Kapitel 8
A/N: So, meld mich auch mal wieder^^... das letzte Update ist ziemlich lange zurück, ich weiß *schäm*... aber trotzdem viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
Warnung: Vorsicht, teilweise etwas heftiger geworden... Psychoterror...
Disclaimer:
...es ist alles nur geklaut...das weiß ich nur ganz alleine...
Kapitel 8 Ein Rat und düstere Visionen
Missmutig stapfte Gimli hinter Mel her, die ihn immer noch fest am Arm gepackt hielt und unerbittlich weiterzog. „Kinderabteilung... ich bin kein Kind...also wirklich...", grummelte der Zwerg fortwährend in seinen Bart hinein. Mittlerweile schenkte er seiner so faszinierend scheinenden, unbekannten Umgebung kaum mehr Beachtung, seine ganze Konzentration war nun auf den in seinen Augen absolut entwürdigenden Gedanken, wie ein Menschenkind angezogen zu sein und – was noch viel wichtiger war – auf das Finden einer rettenden Idee, wie er diesem Schicksal vielleicht doch noch entrinnen konnte.
Plötzlich blieb die Schwarzhaarige vor ihm stehen, doch Gimli, immer noch leise vor sich hin brummelnd, trottete weiter, bis ein schmerzhafter Zug in seiner Schulter ihm mitteilte, dass das ihn festhaltende Mädchen mittlerweile daran war, eine andere Richtung einzuschlagen. Und tatsächlich: Anstatt den breiten Gang, auf dem sie sich gerade befanden, weiter zu folgen, bog die 18-jährige nun nach links, schlängelte sich durch einige engstehende Kleiderständer zielstrebig in eine Ecke der riesigen Kaufhaushalle.
Der Zwerg folgte ihr notgedrungen, schließlich hielt sie immer noch seinen Arm fest umklammert und machte keinerlei Anstalten, ihn loszulassen. Einige verwunderte Blicke der Passanten folgten ihnen, die das Mädchen vor ihm jedoch geflissentlich ignorierte.
Letztendlich, als der Bärtige es kaum mehr für möglich gehalten hätte, stoppte die Schwarzhaarige doch noch vor einer Gruppe dichtbehangener Metallständer und begann nach zumindest halbwegs passender Kleidung für Gimli zu suchen. Der nun nicht mehr festgehaltene Zwerg ließ schnell einige Blicke durch seine nähere Umgebung schweifen, doch das Einzige, was er zunächst sah, waren die unzähligen Wühltische und Kleiderständer... nicht besonders vorteilhaft für die Rettung seiner Ehre, andererseits waren die Mitglieder seines Volkes geborene Sprinter, wie er fest überzeugt war.
Bei Sauron, irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, aus dieser Misere herauszukommen!!! Wieder suchte er mit seinen Augen die für ihn schier unendlichen Weiten des Kaufhauses ab... und entdeckte ein großes, beschriftetes Schild. Es hing über einem schmalem Gang, wo im Gegensatz zum Rest des Gebäudes keine Kleiderständer vorhanden waren, soweit er erkennen konnte. Vielleicht führte der Weg ja nach draußen...
Ohne weiter groß drüber nachzudenken, setzte Gimli sich in Bewegung, rannte so schnell seine Beine ihn trugen mit zwergischer Gewandtheit durch die engen Durchgänge zwischen den Metallständern.
„Gimli!!!" Nun konnte er rasche Schritte hinter sich vernehmen, die näher und näher kamen... Mel war wohl doch schneller als er, aber er würde es schaffen, er würde den Gang noch erreichen, da war er sich sicher. Wieder bog er um eine Ecke und riss dabei beinahe einen der vollbepackten Tische mit um, jedoch nicht einmal das registrierte er wirklich. Nicht mehr weit war es... Schnaufend änderte er ein weiteres Mal seinen Kurs und wandte sich nach rechts, zum vermeintlichen Ausgang hin.
Doch statt einem rettenden Tor nach draußen erblickte der total perplexe Zwerg nun eine Reihe blanker Holztüren, die anscheinend die Eingänge zu vielen kleinen Kabinen darstellten. Einige waren verschlossen, andere wiederum standen weit offen. Das anschwellende Tuscheln der verwunderten Menschen aus seiner Nähe nervte ihn zwar mehr und mehr, doch die zunehmend lauter werdenden Schritte Mels lenkten seine Gedanken jedoch wieder zu seinem Problem zurück. Entkommen konnte er ihr nicht, höchstens direkt in die Arme laufen... °Verstecken!!!° , meldete sich Gimlis logischer Zwergenverstand wieder zu Wort, etwas, was sich der Bärtige nicht zweimal sagen ließ.
Hastig eilte er auf eine der leerstehenden Kammern zu, schloss die Tür, lehnte er sich schwer atmend dagegen. Wusste das Mädchen wo er sich befand? War sein Fluchtversuch und somit die Rettung seiner Ehre etwa fehlgeschlagen? Immer noch vernahm er die Schritte der Schwarzhaarigen... näher und näher kamen sie, bis sie letztendlich doch verstummten...
Dieser verdammte Zwerg! Innerlich fluchend nahm Mel die Verfolgung auf. Kaum hielt man ihn nicht mehr fest, machte er schon wieder irgendwelche Dummheiten... Die Klamotten, die sie eben für ihn herausgesucht hatte, flatterte in ihren Armen, als sie um eine weitere Ecke schlidderte und Gimli gerade noch zwischen einigen Kleiderständern verschwinden sah. Im Nachhinein erschien ihr die Hundeleinen-Idee ihrer Freundin plötzlich gar nicht mal sooo hirnrissig...
Schnell ließ das Mädchen einen Blick durch die Kaufhausetage gleiten, entdeckte aber nirgends einen sich rasch bewegenden, metallenen Helm und dessen zugehörigen Träger. Wo zu Hölle war er jetzt schon wieder abgeblieben?!?!
Nicht auszudenken, was für Katastrophen dieser Zwerg alleine in dieser Welt verursachen mochte... Leises Getuschel aus Richtung der Umkleidekabinen ließ die Schwarzhaarige herumfahren. War er vielleicht dorthin verschwunden? Das Mädchen beschloss es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Schnell setzte sie sich in Bewegung, steuerte auf den schmalen Gang zu. Dort angekommen erblickte sie gerade noch eine kleine, untersetzte Person, die hastig in einer der winzigen Kabinen verschwand und ziemlich geräuschvoll die Türe verschloss.
Ein leicht schadenfrohes Lächeln glitt der 18-jährigen über die Gesichtszüge, während sie sich langsam der zwergisch besetzten Kammer näherte, bis sie schließlich vor dessen Türe stehen blieb. Sie musterte sie kurz, wie bei den meisten Kaufhausumkleiden war zwischen Decke und der oberen Holzkante noch ein wenig Platz, eine Lücke von ungefähr 50 Zentimetern.... Nein, da durch Klettern würde sie sicherlich nicht, schon so erregten sie mehr als genug Aufmerksamkeit. Gut, dann eben anders...
Schon seit geraumer Zeit konnte der Zwerg keine weiteren Schritte Mels mehr ausmachen. Hatte sie ihre Verfolgung etwa doch aufgegeben? Gab es vielleicht doch noch eine Chance für ihn, in seiner Kleidung wieder hier raus zu kommen?
Schon wollte er wieder ein wenig Zuversicht schöpfen ,doch ein leise geflötetes „Gimli..."von der anderen Seite der Holztüre erstickte seine eben erst neu erstandene Hoffnung im Keim. Er wagte kaum zu atmen, geschweige denn eine Antwort zu geben. Vielleicht würde sie ja doch noch weggehen...
„Gimli! Mach verdammt nochmal auf, ich weiß, dass du da drin bist!" Ihre Stimme klang mittlerweile ein wenig verärgert. Wenn er noch länger schwieg, würde er sie nur umso mehr reizen. Abermals hämmerte das Mädchen gegen die Tür. „Mel?" Vorsichtig erhob der Bärtige seine Stimme und das Klopfen verstummte für einen Moment. „Wieso zur Hölle kommst du nicht raus?", schallte es zurück. „Ich laufe doch nicht wie ein Menschenkind herum!", polterte der Zwerg nun aufgebracht. „Warum nicht?" „ICH BIN KEIN KIND!!!" „Solange du dich dort einsperrst und dich wie eines benimmst, sehe ich keinen Grund, dich anders zu behandeln! Nur Kinder sind so selten stur und uneinsichtig!" „Ich...und... und ein Kind... das... das ist doch..."
Die fortwährende Grummelei des Bärtigen wurde durch ein leises Flattern unterbrochen und kaum einen Augenblick später fanden sich die Kleidungsstücke, die das Mädchen gerade noch in ihren Armen gehabt hatte, auf dem Kopf Gimlis wieder. „Also, wenn du meinst, du wärest erwachsen, dann zieh das Zeug an!" „Bei Sauron, ich BIN erwachsen!!!" „Dann beweise es mir!", entgegnete Mel ungerührt.
Missmutig starrte der Angesprochene auf den Haufen Klamotten in der Kabine. Sie schienen kein Vergleich zu seiner momentanen Kleidung zu sein, aber dieses freche Gör hinter der Holztür hatte seinen Stolz mehr als einmal in Frage gestellt – so etwas konnte und wollte er sich nicht bieten lassen.
Auch wenn er Legolas höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens nicht mehr unter die Augen treten konnte, ließ er noch einen letzten äußerst kritischen Blick über die Kleidung schweifen, bevor er das nun am Boden liegende Oberteil aufhob...
*** Er wusste nicht, wie lange er schon hier stand – waren es Minuten? Stunden?
Eine Ewigkeit schien es zu sein. Fortwährend schweiften die Blicke des Elben umher, musterten das fremdartige Gebäude, im dem er sich befand, die vielen vorbeigehenden Menschen, Nicole, die unablässig zwischen den Unmengen von Kleiderständern umherschwirrte und den immer größer werdenden Stapel Klamotten in seinen Armen.
Zumeist waren es Hosen von verschiedenster Ausführung, jedoch fast immer in jenem blauen Stoff gehalten, wie viele der Menschen dieser Welt sie zu tragen pflegten, dann noch einige andere Sachen, die er entfernt mit der Oberbekleidung seiner Welt vergleichen konnte – nur waren sie anders als die Tuniken, die er kannte – anstatt bis etwa zu den Knien zu gehen, endete diese bereits auf Höhe des Gürtels.
„Ich glaube, das sollte fürs Erste genügen!", hörte Legolas die Stimme Nicoles vor sich. Angestrengt spähte er über den Berg Kleidung in seinen Armen und sah sie, wie sie mit der Hand in eine Richtung deutete und sich selbst langsam in Bewegung setzte. Anscheinend wollte sie, dass er ihr folgte. Er wusste zwar nicht, wohin sie ihn gedachte zu führen, doch er begann trotz des Gewichts auf seinen Armen mit elbengleicher Gewandtheit hinter ihr her zu laufen.
Das Mädchen vor ihm schlug nun den Weg zu einem schmalem Gang in einer Ecke des Kaufhauses ein, unbewusst dass nur eine Etage über ihnen im Moment eine hitzige Verfolgungsjagd dort ihr Ende finden sollte, doch ehe der Elb und Nicole ihr Ziel erreichten, vernahm die 16-jährige eine zuckersüße Stimme hinter sich. „Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?"
Kurz sah die Braunhaarige über ihre Schulter und erblickte eine Art Aushilfsverkäuferin , die nun bei Legolas stand und auf ihn einredete. „Gute Wahl, die Sie getroffen haben... Farbton passt zu Ihrer Hautfarbe... Schnitte werden Ihnen ausgezeichnet stehen..." Der Elb warf einen recht hilflosen Blick zu Nicole, während die etwa 20- jährige junge Frau ihm gegenüber scheinbar nicht einmal daran dachte, ihren Redeschwall zu unterbrechen. Wie sollte er sich verhalten? Einfach weitergehen? Oder doch einige Worte mit der Menschenfrau wechseln?
„Habt Dank, Mylady...", entschied er sich für das Letztere. Es konnte schließlich nicht schaden... Die Angesprochene begann in einer schrillen Tonlage zu kichern. „So gestelzt, mein Herr? Nennen sie mich doch Mary!" „Mary?", fragte der Elb ungläubig. „Verzeihen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt - Sue, Mary Sue ist mein Name und ich arbeite hier erst seit kurzem!", antwortete sie wieder in jener unangenehm schrillen Tonlage und deutete mit einer ausschwenkenden Handbewegung auf das kleine Namensschild an ihrer figurbetonten Bluse. „Kommen Sie, ich kann Sie gerne beraten!"
Auch sie lief nun wie eben Nicole einige Schritte voraus und blieb so stehen, dass scheinbar zufällig ihr beinahe mehr als kurzer Rock in das Blickfeld des Blonden geriet. Legolas' Ohrspitzen nahmen eine leichte Rotfärbung an. Wie konnte eine Frau sich nur so unsittlich bekleidet in der Öffentlichkeit zeigen? Verunsichert sah er abermals zu Nicole hinüber, die jedoch ziemlich damit beschäftigt schien, der jungen Verkäuferin einen giftigen Blick nach dem anderen zuzuwerfen.
„Nein, vielen Dank, aber ich denke, dass wir keinerlei Beratung nötig haben!", zischte die 16-jährige Mary zu, als sich diese wieder zu Legolas wenden wollte, lief kurzerhand zu dem perplexem Elben und schob ihn in Richtung der Umkleidekabinen, die junge Frau zurücklassend.
„Warum warst du... so unfreundlich ihr gegenüber?" „Weil...", Nicole suchte nach Worten. „Weißt du... ach egal! Lass es mich so sagen, wenn du sie kennen würdest, wüsstest du, was sie vorhat." „Und das wäre gewesen?" Das Mädchen seufzte leise auf.
„In deiner... da wo du herkommst, gibt es sicherlich auch irgendwelche Frauen, die versuchen, die... Aufmerksamkeit von so ziemlich jedem männlichen Wesen auf sich zu ziehen... Mary gehört zu dieser Art von Frauen..." „Kennst du sie?" „Ja. Ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, ihre nähere Bekanntschaft zu machen." Ein düsterer Gesichtsausdruck legte sich auf die Züge der Braunhaarigen, während sie sprach. Abermals war Legolas daran, weiter Nachforschungen anzustellen, schloss seinen Mund jedoch wieder. Seine Begleitung schien nicht unbedingt in der Stimmung zu sein, ihm von diesem ‚zweifelhaften Vergnügen', wie sie es genannt hatte, zu berichten, so beschloss er, seine Fragen vorerst für sich zu behalten.
Wieder um eine Ecke, bis Nicole nun endgültig stehen blieb, vor einer hölzernen Tür. Mit einer Handbewegung schwang sie sie auf und deutete in das Innere einer kleinen Kammer. „Ich verstehe nicht recht...", meinte der Elb nach einer kurzen Zeit des Schweigens, immer noch skeptisch auf die geöffnete Tür blickend. Ein belustigtes Lächeln glitt über die Gesichtszüge des Mädchens. „Das sein Umkleidekabine. Du gehen rein, ziehen Kleidung an, gucken ob passt. Wenn ja, Kleidung kaufen", erklärte sie ihm im Idiotendeutsch.
„Hier? Ich... ich meine in der Öffentlichkeit sich umziehen..." „Dazu sind ja die Wände und die Tür da!", fiel die 16-jährige ihm ins Wort. „Normalerweise kann man da nämlich nicht durchsehen, weißt du?" Ein wenig ungeduldig ging sie nun wieder auf den Blonden zu und begann ihn wieder zu schieben, diesmal in die Kammer hinein, bevor sie die Tür schloss und sich draußen auf einen der dort stehenden Stühle nieder ließ.
Leicht verzweifelt ließ Legolas noch einen Blick durch den winzigen Raum, indem er sich befand, schweifen, dann einen weiteren über die Kleidung in seinen Armen. Nicole hatte letztendlich recht, sehen würde ihn schließlich keiner. Einen Augenblick lang verharrte er noch, bevor er leise seufzend daran machte, seinen Umhang abzulegen...
~*~
Die Dämmerung brach wie schon am Abend zuvor mit ungebrochener Schönheit über Lothlórien hinein und abermals machten die majestätischen Mallornbäume, als das letzte Sonnenlicht ihre Blätter liebkoste, dem goldenen Wald seinem Namen alle Ehre.
Die leisen Gesänge der Bewohner Caras Galadhons begleiteten Lanthir auf seinem Weg in den Palast, wo in dessen scheinbar in den Baum verwachsenen Innenhof der Rat stattfinden sollte. Wer würde wohl alles anwesend sein?
Er wusste es nicht. Die Mitglieder der Eskorte, Mithrandir, Thranduil und noch die Herrin Lothlóriens, soviel war sicher. Aber sonst?
Raschen Schrittes überwand der junge Elb noch die letzten Meter, bevor er vor einem dichtem Blättervorhang stand, einen Wimpernschlag lang zögerte er, ehe er seine Hand hob, um ihn zur Seite zu schieben. Das Laub fühlte sich angenehm glatt und weich unter seinen Fingern an, als er es berührte, ein flüchtiger Schauer lief über seinen Rücken, als er den Durchgang hinter sich ließ, den Innenhof betrat.
Viele Gesichter wandten sich zu ihm um, anscheinend war er wie schon bei der Versammlung in Eryn Lasgalen einer der Letzten. Seine Blicke schweiften über den Platz, zu dem großem Kreis von filigran verziertem Stühlen und den vielen dort versammelten Personen. Er entdeckte die vertrauten grauen Augen Aragorns, nun Elessar, König der vereinten Reiche genannt, Königin Arwen, seine Frau, Elrond, den Herren Bruchtals neben dem Lord und der Lady Lothlóriens. Mithrandir saß in der Nähe Thranduils und den anderen Männern der Eskorte, diskutierte mit leiser Stimme mit dem Herrscher Düsterwalds. Außerdem waren noch einige andere Galadhrim geladen, die meisten kannte er nicht, bis auf denjenigen, der sie gestern nach Caras Galadhon gebracht hatte.
Gerade als Lanthir sich auf seinen Platz, rechts neben seinem Herren begeben wollte, lenkte jedoch ein lautes Poltern seine Aufmerksamkeit auf die gegenüberliegende Seite des Kreises. Das erste, was der Hauptmann erblickte, war ein Haufen ineinander verknotete Gliedmaßen nebst einem umgestürzten Stuhl. Einen Moment lang tat sich nichts, bis plötzlich ein verstrubbelter brauner Lockenkopf aus dem sich geschäftig entwirrenden Berg herausragte.
„Pippin! Warum bei Eru musst du immer so einen Unsinn machen?!" „Aber Merry..." Ein zweites, jedoch eher schuldbewusstes dreinblickendes Gesicht fand seinen Weg aus dem Haufen heraus und eher unwillkürlich huschte ein leichtes Lächeln über die Züge der anderen Ratsmitglieder. „...du weißt, dass das nicht mit Absicht war!"
Schon wollte der Angesprochene Luft für eine weitere Schimpftirade holen, als er plötzlich von Gandalf unterbrochen wurde. „Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk, es ist zwar ungemein erheiternd euren Zwistigkeiten zuzusehen, doch sollten wir uns vielleicht doch wieder dem eigentlichen Grunde dieser Versammlung zuwenden." Das Lächeln der Anwesenden gefror augenblicklich, auch die beiden Hobbits standen schnell wieder auf und begaben sich kleinlaut wieder auf ihre Plätze.
Majestätisch erhob sich nun Galadriel und blickte kurz, jedoch intensiv zu den anderen Ratsmitgliedern, ehe sie zu sprechen begann. „Ihr wisst, warum ihr hergerufen seid. Abermals greift ein dunkler Schatten um sich, ein Schatten, von dem wir vermuteten, dass er für die Ewigkeit gebannt sei... wieder scheint der Untergang Mittelerdes nahe zu sein, doch nicht nur Arda ist bedroht. Es hat bereits begonnen..."
Der Blick der Herrin Lothlóriens blieb kurz bei Thranduil hängen, ehe sie fortfuhr. „Morgoth, der schwarze Lord, hat seine Festung in den Bergen Düsterwalds errichtet, Orks und andere Wesen von noch größerer Grausamkeit streifen ungestört durch die Gefilde Eryn Lasgalens. Wie schon zu Saurons Zeiten überzieht nun stetig Dunkelheit unsere Landen, selbst Imladris und der goldene Wald werden sich dessen nicht auf ewig vor schützen können. Jeder von uns ist betroffen von dieser Wendung, ob man seine Augen davor verschließt oder die Tatsachen hinnimmt."
Stille. Keiner wagte erst auch nur einen Ton von sich zu geben, was sollte man dem noch hinzufügen? Eindringlich sah Galadriel wieder zu den Anwesenden, wartete, dass sie ihre Gedanken offenbarten, ihre Meinungen, Vorschläge, gegen den schwarzen Lord vorzugehen. Schließlich wagte es einer der Galadhrim, das Wort zu erheben.
„Verzeiht, Herrin, dass ich so direkt meinen Standpunkt kundtue, jedoch frage ich euch, was kann man gegen solch eine Macht ausrichten? Er ist einer der Valar, schon damals, im ersten Zeitalter konnten nur Geschöpfe seiner Art ihn besiegen. Der Glanz der Elben ist vorüber, einen Großteil unserer Kraft haben wir seitdem eingebüßt, doch sein Einfluss scheint sich trotz seiner langen Verbannung nur verstärkt zu haben. Wir sind diejenigen, die machtlos sind."
Zustimmendes Gemurmel von einigen anderen war zu vernehmen. „...Können nichts tun... Er hat recht... Sind ihm ausgeliefert... Haben nicht die Kraft, ihn herauszufordern..."
„Und doch gibt es Hoffnung!" Die Stimme Elronds unterbrach die nun rege Diskussion. „Die Valar wissen, dass Morgoth aus der äußeren Leere Eas entflohen ist, doch sie sind, wie ihr zu glauben scheint, nicht untätig. Sie sandten Legolas Thranduilion, Thronerbe Eryn Lasgalens und Gimli Gloinssohn, ein Zwerg aus dem Eisengebirge in eine andere Welt, um dessen Bewohner zu warnen und um mögliche Unterstützung zu erbeten. Mit der Hilfe aus jener fernen Dimension wäre uns vielleicht doch die Möglichkeit gegeben, gegen diese Bedrohung vorzugehen."
„Aber wie?", erhob nun Aragorn die Stimme. „Legolas und Gimli befinden sich noch in dieser Welt, ist es nicht so? Euer Vorschlag ist wahrlich eine gute Idee, Lord Elrond, jedoch haben wir nicht die Kraft der Valar, wie sollen wir sie zurückholen?" Betretenes Schweigen herrschte, allerdings nicht lange.
„Es gibt einen Weg für uns, die Grenzen der Dimensionen für kurze Zeit passierbar zu machen, obwohl wir nicht die göttliche Macht besitzen", begann Galadriel. „Vor langer Zeit, als das Licht der zwei Bäume noch nicht durch die tückischen Anschläge Morgoths getrübt ward und noch Frieden zwischen den Häusern der Elben herrschte, als das Erwachen der Menschen noch fern war, fertigte Feanor, der Höchste der Noldor, die Silmaril, Gemmen, erfüllt mit dem Schein Laurelins und Telperions - wie es heißt, das Größte seiner Werke. Doch er schuf im Geheimen, abgeschottet von sämtlichen anderen Lebewesen einen weiteren Stein von unvorstellbarer Macht. Annon'Sarn wird er genannt, der Torstein. Im Gegensatz zu den Silmaril, die an sich keine magischen Kräfte besaßen, sondern allein durch ihre unvergleichbare Schönheit verzauberten, hatte Annon'Sarn die Macht, selbst jenen, die nicht den göttlichen Funken der Valar in sich trugen, durch Einsatz von großen Mengen an Magie das Öffnen von Weltentoren zu ermöglichen. Feanor ahnte von der Existenz anderer Welten, dass sie nicht nur in den Ammenmärchen und Kindergeschichten Wirklichkeit waren, er träumte davon, sie eines Tages selbst zu betreten. Doch soweit kam es nicht. Er kam um und Annon'Sarn ging verloren, verschollen war er für lange Zeit."
„Und wo befindet sich der Stein jetzt?", unterbrach eine Stimme Galadriel und Lanthir erkannte, dass es seine eigene war. War er, ein einfacher Hauptmann der Eskorte Thranduils, gerade eben tatsächlich der Lady Lothlóriens ins Wort gefallen? Beschämt richtete sich sein Blick zu Boden. „Verzeiht, Herrin..." Die Angesprochene jedoch lächelte. °Du brauchst dich deines Temperaments wegen nicht zu schämen, Lanthir Celonion. Schäme dich nicht der Sorge um deinen Freund. Legolas kann seines Herzens froh sein, dass eine so treue Seele zu ihm steht.° Vorsichtig blickte der junge Hauptmann wieder auf, in die so geheimnisvoll blauen Augen Galadriels. Ihre Stimme war es gewesen, die er soeben in seinem Kopf gehört hatte, ohne Zweifel. Abermals huschte ein Lächeln über die Gesichtszüge der Herrin Lothlóriens, ehe sie fortfuhr.
„ Er war verloren, unzählige Jahre lang wusste niemand um seinen Verbleib. Doch vor nicht allzu langer Zeit kam ein Bote in den goldenen Wald, er sagte, etwas sei ans Ufer des Anduins gespült worden, ein Kristall, durchzogen von Goldadern. Ich ließ den Stein hierher bringen und fand heraus, dass es Annon'Sarn, das verlorene Werk Feanors war."
„Worauf warten wir dann noch?" Schnell waren Merry und Pippin aufgesprungen. „Holen wir Gimli und Legolas zurück!" „Nicht so stürmisch, junge Auenländer!" Arwen unterbrach den eifrigen Tatendrang der beiden Hobbits. „Wie Lady Galadriel schon sagte, es braucht Unmengen an Magie, die Kraft des Steines zu nutzen... ich glaube nicht, dass ein Einzelner der hier Versammelten – sie schaute kurz durch die Runde – selbst Mithrandir nicht, diese Macht aufbringen kann." Leises Getuschel setzte wieder ein. „Dennoch – wieder erhob die Königin Gondors ihre Stimme, diesmal lauter, um die anderen sprechenden Ratsmitglieder zu übertönen -, dennoch denke ich, dass wir es schaffen könnten. Wenn all diejenigen hier, die die Kunst der Magie beherrschen ihre Kräfte vereinigen, so könnte es vielleicht doch möglich sein ein Weltentor zu öffnen."
Einen Moment lang war es still und Gandalf erhob sich. „Ich weiß nicht, was wir mit dem Öffnen eines solchen Tores verändern – wir werden versuchen Legolas und Gimli zurückzuholen, soviel ist sicher, allerdings vermögen nicht einmal die Weisesten der Weisesten vorauszusehen, was noch alles durch diese Tat eintreten wird. Wir könnten den Verlauf der gesamten zukünftigen Geschichte einiger Personen oder gar von ganz Mittelerde verändern. Dennoch werde ich meine Macht zur Verfügung stellen, sollte dies auch nur eine kleine Hilfe sein, um Arda vor der ewigen Dunkelheit zu beschützen."
„Auch ich werde meine Kraft in dieses Unterfangen stecken", fügte die Herrin Lothlóriens hinzu, „sollte es dazu beitragen, Morgoth zu bezwingen." Auch Elrond erhob sich. „Ich kann Mithrandir nur zustimmen, was die Öffnung eines Weltentores anbegeht – dennoch glaube ich, dass die Valar Legolas und Gimli nicht umsonst in jene entfernte Dimension geschickt haben. Was ich an Magie aufbringen kann, um die Macht Annon'Sarns zu nutzen, werde ich zu Verfügung stellen."
„So sei es beschlossen", sprach Galadriel und wandte sich an einen der Galadhrim. „Maethad, lasse Annon'Sarn schnellstmöglich hierher geleiten, sodass wir bald beginnen können!" Der Angesprochene nickte kurz zum Zeichen, dass er verstanden habe, verbeugte sich vor seiner Herrin und verschwand aus dem Innenhof des Palastes.
~*~
Die scharfen Kanten der Eisenketten, die man um seine Handgelenke gelegt hatte, schnitten tief und unbarmherzig in sein Fleisch, ließen seinen roten Lebenssaft in vielen dünnen Rinnsalen über seine Arme, seine Brust und seinen Bauch hinab zu Boden laufen, bis es schließlich den kahlen Steinboden erreichte und den See von Blut...seinem Blut... nährte. Wie schon unzählige Male zuvor vernahm er wie aus weiter Ferne den Knall einer Peitsche und gleich darauf wieder den mittlerweile beinahe vertraut scheinenden brennenden Schmerz, der sich auf seiner geschundenen Haut ausbreitete, neue Ströme von Blut, die sich ihren Weg über seinen Körper hinab suchten.
Langsam verschwamm sein Umfeld, nur noch undeutliche Schemen konnte er ausmachen – die grobschlächtige Gestalt des Kerkermeisters, die von dem Lebenssaft vieler anderer Opfer dunkel gefärbten Steinmauern – und ihn. Er selbst war hier, um sich an seinem Leid zu laben, um zu sehen, wie ihn der unsägliche Schmerz der Folterungen in einem so quälend langsamen Prozess mehr und mehr zermürbte, ihn tötete, Stück für Stück. Er wartete nur, wartete nur darauf, wie er, gepeinigt von den Qualen, endlich aufgab, das letzte winzige Bisschen Widerstand, was er noch besaß, brach... dass er seinen Bruder und somit auch Düsterwald verriet.
Thranduil... ihm wäre er abtrünnig geworden, ihn hätte er wahrscheinlich betrogen, auch ohne Folter. Aber Eryn Lasgalen... seine Heimat, seine Vergangenheit, seine wenigen, aber treuen Freunde, die Elben, die dort lebten – er konnte nicht... er konnte sie einfach nicht verraten.
Das verschwommene Bild vor Augen des Elben wurde wieder klarer, doch es war nicht die Folterkammer der dunklen Festung, die er erblickte. Er erkannte die Schemen einer Stadt, die eines Palastes – des Schlosses, indem er so viele Jahre lang aufgewachsen war. Jedoch lag eine seltsam beunruhigende Stille über der sonst so stark befahrenen Wegkreuzung in seiner Nähe und auch der Rest der Stadt war von dieser nahezu unheimlichen Atmosphäre ergriffen, nicht ein Laut, weder von Elb noch Tier war zu vernehmen... das Rauschen des Windes war der einzige Wegbegleiter Seregons. Doch selbst das schien anders als sonst zu sein, er konnte sich nicht erklären, was genau es war, wüsste er es nicht besser, würde er sagen, dass selbst die Windgeister etwas fürchteten... dass etwas Schreckliches geschehen war... .
Der metallische Geruch von Blut stieg in die Nase des Elben, schnell wandte er sich um, lief in die Richtung, von wo der süße Duft des Todes zu ihm herüberwehte. Mit jedem Schritt wuchs sein Unbehagen, eine Furcht bemächtigte sich seines Herzens – oder sollte er sagen, eine dunkle Vorahnung? Er wusste es nicht. Hastig rannte er den Weg entlang, immer auf der Spur des scheinbar allgegenwärtigen Geruchs von Tod... Um eine weitere Ecke bog er, erreichte den Marktplatz. Noch dunkler schien hier die Nacht als sonst wo zu sein, kaum die Hand vor Augen konnte er erkennen. Immer stärker legte er seine Konzentration auf sein nun unerkennbares Sichtfeld, was war hier geschehen? Wasser tränkte seine Schuhe – doch war es wirklich nur Wasser?
Rasch bückte er sich, tauchte einen Finger in die Lache zu seinen Füßen, roch daran. Blut. Schockiert richtete er sich wieder auf, tastete sich langsam durch die Dunkelheit vorwärts, stolperte, fiel in eine weitere Pfütze des roten Lebenssafts. „Entspricht dies Euren Vorstellungen?"
Diese Stimme... mit einem Ruck fuhr Seregon herum. Der Schatten hinter ihm schien sich zu verdichten, irgendetwas war dort... Umrisse einer schwarzen Gestalt wurden sichtbar, von Sekunde zu Sekunde klarer. „Ihr!" Ein diabolisches Lächeln glitt über die Gesichtszüge Morgoths. „Wen hättet Ihr sonst erwartet, Elb? Etwa Manwe persönlich?" „Was ist das hier? Was ist geschehen?" Der dunkle Herrscher jedoch lachte nur leise.
„Antwortet!!!" „Nun...Lasst es mich so ausdrücken, dies ist eine – wie soll ich sagen – Vision, die Ihr habt." Mit ausladender Geste deutete der schwarze Vala auf die Umgebung und die vorher allumfassende Dunkelheit verschwand wie von Zauberhand, als sei sie nie dagewesen. Seregon folgte der Bewegung der Hand, blickte um sich.
Der Marktplatz schien ein einziges Meer von Blut zu sein, überall waren Elben zu sehen, zum Teil grausam verstümmelt. In vielen Körpern stak noch ein Schwert, ein Speer, ein Pfeil oder ein Dolch – ganz gleich, was das Leben desjenigen ausgelöscht hatte. „Nein... das... das ist nicht wahr..." Seine Stimme war ein Krächzen, selbst in der Stille des Todes kaum hörbar. „Ihr habt recht, noch ist es ungeschehen, aber wie lange noch?" Langsam schritt Morgoth auf Seregon zu. „Eurer Zuhause... zerstört von Orks, Uruk-hai und schrecklicheren Kreaturen... und nur, weil Thranduil, diese mickrige Ausgeburt Eures Geblüts, nicht fähig ist, sein eigenes Reich zu schützen. Er interessiert sich nicht dafür. Seine einzige Sorge gilt seinem Sohn, Düsterwald ist ihm egal. Ist es wirklich das, was einen guten und gerechten Herrscher ausmacht, frage ich Euch?"
„Ich habe niemals behauptet, dass mein Bruder – er spuckte das Wort geradezu aus – gerecht sei!" „Euer Bruder? Ist es nicht eine Schande für Euch, Thranduil als Euren Bruder zu bezeichnen? Ich sehe es in Euren Augen, nicht mehr als ein Haufen Unrat scheint er Euch wert zu sein. Sollte Eryn Lasgalen tatsächlich so zerbrechen? An der Unfähigkeit Eures eigenen Königs?" Morgoth machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach.
„Sollte er daran Schuld besitzen, dass Eure Heimat, Euer Volk und alles, was Euch lieb und teuer ist, zerstört wird?" „Ich...", setzte Seregon zu einer Antwort an, stoppte jedoch abrupt. Täuschte er sich, begannen nun selbst seine Sinne ihn zum Narren zu halten? Angestrengt horchte er in die vermeintliche Stille. War dort nicht etwas gewesen?
Den dunklen Herrscher vor sich beinahe völlig vergessend erhob er sich, schritt vorsichtig um die vielen leblosen Körper der Gefallenen herum, zu den Trümmern eines halb abgebrannten Hauses. Kleine Flammen züngelten noch an den heruntergefallenen Holzbalken, doch auch nicht dass war es, was seine Aufmerksamkeit erregte. Wieder verharrte er einen Augenblick, lauschte.
Das leise, beinahe kaum vernehmbare Wimmern blieb. Entschlossen bewegte er sich auf das Haus zu, räumte Holz und Steine beiseite, bis er letztendlich zwischen all dem Schutt einen zitternden goldenen Haarschopf erblickte. Er trat näher, doch das kleine Elbenmädchen schien ihn nicht wahrzunehmen. Ihre Augen starrten ins Leere und ihre schmalen Hände umklammerten etwas, dass wohl eine verkokelte Puppe war, so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten.
Vorsichtig berührte er sie an der Schulter und sie erwachte aus ihrer Art Trance, lief einige Schritte weg, versuchte sich hinter einem der Holzbalken zu verstecken. „Geh...geh weg... ich...ich will nicht... nein...", sprach sie mit erstickter Stimme. „Seht Ihr nun, was geschehen wird, wenn Ihr Eurem Bruder gegenüber loyal bleibt?", unterbrach der dunkle Herrscher sie und lenkte Seregons Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Verbittert blickte der Elb auf. „Und was wäre das Schicksal Düsterwalds, wenn ich mein Reich verraten würde? Ihr sprecht von Orks und Uruk-Hai, die es zerstörten, doch wer gab den Befehl? Ich weiß, nur eine Geste eurerseits und Eure Heere würden ausziehen, jagen, morden, brandschatzen. Was würde ich daran ändern können?" „Fürwahr, Recht scheint Ihr zu haben, doch liegt das Leben dieser unzähligen stinkenden Elben in meiner Hand. Solltet Ihr mit mir zusammenarbeiten, solltet Ihr Euren Teil daran leisten, Thranduil zu stürzen, so will ich Euer Volk in Ruhe lassen – versagt Ihr, werden sie für immer in Mandos' Hallen einkehren."
„Warum sollte ich mich auf Euer Angebot verlassen? Was gebt Ihr darauf?" Morgoth lächelte kalt. „Mein Wort. Und vergesst nicht, ich entscheide über Leben..." Kurz vollführte er eine seltsame Handbewegung und der Rest des Hauses, indem sich das kleine Mädchen befand, ging in Flammen auf. Ein langer, schmerzenserfüllter Schrei ertönte. „...und Tod."
„NEIN!!!" Blitzschnell drehte sich Seregon um, rannte ohne nachzudenken zu dem nun lichterloh brennenden Haus. Seine Haut brannte vor Schmerz, doch es kümmerte ihn nicht. Das Mädchen... er musste ihr helfen... Weiter lief er in die Feuerhölle hinein, wich hinunterfallenden Steinen und Holzbalken aus, bis er sie schließlich sah. Nicht weit vor ihm, vielleicht fünf oder sechs Meter stand sie, der Saum ihres Kleides hatte bereits Feuer gefangen. Panik war in ihren Augen zu erkennen, pure Angst. „...leithio nin... – ...hilf mir..."
Wie von Sinnen stürzte er auf sie zu, achtete jedoch nicht mehr auf sein Umfeld. Ein Stein löste sich direkt über ihm, doch weder schien er ihn zu bemerken, noch aus Instinkt tat er einen Schritt beiseite. Er würde es sich nie verzeihen, wenn... Ein harter Schlag auf den Kopf und ein dumpfer, pochender Schmerz ließen ihn taumeln, stolpern. Noch einmal sah er das tränenverschmierte, von Angst verzerrte Gesicht des Mädchens, ehe er auf dem Boden aufschlug und die Dunkelheit ihn übermannte.
~*~
„Wollen Sie die Sachen gleich anbehalten?" „Ja, aber könnten wir trotzdem noch eine Tüte bekommen?", antwortete Nicole, ehe Legolas auch nur den Mund öffnen konnte. „Das macht dann..." Die Kassiererin tippte schnell einige Zahlen ein und das Mädchen reichte ihr mit einem leisem Seufzer ihre EC-Karte. So, wie es jetzt aussah, würde bei ihr geldesmäßig zumindest für die nächste Zeit gähnende Leere herrschen... Naja, wenigstens konnte Legolas sich nun einigermaßen in der Öffentlichkeit blicken lassen, ohne dass man direkt auf ihn aufmerksam wurde.
Zufrieden betrachtete die 16-jährige ihr Werk. Die Jeans und das dunkle T-Shirt standen dem Blonden ihrer Meinung nach außerordentlich gut und der lange, schwarze Ledermantel tat sein Übriges. Sie grinste. Zuerst war sie ja dagegen gewesen, doch er hatte auf einen Umhang oder dergleichen beharrt... Wunsch erfüllt, trotzdem schien der Elb sich nicht wirklich wohlzufühlen – fehlte eigentlich nur noch die Sonnenbrille, doch das wollte sie ihm ehrlich gesagt auch noch antun.
Gemächlich schlenderten sie zum Ausgang, wo Mel und Gimli schon auf sie warteten und Nicole hatte Mühe, einen Lachanfall zu unterdrücken, selbst Legolas schien sich bei diesem Anblick nur schwerlich ein Grinsen zu verkneifen zu können.
Da stand er, der Zwerg, einstiges Mitglied der Ringgemeinschaft, gekleidet in eine ziemlich weite, ebenfalls jeansfarbene Hose und einem mindestens ebenso weiten knallrotem Oberteil mit einer Art Graffitiaufdruck. Die Krönung war allerdings immer noch das Baseballcap, das nun anstatt seines Helmes seinen Kopf zierte. Dazu noch dieser beleidigter Blick...
Schnell drehte das Mädchen ihr Gesicht zur Seite, um sich noch beherrschen zu können. Statt nun weiter Gimli anzustarren, wandte sie sich an Mel. „Hübsch, was du ihm da ausgesucht hast!" Die 16-jährige versuchte immer noch krampfhaft einen Lachkrampf zu unterdrücken, doch auch auf die Züge ihrer Freundin lag ein breites Schmunzeln. „Danke gleichfalls", gab diese grinsend zurück, als sie den Elben begutachtete. „Der Mantel hat was!"
Kurz noch blickten sie die beiden Mittelerdler gespielt kritisch an, ehe sie nun doch in schallendes Lachen ausbrachen. „Sehr lustig, wirklich!", grummelte Gimli beleidigt in seinen Bart hinein. „Können wir nicht wieder von hier verschwinden? Ich würde es vorziehen, meine Kleidung wieder zu tragen oder zumindest mich an einem Ort zu befinden, wo man mich so so wenig wie möglich zu Gesicht bekommt!"
Einen Moment lang schienen die Mädchen zu zögern, bis Nicole jedoch einen beinahe flehenden Blick von Legolas auffing. Er war sich zwar durchaus bewusst, dass er nicht so schlimm wie sein Freund dran war, dennoch schien ihm der Gedanke, noch längere Zeit in diesem Aufzug sich unter so vielen Menschen zu bewegen, deutlich zu missfallen.
Mel seufzte. „Na gut, in Ordnung, wir gehen ja schon! Aber ihr müsst euch trotzdem höchstwahrscheinlich daran gewöhnen, so rumzulaufen, aber dann meinetwegen eben nicht heute." Nicole nickte nur zustimmend, ehe auch sie sich in Bewegung setzte.
Ohne zu zögern folgten Legolas und Gimli nun den beiden Mädchen, in der Hoffnung, möglichst bald wieder bei Mel zu Hause zu sein – und ebenso bald in ihre alte Kleidung zu schlüpfen...
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Puh, geschafft... Hoffe, es hat euch gefallen!
Eure mystica *knuddelz*
@Finda: Na, was hältst du von den Klamotten ;o) ? Auf jeden Fall ein ganz großes Danke für dein Review *leicht rotwird*... Ach ja, btw, weißt du schon in etwa, wann ein neues Chap von „Apfel"rauskommt *neugierig ist*?
@Stoffpferd: Gleich zwei Kommis *freu*! Jaaa, die Sindarinparts... das dauert immer, bis man das zusammen hat, aber egal ;)! Du wolltest Gimli auch in Bommelmütze sehen? Irgendwie hatten da einige solche Vorstellungen *grinsel*... Naja, sooo sadistisch war ich dann doch nicht, aber ich hoffe der Skaterlook hat auch ein *lol* hervorgerufen... Wobei das Gothicmäntelchen auch was hat *sich das mal bildlich vorstellt*... *knuddelz* Dann bis zum nächsten SüI-Kapitel!
A/N: So, meld mich auch mal wieder^^... das letzte Update ist ziemlich lange zurück, ich weiß *schäm*... aber trotzdem viel Spaß mit dem neuen Kapitel!
Warnung: Vorsicht, teilweise etwas heftiger geworden... Psychoterror...
Disclaimer:
...es ist alles nur geklaut...das weiß ich nur ganz alleine...
Kapitel 8 Ein Rat und düstere Visionen
Missmutig stapfte Gimli hinter Mel her, die ihn immer noch fest am Arm gepackt hielt und unerbittlich weiterzog. „Kinderabteilung... ich bin kein Kind...also wirklich...", grummelte der Zwerg fortwährend in seinen Bart hinein. Mittlerweile schenkte er seiner so faszinierend scheinenden, unbekannten Umgebung kaum mehr Beachtung, seine ganze Konzentration war nun auf den in seinen Augen absolut entwürdigenden Gedanken, wie ein Menschenkind angezogen zu sein und – was noch viel wichtiger war – auf das Finden einer rettenden Idee, wie er diesem Schicksal vielleicht doch noch entrinnen konnte.
Plötzlich blieb die Schwarzhaarige vor ihm stehen, doch Gimli, immer noch leise vor sich hin brummelnd, trottete weiter, bis ein schmerzhafter Zug in seiner Schulter ihm mitteilte, dass das ihn festhaltende Mädchen mittlerweile daran war, eine andere Richtung einzuschlagen. Und tatsächlich: Anstatt den breiten Gang, auf dem sie sich gerade befanden, weiter zu folgen, bog die 18-jährige nun nach links, schlängelte sich durch einige engstehende Kleiderständer zielstrebig in eine Ecke der riesigen Kaufhaushalle.
Der Zwerg folgte ihr notgedrungen, schließlich hielt sie immer noch seinen Arm fest umklammert und machte keinerlei Anstalten, ihn loszulassen. Einige verwunderte Blicke der Passanten folgten ihnen, die das Mädchen vor ihm jedoch geflissentlich ignorierte.
Letztendlich, als der Bärtige es kaum mehr für möglich gehalten hätte, stoppte die Schwarzhaarige doch noch vor einer Gruppe dichtbehangener Metallständer und begann nach zumindest halbwegs passender Kleidung für Gimli zu suchen. Der nun nicht mehr festgehaltene Zwerg ließ schnell einige Blicke durch seine nähere Umgebung schweifen, doch das Einzige, was er zunächst sah, waren die unzähligen Wühltische und Kleiderständer... nicht besonders vorteilhaft für die Rettung seiner Ehre, andererseits waren die Mitglieder seines Volkes geborene Sprinter, wie er fest überzeugt war.
Bei Sauron, irgendeine Möglichkeit musste es doch geben, aus dieser Misere herauszukommen!!! Wieder suchte er mit seinen Augen die für ihn schier unendlichen Weiten des Kaufhauses ab... und entdeckte ein großes, beschriftetes Schild. Es hing über einem schmalem Gang, wo im Gegensatz zum Rest des Gebäudes keine Kleiderständer vorhanden waren, soweit er erkennen konnte. Vielleicht führte der Weg ja nach draußen...
Ohne weiter groß drüber nachzudenken, setzte Gimli sich in Bewegung, rannte so schnell seine Beine ihn trugen mit zwergischer Gewandtheit durch die engen Durchgänge zwischen den Metallständern.
„Gimli!!!" Nun konnte er rasche Schritte hinter sich vernehmen, die näher und näher kamen... Mel war wohl doch schneller als er, aber er würde es schaffen, er würde den Gang noch erreichen, da war er sich sicher. Wieder bog er um eine Ecke und riss dabei beinahe einen der vollbepackten Tische mit um, jedoch nicht einmal das registrierte er wirklich. Nicht mehr weit war es... Schnaufend änderte er ein weiteres Mal seinen Kurs und wandte sich nach rechts, zum vermeintlichen Ausgang hin.
Doch statt einem rettenden Tor nach draußen erblickte der total perplexe Zwerg nun eine Reihe blanker Holztüren, die anscheinend die Eingänge zu vielen kleinen Kabinen darstellten. Einige waren verschlossen, andere wiederum standen weit offen. Das anschwellende Tuscheln der verwunderten Menschen aus seiner Nähe nervte ihn zwar mehr und mehr, doch die zunehmend lauter werdenden Schritte Mels lenkten seine Gedanken jedoch wieder zu seinem Problem zurück. Entkommen konnte er ihr nicht, höchstens direkt in die Arme laufen... °Verstecken!!!° , meldete sich Gimlis logischer Zwergenverstand wieder zu Wort, etwas, was sich der Bärtige nicht zweimal sagen ließ.
Hastig eilte er auf eine der leerstehenden Kammern zu, schloss die Tür, lehnte er sich schwer atmend dagegen. Wusste das Mädchen wo er sich befand? War sein Fluchtversuch und somit die Rettung seiner Ehre etwa fehlgeschlagen? Immer noch vernahm er die Schritte der Schwarzhaarigen... näher und näher kamen sie, bis sie letztendlich doch verstummten...
Dieser verdammte Zwerg! Innerlich fluchend nahm Mel die Verfolgung auf. Kaum hielt man ihn nicht mehr fest, machte er schon wieder irgendwelche Dummheiten... Die Klamotten, die sie eben für ihn herausgesucht hatte, flatterte in ihren Armen, als sie um eine weitere Ecke schlidderte und Gimli gerade noch zwischen einigen Kleiderständern verschwinden sah. Im Nachhinein erschien ihr die Hundeleinen-Idee ihrer Freundin plötzlich gar nicht mal sooo hirnrissig...
Schnell ließ das Mädchen einen Blick durch die Kaufhausetage gleiten, entdeckte aber nirgends einen sich rasch bewegenden, metallenen Helm und dessen zugehörigen Träger. Wo zu Hölle war er jetzt schon wieder abgeblieben?!?!
Nicht auszudenken, was für Katastrophen dieser Zwerg alleine in dieser Welt verursachen mochte... Leises Getuschel aus Richtung der Umkleidekabinen ließ die Schwarzhaarige herumfahren. War er vielleicht dorthin verschwunden? Das Mädchen beschloss es auf einen Versuch ankommen zu lassen. Schnell setzte sie sich in Bewegung, steuerte auf den schmalen Gang zu. Dort angekommen erblickte sie gerade noch eine kleine, untersetzte Person, die hastig in einer der winzigen Kabinen verschwand und ziemlich geräuschvoll die Türe verschloss.
Ein leicht schadenfrohes Lächeln glitt der 18-jährigen über die Gesichtszüge, während sie sich langsam der zwergisch besetzten Kammer näherte, bis sie schließlich vor dessen Türe stehen blieb. Sie musterte sie kurz, wie bei den meisten Kaufhausumkleiden war zwischen Decke und der oberen Holzkante noch ein wenig Platz, eine Lücke von ungefähr 50 Zentimetern.... Nein, da durch Klettern würde sie sicherlich nicht, schon so erregten sie mehr als genug Aufmerksamkeit. Gut, dann eben anders...
Schon seit geraumer Zeit konnte der Zwerg keine weiteren Schritte Mels mehr ausmachen. Hatte sie ihre Verfolgung etwa doch aufgegeben? Gab es vielleicht doch noch eine Chance für ihn, in seiner Kleidung wieder hier raus zu kommen?
Schon wollte er wieder ein wenig Zuversicht schöpfen ,doch ein leise geflötetes „Gimli..."von der anderen Seite der Holztüre erstickte seine eben erst neu erstandene Hoffnung im Keim. Er wagte kaum zu atmen, geschweige denn eine Antwort zu geben. Vielleicht würde sie ja doch noch weggehen...
„Gimli! Mach verdammt nochmal auf, ich weiß, dass du da drin bist!" Ihre Stimme klang mittlerweile ein wenig verärgert. Wenn er noch länger schwieg, würde er sie nur umso mehr reizen. Abermals hämmerte das Mädchen gegen die Tür. „Mel?" Vorsichtig erhob der Bärtige seine Stimme und das Klopfen verstummte für einen Moment. „Wieso zur Hölle kommst du nicht raus?", schallte es zurück. „Ich laufe doch nicht wie ein Menschenkind herum!", polterte der Zwerg nun aufgebracht. „Warum nicht?" „ICH BIN KEIN KIND!!!" „Solange du dich dort einsperrst und dich wie eines benimmst, sehe ich keinen Grund, dich anders zu behandeln! Nur Kinder sind so selten stur und uneinsichtig!" „Ich...und... und ein Kind... das... das ist doch..."
Die fortwährende Grummelei des Bärtigen wurde durch ein leises Flattern unterbrochen und kaum einen Augenblick später fanden sich die Kleidungsstücke, die das Mädchen gerade noch in ihren Armen gehabt hatte, auf dem Kopf Gimlis wieder. „Also, wenn du meinst, du wärest erwachsen, dann zieh das Zeug an!" „Bei Sauron, ich BIN erwachsen!!!" „Dann beweise es mir!", entgegnete Mel ungerührt.
Missmutig starrte der Angesprochene auf den Haufen Klamotten in der Kabine. Sie schienen kein Vergleich zu seiner momentanen Kleidung zu sein, aber dieses freche Gör hinter der Holztür hatte seinen Stolz mehr als einmal in Frage gestellt – so etwas konnte und wollte er sich nicht bieten lassen.
Auch wenn er Legolas höchstwahrscheinlich den Rest seines Lebens nicht mehr unter die Augen treten konnte, ließ er noch einen letzten äußerst kritischen Blick über die Kleidung schweifen, bevor er das nun am Boden liegende Oberteil aufhob...
*** Er wusste nicht, wie lange er schon hier stand – waren es Minuten? Stunden?
Eine Ewigkeit schien es zu sein. Fortwährend schweiften die Blicke des Elben umher, musterten das fremdartige Gebäude, im dem er sich befand, die vielen vorbeigehenden Menschen, Nicole, die unablässig zwischen den Unmengen von Kleiderständern umherschwirrte und den immer größer werdenden Stapel Klamotten in seinen Armen.
Zumeist waren es Hosen von verschiedenster Ausführung, jedoch fast immer in jenem blauen Stoff gehalten, wie viele der Menschen dieser Welt sie zu tragen pflegten, dann noch einige andere Sachen, die er entfernt mit der Oberbekleidung seiner Welt vergleichen konnte – nur waren sie anders als die Tuniken, die er kannte – anstatt bis etwa zu den Knien zu gehen, endete diese bereits auf Höhe des Gürtels.
„Ich glaube, das sollte fürs Erste genügen!", hörte Legolas die Stimme Nicoles vor sich. Angestrengt spähte er über den Berg Kleidung in seinen Armen und sah sie, wie sie mit der Hand in eine Richtung deutete und sich selbst langsam in Bewegung setzte. Anscheinend wollte sie, dass er ihr folgte. Er wusste zwar nicht, wohin sie ihn gedachte zu führen, doch er begann trotz des Gewichts auf seinen Armen mit elbengleicher Gewandtheit hinter ihr her zu laufen.
Das Mädchen vor ihm schlug nun den Weg zu einem schmalem Gang in einer Ecke des Kaufhauses ein, unbewusst dass nur eine Etage über ihnen im Moment eine hitzige Verfolgungsjagd dort ihr Ende finden sollte, doch ehe der Elb und Nicole ihr Ziel erreichten, vernahm die 16-jährige eine zuckersüße Stimme hinter sich. „Kann ich Ihnen vielleicht behilflich sein?"
Kurz sah die Braunhaarige über ihre Schulter und erblickte eine Art Aushilfsverkäuferin , die nun bei Legolas stand und auf ihn einredete. „Gute Wahl, die Sie getroffen haben... Farbton passt zu Ihrer Hautfarbe... Schnitte werden Ihnen ausgezeichnet stehen..." Der Elb warf einen recht hilflosen Blick zu Nicole, während die etwa 20- jährige junge Frau ihm gegenüber scheinbar nicht einmal daran dachte, ihren Redeschwall zu unterbrechen. Wie sollte er sich verhalten? Einfach weitergehen? Oder doch einige Worte mit der Menschenfrau wechseln?
„Habt Dank, Mylady...", entschied er sich für das Letztere. Es konnte schließlich nicht schaden... Die Angesprochene begann in einer schrillen Tonlage zu kichern. „So gestelzt, mein Herr? Nennen sie mich doch Mary!" „Mary?", fragte der Elb ungläubig. „Verzeihen Sie, ich habe mich noch gar nicht vorgestellt - Sue, Mary Sue ist mein Name und ich arbeite hier erst seit kurzem!", antwortete sie wieder in jener unangenehm schrillen Tonlage und deutete mit einer ausschwenkenden Handbewegung auf das kleine Namensschild an ihrer figurbetonten Bluse. „Kommen Sie, ich kann Sie gerne beraten!"
Auch sie lief nun wie eben Nicole einige Schritte voraus und blieb so stehen, dass scheinbar zufällig ihr beinahe mehr als kurzer Rock in das Blickfeld des Blonden geriet. Legolas' Ohrspitzen nahmen eine leichte Rotfärbung an. Wie konnte eine Frau sich nur so unsittlich bekleidet in der Öffentlichkeit zeigen? Verunsichert sah er abermals zu Nicole hinüber, die jedoch ziemlich damit beschäftigt schien, der jungen Verkäuferin einen giftigen Blick nach dem anderen zuzuwerfen.
„Nein, vielen Dank, aber ich denke, dass wir keinerlei Beratung nötig haben!", zischte die 16-jährige Mary zu, als sich diese wieder zu Legolas wenden wollte, lief kurzerhand zu dem perplexem Elben und schob ihn in Richtung der Umkleidekabinen, die junge Frau zurücklassend.
„Warum warst du... so unfreundlich ihr gegenüber?" „Weil...", Nicole suchte nach Worten. „Weißt du... ach egal! Lass es mich so sagen, wenn du sie kennen würdest, wüsstest du, was sie vorhat." „Und das wäre gewesen?" Das Mädchen seufzte leise auf.
„In deiner... da wo du herkommst, gibt es sicherlich auch irgendwelche Frauen, die versuchen, die... Aufmerksamkeit von so ziemlich jedem männlichen Wesen auf sich zu ziehen... Mary gehört zu dieser Art von Frauen..." „Kennst du sie?" „Ja. Ich hatte bereits das zweifelhafte Vergnügen, ihre nähere Bekanntschaft zu machen." Ein düsterer Gesichtsausdruck legte sich auf die Züge der Braunhaarigen, während sie sprach. Abermals war Legolas daran, weiter Nachforschungen anzustellen, schloss seinen Mund jedoch wieder. Seine Begleitung schien nicht unbedingt in der Stimmung zu sein, ihm von diesem ‚zweifelhaften Vergnügen', wie sie es genannt hatte, zu berichten, so beschloss er, seine Fragen vorerst für sich zu behalten.
Wieder um eine Ecke, bis Nicole nun endgültig stehen blieb, vor einer hölzernen Tür. Mit einer Handbewegung schwang sie sie auf und deutete in das Innere einer kleinen Kammer. „Ich verstehe nicht recht...", meinte der Elb nach einer kurzen Zeit des Schweigens, immer noch skeptisch auf die geöffnete Tür blickend. Ein belustigtes Lächeln glitt über die Gesichtszüge des Mädchens. „Das sein Umkleidekabine. Du gehen rein, ziehen Kleidung an, gucken ob passt. Wenn ja, Kleidung kaufen", erklärte sie ihm im Idiotendeutsch.
„Hier? Ich... ich meine in der Öffentlichkeit sich umziehen..." „Dazu sind ja die Wände und die Tür da!", fiel die 16-jährige ihm ins Wort. „Normalerweise kann man da nämlich nicht durchsehen, weißt du?" Ein wenig ungeduldig ging sie nun wieder auf den Blonden zu und begann ihn wieder zu schieben, diesmal in die Kammer hinein, bevor sie die Tür schloss und sich draußen auf einen der dort stehenden Stühle nieder ließ.
Leicht verzweifelt ließ Legolas noch einen Blick durch den winzigen Raum, indem er sich befand, schweifen, dann einen weiteren über die Kleidung in seinen Armen. Nicole hatte letztendlich recht, sehen würde ihn schließlich keiner. Einen Augenblick lang verharrte er noch, bevor er leise seufzend daran machte, seinen Umhang abzulegen...
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Die Dämmerung brach wie schon am Abend zuvor mit ungebrochener Schönheit über Lothlórien hinein und abermals machten die majestätischen Mallornbäume, als das letzte Sonnenlicht ihre Blätter liebkoste, dem goldenen Wald seinem Namen alle Ehre.
Die leisen Gesänge der Bewohner Caras Galadhons begleiteten Lanthir auf seinem Weg in den Palast, wo in dessen scheinbar in den Baum verwachsenen Innenhof der Rat stattfinden sollte. Wer würde wohl alles anwesend sein?
Er wusste es nicht. Die Mitglieder der Eskorte, Mithrandir, Thranduil und noch die Herrin Lothlóriens, soviel war sicher. Aber sonst?
Raschen Schrittes überwand der junge Elb noch die letzten Meter, bevor er vor einem dichtem Blättervorhang stand, einen Wimpernschlag lang zögerte er, ehe er seine Hand hob, um ihn zur Seite zu schieben. Das Laub fühlte sich angenehm glatt und weich unter seinen Fingern an, als er es berührte, ein flüchtiger Schauer lief über seinen Rücken, als er den Durchgang hinter sich ließ, den Innenhof betrat.
Viele Gesichter wandten sich zu ihm um, anscheinend war er wie schon bei der Versammlung in Eryn Lasgalen einer der Letzten. Seine Blicke schweiften über den Platz, zu dem großem Kreis von filigran verziertem Stühlen und den vielen dort versammelten Personen. Er entdeckte die vertrauten grauen Augen Aragorns, nun Elessar, König der vereinten Reiche genannt, Königin Arwen, seine Frau, Elrond, den Herren Bruchtals neben dem Lord und der Lady Lothlóriens. Mithrandir saß in der Nähe Thranduils und den anderen Männern der Eskorte, diskutierte mit leiser Stimme mit dem Herrscher Düsterwalds. Außerdem waren noch einige andere Galadhrim geladen, die meisten kannte er nicht, bis auf denjenigen, der sie gestern nach Caras Galadhon gebracht hatte.
Gerade als Lanthir sich auf seinen Platz, rechts neben seinem Herren begeben wollte, lenkte jedoch ein lautes Poltern seine Aufmerksamkeit auf die gegenüberliegende Seite des Kreises. Das erste, was der Hauptmann erblickte, war ein Haufen ineinander verknotete Gliedmaßen nebst einem umgestürzten Stuhl. Einen Moment lang tat sich nichts, bis plötzlich ein verstrubbelter brauner Lockenkopf aus dem sich geschäftig entwirrenden Berg herausragte.
„Pippin! Warum bei Eru musst du immer so einen Unsinn machen?!" „Aber Merry..." Ein zweites, jedoch eher schuldbewusstes dreinblickendes Gesicht fand seinen Weg aus dem Haufen heraus und eher unwillkürlich huschte ein leichtes Lächeln über die Züge der anderen Ratsmitglieder. „...du weißt, dass das nicht mit Absicht war!"
Schon wollte der Angesprochene Luft für eine weitere Schimpftirade holen, als er plötzlich von Gandalf unterbrochen wurde. „Meriadoc Brandybock und Peregrin Tuk, es ist zwar ungemein erheiternd euren Zwistigkeiten zuzusehen, doch sollten wir uns vielleicht doch wieder dem eigentlichen Grunde dieser Versammlung zuwenden." Das Lächeln der Anwesenden gefror augenblicklich, auch die beiden Hobbits standen schnell wieder auf und begaben sich kleinlaut wieder auf ihre Plätze.
Majestätisch erhob sich nun Galadriel und blickte kurz, jedoch intensiv zu den anderen Ratsmitgliedern, ehe sie zu sprechen begann. „Ihr wisst, warum ihr hergerufen seid. Abermals greift ein dunkler Schatten um sich, ein Schatten, von dem wir vermuteten, dass er für die Ewigkeit gebannt sei... wieder scheint der Untergang Mittelerdes nahe zu sein, doch nicht nur Arda ist bedroht. Es hat bereits begonnen..."
Der Blick der Herrin Lothlóriens blieb kurz bei Thranduil hängen, ehe sie fortfuhr. „Morgoth, der schwarze Lord, hat seine Festung in den Bergen Düsterwalds errichtet, Orks und andere Wesen von noch größerer Grausamkeit streifen ungestört durch die Gefilde Eryn Lasgalens. Wie schon zu Saurons Zeiten überzieht nun stetig Dunkelheit unsere Landen, selbst Imladris und der goldene Wald werden sich dessen nicht auf ewig vor schützen können. Jeder von uns ist betroffen von dieser Wendung, ob man seine Augen davor verschließt oder die Tatsachen hinnimmt."
Stille. Keiner wagte erst auch nur einen Ton von sich zu geben, was sollte man dem noch hinzufügen? Eindringlich sah Galadriel wieder zu den Anwesenden, wartete, dass sie ihre Gedanken offenbarten, ihre Meinungen, Vorschläge, gegen den schwarzen Lord vorzugehen. Schließlich wagte es einer der Galadhrim, das Wort zu erheben.
„Verzeiht, Herrin, dass ich so direkt meinen Standpunkt kundtue, jedoch frage ich euch, was kann man gegen solch eine Macht ausrichten? Er ist einer der Valar, schon damals, im ersten Zeitalter konnten nur Geschöpfe seiner Art ihn besiegen. Der Glanz der Elben ist vorüber, einen Großteil unserer Kraft haben wir seitdem eingebüßt, doch sein Einfluss scheint sich trotz seiner langen Verbannung nur verstärkt zu haben. Wir sind diejenigen, die machtlos sind."
Zustimmendes Gemurmel von einigen anderen war zu vernehmen. „...Können nichts tun... Er hat recht... Sind ihm ausgeliefert... Haben nicht die Kraft, ihn herauszufordern..."
„Und doch gibt es Hoffnung!" Die Stimme Elronds unterbrach die nun rege Diskussion. „Die Valar wissen, dass Morgoth aus der äußeren Leere Eas entflohen ist, doch sie sind, wie ihr zu glauben scheint, nicht untätig. Sie sandten Legolas Thranduilion, Thronerbe Eryn Lasgalens und Gimli Gloinssohn, ein Zwerg aus dem Eisengebirge in eine andere Welt, um dessen Bewohner zu warnen und um mögliche Unterstützung zu erbeten. Mit der Hilfe aus jener fernen Dimension wäre uns vielleicht doch die Möglichkeit gegeben, gegen diese Bedrohung vorzugehen."
„Aber wie?", erhob nun Aragorn die Stimme. „Legolas und Gimli befinden sich noch in dieser Welt, ist es nicht so? Euer Vorschlag ist wahrlich eine gute Idee, Lord Elrond, jedoch haben wir nicht die Kraft der Valar, wie sollen wir sie zurückholen?" Betretenes Schweigen herrschte, allerdings nicht lange.
„Es gibt einen Weg für uns, die Grenzen der Dimensionen für kurze Zeit passierbar zu machen, obwohl wir nicht die göttliche Macht besitzen", begann Galadriel. „Vor langer Zeit, als das Licht der zwei Bäume noch nicht durch die tückischen Anschläge Morgoths getrübt ward und noch Frieden zwischen den Häusern der Elben herrschte, als das Erwachen der Menschen noch fern war, fertigte Feanor, der Höchste der Noldor, die Silmaril, Gemmen, erfüllt mit dem Schein Laurelins und Telperions - wie es heißt, das Größte seiner Werke. Doch er schuf im Geheimen, abgeschottet von sämtlichen anderen Lebewesen einen weiteren Stein von unvorstellbarer Macht. Annon'Sarn wird er genannt, der Torstein. Im Gegensatz zu den Silmaril, die an sich keine magischen Kräfte besaßen, sondern allein durch ihre unvergleichbare Schönheit verzauberten, hatte Annon'Sarn die Macht, selbst jenen, die nicht den göttlichen Funken der Valar in sich trugen, durch Einsatz von großen Mengen an Magie das Öffnen von Weltentoren zu ermöglichen. Feanor ahnte von der Existenz anderer Welten, dass sie nicht nur in den Ammenmärchen und Kindergeschichten Wirklichkeit waren, er träumte davon, sie eines Tages selbst zu betreten. Doch soweit kam es nicht. Er kam um und Annon'Sarn ging verloren, verschollen war er für lange Zeit."
„Und wo befindet sich der Stein jetzt?", unterbrach eine Stimme Galadriel und Lanthir erkannte, dass es seine eigene war. War er, ein einfacher Hauptmann der Eskorte Thranduils, gerade eben tatsächlich der Lady Lothlóriens ins Wort gefallen? Beschämt richtete sich sein Blick zu Boden. „Verzeiht, Herrin..." Die Angesprochene jedoch lächelte. °Du brauchst dich deines Temperaments wegen nicht zu schämen, Lanthir Celonion. Schäme dich nicht der Sorge um deinen Freund. Legolas kann seines Herzens froh sein, dass eine so treue Seele zu ihm steht.° Vorsichtig blickte der junge Hauptmann wieder auf, in die so geheimnisvoll blauen Augen Galadriels. Ihre Stimme war es gewesen, die er soeben in seinem Kopf gehört hatte, ohne Zweifel. Abermals huschte ein Lächeln über die Gesichtszüge der Herrin Lothlóriens, ehe sie fortfuhr.
„ Er war verloren, unzählige Jahre lang wusste niemand um seinen Verbleib. Doch vor nicht allzu langer Zeit kam ein Bote in den goldenen Wald, er sagte, etwas sei ans Ufer des Anduins gespült worden, ein Kristall, durchzogen von Goldadern. Ich ließ den Stein hierher bringen und fand heraus, dass es Annon'Sarn, das verlorene Werk Feanors war."
„Worauf warten wir dann noch?" Schnell waren Merry und Pippin aufgesprungen. „Holen wir Gimli und Legolas zurück!" „Nicht so stürmisch, junge Auenländer!" Arwen unterbrach den eifrigen Tatendrang der beiden Hobbits. „Wie Lady Galadriel schon sagte, es braucht Unmengen an Magie, die Kraft des Steines zu nutzen... ich glaube nicht, dass ein Einzelner der hier Versammelten – sie schaute kurz durch die Runde – selbst Mithrandir nicht, diese Macht aufbringen kann." Leises Getuschel setzte wieder ein. „Dennoch – wieder erhob die Königin Gondors ihre Stimme, diesmal lauter, um die anderen sprechenden Ratsmitglieder zu übertönen -, dennoch denke ich, dass wir es schaffen könnten. Wenn all diejenigen hier, die die Kunst der Magie beherrschen ihre Kräfte vereinigen, so könnte es vielleicht doch möglich sein ein Weltentor zu öffnen."
Einen Moment lang war es still und Gandalf erhob sich. „Ich weiß nicht, was wir mit dem Öffnen eines solchen Tores verändern – wir werden versuchen Legolas und Gimli zurückzuholen, soviel ist sicher, allerdings vermögen nicht einmal die Weisesten der Weisesten vorauszusehen, was noch alles durch diese Tat eintreten wird. Wir könnten den Verlauf der gesamten zukünftigen Geschichte einiger Personen oder gar von ganz Mittelerde verändern. Dennoch werde ich meine Macht zur Verfügung stellen, sollte dies auch nur eine kleine Hilfe sein, um Arda vor der ewigen Dunkelheit zu beschützen."
„Auch ich werde meine Kraft in dieses Unterfangen stecken", fügte die Herrin Lothlóriens hinzu, „sollte es dazu beitragen, Morgoth zu bezwingen." Auch Elrond erhob sich. „Ich kann Mithrandir nur zustimmen, was die Öffnung eines Weltentores anbegeht – dennoch glaube ich, dass die Valar Legolas und Gimli nicht umsonst in jene entfernte Dimension geschickt haben. Was ich an Magie aufbringen kann, um die Macht Annon'Sarns zu nutzen, werde ich zu Verfügung stellen."
„So sei es beschlossen", sprach Galadriel und wandte sich an einen der Galadhrim. „Maethad, lasse Annon'Sarn schnellstmöglich hierher geleiten, sodass wir bald beginnen können!" Der Angesprochene nickte kurz zum Zeichen, dass er verstanden habe, verbeugte sich vor seiner Herrin und verschwand aus dem Innenhof des Palastes.
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Die scharfen Kanten der Eisenketten, die man um seine Handgelenke gelegt hatte, schnitten tief und unbarmherzig in sein Fleisch, ließen seinen roten Lebenssaft in vielen dünnen Rinnsalen über seine Arme, seine Brust und seinen Bauch hinab zu Boden laufen, bis es schließlich den kahlen Steinboden erreichte und den See von Blut...seinem Blut... nährte. Wie schon unzählige Male zuvor vernahm er wie aus weiter Ferne den Knall einer Peitsche und gleich darauf wieder den mittlerweile beinahe vertraut scheinenden brennenden Schmerz, der sich auf seiner geschundenen Haut ausbreitete, neue Ströme von Blut, die sich ihren Weg über seinen Körper hinab suchten.
Langsam verschwamm sein Umfeld, nur noch undeutliche Schemen konnte er ausmachen – die grobschlächtige Gestalt des Kerkermeisters, die von dem Lebenssaft vieler anderer Opfer dunkel gefärbten Steinmauern – und ihn. Er selbst war hier, um sich an seinem Leid zu laben, um zu sehen, wie ihn der unsägliche Schmerz der Folterungen in einem so quälend langsamen Prozess mehr und mehr zermürbte, ihn tötete, Stück für Stück. Er wartete nur, wartete nur darauf, wie er, gepeinigt von den Qualen, endlich aufgab, das letzte winzige Bisschen Widerstand, was er noch besaß, brach... dass er seinen Bruder und somit auch Düsterwald verriet.
Thranduil... ihm wäre er abtrünnig geworden, ihn hätte er wahrscheinlich betrogen, auch ohne Folter. Aber Eryn Lasgalen... seine Heimat, seine Vergangenheit, seine wenigen, aber treuen Freunde, die Elben, die dort lebten – er konnte nicht... er konnte sie einfach nicht verraten.
Das verschwommene Bild vor Augen des Elben wurde wieder klarer, doch es war nicht die Folterkammer der dunklen Festung, die er erblickte. Er erkannte die Schemen einer Stadt, die eines Palastes – des Schlosses, indem er so viele Jahre lang aufgewachsen war. Jedoch lag eine seltsam beunruhigende Stille über der sonst so stark befahrenen Wegkreuzung in seiner Nähe und auch der Rest der Stadt war von dieser nahezu unheimlichen Atmosphäre ergriffen, nicht ein Laut, weder von Elb noch Tier war zu vernehmen... das Rauschen des Windes war der einzige Wegbegleiter Seregons. Doch selbst das schien anders als sonst zu sein, er konnte sich nicht erklären, was genau es war, wüsste er es nicht besser, würde er sagen, dass selbst die Windgeister etwas fürchteten... dass etwas Schreckliches geschehen war... .
Der metallische Geruch von Blut stieg in die Nase des Elben, schnell wandte er sich um, lief in die Richtung, von wo der süße Duft des Todes zu ihm herüberwehte. Mit jedem Schritt wuchs sein Unbehagen, eine Furcht bemächtigte sich seines Herzens – oder sollte er sagen, eine dunkle Vorahnung? Er wusste es nicht. Hastig rannte er den Weg entlang, immer auf der Spur des scheinbar allgegenwärtigen Geruchs von Tod... Um eine weitere Ecke bog er, erreichte den Marktplatz. Noch dunkler schien hier die Nacht als sonst wo zu sein, kaum die Hand vor Augen konnte er erkennen. Immer stärker legte er seine Konzentration auf sein nun unerkennbares Sichtfeld, was war hier geschehen? Wasser tränkte seine Schuhe – doch war es wirklich nur Wasser?
Rasch bückte er sich, tauchte einen Finger in die Lache zu seinen Füßen, roch daran. Blut. Schockiert richtete er sich wieder auf, tastete sich langsam durch die Dunkelheit vorwärts, stolperte, fiel in eine weitere Pfütze des roten Lebenssafts. „Entspricht dies Euren Vorstellungen?"
Diese Stimme... mit einem Ruck fuhr Seregon herum. Der Schatten hinter ihm schien sich zu verdichten, irgendetwas war dort... Umrisse einer schwarzen Gestalt wurden sichtbar, von Sekunde zu Sekunde klarer. „Ihr!" Ein diabolisches Lächeln glitt über die Gesichtszüge Morgoths. „Wen hättet Ihr sonst erwartet, Elb? Etwa Manwe persönlich?" „Was ist das hier? Was ist geschehen?" Der dunkle Herrscher jedoch lachte nur leise.
„Antwortet!!!" „Nun...Lasst es mich so ausdrücken, dies ist eine – wie soll ich sagen – Vision, die Ihr habt." Mit ausladender Geste deutete der schwarze Vala auf die Umgebung und die vorher allumfassende Dunkelheit verschwand wie von Zauberhand, als sei sie nie dagewesen. Seregon folgte der Bewegung der Hand, blickte um sich.
Der Marktplatz schien ein einziges Meer von Blut zu sein, überall waren Elben zu sehen, zum Teil grausam verstümmelt. In vielen Körpern stak noch ein Schwert, ein Speer, ein Pfeil oder ein Dolch – ganz gleich, was das Leben desjenigen ausgelöscht hatte. „Nein... das... das ist nicht wahr..." Seine Stimme war ein Krächzen, selbst in der Stille des Todes kaum hörbar. „Ihr habt recht, noch ist es ungeschehen, aber wie lange noch?" Langsam schritt Morgoth auf Seregon zu. „Eurer Zuhause... zerstört von Orks, Uruk-hai und schrecklicheren Kreaturen... und nur, weil Thranduil, diese mickrige Ausgeburt Eures Geblüts, nicht fähig ist, sein eigenes Reich zu schützen. Er interessiert sich nicht dafür. Seine einzige Sorge gilt seinem Sohn, Düsterwald ist ihm egal. Ist es wirklich das, was einen guten und gerechten Herrscher ausmacht, frage ich Euch?"
„Ich habe niemals behauptet, dass mein Bruder – er spuckte das Wort geradezu aus – gerecht sei!" „Euer Bruder? Ist es nicht eine Schande für Euch, Thranduil als Euren Bruder zu bezeichnen? Ich sehe es in Euren Augen, nicht mehr als ein Haufen Unrat scheint er Euch wert zu sein. Sollte Eryn Lasgalen tatsächlich so zerbrechen? An der Unfähigkeit Eures eigenen Königs?" Morgoth machte eine kurze Pause, ehe er weitersprach.
„Sollte er daran Schuld besitzen, dass Eure Heimat, Euer Volk und alles, was Euch lieb und teuer ist, zerstört wird?" „Ich...", setzte Seregon zu einer Antwort an, stoppte jedoch abrupt. Täuschte er sich, begannen nun selbst seine Sinne ihn zum Narren zu halten? Angestrengt horchte er in die vermeintliche Stille. War dort nicht etwas gewesen?
Den dunklen Herrscher vor sich beinahe völlig vergessend erhob er sich, schritt vorsichtig um die vielen leblosen Körper der Gefallenen herum, zu den Trümmern eines halb abgebrannten Hauses. Kleine Flammen züngelten noch an den heruntergefallenen Holzbalken, doch auch nicht dass war es, was seine Aufmerksamkeit erregte. Wieder verharrte er einen Augenblick, lauschte.
Das leise, beinahe kaum vernehmbare Wimmern blieb. Entschlossen bewegte er sich auf das Haus zu, räumte Holz und Steine beiseite, bis er letztendlich zwischen all dem Schutt einen zitternden goldenen Haarschopf erblickte. Er trat näher, doch das kleine Elbenmädchen schien ihn nicht wahrzunehmen. Ihre Augen starrten ins Leere und ihre schmalen Hände umklammerten etwas, dass wohl eine verkokelte Puppe war, so fest, dass die Fingerknöchel weiß hervor traten.
Vorsichtig berührte er sie an der Schulter und sie erwachte aus ihrer Art Trance, lief einige Schritte weg, versuchte sich hinter einem der Holzbalken zu verstecken. „Geh...geh weg... ich...ich will nicht... nein...", sprach sie mit erstickter Stimme. „Seht Ihr nun, was geschehen wird, wenn Ihr Eurem Bruder gegenüber loyal bleibt?", unterbrach der dunkle Herrscher sie und lenkte Seregons Aufmerksamkeit wieder auf sich.
Verbittert blickte der Elb auf. „Und was wäre das Schicksal Düsterwalds, wenn ich mein Reich verraten würde? Ihr sprecht von Orks und Uruk-Hai, die es zerstörten, doch wer gab den Befehl? Ich weiß, nur eine Geste eurerseits und Eure Heere würden ausziehen, jagen, morden, brandschatzen. Was würde ich daran ändern können?" „Fürwahr, Recht scheint Ihr zu haben, doch liegt das Leben dieser unzähligen stinkenden Elben in meiner Hand. Solltet Ihr mit mir zusammenarbeiten, solltet Ihr Euren Teil daran leisten, Thranduil zu stürzen, so will ich Euer Volk in Ruhe lassen – versagt Ihr, werden sie für immer in Mandos' Hallen einkehren."
„Warum sollte ich mich auf Euer Angebot verlassen? Was gebt Ihr darauf?" Morgoth lächelte kalt. „Mein Wort. Und vergesst nicht, ich entscheide über Leben..." Kurz vollführte er eine seltsame Handbewegung und der Rest des Hauses, indem sich das kleine Mädchen befand, ging in Flammen auf. Ein langer, schmerzenserfüllter Schrei ertönte. „...und Tod."
„NEIN!!!" Blitzschnell drehte sich Seregon um, rannte ohne nachzudenken zu dem nun lichterloh brennenden Haus. Seine Haut brannte vor Schmerz, doch es kümmerte ihn nicht. Das Mädchen... er musste ihr helfen... Weiter lief er in die Feuerhölle hinein, wich hinunterfallenden Steinen und Holzbalken aus, bis er sie schließlich sah. Nicht weit vor ihm, vielleicht fünf oder sechs Meter stand sie, der Saum ihres Kleides hatte bereits Feuer gefangen. Panik war in ihren Augen zu erkennen, pure Angst. „...leithio nin... – ...hilf mir..."
Wie von Sinnen stürzte er auf sie zu, achtete jedoch nicht mehr auf sein Umfeld. Ein Stein löste sich direkt über ihm, doch weder schien er ihn zu bemerken, noch aus Instinkt tat er einen Schritt beiseite. Er würde es sich nie verzeihen, wenn... Ein harter Schlag auf den Kopf und ein dumpfer, pochender Schmerz ließen ihn taumeln, stolpern. Noch einmal sah er das tränenverschmierte, von Angst verzerrte Gesicht des Mädchens, ehe er auf dem Boden aufschlug und die Dunkelheit ihn übermannte.
~*~
„Wollen Sie die Sachen gleich anbehalten?" „Ja, aber könnten wir trotzdem noch eine Tüte bekommen?", antwortete Nicole, ehe Legolas auch nur den Mund öffnen konnte. „Das macht dann..." Die Kassiererin tippte schnell einige Zahlen ein und das Mädchen reichte ihr mit einem leisem Seufzer ihre EC-Karte. So, wie es jetzt aussah, würde bei ihr geldesmäßig zumindest für die nächste Zeit gähnende Leere herrschen... Naja, wenigstens konnte Legolas sich nun einigermaßen in der Öffentlichkeit blicken lassen, ohne dass man direkt auf ihn aufmerksam wurde.
Zufrieden betrachtete die 16-jährige ihr Werk. Die Jeans und das dunkle T-Shirt standen dem Blonden ihrer Meinung nach außerordentlich gut und der lange, schwarze Ledermantel tat sein Übriges. Sie grinste. Zuerst war sie ja dagegen gewesen, doch er hatte auf einen Umhang oder dergleichen beharrt... Wunsch erfüllt, trotzdem schien der Elb sich nicht wirklich wohlzufühlen – fehlte eigentlich nur noch die Sonnenbrille, doch das wollte sie ihm ehrlich gesagt auch noch antun.
Gemächlich schlenderten sie zum Ausgang, wo Mel und Gimli schon auf sie warteten und Nicole hatte Mühe, einen Lachanfall zu unterdrücken, selbst Legolas schien sich bei diesem Anblick nur schwerlich ein Grinsen zu verkneifen zu können.
Da stand er, der Zwerg, einstiges Mitglied der Ringgemeinschaft, gekleidet in eine ziemlich weite, ebenfalls jeansfarbene Hose und einem mindestens ebenso weiten knallrotem Oberteil mit einer Art Graffitiaufdruck. Die Krönung war allerdings immer noch das Baseballcap, das nun anstatt seines Helmes seinen Kopf zierte. Dazu noch dieser beleidigter Blick...
Schnell drehte das Mädchen ihr Gesicht zur Seite, um sich noch beherrschen zu können. Statt nun weiter Gimli anzustarren, wandte sie sich an Mel. „Hübsch, was du ihm da ausgesucht hast!" Die 16-jährige versuchte immer noch krampfhaft einen Lachkrampf zu unterdrücken, doch auch auf die Züge ihrer Freundin lag ein breites Schmunzeln. „Danke gleichfalls", gab diese grinsend zurück, als sie den Elben begutachtete. „Der Mantel hat was!"
Kurz noch blickten sie die beiden Mittelerdler gespielt kritisch an, ehe sie nun doch in schallendes Lachen ausbrachen. „Sehr lustig, wirklich!", grummelte Gimli beleidigt in seinen Bart hinein. „Können wir nicht wieder von hier verschwinden? Ich würde es vorziehen, meine Kleidung wieder zu tragen oder zumindest mich an einem Ort zu befinden, wo man mich so so wenig wie möglich zu Gesicht bekommt!"
Einen Moment lang schienen die Mädchen zu zögern, bis Nicole jedoch einen beinahe flehenden Blick von Legolas auffing. Er war sich zwar durchaus bewusst, dass er nicht so schlimm wie sein Freund dran war, dennoch schien ihm der Gedanke, noch längere Zeit in diesem Aufzug sich unter so vielen Menschen zu bewegen, deutlich zu missfallen.
Mel seufzte. „Na gut, in Ordnung, wir gehen ja schon! Aber ihr müsst euch trotzdem höchstwahrscheinlich daran gewöhnen, so rumzulaufen, aber dann meinetwegen eben nicht heute." Nicole nickte nur zustimmend, ehe auch sie sich in Bewegung setzte.
Ohne zu zögern folgten Legolas und Gimli nun den beiden Mädchen, in der Hoffnung, möglichst bald wieder bei Mel zu Hause zu sein – und ebenso bald in ihre alte Kleidung zu schlüpfen...
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Puh, geschafft... Hoffe, es hat euch gefallen!
Eure mystica *knuddelz*
@Finda: Na, was hältst du von den Klamotten ;o) ? Auf jeden Fall ein ganz großes Danke für dein Review *leicht rotwird*... Ach ja, btw, weißt du schon in etwa, wann ein neues Chap von „Apfel"rauskommt *neugierig ist*?
@Stoffpferd: Gleich zwei Kommis *freu*! Jaaa, die Sindarinparts... das dauert immer, bis man das zusammen hat, aber egal ;)! Du wolltest Gimli auch in Bommelmütze sehen? Irgendwie hatten da einige solche Vorstellungen *grinsel*... Naja, sooo sadistisch war ich dann doch nicht, aber ich hoffe der Skaterlook hat auch ein *lol* hervorgerufen... Wobei das Gothicmäntelchen auch was hat *sich das mal bildlich vorstellt*... *knuddelz* Dann bis zum nächsten SüI-Kapitel!
