Kapitel 6

A/N: *vorsichtig Kopf reinstreck* Hallo? Noch jemand da? *sich umguck* Kennt ihr mich noch? Also erstmal: TUT MIR LEID, TUT MIR LEID, TUT MIR LEID!!!!!!!! Habe echt nicht vorgehabt, euch so lange warten zu lassen *sniff*, weiß nicht wie das passieren konnte...

Ach ja, kleine Anmerkung zum Kapitel selbst, es spielt sich diesmal nur in ME ab, sonst krieg ich die Handlungsstränge nicht mehr zueinander^^°... Ist aber meiner Meinung trotzdem wichtig für die Story, aber lest besser erstmal....

Disclaimer: Nix kann ich mein Eigentum nennen, nicht einmal mehr die verhasste Disklammer (die gehört ab jetzt den Prinzen)...*lol* Denn:
Es ist alles nur geklaut...

Kapitel 6 Der Weg nach Lórien

Schon beinahe zwei Tage ritten sie, fast ohne Unterbrechung. Der König wollte so schnell wie möglich Lothlórien erreichen, trotz der öfteren Zwistigkeiten vom goldenem Reiche und Düsterwald.

Lanthir seufzte. Obgleich er ein Elb und somit die Strapazen langer Reisen aushalten konnte, war er ein wenig müde. Auch Alalysa, sein Pferd, fing langsam an zu straucheln und war nicht mehr so trittsicher wie einige Stunden zuvor. Den anderen Mitgliedern der Königseskorte ging es augenscheinlich kaum anders, selbst Elbenpferde waren nicht dazu geschaffen so lange Strecken ohne Pause zu überwinden.

"Eure Hoheit..." Lanthir war nach vorne geritten, neben seinen König. "Was ist Eurer Anliegen, Hauptmann? Sprecht." "Verzeiht, mein Herr, aber die Pferde sind erschöpft. Wenn wir weiter reiten, werden sie bald erlahmen, wir sollten möglichst in der nächsten Zeit eine Pause einlegen."

Thranduil warf einen prüfenden Blick auf seine Eskorte. Lanthir hatte Recht. Dennoch... Lothlórien war fern und er wollte schnellstmöglichst dorthin gelangen, koste es, was es wolle.

"Wir reiten weiter!" Der Hauptmann biss sich auf die Lippen, um sich seine Widerworte zu verkneifen. Sah sein König denn nicht, dass, wenn sie noch weiter in diesem Tempo reisen würden, die Erschöpfung die gesamte Gruppe, obgleich es Elben waren, übermannen würde?

"Thranduil, ich muss sagen, dass dies eine äußerst unkluge Entscheidung wäre." Es war Gandalf. Er war auf Schattenfell, der allein noch nicht der Erschöpfung nahe war, nach vorne geritten.

"Die Sonne neigt sich, bald wird die Dämmerung hereinbrechen", fuhr er fort. "Wir sollten unser Nachtlager noch unter dem Schutze der Düsterwaldbäume errichten, auf freier Ebene würde es Gegnern bei weitem leichter fallen, uns zu erspähen." Einen Augenblick lang schien der Elbenherrscher zu überlegen, dann jedoch nickte er. "Ihr habt Recht, mellon nin [1]. Für die Augen des Feindes wäre es ein Leichtes, uns auf freiem Felde zu entdecken."

Rasch wendete er nun sein Pferd und gab einige kurze Befehle, teilte mit, wann und wo sie rasten würden. Bald darauf erreichte die Eskorte eine kleine Lichtung nahe des Waldrandes. Sie war gut verborgen, von außerhalb konnte kaum einer vermuten, dass dort nicht wie sonst abseits der Wege der Wald wild wuchs, kaum passierbar für jemanden, der nicht wusste wie. Über dem unbewachsenen Platz spendeten noch die letzten Strahlen der Sonne ein wenig Helligkeit, bevor sie in der Dämmerung verschwanden, doch selbst diese geringe Menge an Licht reichte den Elben, um ihr Lager aufzuschlagen.

Schnell waren jetzt die Pferde versorgt und abgesattelt, Feuer geschürt, Wachen eingeteilt, die Schlafplätze hergerichtet, das Zelt des Königs aufgebaut. Thranduil diskutierte gerade mit Seregon und Gandalf über irgendetwas, wahrscheinlich die zukünftige Reiseroute, die sie einschlagen sollten. Jeder war mit Etwas beschäftigt - wirklich jeder? Nein.

Es war kein anderer als Lanthir, der ein wenig abseits der anderen stand. Er wusste, dass er eigentlich dort sein sollte, den restlichen Elben zur Hand gehen sollte. Aber er war immer noch zur sehr mit sich, seinen Gedanken beschäftigt. Immer noch plagten ihn die Schuldgefühle gegenüber seines Freundes, nagten an ihm wie Ratten an einem verwesenden Stück Fleisch. Er hatte ihm im Stich gelassen, obgleich sein Verstand ihm sagte, dass er das Richtige getan habe, dass so das Leben seiner Männer, der wenigen, die ihn als Spähtrupp begleitet hatten, so gerettet habe.

Und jetzt... Legolas und sein Gefährte waren verschollen, der schwarze Lord drohte abermals, Mittelerde in Verdammnis zu stürzen... Was würde noch alles geschehen? Der Elb seufzte unwillkürlich. Er wusste es nicht. Und diese Unkenntnis machte ihn fast wahnsinnig.

"Welche Sorgen beschweren Eurer Herz, Hauptmann Düsterwalds, dass Ihr fortwährend vor Euch hin sinniert?" Erschrocken fuhr Lanthir in die Höhe, als diese Stimme neben ihn erklang. War er so tief in Gedanken versunken gewesen, dass er den Ankömmling nicht bemerkt hatte?

Mithrandir lächelte leicht, als er den jungen Elben zusammenzucken sah. Eigentlich hätte er als Oberbefehlshaber nach dem König und den Beratern vorhin, bei der Besprechung der Reiseroute dabei sein sollen, doch sein Platz blieb unbesetzt. Nun, beim Gang durch das Lager war er dem Zauberer aufgefallen, wie er ganz alleine da saß, anscheinend über etwas nachdenkend.

Lanthirs Ohrspitzen nahmen ein leichte Rotfärbung an. Nicht genug, dass er es nicht einmal mehr bemerkte, wie sich jemand ihm näherte, nein, so wie es aussah, hatte er seine eigenen Empfindungen so offen dargelegt, das jeder darin lesen konnte. Normalerweise war sein Volk Meister im Verbergen ihrer Gefühle, kaum einer wusste, was in dem anderen vorging. War es so offensichtlich gewesen, was er empfand?

"Gibt es noch Hoffnung?" Seine Stimme war leise, kaum vernehmbar in dem Rascheln der Blätter, die der Wind wie nach einer unhörbaren Melodie hin- und herwiegte. "Gibt es noch Hoffnung, wo der schwarze Lord wieder aus den Schatten getreten ist, wo Krieg bevorsteht? Gibt es noch Hoffnung für uns, nicht unter das Joch der Sklaverei zu fallen, gibt es noch Hoffnung für Mittelerde, nicht in ewige Dunkelheit zu fallen? Sagt, weißer Istar, ist dort auch nur ein winziger Funken von Zuversicht, das alles zu überstehen?"

"Hauptmann, war es im Ringkrieg nicht genauso?" Gandalf lächelte wieder. "Schien zu dieser Zeit nicht auch der Glaube an die Zukunft verloren, stand Mittelerde nicht ebenso der Verdammnis gegenüber? Gab es nicht Krieg, Schlachten, die unzählige von Opfern forderten? Und doch, was niemand mehr für möglich gehalten hätte, konnte die Bedrohung abgewendet werden. Hoffnung, Lanthir Celonion, gibt es immer."

Einen Augenblick verstummte der Zauberer, bevor er erneut sprach. "Nun, kommt, Hauptmann, der König erwartet Euch. Er wollte sich nochmals Eure Meinung für die zukünftige Reiseroute anhören, ehe er entscheidet." Leichfüßig erhob sich der Angesprochene und war schon im Begriff in Richtung Lager zu laufen, als er sich noch einmal umdrehte. "Meister Gandalf, ich danke für Eure weisen Worte, nun scheinen mir die Pfade des Schicksals nicht mehr ganz so verworren und undurchdringlich. Hannon cen, Mithrandir [2]."

"Die Pfade des Schicksals...", murmelte der Istar nachdenklich. "Nicht einmal die Weisesten der Weisesten vermögen vorauszusehen, welchen Wegen sie folgen. Sie sind wahrlich verworren und undurchdringlich, vermutlich weiß nur Eru selbst, wohin sie führen..." Nochmals wollte er sich zu Lanthir wenden, doch anstatt den Hauptmann zu erblicken, vernahm er nur noch beinahe unhörbare Schritte, die langsam in der Dunkelheit der herankommenden Dämmerung verklangen.

~*~

Raschen Schrittes eilten sie durch die dunklen, fackelerleuchteten Gänge, in Richtung Thronsaal. Je näher sie jedoch den schweren Eisentüren kamen, desto stärker wurde ihnen die Anwesenheit ihres Herrn bewusst. Und seine Macht. Mit jedem Meter wurde es zunehmend kälter, selbst die kleinen Flammen der Fackeln an den Wänden schienen keine Wärme mehr auszustrahlen, jegliche Wärme wurde von der hier allgegenwärtigen Aura des dunklen Lords erstickt.

Nicht einmal mehr die Schmerzensschreie der Gefangenen aus den weiten Tiefen der Kerker in den unterirdischen Gängen des Bergs konnte man vernehmen, eine nahezu unheimliche Stille lag in diesem Trakt der Festung, sodass jeder Schritt laut in den steinernen Fluren widerhallte.

Dort waren sie. Die eisernen Torflügel bewegten sich langsam, Zentimeter für Zentimeter öffneten sie sich, gaben den Weg in den Thronsaal frei. Jede andere Kreatur hätte, wenn es ihr zur Wahl stände, spätestens jetzt kehrtgemacht, diese Stätte des Grauens verlassen, doch sie verspürten keine Furcht. Das Wesen, das in diesen Gemächern hauste, hatte sie erschaffen, sie aus den schwarzen Gedanken seines Seins geformt. Sie waren wie ein Teil von ihm und zugleich seine ergebensten Diener.

"Tretet näher." Seine Stimme, kalt und erbarmungslos wie die Dunkelheit selbst, hallte durch den Raum. Mit einer unwirschen Handbewegung deutete er ihnen zu sprechen, zu berichten, weshalb sie ihn aufgesucht hatten. Sie kamen näher, knieten nieder, in respektvollem Abstand vor dem Throne ihres Herren.

"Mein Gebieter..." Eine der schwarzbemäntelten Kreaturen erhob sich, näherte sich noch einige Schritte der dunklen Gestalt, seinem Herrscher, während die anderen immer noch regungslos in der unterwürfigen Stellung verharrten. "Alles ist vorbereitet." Wieder war es das vorgetretene Wesen, das sprach. Leise krächzend drangen die Worte aus seiner Kehle, hätte man nicht gewusst, dass die Stimme ihm gehörte so würde man denken, es wäre ein Rabe, der das Wort erhob. "Alsbald Ihr befehlt, werden die Truppen sich auf den Weg machen. Welches Ziel soll das Erste sein, das Ihr gedenkt zu attackieren, Mylord?" "Die Elben haben Verdacht geschöpft. Und laut meinen Spähern ist der Düsterwaldkönig auf den Weg nach Lórien." Ein teuflisches Lächeln umspielte die Lippen des schwarzen Valas. "Schickt einen Trupp dorthin." "Wie Ihr wünscht, Herr."

Schon verbeugten sie die Gestalten abermals, wollten den Thronsaal verlassen, doch die Stimme ihres Gebieters hielt sie zurück. "Wartet. Nicht ihr werdet kämpfen. Noch nicht. Berichtet Gorchath, dass er diese stinkenden Spitzohren dem Erdboden gleichmachen soll. Nein, ihr habt anderes zu tun..."

~*~

Entnervt rollte Lanthir im Geiste mit dem Augen. Schon eine weitere Stunde war vergangenen, seitdem er ins Lager zurückgekehrt und sich zu seinem König begeben hatte, der eine ziemlich hitzige Diskussion mit Seregon führte.

"Seht doch ein, Majestät, der gerade Weg über die Ebenen ist viel zu riskant! Wir sollten uns zuerst nach Süden wenden und dann die weniger lange Strecke über das freie Feld uns vornehmen. Die Augen der Späher sind wachsam, Ihr wisst das." "Euch ist bewusst, Seregon, dass uns dieser Weg an den Bergen des Düsterwalds und an Dol Guldûr vorbeiführt." Thranduil sprach leise, als er diese Orte des Schreckens erwähnte, zu sehr noch schmerzte der Gedanke an seinen Sohn. Wo mochte er wohl sein? Wie erging es ihm gerade?

Kaum merklich schüttelte der Herrscher der Waldelben den Kopf. Es war letztendlich doch sinnlos, sich zu sorgen, sich zu fragen, was geschehen war, dass würde ihm Legolas auch nicht wiederbringen.

"Thranduil, was haltet Ihr davon, diese Entscheidung bis morgen ruhen zu lassen? Auch kurz vor dem Aufbruch könnt Ihr die Route bestimmen. Mit erhitzten Gemütern werden oft falsche Entschlüsse gefällt, ich würde vorschlagen, sich morgen früh um diese Angelegenheit zu kümmern."

Scheinbar war Gandalf, ebenso wie Lanthir, von der sich ewig hinziehenden Diskussion, die letztendlich doch kein Ergebnis hervorbrachte, genervt.

Der Berater warf dem Zauberer einen hochmütigen Blick zu. "Weise Worte sprecht Ihr, Istar, zumindest mögen sie dem Törichten weise und gut erscheinen. Wer weiß denn, wie Ihr gesinnt seid, ob Ihr nicht vielleicht über Nacht versucht, durch einen Zauber Eure Vorschläge in die Route mit einfließen zu lassen?"

"Seregon, es reicht!" Scharf schnitt ihm der König das Wort ab. "Verzeiht sein unwürdiges Verhalten, Mithrandir. Ihr habt recht. Es wäre wirklich besser, wenn wir uns morgen darüber weiter Gedanken machen würden."

Lanthir seufzte innerlich erleichtert auf. Obgleich ihn die Fortführung der Reise interessierte, so legte er trotzdem keinen besonders großen Wert auf weitere nervenaufreibende Diskussionen. Es mochte für einen seines Volkes zwar sonderbar sein, aber er hatte nicht viel Geduld mit wichtigen Dingen.

"Wenn Ihr so gedenkt, mein König... Mir ist es gleich..." Etwas Seltsames lag in der Stimme und den Augen Seregons, als er die Ehrenbezeichnung verwendete. War es Spott oder gar Sarkasmus? Doch ehe der junge Hauptmann sich weiter darüber den Kopf zerbrechen konnte, war dieser Ausdruck auch schon wieder verschwunden, als wäre er nie dagewesen. "Nun denn", fuhr der Berater unbeirrt fort, "ich werde ein wenig ruhen, würden die Herrschaften mich entschuldigen?"

Thranduil nickte und sein Bruder verbeugte sich kurz vor ihm, wendete ihn jedoch dann den Rücken zu und begab sich zu seinem kleinen Zelt, nicht weit von dem des König entfernt. Auch Lanthir und Gandalf verließen kurze Zeit später den Waldelbenherrscher und gingen ihre Wege, der Hauptmann trat seine Wache an und der Zauberer schwang sich auf Schattenfell, ohne ein weiteres Wort zu verlieren. Schon wollte der junge Elb zur Frage ansetzen, wohin er reite, doch er war bereits mit seinem Pferd in den Schatten des Waldes verschwunden.

***

Regungslos verharrte Lanthir im Gebüsch, die Waldstraße im Blick. Nur von hinten, durch das Unterholz konnte man zu seinem Standpunkt, geschützt vor unfreundlichen Blicken seitens des Weges. Dort. Leise knackte ein Ast hinter ihm. Blitzschnell mit einer fließenden Bewegung drehte sich der Hauptmann, seinen Dolch aus dem Gürtel ziehend. Kaum ein Zentimeter vor der pochenden Halsschlagader seines Gegenüber blitzte nun die messerscharfe Spitze der Klinge, bereit zuzustechen. "Im ha.[3]" "Aegnor." Lanthir nahm seinen Dolch von dem Hals der Wachablösung, einem jungen Elben, steckte die Klinge wieder in die Scheide.

Dieser hatte erst vor kurzer Zeit die Kriegerprüfung bestanden und somit unter das Kommando des Hauptmanns getreten. Dennoch benahm er sich beinahe wie jemand, der schon lange Jahre im Dienste des Königs stand, auch er trug die emotionslose Maske eines Elbenkriegers auf den edlen Gesichtszügen.

"Irgendwelche besonderen Vorkommnisse?" Nicht die winzigste Gefühlregung war in seinem Gesicht zu erkennen, einzig seine Augen offenbarten Freundschaft und Respekt gegenüber dem dunkelblondem Elben, doch innerhalb des Dienstes war es besser, sich nicht von seinen Empfindungen leiten zu lassen. Gefühle ließen einen oft unbedacht handeln und das war gefährlich, insbesonders zu Zeiten wie dieser...

"Baw [4]", erwiderte Lanthir, genauso ungerührt wie der andere. "Obgleich..." Er begann zu flüstern. "Seltsam ruhig scheint mir der Wald heute Nacht..."

Aegnor hob den Kopf und lauschte. Nicht das Geräusch eines einzigen Tieres war zu vernehmen, sogar das sonst hier allgegenwärtige Rauschen des Windes schien verstummt zu sein. Nichts regte sich im Wald, absolut gar nichts. Eine nahezu unheimliche Stille hatte sich über diesen Ort gelegt, sodass selbst das leise Flüstern der beiden Elben wie Donnerhall die Ruhe durchbrach.

"Fürwahr, Seltsames scheint sich zu ereignen, Hauptmann. Im tirithon [5]." Noch einmal nickte der Angesprochene ihm kurz zu , bevor er sich umdrehte und von dannen ging.

Schon kaum mehr sichtbar von Aegnors Standpunkt aus, wendete er sich nochmals, blickte nochmals zu dem mutigem Krieger. Der saß dort, beinahe unbeweglich, nur seine Augen jagten hin und her, versuchten, alles Ungewöhnliche oder Verdächtige zu erfassen.

Alles schien so seltsam ruhig wie eben. Doch...was war das? Dort, noch unter dem Schutze der Bäume... da war etwas. Ein Schatten, ja, anders konnte man es wohl nicht ausdrücken. Es war wie ein dichter schwarzer Nebel, der über dem Boden schwebte, wie eine Wolke dunklen Staubs.

"Aegnor! Hinter dir!" Schnell sprang der junge Elb auf, drehte sich um, wollte der drohenden Gefahr gegenübertreten - doch... die Warnung seines Freundes kam zu spät.

Die schwarze Wolke war bereits lautlos zu ihm hinüber geglitten, umfasste ihn. Aegnors Augen weiteten sich in namenlosen Entsetzen, sein Mund öffnete sich zum Schrei, doch kein Ton entwich seiner Kehle. Der Nebel schien in ihn einzudringen, ihn zu lähmen... Die Knie des Kriegers knickten ein, er sank zu Boden, die Hände an den Kopf gepresst. Sein Gesicht war schmerzverzerrt und obgleich er auf irgendeine Weise verstummt war, hätte er seine Stimme noch besessen, so war Lanthir sich sicher, hätte er geschrieen.

Kurz zuckte er noch, dann kippte sein Oberkörper nach vorne, die Muskeln erschlafften. Sein Atem ging flach und stoßweise, aber er lebte.

Doch etwas schien sich an ihm verändert zu haben. Zwar war der Nebel mittlerweile wieder aus seinem Körper gewichen, doch kein Sternenglanz erhellte mehr seine Augen, kalt und ausdruckslos starrten sie ins Leere.

Und dann, plötzlich, waren Schritte zu vernehmen, Schritte, die jedoch gleich wieder von der Stille erstickt wurden. In den Schatten der Bäume waren sie nur schemenhaft zu erkennen - doch für Lanthirs Elbenaugen reichte es.

"Yrch[6]!!!"

Wie, bei Eru, konnten diese Höllenwesen hierher gelangt sein, ohne, dass sie auch nur irgendeiner bemerkt hatte? Doch ehe der Hauptmann weiter darüber nachdenken konnte, bewegten sich die Kreaturen fort, scheinbar geführt von dieser schwarzen Wolke. Sie marschierten nach Osten, tiefer in das Unterholz des Waldes hinein... Sie verschwanden in Richtung Lager!

Hastig sprang der Elb auf, rannte los. Er musste vor ihnen dorthin gelangen, koste es was es wolle. Die Leben seiner Kameraden und das seines Königs hingen womöglich davon ab.

So schnell seine Füße ihn trugen, preschte er durch das Dickicht der Bäume, Dornen hinterließen viele blutige Kratzer auf seiner Haut, doch nicht einmal das registrierte er. Sein gesamtes Umfeld geriet mit jedem Schritt mehr und mehr in Vergessenheit, allein der Gedanke an den Rest der Eskorte, an seinen Herren, füllte seinen Geist, nahm ihn ein.

Der kürzeste Weg ins Lager... Er führte durch diesen nun vor Lanthir liegenden spärlich bewachsenen Teil des Waldes.

Schneller...schneller... Immer wieder flüsterte er das Wort unbewusst vor sich hin, unhörbar, feuerte sich selbst an. Es war nicht mehr weit bis zum Lager...bald war er da...

Erst das Sirren einer Bogensehne und ein scharfer Schmerz in seiner rechten Seite ließen seine Aufmerksamkeit wieder auf die Umgebung sich richten.

Zwei orkische Krieger standen nicht weit hinter ihm entfernt, der eine legte schon einen weiteren Pfeil bereit, der andere grinste hämisch.

Der vorhin abgeschossene Pfeil musste ihn gestreift haben, dennoch war seine Haut für einen Streifschuss eigentlich viel zu tief aufgerissen. Blut floss in kleinen Bächen sein Bein hinab, tränkte seine Kleidung. Rasch warf der Hauptmann einen Blick um sich. Außer den beiden schien kein anderer Vertreter ihrer Art hier zu sein, wahrscheinlich waren sie als Wachen eingeteilt, vermutlich mit dem Befehl, alles Lebendige in ihrer Nähe auszulöschen.

Jedoch nicht mehr lange. Mit einer blitzschnellen, fließenden Bewegung hatte Lanthir seinen Köcher um zwei der zahlreichen Pfeile erleichtert, beide zugleich auf seinen Bogen gespannt. Einen Augenblick lang verharrte er, zielte, doch ehe die Orks auch nur reagieren konnten, hatten die Geschosse des Elben ihre Ziele erreicht.

Die schwarzen Kreaturen sanken zu Boden, mit je einem todbringendem Pfeile im Herzen. Ohne sie eines weiteren Blickes zu würdigen, verschwand Lanthir im Unterholz, wieder auf das Lager zuhaltend. Abermals begann seine Hüfte zu brennen, seine Haut um die Wunde herum fühlte sich an, als hätte man glühende Kohlen darauf gebettet, doch der Gedanke an die anderen hielt ihn aufrecht, halfen ihm, weiter zu gehen.

Wenige Minuten später erreichte er die Lichtung, lief weiter, direkt auf das Zelt Thranduils zu. Der König blickte überrascht auf, als er seinen Hauptmann, blutverschmiert, vor sich stehen sah. "Lanthir, was...", setzte er bereits zur Frage an, wurde jedoch von dem verletztem Elben unterbrochen.

"Orks, mein Herr...sie sind auf dem Weg hierher...sie..." Doch weiter kam er nicht. Lautes Geschrei war plötzlich von draußen zu vernehmen, Gebrüll aus vielen Kehlen. Unverständliche Befehle und Kriegsschreie in der schwarzen Sprache, die sich seit dem Falle Saurons niemand mehr zu sprechen gewagt hatte, waren zu hören.

Der Angriff hatte begonnen. Hastig stürmen die beiden Elben hinaus, raus aus dem Zelt. Keine Sekunde zu früh. Nur ein Wimpernschlag später war es von Feuerpfeilen in Brand gesteckt. Die Flammen schienen hell in den Nachthimmel, ließen die Umgebung genauer erkennen.

Die Orks kamen aus drei verschiedenen Richtungen, je geführt von einem der Schatten. Zwischen den vielen Schwertkämpfern der Kreaturen waren auch vereinzelt Bogenschützen zu sehen, eigentlich untypisch für diese Wesen, die das erbarmungslose Niedermetzeln liebten.

Pfeile flogen, ersterbende Todesschreie von beiden Seiten waren zu vernehmen. Die Monster waren zahlreich, bei weitem mehr als die überraschten Elben. Und dann noch diese Schatten... auch sie nahmen am Kampf teil, schwebten lautlos auf dem Schlachtfeld umher, griffen die Mitglieder der Eskorte hinterrücks an.

Und jedes Mal, wenn eines ihrer Opfer zu Boden sank, der Sternenglanz in seinen Augen erlosch, schienen die Wolken an Masse zuzunehmen, zu wachsen.

Es war, als ob sie sich von dem, was sie von ihnen zu nehmen schienen, ernähren würden, stärker werden.

Langsam begann es zu regnen. Tropfen für Tropfen fiel auf den Boden, vermischte sich mit Erde, Schlamm und Blut, nässte die reglosen Körper der Gefallenen. Leise war fernes Donnergrollen zu hören, der Vorbote des kommenden Unwetters. Kurz zuckte ein weit verästelter Blitz über das nächtliche Firmament, warf einen unnatürlichen Schein auf das Schlachtfeld auf der Lichtung.

Wieder näherte sich eines der Höllenwesen der kleinen Gruppe von Elben, die sich um ihren König gedrängt hatte, bereit, ihn bis zum letzten Blutstropfen zu verteidigen. Es waren wenige, zu viele andere waren schon den Orks erlegen.

Schnell ließ Lanthir sein Schwert durch die Luft sausen, versenkte es in das stinkende Fleisch der Kreatur. Ein leises Schmatzen war zu vernehmen, als er die Waffe mit einem Ruck wieder aus dem Rumpf seines Gegners zog, der daraufhin zu Boden sank. Die Wunde des Hauptmanns brannte wie Feuer, schlimmer noch wie vorhin, als er das Lager erreicht hatte, als er sich drehte und einem weiterem Wesen Morgoths die Klinge in den Leib jagte, dessen grausame Existenz auslöschte.

Es waren so viele... Was konnten sie schon gegen so eine Übermacht ausrichten? Obgleich von Augenblick zu Augenblick immer mehr Leichen der dunklen Seite den Boden säumten, schienen sie nicht weniger zu werden, es waren solch geringe Verluste für die Truppen des schwarzen Lords. Wieder sah er einen seines Volkes neben sich niedergehen, tödlich verwundet.

Nur noch wenige Elben umstellten Thranduil, versuchten, sein Leben zu schützen. Immer weiter klirrten Schwerter, Metall schlug auf Metall. Wieder sank ein Ork zu Boden, die Klinge Lanthirs im Brustkorb. Hastig zog dieser die Waffe wieder heraus, wendete sich zu seinem nächsten Gegner... Wie lange es so weiterging, wusste er nicht, jegliches Zeitgefühl war verloren gegangen. Jedenfalls standen außer ihm selbst letztendlich nur noch etwa fünf andere Elben um seinen König stehen.

Immer noch wütete das Unwetter über ihnen, der Donner grollte und die Blitze zuckten im Minutentakt über den Himmel. Der Regen trommelte unablässig auf die Krieger, durchnässte sie bis auf die Haut. Weiter kämpften sie, immer weiter... Bis Lanthir plötzlich einen der Schatten erblickte. Direkt hinter Thranduil. Die schwarze Wolke schien den König gerade umfangen zu wollen, nur noch wenige Zentimeter trennten sie voneinander.

Der Hauptmann wollte losstürmen, seinen Herren retten, doch gleichzeitig sah er, wie verzweifelt Tat war. Er war zu weit weg, konnte ihm nicht helfen. Es war hoffnungslos. Egal, was Mithrandir gesagt hatte.

Es blitzte wieder. Doch diesmal war es kein Phänomen des wütenden Unwetters, nein, eine Lichterscheinung, so unglaublich hell, dass Lanthir die Augen für einen Moment schließen musste, leuchtete über der Lichtung. Schreie der Orks waren vernehmbar und dann... war alles still.

Langsam wagte der Elb es wieder, die Augen zu öffnen. Da stand er, der weiße Istar. Ein schwaches Glühen umgab ihn noch, bevor auch der letzte Rest des Lichts erlosch. Die Schatten waren fort, die Orks zu Boden gegangen, einige tot, doch viele begannen sich schon wieder zu rühren.

"Mithrandir, was..." Der Herrscher der Waldelben setzte zum Sprechen an, wurde jedoch schnell vom Zauberer unterbrochen. "Nicht jetzt, mein Freund! Sie werden gleich wieder auf den Beinen sein!" Er pfiff kurz und Schattenfell, der Fürst aller Rösser, kam angetrabt, im Schlepptau einige weitere Pferde der Eskorte. "Kommt! Wir haben keine Zeit zu verlieren..." Schnell wandten sich die noch lebenden Elben den Pferden zu, jeder schwang sich auf den bloßen Rücken des Tieres. Gandalf zögerte keine Sekunde mehr, sobald die anderen fertig waren, stieg auch er auf Schattenfell und ritt in einen atemberaubenden Tempo voraus, direkt in den Wald, von wo Lanthir nur wenige Stunden zuvor gekommen war.

Die anderen preschten hinterher, in einer nicht minder halsbrecherischen Geschwindigkeit. Hinter sich vernahmen sie wieder das Gebrülle der Orks, einige hastig geschossene Pfeile wurden ihnen noch hinterhergeschickt, doch diese Angriffe gingen ins Leere.

Immer noch ritten sie im schnellen Galopp durch den Wald, einer hinter den anderem. Das Geschrei der Höllenwesen wurde mit jedem Meter leiser und leiser, bis es schließlich verstummte. Lanthirs Wunde schmerzte mehr und mehr, je länger sie auf der Flucht waren, doch das kümmerte ihn nicht weiter.

Obgleich es nur wenige waren, sie hatten den Kampf überlebt. Sie waren entkommen.

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[1] mellon nin = mein Freund [2] Hannon cen... = Ich danke Euch.... [3] Im ha = Ich bin es. [4] Baw = nein [5] Im tirithon = Ich werde wachsam sein [6] Yrch = Orks

Soooo, das wars wieder für dieses Mal^^... Noch einmal ein riesiges Sorry, dass es solange gedauert hat, tut mir wirklich leid *sich im Wäschekorb verkriech*... Würde mich trotzdem wie immer über Feedback eurerseits freuen!!!! *kopf auf Tischplatte schlag* Außerdem entschuldige ich mich auch für den Fehler im letzten Chap... Elben schlafen natürlich NICHT mit geschlossenen Augen *drop*!!! Wird verbessert!!!!

Eure mystica

Ach ja, hier noch einiges, was ich zu sagen hab ^^...

@Freischalter: Wenn du diejenige vom DAT bist, fühl dich gegrüßt!!! Wenn nicht, dann auch *g*...

@Nillithiel: Nicole gleich Elbe? Eher weniger hab ich gedacht^^... Aber kein schlechter Einfall *knuddel*...

@MayLynn: Hannon le!!! Ich und romantisch schreiben, das ist so ne Sache... Freu mich total, dass es so gut angekommen ist!!!! Aber an wenn erinnert dich Lanthir *neugierig ist*?

@starwater: Auch bei dir ein knuddeliges Danke fürs Lob!!! Jaja, das mit der Pizza... Traumatische Selbsttherapie meinerseits, die Szene ^^...

@Elbe_Amalya: *zu Boden knuddel* D-A-N-K-E!!!! Fühl mich richtig geschmeichelt... Übrigens: Auch Elben stehen (bzw. sitzen in dem Fall) manchmal auf dem Schlauch ;o)...

@Rouge: Leider nicht so schnell weitergegangen *verlegen grins*... aber vielleicht krieg ich dieses Jahr noch ein Chap auf die Reihe, wer weiß... Weiß gar nicht wie oft ich mich noch bedanken soll *g*....

@Vanillaspirit: Ein Kommi von dir *umarm*!!! Diesmal sind ja noch mehr Düsterwaldszenen vorhanden, hoffe, die gefallen dir ebenso... Ach das mit den Augen *drop*... Manchmal bin ich verpeilt für 10 ^^°...

@Stoffpferd: Nicht schlimm, das es später gekommen ist!!! Dafür sind deine Kapitel immer schnell da! Zwerge, stimmt, genauso backofenbewandert wie ich *lol*... Ich weiß, das mit den Augen *unschuldig pfeif*... Wird verbessert ;o)...