Kapitel 2

A/N Hallo, da bin ich wieder... Bevor ich morgen in den Urlaub fahre, wollt ich euch noch ein Chap hinterlassen... an alle Leser: nehmt euch ein Beispiel an Amalyichen *knuddl* und reviewt fleißig...damit eine kleine Autorin sich freuen kann, wenn sie wiederkommt... Aber jetzt: Enjoy! (and review)

Disclaimer: Wie ihr wisst, ist nix mir sondern alles Tolkien....

Kapitel 2 School-Time

Legolas folgte den nur noch schwach hörbaren Schritten des Mädchens durch die menschenleeren Straßen der Wohnsiedlung. Er musste sich beeilen, wenn er sie nicht aus den Augen verlieren wollte. Aber was waren das für Dinger am Straßenrand? Sie sahen aus wie eckige Kästen aus Metall, hatten aber vier Räder. Der verwunderte Elb ging an eines heran, um es näher zu betrachten. Durch eine Glasscheibe konnte er gepolsterte Stühle erkennen, die allerdings keine Beine besaßen, sondern am Boden des Kastens befestigt waren. Vor einem dieser Sitze war eine Art fünftes Rad angebracht, dass - so wie es aussah - wahrscheinlich zum Steuern des Geräts gebraucht wurde. Nun fielen dem Prinzen seltsame Klappen unterhalb der Glasscheibe auf. Neugierig zog er an einer. Zuerst geschah nichts. Er zog fester und begann ein wenig daran zu rütteln. Plötzlich ging ein Höllenlärm los. Es schien, als würde der Kasten schreien. Die empfindlichen Ohren des Blonden explodierten beinahe angesichts dieser Lautstärke. Sowas konnten selbst diese schwerhörigen Menschen ohne Probleme wahrnehmen!!!

Nicole fuhr erschrocken herum. Da versuchte jemand, ein Auto zu knacken! Erst auf den zweiten Blick erkannte sie den geschockten Elben, der mit zugehaltenen Ohren das Gefährt anflehte, dass es bitte mit dem Schreien aufhören solle. Trotz des komischen Anblicks kam dem Mädchen nicht ein winziges Lächeln über die Lippen. Hatte sie ihm nicht ausdrücklich gesagt, dass er zu Hause bleiben sollte??? Dennoch konnte sie ihn nicht alleine lassen. Wer weiß, was der noch anstellen konnte? Außerdem würden die Besitzer des Wagens mittlerweile bestimmt mitbekommen haben, dass ihre Alarmanlage losgegangen war. Wenn der Elb nicht sofort von da verschwinden würde, gäbe es bald, sehr bald gewaltige Probleme. Schließlich würde ihm die Polizei mit Sicherheit nicht die Geschichte von wegen anderer Welt abkaufen.

Kurz entschlossen lief sie zum immer noch geschockten Prinzen und zerrte ihn mit sich weg vom Auto, in Richtung Bushaltestelle. Ihn wieder nach Hause schicken war sinnlos, da er wahrscheinlich wieder auf Entdeckungstour gehen würde, was dann vermutlich abermals in einer mittleren Katastrophe ausarten würde. Also war es wohl besser, ihm in Auge zu behalten. Innerlich betete sie aber, das wenigstens der Zwerg da war, wo er sein sollte, ansonsten konnte sie sich schon mal geistig drauf vorbereiten, dass sie den Bärtigen in der geschlossenen Abteilung der nächsten Irrenanstalt wiedersehen würde.

"Was...was war das gerade?" fragte der Blonde, sich die immer noch schmerzenden Ohren reibend, während das Mädchen ihn unerbittlich weiterzog. Wenigstens zur zweiten Stunde wollte sie noch einigermaßen pünktlich erscheinen und wie es aussah, musste sie das Spitzohr wohl oder übel mitnehmen. "Ähm...Lady Nicole?" versuchte Legolas ihre Aufmerksamkeit auf sich zu lenken. Die Braunhaarige hatte momentan aber absolut keinen Nerv für eine weitere Fragestunde. "Das war ein Schutz, damit das Auto nicht gestohlen wird, reicht das???" erwiderte sie unwirsch und legte noch einen Zahn zu, als sie den Bus auf die Haltestelle zufahren sah, den Elb immer noch mit sich schleifend.

Der junge Mann war wieder mehr als erstaunt über das Verhalten der des Mädchens. Jetzt wollte sie ihn anscheinend doch mit in dieses Ding, was sich Schule nannte, mitnehmen. Immerhin war sie 10 Minuten zuvor noch strikt dagegen gewesen... °Umso besser. ° dachte er.° So muss ich ihr wenigstens nicht mehr unbemerkt folgen.°

~*~

"Teilt euch. Dann sucht sie. Bringt sie mir lebend, tötet jeden anderen, der sich euch in den Weg stellt." Die Stimme Melkors hallte durch den großen steinigen Thronsaal. Die Luft schien zu vibrieren angesichts der Lautstärke und der Härte des Tonfalls, die der ehemalige Verbannte an den Tag legte.

Obgleich er einen der Valar, der mächtigsten Wesen Mittelerdes darstellte, denen allein Eru, der Erschaffer überlegen war, dennoch schien er die Situation ungewöhnlich ernstzunehmen.

"Wie ihr befehlt, mein Gebieter. Ich werde meine Leute alsbald zum Punkt geleiten, damit wir die Jagd rasch beginnen können." Mit diesen Worten verbeugte sich das Oberhaupt der Mortésker vor seinem Herrn und wandte sich den anderen Kriegsherren des Schattens zu, um mit den Vorbereitungen anzufangen.

~*~

Im letzten Moment gelang es Nicole, sich noch in den - wie immer - übervollen Bus zu quetschen und ihr "Anhängsel" ebenfalls mit in das Gefährt zu ziehen. "Nici? Bist du das?" Eine wohl bekannte Stimme ließ das Mädchen aufblicken. "Mel! Was machst du den noch hier? Ich kann mich entsinnen, dass wir heute zur Ersten hatten." " Hab mal wieder verschlafen... bin halt´n Morgenmuffel. Aber sag mir... wer ist dieser extrem gutaussehende Typ mit den komischen Klamotten da in deiner Begleitung? Doch nicht etwa dein Freund, oder? Woher kennst du ihn?" fragte der Schwarzschopf, während sie den Elben kritisch musterte.

"Mein Name ist Legolas, Thr..." setzte dieser an, wurde jedoch von Nicole unterbrochen. Das fehlte noch, dass er hier, vor allen Leuten seine - ziemlich unglaubwürdige - Lebensgeschichte herunterrasselte. "Also, wie schon gesagt, das ist Legolas, er...ähm ...er ist ...ist Austauschschüler...aus...aus Finnland." Der Name `Legolas´ kam ihr ziemlich nordisch vor. "Seit wann hast du nen Austauschler? Dieses Jahr wurde doch kein Austausch angeboten und schon gar nicht nach Finnland!" wunderte sich Mel.

"Also, er.. ist eigentlich nicht meiner, sondern der, von meinem...öhm... Cousin. Und da der heute krank ist, kommt Legolas mit mir in die Schule." Auch wenn das immer noch nicht wirklich überzeugend war, hoffte Nicole, dass ihr die Schwarzhaarige das abkaufen würde. Sie hasste es, andere zu beschwindeln. Dies war das erste Mal, dass sie ihrer besten Freundin Lügen aufgetischt hatte. Diese jedoch schaute das Mädchen nicht einem undefinierbaren Gesichtausdruck an. Irgendwie schien es überrascht, andererseits sah es aus, als ob eine alte Vorahnung sich bestätigt habe. Ebenso lag auch unverkennbar Angst in ihren Augen...aber Angst wovor?

Mel, die nun bemerkt hatte, wie die 16-jährige versuchte ihre Gefühle zu deuten, setzte schnell wieder einen anderen Blick auf. Noch sollte ihre Freundin es nicht erfahren. Es war noch zu früh. Wenn sie es überhaupt wissen sollte. Vielleicht handelte es sich ja um einen Zufall. Aber die Austauschgeschichte nahm das Mädchen ihr nicht ab. Sie kannte die Braunhaarige und wusste, wann sie log. Aber warum erzählte Nicole ihr nicht die Wahrheit? Traute sie ihr nicht? Hatte sie eventuell eine Ahnung? Wahrscheinlich nicht. °Dennoch°, so nahm sich der Schwarzschopf vor, °werde ich nochmal zu Ihnen gehen. Dort werde ich Klarheit bekommen. Was, aber, was muss ich tun, wenn...°

"Mel? Hallo? Jemand zu Hause?" Eine Stimme riss sie wieder in die Realität zurück. Es war Nicole. Sie wedelte mit einer Hand vor dem Gesicht ihrer besten Freundin herum, die schon seit geraumer Zeit einen ziemlich geistesabwesend ins Leere starrte. "Äh...was? Ich war gerade..." "...gedanklich gaaaaaanz woanders, wie ich dich kenne", ergänzte die Braunhaarige lachend. "Mal ehrlich, deinen Tagträumen kannst du auch noch im Unterricht nachgehen!" "Ähm...ja..." stotterte Mel, deren Wangen sich merklich röteten.

Wie schon oft war sie mit den Gedanken abgeschweift und zu der Frage hinübergeglitten. Der Frage, die sie schon seit so langer Zeit beschäftigte, der Frage, um der immer ihr gesamtes Denken kreiste, egal, wo sie sich befand, egal, ob sie schlief oder wach war. Was, wenn es wirklich geschah?

Zugern würde sie mit ihrer Freundin darüber reden, wie sie es bisher immer getan hatten. Immer, wenn eine von ihnen Probleme hatte, dann half ihr die andere, mit ihnen fertig zu werden. Doch diesmal konnte das Mädchen es ihr nicht anvertrauen. Der Schwarzschopf wollte Nicole damit nicht belasten, obwohl es ironischerweise im Grunde sie betraf. Aber wenn die Zeit wirklich kommen sollte, dann...dann blieb ihr wohl keine Wahl. Dann musste sie es der Braunhaarigen offenbaren. °Was denke ich eigentlich soviel darüber nach?° fuhr Mel durch den Kopf. °Es ist doch nur eine Vermutung, dass dieser Legolas...°

"Erde an Mel: Bitte melden!" Die Angesprochene zuckte erschrocken zusammen, drehte den Kopf und sah in das breit grinsende Gesicht ihrer Freundin. "Was ist denn los mit dir? Normalerweise bist du doch nicht so grüblerisch!" fragte sie besorgt. "Ach nichts...bin nur wieder eingedöst...fünf Stunden Schlaf sind anscheinend doch etwas zuwenig..." entgegnete Mel. "Aber sag mal... warum trägt dein Begleiter so komische Sachen? Ist das Mode in Finnland?" Nun war es an Nicole, zu stottern. "Ähm...ja...weißt du...also...er...er hat...hm...ne Wette verloren und deswegen muss er eine Woche lang die...die volle RPG-Montur von meinem Cousin tragen." "Aha..." meinte Mel und setzte ein argloses Gesicht auf. °Wieder eine Lüge!°, dachte sie. °Irgendetwas will sie mir verheimlichen... aber was?°

Legolas verfolgte das Gespräch nur mit einem halben Ohr. Zu sehr faszinierte ihn das Ding - er vermutete, dass es sich um den Rus handelte - , in dem er eingequetscht zwischen so vielen Menschen stand. Es war eine Art pferdelose Kutsche, ähnlich dem schreienden Metallkasten von vorhin, nur um einiges größer. Er beobachtete mit Erstaunen die vielen anderen Bauwerke und Maschinen durch das große Glasfenster. Wie seltsam und zugleich beeindruckend in ihrer Form sie doch waren...

Erst als Nicole ihm auf die Schulter tippte, riss er sich - wenn auch eher widerwillig - von diesem fremdartigen Anblick los. "Legolas? Wir müssen aussteigen." "Ja...ich komme...", murmelte er, nahm seinen Bogen und folgte Nicole ins Freie. Kühle Luft schlug ihm entgegen. Obwohl es schon Juni war, waren die Temperaturen dieses Jahr relativ niedrig. Die vielen kritischen Blicke der Menschen ignorierte der Elb, während er versuchte, sich zu Nicole und Mel durch die Masse vorzudrängen, die inzwischen schon auf ihn warteten.

"Merkt euch: Ihr seid der Austauschschüler meines Cousins und kommt aus Finnland, wenn euch jemand nach eurer Herkunft fragen sollte. Außerdem habt ihr eine Wette verloren, deswegen tragt ihr diese mittelalterliche Kleidung.", raunte die Braunhaarige Legolas zu. "Aber warum sollte ich lügen?", fragte der Blonde. "Was würde daran so schlimm sein, wenn die Anderen die Wahrheit kennen würden?" "Sie würden euch für verrückt erklären! Niemand in dieser Welt würde euch und eurer Geschichte Glauben schenken!" "Aber warum nicht?" entgegnete Legolas ungehalten. Ihm gefiel die Vorstellung nicht, sich verstecken zu müssen. "Ihr habt mir doch auch geglaubt!" Nicole seufzte. "Nicht alle Menschen glauben an solche Dinge. Für viele ist nur das Realität, was sie mit irgendetwas Logischem erklären können. Für sowas wie verschiedene Welten gibt es keine Erklärung dieser Art."

Das klang dem Elben zwar nicht besonders einleuchtend, trotzdem vertraute er dem Mädchen. Sie kannte sich schließlich besser in dieser Welt aus als er. Außerdem waren die Menschen in seiner Welt auch nicht viel anders. Immer brauchten sie Beweise, anstatt etwas nur zu glauben oder zu vermuten. Ja, in Mittelerde. Er sehnte dorthin zurück. Zu den endlosen Wäldern, in denen man ungestört wandern konnte, der grenzenlosen Freiheit, die man auf dem Rücken eines Pferdes verspürte... Das alles schien es hier nicht zu geben. Die einzigen Wälder, die er bisher hier gesehen hatte, waren Wälder von Gebäuden, die hoch in den Himmel reichten. So faszinierend diese Bauwerke auch waren, es fehlte ihnen etwas Entscheidendes: Leben.

"Das ist meine Schule." Die Stimme Nicoles holte ihn aus seinen Gedanken zurück. Ein großer Betonklotz ragte vor ihnen auf, in den hunderte von jungen Menschen strömten. Das Geschwätz und Gelächter der vielen Jugendlichen hallte in den weitläufigen Fluren und verebbte langsam, je weiter man in das Gebäude hineinging. Es gab viele Türen, die in die Räume führen, beinahe hinter jeder war Lachen oder Gerede zu vernehmen. Legolas folgte Nicole und Mel immer weiter, an unzähligen dieser Klassenzimmer vorbei, bis die Mädchen plötzlich vor einer anhielten. "So, jetzt drückt die Daumen, dass die Müller noch nicht da ist. Sonst können wir uns auch gleich ins Grab legen", wisperte Mel und öffnete vorsichtig die Tür.

Getuschel schlug ihnen entgegen. Offenbar wurde ihre Bitte erhört und die gefürchtete Paukerin war noch nicht eingetroffen. Trotzdem richteten sich alle Augen auf die Ankömmlinge und es wurden totenstill im Saal. So etwas in der Richtung hatte Nicole beim Anblick des Elben schon erwartet, also rasselte sie in einem Atemzug die Finnland - Geschichte herunter und wollte auf ihrem Platz gehen, doch keine Sekunde, nachdem sie geendet hatte, wurde der total perplexe Legolas mit tausenden von Fragen bestürmt. "Wie alt bist du?" "Wo genau kommst du her?" "Gibt's in Finnland mehr süße Typen wie dich?"

"Ich weile schon seit 3042 Jahren auf Erden und komme aus dem Düsterwald..." begann der Blonde folgsam, wurde jedoch von lautem Gelächter unterbrochen. "Was fürn Scherzkeks!" "Düsterwald? Wo solln das sein? Am Arsch der Welt?"

"Ja, ihr habt recht, die Finnen haben einen seltsamen Humor..." rief Nicole mit einem gezwungenen Grinsen in die Klasse, die sie einem Moment lang komisch ansah, dann aber nach und nach wieder zu den alltäglichen Geplänkel überging. Sie zog den Prinzen unsanft zu ihrem Platz in der letzten Reihe, wo sie einigermaßen (wenn man es so bezeichnen konnte) ungestört reden konnten. "Was zum Teufel sollte das bitteschön gerade?" zischte sie. Hätten Blicke töten können, wären es jetzt wohl den Blonden geschehen gewesen. "Wolltest du die gerade absichtlich verarschen oder gibt es in deiner Welt ne andere Zeitrechnung??? 3042 Jahre! Solange lebt doch kein Mensch!!!"

Legolas sah sie einen Augenblick geschockt an. Zum einem verstand er nicht, warum das Mädchen jetzt so sauer war, er hatte doch nichts von seiner wahren Herkunft verraten, immerhin konnte es einen Düsterwald auch in diesem Finnland geben. Was ihm außerdem verwunderte, war die Ausdrucksweise in dieser Gemeinschaft. Obwohl beinahe alle ihn hier das erste Mal gesehen hatten, sprachen sie ihn gleich mit `du´ an und dann noch dieser Wortlaut!!! Nicht einmal das niederste Volke Mittelerdes würde solche Sachen in den Mund nehmen. Hier schien es allerdings ganz normal zu sein. °Was ist das für eine Zivilisation, die die merkwürdigsten Bauwerke und Maschinen fabriziert, es aber nicht zustande bringt, sich gewählt auszudrücken?° fuhr ihm durch den Kopf.

"Was ist? Ich warte!", versuchte Nicole ihn zu einer Antwort zu überreden. "Das mit den 3042 Jahren stimmt. Ihr habt nicht verlauten lassen, dass ich mein Alter verheimlichen soll.", meinte er unwirsch. "Ach ja? Und das soll ich glauben? Kein Wesen lebt solange! Das ist un-mög- lich!!!" "Vielleicht mag dies in eurer Welt der Fall sein, aber ich bin ein Elb." "Na und?" erwiderte das Mädchen. "Worin sollte bitteschön der Unterschied bestehen, ob man Mensch, Tier oder eben Elb ist?" "Elben sind unsterblich.", entgegnete Legolas schlicht. Sein Gegenüber starrte ihn fassungslos an. "Ehrlich jetzt...? Ich meine...das ist KEIN Scherz?" "Gegenfrage: Warum sollte ich euch belügen?" antwortete er mit einem verschmitzten Lächeln auf den Lippen. Irgendwie sah sie süß aus, wenn sie so aus der Fassung geriet.

Nicole brauchte erstmal einen Augenblick, um diese Neuigkeit zu verarbeiten. Unsterblich? Aber...das hieße ja...

Ihre Überlegungen wurden durch eine zuknallende Tür unterbrochen. Sie blickte erschrocken auf und sah ein grimmiges Gesicht mit einer Hornbrille auf der Nase. Frau Müller war gekommen. Das Gerede erstarb sofort, als hätte jemand den Ton abgedreht und alle starrten mit gemischten Gefühlen nach vorne zum Pult, wo die Arbeitshefte der Klasse lagen.

"Wer ist das?", fragte der Elb. Er konnte nicht begreifen, dass eine kleine untersetzte Frau mittlerem Alters so eine Macht über die Jugendlichen ausüben konnte. "Das ist Frau Müller, sie unterrichtet Chemie. Heute schreiben wir bei ihr eine Arbeit, also müssen einen Test machen, der Aufschluss gibt, wie gut wir in Chemie sind.", flüsterte das Mädchen kaum hörbar zurück. Nun hatte besagte Paukerin ebenfalls den "Austauschschüler" bemerkt, dessen angebliche Geschichte Nicole heute schon das dritte Mal erzählen musste. Die Chemielehrerin runzelte ihre Stirn angesichts dieser Story, sagte aber kein Wort dazu. Gastschüler waren ihr zuwider. Sie störten ihrer Meinung nach den Unterricht und außer in der Ecke rumzusitzen machten sie eh nichts. Sie schwieg einen kurzen Augenblick, setzte dann aber zum Sprechen an, ohne Legolas weiter zu beachten. "Zur Arbeit: Ihr habt eine Schulstunde Zeit, Täuschungsversuche werden wieder immer ohne Vorwarnung mit einer Sechs geahndet." Sie begann, die Arbeitsblätter auszuteilen, mit der beschrifteten Seite nach unten. "Zeit läuft." Die Schüler drehten die Zettel um. Der nun gänzlich mehr oder weniger ignorierte Elb beobachtete die Szene mit Erstaunen. Das war also die Schule...seiner Meinung nach ziemlich sinnlos, wenn man an die wirklich wichtigen Aspekte des Lebens dachte, wie zum Beispiel das Überleben in der Wildnis. Dort brachte diesen Menschen das Wissen über Dinge, wie sie auf dem Blatt standen, auch nicht sonderlich weiter. Sein Blick wanderte weiter zu Nicole, die anscheinend angestrengt nachdachte. Gerne würde er ihr helfen, allerdings hatte er selbst keine Ahnung von den Aufgaben und wie dieser Drache da vorne durch die Gegend stierte, darauf erpicht jemanden beim Spicken zu erwischen, nahm er an, dass er das Mädchen damit nur in unnötige Probleme stürzen würde.

~*~

Gimli brummelte unwillig vor sich hin. Vor einer geschlagenen Stunde hatte der Elb ihn zurückgelassen und seitdem saß er wie bestellt und nicht abgeholt auf der untersten Treppenstufe und langweilte sich zu Tode. Aber jetzt reichte es ihm. Er stand auf. Er war schließlich kein Gegenstand, den man nach Belieben irgendwo abstellen konnte, um ihn später wieder in Betrieb zu nehmen. Wenn Legolas und das Mädchen etwa erwarteten, dass er hier sitzen bleiben und Wurzeln schlagen würde, bis sie zurückkämen, dann hatten sie sich geirrt. Außerdem tat ihm der Hintern weh.

Der Zwerg begann seine Operation: Wohnungserforschung im Erdgeschoss, die Axt im Anschlag. Obwohl diese Nicole ihm nachdrücklich befohlen hatte, die Einrichtung ganz zu lassen und der Bärtige sich ziemlich sicher war, höchstwahrscheinlich von ihr nach einer weiteren "Vorsichtsmaßnahme" umgebracht zu werden, nahm er die Waffe mit. `Man kann nie wissen´, dass wurde ihm von früh auf eingeschärft und in Mittelerde konnte es in Zeiten wie dem Ringkrieg auch gut sein, dass man des Nachts überraschend von Orks oder ähnlichem angegriffen wurde. °Wer weiß, ob es hier genauso ist?° dachte er und öffnete vorsichtig die erste Tür. Dahinter befand sich ein heller, freundlicher Raum, in dem ein großes Bett und eine Schrankwand Platz gefunden hatten. Es musste das Gemach dieses Mädchens sein. Schon wollte der Zwerg kehrtmachen, als er beim Schreibtisch eine seltsame weiße Kiste mit verschiedenfarbigen Knöpfen und komischen Schlitzen entdeckte. Ignorierend, dass er sich in dem Zimmer eines weiblichen Wesens befand, ging er näher an den Tisch heran, um dieses Ding besser betrachten zu können. Mit einem skeptischen Blick registrierte Gimli auch noch ein Brett mit vielen Knöpfen, auf denen fremdartige Zeichen abgebildet waren, einem kleinen weißen Klotz, den man hin- und herschieben konnte, einen weiteren weißen Kasten, der in der Mitte schwarz war und noch zwei Dinger, die entfernt einem Teil des Geräts, dass das Mädchen "Stereoanlage" genannt hatte, erinnerten.

Der Neugier halber drückte der Zwerg den Größten der Knöpfe an der Kiste. Sofort begann sie, zu piepsen und zu rattern, während sich das Schwarze des anderen Kastens veränderte. Nun war zuerst eine weiße Schrift auf dem schwarzen Hintergrund zu erkennen, die plötzlich wieder verschwand und eine blau-grüne Fläche erschien, auf der in regelmäßigen Abständen eine Art kleine Zeichnungen angebracht waren, unter denen etwas geschrieben stand. Auch ein kleiner weißer Pfeil war auf dem Bildschirm zu erkennen. Nun stieß Gimli mit einem Finger vorsichtig gegen den kleinen Klotz auf dem Tisch und... der Pfeil auf der Fläche bewegte sich!!! Was zum Sauron war das schon wieder? Nichts vergleichbares hatte er bisher irgendwann in seinen Leben gesehen... Wahrscheinlich waren die Dinger durch einen Zauber oder so verbunden, anders konnte er sich das eben Geschehene nicht erklären. °Wenn es so wäre, dann haben die Zeichnungen wahrscheinlich auch eine Bedeutung°, fuhr dem Bärtigen durch den Kopf. Er bewegte den kleinen Pfeil, bis der sich mit einer Zeichnungen berührte. Es tat sich nichts. Schon entmutigt wollte Gimli seine Entdeckungstour fortsetzen, da entdeckte er, dass der Klotz, mit dem den Pfeil hin- und herschob, vorne zwei Tasten hatte. Neugierig betätigte er eine davon. Ein graues Feld erschien, in dem wieder etwas geschrieben stand. Ohne zu wissen, was es bedeutete, klickte der nun stark interessierte Zwerg auf den obersten Schriftzug. Abermals veränderte sich die Fläche, jetzt zeigte sie eine weite Landschaft, in der fremdartige Wesen herumflogen. Auch der Pfeil hatte sich verwandelt, stattdessen war jetzt ein komisches kleines Viereck vorhanden. Wie der Pfeil zuvor reagierte es auf die Bewegungen des Klotzes. Wieder klickte Gimli, diesmal auf eine der Kreaturen, gespannt, was nun passieren würde. Sie verdrehte die Augen und fiel mit einem kreischendem Laut vom Himmel. Der Zwerg hob erstaunt die Augenbrauen. Mit sowas hatte er sicher nicht gerechnet. Vielleicht war dies eine Übung, den Menschenkindern beizubringen, wie man Wild jagte (Dass Moorhühner eigentlich nicht zum Essen gedacht sind, konnte er ja schlecht wissen^.^) Trotzdem brachte es irgendwie Spaß mit sich, also machte er weiter, ganz auf das Spiel konzentriert.

Erst ein lautes Krachen ließ ihn auffahren. Er schnappte sich seine Axt und schlich vorsichtig zur Tür, öffnete sie ein Spalt. Ihm stockte der Atem. Das...das konnte unmöglich sein!!! Wie, bei Morgoth, kamen diese Kreaturen hierher??? Die neu angekommen Gestalten hatten sich mittlerweile wieder erhoben und eine Welle der Furcht überströmte den Bärtigen. Angst, die sich aller seiner Sinne bemächtigte. Dieses Gefühl kannte er gut, zu gut. Eine solche Aura hatten auch die Nazgûl Saurons ausgestrahlt, allerdings um einiges schwächer. Was waren das für Monster? Der Kleidung nach zu urteilen kamen sie wahrscheinlich ebenfalls aus Mittelerde, vermutlich standen zu Diensten Melkors. Da, drei der vier Gestalten bewegten sich jetzt in Richtung Haustür. Offenbar wollten sie die Gegend erkunden. Das übriggebliebene Wesen kroch jedoch schnüffelnd zu Nicoles Zimmer. Zu Gimli. Dieser zögerte keinen Augenblick. Sobald das Schloss des Eingangs wieder zuschnappte, sprang er, seine Furcht so gut es ging ignorierend, aus dem Raum heraus auf die überraschte Kreatur zu und köpfte sie. Blut spritzte in alle Richtungen und gellender Schrei ertönte, während eine Art schwarze Wolke in den Himmel stieg, den nun leblosen Körper zurücklassend. Der Zwerg wischte sich den Angstschweiß von der Stirn. Wenn dies wirklich Diener Morgoths gewesen waren, dann hatte er wahrhaftig Glück gehabt. Höchstwahrscheinlich hatten sie es auf ihn und Legolas abgesehen...°Wer weiß, was sie mit uns vorhaben°, dachte er, °Ich muss Legolas warnen...aber wie?...Moment mal!° Dem Bärtigen kam eine Idee. °Wenn er bei dem Mädchen ist, dann kann ich doch dieses Feleton benutzen, um mit ihm zu sprechen!!!° So schnell es seine kurzen Beine erlaubten, rannte er nach oben, wo das Telefon und der Zettel mit Nicoles Handynummer lagen griff das Gerät, tippte - wie die Braunhaarige es ihm gezeigt hatte - die Zahlenreihe ein und hielt sich das Ding ans Ohr, voller Spannung, was nun passieren würde. Würde es funktionieren? Konnte er den Elben rechtzeitig warnen, bevor diese Wesen ihn fanden?

Bis in drei Wochen *euch alle knuddelt*!!!

Ciao denn mystica