6.Kapitel:

leofric: Danke noch mal für deine Reviews! Tja, abwarten, wie es weitergeht.... Für Faramir wird es wirklich gefährlich..... ;-)

Erleichtert sah Faramir, wie Hrystwid wieder zurückkehrte. Wie leicht hätten ihn die Feinde töten können, wenn sie tatsächlich diesen Hohlweg belagern würden! Hrystwid lächelte und winkte.

„Es ist alles in Ordnung, Mylord", sagte er unterwürfig zu Faramir und verbeugte sich.

Faramir bemerkte ein merkwürdiges Blitzen in den Augen des jungen Kundschafters, das ihn etwas missfiel. Er hatte jedoch keine Zeit länger darüber nachzudenken, denn Nimrod drängte zum Aufbruch.

„Lord Faramir, wir sollten jetzt weiterreiten, bevor tatsächlich der Feind von der anderen Seite her in die Schlucht gelangt". „Gut, dann lasst uns losreiten", nickte Faramir und ließ seine Soldaten aufsitzen. Langsam ritt der Trupp durch die enge, düstere Schlucht. Links und rechts ragten schroffe Felswände empor. Ein ungutes Gefühl beschlich den jungen Truchseß, je länger sie den Weg entlangritten. Plötzlich hielt er sein Pferd an. Sofort ritt Nimrod herbei und sah Faramir fragend an.

„Mylord, warum halten wir hier?" „Ich möchte, dass wir auf der Stelle umkehren", erklärte Faramir und zog sein Schwert. „Irgendetwas stimmt hier nicht – das sagt mir mein Herz". „Aber möglicherweise würden wir Halronds Bande verfehlen, wenn wir den Gebirgszug umgehen", meinte Nimrod besorgt. „Ich weiß", erwiderte Faramir nachdenklich. „Aber dieser Weg hier ist eindeutig zu gefährlich und..."

Er konnte nicht zuendesprechen, denn in diesem Moment stürmten einige hundert schreiende Männer auf Faramir und seine Soldaten zu. Von oben prasselte ein Pfeilregen herab. Sie waren tatsächlich in eine tödliche Falle geraten!

Éowyn riß sich von Helethor unsanft los und verpasste ihm eine saftige Ohrfeige. „Was fällt Euch ein, Hauptmann – seid Ihr von Sinnen?", schrie sie ihn wütend an. Helethor rieb sich die schmerzende Wange und sah sie flehend an.

„Bitte, Éowyn, ich liebe dich – hast du das noch nicht bemerkt?" Éowyn starrte den Hauptmann entsetzt an. „Ihr seid ja vollkommen verrückt geworden.". Sie ging zu ihrem Pferd und stieg auf. „Bitte, Éowyn, warte!", rief Helethor ihr kläglich nach. Doch die junge Fürstin preschte bereits auf ihrer Stute Narna davon Richtung Stadt. Helethor ließ sich seufzend ins Gras sinken. Bestimmt würde Éowyn ihrem Mann davon berichten, und dann würde man ihn unehrenhaft aus seinem Dienst entlassen.

Immer mehr Schmuggler drangen in die enge Schlucht ein. Es waren auch zahlreiche Orks darunter. Faramir kämpfte an vordester Front gegen die Unholde. Schnell merkte er, dass der Feind in der Übermacht war. „Rückzug nach Pelargir!", schrie er schließlich laut seinen Soldaten zu.

Die Ersten begannen Richtung Stadt zu fliehen. Faramir und einige andere Soldaten kamen nicht los von den Feinden. Es wurden immer mehr und schließlich wurde die kleine Gruppe restlos umzingelt. Der junge Truchseß wurde von mehreren Orks vom Pferd gerissen, während die Soldaten um ihn herum getötet wurden.

Vergeblich wehrte sich Faramir gegen die Übermacht. Doch schließlich wurde an Armen und Beinen gepackt, so dass er sich nicht bewegen konnte. „Tötet ihn nicht!", befahl eine raue Stimme. Es war Halrond. Er bahnte sich einen Platz durch die Reihen seiner „Soldaten"und trat vor Faramir hin. „Soll ich Euch jetzt danken, dass Ihr mich am Leben lasst?", fragte der Truchseß zynisch .

Einer von Halronds Männern verpasste Faramir einige schallende Ohrfeigen. Doch Dieser ertrug die Schläge, ohne mit der Wimper zu zucken. „Ich werde eine Menge Lösegeld für Euch bekommen", erklärte Halrond grinsend. „Mal sehen, wie groß die Stadtkasse von Pelargir ist. Ich werde einen Boten zu Euerer liebreizenden Gemahlin schicken. Komm' her, Hrystwid!"

Der Angesprochene trat vor, so dass Faramir ihn auch sehen konnte. „Wie konntest du nur!", stieß der Truchseß fassungslos hervor. Doch Hrystwid sah ihn nur wütend an: „Habt Ihr eine Ahnung, Herr Faramir, wie Euer Vater unsere schöne Stadt ausgebeutet hat? Wundert Ihr Euch noch immer, woher all diese Schmuggler und Piraten kommen?"

„Es hat sich in Gondor viel geändert, seit Elessar König ist", erwiderte Faramir besonnen. „Man kann über alles reden. Ich bin sicher, dass man die Steuergesetze auch noch ändern wird". Halrond lachte hämisch. „Ich glaube Euch kein Wort, Truchseß! Das sagt Ihr jetzt nur, weil Ihr Angst habt. Außerdem: die neuen Gesetze kämen für uns Vogelfreie viel zu spät. Man würde uns alle hinrichten aufgrund unserer Untaten".

„Ich habe keine Angst vor dem Tod", entgegnete Faramir gelassen. „Allzu oft musste ich ihm schon ins Auge schauen. Doch wenn ihr mich jetzt freilasst, will ich sehen, was ich für euch tun kann. Allerdings müsstet ihr euch alle bedingungslos ergeben".

Halronds Männer lachten schallend, als sie das hörten. Hrystwid erhielt von Halrond noch einige Instruktionen, bevor er Richtung Pelargir losritt. Faramir wurde gefesselt und ihm wurden außerdem die Augen verbunden. Dann wurde er auf sein Pferd gesetzt. Der junge Truchseß ahnte, dass man ihn in ein geheimes Versteck der Schmuggler bringen würde.

Ganz aufgelöst hatte Éowyn inzwischen den Stadtpalast von Pelargir erreicht. Ausgerechnet jetzt war Faramir nicht hier, wo sie ihn am notwendigsten brauchte. Helethor musste unbedingt bestraft werden für sein unehrenhaftes Verhalten. Leider gab es im Moment keinen Soldaten im Palast, der im Amt höhergestellt war als Helethor. Die Fürstin übergab ihre verschwitzte Stute Narna einem Stallburschen.

„Reib sie gut ab, Merid – sie musste schnell laufen!", fügte sie hinzu. Als Éowyn den Stall verließ, kam Helethor in den Hof geritten. „Herrin!", rief er verzweifelt. „Hört mich an, was ich zu sagen habe!". „Ich will Euch nicht mehr sehen!", schrie Éowyn zornig. „Ich werde einen Boten zu meinem Gemahl schicken, der ihm Bericht über Euch erstatten wird, dann..."

Sie konnte nicht weitersprechen, denn in diesem Moment preschten die Soldaten, die Halronds Falle entkommen waren, in den Hof. Éowyn erblickte die vielen Verwundeten, die bei ihnen waren. Als sie Faramir nicht sah, stieg eine schreckliche Vorahnung in ihr hoch.

„Nimrod, was ist geschehen?", fragte sie mit erstickter Stimme. „Faramir ist am Leben", berichtete der Offizier ernst. „Aber sie haben ihn gefangengenommen". Vorsichtig trat Helethor zu ihr. Er bemerkte, wie Éowyn um Fassung rang.