Fremde Welten - von mystica

Disclaimer: Fast alle Charas gehören nicht mir, sondern J.R.R. Tolkien, ich hab sie mir nur "ausgeliehen" und verdiene kein Geld damit (*schnief*, aber was soll´s?) Nur die Personen aus dieser Welt kommen mehr oder weniger von mir.

Vorwort: Die Geschichte spielt meist in unserer Welt oder in Mittelerde, es kommen allerdings auch andere Dimensionen vor. In Mittelerde sind schon einige Jahre seit dem Ringkrieg vergangen und die Freundschaft zwischen Gimli und Legolas besteht immer noch. Die Hauptperson aus dieser Welt, Nicole ist eigentlich ein ganz normales 16- jähriges Mädchen, sie macht seit Jahren Ju-Jutsu im selben Verein wie ihre besten Freundinnen Mel, Lydia und Carmen.

Bemerkung: Das hier ist meine erste FF überhaupt!!! Also jetzt schon mal `Sorry´ für irgendwelche Fehler oder Abweichungen. Würde mich riesig auf Kommis und Vorschläge aller Art freuen!

Dank: Ein ganz großes DANKE an alle meine Testleser *jeden einzelnen nochmal kräftig knuddelt*, die mich mit den vielen lieben Reviews dazu gebracht haben, die Story online zu stellen!!!

Aber nun: Viel Spaß beim Lesen :D!

Kapitel 1: Unerwarteter Besuch

Irgendeine Kleinstadt, unsere Welt

"Das reicht! Schluss für heute!" Die Stimme der Trainerin schallte durch den Dojo. Die Mädchen ließen voneinander ab und verschwanden schwatzend in der Umkleidekabine. "Endlich! Ich dachte schon, wir werden nie fertig", seufzte eine Stimme erleichtert. "Seid wann so faul, Nici? Mutierst du zum Stubenhocker oder wie?" "Haha! Deine Witze werden auch nicht besser, Lydia! Ich hatte nur Angst, dass Mel mich versehentlich ersticht, so wie die mit dem Ding rumgefuchtelt hat!" "Erstens kann man niemanden mit diesen Attrappen erdolchen, zweitens: je schneller ich "zusteche", desto mehr lernst du! Außerdem bin ich es, der du bei deinem Wurf fast den Arm ausgekugelt hast!" "Ich fands ganz Ok", wandte Carmen ein,"dass wir mal geübt haben, wie man sich gegen Messerangriffe verteidigt. Ist bei den Idioten, die es heutzutage gibt, doch dann und wann mal ganz nützlich." "Hast ja recht", sagte Nicole,"aber ich muss. Schreiben morgen Chemie und ich "darf" noch pauken. Na dann, ciao!

Sie packte ihre Sachen zusammen, schulterte ihren Rucksack und ging ins Freie. Der Wind fuhr sanft durch Nicoles lange, leicht gelockte, braune Haare, als sie aufs Fahrrad stieg. Das heutige Training war ganz in Ordnung gewesen, dachte sie. Die Idee ihrer Trainerin, die Verteidigung gegen Waffen zu lernen, war eigentlich klasse. Obwohl Nicole wie ihre Freundinnen schon fast den blauen Gurt besaß und in Notfällen ihre Gegner ganz schön verkloppen konnte, waren ihr Typen mit Waffen nicht so geheuer. Nun brauchte sie auch bei dieser Spezies nicht mehr den Rückzug antreten, wenn es zu einer ernsthaften Auseinandersetzung käme. Mittlerweile war sie zu Hause angekommen.

Glücklicherweise waren ihre Eltern nicht da; sonst hätte sie sich garantiert irgendwelches Gekeife anhören müssen, dass sie schon wieder so lange gebraucht hätte, sie wieder das totale Chaos überall hinterlassen hatte oder sonst was. In letzter Zeit -so hatte sie das Gefühl- wurde nur mit ihr geredet, wenn sie etwas tun sollte oder wenn sie was (in den Augen ihrer Eltern) falsch gemacht hatte, damit man sie anschreien konnte.

So kam es, dass sie sich immer mehr von den anderen distanziert hatte und niemanden wirklich mehr an sich heranließ, außer vielleicht ihre Freundin Mel. Sie war wahrscheinlich die Einzige, die immer wusste, wie sich Nicole fühlte, beinahe so, als ob ihre Seelen miteinander verbunden wären. Nicht einmal der Rest ihrer Clique hatte eine Ahnung, was zwischen den beiden vorging, wenn sie sich ihre wissenden Blicke zuwarfen.

Das Mädchen ging in ihr Zimmer, schmiss ihre Tasche in die Ecke und ließ sich aufs Bett fallen. Sie seufzte. Die morgige Chemiearbeit würde sie garantiert wieder versieben, und jetzt noch zu lernen (es war mittlerweile fast neun Uhr)hatte sie definitiv keine Lust mehr. °Na egal. Ich gehe erst mal duschen und sehe dann weiter.° Gesagt, getan, keine fünf Minuten später lief ein angenehm warmer Wasserstrahl über ihren Körper, während Nicole fieberhaft darüber nachdachte, wie sie es doch noch schaffen könnte, morgen eine einigermaßen gute Note zu schreiben. Spicken war bei Frau Müller nicht drin, dass hatte sie schon letztes Mal versucht. Doch die Frau hatte ihre Augen anscheinend überall, denn das Mädchen war erwischt worden und bekam glatte Sechs. °Wenn diese Kuh doch ne Analphabetin wäre, dann... Moment mal! Habe ich nicht irgendwo so´n paar komische Schriftzeichen gekriegt? Das ist doch DIE Idee!°

Schnell drehte Nicole das Wasser ab, trocknete sich ab und zog sich an, dann lief sie in ihr Zimmer und kramte ihr Tagebuch hervor. Vor einigen Wochen hatte das Mädchen auf einem Con (für alle Nicht - RPG - Leute: ein Con ist ein von einer Spielleitung organisiertes Treffen von Live-RPG-Groups, die dann z.B. gegeneinander in die Schlacht ziehen^^) von einem komischen Typ ein Stück Pergament in die Hand gedrückt bekommen, auf dem etwas in einer völlig unbekannten Schrift geschrieben war. Nach vielen Stunden harter Arbeit hatte die Braunhaarige es geschafft, eine gewisse Regelmäßigkeit der Zeichen feststellen und sie letztendlich auch provisorisch übersetzen zu können. Trotzdem kamen nur sinnlose Buchstabenreihen heraus, die keine Wörter in einer geläufigen Sprache Nicoles bildeten. Sofort machte sie sich daran, Spicker zu schreiben, wohlweislich, dass Frau Müller die Schrift garantiert nicht entziffern konnte und somit nicht beweisen, ob Nicole schummelte oder nicht. "Dann wollen wir mal...", murmelte sie und machte sich an die Arbeit.

~~~*~~~

Düsterwald, Mittelerde

"... und ich sage dir gleich, dass diese Idee unsinnig ist! Warum sollte ich das tun?" empörte sich eine brummige Stimme aufgebracht. "Aber Gimli, mein Freund, was regst du dich so auf? Ich muss doch nur einen Erkundungsritt zum Düsterwaldgebirge machen und habe dich gefragt, ob du mich begleiten willst", ertönte eine leicht belustigte Stimme. "Mein lieber Herr Legolas, ich als Zwerg bin zwar in den Bergen zuhause, dennoch ist es nicht in meinem Sinn, dorthin zu gehen. Seltsames ist dort am Werk. Gerüchte werden erzählt, Menschen, Zwerge und Elben verschwinden spurlos in diesem Gebiet. Nein, so will ich nicht enden, einfach verschwinden und nie mehr wieder aufzutauchen."

"Irre ich mich...",Legolas grinste und machte eine Kunstpause, "oder hast du Angst?" Er liebte es, seinen Freund auf die Palme zu bringen. Der war mittlerweile puterrot angelaufen und schrie: "ZWERGE HABEN NIE ANGST! WENN ICH ES DIR ERST BEWEISEN MUSS, DANN SAGE ES! UND ICH SCHWÖRE DIR, ICH WERDE ES TUN!"

"Ich finde es wirklich nett von dir, dass du mich begleitest", sagte Legolas mit dem typischen Elbengrinsen auf den Lippen. Gimlis ohnehin schon vom Schreien gerötete Gesicht nahm nun die Farbe einer überreifen Tomate an. Das dieser Elb auch immer das bekam, was er wollte! Nun hatte Gimli nur zwei Möglichkeiten: Entweder ritt er trotz seiner Angst mit zu den Bergen des Düsterwaldes, oder gab sie offen zu, allerdings könnte er sich nach Letzterem auch nirgendwo mehr blicken lassen. °Sei ein Zwerg!° dachte er und gab sich einen Ruck. "Wenn es weiter nichts ist, Legolas, dann begleite ich dich gerne."

Zwei Tage später verabschiedeten sich die beiden Freunde von den Elben aus dem Palast des Waldkönigs und machten sich auf den Weg. Gimli war ziemlich missgestimmt und schweigsam, während sein elbischer Weggefährte leise ein Lied vor sich hinsummte. "Legolas, glaubst du, dort haben Orks oder ähnliches niedergelassen haben?", unterbrach der Zwerg sein Schweigen. "Ich weiß nicht. Auf jeden Fall sollten wir vorsichtig sein. Vielleicht hat sich eine böse Macht dort befestigt. Etwas ist passiert, das fühle ich."

Legolas zügelte sein Reittier und stieg ab. "Es könnte sein, dass wir nicht willkommen sind. Ich würde vorschlagen, das wir die Pferde und das unnötige Gepäck hier lassen und erst mal herausfinden, was hier vor..."

Ein zischendes Geräusch unterbrach ihn. "Gimli! Steig ab! Wir werden angegriffen!", rief Legolas ihm zu.

Ein weiterer Pfeil flog, der diesmal Gimlis Pferd streifte, das sich vor Schreck aufbäumte, den Zwerg abwarf und im Wald verschwand. Schnell rappelte er sich wieder auf und griff nach seiner Axt, mit der einer Gestalt, die gerade Legolas erschlagen wollte, den Schädel spalt. "GIMLI! HINTER DIR!" hörte er den Elb noch schreien, spürte er einen stechenden Schmerz im Hinterkopf, nahm noch verschwommen wahr wie Legolas ebenfalls niedergeschlagen wurde und merkte dann nichts mehr.

***

Schmerz. Das erste, was Legolas wahrnahm, war ein dumpfes Pochen im Hinterkopf, das unerträglich schien. Er riss die Augen auf, doch erkennen konnte er nichts. Er strengte sich noch mehr an, irgendwas wahrzunehmen. Den stärker werdenden Schmerz versuchte der Elb zu ignorieren. Ein dunkler Raum. Er befand sich in einem Kerker. Und Gimli? Wo war Gimli? "Legolas..." eine schwache Stimme, die jedoch unverkennbar dem Zwerg gehörte, ließ ihn aufhorchen. "Gimli!", Legolas drehte rasch seinen Kopf in die Richtung, aus der er sie gehört hatte, das sofort mit stechenden Schmerzen belohnt wurde. "Geht es dir gut?" "Natürlich! Könnte nicht besser sein! Mir tut nur der Kopf mordorisch weh, ich sitze eingesperrt in irgendeinem stinkenden Loch und mir wurde meine Axt weggenommen. Sonst alles bestens!" meinte der Angesprochene sarkastisch. "Still. Ich glaube, da nähert sich jemand." flüsterte Legolas. Recht hatte er. Keine fünf Sekunden später wurde ein Schlüssel im Schloss gedreht, die Tür mit einem lauten Krachen aufgestoßen und ein Mensch mit einer Kompanie Orks betrat den Raum. "Kommt mit. Der Lord will euch sprechen." "Lord? Welcher Lord?", fragte der Elbenprinz erstaunt. Wenn sich ein Lord in den Bergen des Düsterwaldes niedergelassen hätte, wäre ihm mit Sicherheit davon Bericht erstattet worden. Doch nach diesem mysteriösen Lord weiter zu fragen, kam er nicht mehr, denn eine Orkpranke befreite ihn von seinen Ketten und zog ihn gewaltsam auf die Beine. Jetzt wurden seine Hände auf seinen Rücken gebunden und gleich fünf Orks umringten ihn.

Sie liefen und liefen. Nach einer Zeitspanne, die Zwerg & Elb endlos vorkam, betraten sie den Thronsaal des "Lords" und sahen eine riesige Gestalt mit einer Eisenkrone auf dem Haupt in einer Sänfte liegen. Als sie näher herangeführt wurden, sah Legolas, dass diese Gestalt keine Füße hatte.

°Das ist unmöglich, ganz und gar unmöglich° dachte er. °Es kann nicht sein!° Die Gestalt wandte sich an ihn und sprach mit einer Stimme, die durch Mark und Bein ging: "Wer seid ihr und warum wagt ihr es in mein Gebiet einzudringen?" "Mein Name ist Legolas Grünblatt, Sohn des Thranduil und ich bin Kronprinz der Elben vom Düsterwald. Dies ist Gimli Gloinssohn, ein Freund und Gefährte meinerseits. Dieses Gebiet gehört dem Waldkönig, ich wurde auf einen Erkundungsritt geschickt, da seltsame Gerüchte herumgehen, es heißt, es verschwinden Menschen, Zwerge und selbst Elben aus dieser Gegend spurlos. Um dessen auf den Grund zu gehen, bekam ich wie gesagt den Befehl, die Gegend zu untersuchen und - wenn möglich - den Verbleib der Vermissten herauszufinden." Der "Lord" lachte. "Nun, ihr braucht nicht mehr nach den Verschwundenen zu suchen, denn jetzt werdet ihr selbst zu dieser Gruppe gehören." Er wandte sich an seine Wachen. "Schafft sie nach Ebene 4. Lasst sie die Macht Melkors spüren." Legolas´ Gesicht färbte sich kreideweiß. Also doch! Seine böse Vorahnung hatte sich bestätigt. Aber bei Eru, wie war das möglich? Morgoth, der schwarze Valar, der das Licht der zwei Bäume vernichtete, der die Silmaril stahl, der für den Fluch der Eldar verantwortlich war - er war doch verbannt worden, in die äußere Leere, von Manwe, dem Fürst der Valar persönlich. Wie konnte er jetzt hier, im Düsterwald sein??? Das war doch ein Ding der Unmöglichkeit!!!

Sie stiegen hinab, immer tiefer in den Berg hinein. Schließlich, nach einer scheinbar endlosen Treppe Richtung Erdmittelpunkt kam eine Ebene, in deren Mitte ein tiefer Spalt klaffte, in dem es seltsam leuchtete, und um dieser herum es nur so vor Menschen, Zwergen und Elben wimmelte, die anscheinend als Sklaven missbraucht wurden. Legolas und Gimli bekamen ihre Ketten abgenommen und an einem Platz nahe der Spalte zugewiesen, um dort in einer Art Steinbruch zu arbeiten.

Der Elb verharrte nur einen kurzen Augenblick, da spürte er schon einen brennenden Schmerz auf seinem Rücken und wie sein Blut die Wirbelsäule hinablief. Er fuhr herum, um den Verursacher dieser Verletzung auszumachen, erblickte aber nur einem sadistisch grinsenden Ork mit einer Peitsche in der Hand.

Es war keine gewöhnliche Peitsche, nein, in dieser waren -weiß Sauron wie- Stacheln aus Mithril mit einer Art Widerhaken an den Spitzen eingearbeitet. Früher musste das Metall dieses Folterwerkzeuges geglänzt haben. Doch jetzt troff dunkles Blut davon zum steinigen Boden. Legolas´ Blut.

Vorsichtig wanderten die Augen des Blonden zu seinem Rücken. Der Stoff, der ihn vorher verhüllte, hing in Fetzen hinunter, ebenso wie die darunterliegende Haut, von der immer noch eine warme Flüssigkeit seinen Körper hinunter zu Boden rann. "Wirst du wohl schaffen, oder brauchst du stinkender Elb eine Extraeinladung???" herrschte ihn die Kreatur hinter ihm an und keine Sekunde später klatschte die Peitsche erneut auf Legolas und riss abermals ein wenig Haut mit sich. Der Prinz konnte nur mühsam einen Schmerzensschrei unterdrücken. Nein, diesen Triumph wollte er dem Ork nicht gönnen.

Nun hieß es arbeiten, arbeiten und nochmals arbeiten. Nie gab es eine Pause und wenn man keine Kraft mehr hatte, dann machten einem die Schläge und Tritte der Aufseher wieder Beine. Nicht wenige der Sklaven fanden in der Erschöpfung ihren Tod. Diejenigen, die verstorben waren, wurden den Warge zu Fraß vorgeworfen. Selbst für Frauen und Kinder, Alte und Verletzte gab es keine Gnade.

Eines Abends, nach einem Tag der harten Arbeit, als die Sklaven wieder in ihre Zellen geschlossen wurden, wandte sich Gimli an Legolas. "Legolas, wie ist das möglich? Ich meine, das Morgoth wieder in Mittelerde weilt. Ich dachte, er wäre für immer in der äußeren Leere gefangen." "Ich... " setzte Legolas an, doch er wurde von einer Stimme unterbrochen, einer Stimme, die unglaublich alt und doch voller Jugend war, so lebendig und zugleich totkrank, so gütig war und sie hatte ebenfalls eine gewisse Schärfe, aber auch voller Trauer und Zorn. Eine Stimme, dessen Träger schon alle Sonnen- und Schattenseiten des Lebens und des Tods gesehen hatte.

"Fürchtet euch nicht, denn ich bin Manwe, Fürst der Valar. Wie ihr wisst, ist Melkor, den ihr Morgoth nennt, aus der äußeren Leere Eas entkommen. Ich kenne seine Pläne und sie bereiten mir und meinem Volke große Sorgen. Es steht ihm nun nicht mehr im Sinne, nur Arda zu beherrschen, er hat herausgefunden, dass noch unzählige andere Welten von Iluvàtar geschaffen wurden und dass es einige Verbindungen zwischen diesen gibt. Er will alleiniger Herrscher aller Dimensionen werden und um dies zu erreichen, ist ihm jedes Mittel recht. Der Herr von Imladris, Elrond, Earendils Sohn, hat dies vorausgesehen und mit mir Kontakt aufgenommen. Er meinte, dass ihr als ehemalige Gefährten des Ringträgers vielleicht die Möglichkeit habt dies zu verhindern. Ihr müsst in jene andere Welten gehen, um deren Bewohner zu warnen."

"Aber... wir sind unbewaffnet und hier in den Kerkern Morgoths gefangen, wie sollen wir das anstellen?" fragte Gimli argwöhnisch. Die Stimme lachte leise. "Dann sieh dich an, Gimli, Gloins Sohn."

Der Zwerg sah an sich herab. Plötzlich verschwanden die Leinenfetzen, das Zeichen des Sklavenstands in Morgoths Reich und eine maßgeschneiderte Zwergenrüstung inklusive Kettenhemd, Helm und Waffen trat an dessen Stelle. Auch dem Elben hatte Manwe neue Klamotten beschert, nämlich die Rüstung, die Legolas auf dem Wege hierher getragen hatte, dazu ein moosgrüner Umhang wie jener aus Lórien, den er vor etlichen Jahren im Ringkrieg bekommen hatte. An dem prachtvoll nach Elbenart verzierten Gürtel hing eine Scheide mit einem Dolch, dessen Klinge momentan leicht bläulich schimmerte, auf dem Rücken hatte er einen Köcher gefüllt mit Pfeilen und vor seinen Füßen lag ein elbischer Bogen. "Und lasst den Rest die Sorge der Valar sein. Lebt wohl."

Nun begann es um Gimli und Legolas seltsam zu leuchten und beide fühlten sich, als ob eine Art Sturm sie einsaugen, etwas sie in eine andere Welt ziehen würde. Dann merkte der Elb, dass der Boden unter seinen Füßen verschwand und schloss die Augen. Plötzlich legte sich dieser Sturm und Legolas blickte wieder um sich. Er schwebte etwa drei Meter über dem Boden, doch nicht mehr lange, da die Anziehungskraft dieser Dimension auf ihn und Gimli zu wirken begann. Keine Sekunde später landete er unsanft auf dem Zwergen.

~~*~~

Nicole schlug die Augen auf. Sie war über ihren halb fertigen Chemie - Spickern (die allesamt in den unbekannten Schriftzeichen geschrieben waren ^^) eingeschlafen. Das Mädchen schaute auf ihren Wecker. Halb fünf. Aber was war dieses Geräusch da gerade eben gewesen? Es hatte sich angehört, als ob etwas von irgendwo heruntergefallen wäre. °Ich bin doch allein zu Hause°, dachte sie. °Mama und Papa können also nicht gewesen sein. Waren es vielleicht Einbrecher?° Sie drückte auf den Lichtschalter. Es tat sich nichts. Stromausfall!

Nicole nahm sich ihre Taschenlampe und ging aus ihrem Zimmer auf den Flur, woher sie das Geräusch gehört hatte.

~*~

Legolas (Gimli war immer noch vom Aufprall des Sturzes benommen) schreckte auf. Was war das? Es klang wie das Scharren eines Stuhls und jetzt... Schritte! Schritte, die sich in seine Richtung bewegten!

Er erhob sich lautlos, die Hand am Schaft seines Dolches. Er wusste nicht, wo er war und ob der Verursacher der Schritte auf seiner Seite stand. Der Elb wollte es nicht auf einem Zufall belassen. Da, jetzt öffnete sich eine Tür und eine Gestalt mit einem seltsamen Gegenstand in der Hand betrat den Raum.

Nicole spürte urplötzlich eine Klinge an ihrem Hals. Und Angst. Angst, die sie noch nie vorher gespürt hatte. Angst um ihr eigenes Leben. Doch plötzlich bemerkte ein weiteres aufwallendes Gefühl. Diesmal war es nicht der kalte Schatten der Furcht, der sie nicht mehr klar denken ließ, sondern es fühlte sich an wie eine Flamme, die ihre Seele in Feuer versetzte und die Angst erstickte. Sie würde kämpfen. Jetzt zählte logisches Denken nicht mehr. Weg waren alle störenden Gedanken, die volle Konzentration galt ihrem Gegner, seinen Bewegungen, seinem Vorhaben. Schnell ließ da Mädchen ihre Taschenlampe fallen, packte den Arm ihres unbekannten Angreifers und drehte sich aus seinem Griff. Im Geiste dankte sie Mel, dass diese im Training so hart rangegangen war. Dem völlig überraschten Elben fiel bei dem rasch darauf folgendem Armstreckhebel der Dolch aus der Hand. Durch den stechenden Schmerz in der Schulter ging Legolas zu Boden. Nun war er unbewaffnet. Doch er gewährte sich keine Zeit zum Luftholen, sondern sprang sofort wieder auf und ging zum Angriff über.

Darauf wiederum war Nicole nicht vorbereitet, sie wurde von besagtem Elben mit zu Boden gerissen, wo sie nun weiterkämpften. Sie spürte, wie sie einen Schlag auf ihr rechtes Auge bekam, schickte aber mit einem Tempo, dass sie selbst überraschte, einen Ellenbogenstoß in die Richtung, wo ihrer Meinung nach sich der Besitzer dieser Faust befand. Ein leises Knacken und ein unterdrücktes Stöhnen bestätigten ihr, dass sie soeben wahrscheinlich seine Nase gebrochen hatte. Gerade, als sie sich erneut auf ihren Gegner werfen wollte, flackerte die Deckenlampe und ging wieder an.

Das Licht blendete Nicole, doch als sie wieder ihre Umgebung erkennen konnte, sah sie zuerst ein feines Gesicht mit tiefblauen Augen, die sie total perplex anstarrten. Der Blick des Mädchen wanderte weiter zu den leuchtend blonden Haaren, die einmal ordentlich ineinander verflochten waren, jetzt aber wirr unter dem Kopf ihres Gegenübers lagen und die außergewöhnlichen spitzen Ohren freigaben. ...Moment mal!!! Spitze Ohren??? Was zum Teufel hatte sie da unter sich liegen??? Erst bei diesem Gedanken registrierte sie, dass sie immer noch auf dem Elben lag, den sie im Laufe des Kampfes unter sich begraben hatte. Sie errötete bis zum Haaransatz, murmelte etwas, das sich nach ´Entschuldigung` anhörte und sprang schnell auf.

Auch Legolas war nicht minder überrascht, als das Licht wieder anging. Statt eines - wie er von den Kampffertigkeiten her erwartet hätte - Kriegers erblickte er ein jugendliches Menschenmädchen über sich, dass ihn anglotzte, als wäre er einer der Silmaril persönlich. Vielleicht, weil er wahrscheinlich nicht viel intelligenter aussah wie seine Gegnerin, die anscheinend erst jetzt gemerkt hatte, dass sie immer noch auf ihm lag. Dies schien ihr allerdings ziemlich peinlich zu sein, wie er an ihrem mittlerweile knallroten Kopf erkennen konnte.

Der Elb bemühte sich, wieder einen möglichst neutralen Gesichtsausdruck zu bekommen, doch er konnte seine Verwunderung nur schwerlich verbergen.

Erstmals in seinem langen Leben war er einer FRAU begegnet, die ihn ohne weiteres verprügelte. Er musterte sie. Die langen, leicht gelockten, braunen Haare hingen ziemlich zerzaust über ihre Schultern und verdeckten ihr hübsches Gesicht zum Teil. Ihre Blicke trafen sich und dem Prinzen fielen ihre grün-braunen Augen auf, die ihn immer noch voller Verwunderung fixierten. Er wusste nicht warum, aber die Farbe erinnerte ihn ein wenig an Lórien, den goldenen Wald. Noch mehr verwunderte ihn allerdings die Kleidung der Gestalt. Die Frauen in seiner Welt hatten beinahe alle ausschließlich Kleider aus mehr oder weniger edlem Stoff zum Anziehen, dieses Mädchen allerdings trug ein enganliegendes dunkles Oberteil, das zusammen mit der hellblauen Hose, die an der Hüfte ziemlich knapp geschnitten war, dafür aber ab den Knien auseinander ging, ein Stück flachen Bauchs unbedeckt ließ.

Sie sah schlichtweg bezaubernd aus, obwohl sich bereits das blaue Auge, das er ihr beim vorherigen Kampf verpasst hatte, langsam anschwoll. Jetzt tat es ihm leid, sie verletzt zu haben, auch wenn seine Nase immer noch ein wenig blutete und die nicht wenigen Prellungen und Schürfwunden schmerzten. Aber das würde sich auch innerhalb der nächsten 10 Minuten gelegt haben. Schließlich war er ein Elb! Die Braunhaarige ihm gegenüber schien seltsamerweise ihre Verletzungen genauso gut wegzustecken wie er. Eigentlich waren Menschen ja nicht so resistent wie das unsterbliche Volk... wenn sie überhaupt ein Mensch war. Er hatte noch nie einen Menschen, geschweige denn ein Mädchen von derartiger Kraft gesehen. Er war doch in einer anderen Welt gelandet, vielleicht gab es dort auch noch andere, ähnliche Geschöpfe. Spitze Ohren hatte sie jedenfalls nicht.

°Oh mein Gott, den hab ich aber zugerichtet!° dachte Nicole, als ihr Blick erneut über den Blonden schweifte. Die 16-jährige hatte zwar bemerkt, dass sie einige Treffer gelandet hatte, der Prinz sah dennoch ziemlich... blaugeschlagen aus. Auch wenn sie sich schon einige Male durch Schläge und Tritte wehren musste, noch nie hatte sie ihre Gegner - die alle bei weitem schwächer waren als ihr Gegenüber - dermaßen verwundet. Sie blickte ihm wieder ins Gesicht. Er lächelte. Irgendwie sah es arrogant aus, als wollte er sagen, dass sie ihn letztendlich doch sowieso nicht schlagen könne.

Die Braunhaarige hasste Typen, die sich immer etwas auf sich einbildeten und deren Ego die Ausmaße eines mittelgroßen Planeten hatte. Mit solchen hatte sie genug schlechte Erfahrungen gemacht.

"Wer...wer seid ihr?" fragte Legolas, während er sich im Stillen über den plötzlich so bissigen Ausdruck im Gesicht des Mädchens wunderte. Was hatte sie gerade so sauer gemacht? "Mein Name ist Nicole, allerdings sollte ich euch diese Frage stellen." antwortete sie patzig, ging aber - auch wenn sie es absolut idiotisch fand - zu dieser mittelalterlichen Ausdrucksweise über. Irgendwie fühlte sie sich im Recht, ihn so anzufauchen. Sie wusste selber nicht genau, warum sie jetzt so unfreundlich war, wahrscheinlich war sie einfach nur ziemlich verwirrt. Zum einen, dass dieser Typ, den sie vom Klamottenstil und der Sprache (wer trägt schon Sachen, die eventuell mal vor tausend Jahren modern waren???), sowieso schon einweisen würde, einfach so bei ihr auftauchte und zum anderen, ihr vorheriger Kampf mit ihrem Gegenüber. Normalerweise hätte sie nie so schnell und vor allem mit soviel Kraft auf dessen Angriffe reagieren können.

"Was meint ihr damit, dass ihr das Recht habt, unsere Namen zu erfahren?" sagte brummige Stimme und riss sie damit wieder aus ihren Gedanken.

Nicole fuhr erschrocken herum und erblickte einen - wie ihr schien - rotbärtigen Liliputaner, bei dem eine Radiokarbonmessung wahrscheinlich ebenso wenig bringen würde wie bei seinem Gefährten. Er hatte sich letztendlich auch aufgerappelt, allerdings schien er immer noch nicht ganz auf dem Damm zu sein, denn der Zwerg stolperte gleich wieder und fiel unglücklicherweise auf die Fernbedienung von Nicoles Stereoanlage.

So erfüllten keine Sekunde später die Klänge von Linkin Park in voller Lautstärke das Haus. Legolas sah ebenso wie Gimli entsetzt auf die kleine Kiste, die so einen Höllenlärm verursachte. Was war das für eine Orkteufelei? Das Mädchen ihm gegenüber schien dieses Ding überhaupt nicht zu beunruhigen, sie drehte sich um und wollte anscheinend die Anlage ausschalten, doch der Zwerg kam ihr zuvor. Er hob seine Axt und mit einem lauten Krachen zerbarst die Musikanlage in tausend Stücke.

Nicole erstarrte. Dann stieg unbändige Wut in ihr auf. "WAS ZUM DONNER HABT IHR EUCH DABEI GEDACHT???? HABT IHR ÜBERHAUPT EINE AHNUNG,WIE LANGE ICH FÜR DAS DING SPAREN MUSSTE???"

Gimli zuckte zurück. Er blickte zu seinem ziemlich lädierten Freund hinüber, der nicht weniger ratlos war. "WISST IHR EIGENTLICH, WAS FÜR NEN STRESS ICH JETZT BEKOMM??? DIE WAR NEU!!!" Das Mädchen war mittlerweile puterrot angelaufen, doch bevor sie zu einem weiterem Schreianfall Luft holen konnte, hatte er sich wieder gefangen.

"Na und? Das Gerät könnte gefährlich sein. Diese Aktion war nur zur eurem Besten." rechtfertigte der Zwerg sich.

Nicole verdrehte die Augen. War der wirklich so rückständig, dass er nicht einmal eine Stereoanlage kannte oder tat der nur so??? Jedenfalls war sie wirklich kurz davor, ihn an die Gurgel zu gehen.

"Dennoch..." fuhr sie in einem äußerst schwer beherrschten Ton fort, "dennoch gibt euch eine solche Vermutung nicht das Recht MEINE SACHEN ZU ZERSTÖREN!!!"

Plötzlich spürte sie eine Hand auf ihrer Schulter. Sie wandte ihren Kopf und sah einem belustigtem Elbengrinsen entgegen. "Entschuldigt den Vorfall, Mylady. Um wieder auf das Thema zurückzukommen: Wo sind wir?" Innerlich war das Mädchen nahe am Explodieren. Zuerst dieses äußerst neunmalkluge Exemplar eines Zwergs, der mal eben so alles kurz und klein schlug, was ihm in die Quere kam und jetzt machte sich das Spitzohr noch über sie lustig!!! Sie atmete tief durch, um sich wieder einigermaßen zu beruhigen.

"Nun ja, ihr befindet euch im Flur meines Hauses, deshalb hätte ich eher das Recht, nach eurer Identität zu fragen, anstatt ihr nach der meinigen. Also: Wer, oder besser: was seid ihr, woher kommt ihr und wie seid ihr hier gelandet?" fragte Nicole. Zugern wüsste sie, welcher Entwicklungsstaat es nochmal dringenst nötig hatte, dass man ihm unter die Arme griff, damit dessen Einwohner beim Anblick moderner Technologie nicht gleich einen auf prähistorischen Terminator machen mussten.

Legolas zögerte. Er vertraute ihr auf irgendeiner Weise, trotzdem kannte er sie erst seit fünf Minuten und war sich nicht sicher, ob sie wirklich auf seiner Seite stand. Er spürte eine geheimnisvolle Kraft in ihr, zwar bei weitem nicht so intensiv wie bei ihrem Kampf zuvor, konnte sie aber nicht deuten. In einem war er sich sicher: Dieses Mädchen war keinesfalls gewöhnlich. Er beschloss, soviel wie möglich über sein Herkommen zu sagen, ohne dabei vorerst seinen Auftrag zu erwähnen.

"Ich bin Legolas Grünblatt, Thranduils Sohn und Thronerbe der Elben vom Düsterwald und dies ist Gimli Gloinssohn, ein namhafter Zwerg aus dem Eisengebirge.", übernahm der Blonde die Vorstellung. "Ich weiß nicht genau, wie Gimli und ich hierher gekommen sind. Ich erinnere mich an eine Art Sturm, der uns in diese Welt gezogen hat."

Das Gesicht der Braunhaarigen glich einem einzigen Fragezeichen. Seit Schneewittchen hatte sie den Glauben an Zwerge und dergleichen verloren und nun standen zwei dieser Märchenfiguren vor ihrer Nase und faselten was von "Sturm, der sie in diese Welt gezogen hat". So nen Science-Fiction Kram können die ihrer Oma erzählen! Und was zum Donner sind eigentlich Elben???

"Also nochmal für Dumme:", begann das Mädchen nach einer Zeit des Schweigens. "Ihr behauptet ERNSTHAFT, ihr kommt aus einer anderen Welt und wurdet - weiß Gott wie - hierher verfrachtet?" "Ja."

°Meine Fresse! Der glaubt das tatsächlich! Vielleicht ist der mit seinem Kumpel ja wirklich aus der Klapse ausgebrochen...°, fuhr der 16-jährigen durch den Kopf. °Allerdings müssten sie dann - soweit ich weiß - diese netten kleinen Zwangsjacken tragen. Die Anstaltsfritzen hätten denen wohl kaum ihre tolle Rüstung und die Waffen in die Hand gedrückt.° Ihr Neugier war geweckt. Sie beschloss, den beiden vorerst zu glauben.

"Und...äh...aus welcher Welt kommt ihr?", fragte sie nun doch interessiert. "Aus Mittelerde.", erwiderte Legolas knapp. "Mittelerde? Und wie seid ihr von dort hierher gekommen?"

"Sagt mal, soll das hier eine Art Verhör sein???", empörte sich Gimli. Der Zwerg fand dieses Mädchen sowieso einfach unverschämt, schon allein, dass sie ihn wegen diesem Ding vorhin so angeschrieen hatte, jetzt quetschte sie ihn und seinen Freund aus, wie sie hierher kamen und gab sich noch nicht mal mit einer normalen Antwort zufrieden! "Wenn wir nicht mehr wissen, als wir euch schon gesagt haben, dann könnt ihr wohl auch nicht mehr erfahren!"

Nicoles Augen glitzerten kampfeslustig. Sie war nun mal neugierig, außerdem wollte sie den Beiden -wenn möglich- helfen und dieser Vorgartenzwerg hatte nichts besseres zu tun, als auf ihren Nerven herumzutrampeln!!! °Aber wenn er unbedingt Streit haben will, von mir aus gerne!° dachte sie. Sie drehte sich zu Gimli um, um ihm eine fiese Bemerkung an den Kopf zu werfen, doch auch Legolas hatte bemerkt, dass das Mädchen langsam aber sicher die Geduld verlor.

"Verzeiht, aber habt ihr zwei Schlafplätze, die ihr uns zu Verfügung stellen könnt? Ich für meinen Teil bin ziemlich müde", versuchte der Elb sie abzulenken und somit zu verhindern, dass sich Gimli und das Mädchen in die Wolle bekamen. Ein Streit der Beiden war das Letzte, was er gebrauchen konnte. So wie er den Bärtigen kannte, würde der sicherlich das 100-Jahre-langes-Zwergen- Schmollen auflegen und soweit er die 16-jährige ihm gegenüber durchschaut hatte, war sie nicht weniger stur.

"Na...natürlich." antwortete die Braunhaarige. Sie hatte so ziemlich mit jedem gerechnet, aber nicht mit dieser Frage. "Ich kann einem von euch ein Gästezimmer anbieten, der andere allerdings muss sich mit dem Sofa vorlieb nehmen."

"Sofa?" fragten die beiden Ankömmlinge wie aus einem Mund. Nicole seufzte. Dieses Mittelerde schien ja wirklich ziemlich primitiv zu sein, aber dass es dort nicht einmal ein einfaches Sofa gab...

Letztendlich - nach diversen Erklärungen über alle möglichen Gegenstände und tausendfacher Ermahnung Gimlis, nichts mutwillig zu zerstören, egal wie seltsam es sein mochte - wurde der Zwerg in das kleine Gästezimmer verfrachtet und das Mädchen baute das ausklappbare Sofa zum behelfsmäßigem Bett um.

Legolas betrachtete sie, doch dem sonst so redegewandten Prinzen fiel nichts ein, um ein Gespräch zu beginnen. Er beobachtete weiterhin die geschmeidigen Bewegungen Nicoles, wie sie seinen Schlafplatz herrichtete. So konnte er sich eigentlich schwerlich vorstellen, woher sie die Kraft hernahm, ihn einfach so im Zweikampf zu besiegen. Die so intensive Aura von vorhin war nun überhaupt nicht mehr zu spüren. Sie war zwar ziemlich groß für ein Mädchen und schien auch relativ gut in Form zu sein, dennoch hätte sie - so wie sie aussah - wahrscheinlich nicht die Kraft, um es mit einem Elbenkrieger aufzunehmen.

Die unangenehme Stille wurde jedoch bald durch ein deutliches Magenknurren des Blonden unterbrochen. Peinlich berührt blickte er zu Boden, hoffend, dass dieses Geräusch unbemerkt blieb. Unglücklicherweise schien sein Gegenüber es doch wahrgenommen zu haben. Nicole sah mit einem breitem Grinsen auf den Lippen zu dem Prinzen, dessen Ohrspitzen langsam aber sicher rot anliefen. Sooo arrogant schien er wohl doch nicht zu sein, wenn er deswegen rot anlief.... "Habt ihr Hunger?" fragte sie ganz unschuldig, "kommt mit, ich wollte sowieso gerade frühstücken."

Mittlerweile, so hatte sie festgestellt, war es halb sieben und in einer halben Stunde würde ihr Bus Richtung Schule gehen. Unter den heutigen Umständen würde sie ja eigentlich schwänzen, doch wegen der Chemie-Arbeit ging das nicht. Wenn sie sich heute nicht in dieser Folterkammer blicken ließ und die Arbeit verpassen würde, würde sie dieses Jahr letztendlich hängen bleiben. Und DAS war das Letzte, was sie sich wünschte. Ihre Eltern würden ihr die Hölle heiß machen und da drauf konnte sie getrost verzichten.

Schnell lief Nicole in die Küche und zog den verdatterten Elbenprinzen hinter sich her. Sie riss die Kühlschranktür auf und bevor Legolas zu einer Frage ansetzen konnte, wurde ihm eine bunte Schachtel mit den Worten "Halt mal kurz" in die Hand gedrückt.

Er hatte keine Ahnung, was er da mit sich rumtrug, geschweige denn was das für ein komisches Ding war, woraus die Braunhaarige es entnommen hatte. Der Elb drehte und wendete die Packung, während das Mädchen eine Schublade öffnete, einen Brotlaib herausholte und einige Scheiben davon abschnitt. Dann schmiss sie diese in den Brotkorb und räumte abermals allen möglichen Kram aus dem Kühlschrank. Als alles auf dem Tisch stand, nahm sie Legolas wieder die Milchpackung ab und stellte sie ebenfalls zum Rest des Frühstück. "Setzt euch doch. Ich gehe eben Gimli wecken." sagte Nicole und wandte sich zur Tür, doch der Elb hielt sie auf. "Wartet. Ich werde ihn wecken. Morgens hat er nämlich nicht immer die beste Laune, müsst ihr wissen." "In Ordnung. Ich gehe kurz in mein Zimmer, denn ich muss mein Zeug für die Schule noch zusammenpacken und der Bus fährt in 25 Minuten." Der Blonde glotzte sie total perplex an. " Was bei Eru ist eigentlich eine Schule? Und ein Bus?"

"Ähm...wie soll ich das jetzt erklären?... Also...", begann Nicole. "Eine Schule ist der Ort, wo die Kinder und Jugendlichen hingeschickt werden, um zu lernen, sodass sie letztendlich soviel wissen sollten, damit sie als Erwachsene auf eigenen Beinen stehen können. Wenn man sechs Jahre alt ist, wird man eingeschult, also kommt in die Schule. Am Anfang hat man nur wenige Fächer, die mit der Zeit umfangreicher werden und weitere dazukommen." "Fächer?" fragte Legolas erstaunt. "Es gibt, wie ihr wisst viele grundverschiedene Dinge, wie zum Beispiel Sprachen und...äh... Astronomie." erklärte das Mädchen. "Diese Sachen kann man natürlich sehr selten miteinander verbinden. Also werden sie getrennt unterrichtet. Die ersten vier Jahre der Schulzeit verbringt man auf der sogenannten Grundschule, wo man die wichtigsten Sachen lernt wie Lesen und Schreiben. Danach kommt man je nach Leistungsstand auf die höheren Schulen, wo man normalerweise auf dem Gymnasium, meiner Schulform, nochmals 9 Jahre verbringt. Und ein Bus ist...ist ein Transportmittel, ein Fahrzeug, dass Menschen von einem Ort zum anderen bringt."

"Also sowas wie ein Ochsenkarren?" fragte der Elb interessiert.

Nicole musste sich auf die Lippen beißen, um nicht laut los zu lachen. Wie naiv dieser sogenannte Elb doch war! Den mit quasselnden Schülern, meckernden Erwachsenen und dem mürrischem Busfahrer vollgestopften Bus mit einem Ochsenkarren zu vergleichen, der gemächlich die Feldwege entlang rollte, war einfach zu komisch.

"Was habt ihr? Habe ich etwas falsches gesagt?" wunderte sich der Blonde. Er konnte sich beim besten Willen nicht vorstellen, was er so Belustigendes von sich gegeben haben könnte, dass das Mädchen so reagierte.

"Nicht...nicht direkt", meinte sie, immer noch krampfhaft versuchend, ihr Grinsen zu unterdrücken. "Ein Bus ist ein Gefährt, das viele Personen auf einmal irgendwohin befördern kann. Er hält zu bestimmten Zeiten an bestimmten Orten, an denen man dann zu- oder aussteigen kann, verstanden?" beendete sie ihre Erklärung.

Legolas verstand zwar noch immer nicht so ganz, was an der Vorstellung "Ochsenkarren" so falsch sein sollte, fragte aber nicht weiter nach.

Mittlerweile war wieder einiges an Zeit vergangen, wie die Braunhaarige festgestellt hatte; sie würde wahrscheinlich wieder auf das Frühstück verzichten müssen, ein Gedanke, der ihr nicht selten zu schlechter Laune verhalf.

Sie wandte sich schnell von ihrem - wie sie doch zugeben musste - gutaussehenden Gegenüber ab und murmelte etwas von "Es ist schon spät...muss mich beeilen..." und lief schnell in Richtung ihres Zimmers.

Der Prinz sah ihr ziemlich verwirrt hinterher. Was war das gerade gewesen? Warum war sie plötzlich wieder so schlechter Laune? Doch weiter darüber nachzudenken, dazu kam er nicht mehr, denn wie aus dem Nichts stand auf ein mal ein noch etwas verschlafener Zwerg vor ihm. "Guten Morgen, Freund Gimli. Hast du gut geschlafen?" "Natürlich! Nach den ganzen kalten Nächten auf hartem Stein ist ein Bett doch eine wahre Wohltat", gähnte dieser. "Na dann... falls du Hunger hast, Lady Nicole hat das Frühstück bereitet." "FRÜHSTÜCK???", rief der Bärtige mit einem Glänzen in den Augen. Er sah den reichlich gedeckten Tisch, setzte sich daran und wollte gerade nach dem Brot greifen, hielt aber inne. "Aber... wo ist unsere Gastgeberin eigentlich hin?" wunderte er sich.

"Sie meinte, sie noch ihre Sachen für die Schule packen, da der Rus oder wie dieses Ding heißt, bald abfährt.", erwiderte Legolas. "Soweit ich sie verstanden habe, ist eine Schule ein Ort, wo die jungen Menschen dieser Welt alle möglichen Dinge lernen und der Rus bringt sie dorthin."

"...Aha...aber wenn sie dorthin ginge, dann kommen wir doch mit? Oder müssen wir hier bleiben?" fragte der Zwerg.

"Ich weiß es nicht, aber soweit sie etwas davon verlauten ließ, glaube ich, dass wir beide wohl ihrer Meinung nach hier bleiben sollen." meinte der Elb nachdenklich.

~*~

Der Kurier schluckte. Warum musste ausgerechnet er seinem Herrn die schlechte Botschaft überbringen? Es gab doch noch genug andere in der Festung, die man für diesen Job entbehren konnte. Der eiserne Torflügel zum Thronsaal öffnete sich langsam. Dahinter erwartete ihn höchstwahrscheinlich sein Schicksal.

"Was ist los, du stinkender Lurch, dass du es wagst, meine Ruhe zu stören???" polterte die so gefürchtete Stimme. Keine Toleranz oder gar Gnade war herauszuhören. Das einzige, was man vernahm, war Arroganz, Härte und vor allem: purer Hass. Hass auf sämtliche Welten mit all ihren Geschöpfen. Ebenso das Verlangen nach EINER Dimension, die alle anderen in sich enthielt, eine Dimension wo Zorn, Chaos und Tod herrschte, eine Welt dessen unanfechtbarer König er selbst, Melkor, der schwarze Vala, sein sollte.

Der Bote wich zurück. Er zitterte vor seinem Herrn. Dennoch musste er die Nachricht loswerden. Er hatte keine Wahl. So oder so würde er wahrscheinlich getötet werden. "Mein...mein Gebieter, ich flehe untertänigst um Verzeihung, euch gestört zu haben. Aber es...es gab einen Zwischenfall." Seine Stimme schwankte. "Zwei eurer Gefangenen...sind...sie sind....sie konnten aus ihrer Zelle entfliehen, euer Hoheit, Herr der Schatten!" "WAS???" "J...Ja, der Zwerg und der Elb sind es. Heute morgen, um die sechste Stunde, als man sie wieder zum Steinbruch bringen sollte, damit sie euch weiterhin dienen, waren...waren sie spurlos verschwunden, mein König!" "Worauf wartest du, du missratener Haradrim? Durchsucht die Festung!" rief Melkor äußerst aufgebracht. "Dies...dies ist bereits geschehen. Sie sind nicht...aufzufinden." Nun zitterte die Stimme des Kuriers merklich. Seine Knie wollten den Dienst aufgeben, doch mit äußerster Willenskraft schaffte es der Mann, sich aufrecht zu halten.

Der schwarze Lord war außer sich. Mit Sicherheit waren die anderen Valar dafür verantwortlich. Soweit er wusste, waren die beiden Entflohenen beim Ringkrieg vor Ort gewesen und hatten eine nicht unwesentliche Rolle gespielt. Da hatten sich die hohen Herren Valinors ja die richtigen Leute ausgewählt! Ohne Frage würde dieser Wichtigtuer Manwe die beiden in eine der anderen Welten geschickt haben, um die Geschöpfe dort zu warnen. Aber welche Dimension konnte es sein? Es gab Tausende von ihnen. Am naheliegensten wäre jedoch der Punkt, die zentralste aller Dimensionen. Ja, das wäre das Logistische.

"Drûsken, sende die Mortésker unverzüglich her." "Die... die Mortésker?" wunderte sich der Angesprochene. "Ist dies wirklich von Notwendigkeit?" "SOFORT!!!" herrschte Morgoth den Boten wieder an, der sich nochmals tief vor seinem Gebieter verneigte und schnell den Thronsaal verließ und sich in Richtung der Mortésker - Quartiere begab. Allein der Gedanke an diese Kreaturen ließ dem sonst so furchtlosen Haradrim ein kaltem Schauer den Rücken hinablaufen. Mortésker, die Kriegsherren des Schattens, von Morgoth erschaffen, dem sie bedingungslose Treue geschworen hatten, seine rechte Hand. Sie waren ähnlich den Nazgûl Saurons, denen allerdings an Macht, Kraft und Fähigkeiten bei weitem überlegen. Wenn Melkor unbedingt SIE zur Lösung des Problems heranziehen wollte, musste es sich wohl um etwas sehr Ernstes handeln.

~*~

Rasch rannte Nicole die Treppe hinunter, übersprang die letzten Stufen, lief schnellen Schrittes das letzte Stück zu ihrem Zimmer, schnappte sich ihre Schultasche und warf achtlos ihre Hefte und Bücher hinein. Sie müsste wahrscheinlich einen Spurt zur Bushaltestelle einlegen, um das Gefährt noch zu erwischen.

Nun hastete die Braunhaarige wieder nach oben, in Richtung ihrer beiden Gäste.

"So...ich bin dann weg...komme gegen zwei Uhr wieder. Wenn etwas passiert, könnt ihr mich ja anrufen, meine Nummer ist gespeichert!", ratterte das Mädchen herunter und wollte gerade Kurs auf die Haustür nehmen, als sie ein Räuspern vernahm. "Ähm...verzeiht die Frage, Mylady, aber was bei Eru versteht ihr unter anrufen???", wunderte sich Legolas. "Und was ist eigentlich eine Nummer?" wollte der Zwerg wissen.

Vor ihrem innerem Auge sah Nicole ihren Bus davonbrausen, ohne sie. Dennoch setzte sie zu einer Erklärung an. "Also, wenn man mit jemandem reden will, der gerade nicht in der Nähe ist, dann ruft man ihn hiermit an." sagte das Mädchen und hielt dabei ein Ding mit einem Feld und vielen Knöpfen drauf in die Höhe. "Jedes dieser sogenannten Telefone hat eine Zahl die man mit den Knöpfen eingibt, wenn man mit ihm verbunden werden will..."

Nach einigen Hin und Her hatte auch Gimli letztendlich kapiert, wie das Gerät funktionierte und nachdem er abermals beteuern musste, nichts kaputtzumachen, wandte sich die Braunhaarige Richtung Haustür, wurde doch wieder von einer Frage Legolas´ aufgehalten. "Mylady?" "Was ist...jetzt schon wieder???" "Wartet noch einen Augenblick.", meinte der Elb und lief kurz zum Sofa und holte seinen Bogen, den er dort hingelegt hatte. "Legolas... was zum Teufel soll das werden???" fragte das Mädchen mit einer unguten Vorahnung. "Ich begleite euch.", erwiderte er knapp. "Das.ist.nicht.eurer.Ernst!!!" entgegnete Nicole aufgebracht. "Doch.", sagte er schlicht. "NEIN!!! IHR BLEIBT HIER!!!! UND ZWAR ALLE BEIDE!!!", polterte sie und blickte beim letzten Satz besonders zu Gimli, der sich ebenfalls seine Waffen holen wollte. "Und warum?" fragte der Elb beleidigt. Hielt sie ihn etwa nicht für vorsichtig genug, sich in dieser Welt zu bewegen? "Könnt ihr euch eigentlich vorstellen, wie ihr hier auffallen würdet, schon allein wegen eurer Kleidung. Man würde euch in die Klapsmühle stecken!!!" "Was ist eine..." setzte der Bärtige zu einer neuen Frage an, wurde von dem Mädchen aber barsch unterbrochen. "Ist doch egal!!! Ihr bleibt hier! KEINE DISKUSSION!!!" Sie hielt inne und sah ihre Gäste mit einen Blick an, der keinen Widerspruch duldete.

"Also, ruft mich an, wenn etwas passieren sollte..." sagte sie und ging aus dem Haus. Der Elb folgte mit ein wenig Abstand, drehte sich aber nochmals im Türrahmen zu seinem Freund um. "Sei nicht böse, Gimli, trotzdem denke ich, du solltest besser hier bleiben. Einer muss schließlich die Stellung halten, falls etwas vorfallen sollte. Es ist meiner Meinung nach nämlich kein Zufall, dass wir bei diesem Mädchen gelandet sind. Lange wird es in der Festung Morgoths wahrscheinlich nicht mehr unentdeckt bleiben, dass wir entflohen sind. Bis später, mein Freund!", sagte er, schloss die Tür und verschwand somit aus Gimlis Blickfeld.

Was bedeutet es wohl für Nicoles Einrichtung, wenn es heißt "Zwerge allein zu Haus"? Und was passiert "Legolas in der großen Stadt"?

Fortsetzung folgt!!!!

cya, mystica