe. Éowyn sah den Hauptmann irritiert an. Doch Helethor zögerte nicht länger: er küsste Éowyn.
Je mehr sie sich vom Markt entfernte, desto unruhiger wurde Éowyn. „Kommt, Herrin!", sagte Helethor besorgt. „Wir sind gleich am Palast". „Ich muß Faramir helfen!", rief Éowyn plötzlich. Im Handumruhen hatte sie dem überraschten Helethor das Schwert aus dem Gürtel gerissen und rannte Richtung Markt zurück. „Halt, wartet!", schrie Helethor kläglich. Er lief ihr hinterher.
Éowyn kam gerade rechtzeitig, um zu verhindern, dass einer der Schmuggler Faramir einen Dolch in den Rücken stieß. Mit einem gezielten Schwerthieb schlug sie dem Mann den Dolch aus der Hand. Helethor gelang es, zwei Schurken mit Pfeilen niederzuschrecken. Schließlich waren alle sechs Gegner tot oder kampfunfähig. „Halrond ist entkommen!", meldete Beregond, der an der rechten Schulter verwundet war. „Das ist jetzt nicht wichtig", flüsterte Faramir und zog Éowyn an sich. „Du hast mir das Leben gerettet, Liebste".
Er küsste Éowyn auf die Stirn. Helethor steckte mit finsterer Miene sein Schwert wieder ein. „Das nächste Mal darfst du mich nicht wegschicken", mahnte Éowyn ihren Gatten besorgt. „Du weißt, dass ich im Kampf meinen Mann stehe, wenn es darauf ankommt". „Ich weiß, ich weiß", sagte Faramir lächelnd und strich ihr über das hellblonde Haar. „Mylord, wir sollten auf dem schnellsten Wege in den Palast zurück", sagte Beregond stöhnend und presste die Hand auf die blutende Schulterwunde. Faramir und Helethor stützten den treuen Wachsoldaten beim Laufen. Éowyn schlich etwas blaß hinterher.
Am nächsten Tag berief Faramir eine Versammlung mit seinen Offizieren ein. Éowyn kümmerte sich um Beregonds Wunde: sie war ja in den Heilkünsten etwas bewandert, seit der Zeit, die sie in den Häusern der Heilung verbracht hatte. Dannach begab sie sich in ihre Privatgemächer und nahm etwas zu sich. Die Versammlung im großen Empfangssaal des Palastes dauerte bis spät in die Nacht. Éowyn blieb jedoch so lange auf, bis Faramir in den Privatgemächern auftauchte.
Er wirkte sehr aufgewühlt und ernst, als er sie in die Arme schloß. „Ich muß für einige Tage weg : meine Kundschafter haben gemeldet, dass Halrond weiter unten im Süden eine Armee aufgestellt hat, in der sich sogar Orks befinden sollen, um Pelargir anzugreifen. Ich werde ihm mit meinen Männern entgegenreiten und das verhindern". „Ich würde gerne mitkommen und an deiner Seite kämpfen", erklärte Éowyn mutig. „Das weiß ich, meine Blume", sagte Faramir zärtlich. „Ich möchte aber, dass du hier bleibst und mich in Pelargir vertrittst, solange ich kämpfe". „Gut, wenn du es wünscht", erwiderte Éowyn ein bisschen enttäuscht. „Ich lasse dir Helethor als Leibwächter hier – er wird dich überall hin begleiten, falls du wieder ausreiten oder auf den Markt gehen willst".
Éowyn grinste: „Ich wette, er war nicht begeistert von diesem Befehl". „Nein, war er nicht", schmunzelte jetzt auch Faramir. „Er hat sogar versucht, mir mal wieder zu widersprechen. So einen widerspenstigen Hauptmann kann ich auf diese gefährliche Mission nicht mitnehmen. Das habe ich ihm auch klargemacht".
Éowyn sah zu, wie ihr Mann seinen Lederharnisch mit dem Gondorwappen hervorholte, den er in seiner Waldläuferzeit immer getragen hatte. „Dieses abgewetzte Ding willst du anziehen?", fragte sie zweifelnd. „Dieser Harnisch ist leicht und bequem zu tragen, anders als eine Rüstung", erklärte Faramir geduldig. „Außerdem wurde ich nie verwundet, wenn ich die Waldläuferkluft trug". „Aha, du bist abergläubisch", neckte Éowyn ihn lachend. Faramir lachte mit und zog sie sie schließlich an sich. „Ich hoffe, ich bin bald zurück", sagte er leise. „Viel zu oft habe ich dich in letzter Zeit alleine gelassen. Das soll nicht wieder vorkommen".
Noch in der gleichen Nacht ritt Faramir mit einer größeren Abteilung Soldaten los. Éowyn sah sorgenvoll zu, wie der Reitertrupp in den Gassen Pelargirs verschwand.
Sie schlief schlecht in dieser Nacht und träumte nur wirres Zeug. Noch nie hatte Faramir sie nachts alleine gelassen. Im Morgengrauen stand sie schließlich auf und zog sich an. Sie mochte auf keinen Fall länger in dem leeren, großen Bett liegen bleiben. Irgendwie quälte sie eine böse Vorahnung. Sie versuchte sich mit einer Näharbeit abzulenken, aber Handarbeiten waren noch nie ihre Stärke gewesen. Sie hoffte, dass Helethor sich bald bei ihr melden würde. Dann würde sie mit ihm wieder ausreiten und so hoffentlich auf andere Gedanken kommen.
Schließlich hielt es Éowyn nicht mehr in den düsteren Räumen des Palastes aus. Sie ging in den Ställen, wo ihre Stute Narna stand.
„Du hältst es hier auch nicht mehr aus, nicht wahr, meine Treue?", flüsterte sie Narna zu und kraulte sie zwischen den Ohren. Narna schnaubte leise, als ob sie verstanden hätte, was Éowyn zu ihr gesagt hatte. Unbemerkt war Helethor in den Stall getreten. Atemlos beobachtete er die junge Fürstin, wie sie ihre Stute streichelte. Einige Sekunden verharrte er. Dann wünschte er schließlich Éowyn einen guten Morgen.
Sie drehte sich überrascht und lächelte. „Guten Morgen, Hauptmann Helethor, ich habe Euch gar nicht hereinkommen hören". „Ich hoffe, ich habe Euch nicht erschreckt, Herrin Éowyn", sagte Helethor höflich. „Nein", meinte Éowyn und für einen Moment wurde ihre Miene schwermütig, weil sie an Faramir denken musste. Wo mochte er wohl gerade stecken? Hoffentlich befand er sich nicht in Gefahr. „Am besten, wir unternehmen wieder einen kleinen Ritt", meinte Helethor lächelnd. „Vielleicht wird Euer Antlitz dann fröhlicher". „Sehe ich denn so traurig aus?", fragte Éowyn etwas irritiert. „Aber ich mache mir tatsächlich Sorgen um Faramir. Hoffentlich kehrt er wohlbehalten nach Hause zurück". „Euer Gemahl hat schon viele Gefahren gemeistert", erwiderte Helethor aufmunternd. „Ihr solltet Euch keine Gedanken machen, Herrin". Éowyn wirkte jetzt ein wenig beruhigter. Sie befahl dem Stallknecht, ihre Stute zu satteln. Wenig später galoppierte sie mit Helethor Richtung Stadttor.
Zur gleichen Zeit befand sich Faramir mit seinen Soldaten schon weit im Süden. Sie waren die ganze Nacht durchgeritten. Man wollte um jeden Preis verhindern, dass Halrond mit seiner Bande zu nah an Pelargir kam. Faramir war verantwortlich für die Sicherheit der Stadt und er wollte dafür sorgen, dass die Bewohner endlich wieder nachts ruhig schlafen konnten. Die Schmuggelbanden hatten lange genug die Straßen Pelargirs unsicher gemacht. Dieses Möchtegern-Heer aus Dieben, Piraten und Schmugglern, das Halrond befehligte, würde Faramir und seinen ausgebildeten Soldaten, die alle im Ringkrieg ihren Mann gestanden hatten, nichts anhaben können. So dachte der junge Truchseß jedenfalls. Vor ihnen tat sich eine enge Felsschlucht auf. Faramir ließ die Männer plötzlich anhalten. „Dieser Hohlweg könnte leicht zu einer tödlichen Falle werden", meinte Faramir zu Nimrod, einem seiner Offiziere. „Ich bin dafür, dass wir einen Kundschafter vorausschicken, der nachsehen soll, ob kein Feind in der Nähe ist". „Das ist eine weise Entscheidung, Herr Faramir", sagte Nimrod anerkennend. Er gab Hrystwid einen Wink. Der junge Soldat ritt sofort los. Faramir ließ derweil die Soldaten von ihren Pferden absitzen und kurz rasten.
Hrystwid stammte aus Pelargir. Er hatte eigentlich nichts gegen die Schmugglerbanden. Er war dieses Problem von Kindesbeinen an gewöhnt. Gerade die ärmeren Einwohner von Pelargir hatten oft unter den zu hohen Steuern vom damaligen Truchseß Denethor gelitten. Aus diesem Grund waren auch so viele Schmugglerbanden entstanden, die den armen Leuten günstige Nahrungsmittel und Kleidung feilboten. Auch Hrystwid stammte aus einer armen Familie. Er hatte nicht vergessen, wie sein Vater zeitlebens über Truchseß Denethor geschimpft hatte. Und nun diente Hrystwid ausgerechnet unter Denethors Sohn. Er kannte Faramir nicht näher und wusste daher nichts von dessen edler und gütiger Gesinnung, die sich so sehr von der seines Vaters Denethor unterschied. Hrystwid gab seinem Hengst die Sporen. Je länger er durch den Hohlweg ritt, desto mehr verfestigte sich ein bestimmter Gedanke in seinem Kopf.
Diesmal konnte Helethor gut mit Éowyn beim Reiten mithalten. Er fiel nicht mehr zurück und ließ sein Pferd sogar über einen umgestürzten Baumstamm springen. „Alle Achtung, Hauptmann!", lobte Éowyn ihn erstaunt. „Ihr habt ja kräftig trainiert in den letzten Tagen". Helethor freute sich über Éowyns Lob und strahlte über das ganze Gesicht. Sie ritten bis sie zu einem lieblichen Bach kamen. „Hier möchte ich rasten und zu Mittag essen", entschied Éowyn gutgelaunt. Helethor breitete wieder mitgebrachte Speisen auf einer Decke im Gras aus. Die Pferde grasten ein ein Stück entfernt auf den saftigen Wiesen Süd- Gondors. Nach dem Mahl wollte Éowyn ein Stück spazieren gehen. Helethor bot ihr galant seinen Arm an und Éowyn hängte sich lachend ein. Plötzlich stolperte die Fürstin über eine Unebenheit im hohen Gras. Helethor fing sie geschickt auf und plötzlich waren ihre Gesichter ganz nahe. Éowyn sah den Hauptmann irritiert an. Doch Helethor zögerte nicht länger: er küsste Éowyn.
