Hallo alle zusammen,
da bin ich wieder, diesmal mit einem etwas längeren Kapitel.
Vielen Dank an:
Sam (von LotR?): sehr nett von dir, bitte weiter lesen.
Little Lion: das Stichwort Schutzengel war eine gute Idee. Snape und die Slytherins kommen im nächsten Kapitel. Danke für die Anregungen, so kann ich die Story ausbauen.
Takuto-kun: hier das nächste Chappie, mal etwas länger. Unsichtbar ja, aber wie lange?
Suzakugrly: Kuschelszene kommt noch, aber erhoffe nicht zu viel, das Ende ist bittersüß! Mehr verrat ich nicht, aber lies trotzdem weiter, okay?
Alexiel: „The Crow"liebe ich zwar, aber die Idee führt woanders hin. Sonst wäre Draco ja auch nicht richtig lebendig, und zum Rächen gibt es ja nichts. Auch deinen Tipp habe ich aufgenommen und eingebaut.
Kathleen Potter: Fanfiction.net spinnt zur Zeit, keine Ahnung, warum? Sehr nettes Review. ;)
Amunet (kommt der Nick aus Stargate, so eine ägyptische Göttin?): die Story bleibt auch traurig, aber sie wird auch romantisch.
Bis dann
Crow
Am nächsten Tag bekam Harry einen kleinen Brief von Dumbledore, der ihn um ein Treffen bat. Harry hatte sich schon sehr gewundert, dass dieser nicht früher ankam. In der Freistunde nach dem Mittagessen ging er zu dessen Zimmer. Nach dem er das Passwort „Bounty"sagte, konnte er hinein.
Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch, er trug wie immer die dunkelrote Robe, die mit lilafarbenen Mustern verziert war. Alles sah so aus, wie Harry es von den letzten Treffen kannte. Links von Dumbledore saß Fawkes, der Phönix, der ihm schon einmal mit seinen heilenden Tränen geholfen hatte. Auf einem Regal lag in sich zusammengesunken der Sprechende Hut. Bei Harrys Eintritt schien dieser sich aufzurichten und ihn anzusehen. Genauso auch die sich bewegenden Porträts von den ehemaligen Schulleitern von Hogwarts. Sehr sorgfältig wurde er auch von seinem Schulleiter über dessen halbmondförmige Gläser gemustert. Als Harry sich setzte, bot er ihm Zitronenbonbons an. Diesmal nahm Harry sogar eins. Sie schmeckten wirklich gut, cremig und erfrischend.
„Du bist also wieder fit?", fragte Dumbledore.
„Ja, alles okay,"entgegnete Harry. Er wünschte sich, er wäre im Moment irgendwo ganz anders, stets waren ihm diese Besprechungen bei Dumbledore so unangenehm.
„Ich weiß, du willst nicht über das Vorgefallene reden. Also lassen wir es vorerst. Gerade jetzt ist es wichtig, dass du dich wieder auf deinen Sonderunterricht konzentrierst. Ab morgen wird von den Mitgliedern des Ordens der außerschulische Unterricht wieder aufgenommen."
Harry nickte nur, genau das wollte er ja auch. ‚Schnell die Sache hinter mich bringen, dann kann ich endlich tun, was ich will!' dachte er.
‚Aber was willst du dann tun, hmh? Einen Job suchen, heiraten, Kinder großziehen? Seßhaft sein? Puh, da ist der Tod viel interessanter!', konnte Harry neben sich hören.
„Hör auf, so über den Tod zu reden, du Idiot! Mit so was spaßt man nicht!", rief Harry aufgebracht. Er vergaß völlig, dass Draco ihn nur wieder ärgern wollte und bemerkte nicht, dass er das laut ausgerufen hatte.
Dumbledore sah ihn erstaunt an. „Aber was ist denn los, mit wem redest du, Harry? Ich habe doch gar nichts gesagt!"Er betrachtete sehr misstrauisch den jungen Gryffindor.
‚Uhps, Potter, gut hingekriegt, jetzt halten dich alle für verrückt, hahaha!' Eine glockengleiches Lachen raunte an Harrys Ohren vorbei. Harry war knallrot geworden, wie peinlich, schon in seinem zweiten Jahr hatten alle ihn für verrückt gehalten, da er als Parselmund den ansonsten unverständlichen Basilisken hören konnte. Er hatte wahrlich keine Lust, sich diesen Blicken noch einmal auszusetzen.
„Nichts, Professor Dumbledore. Es tut mir leid, ich war in Gedanken versunken und habe laut gedacht,"stotterte er, ihm wurde ganz heiß wegen seiner Dummheit.
Dumbledore sah ihn kritisch an, irgendetwas stimmte da doch nicht. Er beschloss jedoch, vorerst nichts zu unternehmen. „Gibt es irgendetwas, das du mir sagen solltest, Harry?"
„Äh, nein, ich wüsste nicht, was!", murmelte Harry beschämt. Er sagte natürlich wieder nicht die Wahrheit, wie jedesmal auf diese Frage. Aber was sollte er ihm schon beichten? Das er von Malfoys Geist besessen war? Und dann in Sankt Mungo eingeliefert werden? Nein!
Als Harry Dumbledores Büro verließ, sah dieser ihm nachdenklich hinterher. Dann stand er auf und holte wieder das Buch über Seelenpartner hervor und vertiefte sich darin.
Die nächsten Wochen liefen relativ ereignislos ab. Abgesehen davon, dass inzwischen alle Schüler der Meinung waren, dass Harry langsam den Verstand verlor. Er redete zwar nicht mit der Luft oder „dachte laut", doch es sah oft so aus, als würde er mit jemanden in Gedanken reden. Unvermutet lachte er auf, nickte oder sah nachdenklich drein, als ob er über das eben Gesagte sinnierte.
Ron und Hermine machten sich große Sorgen. Erst sah es so aus, als ob Dumbledores Vermutung sich als falsch erweisen würde. Jedoch merkten sie sehr schnell, dass einiges nicht stimmte. Harry hatte nach anfänglichem Appetit wieder weniger gegessen, gerade so viel, dass er nicht umkippte. Oft hatte man das Gefühl, dass ihn das Essen einfach nicht interessierte, weil er es nicht brauchte.
Auch verwunderte es sie, dass Harry so zugeknöpft war. Früher hatte er ihnen immer alles erzählt und war wegen jeder mysteriösen Sache zu ihnen gekommen, um dem Ganzen gemeinsam auf den Grund zu gehen. Doch schon in den Sommerferien nach dem fünften Jahr hatte er sich völlig von allen distanziert. Der Wirbel, der erneut um ihn gemacht wurde, da ihn jetzt alle offiziell für den Helden hielten, der Voldemort besiegen würde, hatte ihn erschreckt. Hermine wusste, dass er Angst hatte vor der Macht, die er über die Medien und über das Meinungsbild der Zauberer hatte.
Außerdem hatte sich schnell gezeigt, dass der Junge, der lebt, tatsächlich große Macht besaß, vielleicht sogar größer als Professor Dumbledore. Bei einem Duell gegen Moody spürte Harry den Wunsch, um jeden Preis zu siegen, und die Gewissheit, dass er siegen würde, so stark, dass er nach dem Sieg versuchte, diese zerstörerische Kraft in sich zu verschließen. Selbst mit dem Erfolg durch den Extraunterricht von Prof. Snape konnte Harry nicht Voldemorts gesamte Gedankenübertragung verhindern. Der Gryffindor konnte zwar nicht mehr beeinflusst werden, aber die Visionen wurden immer schlimmer. Nebenbei befürchtete Harry, dass die dunkle Macht, die er als Baby von Voldemort übertragen bekommen hatte, ihn irgendwann einmal selbst zum nächsten Dunklen Lord werden lassen würde.
Ron und Hermine hatten im vorletzten Jahr auf Hogwarts endlich Mut gehabt, sich gegenseitig ihre Gefühle mitzuteilen. Ron hatte sie auf den nun jährlich stattfindenden Weihnachtsball eingeladen, und hatte dabei keine Sekunde verloren, Hermine sofort zu fragen. Hermine war mehr als nur bereit, mit ihm zusammen hin zu gehen und natürlich geschah dann das, was wirklich keinen in der gesamten Schule überraschte: im romantischen Mondlicht hatten sie sich endlich geküsst. Seitdem waren beide unzertrennlich: Hermine sah beim Quidditch- Training zu und Ron lernte immer mit ihr zusammen in der Bibliothek. Auch wenn sie versuchten, Harry zu integrieren, ließ es sich nicht vermeiden, dass er sich wie ein fünftes Rad am Wagen fühlte, wenn sie abends zusammen im Gemeinschaftsraum saßen: Hermine auf Rons Schoß gekuschelt und beide miteinander flüstern und lachend, während er auf den längst vergessenen Zug von Ron beim Schach wartete.
Harry selbst hatte seit dem fünften Schuljahr genug von Mädchen, besonders von Cho. Er verstand sie einfach nicht und er hatte auch andere Sorgen als die Probleme seiner Freundin. So kam es, dass der Junge, der lebt, schon fast zwei Jahre solo war. Lavender und Parvati waren sehr enttäuscht, dass sie keinen neuen Klatsch der Gerüchteküche von Hogwarts hinzufügen konnten.
So kam es, dass er sich immer mehr in sich zurückzog, und besonders jetzt nach dem Vorfall mit dem Dunklen Lord war Harry auch sonst kaum noch ansprechbar. Er hetzte von Unterrichtsstunde zu dem Sonderunterricht, zwischendurch war er in der Bibliothek und vergrub sich hinter Berge von Büchern. Er war trotz der längeren Pause wieder der Beste in seinen Fächern und machte auch enorme Fortschritte in seinem Aurorentraining, denn nichts anderes war der Sonderunterricht, den er vom Orden des Phönix erhielt.
Die Mitglieder des Ordens wunderten sich alle. Flüche, die Harry sonst mühsam lernen und üben musste, gelangen ihm jetzt auf Anhieb und waren dementsprechend machtvoll. Lupin war neugierig und ließ Harry sogar einen Fluch ausführen, der zwar nicht gefährlich war, aber doch zu den Schwarzen Künsten gehörte. Selbst dieser gelang ohne Probleme. Anschließend wurde Lupin von Dumbledore gerufen und bekam, wie gemunkelt wurde, eine saftige Standpauke, wieso er Harry nur Dunkle Flüche beibringen könne. Doch auch Dumbledore war sehr erstaunt über Harrys Fortschritt
Harry interessierte sich nicht dafür, was die anderen von ihm dachten. Wenn er mit jemanden reden wollte, war es Draco Malfoy. Denn inzwischen war er davon überzeugt, dass er nicht verrückt war, sondern er tatsächlich Dracos Anwesenheit spürte.
Ihre Gespräche waren sehr interessant. Dinge, die Harry vorher nicht nachvollziehen konnte, wurden ihm jetzt bewusst. Er verstand nun, wieso Voldemort eine so große Anziehungskraft auf Zauberer und Hexen haben konnte. Aber natürlich blieb der Dunkle Lord für ihn ein Feind. Dies war eine Gemeinsamkeit der beiden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Harry hasste Voldemort, da dieser ihm mit dem Mord an seinen Eltern die Chance auf ein normales Leben genommen hatte. Draco hingegen beurteilte die Sachlage nicht emotional, sondern eher kritisch und politisch. Er sah in der dunklen Seite eine Art andere Politik gegenüber Muggeln, eine gegenteilige Politik zu der Seite des Lichts.
Das hatte zu heftigen Wortgefechten zwischen dem Gryffindor und dem Slytherin geführt, meistens nachts auf einem Turm weit abseits, so dass keiner sie hören konnte. Oder vielmehr nur Harry hören konnte, da bisher keiner von Dracos Anwesenheit wusste oder ihn sah. Oft wünschte Harry sich, dass er das Gesicht seines ehemaligen Gegenspielers sehen könnte. Bei ihren Gesprächen wisperte immer nur eine Stimme um ihn herum, die im Raum hin und her wehte. Harry kannte alle Arten von Gesichtsausdrücken von Draco Malfoy: Zorn, Eifersucht, Häme, Hass, Verspottung und Herablassung. Und das friedliche Gesicht mit einem fast glücklichen Lächeln, dass allerdings totenblass war. Nie hatte er den lebenden Malfoy mit einem Lächeln gesehen, er konnte es sich nur vorstellen, da das Foto auf dessen Grabsäule eindeutig lächelte. Und so wunderte er sich oft, wie Draco wirklich von ihm dachte, da in dessen Augen meistens die Wahrheit zu sehen war.
Harry verstand nun auch, dass nicht alle Slytherins, wie Ron es ihm im ersten Schuljahr gesagt hatte, von Natur aus böse waren. Denn so etwas wie das Böse und das Gute, schwarz und weiß, gab es nicht. Es gab Millionen von Graustufen und Schattierungen dazwischen, genauso war es auch bei Menschen. Menschen konnten sich auch verändern, ihre Einstellung, ihr Denken ändern und sich entwickeln.
Auch wenn alle ihn immer besorgt ansahen und hinter seinem Rücken tuschelten, fühlte Harry sich eigentlich ganz wohl. Er hatte jemanden gefunden, der ihn verstand, mit dem er immer reden konnte. Jemand, der nicht von seinem Status als Held beeindruckt war, der auch seine Schwächen sah und kritisierte, aber seine schwachen Seiten auch akzeptierte. Mit der vermehrten Aufmerksamkeit auf Malfoy gerichtet, schwand aber auch sein Interesse an den Menschen um ihn herum. Sie lebten ihre Leben und er fühlte, dass er nicht mehr dazugehörte.
Nachts ließen ihn endlich die Alpträume in Ruhe. In Malfoys Anwesenheit fühlte er sich sicher und frei von Schuldgefühlen. Dracos Lieblingsspruch war „Shit happens!", er sei nicht für alles verantwortlich, Dinge passieren eben, auch wenn sie schrecklich waren. Selbst die Visionen schienen verschwunden zu sein, was Harry nicht wirklich bedauerte. Sie zeigten ihm nie etwas Nützliches, da sie nur die Gegenwart zeigen konnten. Er hatte wirklich genug gesehen an Grauen und Horror, mit Sicherheit konnte er als einziger Mensch die tausenden Arten von Morden aufzählen, deren Zeuge er gewesen war. Am Anfang wunderte er sich nicht wirklich, dass er in Ruhe durchschlafen konnte. Jede Nacht fühlte er, das Draco bei ihm war.
‚Vielleicht eine Art Schutzengel,' dachte Harry und musste dann grinsen. Das Grinsen ging bald in lautes Lachen über, so dass Harry froh war, noch den Schweigezauber von früher um das Bett zu haben. ‚Draco Malfoy ein Engel, das ist wirklich der Witz des Jahrhunderts! Doch eigentlich sieht er ja fast wie einer aus, mit den langen hellblonden Haaren und der blassen Haut. Immerhin hat er mir das Leben gerettet, fast wie ein echter Schutzengel!', überlegte der Junge, der lebt.
‚Hör sofort auf mit diesen Gedanken, Potter. Ich bin viel mehr ein Dämon als ein Engel. Auch wenn du eher wie einer aussiehst mit deinen schwarzen, ewig ungekämmten Haaren und diesen funkelnden Augen und noch dazu diesen schrecklichen Lumpen, die du Kleidung schimpfst. Damit erschreckst du noch die Erstklässler!', entgegnete ihm eine Stimme spöttisch.
‚Nicht jeder denkt, das Kleider Leute machen, Malfoy,' erwiderte Harry. Er genoss die kleinen Sticheleien zwischen ihnen.
‚Ja, aber deine Fetzen machen sicherlich jeden zum Bettler! Wenn ich noch leben würde, würde ich dich in den nächsten Laden zerren und dir mal ein paar für einen Zauberer anständige Roben und andere Sachen kaufen.' Harry konnte förmlich sehen, wie Draco gerade alle Sachen aufzählte, die er für eine komplette Garderobe für notwendig erachtete.
‚Das bezweifle ich sehr, dass Draco Malfoy mit mir in der Öffentlichkeit einkaufen gegangen wäre!' entgegnete er trocken.
‚Du wärst überrascht, was ich so alles täte, wenn ich leben würde! Aber jetzt solltest du lieber schlafen, diese Augenringe kann man ja nicht mit ansehen!', sagte Draco eingeschnappt.
‚Der Klügere gibt nach, deshalb Gute Nacht!' Harry musste lächelnd den Kopf schütteln. Einen eingeschnappten Malfoy würde er wirklich zu gerne sehen.
Ein fast gehauchtes ‚Gute Nacht' war alles, was Harry hörte, bevor ihm die Augen tatsächlich zufielen.
TBC
Ich habe alles getan, damit dieses Kapitel noch etwas ausgebaut wurde. Hoffentlich ist die Länge besser. Reviews wie immer sehr erwünscht. ;)
da bin ich wieder, diesmal mit einem etwas längeren Kapitel.
Vielen Dank an:
Sam (von LotR?): sehr nett von dir, bitte weiter lesen.
Little Lion: das Stichwort Schutzengel war eine gute Idee. Snape und die Slytherins kommen im nächsten Kapitel. Danke für die Anregungen, so kann ich die Story ausbauen.
Takuto-kun: hier das nächste Chappie, mal etwas länger. Unsichtbar ja, aber wie lange?
Suzakugrly: Kuschelszene kommt noch, aber erhoffe nicht zu viel, das Ende ist bittersüß! Mehr verrat ich nicht, aber lies trotzdem weiter, okay?
Alexiel: „The Crow"liebe ich zwar, aber die Idee führt woanders hin. Sonst wäre Draco ja auch nicht richtig lebendig, und zum Rächen gibt es ja nichts. Auch deinen Tipp habe ich aufgenommen und eingebaut.
Kathleen Potter: Fanfiction.net spinnt zur Zeit, keine Ahnung, warum? Sehr nettes Review. ;)
Amunet (kommt der Nick aus Stargate, so eine ägyptische Göttin?): die Story bleibt auch traurig, aber sie wird auch romantisch.
Bis dann
Crow
EIN BUND FÜRS LEBEN
6. Kapitel: Veränderungen
Am nächsten Tag bekam Harry einen kleinen Brief von Dumbledore, der ihn um ein Treffen bat. Harry hatte sich schon sehr gewundert, dass dieser nicht früher ankam. In der Freistunde nach dem Mittagessen ging er zu dessen Zimmer. Nach dem er das Passwort „Bounty"sagte, konnte er hinein.
Dumbledore saß hinter seinem Schreibtisch, er trug wie immer die dunkelrote Robe, die mit lilafarbenen Mustern verziert war. Alles sah so aus, wie Harry es von den letzten Treffen kannte. Links von Dumbledore saß Fawkes, der Phönix, der ihm schon einmal mit seinen heilenden Tränen geholfen hatte. Auf einem Regal lag in sich zusammengesunken der Sprechende Hut. Bei Harrys Eintritt schien dieser sich aufzurichten und ihn anzusehen. Genauso auch die sich bewegenden Porträts von den ehemaligen Schulleitern von Hogwarts. Sehr sorgfältig wurde er auch von seinem Schulleiter über dessen halbmondförmige Gläser gemustert. Als Harry sich setzte, bot er ihm Zitronenbonbons an. Diesmal nahm Harry sogar eins. Sie schmeckten wirklich gut, cremig und erfrischend.
„Du bist also wieder fit?", fragte Dumbledore.
„Ja, alles okay,"entgegnete Harry. Er wünschte sich, er wäre im Moment irgendwo ganz anders, stets waren ihm diese Besprechungen bei Dumbledore so unangenehm.
„Ich weiß, du willst nicht über das Vorgefallene reden. Also lassen wir es vorerst. Gerade jetzt ist es wichtig, dass du dich wieder auf deinen Sonderunterricht konzentrierst. Ab morgen wird von den Mitgliedern des Ordens der außerschulische Unterricht wieder aufgenommen."
Harry nickte nur, genau das wollte er ja auch. ‚Schnell die Sache hinter mich bringen, dann kann ich endlich tun, was ich will!' dachte er.
‚Aber was willst du dann tun, hmh? Einen Job suchen, heiraten, Kinder großziehen? Seßhaft sein? Puh, da ist der Tod viel interessanter!', konnte Harry neben sich hören.
„Hör auf, so über den Tod zu reden, du Idiot! Mit so was spaßt man nicht!", rief Harry aufgebracht. Er vergaß völlig, dass Draco ihn nur wieder ärgern wollte und bemerkte nicht, dass er das laut ausgerufen hatte.
Dumbledore sah ihn erstaunt an. „Aber was ist denn los, mit wem redest du, Harry? Ich habe doch gar nichts gesagt!"Er betrachtete sehr misstrauisch den jungen Gryffindor.
‚Uhps, Potter, gut hingekriegt, jetzt halten dich alle für verrückt, hahaha!' Eine glockengleiches Lachen raunte an Harrys Ohren vorbei. Harry war knallrot geworden, wie peinlich, schon in seinem zweiten Jahr hatten alle ihn für verrückt gehalten, da er als Parselmund den ansonsten unverständlichen Basilisken hören konnte. Er hatte wahrlich keine Lust, sich diesen Blicken noch einmal auszusetzen.
„Nichts, Professor Dumbledore. Es tut mir leid, ich war in Gedanken versunken und habe laut gedacht,"stotterte er, ihm wurde ganz heiß wegen seiner Dummheit.
Dumbledore sah ihn kritisch an, irgendetwas stimmte da doch nicht. Er beschloss jedoch, vorerst nichts zu unternehmen. „Gibt es irgendetwas, das du mir sagen solltest, Harry?"
„Äh, nein, ich wüsste nicht, was!", murmelte Harry beschämt. Er sagte natürlich wieder nicht die Wahrheit, wie jedesmal auf diese Frage. Aber was sollte er ihm schon beichten? Das er von Malfoys Geist besessen war? Und dann in Sankt Mungo eingeliefert werden? Nein!
Als Harry Dumbledores Büro verließ, sah dieser ihm nachdenklich hinterher. Dann stand er auf und holte wieder das Buch über Seelenpartner hervor und vertiefte sich darin.
Die nächsten Wochen liefen relativ ereignislos ab. Abgesehen davon, dass inzwischen alle Schüler der Meinung waren, dass Harry langsam den Verstand verlor. Er redete zwar nicht mit der Luft oder „dachte laut", doch es sah oft so aus, als würde er mit jemanden in Gedanken reden. Unvermutet lachte er auf, nickte oder sah nachdenklich drein, als ob er über das eben Gesagte sinnierte.
Ron und Hermine machten sich große Sorgen. Erst sah es so aus, als ob Dumbledores Vermutung sich als falsch erweisen würde. Jedoch merkten sie sehr schnell, dass einiges nicht stimmte. Harry hatte nach anfänglichem Appetit wieder weniger gegessen, gerade so viel, dass er nicht umkippte. Oft hatte man das Gefühl, dass ihn das Essen einfach nicht interessierte, weil er es nicht brauchte.
Auch verwunderte es sie, dass Harry so zugeknöpft war. Früher hatte er ihnen immer alles erzählt und war wegen jeder mysteriösen Sache zu ihnen gekommen, um dem Ganzen gemeinsam auf den Grund zu gehen. Doch schon in den Sommerferien nach dem fünften Jahr hatte er sich völlig von allen distanziert. Der Wirbel, der erneut um ihn gemacht wurde, da ihn jetzt alle offiziell für den Helden hielten, der Voldemort besiegen würde, hatte ihn erschreckt. Hermine wusste, dass er Angst hatte vor der Macht, die er über die Medien und über das Meinungsbild der Zauberer hatte.
Außerdem hatte sich schnell gezeigt, dass der Junge, der lebt, tatsächlich große Macht besaß, vielleicht sogar größer als Professor Dumbledore. Bei einem Duell gegen Moody spürte Harry den Wunsch, um jeden Preis zu siegen, und die Gewissheit, dass er siegen würde, so stark, dass er nach dem Sieg versuchte, diese zerstörerische Kraft in sich zu verschließen. Selbst mit dem Erfolg durch den Extraunterricht von Prof. Snape konnte Harry nicht Voldemorts gesamte Gedankenübertragung verhindern. Der Gryffindor konnte zwar nicht mehr beeinflusst werden, aber die Visionen wurden immer schlimmer. Nebenbei befürchtete Harry, dass die dunkle Macht, die er als Baby von Voldemort übertragen bekommen hatte, ihn irgendwann einmal selbst zum nächsten Dunklen Lord werden lassen würde.
Ron und Hermine hatten im vorletzten Jahr auf Hogwarts endlich Mut gehabt, sich gegenseitig ihre Gefühle mitzuteilen. Ron hatte sie auf den nun jährlich stattfindenden Weihnachtsball eingeladen, und hatte dabei keine Sekunde verloren, Hermine sofort zu fragen. Hermine war mehr als nur bereit, mit ihm zusammen hin zu gehen und natürlich geschah dann das, was wirklich keinen in der gesamten Schule überraschte: im romantischen Mondlicht hatten sie sich endlich geküsst. Seitdem waren beide unzertrennlich: Hermine sah beim Quidditch- Training zu und Ron lernte immer mit ihr zusammen in der Bibliothek. Auch wenn sie versuchten, Harry zu integrieren, ließ es sich nicht vermeiden, dass er sich wie ein fünftes Rad am Wagen fühlte, wenn sie abends zusammen im Gemeinschaftsraum saßen: Hermine auf Rons Schoß gekuschelt und beide miteinander flüstern und lachend, während er auf den längst vergessenen Zug von Ron beim Schach wartete.
Harry selbst hatte seit dem fünften Schuljahr genug von Mädchen, besonders von Cho. Er verstand sie einfach nicht und er hatte auch andere Sorgen als die Probleme seiner Freundin. So kam es, dass der Junge, der lebt, schon fast zwei Jahre solo war. Lavender und Parvati waren sehr enttäuscht, dass sie keinen neuen Klatsch der Gerüchteküche von Hogwarts hinzufügen konnten.
So kam es, dass er sich immer mehr in sich zurückzog, und besonders jetzt nach dem Vorfall mit dem Dunklen Lord war Harry auch sonst kaum noch ansprechbar. Er hetzte von Unterrichtsstunde zu dem Sonderunterricht, zwischendurch war er in der Bibliothek und vergrub sich hinter Berge von Büchern. Er war trotz der längeren Pause wieder der Beste in seinen Fächern und machte auch enorme Fortschritte in seinem Aurorentraining, denn nichts anderes war der Sonderunterricht, den er vom Orden des Phönix erhielt.
Die Mitglieder des Ordens wunderten sich alle. Flüche, die Harry sonst mühsam lernen und üben musste, gelangen ihm jetzt auf Anhieb und waren dementsprechend machtvoll. Lupin war neugierig und ließ Harry sogar einen Fluch ausführen, der zwar nicht gefährlich war, aber doch zu den Schwarzen Künsten gehörte. Selbst dieser gelang ohne Probleme. Anschließend wurde Lupin von Dumbledore gerufen und bekam, wie gemunkelt wurde, eine saftige Standpauke, wieso er Harry nur Dunkle Flüche beibringen könne. Doch auch Dumbledore war sehr erstaunt über Harrys Fortschritt
Harry interessierte sich nicht dafür, was die anderen von ihm dachten. Wenn er mit jemanden reden wollte, war es Draco Malfoy. Denn inzwischen war er davon überzeugt, dass er nicht verrückt war, sondern er tatsächlich Dracos Anwesenheit spürte.
Ihre Gespräche waren sehr interessant. Dinge, die Harry vorher nicht nachvollziehen konnte, wurden ihm jetzt bewusst. Er verstand nun, wieso Voldemort eine so große Anziehungskraft auf Zauberer und Hexen haben konnte. Aber natürlich blieb der Dunkle Lord für ihn ein Feind. Dies war eine Gemeinsamkeit der beiden, wenn auch aus unterschiedlichen Gründen. Harry hasste Voldemort, da dieser ihm mit dem Mord an seinen Eltern die Chance auf ein normales Leben genommen hatte. Draco hingegen beurteilte die Sachlage nicht emotional, sondern eher kritisch und politisch. Er sah in der dunklen Seite eine Art andere Politik gegenüber Muggeln, eine gegenteilige Politik zu der Seite des Lichts.
Das hatte zu heftigen Wortgefechten zwischen dem Gryffindor und dem Slytherin geführt, meistens nachts auf einem Turm weit abseits, so dass keiner sie hören konnte. Oder vielmehr nur Harry hören konnte, da bisher keiner von Dracos Anwesenheit wusste oder ihn sah. Oft wünschte Harry sich, dass er das Gesicht seines ehemaligen Gegenspielers sehen könnte. Bei ihren Gesprächen wisperte immer nur eine Stimme um ihn herum, die im Raum hin und her wehte. Harry kannte alle Arten von Gesichtsausdrücken von Draco Malfoy: Zorn, Eifersucht, Häme, Hass, Verspottung und Herablassung. Und das friedliche Gesicht mit einem fast glücklichen Lächeln, dass allerdings totenblass war. Nie hatte er den lebenden Malfoy mit einem Lächeln gesehen, er konnte es sich nur vorstellen, da das Foto auf dessen Grabsäule eindeutig lächelte. Und so wunderte er sich oft, wie Draco wirklich von ihm dachte, da in dessen Augen meistens die Wahrheit zu sehen war.
Harry verstand nun auch, dass nicht alle Slytherins, wie Ron es ihm im ersten Schuljahr gesagt hatte, von Natur aus böse waren. Denn so etwas wie das Böse und das Gute, schwarz und weiß, gab es nicht. Es gab Millionen von Graustufen und Schattierungen dazwischen, genauso war es auch bei Menschen. Menschen konnten sich auch verändern, ihre Einstellung, ihr Denken ändern und sich entwickeln.
Auch wenn alle ihn immer besorgt ansahen und hinter seinem Rücken tuschelten, fühlte Harry sich eigentlich ganz wohl. Er hatte jemanden gefunden, der ihn verstand, mit dem er immer reden konnte. Jemand, der nicht von seinem Status als Held beeindruckt war, der auch seine Schwächen sah und kritisierte, aber seine schwachen Seiten auch akzeptierte. Mit der vermehrten Aufmerksamkeit auf Malfoy gerichtet, schwand aber auch sein Interesse an den Menschen um ihn herum. Sie lebten ihre Leben und er fühlte, dass er nicht mehr dazugehörte.
Nachts ließen ihn endlich die Alpträume in Ruhe. In Malfoys Anwesenheit fühlte er sich sicher und frei von Schuldgefühlen. Dracos Lieblingsspruch war „Shit happens!", er sei nicht für alles verantwortlich, Dinge passieren eben, auch wenn sie schrecklich waren. Selbst die Visionen schienen verschwunden zu sein, was Harry nicht wirklich bedauerte. Sie zeigten ihm nie etwas Nützliches, da sie nur die Gegenwart zeigen konnten. Er hatte wirklich genug gesehen an Grauen und Horror, mit Sicherheit konnte er als einziger Mensch die tausenden Arten von Morden aufzählen, deren Zeuge er gewesen war. Am Anfang wunderte er sich nicht wirklich, dass er in Ruhe durchschlafen konnte. Jede Nacht fühlte er, das Draco bei ihm war.
‚Vielleicht eine Art Schutzengel,' dachte Harry und musste dann grinsen. Das Grinsen ging bald in lautes Lachen über, so dass Harry froh war, noch den Schweigezauber von früher um das Bett zu haben. ‚Draco Malfoy ein Engel, das ist wirklich der Witz des Jahrhunderts! Doch eigentlich sieht er ja fast wie einer aus, mit den langen hellblonden Haaren und der blassen Haut. Immerhin hat er mir das Leben gerettet, fast wie ein echter Schutzengel!', überlegte der Junge, der lebt.
‚Hör sofort auf mit diesen Gedanken, Potter. Ich bin viel mehr ein Dämon als ein Engel. Auch wenn du eher wie einer aussiehst mit deinen schwarzen, ewig ungekämmten Haaren und diesen funkelnden Augen und noch dazu diesen schrecklichen Lumpen, die du Kleidung schimpfst. Damit erschreckst du noch die Erstklässler!', entgegnete ihm eine Stimme spöttisch.
‚Nicht jeder denkt, das Kleider Leute machen, Malfoy,' erwiderte Harry. Er genoss die kleinen Sticheleien zwischen ihnen.
‚Ja, aber deine Fetzen machen sicherlich jeden zum Bettler! Wenn ich noch leben würde, würde ich dich in den nächsten Laden zerren und dir mal ein paar für einen Zauberer anständige Roben und andere Sachen kaufen.' Harry konnte förmlich sehen, wie Draco gerade alle Sachen aufzählte, die er für eine komplette Garderobe für notwendig erachtete.
‚Das bezweifle ich sehr, dass Draco Malfoy mit mir in der Öffentlichkeit einkaufen gegangen wäre!' entgegnete er trocken.
‚Du wärst überrascht, was ich so alles täte, wenn ich leben würde! Aber jetzt solltest du lieber schlafen, diese Augenringe kann man ja nicht mit ansehen!', sagte Draco eingeschnappt.
‚Der Klügere gibt nach, deshalb Gute Nacht!' Harry musste lächelnd den Kopf schütteln. Einen eingeschnappten Malfoy würde er wirklich zu gerne sehen.
Ein fast gehauchtes ‚Gute Nacht' war alles, was Harry hörte, bevor ihm die Augen tatsächlich zufielen.
TBC
Ich habe alles getan, damit dieses Kapitel noch etwas ausgebaut wurde. Hoffentlich ist die Länge besser. Reviews wie immer sehr erwünscht. ;)
