Kapitel 7

A/N: Lalalala.... Da bin ich wieder *wink*! Auch diesmal sollte ich mich für das reichlich späte Update entschuldigen, tut mir echt leid, aber mein Computer hat irgendwie in der letzten Zeit eine Vorliebe für alle möglichen Abstürze entwickelt, insbesonders für solche, die sämtliche noch nicht gespeicherte Daten geöffneter Dokumente löschen *grummel*... Naja, trotzdem, viel Spaß mit dem nächsten Kapitel!!!!

Eure mystica

Disclaimer:
...es ist alles gar nicht meines...

Kapitel 7 Vom goldenen Wald und einer Shoppingtour

Die ersten Sonnenstrahlen des neuen Tages schienen Nicole unbarmherzig in Gesicht. Das Mädchen blinzelte kurz. Sie musste gestern wohl auf der Wiese eingeschlafen sein... Immer noch wehte die leichte Brise von gestern Abend, fegte ihr golden schimmerndes, seidenes Haar ins Gesicht... MOMENT! Seit wann hatte sie blonde, glatte Haare???

Vorsichtig wagte sie einen Blick nach rechts und erblickte Legolas an ihrer Seite. Erst jetzt registrierte sie seinen Arm, der sich um ihren Körper geschlungen hatte, die wohlige Wärme, die von ihm ausging...

"Guten Morgen...", gähnte sie, doch ihr Nachbar reagierte in keinster Weise, starrte weiter auf einen unbestimmten Punkt in der Ferne. "Ähm... hallo?!" Ein wenig verwirrt wischte sie mit ihrer Hand vor seinem Sichtfeld herum, aber auch diesmal schien der Elb es nicht im mindesten zu bemerken und ihr fiel eine Art milchiger Schleier in seinen Augen auf. Bisher war der, soweit sie sich erinnern konnte, nicht dagewesen. Was war nur mit ihm los? Seine Brust hob und senkte sich unter seinen ruhigen Atemzügen, auf seinem Gesicht lag ein entspannter Ausdruck. Hätte er die Augen geschlossen, würde man meinen, er würde schlafen.

Sie stach ihn leicht mit ihrem Zeigefinger in die Seite, doch wieder - keine Reaktion. Schließlich gab sie es auf, lehnte ihren Kopf wieder an seine Schulter, wo er auch zuvor gelegen hatte, schloss ihre Augen

Gestern...langsam kamen die Erinnerungen wieder auf. Wie Legolas und Gimli hier gelandet waren, das Desaster mit der Schule und der Leiche, dann... diese Wesen... und sie war auf einmal die Auserwählte. Auch der Abend kam ihr wieder in den Sinn. Wie sie hinaus gegangen war, auf die Wiese... wie sie... geweint hatte...

Wieder fand eine einsame Träne den Weg ihrer Wange hinab, doch ehe weitere folgen konnten, spürte das Mädchen eine Hand. Jemanden, der die Tropfen wegstrich...

"Guten Morgen..." Erstaunt blickte sie auf, in das Gesicht des Elben. Der Schleier aus seinen Augen war verschwunden, sie strahlten wieder, wie sie sie kannte. Schnell setzte sie wieder ein Lächeln auf, versuchte, ihre aufkommenden Tränen wieder hinunterzuschlucken. Verdammt, sie hatte doch genug geweint!!!

Sie schien es wie schon vorher nicht wirklich akzeptiert zu haben... ihre Aufgabe... Legolas kannte das Gefühl einer Bürde, die auf einem lag, etwas, was den Lauf der Welt beeinflussen konnte, im Ringkrieg lag so eine Last auch auf seinen Schultern, obgleich sie nicht so unvorbereitet und plötzlich für ihn kam wie für Nicole. Sie versuchte, wie schon gestern, ihre Unsicherheit zu überspielen, ihre Gefühle und Ängste zu verdrängen...

Letztendlich brachte es jedoch nichts. Zu oft schon hatte der Elb schon Lebewesen gesehen, die, wie sie, meinten, ihre eigenen Empfindungen ignorieren zu können, es sich so einfacher zu machen. Doch es wurde nicht einfacher, im Gegenteil... Bei zu vielen hatte die Macht der Gefühle am Schluss doch wieder die Überhand gewonnen, je stärker sie versuchten sie zu verdrängen, desto schmerzlicher wurden sie einem am Ende bewusst.

Das Mädchen senkte den Blick, wagte es nicht weiter, ihn anzusehen.

Es schmerzte den Elben, sie wieder so in sich gekehrt zu erleben, wusste sie von gestern Abend nicht, dass er ihr helfen wollte, dass er ihr zeigen wollte, dass sie ihren schwierigen Weg nicht allein gehen musste?

Ohne vorher wirklich nachzudenken, was er tat, überbrückte er den Abstand zu ihr und ohne ihre leichte Gegenwehr zu beachten, schloss er sie in seine Arme. Einen Augenblick lang erstarrte das Mädchen, als er sie umarmte. Obgleich seine Berührung vorsichtig und sanft war, fuhr der Braunhaarigen ein Schauer nach dem anderen den Rücken hinab... Doch kaum saßen sie so dort, so nah beieinander, ertönte hinter ihnen auch schon das leise Quietschen der sich öffnenden Balkontür und die Schritte einer Person, die auf die Terrasse heraustrat.

"Nicole? Bist du hier?" Als hätte sich das Mädchen plötzlich an der Haut Legolas' verbrannt, rutschte sie aus der Umarmung ihres Gegenübers, starrte nun mit einem leichtem Rotschimmer auf den Wangen hoch zum Balkon und erblickte Mel. Diese sah kurz ein wenig verwirrt auf ihre Freundin und den nicht weit von ihr entfernt sitzenden Elben. Warum waren sie beide hier draußen? Bei Nicole wusste sie zwar, dass sie manchmal gerne ihre Nächte unter dem Sternenhimmel verbrachte, auch, um hin und wieder einfach mal allein zu sein und nachzudenken. Nur selten, nein, eher nie ließ sie sich dabei stören. Was tat also Legolas nun dort, unten bei ihr?

"Tut mir leid, dass ich wieder rausgegangen bin..." Die Stimme ihrer Freundin holte den Schwarzschopf wieder aus ihren Gedanken. "...ich... ich..." Das Mädchen verstummte. Warum sollte sie sich eigentlich rechtfertigen? Es waren doch ihre eigenen Probleme, nicht die von Mel, die sie zu bewältigen hatte. Schnell stand sie auf, klopfte sich das Gras von der Hose, wandte sich zum Gehen. Noch kurz blickte sie zu Legolas und ein Lächeln glitt über ihre Züge. Ein ehrliches Lächeln. Doch so überraschend es gekommen war, war es auch wieder verschwunden.

"Kommt ihr?", fragte Mel in die nun entstandene Stille hinein, brach das Schweigen, das über ihnen lag. "Ich habe Frühstück gemacht." Nicole nickte kurz, lief zu dem Baum neben dem Haus, kletterte hinauf und schwang sich behände zurück auf den Balkon. Einen Moment schwankte sie, doch gleich darauf hatte sie ihr Gleichgewicht wiedergefunden und stellte sich neben ihre Freundin. Jetzt erhob sich auch Legolas, folgte den beiden nun wartenden Mädchen ins Haus.

~*~

Langsam versank die Sonne hinter dem Horizont, färbte Himmel und die weiten Ebenen östlich des Anduins rot. Nach ihrem Entkommen waren sie beinahe durchgeritten, aufgrund des Angriffs trieb der König sie nun zu noch mehr Eile an. Auch die dunklen Schatten Dol Guldurs, der alten Festung Saurons, hatten sie glücklicherweise bereits hinter sich gelassen.

Seit einiger Zeit konnte Lanthir mittlerweile auch einen glänzenden Streifen in der Ferne erkennen. Der Anduin... bald, nachdem sie sein westliches Ufer betraten, würden sie den goldenen Wald erreichen. Dort würden sie in Sicherheit sein - zumindest für die nächste Zeit.

Es waren so wenige... so wenige, die jetzt noch mit ihnen ritten. Außerdem Thranduil, Mithrandir und ihm selbst hatten nur eine Handvoll weiterer Krieger den Kampf überstanden. Die meisten von ihnen waren verletzt, kaum einer war unversehrt geblieben. Auch Seregon, des Königs Bruder und Berater, war verschollen. Lanthir hatte ihn gesehen, im Lager, kurz bevor die Orks angriffen. Danach jedoch... keiner wusste nun, wo er sich aufhielt, ob er noch lebte.

Obgleich der Hauptmann meist nicht so gut mit ihm wie einigen anderen ausgekommen war, machte er sich Sorgen. Hätte er gewusst, dass Seregon den Weg in Mandos' Hallen eingegangen wäre und jetzt nicht mehr hier, in Arda, weilte, selbst dann wäre ihm leichter ums Herz gewesen. Diese quälende Ungewissheit war schlimmer als alles andere.

Plötzlich ertönte ein Horn, sein hoher, melodischer Klang hallte über die Ebenen, hinüber zu dem kleinem Gefolge des Düsterwaldherrschers. Das Gesicht Gandalfs hellte sich auf, der grimmige Gesichtsausdruck, der seit ihrem Entkommen auf seinen Zügen lag, wich einem erleichtertem Lächeln. "Das Horn Loriens erschallt! Reitet nun, Krieger Düsterwalds, reitet zu, der goldene Wald ist nicht mehr fern!"

Schnell flüsterte er Schattenfell noch einige leise Worte ins Ohr, bevor der Hengst im gestreckten Galopp davon stob. Lanthir atmete auf. Sie waren angekommen.

~*~

Ein lauter Schrei, gleich einem Donnerschlag, hallte durch die steinernen Gänge der Festung, durchdrang Mauern, Wände... und jeder, dessen Ohren diesen Klang der Grausamkeit vernahmen, lief es kalt den Rücken hinunter.

Der schwarze Lord war außer sich vor Wut. Diese Ausgeburt mickrigen, düsterwäldischen Adels... der König... LEBTE! Er und noch einige wenige seiner Eskorte hatten den goldenen Wald erreicht.

Nach Mordor mit diesem verdammten weißen Istar! Hätte er nicht eingegriffen, würde nun auch der Herrscher Eryn Lasgalens in Mandos' Hallen verweilen.

Dennoch... Gorchath hatte jemanden gefangen genommen, es sei angeblich kein unbedeutender Gefolgsmann Thranduils... Ein diabolisches Lächeln umspielte die Lippen Melkors. Er dachte zurück, ins erste Zeitalter... und sein Grinsen verbreiterte sich, als er Húrin vor seinem innerem Auge erblickte, derjenige, der ihm - wenn auch eher ungewollt - die Lage Gondolins verriet und somit dessen Untergang einläutete.

"Mein Gebieter..." Die kratzige Stimme eines nun vor ihm niederknienden Haradrim holte ihn aus seinen Gedanken. "Die Wächter sind mit Gefangenen erbitten um Einlass..." Morgoth erhob sich. "Öffnet das Tor!"

~*~

Das leise Zwitschern der Vögel in den Baumwipfeln, begleitet durch das sanfte Rauschen der Blätter im Wind... eine Idylle ohnegleichen bot sich der Eskorte, als sie die Grenzen Lothlóriens erreichten. Zu Recht wurde er auch als goldener Wald bezeichnet, denn wahrlich schimmerten die Mallornblätter in der untergehenden Abendsonne nicht weniger als diese glänzende Kostbarkeit.

Dennoch, ein trügerischer Frieden war es, obgleich man nicht das leiseste Anzeichen vernahm, waren sie hier, die Wächter der lorischen Grenzen. Eingehüllt in ihren Elbenmänteln verschmolzen sie geradezu mit der Umgebung, unbemerkt und lautlos bewegten sie sich, wie Schatten und zugleich ebenso gefährlich.

Noch eine Weile ritten sie unbehelligt durch die Ausläufer des Waldes, bis schließlich nach einiger Zeit auch vor ihnen wie aus dem Nichts die Wächter standen, die Bögen gespannt und auf die Reisegruppe gerichtet.

"Beschützer Lóriens..." Thranduil erhob die Stimme. "Hüter Caras Galadhons, nehmet eure Waffen herunter. Fürwahr, lange scheint es her, seitdem einer der Elben Eryn Lasgalens einen Fuß in den goldenen Wald setzte, doch eure Herrin bat mich her."

Einer der Wächter trat nun vor und wie auf einen unhörbaren Befehl hin nahmen die anderen ihre Waffen herunter. "Mae govannen, Thranduil, aran dineldor a doron. Tulon nin nara Haldir ó Lórien, cilich nin. Cen mathanon an Caras Galadhon - Seid gegrüßt, Thranduil, König unter Buche und Eiche. Mein Name lautet Haldir von Lórien, folget mir. Ich werde Euch nach Caras Galadhon führen."

Der Angesprochene nickte kurz, stieg von seinem Pferd herab und übergab dessen Zügel einem der Galadhrim, die anderen Reiter der Eskorte taten es ihm gleich. Schweigend folgten sie dem Wächter, immer tiefer in den Wald hinein. Mittlerweile war auch das letzte Tageslicht verloschen, der Mond ging auf und die Sterne glänzten hell am nächtlichen Firmament. Schon bald erreichten sie Caras Galadhon, die Stadt der Bäume. Der erhabene Anblick der schier unzählbaren von Lampen erhellten Fletts ließ die Reisegemeinschaft beinahe in Erfurcht erstarren.

Selbst Thranduil musste zugeben, dass sein Palast im Düsterwald diesem nicht gewachsen war, das sanft schimmernde Licht, das die Stadt auch bei Nacht in eine wohlige Dämmerung hüllte, die so kunstvoll errichteten Plattformen, die wie eins mit den mächtigen Bäumen schienen, der leise Gesang einer Elbenfrau, der von einem näheren Talan hinüberhallte... wahrlich, wie es sein Sohn ihm nach seiner Heimkehr aus dem Ringkrieg berichtet hatte, der goldene Wald war das Herz des Elbentums in Mittelerde.

~*~

Noch schnell stellte Mel die Teller auf den Tisch, dann setzte sie sich zu den anderen. Ein wenig amüsiert betrachtete sie den Zwergen ihr gegenüber, der - seinem Gesichtsausdruck nach zu urteilen - wohl eine ziemlich große Schwäche für das leibliche Wohl hatte.

"Nur eine Frage:", begann Gimli nach einer Zeit des - in seinem Falle gefräßigen - Schweigens, "was machen wir heute? Ich sehe für Legolas und mich momentan keine Möglichkeit, nach Arda zurückzukommen..."

Nicole blickte auf. "Das heißt, ihr beide müsstet die nächste Zeit hier verbringen, habe ich Recht?" "Es scheint so", bestätigte Legolas ihre Vermutung. "Die Valar schickten uns, sie waren es, die Gimli und mich hierher brachten. Ich bezweifele, dass irgendjemand sonst die Macht besäße..." Er schien nach Worten zu suchen. "Die Macht besäße... Tore in andere Welten zu öffnen", endete er schließlich.

"Und dieser... dieser schwarzer Lord, von dem ihr sprachet?", meldete sich nun Mel zu Wort. "Diese Dinger, die hier waren, um euch zu jagen, werden doch wohl kaum von den Valar geschickt worden sein. Zumindest wäre es ziemlich unlogisch, euch zuerst hierher zu schicken, um ein paar Dimensionen zu retten und anschließend versuchen, euch umzubringen! Also müsste besagter Lord auch das Wissen und die Kraft besitzen, solche Tore zu öffnen."

Der Elb räusperte sich. "Morgoth, derjenige, der die Mortésker in diese Welt schickte und nun versucht, sich sämtliche Dimensionen untertan zu machen, ist ein Vala, angeblich sogar der Mächtigste unter ihnen. Vor langer Zeit wendete er sich gegen die anderen Götter Ardas, anstatt seinen Teil bei der Erschaffung Mittelerdes beizutragen, wollte er Schrecken und Tod verbreiten. Er brachte viel Leid über die Völker unserer Welt und es hieß vor etwa 6500 Jahren, zu Ende des ersten Zeitalters, er sei endgültig niedergeworfen, doch nun ist er wiederauferstanden."

Eisiges Schweigen lag nun über dem Tisch. Die Mädchen starrten sich mehr oder weniger entsetzt an, unfähig, etwas zu tun oder zu sagen. Schließlich unterbrach Nicole die erdrückende Stille im Raum. "A- Aber... soll das heißen... wir...wir kämpfen gegen einen... Gott???" "Nenne, wie immer du es willst, Mädchen", warf Gimli ein. "Er ist schon einmal Herrscher über Mittelerde gewesen und bei Sauron, er verlangt nun mehr."

"Trotzdem, eines steht fest, momentan könnt ihr nicht zurück, zumindest nicht aus eigener Kraft", meldete sich Mel wieder zu Wort, "Das heißt, ihr müsst - wenn auch auf unbestimmte Zeit - weiterhin hier leben. Wenn ihr da nicht gleich im ersten Augenblick auffallen wollt, müsst ihr euch unserer Welt anpassen."

Eine ungute Vorahnung beschlich den Elben, vorsichtig sah er von einem Mädchen zum anderen. "Und was bei Vardas Sternen soll das bedeuten?"

Die beiden Freundinnen ihm gegenüber warfen sich einen vielsagenden Blick zu - zwei Mädels, ein Gedanke. "Shoppen!"

~*~

Mit einem leisem Seufzer ließ sich Lanthir auf sein Bett fallen. Direkt, als sie Caras Galadhon erreicht hatten, wurden sie zu Galadriel, der Herrin Lothlóriens gebeten. Kurz begrüßte sie die Angekommenen und wandte sich darauf Thranduil zu, um mit ihm noch einmal über die Lage der Dinge in Düsterwald zu sprechen. Der Hauptmann und die anderen Mitglieder wurden derweil auf ihre Zimmer gebracht, wo sie sich von der anstrengenden Reise ausruhen und für die nächsten Tage Kraft schöpfen konnten, für den Rat und das, was danach geschehen würde.

Nachdenklich blickte der junge Elb aus dem Fenster. Ja... was würde geschehen? Wenn er es realistisch betrachtete... hatten sie eine Chance, eine Möglichkeit, die Bedrohung Morgoths abzuwenden? Ihn zu besiegen?

Hier, im goldenen Wald schien alles noch so friedlich, kaum vermochte man sich vorzustellen, dass es je anders sein würde, dass die Dunkelheit des schwarzen Lords auch diese Idylle zerstören würde, obgleich die Magie Galadriels dieses Gebiet schützte und sofern sie es vermochte, seinen Zugang vor dem schwarzen Vala verbarg.

Lanthir hatte sie gesehen, die Kreaturen, die unter seinem Befehl standen... um ein vielfaches mächtiger als die Nazgûl schienen sie, so leise und schnell sie das Leben so vieler Elben letzte Nacht auslöschten...

Sie hatten sie nicht getötet, eher war es, als ob sie etwas Grausameres vollbrachten, schlimmeres als der Tod. Selbst im Moment seines Sterbens erhielt sich der Sternenglanz in den Augen eines Elben, erst, wenn sein Körper erkaltet war und sein Geist den Weg in Mandos' Hallen fand, erlosch er... - Augen waren die Spiegel der Seele, solange sie sich im Leibe eines Elben befand, konnte man, soweit man es vermochte, durch diesen Spiegel in sie hineinblicken, die Gefühle, die sie bewegten, erkennen...

Mit einem Ruck fuhr der Hauptmann auf. Aegnors Augen waren stumpf gewesen, ausdruckslos, als er in sie hineinsah... der Sternenglanz war verschwunden, wie hinfort geweht... und doch war er nicht tot. Sein Körper schien keinen Schaden genommen zu haben, doch sein Geist... Lanthir begriff. Man hatte dem jungen Krieger seine Seele entrissen, sein gesamtes Sein. Sein Leib war nun eine leere Hülle, ohne Erinnerungen oder Geschichte, unfähig, je wieder zu fühlen, zu lieben... Dies war wahrlich schlimmer als der Tod.

Erst ein leises, aber doch eindringliches Klopfen riss den Elben aus seinen trüben Gedanken wieder in die Realität zurück. "Herein...", murmelte er und sogleich wurde die Tür von einem Dienstmädchen geöffnet, die nach einem kurzen Knicks das Zimmer betrat. "Verzeiht meine Störung, Herr, doch die Herrin Lothlóriens schickt mich mit einer Botschaft..." Ein wenig zögernd schritt sie auf Lanthir zu, mit einer versiegelten Pergamentrolle in der Hand. Vorsichtig, als hätte sie Furcht, den Elben versehentlich zu berühren, streckte sie ihren Arm aus und übergab ihm die Nachricht.

Schnell brach der Hauptmann das Siegel auf, entrollte das Pergament und las. Schon wollte das Mädchen wieder an ihre Arbeit gehen, wurde jedoch von dem Elben aufgehalten. "Könntet Ihr auch eine Botschaft meinerseits an die hohe Frau ausrichten?" "Na- natürlich, Herr", antwortete sie ein wenig verwirrt. "Gut. Dann sagt ihr bitte, dass ich ihre Botschaft erhalten habe und schnellstmöglich meine Männer unterrichte, sodass in Kürze alle Bescheid wissen."

Das Mädchen nickte zum Zeichen, dass sie verstanden hatte, knickste noch einmal bevor sie das Zimmer verließ und mit raschen, leisen Schritten den Gang hinab eilte. Lanthir seufzte kurz, als er sich seinen Umhang anlegte und ebenfalls den Raum hinter sich ließ, doch anders als die Bedienstete vor wenigen Minuten lief er nicht in Richtung der königlichen Gemächer, nein, sein nächstes Ziel waren die Zimmer der anderen Elben der Eskorte, die ebenfalls zum Rat geladen waren.

Der Rat... dies war auch der Grund, warum er nun durch die Gänge des so kunstvoll auf Bäumen errichteten Palastes hastete. Das Treffen war vorgezogen worden, noch auf heute Abend. Wahrscheinlich, so vermutete der Hauptmann, da der Übergriff von letzter Nacht gezeigt hatte, dass es bereits begonnen hatte. Die Schatten des dunklen Herrschers hatten bereits begonnen, um sich zu greifen...

~*~

Das große, eisenbeschlagene Tor öffnete sich, langsam, Zentimeter für Zentimeter und allein schon der Gedanke daran, was sich dahinter verbarg, ließ dem Elben einen kalten Schauer nach dem anderen den Rücken herab laufen. Er hatte nicht dem Hauch einer Chance zu entkommen, an jeder Seite wurde er von zwei Orks flankiert und vor ihm schwebte eine dieser dunklen Wolken, außerdem befand er sich in der Festung des schwarzen Lords, bei Eru, eine Flucht war wirklich unmöglich.

Nun, da die Türflügel vollends aufgeschwungen und der Durchgang nun passierbar war, erhielt er einen unsanften Stoß in den Rücken, wurde weiter vorwärts gedrängt, bis er schließlich in einem riesigen Saal stand. Ein langer, schwarzer Teppich war auf dem Weg von Tor zu Thron auf dem Boden ausgelegt, der gesamte Raum war in schwarz gehalten. Schließlich erreichten sie die unterste der grob behauenen Treppenstufen, die zu dem Podeste führten, wo nun der dunkle Vala seinen Platz hatte, erhoben über den Rest.

Die Wachen um ihn herum gingen auf die Knie, selbst der Schatten schien sich zu verneigen. Einzig er blieb stehen, mit einem Ausdruck ungebrochenen Stolzes im Gesicht. Immer noch mit einem leichten Lächeln auf den Lippen beobachtete Melkor seinen Gefangenen. Es war doch immerzu dasselbe mit diesen Spitzohren. Zuerst schienen sie voll Hochmut, ungewollt sich zu beugen und trotz ihrer angeblichen Weisheit waren sie zu stur, um einzusehen, dass sie besser aufgeben sollten...

Aber er würde ihm noch zeigen, wer der Herrscher war, am besten, er fing gleich damit an. Eine kurze Handbewegung Morgoths und der Elb spürte urplötzlich einen ungeheuren Druck auf seinen Rücken, der ihn beinahe dazu brachte, zu Boden zu gehen. Beinahe. "Was ist, Elb? Seid Ihr nicht gewillt, Euch vor Eurem neuen Herren zu verbeugen?" Eine weitere Geste und der Druck verstärkte sich, ließ die Knie des Gefangenen einknickten, sodass er sich wirklich auf der Erde wiederfand. "Seht Ihr, es ist doch gar nicht von großem Aufwand..." Langsam ließ der schwarze Lord seine Hand sinken und das Gewicht verschwand, als wäre es nie dagewesen. Zurück blieb nur der pulsierende Schmerz, der sich die gesamte Wirbelsäule des Elben entlang zog.

"Was - wollt Ihr - von mir?" Seine Stimme war kaum mehr als ein Krächzen, das aus seiner Kehle drang. Ja, warum, hatten sie ihn nicht einfach umgebracht, wie die anderen der Eskorte? Was war Sinn und Zweck seiner Gefangennahme?

Ein lautes, grausames Lachen ließ ihn wieder aufblicken. "Erkennt Ihr meine Absichten etwa nicht? Und ich dachte, Ihr seihet einer der Erstgeborenen! Euren König konnte ich nicht bekommen, aber dennoch Ihr... Ihr seid ein bedeutender Gefolgsmann des Düsterwaldherrschers, ist es nicht so?"

Verbissen presste der Gefangene seine Lippen aufeinander. Thranduil... sie also wollten ihn, wollten ihn töten und somit sich zuerst Eryn Lasgalen unterjochen... Sein Gedankengang wurde abrupt von der Stimme Morgoths unterbrochen. "Antwortet!!!"

Weiterhin schwieg er, bis er das Knallen einer Peitsche vernahm und gleich darauf wieder Schmerz, der seinen Rücken durchzog. Er spürte, wie sein Blut sich seinen Weg über die geschundene Haut hinab zum Boden suchte. Seinen König, ja, doch der dunkle Herrscher konnte die Ewigkeit hindurch warten, wenn er verlangte, dass er Düsterwald verriet...

~*~

"Shoppen..." Das Wort allein schien schon bedrohlich, doch seine Definition, so war Gimli sich sicher, übertraf selbst den misstönenden Klang dieser Aneinanderreihung von Buchstaben. Zuerst war es ja noch ganz in Ordnung gewesen, obgleich die Mädchen ihm und Legolas "als Vorsichtsmaßnahme", wie die beiden es betitelten, sämtliche Waffen abgenommen hatten, einzig eine kleine Wurfaxt und den Elbendolch konnte er - natürlich unter vollem Einsatz seines zwergischen Lebens, wie er fest überzeugt war - aus den Fängen Mels retten.

Danach waren sie in die Innenstadt gefahren, wieder mit diesem Dings, was sich Rus nannte. Zuerst waren er und sein elbischer Freund einfach nur fasziniert von der Vielfalt der Geschäfte und ignorierten geflissentlich die verwunderten Blicke vorbeilaufender Menschen ebenso wie sie die Ermahnungen der Mädchen, dass sie sich so unauffällig wie möglich verhalten sollten, "vergaßen". Jeder Laden musste unbedingt inspiziert werden, sei Kiosk, Apotheke oder Optiker.

Hätten Nicole und Mel sie nicht zunehmend genervter jedes Mal unerbittlich weitergezogen, so wären sie morgen früh wahrscheinlich noch durch die Gegend gelaufen. Als Legolas und Gimli ein weiteres unzähliges Mal anhielten, diesmal vor einer Drogerie, stöhnte die 16-jährige auf. "Mel, können wir nicht einmal da - sie wies mit dem Arm auf ein Geschäft für Haus- und Kleintiere - rein gehen und uns Hundeleinen oder so besorgen? Sähe zwar auch komisch aus, aber dann müssten wir sie nicht immer wieder einfangen..."

Ihre Freundin lachte. "Auch keine schlechte Idee, aber momentan glaube ich noch nicht, dass es nötig ist, sie so bei Fuß zu halten." Auch sie verschwand in der Drogerie, den beiden Mittelerdlern auf den Fersen. Leise vor sich hingrummelnd setzte sich nun Nicole ebenfalls in Bewegung und folgte der Schwarzhaarigen, betrat hinter ihr den Laden und lief durch die langen Regalreihen, bis plötzlich im Gang neben ihr die tiefe Stimme des Zwerges ertönte.

" Was sind das bloß für wundersame Dinge, die man hier erwerben kann? Sieh nur, Legolas, diese Flasche... da ist gelbes Wasser drin, aber dieser Verschluss scheint mir fremd..." Eine böse Vorahnung beschlich das Mädchen, schnell hastete geradeaus, lief um die Ecke und erblickte die beiden Ausreißer, in der Kosmetikabteilung. Jetzt entdeckte sie auch die Flasche Parfum in den Händen des Bärtigen, der wie wild an ihrem Korken herumfummelte, nun drückte er darauf.

"Gimli! Tu das..." Ein leises Zischen, dem ein Klirren und der laute Ausruf "Zauberei!!!" folgte, unterbrach sie. "...nicht."

Der intensive Geruch des "Duft"- Wassers breitete sich aus, erreichte nun auch Nicoles Nase. Bald würde der gesamte Laden danach stinken! Schnell lief sie zu den beiden Mittelerdlern, packte jedem von ihm am Arm und zog sie mit Mel, die nun ebenfalls mit einem grimmigen Gesichtsausdruck auf sie zusteuerte, nach draußen. "Ich glaube, der Gedanke mit der Hundeleine war doch gar nicht mal so übel...", murmelte die 18-jährige ihrer Freundin zu, doch auch Legolas hatte ihre Worte vernommen.

"Hundeleine?", fragte er interessiert. "wie kommt ihr nun auf eine Hunde..." "Ist doch nicht so wichtig", unterbrach ihn die Braunhaarige, die ihn vorsorglich immer noch festhielt. "Jedenfalls gibt es jetzt keine weitere Ladenbesichtigungen mehr..." Gimli zog ein enttäuschtes Gesicht. "...sondern wenden uns jetzt dem eigentlichen Vorhaben zu, wozu wir hier sind." "Und das wäre?", meldete sich der Zwerg neben ihr nun zu Wort. Mel grinste und deutete mit ihrer Hand auf ein Gebäude, dass die umstehenden in Größe und Höhe noch übertraf. "Das da!" Als ob dies ein Stichwort schien, verstärkte sie ebenso wie ihre Freundin ihren Griff um den Arm, den sie in der Hand hielt und zog dessen Besitzer mit sich, hinein in die Eingangshalle des großen Hauses.

Helles Licht blendete den Elben einen Augenblick und ein warmer Luftzug umwehte sie einen Augenblick, als er mit den anderen das Gebäude betrat. Gedämpfte Musik aus kleinen, an der Decke angebrachten Lautsprechern war ebenfalls zu vernehmen. Vor ihnen erstreckte sich ein einziger Raum mit gigantischen Ausmaßen, der über und über gefüllt war mit seltsamen Metallständern, an denen unzählige dieser fremdartigen Kleidungsstücke hingen, wie sie die Menschen dieser Welt trugen.

Moment... Ein wenig ungläubig blickte der Blonde zu den Mädchen hinüber, die gerade über irgendetwas diskutierten. "... ich bin auch so gut wie pleite und es nun mal notwendig! Also zahl du seine Klamotten, dann bleche ich für das andere Outfit!" "Aber..." "Kein aber! Was sein muss, muss halt sein!" "Wenn du meinst...", grummelte Nicole ergeben und wandte sich den beiden anderen zu, die gespannt auf eine Erklärung warteten. "Nun, Jungs, wie man unschwer erkennen kann, ist das hier ein Geschäft für Kleidung, mit euren Klamotten könnt ihr echt nicht unauffällig durch unsere Welt laufen, also, Legolas, du kommst gleich mit mir, und du, Gimli, folgst Mel bitte in die Kinderabteilung..." "KINDERABTEILUNG???", polterte der Zwerg, "ICH BIN KEIN KIND!!!"

"WISSEN WIR, ALSO HALT DIE KLAPPE!!!", schallte es nicht minder laut von den Mädchen zurück. "Da gibt es die einzigen Sachen, die dir passen, also komm jetzt!", sagte Mel, packte den Bärtigen wieder am Arm und zog ihn in Richtung Rolltreppe, hinauf ins nächste Stockwerk.

Gimli warf noch einen letzten Hilfe-ich-will-nicht-Blick zu Legolas, bevor er um die nächste Ecke verschwand, doch der Elb kam gar nicht mehr dazu, sein eventuelles Heil in der Flucht zu suchen, denn nun hatte Nicole ihn sich wieder gegriffen und auch er wurde - wie gerade eben sein zwergischer Freund - durch die engen Gänge zwischen den Kleidungsständern geschoben, wenn auch in eine andere Richtung.

Noch einmal seufzte er leise, als das Mädchen plötzlich vor einem großem Stapel Oberteile stehen blieb und einige scheinbar passende heraussuchte, bevor sie die Sachen in seine Arme drückte und sich den Hosen zuwendete. Das konnte ja noch heiter werden...

Legolas und Gimli beim eher unfreiwilligen Klamotten-Shoppen... Was ist da wieder in meinem verrücktem Hirn vorgegangen?

Bis zum nächsten Mal, eure mystica

@Variefanel: Nein, kein Angst, ich habe vorläufig nicht vor, die Story abzubrechen... nochmal Sorry, wenn's wieder etwas länger dauern sollte... danke für dein Kommi, hab mich riesig gefreut, dass sich auch mal eine der "stillen Leser" meldet!