Kapitel 5

Der Mir-gehört-sowieso-nix-Spruch: Immer noch...*grummel*...alles Tolkien...

Warnung: Bei mir ist es etwas anders als im Buch! Keiner der Gefährten, Elrond oder Galadriel sind in den Westen gesegelt, sondern leben alle noch in Mittelerde. Nur die Istari (bis auf Gandalf) sind mittlerweile alle abgehauen!

A/N: Ich weiß, ich brauch ewig! Sorry!!! Doch auch dieses Mal gibt es ne Premiere:

Die erste Widmung!!! Dieses Kapitel ist für meine liebe MayLynn, weil sie heute Geburtstag hat ^^... Also Alles Gute und was man da sonst noch wünscht ;o)!!!

Kapitel 5 Eine Nacht unter Sternen Für MayLynn

"...Du bist die Auserwählte..." Immer wieder kreiste dieser Satz in Nicoles Gedanken. Und mit ihm viele ungeklärte Fragen. Warum? Warum gerade sie? Wie konnte das sein?

Sie wusste es nicht. Vorhin hatte sie Mel mit zum Arzt begleitet, dem sie irgendeine wirre Geschichte von einer Schlägerei als Grund für diese Verletzungen angaben. Nach einigem Hin und Her hatte dieser dann auch Mels Arm wieder eingerenkt und den Messerstich in ihrer Schulter vernäht. Auch Nicoles Platzwunde wurde versorgt. In Gedanken hing sie immer noch dem heutigen Tag nach. Soviel war passiert...

Ein lautes Brüllen drang in ihr Bewusstsein. Schnell lief das Mädchen in die Küche, wo sie den Urheber dieses Schreis vermutete und erblickte ihre Freundin, den rechten Arm in einer Schlinge, in der linken Hand hielt sie jedoch einen Wattebausch. Sie kniete vor Gimli, der von Legolas auf einem Stuhl festgehalten wurde.

"Was zum Sauron ist das wieder für eine Orkteufelei???", wetterte der Zwerg nun los. "Das brennt wie Drachenfeuer!!!" Ohne seine Einwände zu beachten, näherte sich Mel mit dem Wattebausch wieder dem verletztem Bein ihres Gegenübers, doch dieser wich soweit zurück, wie es ihm möglich war, was zur Folge hatte, dass er das Gleichgewicht verlor und rückwärts vom Hocker kippte.

Schnell hatte er sich wieder aufgerappelt und steuerte nun auf die Tür zu, allerdings hatte der Bärtige seine Rechnung ohne den Elben gemacht. Dieser hatte ihn wieder eingefangen und zu der Schwarzhaarigen zurückverfrachtet, die mit einem entnervtem Seufzer versuchte, die Wunde zu reinigen. Wieder wollte Gimli einen Fluchtversuch starten, doch Legolas hielt ihn diesmal fest, sodass diese Idee nicht verwirklicht werden konnte.

"Jetzt ziemt Euch nicht so! Ich weiß, dass Jod nicht gerade angenehm ist, aber es muss nun mal sein!" "Zwerge! Immer und überall müssen sie die Helden markieren und wenn's um ärztliche Versorgung geht, sind sie feige wie ein einziger Haradrim vor der großen Armee!", ertönte nun die halb verärgerte - halb belustigte Stimme des Elben.

Das wirkte. Einen solchen Angriff auf seine Ehre konnte der Bärtige nicht einfach zulassen. Schließlich war er ein Zwerg!

Wieder fuhr ein unangenehm brennendes Gefühl durch sein Bein, doch diesmal unterdrückte er jede gefühlsmäßige Regung. Nicht nochmal wollte er sich dem Spott seines Freundes aussetzen. "Geht doch." Ein schelmisches Grinsen legte sich auf die Lippen des Blonden. Auf die angebliche Furchtlosigkeit der Zwerge ließ Gimli nichts kommen. "So, fertig", meinte Mel plötzlich und der Bärtige stand mehr oder weniger vor sich hingrummelnd auf. Um seine Wunde am Bein war nun ein weißer Verband gewickelt. "Der Nächste, bitte!" Schon wurde Legolas auf den Stuhl geschoben. "Nicht nötig, ich bin nicht..." "Doch, Ihr seid verletzt!", schnitt ihm die 18-jährige ihn gegenüber das Wort ab und deutete auf die vielen Kratzer und Schnittwunden, die überall unter der Tunika hervorblitzten. "Aber ich...", setzte der Elb erneut wieder zum Protest an, der jedoch abermals von dem eifrig hantierenden Mädchen unterbrochen wurde. "Kein aber! Auch Kratzer wie diese können sich entzünden, wenn man sie nicht reinigt.", meinte sie energisch und drückte dabei versehentlich etwas zu fest mit dem jodgetränktem Wattebausch auf eine größere Wunde im Stirnbereich des Blonden. Dieser zuckte zusammen. "Seid Ihr bloß des Wahnsinns oder Foltermeisterin?", brachte er mit zusammengebissenen Zähnen hervor. "Nein, Krankenschwester in Ausbildung", gab sie ungerührt zurück und wendete sich den weiteren Verletzungen Legolas' zu.

~*~

"MEIN SOHN IST WAS???" "Es entspricht der Wahrheit, mein Herr. Die Späher, den Ihr Eurem Sohn folgen ließet, haben alles mitangesehen. Sie konnten nicht eingreifen, es waren zu viele..." Der Botschafter verstummte. "Lasst mich allein, Lanthir" Wie befohlen zog sich der Elb zurück.

Thranduil sank auf seinem Thron zusammen, all die Beherrschung fiel von ihm ab. Sein Sohn...entführt? Wie konnte das möglich sein? Sein Hauptmann, Lanthir, hatte ihm mitgeteilt, dass Legolas von Uruk-Hai entführt worden sei. Seit dem Ringkrieg galten diese Wesen mehr oder weniger als ausgerottet, wie konnte es dann sein, dass so viele im Düsterwald umherstreiften?

Es klopfte. Schnell setzte der König wieder die emotionslose, strenge Miene eines Herrschers auf und rief seinen Diener zu sich in Thronsaal. "Verzeiht die Störung, Mylord, doch Mithrandir der Weiße ist angekommen und wünscht Euch unverzüglich zu sprechen." Der König nickte. "Lasst ihn herein."

Sein Untergebener verbeugte sich nochmals vor ihm und wandte sich zu der prachtvoll mit Schnitzereien verzierten Flügeltür, öffnete sie. Hindurch schritt ein älterer Mann mit langem schneeweißem Bart. Vom Aussehen her glich er einem etwa 70- bis 80-jährigen Menschen, doch seine Augen strahlten mehr Weisheit und geistige Kraft aus, als es je für jemanden dieser kurzlebigen Rasse möglich wäre zu erlangen. Er war vollkommen in weiß gekleidet und in seiner Hand hielt er einen großen holzgeschnitzten Stab. Er hatte viele Namen, die Elben nannten ihn Mithrandir, andere riefen ihn Ólorin, doch sein bekanntester Name war Gandalf. Er war einer der Istari, soweit man wusste, der letzte, der noch in Mittelerde verweilte. Alle anderen Zauberer waren entweder schon vor Jahren nach Valinor zurückgekehrt oder den Weg in Mandos' Hallen eingegangen.

"Mithrandir! Welch Geschick der Valar führt Euch zu solcher Zeit nach Düsterwald?" "Ihr kennt den Grund meines Besuches, Thranduil, König des Waldlandreiches", erwiderte der Angesprochene, "wenn auch nicht direkt. Es hat mit Legolas zu tun."

Kaum merklich zuckte der Elb bei dem Gedanken an seinen Sohn zusammen, fasste sich jedoch gleich wieder. Mit einer schnellen Handbewegung deutete er seinen Wachen und Dienern, ihn mit dem Zauberer alleine zu lassen.

"Nun sprecht, mein Freund", begann er mit leiser Stimme, nachdem sich die Flügeltür wieder geschlossen hatte, "was wisst Ihr über den Verbleib von Legolas?" Gandalf holte Luft. "Wie Euch zu Ohren gekommen ist, ereignet sich Seltsames in den Bergen des Düsterwaldes. Dies ist soweit ich weiß auch der Grund, weshalb Ihr Euren Sohn auf diese Erkundungstour geschickt habt." Der König nickte.

"Nun, Euch wurde berichtet, dass er und sein Freund, der Zwerg, von Uruk- Hai gefangen genommen wurden. Dies entspricht nur der halben Wahrheit. Es stimmt, diese Wesen haben die Entführung durchgeführt, doch dahinter verbirgt sich jemand anders. Ich spüre, wie wieder Schatten über Düsterwald sich legen..." "Aber wer? Wer könnte dann es sein?", unterbrach Thranduil seinen Gast. "Sauron ist vernichtet, der Hexenkönig Angmars ebenso, auch Saruman ist nicht mehr... Welche neue Macht ist dann am Werke?"

"Es ist keine neue Macht...", begann der Zauberer bedächtig, kurz hielt er inne, suchte für die richtigen Worte. "Es... es ist eher eine alte Kraft, die wiederersteht..." Abermals schnitt ihm der Herrscher der Waldelben das Wort ab. "Was wollt Ihr damit sagen? Die schwarze Magie vergangener Zeiten..." Gandalf gebot ihm zu Schweigen. "Nein, die bösen Mächte der ältesten Tage sind nicht auf Ewig gefangen in den Gefilden Eas, auch wenn die Valar es so beabsichtigten.", fuhr er fort. "Damit - Ihr meint doch nicht etwa..." "Doch, zu aller Leid, es ist geschehen.", beendete der Zauberer den Satz. Besorgnis zeichnete sich auf seiner Miene und... Furcht? War es wirklich Angst, Angst, die jedes Denken zunichte machte, Angst, die einen keinen klaren Gedanken fassen ließ? Nein, das war es nicht, es zeugte der Meinung des Elben nach von einer Art inneren Aufgewühltheit, dennoch verhielt sich der alte Mann ihm gegenüber äußerlich ruhig, geradezu gelassen. Gegen alle Höflichkeit starrte Thranduil seinen Gast mehr oder weniger weiterhin an, versuchte dessen Gefühle zu deuten, herauszufinden, ob sein schreckliche Vermutung der Wahrheit entsprach.

Doch so schnell, wie sie gekommen war, war diese Art von Gemütsregung Mithrandirs wieder verschwunden, als wäre sie nie dagewesen und machte es dem Waldkönig unmöglich, weiter in dessen Seele zu lesen. Der Zauberer seufzte.

"Ja, auch wenn es schier unfassbar klingen mag, er hat es geschafft, sich aus der Äußeren Leere zu befreien, er ist wieder nach Arda zurückgekehrt. Morgoth ist auferstanden."

~*~

Nachdem nun die Wunden aller Beteiligten mehr oder weniger versorgt waren, machten sich Mel und Nicole auf Mission Hungerbewältigung. Schnell war die nächstbeste Familientiefkühlpizza aufgetaut und die Mädchen wuselten geschäftig in der Küche herum, von den beiden Mittelerdlern argwöhnisch beobachtet.

"Gimli, kannst du die Pizza in den Backofen schieben?", fragte Mel, während sie die Spülmaschine ausräumte, um Platz für das schmutzige Geschirr zu schaffen, was sich mit nur einem Arm als schwierig herausstellte. Sie war erleichtert, dass dieses vornehme Geschwafel nun ein Ende hatte. Vorhin hatten sie nämlich alle gemeinsam vereinbart, nach all dem was heute passiert war, die Förmlichkeiten beiseite zu legen.

Der Zwerg zog fragend eine Augenbraue in die Höhe. "Ich soll was?" Entnervt stöhnte das Mädchen auf. Sie wusste zwar, dass er nichts für seine Unwissenheit konnte, dennoch ging es ihr ziemlich auf den Keks jede Kleinigkeit hunderte Male erklären zu müssen.

"Nimm das Ding mit dem belegtem Teigfladen drauf und schieb es da rein!", erwiderte sie, mit einem Kopfnicken auf den Ofen deutend.

Wie befohlen nahm der Bärtige nun das Blech und näherte sich vorsichtig der vorgewärmten Backröhre. Er öffnete die Luke und wollte die Platte schon hineinbefördern, als er mit seiner Hand gegen das heiße Innere des Geräts kam.

Vor Schreck (und Schmerzen, was er aber niemals zugegeben hätte) ließ er das Blech mit einem lautem Scheppern zu Boden fallen. Die Pizza flog dabei durch den Raum und landete - mit der belegtem Seite nach unten - auf der Erde.

Stille. Die beiden Mädchen standen fassungslos, nun ohne Aussicht auf ein anständiges Abendessen einfach nur da, Legolas hielt sich mit verzogenem Gesicht die Ohren, das Blech war nämlich direkt neben ihm niedergegangen und der Krach des Aufschlags war etwas zu viel für seine Spitzöhrchen. Gimli hingegen betrachtete die immer größer werdende Brandblase, die sich nun auf seiner Hand ausbreitete.

"Super... das wars dann wohl mit Abendessen...", murrte Nicole leise und begann im Kühlschrank nach etwas anderem Essbaren zu kramen.

"Lektion 1 für das erfolgreiche Überleben in einer Küche: Backöfen und Herdplatten sind heiß!", hörte man die leicht ironische Stimme Mels, während sie sich bückte und versuchte, den Boden soweit wie möglich von den Pizzainnereien zu befreien.

°Dieser Zwerg...° grummelte sie im Stillem. °Immer schaffte er es irgendwie, etwas unbrauchbar (in diesem Fall die Pizza ungenießbar) zu machen...°

~*~

"Was sollen wir jetzt unternehmen? Wenn...er... wirklich zurückgekehrt ist?" Der Waldkönig mied den Namen. Ratlos saß er mit Gandalf immer noch im Thronsaal seines Palastes. Was sollte nun geschehen? Was wird passieren, wenn sich seine Schatten wieder ausbreiteten, zuerst über Düsterwald und dann, nach und nach auch über den anderen Teilen Mittelerdens?

"Ihr müsst wissen, Thranduil, dass diesmal nicht nur das Schicksal Ardas bedroht ist", setzte der weiße Zauberer an, als hätte er die Gedanken des Elben erraten. "Was wollt Ihr damit sagen?" Mit unguter Vorahnung blickte der König auf. Gab es etwa mehr als nur Mittelerde? Diese uralten Legenden, die Kindern oft als Märchen vorgesetzt wurden, waren sie tatsächlich Realität?

"Ihr kennt die Sagen über das Bestehen anderer Dimensionen, nehme ich an." Der König nickte kaum merklich und Gandalf fuhr fort. "Um es kurz zu machen, es sind keine Mythen, sondern ist Wirklichkeit. Und der schwarze Lord weiß das." Der Zauberer machte ein bedeutungsvolle Pause. "Er will diesmal nicht nur die Herrschaft über Mittelerde erlangen, sondern auch über die restlichen geschaffenen Welten. Legolas und Gimli waren seinem Geheimnis auf der Spur, wären die beiden weiter in die Berge des Düsterwaldes eingedrungen, hätten sie seine Festung mit Sicherheit früher oder später entdeckt. Deshalb wurden sie verschleppt."

"Woher... wisst Ihr... dies alles?" Nur mit Mühe konnte der Elb seine gefühllose Maske aufrechterhalten. Innerlich tobte ein Sturm der Gefühle. Angst hatte er, Angst um seinen Sohn, fürchtete, ihn niemals wiederzusehen. Andererseits war er König und musste für sein Volk sorgen, es vor Morgoth beschützen. Seine persönlichen Ziele und Gefühle durften da nicht die Oberhand erlangen.

"Elrond berichtete es mir, er hat es vorausgesehen. Er erwähnte auch etwas über die Valar und dass diese versuchen, Euren Sohn als Botschafter in andere Welten zu schicken... Genaueres hat auch der Herr Bruchtals nicht erfahren..."

Thranduil stand auf und lief im Zimmer herum. Schon lange war er nicht mehr so ratlos gewesen wie jetzt. "Aber... was soll nun geschehen? Wissen die anderen freien Völker Mittelerdes schon davon?" Gandalf schüttelte den Kopf. "Nein, bis auf Bruchtal, Lórien und jetzt Düsterwald hat Arda keine Ahnung von dem, was uns höchstwahrscheinlich bevorsteht. Im goldenen Wald wird in Kürze in Rat eingerufen, wo wie zu Zeiten des Ringkriegs Vertreter von so vielen Völkern wie möglich erscheinen sollen. Wenn Ihr eine Delegation hinschicken wollt, Thranduil..."

"Ich werde keine Delegation schicken", unterbrach ihn der Angesprochene. "Ich werde selbst mit einer Eskorte nach Lórien reisen." Er öffnete die Tür und sprach zu den Wachen, die vor ihr verharrten. "Schickt Lanthir zu mir! Schnell!"

~*~

Nochmal etwa eine halbe Stunde später war es den Mädchen gelungen, etwas halbwegs Essbares aus den dürftigen Vorräten Mels zu zaubern, was noch für alle Vier reichte.

Schnell saßen alle am Tisch und Mel schien Gimli mittlerweile das mit der Pizza verziehen zu haben, die beiden lachten und machten Scherze, als wären sie schon seit Jahren die besten Freunde. Gerade gab der Zwerg einige Anekdoten aus seiner verbrachten Zeit mit Legolas zu Besten, wobei sich die Schwarzhaarige beinahe kugelte vor Lachen. "...Und dann hättest du sein Gesicht sehen müssen! Der mutige Elbenkrieger in den glitzernden Grotten... Da kam seine Höhlenphobie wieder hoch!" "Höhlenphobie?" Das Mädchen kicherte belustigt. "Wir Elben ziehen nun mal eine Nacht unter freiem Himmel im Sternenschein einer in einer engen und dunklen Höhle vor", erwiderte der Blonde ungerührt. "Übrigens, Gimli, darf ich dich daran erinnern, dass du auch keinen besseren Eindruck gemacht hast, als unsere Reise uns nach Fangorn führte!"

Diesmal war es Legolas, der ein schelmisches Lächeln auf den Lippen hatte, während Gimlis Gesichtfarbe nun von normal über rosa bis hin zu tiefrot wechselte. Wieder stiegen Mel beim Anblick der Tomate auf zwei Beinen ihr gegenüber beinahe die Lachtränen in die Augen.

So ging fast noch den gesamten Abend weiter, bis die Schwarzhaarige irgendwann anfing, zu gähnen. "Du solltest dich langsam zu Ruhe betten", meinte der Elb, "es war ein anstrengender Tag heute." "Hast recht. Also dann, bis morgen..." Mel erhob sich und auch Nicole folgte ihr. Wortlos. Schon den gesamten Abend hatte sich die 16-jährige kaum an den Gesprächen beteiligt und meist schweigend am Tisch gesessen. Als wäre sie nur ein unsichtbarer Zuschauer des Geschehens. Was war mit ihr los?

Nun trafen sich ihre Blicke, die nun leicht besorgten des Elben und die nachdenklichen des Mädchens. Einen kurzen Moment sah er Schmerz in ihnen und Angst. Sie lächelte. Es war ein künstliches Lächeln, das ihre wahren Gefühle überdecken sollte, ihn und die anderen glauben lassen sollten, das alles in Ordnung war. "Gute Nacht." Sie wandte sich ab, folgte ihrer Freundin in deren Zimmer, wo die beiden Mädchen schlafen sollten.

Mit einem Seufzen stand nun auch Legolas auf und begab sich ins Wohnzimmer, wo für ihn und den Zwergen aus Kissen, Decken und Matratzen eine notdürftige Schlafstätte errichtet worden war.

Er legte sich auf sein Lager, versuchte sich zu entspannen, doch schlafen konnte er nicht. Zum einen lag es wohl an Gimli, der nur wenige Meter von ihm entfernt Geräusche von sich gab, als würde er ganz Düsterwald absägen wollen, andererseits fanden auch seine Gedanken keine Ruhe. Wieso war Nicole so still geworden innerhalb dieser kurzen Zeit? Seit sie mit der Prophezeiung wieder zurückgekommen waren und diese nun doch der endgültige Beweis darstellte, dass sie die Auserwählte war...

Seitdem hatte das Mädchen kaum ein Wort von sich gegeben. Mit einem weiterem Seufzer drehte sich der Elb auf die andere Seite. Es würde noch eine Weile dauern, bis er ins Reich der Träume hinüber glitt.

~*~

Schnellen Schrittes eilte Lanthir durch den Palast seines Königs, in Richtung Thronsaal. Als er die riesige Flügeltür öffnete, stockte er einen Augenblick lang. Was machte die königliche Garde hier? Ihm wurde berichtet, dass es sich um eine geheime Besprechung handelte und zu solchen war diese gewöhnlicherweise nicht anwesend.

"Hauptmann Lanthir, da Ihr nun ebenfalls eingetroffen seid, sind wir vollzählig.", begann Thranduil mit gebieterischer Stimme. Der Angesprochene deutete eine Verbeugung an und setzte sich zu den anderen gerufenen Elben, gespannt auf das, was nun kommen würde. Es waren nur wenige geladen, allein die engsten Vertrauten des Königs saßen nun mit ihm in diesem Saal. Schon lange hatte es keinen Treffen dieser Art gegeben und jedesmal, wenn so etwas geschah, dann war es wirklich von großer Bedeutung, was besprochen wurde, meist ging es um die Sicherheit des Waldelbenvolkes.

"Krieger Düsterwalds, langjährige Freunde..." Thranduil erhob die Stimme. Erwartungsvolle Augenpaare blickten ihn an. Was war geschehen, das der König zu einer geheimen Beratung einberief? Waren wieder Orks oder sonstige Höllenwesen im Düsterwald gesichtet worden, die das Volk bedrohten?

"Auch wenn es schier unfassbar klingen mag, es ist geschehen..." Wieder machte der Herrscher des Waldes eine kurze Pause bevor er weitersprechen wollte, doch Mithrandir ergriff das Wort. "Erzählen wir die gesamte Geschichte. Wie viele, wenn nicht alle der hier Anwesenden vermutlich zu Ohren gekommen ist, ereignet sich seltsames in den Bergen des Düsterwalds. Es heißt, dass viele Wanderer und Bewohner dieses Gebietes, Menschen, Zwerge und sogar Elben spurlos verwinden würden und um dieser Sache nachzugehen, wurde seine Hoheit Prinz Legolas auf einen Erkundungsritt geschickt, gemeinsam mit seinem Gefährten Gimli Gloinssohn. Trotz aller Vorsicht wurden beide an den nördlichen Ausläufer der Berge von Uruk-Hai überfallen und überwältigt."

Totenstille. Nichts regte sich im Saal, alle waren wie erstarrt. Der Prinz? Entführt? Wie war das möglich? Lanthir blickte zu Boden. Er fühlte sich schuldig. Er war dabei gewesen, hatte es gesehen... Aber er konnte nichts tun. Es schmerzte ihn. Legolas war immer ein guter Freund seinerseits gewesen, sie waren beinahe wie Brüder, obgleich Lanthir nicht aus dem Königshause stammte.

"Das ist nicht möglich! Die Uruk-Hai gelten seit dem Ringkrieg als ausgerottet, auch Sauron und Saruman sind nicht mehr, wie können diese Kreaturen dennoch ihr Unwesen treiben? Niemand sonst hätte die Macht, abermals solche Geschöpfe des Bösen zu erschaffen!"

Es war ein dunkelhaariger Elb, der diese Worte sprach, Seregon war sein Name, der jüngere Bruder Thranduils und zugleich sein Berater.

"Doch, zu unser aller Leid gibt es immer noch jemanden, der über diese Macht verfügt." Der Zauberer antwortete, mit leiser, aber dennoch mit einer Stimme, die keinen Widerspruch zuließ. "Wer? Wer sollte bei Eru in der Lage sein, solch böses Werk zu vollbringen? Welche neue Schatten wollen Arda versuchen zu bedecken?" Wieder war es Seregon, der diese Worte sprach.

"Es sind Schatten, fürwahr, doch keine neuen Mächte, die Mittelerde diesmal in Dunkelheit stürzen wollen. Alte Kräfte, von denen man glaubte, dass sie für die Ewigkeit gebannt seien, sind wiedererstanden...." Gandalf verstummte und sah auf. Eine ungute Vorahnung schlich sich in die Gedanken Lanthirs. Das...das konnte niemals der Realität entsprechen!... Nein...es lag nicht im Bereich des möglichen...

Doch der Blick aus den eisblauen Augen des Magiers sagte etwas anderes. "Lord Elrond von Bruchtal hat es vorausgesehen, auch wenn es schier unmöglich klingen mag... Krieg steht bevor. Krieg mit dem schwarzen Vala. Krieg mit Morgoth."

~*~

Unruhig wälzte sich Nicole hin und her. So sehr sie es sich auch wünschte, schlafen konnte sie nicht. Sie hörte die ruhigen Atemzüge ihrer Freundin, die schon vor einiger Zeit in das Reich der Träume hinübergeglitten war. Insgeheim beneidete die Braunhaarige sie. Sie hatte nicht diese Probleme, diese Fragen, die immer stärker, immer fordernder nach einer Antwort verlangten... Sie konnte ohne diese Sorgen ruhen...

Schnell schob die 16-jährige diese Gedanken beiseite. Sie seufzte. Dann stand sie auf, verließ, nach einem letztem Blick auf Mel das Zimmer. So oder so würde sie heute keinen Schlaf finden.

Möglichst kein Geräusch verursachend schlich sie sich durch das Wohnzimmer, darauf bedacht, Legolas und die anderen nicht zu wecken. Leise versuchte sie, die Balkontür zu öffnen, dennoch knarrte es ein wenig. Zögernden Schrittes lief sie hinaus auf den Balkon, blickte nach rechts. Dort befand sich ein großer Baum, in geringem Abstand zum Geländer. Einen Moment lang verharrte das Mädchen. Dann sprang sie. Mit den Händen erwischte einen dicken Ast, hangelte sich daran herunter. Als sie nahe genug am Boden war, ließ sie sich fallen.

Sie ging einige Schritte über die angrenzende Wiese, bis sie sich irgendwann unweit des Hauses einfach niedersinken ließ. Ihre Blicke erfassten den Nachthimmel, klar und mit vielen kleinen leuchtenden Punkten übersät. Nicole liebte den Sternenhimmel, sie wusste nicht warum, doch immer, wenn sie hinauf sah, fühlte sie sich irgendwie geborgen, als wäre sie an einen Ort ihrer Kindheit zurückgekehrt, einem Platz, wo sie immer freundlich aufgenommen wurde und man sich um sie kümmerte, ganz egal was vorher war.

Doch es war diesmal nicht das einzige Gefühl, das sich in ihrem Herzen breit machte, da war noch etwas. Je mehr sie sich den Sternen widmete, desto stärker wuchs eine unbestimmte Sehnsucht in ihr, eine Sehnsucht, die ihr zu verstehen gab, dass sie nicht wirklich hierher gehörte, dass ihr Platz ein anderer war.

Wie von selbst wanderten ihre Hände zu ihrer linken Hüfte und zogen scheinbar aus dem Nichts Caladech hervor. Silbern schimmerte es im Mondlicht und plötzlich, ohne es zu wollen, rollte eine Träne über die Wange des Mädchens. Dann noch eine. Und eine weitere.

Ihre Schultern begannen zu zucken. Warum weinte sie? Die ganze Zeit war sie stark gewesen... und jetzt? Die Gefühle übermannten sie. Zuviel hatte sich in den letzten Stunden angestaut, um es weiter zu ignorieren. Warum sie? Warum musste ausgerechnet sie mit dieser Prophezeiung gemeint sein? Am heutigen Tag war mehr geschehen als in ihrem gesamten Leben bevor. Noch vor 24 Stunden war ihre größte Sorge gewesen, irgendwie eine gute Chemiearbeit zu schreiben. Und jetzt?

Nun musste sie die Zerstörung der Dimensionen aufhalten. Und sie wusste nicht wie. Vielleicht war es auch gerade diese Hilflosigkeit, die sie so verzweifeln ließ. Immer noch liefen Tränenströme ihr Gesicht hinab, bis sie hinuntertropften und ihre Jeans benetzten. Der Wind fuhr sachte durch ihr Haar, wehte es ein wenig zur Seite, schien ihre Haut zu streicheln.

Er schien leise zu flüstern, sie trösten zu wollen... doch war es wirklich der Wind? Das Mädchen spürte eine Hand auf ihrer Schulter, drehte sich erschrocken um und erblickte Legolas. Er stand ein wenig hinter ihr und dennoch war er so nah, dass Nicole den Duft von Wiesen und Blättern wahrnehmen konnte.

"Warum weinst du?" Seine Stimme, sanft und glockenklar, brachte sie wieder dazu, in seine Augen zu sehen. Wie tief und unergründlich sie doch waren...wie der Ozean... Sie musterten sorgenvoll die Braunhaarige.

"Ich... ich weiß es nicht...Entschuldige..." Im Sternenlicht schimmerten die Tränenspuren noch auf ihren Wangen. Krampfhaft versuchte sie, ihre Schluchzer zu unterdrücken, doch es gelang ihr nicht. Es schmerzte den Elben, sie so aufgelöst zu sehen, so... hilflos.

Er hatte sie vorhin gehört, als sie auf den Balkon gegangen war und war ihr nach einigen Minuten gefolgt, doch anstatt sie wie erwartet auf der Terrasse anzutreffen, erblickte er auf der Wiese eine zusammengekauerte Gestalt, deren Schultern verdächtig zuckten.

"Du brauchst dich nicht zu entschuldigen. Versuche nicht, deine Gefühle zu unterdrücken. Es ist besser, wenn du sie rauslässt."

Wieder begannen die Tränen über ihr Gesicht zu laufen und Legolas zog sie etwas näher an sich, versuchte sie zu trösten. Er wusste zwar nicht genau, was ihr Herz beschwerte, trotzdem spürte er, dass sie dankbar war, dass er hier bei ihr war, ihr versuchte, Trost zu spenden.

Wie lange sie so da saßen, wusste sie nicht. Doch mit der Zeit wurden ihre Schluchzer weniger und keine Wassertropfen bahnten sich mehr den Weg über ihre Wangen. Und die gesamte Zeit war er bei ihr, hörte ihr zu.

"Ich...ich weiß einfach nicht mehr, was ich tun soll... gestern war ich noch ein normales Mädchen und heute... jetzt bin ich die Auserwählte und habe die Dimensionen vor der Dunkelheit zu beschützen...es...es kam alles so plötzlich, so unvorbereitet...ich habe das Gefühl, dass ich nicht die Richtige bin...wäre ich es, dann...dann hätte ich euch heute retten können!"

Sie verstummte abermals und sah ihn wieder an. Selbstvorwürfe spiegelten sich in ihren Augen und Unsicherheit. Es musste wirklich hart für sie sein.

"Aber du hast uns heute gerettet!" Legolas widersprach ihr. "Wärest du nicht gewesen, wären wir womöglich tot!" "Wäre ich nicht gewesen, wäret ihr erst gar nicht in diese Situation gekommen..." Sie flüsterte beinahe. "Wenn Gimli und ich dich nicht getroffen hätten, dann, bei Eru, wüsste ich nicht, was alles noch passiert wäre. Ohne dich wären wir in dieser Welt verloren gewesen!"

Nicole lächelte. Es war kein echtes Lachen, zu dem sich ihre Lippen verformten, eher eine misslungene Grimasse. Sie versuchte, ihn glauben zu lassen, dass wieder alles in Ordnung war, versuchte, ihn zu täuschen. Vielleicht schaffte sie dies auch bei ihren Mitmenschen, doch nicht bei einem Elben.

Sie wich seinen Blicken aus, stattdessen sah sie hinauf, in die scheinbar endlosen Weiten des Nachthimmels. "Findest du sie nicht auch so wunderschön? Die Sterne meine ich."

Sein Gesicht nahm einen verträumten Ausdruck an, als würde er in Erinnerungen schwelgen. "Das Erste, was die Elben nach ihrem Erschaffen erblickten, waren die nächtlichen Gefilde Mittelerdes und seitdem nehmen die Sterne einen festen Platz in ihren Herzen ein. Sie sind ihre Begleiter, wohin sie auch gehen..."

Seine Stimme wurde leiser und leiser, bis sie schließlich vollkommen verstummte. Eine Weile sah er noch hinauf, in die Nacht. So ähnlich schien der Himmel hier dem in Arda und doch war es nicht derselbe, oder täuschte er sich?

Dann, plötzlich spürte ein Gewicht auf seiner Schulter. Vorsichtig blickte er zu Nicole. Sie schien zu schlafen, ihren Kopf auf seine Schulter gebettet. Wie friedlich sie so aussah... Einzig die Tränenspuren auf ihren Wangen deuteten noch auf ihre vorherige Gemütlage hin.

Das Haar fiel nach vorne, bedeckte ihr Profil zum Teil. Er erinnerte sich, beinahe genauso hatte sie ausgesehen, als er sie zum ersten Mal gesehen hatte, genauso hingen ihre fast unbändigen Locken in ihren feinen Gesichtszügen, nur dass sie damals nicht ruhig schlief, sondern ihn gerade im Kampf besiegt hatte. Auch da sah sie wunderschön aus... Er ertappte sich dabei, wie er sein Herz begann, ein wenig schneller zu schlagen, als sie sich im Schlaf bewegte, unbewusst sich ein bisschen an ihn herankuschelte.

Verwirrt schüttelte der Prinz den Kopf. Wieso reagierte er so? Sie war doch nur eine Kampfgefährtin, eine Freundin. Nicht seine Geliebte oder dergleichen...

Seufzend zog er sie noch einige Zentimeter näher an sich heran Es war kühl heute Nacht... Sie war kein Elb, sie würde sich sonst irgendeine Krankheit einfangen...

Das waren die letzten Gedanken, die ihm durch den Kopf schossen, bevor auch ihm die Augen zufielen.

Sooooo, das waren meine allerersten zaghaften Schritte in Richtung emotionale Kapitel...man, hab ich mir da einen abgebrochen....

Bis zum nächsten Kapitel, Eure mystica *knuddel*

Nun zu den Reviews *an dieser Stelle nochmals ganz dezent auf diesen kleinen blauen Kommentare-Schriftzug da unten hinweist*: Erst nochmal ein riesiges Danke, an alle, die ihren Senf zu meiner Story dazugeben, Leute, ihr macht mich glücklich!!!!

@ Rouge: Du hast meine FF gefunden *freu*! Wieder ein neuer Leser *rumhüpf*! Ich finds einfach klasse, dass es dir so gut gefällt, ich hoffe, du magst dieses Kapitel genauso!!!

@Elbe_Amalya: So viel Lob!!! *selber große Augen bekommt* *sich verbeug* Die Sache mit den Fanfähnchen *g*... bin vorm Bildschirm auf und ab gehüpft...(ich hab meine ersten Fanfähnchen ;o))!!! ) wegen Mel: Jaaa, das hat nen Grund, dass die das gespürt hat, bis das aber aufgelöst wird, dauert aber noch etwas... wir wollen ja nicht die Spannung wegnehmen *fg*... aber so einfach ohne Antworten lass ich dich nicht den Löffel abgeben, keine Sorge *zwinker* ach noch was: sind unsere Katzen seelenverwandt *kopfkratz*? Meine hockt sich immer mit Vorliebe auf die Tastatur, wenn ich schreiben will...

@MayLynn: Wooow... sooooo viele liebe Kommis *dich knuddel* Das mit dem Elbischen hab ich gleich verbessert, besser so? Hoffe, dass du dieses Chap genauso gut findest wie die anderen...zum Träumen halt... Ach ja, bevor ich's verpeile (sonst vergess ich's immer... *verlegen grinst*) HAPPY BIRTHDAY!!!!!

@starwater: Ein neuer Leser!!!! Hab mich wirklich total über dein Kommi gefreut!

@Nillithiel: Nein, ich bin noch unter den Lebenden *lach*... Das mit dem "Amarthiel"-Ausruf und Nicole? Lass dich einfach überraschen, würde ich sagen (hab selber noch nicht so wirklich ne Ahnung, was da is...;o))

@MissRiddle: Gruselig? Cool geschrieben? Danke, danke *sich verbeug*!!!!! Wegen dem schneller schreiben: Ich versuchs, aber schneller geht halt nich...blöde Schule...

@Stoffpferd: Auch hier, danke für die Blumen *freu*(Ein neuer Leser!!!!!!) Hoffe, dass es auch dir weiterhin gefällt...

@Finda: Natürlich gibt es bei so lieben Reviews mehr davon *g*... wirklich soo spannend? Hätt ich nicht gedacht...iis