Kapitel 01: Drauß' im Walde ...

Es war einmal vor langer, langer Zeit ... Naja, so lange war's noch gar nicht her, da gingen Harry Potter, Hermione Granger und Ron Weasley, Schüler der Hogwarts Schule für Hexerei und Zauberei, in den Wald. Aber nicht in irgend einen Wald, sondern in den Verbotenen Wald auf dem Schulgelände. Und auch nicht zu irgend einer Tageszeit, sondern etwa um ein Uhr morgens.

Die drei Schüler gingen dicht nebeneinander und für andere Leute unsichtbar, da sie sich mitsamt ihren Besen (und in Hermiones Fall: Ginny Weasleys Besen) unter Harrys Tarnumhang gezwängt hatten. Warum bloß benützten sie einen Tarnumhang? Um von anderen Leuten nicht gesehen zu werden. Aber warum wollten sie nicht gesehen werden? Hatten sie etwas Verbotenes vor?

Bald erreichten sie den Wald und gingen noch ein gutes Stück weit hinein, ehe sie den Tarnumhang abnehmen und Harry ihn einsteckte. Hermione entzündete ein kleines rotes Licht am Ende ihres Zauberstabes.

„Harry, hast du den verzauberten Kompass mit?" fragte Hermione mit einem leichten, angespannten Zittern in der Stimme.

„Ja, natürlich. Und bist du sicher, dass der Zauber funktioniert?"

Sie stemmte die Hände in die Hüften und richtete sich zu voller Größe auf. „Was denkst du denn? Der Zauber, der nicht funktioniert, wenn ICH ihn anwende, muss erst noch erfunden werden!"

„Psst!" wisperte Ron nun. „Wollt ihr die Zentauren auf euch aufmerksam machen? Oder irgendwelche Monster? Dann stecken wir nämlich in Schwierigkeiten! Eigentlich stecken wir jetzt schon in Schwierigkeiten, wenn ich's recht bedenke. Also gehen wir, bevor ich es mir anders überlege und zum Schloss zurückgehe."

Harry wisperte Hermione eine Entschuldigung zu und alle schwangen sich auf ihre Besen. Sie stiegen über die Äste der riesigen Bäume hinaus und Harry holte den Kompass aus den Tiefen seines Umhanges. Er hielt ihn einen Moment still in der Hand, damit sich die Nadel entscheiden konnte, in welche Richtung sie zeigen will. Als sie endlich zur Ruhe gekommen war, folgte Harrys Blick der Kompassnadel. Sie zeigte direkt auf das Zentrum des Waldes.

Harry schluckte. „Wir müssen in diese Richtung."

Er flog los und von seinen zwei besten Freunden flankiert, näherte er sich dem Zentrum des Waldes. Die Kompassnadel änderte nicht ein Mal die Richtung, also war sich Harry sicher, dass die Richtung stimmte. Doch der Kloß in seinem Wald wurde immer größer. Die Bäume wurden höher und höher, Hogwarts hinter ihnen war schon lange in der Ferne verschwunden. Langsam begannen seine Hände vom Gegenwind taub zu werden.

Als er schon dachte, der Wald unter ihm könnte nicht mehr dichter und wilder werden, teilten sich die Bäume und eine Lichtung kam in Sicht. Als sie näher kamen, bemerkte Ron im Mondlicht: „Hey, schaut doch mal genau! Das ist gar keine Lichtung! Das ... das sieht aus wie ein Loch im Boden!"

Doch Hermione hatte schon genauer geschaut. „Nein, Ron, kein Loch. Das ist nur eine tiefe Senke. So etwas in der Art hatte ich schon erwartet."

Sie landeten vor den letzten Bäumen und sahen hinab in das, was sich wirklich als tiefe Senke herausstellte. Aber sie hatten nicht darauf geachtet, worauf genau sie gelandet waren. Ron bemerkte sie als erstes.

„Harry, Hermione, schaut doch mal ... Wir stehen mitten auf ... TEUFELSSCHLINGEN!"

Nun sahen auch die anderen beiden auf ihre Füße hinunter, doch für sie war es schon zu spät. Die dornenbestückten Pflanzen hatten sich um ihre Knöchel geschlungen.

Ron hatte Glück gehabt und sich in letzter Sekunde wieder auf seinen Besen geschwungen, um vor den mörderischen Pflanzen zu flüchten.

„Ron, hilf uns hier raus!" verlangte Harry, der begann, mit den Beinen zu zappeln, sodass sich die Pflanzen umso schneller und schmerzhafter seine Unterschenkel hoch bewegten.

„Harry, steh still!" rief Hermione, die sich hastig umblickte.

„Ich hab's!" rief Ron. „Ich werde sie in Flammen setzen. Incend-"

„Nein! Du wirst noch den ganzen Wald abfackeln!" rief Hermione geschockt.

„Ja aber was soll ich denn dann machen?" fragte Ron mit ungewöhnlich hoher Stimme. „Zusehen, wie meine zwei besten Freunde von ein bisschen Grünzeug verspeist werden?"

„Nein, natürlich nicht!" entgegnete Hermione.

„Und was soll ich dann machen? Lass dir was einfallen! Du bist doch das Superhirn von uns dreien!" Ron begann, hysterisch zu werden.

„Ron, beruhige dich," schrie Harry. „Ich habe eine Idee. Also, mach genau das, was ich dir jetzt sage."

Ron schien etwas ruhiger zu werden und tat genau, was Harry ihm jetzt auftrug.

„Also, flieg genau über Hermione und nimm ihr den Besen ab, damit sie sich an deinem festhalten kann, ja, genau so, Hermione."

Harry atmete tief durch und holte Sirius' Messer aus seinem Umhang. „Wenn ich ‚jetzt' sage, Ron, dann ziehst du Hermione mit deinem Besen hoch und ich werde die Ranken abschneiden, okay? Also ... JETZT!"

Ron zog seinen Besen hoch und mitsamt Hermione gewann er etwas an Höhe. Doch sie schrie vor Schmerzen auf, denn die Ranken hatten sofort ihre Beine durch den Stoff ihrer Jeans zerkratzt.

Aber die Qual dauerte nicht lange an, denn mit den hervorragenden Reflexen eines Suchers hatte Harry, der zum Glück nur einen halben Meter neben ihr stand, die Tentakel unter ihren Beinen abgeschnitten. Sobald Hermione in sicherer Höhe war, fielen die Reste der Pflanze von ihren Beinen ab, die noch um ihre Unterschenkel gewickelt waren.

Harry erging es nicht so gut. Durch die abrupte Bewegung wurden die Pflanzen ihm gegenüber aggressiver und schon bald hatten sie seine Oberschenkel erreicht und arbeiteten sich weiter nach oben.

„Verdammt!" schrie er. „Beeilt euch! Sonst komme ich hier nicht mehr heraus!"

Ron half Hermione in der Luft auf ihren Besen und flog dann zu Harry zurück. „Los, Harry, gib mir das Messer, damit ich dich losschneiden kann!"

Doch das war bald einfacher gesagt als getan. Sobald Ron an den Pflanzen herumzuschneiden begann, legten sie an Tempo zu und bald war Harry bis zur Hüfte in Teufelsschlingen versunken.

„Ron, hör auf," rief Hermione. „Wir müssen ihn ebenso befreien wie mich! Sonst hat das Ganze keinen Sinn!" Sie wandte einen einfachen Zauber an, und schon schoss ein Seil aus ihrem Zauberstab hervor. Das eine Ende befestigte sie um Harrys Bauch, das andere Ende an ihrem Besen. „So kann ich dich hochziehen und Ron kann dich losschneiden. Aber pass auf, das wird weh tun!"

„Na wunderbar," murmelte Harry und schloss vorsichtshalber die Augen. Mitten in der Nacht bis zur Hüfte in Teufelsschlingen zu stehen, war nicht gerade ein angenehmer Gedanke. Und dann noch Ron auf einem Besen mit einem MESSER in der Hand, das war wirklich kein guter Gedanke.

Er hörte, wie Hermione „Jetzt!" rief, und spürte einen Ruck, woraufhin er sich etwas vom festen Boden entfernte und die Dornen seine Beine entlang kratzten. Die Hände klammerte er fest um seinen Feuerblitz, während er Ron herumschneiden hörte. Doch schließlich hatten seine Freunde es geschafft, er hing in der Luft und die Schlingen fielen von seinen Beinen ab.

Erleichtert bestieg er seinen Besen und Ron schnitt das Seil durch. „Danke, Leute," meinte Harry, als er Sirius' Messer zurückerhielt.

Ron grinste, Hermione aber hatte eine ernste Miene aufgesetzt. „Und wie kommen wir jetzt dorthin?"

Sie zeigte auf den Boden der Senke, wo sich etwas Unförmiges gegen den dunklen Hintergrund abhob. Die Jungs hatten das Gebilde zuvor noch gar nicht bemerkt.

„Ähm, Hermione, nur zur allgemeinen Information. Du bist eine Hexe auf einem Besen. Also ..." Ron schaute sie mit einem Blick an, den man wohl als Lebst-du-hinter-dem-Mond?-Blick bezeichnen hätte können.

„Oh! Richtig! Fliegen! Sorry, hab ich vergessen!" Hermione errötete leicht, doch im spärlichen Mondlicht bemerkte das keiner ihrer Freunde. „Also los, fliegen wir hin!"

Die drei näherten sich dem unförmigen Etwas, und schließlich begann es auch Gestalt anzunehmen. Die Teufelsschlingen gingen über in ganz normales Gras, hin und wieder sprossen ein paar Schwammerl aus der Erde. Und das Gebilde in der Mitte der Senke war genau ein solches, nur eben in XXL. Ein Riesenschwammerl. Und ein besonderes noch dazu.

Sie brauchten ein paar Pilzfäden von ebendiesem sehr seltenen Riesenschwammerl, mit denen sie einen speziellen Trank zubereiten konnten. Und mit ebendiesem Trank konnte ein spezieller, sehr alter Zauber ausgeführt werden, der zum endgültigen Fall Voldemorts führen würde. Aber dazu brauchten sie die Pilzfäden.

Als sie dem Schwammerl näher kamen, breitete sich dieser leicht muffige, eben typische Pilzgeruch aus und wurde intensiver. Die drei Schüler wurden nun auch der ungeheuren Größe des magischen Schwammerls gewahr, denn es ragte gute drei Meter in den Himmel hinauf und der Durchmesser des dicken Schirms betrug mindestens sieben Meter.

„Also, machen wir's kurz," meinte Harry und zückte wieder sein Messer. Er näherte sich weiter dem Riesenpilz, seine besten Freunde dicht hinter ihm. Als er landete, rief eine helle, weibliche Stimme:

„AUFHÖREN!"

Harry zuckte zusammen. Ron und Hermione landeten und sie wandten sich um. Etwas entfernt stand eine kleine Gestalt in der Dunkelheit, und der Ausdruck auf ihrem Gesicht war nicht gerade ein freundlicher.

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A/N: Ich erwarte von jedem einzelnen, der das liest, eine REVIEW!!! Thx.