Disclaimer: Bis jetzt merkt man noch nicht so viel davon, aber ich mache schon mal darauf aufmerksam, dass alles was Tolkien (bzw. seinen Erben) gehört nach logischer Schlussfolgerung nicht mir gehören kann und deshalb seins ist q.e.d. (oder so ähnlich) Mit etwas das mir nicht gehört kann ich auch kein Geld verdienen, womit wir diesen Punkt auch abgehakt hätten.

WARNUNG: Mary- Sue in Reinstform (hähä ich werrrrde euch quääälen… na jedenfalls wenn ihr die ganze Sache freiwillig lest.) mit TAGEBUCH (hui)!

ERSTER TAG

Wenn es mir schlecht geht schreibe ich. So auch jetzt, selbst wenn es niemand außer mir lesen können wird. Ist ja auch niemand da. So weit ich sehen kann gibt es hier nur endlos viel Wald, Wald und noch mehr Wald. Wer weiß was sich darin alles verbirgt? Ich jedenfalls nicht. Vielleicht ist das auch besser so, sonst hätte ich wahrscheinlich solche Angst dass ich mich nicht mehr vom Fleck trauen würde. Andererseits weiß ich auch gar nicht wo ich mich überhaupt hinwenden soll. Es scheint keinen Unterschied zu machen wenn doch alles gleich aussieht für meine Stadtgewohnten Augen.

Für den Moment habe ich noch einen halben popeligen Liter Wasser in einer Plastikflasche. Der wird allerdings auch nicht ewig halten und dann? Wie findet man Wasser in einem Wald? Keinen Schimmer. Auch kein Klopapier und nichts zu essen außer einer Tüte Bonbons. Die Situation sieht ziemlich beschissen aus, weshalb ich ja auch hier sitze und vor mich hin kritzle anstatt etwas Konstruktives zu tun um meine Situation zu verbessern. Ich muss natürlich zugeben, dass ich nicht die geringste Ahnung habe was zum Henker ich denn überhaupt unternehmen könnte.

Noch ist es hell. Vielleicht später Mittag oder so. Meine Uhr nützt mir nichts, die zeigt mit stoischer Gelassenheit auch weiterhin zweiundzwanzig fünfzehn an. Mein Handy hat kein Netz und der Akku ist bald leer. Blödes Mistding! Verdammt wieso habe ich eigentlich  aufgehört zu rauchen? Nicht mal ein simples Feuerzeug ist mir hier vergönnt. Wo auch immer hier sein mag. Wenn ich das wüsste wäre ich doch schon mal ein Stückchen weiter. Leider gibt es nicht einmal den kleinsten Hinweis in meiner näheren Umgebung. Alles scheiße möchte ich mal behaupten!

Also gut. Ich schätze das wichtigste wird wohl sein erst mal einen Fluss oder etwas in der Art zu finden. Dann einen Baum auf den ich klettern kann wenn es dann doch dunkel wird. Ich habe jedenfalls keine Lust rauszufinden was hier in der Nacht so alles rumkraucht wenn ich es vermeiden kann. Ok Logik ahoi, wo würde ich mich verstecken wäre ich ein Fluss? Wasser fließt immer nach unten also muss ich wohl folgen. Wenigstens ist es hier bergig, so dass daraus nicht auch noch ein Problem entsteht. Bestimmt wird es heut Nacht schweinekalt und ich hab doch nur meinen Kapuzenpulli und eine Jeans an. Na dass kann ja heiter werden!

Wetten alles ist voll mit Mücken? Ich hasse diese sirrenden Viecher, die einen regelmäßig um den Verstand bringen im Sommer. Na gut dann werd ich mich mal auf den Weg machen.

ZWEITER TAG

Habe gestern keinen Fluss gefunden. Trotz der Tatsache dass ich stundenlang durch diesen beschissenen Wald gelaufen bin (wahrscheinlich im Kreis, aber das kann ich nicht genau sagen), dafür wenigstens einen Baum der halbwegs dazu geeignet war die Nacht auf ihm zu verbringen. Sehr unbequem und eiskalt.  Alles tut mir weh. Scheiße! Irgendwie benutze ich dieses Wort recht oft in letzter Zeit, aber ist ja auch alles scheiße. Zu meinem großen Bedauern hat auch die fast einstündige Heularie von heute morgen nichts daran geändert.

Pinkeln ohne Klopapier mag ja noch angehen, aber wenn es dann zu anderen Dingen kommt… will gar nicht dran denken. Wenigstens damit musste ich mich noch nicht befassen. Hunger habe ich inzwischen und gleich doppelt so viel, weil ich ganz genau weiß, dass ich absolut nichts zu essen habe. Bonbons helfen nicht wirklich gegen einen leeren Magen wie ich heute feststellen musste.

Wenigstens bin ich schon zur Hälfte von diesem Berg runter. Eigentlich ein wahres Kunststück das ich da vollbracht habe ohne mir die Haxen zu brechen. Ich habe leider das starke Gefühl dass ich inzwischen ganz schön stinke. Ein weiterer Grund ganz schnell Wasser zu finden. Obwohl natürlich niemand in der Nähe ist den es stören könnte außer mir selbst und den beunruhigend lauten Tieren die ich heute Nacht gehört, aber nicht wirklich gesehen habe. Das unangenehm klebrige Gefühl an meinem ganzen Körper wird lückenlos ergänzt durch die ekligen Dreckränder unter meinen Fingernägeln, die sich gestern bei den regelmäßigen Beinahestürzen gebildet haben.

Wenigstens hab ich noch ein Blatt Papier das ich hemmungslos anmeckern kann. Ich glaube sonst hätte ich auch schon längst hysterische Schreikrämpfe bekommen. Jeder verdammte Ast scheint mich festhalten zu wollen, jedenfalls bleibe ich andauernd irgendwo hängen. Wer sind eigentlich diese Verrückten Freaks die solche Sachen als Urlaub ansehen und auch noch Geld dafür hinlegen? Hä? Alles Irre sag ich! Womit hab ich das hier verdient? Ich bin nicht schlechter oder besser als alle anderen auch. Mist jetzt rutsche ich schon auf die metaphysische Schiene ab. Heißt das überhaupt so? Na egal liest ja eh keiner außer mir.

Aber gut, genug geschwafelt, es geht weiter auf der ewigen Suche nach Erlösung und (natürlich etwas wichtiger) Wasser. Davon hab ich jetzt nämlich wirklich nichts mehr. Gott und da macht man sich sonst schon Sorgen wenn mal nur noch zwei Euro im Portemonnaie sind. Also echt! 

DRITTER TAG

Endlich!! Nachdem ich heute Mittag nach einer weiteren grausam kalten und dunklen Nacht (ohne viel Schlaf möchte ich mal anmerken) doch noch einen kleinen Fluss gefunden hab, finde ich, jetzt nachdem ich ordentlich getränkt und gewaschen bin, die Zeit gekommen um mich mal ein bisschen selbst zu beweihräuchern! Drei Tage in dieser Hölle und ich lebe noch. Na ja gut vielleicht nur zwei und ein halber, aber trotzdem!

Mein nächstes Projekt wird sich dann wohl auf etwas Essbares richten. Nicht dass ich viel davon gesehen hätte während der letzten Zeit. Irgendwann in lang vergangenen Pfadfindertagen hat mir mal jemand erzählt dass man die innere Rinde von Birken essen kann, aber wie soll ich da bitte ordentlich rankommen ohne Messer? Und die Sache mit den Eicheln die man vorher stundenlang auskochen muss…würde ich ja gerne machen bei den ganzen Eichen die hier so rumstehen, aber habe ich vielleicht einen Topf? Tja hat sich wohl nicht gelohnt das mit den Pfadis. Scheiße (mal wieder)!

Ah ich werd bald wahnsinnig vor Hunger! Nein Stop, da war doch was. Ist diese Schreiberei also doch zu etwas gut. Girsch kann man essen. Ich bin an einem Fluss, dass heißt es könnte theoretisch feucht und offen genug sein um so was hier zu finden. Schmecken wird es wahrscheinlich absolut grottig, aber dass ist jetzt echt egal. Nun denn, ich werde mich mal auf die Suche machen!

SPÄTER AM DRITTEN TAG

So… hm. Jetzt stehe ich vor einem Dilemma. Habe keinen Girsch gefunden, aber dafür Brennnesseln, Urtica Dioica wie sie auf Latein auch genannt werden (wieso erinnert man sich eigentlich immer nur an solche schrecklich nutzlosen Sachen?). Die kann man, soweit mir bekannt ist, auch angeblich essen. Leider haben sie natürlich den perfiden Nachteil ganz unangenehm zu pieksen, was sie schon fast wieder ungenießbar macht. 

Gut dann jetzt folgerichtig ein schönes brainstorming darüber wie man die Dinger davon abhält mir den Gaumen zu zerstören. Pflücken ging ja wenigstens noch mit dem Ärmel. Also: zwischen dem Ärmel rubbeln? Ne dauert viel zu lange und ich hab solchen verdammten Hunger. Zermatschen? Hm womit? Liegen hier irgendwo große Steine? Ja, da hinten seh ich einen. Sehr gut. Unterlage? Klarsichthülle und Ordner mit dem Skript für die Uni müssen genügen. Ist das Teil also doch endlich einmal zu was nütze! Und ich hätte es ja heute schon fast ins Gebüsch gepfeffert, weil es so verdammt schwer ist. Glück gehabt, also ans Werk! Hunger!

VIERTER TAG

Keine Lust zum schreiben heute. Bin müde, es ist heiß (noch, heute Nacht frier ich dann wieder) und ich hab immer noch Hunger. Brennnesseln machen auf die Dauer nicht wirklich satt. Wenigstens hat mein Klopapierproblem eine Lösung seit ich immer an diesem bescheuerten Fluss lang laufe (was nebenbei bemerkt gar nicht so einfach ist wie es sich anhört!). Ist zwar ganz schön umständlich aber besser als gar nichts. Verdammt! Da fällt mir doch was äußerst Unangenehmes ein. Was mache ich eigentlich wenn ich hier draußen meine Regel kriege? Ach scheiße verdammte! Also ob die Situation nicht schon ätzend genug wäre! Werde jetzt gehen und einen Baum treten. Scheiße!

FÜNFTER TAG

Ja hallo erst mal… mist ich glaube dieses ständige allein sein tut mir gar nicht gut. Ich habe mittlerweile das Gefühl beobachtet zu werden. Vielleicht fange ich langsam an unter Paranoia zu leiden. Wäre auch kein Wunder wenn man bedenkt, dass ich  erstens immer noch nicht weiß wo ich hier bin, zweitens Nachts immer durchgefroren die unheimlichsten Geräusche anhören muss (wundert mich übrigens dass ich noch keinen  Schnupfen bekommen habe) und drittens ist dieser konstante Nahrungsmangel bestimmt auch sehr schlecht für meine Nerven.

Natürlich laufe ich trotzdem weiter. Irgendwo MUSS hier doch etwas sein das einer menschlichen Siedlung einigermaßen nahe kommt. Ich will nicht mehr alleine sein! Andererseits, wenn ich mir das jetzt mal gezwungen rational überlege… vielleicht möchte ich jemanden der hier ganz alleine im Wald haust lieber doch nicht so ganz unvorbereitet treffen. Wer weiß was dem dann alles in den Kopf kommt. Also erst mal ruhig verhalten und die Lage checken. Weitersuchen werde ich natürlich trotzdem. Geht ja auch kaum anders, sonst bin ich bald verhungert. Fühl mich jetzt schon ganz schwach. Nicht gut diese morbide Wendung meiner Gedanken. Verdammt gleich fang ich wieder an zu heulen! Ich kann's schon fühlen. Scheiße! Ja das sollte ich zu meinem neuen Motto machen. Passt wie angegossen.

SECHSTER TAG

Nichts. Alles worüber ich mich vorher schon beschwert hab ist heute natürlich immer noch da gewesen. Gleich ist es wieder dunkel. Ich hasse Dunkelheit. Was würde ich nicht alles für eine Taschenlampe geben. Das Gefühl beobachtet zu werden ist auch noch da und wird stärker. Ich könnte mich in Selbsttherapie versuchen, wenn ich wüsste wie das geht. Haha!

SIEBTER TAG

Jemand hat mich gefunden und jetzt weiß ich auch woher das Gefühl der Beobachtet seins kam. Es war jemand da der mich beobachtet hat. Haha surprise! Leider stehe ich jetzt vor der nicht allzu freudigen Entscheidung mich entweder wirklich zur Wahnsinnigen zu erklären oder daran zu glauben dass ich in einem verdammten Fantasy Roman gelandet bin. Wenn ich's mir so überlege kommt eigentlich beides auf's gleiche raus. Also egal!

Die Tatsache das meine Finder spitze Ohren haben, die ganz eindeutig (und sehr zu meinem Bedauern) keine Requisiten sind verleitet mich natürlich zu dem messerscharfen Schluss, dass es sich um Elben oder Elfen (na wie immer diese hier auch heißen mögen) handelt. Verstehen tue ich sie allerdings nicht, denn sie unterhalten sich ab und zu in einem komischen Singsang.

Diese vierköpfige Gruppe hier, die mich immer noch mustert als sei ich aus irgendeiner ekligen, stinkigen Ritze gekrochen (blöde Arschlöcher!), erfüllt zu meiner überschäumenden Freude auch alle anderen Klischees die man gemeinhin mit diesen holden Sagengestalten in Verbindung bringt. Als da wären: Die romantischen langen Haare, na gut besonders romantisch scheinen die vier nicht veranlagt zu sein, die blitzenden Schwerter, die sie zum Glück bis jetzt stecken lassen haben und natürlich nicht zu vergessen die schicken Bögen nebst Köcher und Pfeilen. Also alles was ein ordentlicher Elb oder auch Elf so braucht. Na ja und die altertümlichen Gewänder. Die haben sie auch. Das einzige was mir gerade im Bezug auf diese zugegeben sehr hübschen Wesen schmerzlich fehlt ist, neben meiner geistigen Gesundheit, das freundliche Lächeln und eine Prise Nächstenliebe, sprich etwas zu essen.

Die Tatsache das ich hier rumhocke und schreibe während die mich so missmutig anstarren ist so bizarr dass ich es selbst nicht glauben würde wenn ich nicht genau dies gerade sähe. Also als sie vor einer halben Stunde die Lichtung betreten haben auf der ich mich zu einer mittäglichen Pause niedergelassen hatte wäre ich noch fast in Ohnmacht gefallen. Dann ist allerdings nichts weiter passiert. Sie haben mich hauptsächlich angestarrt, ich habe nach einer kurzen emotionalen Erholungsphase zurückgestarrt und dann irgendwann in einer Art seltsamer Übersprungshandlung entschieden etwas Nützliches zu tun (na ja nützlich ist hier subjektiv, das gebe ich zu) und angefangen was zu schreiben. Wer weiß, wenn sie sich dazu entscheiden sollten plötzlich ganz uncharakteristisch blutrünstig zu sein, dann ist dies vielleicht meine letzte sinnvolle Handlung. Man weiß ja nie und entkommen könnte ich denen bestimmt nicht. Jedenfalls sind sie bis jetzt ganz schön langweilig gewesen und nicht die Bohne entgegenkommend. Also meine positiven Vorurteile haben sie bis jetzt nicht wirklich erfüllt. Andererseits sind sie auch nicht übermäßig aggressiv oder unangenehm gewesen, wenn man mal von dem anhaltenden Starren absieht.

Ob ich mal einfach nach was zu essen frage? Ich wette die haben was dabei und ich bin so schrecklich hungrig! Mehr als nein sagen können sie… äh na gut können sie schon, aber ich hoffe mal so zivilisiert werden sie doch sein, dass sie mich wie alle anderen Leute, die einem Bettler nichts geben wollen einfach ignorieren oder verbal zur Hölle schicken. Verdammt jetzt bin ich also schon zum Schmarotzer avanciert! …Hunger! Ach scheiß drauf ich frag sie jetzt.