Summary: Der Tag danach...

Author's Note: Es hat mal wieder etwas länger gedauert, aber ich habe es endlich geschafft: Der neue Teil ist da. Vielen Dank für alle, die Reviews geschrieben haben und trotz der langen Zeit weiterhin auf das nächste Kapitel gewartet haben.

*

„Hey Ginny!"

"Hi Harry!"

Eine Begegnung im Speisesaal von Hogwarts. Nichts Besonderes und dann doch wieder. Sie wurde nicht rot (was sie sonst immer wurde, sobald Harry in der Nähe war) und sie sprach ganz normal, mit ihrer normalen Stimme. Nicht piepsig, wie sonst immer. Auch das Kribbeln in ihrem Bauch war weg. Es war so *normal*. Er war so *normal*. Wie jeder andere. Auf einmal war er nicht mehr Harry Potter, der für sie bestaussehendste Schüler von ganz Hogwarts. Nein, heute war er nur Harry Potter. Harry Potter, der genauso aufregend war, wie Neville Longbottom. Auch die andern schienen gemerkt zu haben, dass irgendetwas anders war. Harry und Ron warfen sich einen verunsicherten Blick zu und Hermine zuckte mit den Schultern. Aber sonst war alles normal. Bis auf das Kribbeln.

„Warum siehst du so müde aus? Wann warst du eigentlich bei Snape fertig?" fragte Ron. Er sah nicht besonders besorgt aus.

„Du wärst auch müde, wenn du bis eins in Snapes Büro eingeschlossen gewesen wärst."Sagte Ginny zwischen zwei Bissen.

„Warum warst du bis eins in seinem Büro??!"

„Weil die Tür zugefallen war. Es war so schrecklich. Ich dachte, wir würden bis morgens da festsitzen...."

„Wir?"Nun sah Ron besorgt aus.

„Wir? Ähh, sagte ich wir?"

„Ja, hast du!"

„Oh. Ach ja, das Schlimmst war ja, als Peeves aufgetaucht ist. Die Nervensäge. Deshalb sagte ich wir."

Ginny hätte ihrem Bruder natürlich sagen können, dass sie mit Draco eingeschlossen war. Aber das hätte zu viele neue Fragen ergeben. Warum er auch da war. Und noch viel schlimmer: Was sie getan haben. Irgendwann hätte sie sich in ihren Lügen verfangen und das wäre nicht so gut gewesen. Also beschloss sie, dass auch ihr Bruder nicht alles wissen musste.

Ansonsten war der Tag einer dieser bestimmten Tage, an denen man sich im Unterricht wirklich Mühe gibt zuzuhören, aber es geht einfach nicht. Ginny bemühte sich wirklich zuzuhören, wie oft sie den Trank nach recht und wie oft nach links umrühren musste. Selbst wenn es sie interessiert hätte, es ging einfach nicht. Es ging zu einem Ohr rein und zum andern wieder raus. Die Minuten schlichen und die Stunden schienen nicht enden zu wollen.

Am Nachmittag fiel sie einfach nur in einen Sessel und starrte ins Feuer. Das war das spannendste, das sie an diesem Tag bisher getan hatte.

Auf einmal kam Hermine rein. „Ginny, hier bist du. Ich hab dich schon gesucht. Snape will, dass du in sein Büro kommst."

Sie sah den verzweifelten Blick in Ginnys Gesicht.

„Es wird schon nicht so schlimm werden. Ich meine mehr als dich nachsitzen lassen kann er doch nicht."

„Oh, da bin ich aber beruhigt"Ginny grinste Hermine an. Dann machte sie sich auf den Weg zu Snapes Büro. Langsam wurde ihr auch wieder bewusst, was dort letzten Abend passiert war. Bisher erschien es ihr so surreal. Wie sollte sie Draco wieder in die Augen sehen können?

Sie tröstete sich, dass das nicht so schnell wieder passieren würde. Doch als sie klopfte und eintrat sah sie nicht nur Snape an seinem Schreibtisch sitzen, sondern auch Draco, welcher vor dem Schreibtisch stand. Als er sich umdrehte trafen sich ihre Augen und das Gefühl in ihrem Bauch, das sie sonst immer bei Harry hatte, machte sich wieder bemerkbar.

Ginny sah sich in dem Büro um. Von der Unordnung, die sie hinterlassen hatten war keine Spur mehr.

„Wie sie beide sehen, habe ich die Schäden, die Sie letzte Nacht hier verursacht haben beseitigt. Sie haben zwar mehr davon verursacht, als sie eigentlich vernichten sollten, aber ich habe beschlossen auf weiteres Nachsitzen zu verzichten. Glauben Sie nicht, dass ich dies aus Sympathie für Sie tun würde. Ich möchte nur verhindern, dass sie noch mal ein solchen Chaos anrichten."

Ginny befiel ein Gefühl von Erleichterung, nicht noch eine Nacht in diesem Büro verbringen zu müssen. Doch gleichzeitig war sie auch traurig. Traurig, weil sie Draco wohl nie mehr so nah sein würde. Nun war alles wieder wie früher. Er war der reiche Slytherin, sie die arme Gryffindor. Als sei nichts passiert. Was geschehen war gehörte der Erinnerung an. War nichts mehr wert.

„Sie können nun gehen."

Snape schickte sie raus. Dort erlebte Ginny etwas, was sie später einmal als eine der Sachen beschreiben würde, die man wie in Trance mitbekommt. Bei denen es einem so vorkam, als säße man hinter einer gläsernen Wand. Doch das wusste sie noch nicht, als Draco sich zu ihr umdrehte und sich räusperte.

„Weißt du,..."

„Ja..."

„Ich wollte sagen, dass... na ja ... dass es mir Leid tut."

Schon allein am Klang seiner Stimme erkannte Ginny wie unangenehm es ihm war das zu sagen. Sie war überrascht, besonders, da seine Worte aufrichtig klangen.

„Aber warum?"

„Warum? Na wegen allem. Dass du wegen mir zum Nachsitzen musstest und auch... was dort na ja *passiert* ist..."

Draco sah so anders aus. Nicht mehr so arrogant, eher im Gegenteil. Eher *nett*.

„Und ich wollte dich fragen, ob du vielleicht trotzdem mal mit mir..."

„Ja?"Ginnys Augen glänzten vor Glück

„Ob du vielleicht mir mir..."

Doch auf einmal stockte er und schüttelte den Kopf. Der alte arrogante, von sich selbst überzeugte Draco kehrte zurück.

„Ach, was rede ich. Vergiss, was ich gesagt habe! Es ist egal."

Etwas leiser fügte er hinzu „Es war dumm von mir".

Dann verließ er flüchtend der Korridor. Zurück ließ er Ginny, immer noch mit glänzenden Augen. Doch dass diese nicht aus Glück glänzten, bemerkte man spätestens, als sich eine Träne ihren Weg aus dem Auge über die Wange bahnte.