Harry Potter und das geheimnisvolle Riesenschwammerl

Kapitel 11

Ein Pirat in Mittelerde

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Harry, Ron und Hermione saßen in einer Art Warteraum, von dem verschiedene Türen in die einzelnen Krankenzimmer abzweigten. Die meisten waren noch belegt von Kriegsopfern, aber im letzten, ganz am Ende, war der eben vom Himmel gefallene Mann einquartiert worden. Unsere drei Helden hatten noch keine Zutrittserlaubnis erhalten, im Gegensatz zu Gandalf, Andromeda und Alice, den Erwachsenen, die den Ärzten dabei zusahen, wie sie ihn wieder zusammenflickten, bis ---

„Nein!" Ein ohrenbetäubender Schrei war zu hören, und er kam direkt aus dem hintersten Zimmer. Kampfgeräusche waren zu hören. Die Hogwartsschüler schauten sich alarmiert an, ehe sie ohne Umschweife und mit gezückten Zauberstäben das Krankenzimmer stürmten.

Dort herrschte Chaos pur. Die beiden Ärzte lagen bewusstlos am Boden. Gandalf hatte einerseits seinen Stock auf den Mann gerichtet, andererseits versuchte er gewaltvoll, Alice zurückzuhalten, die zu dem Patienten wollte.

Und unser Patient war ganz damit beschäftigt, Andromeda als Schutzschild vor seinen Körper zu halten, während er ihr ein Skalpell an die Kehle hielt.

„Bleibt zurück, tut ja nichts Unüberlegtes!", rief Gandalf den Jugendlichen über die Schulter zu.

„Jack, ich bitte dich, wir können über alles reden!", flehte Alice, die noch immer halbherzig mit Gandalf kämpfte.

„Oh nein, meine Hübsche. Damals, als ich mit dir reden wollte, weißt du noch, was du da getan hast?" Er lachte höhnisch. „Du hast die Scheidung eingereicht! Und seitdem bin ich mittellos! Du bist an allem schuld!"

„Jack, du weißt ganz genau, dass es mit uns beiden nicht mehr lange so weitergehen konnte! Ich habe das nur zu unserem Wohl getan!"

„Ja, klar, und dafür musste ich mein geliebtes Schiff hergeben!"

„Natürlich!", rief sie erbost. „Du hast uns in Schulden gestürzt! Mein ganzes Vermögen verprasst! Die Black Pearl war das Einzige, was uns noch geblieben ist! Also nennst du es unfair, wenn ich sie bekommen habe?!?"

„Jawohl!" Auch seine Stimme wurde immer lauter. „Sieh dir das hier an!" Er raffte den linken Ärmel in die Höhe und entblößte auf seinem Unterarm ein eingebranntes P. „Wer von uns beiden ist der Pirat? Also steht wem von uns beiden die Black Pearl zu? Häh?"

„Hey, meine Süßen", mischte sich auch Andromeda ein. „Ich will euch ja bei nichts unterbrechen, aber mit dem Messer am Hals ist mir nicht gerade wohl zu Mute."

„Das ist ja wohl kaum mein Problem", wetterte der Pirat los. „Also, ich hätte jetzt bitte gerne meinen Hut zurück."

Andromeda musste sich ihm beugen. Sie griff nach dem alten Hut, der zufälligerweise auf einem Tisch lag, der gleich neben ihnen stand, und knallte ihn dem Piraten mehr schlecht als recht auf den Kopf.

„Danke, meine Süße. Also", sagte er zu Alice, „du weißt genau, was ich will. Ich komme morgen bei Sonnenuntergang wieder. Solange nehme ich sie hier mit."

Und ohne Vorwarnung stürzte sich der Pirat mitsamt seiner Geisel aus dem Fenster, landete graziös ein Stockwerk tiefer in dem kleinen Hof, wo rein zufällig ein ausgeruhtes Pferd auf seinen Reiter wartete. Er schnappte es sich, warf Andromeda über den Rücken des Pferdes und stieg selbst auf, um im Galopp davonzureiten.

„Ähm, Alice?", fragte Harry vorsichtig. „Hab ich das jetzt recht verstanden? Ihr beide wart mal verheiratet?"

Wieder wurde eine Versammlung einberufen, selbst König Elessar war anwesend. Die Tatsache, dass Alice einst mit Jack Sparrow, dem Piraten, verheiratete gewesen war, und er sein geliebtes Schiff wieder haben wollte, war nun einmal nicht zu ändern. Aber Alice war ein Sturkopf der Sonderklasse.

„Nein, nein, und noch mal nein!", rief sie erbost. „Ich werde die Black Pearl ganz sicher nicht hergeben. Mein süßes Kaninchen und ich wollten doch bald heiraten, und von einer Seehochzeit habe ich schon seit meiner Kindheit geträumt."

Sie blickte liebevoll das Kaninchen neben sich an. Dieses jedoch zappelte nervös hin und her und sagte immer wieder: „Keine Zeit! Keine Zeit! Wir haben keine Zeit!"

„Ja, ich weiß", beruhigte sie ihren Verlobten. „Ich würde auch schon gerne vor dem Traualtar mit dir stehen, aber du siehst doch, dass wir diese Sache vorher noch klären müssen."

„Alice", versuchte es Hermione, „Jack Sparrow hat Andromeda entführt, und ohne sie können wir nun mal nicht mehr zurück nach Hogwarts! Sie ist die Einzige, die weiß, wie wir zurückkommen können!"

„Andromeda hat gerade schlimme Strapazen hinter sich gehabt. Die Gefangenschaft von Sauron, die Rettungsaktion ...", sagte Gandalf.

Alice schenkte dem Zauberer einen Todesblick. „Oh, hab ich fast vergessen. Ihr wart ja auch mal zusammen. Bist du nicht froh, dass du sie endlich los bist?"

Hermione riss erschrocken den Mund auf, Gandalf kniff die Augen zusammen, und König Elessar rief zur Ruhe. „Bitte, wir wollen doch nicht vom Thema abkommen ..."

So ging das noch die halbe Nacht lang. Schließlich konnte Harry verstehen, warum Jack sich von Alice wieder scheiden lassen wollte ... diese Kratzbürstigkeit und Feindseligkeit übertraf selbst alle Malfoys und Voldemort zusammen.

Schließlich gingen sie alle schlafen, um am nächsten Morgen wieder weiterzudiskutieren, ohne jedoch auf ein Endergebnis zu kommen.

„Es ist hoffnungslos", sagte Gandalf in einer kurzen Pause zu unseren drei Zauberschülern. „Sie wird dieses Boot niemals herausrücken."

„Schiff!!!", brüllte sie vom anderen Ende des Raumes zu ihnen herüber. Ron warf den anderen einen Blick zu, der wohl sagte: Hat sie das Gehör eines Hundes? Hermione zuckte bloß mit den Achseln und griff sich wieder an die Nasenwurzel. Sie hatte augenscheinlich Kopfschmerzen, was Harry ihr nicht verübeln konnte.

Schließlich verging die Zeit wie im Flug, und schon begann die Sonne zu sinken. Fast ganz Minas Tirith hatte von der Sache Wind bekommen und sich vor der Stadtmauer versammelt, gemeinsam mit Harry, Ron, Hermione, Alice, ihrem Kaninchen, Gandalf und sogar König Elessar.

Als die Sonne den Horizont berührte, rief jemand: „Ich sehe ihn, er kommt!!!"

Und tatsächlich. Aus weiter Ferne tauchte ein Pferd mit einem Reiter auf. Andromeda lag vor ihm gefesselt über dem Rücken des Tieres.

Die beiden Fronten standen sich nun gegenüber.

Die eine bestand aus hunderten Zivilbürgern, die von König Elessar angeführt wurden, der in seiner silbern glänzenden Rüstung und auf dem Schimmel sehr erhaben wirkte. Er wurde flankiert von Gandalf dem Weißen auf seinem Pferd Schattenfell und Gimli und Legolas, die wie immer gemeinsam auf einem Pferd saßen. Dahinter hatte auch Alice ein Pferd bekommen. Harry, Hermione und Ron waren doch ihre Besen lieber gewesen.

Die andere Seite bestand bloß aus Captain Jack Sparrow auf einem übermüdeten Pferd, mit der gefesselten Geisel vor sich. Es wehte ein leichter Wind, der Jacks wilde Haare etwas in die Luft hob. Ein kleiner Sandwirbel entstand auf dem Steppenboden zwischen den beiden Seiten. Man hätte glatt denken können, man wäre in einem schlechten Western gelandet. (A/N: Aber stellt euch nur mal den Anblick vor ...)

„So, Leute. Da gibt's ein Schiff, das mir gehört."

Totenstille.

„Jack Sparrow", rief Alice. „Schön, dass du pünktlich bist, aber tut mir Leid, du kriegst meine Black Pearl nicht."

Und schon hatte Andromeda wieder etwas Scharfes, Spitzes am Hals. Diesmal ein Schwert. „So voreilig, meine Hübsche?", fragte der Pirat mit einem teuflischen Grinsen. „Und es heißt immer noch: Captain Jack Sparrow!"

„Verdammt! Alice! Tu was er dir sagt! Bitte!" Andromeda war am Rande eines Nervenzusammenbruchs.

Alice ballte ihre Hände zu Fäusten und wollte ihren Ex schon mit Beschimpfungen überhäufen, da ertönte aus der Ferne ein Trompetenton. Alle zusammen drehten sie sich um und sahen ein Elbenheer auf sich zureiten. An der Spitze befanden sich Elrond und seine Tochter Arwen.

Mit dem, was dann kam, hatte wohl keiner gerechnet. Die Elben näherten sich den Bewohnern von Minas Tirith, und als sie angekommen und von ihren Pferden abgestiegen waren, ließ sich auch König Elessar zu Boden und empfing Arwen mehr als herzlich. Die beiden fielen sich sofort um den Hals.

Jack blickte wieder mal überhaupt nicht durch und verstand alles ganz falsch. Er fing an, hoffnungsloses Zeug herumzuquasseln und wie wahnsinnig zu lachen. „Das ist ein Hinterhalt! Haha! Ich glaub's nicht! Ein Hinterhalt! Und es ist euch gelungen! Verdammt!" Er warf den Kopf in den Nacken, lachte kurz und schaute dann direkt Aragorn und Arwen an, die sich zwar noch immer in den Armen hielten, ihn aber entgeistert anschauten. Jack seufzte tief auf.

„Alle sind sie glücklich geworden mit ihrer großen Liebe. Der König und die Elbin, Will und Elizabeth, ja sogar Alice und das Karnickel. Alle, nur ich nicht." Er schniefte herzerweichend und fuhr sich kurz mit dem Handrücken über die Augen. „Hier", er steigt vom Pferd und hält seine Hände ausgestreckt nach vorne. „Ich geb' auf. Macht mit mir, was ihr wollt."

Jack Sparrow wurde abgeführt, Arwen und Aragorn heirateten und lebten glücklich bis an ihr Lebensende.

Halt, da hab ich wohl noch jemanden vergessen: unsere drei Helden aus Hogwarts. Die waren doch auch noch da. Also, weiter geht's ...

Hach. Und wieder sind einige Tage vergangen. Unseren Helden ging's besser als je zuvor. Ron, Harry und ganz besonders Hermione hatten Sehnsucht nach Hogwarts („Theoretisch haben wir in zwei Wochen schon wieder Prüfungen ... Ich bin mit meinem Lernplan so weit nach hinten gefallen, Jungs, das heißt, die nächsten Nächte in Hogwarts werden durchgelernt!") Alice und das Kaninchen haben in Minas Tirith geheiratet. Frodos Gesundheitszustand besserte sich von Tag zu Tag. Die Bevölkerung von Minas Tirith mochte die neue Königin sehr. Andromeda und Gandalf haben sich auch wieder versöhnt und Jack Sparrow schmorte im Gefängnis.

Andromeda war fleißig am Arbeiten und schließlich führte sie unsere Helden in ihre Gemächer, um ihnen das zu zeigen, mit dem sie sie wieder zurück nach Hogwarts bringen würde.

„Kommt, ich denke, heute können wir es versuchen", sagte sie und grinste über beide Ohren. Sie führte Harry, Hermione, Ron und Gandalf durch ihr hübsches Zimmer und blieb vor einer Tür stehen. Aus ihren weiten Gewändern holte sie einen Schlüsselbund hervor, mit dem sie die Tür aufsperrte.

„Kommt schon, vorwärts!", lachte sie und drängte Harry, die Tür zu öffnen. Er trat hindurch, dicht gefolgt von seinen beiden besten Freunden, und alle drei fielen ihnen fast die Augen aus dem Kopf.

Sie standen in einem riesigen Gewächshaus, in dem die exotischsten Pflanzen wuchsen, die man sich nur vorstellen konnte. Einige erkannte Harry wieder, aber lange nicht alle. Das Erstaunlichste war, dass in der Mitte des Gewächshauses etwas sehr Verdächtiges aus dem Boden hervorwuchs: ein Riesenschwammerl. Es war zwar erst etwa kniehoch, aber doch unverkennbar ein Riesenschwammerl.

„Wow, das war also dein Geheimnis", sagte Hermione und starrte Andromeda an.

„Nun ja, wie ihr vielleicht wisst – oder auch nicht – bin ich eine Hüterin der Riesenschwammerl", erklärte sie, was Harry auch einleuchtend fand, da ihre Enkelin Cappie auch eine war. „Meine kleine Cappie ist doch noch so jung und hat noch lange nicht die vollen Kräfte einer Hüterin, und seit meiner Entführung konnte ich nicht mehr meinen Aufgaben nachgehen und es gab... wie soll ich sagen ... ein Problem. Die Riesenschwammerl waren allesamt in ihrer Entwicklung stecken geblieben, und mit ihnen Cappie und ich."

Sie musste wohl die verwirrten Gesichter der drei bemerkt haben. „Seht ihr, ich altere jetzt wieder ganz normal, ich kriege sogar schon ein paar graue Haare." Sie zeigte auf eine unbestimmte Stelle in ihrem Haar, aber Harry konnte nichts erkennen. Er glaubte ihr trotzdem.

„Also", sagte Andromeda. „Gandalf, hast du die Sachen da, um die ich dich gebeten habe?"

„Ja, natürlich." Er holte einige getrocknete Kräuter, eine Kristallkugel und fünf Kerzen aus seinem weiten Umhang heraus. Andromeda begann sofort, sie um den Pilz herum aufzustellen.

„Dies hier ist kein Ort der Magie", sagte sie, während sie die Kerzen rund um das Schwammerl aufstellte. „Darum erschaffe ich selbst einen." Sie streute die getrockneten Kräuter auf den Boden und bildete ein Pentagramm – die Kerzen stellten die Eckpunkte dar. Die Kristallkugel legte sie in die Mitte, neben das kleine Riesenschwammerl.

„Andromeda?", fragte Hermione. „Darf ich dich etwas fragen?"

„Natürlich, immer doch", sagte sie und lächelte ihr aufmunternd zu.

„Okay. Bist du eine Hexe?" Auch Harry und Ron starrten Andromeda nun an.

Sie aber fing zu lachen an. „Oh, nein, ich bin definitiv keine Hexe. Da ich aber die Hüterin des Riesenschwammerls bin, habe ich beschränkte magische Kräfte, um meiner Aufgabe voll und ganz nachgehen zu können."

„Oh," grinste Hermione. „Hab mich nur gewundert, warum du davon sprichst, einen Ort der Magie zu erschaffen. In unserem Lehrplan kommt das nämlich erst im siebten Schuljahr."

„Du hast den Lehrplan auswendig gelernt?", fragte Ron verblüfft und machte demonstrativ einen Schritt zurück. Die Hände hielt er in einer abwehrenden Position von sich.

„Ach, hör auf mit dem Blödsinn, Ron", fauchte Hermione. Die anderen grinsten.

„Also", sagte Andromeda, nachdem sie noch ein paar mal gekichert hatte, „gehen wir nach Hause. Kommt, wir müssen in das Pentagramm steigen und uns die Hände reichen."

„Du kommst mit?", fragte Harry erfreut. Andromeda nickte. Hermione aber fiel nun Gandalfs verletzter Gesichtsausdruck auf.

„Andromeda, willst du dich denn nicht von Gandalf verabschieden?", fragte sie mit einem möglichst unschuldigen Gesicht.

Andromeda überlegte kurz, ehe sie einwilligte und mit Gandalf ein paar Schritte weit ging, wo sie schließlich halb von diversen Gewächsen verdeckt waren. Von ihrem Gespräch konnten unsere Helden nichts mitbekommen, aber als sie sich umarmten und küssten, drehten sich die Jungs demonstrativ weg, wofür sie wieder einen missbilligenden Blick von Hermione ernteten. Aber sie sagte nichts dazu.

„Also, ab in das Pentagramm mit euch", sagte Andromeda, als sie mit Gandalf zurückkam. Die vier winkten Gandalf ein letztes Mal zu, ehe Andromeda nach ihren Händen griff und einen Gesang anstimmte, in einer Sprache, die noch nie zuvor jemand von ihnen gehört hatte.

Schließlich begann die Kristallkugel aufzuleuchten, sie teilte sich in der Mitte und wieder schoss ein Ungeheuer hervor, das dem wurmähnlichen Geschöpf ziemlich ähnlich schaute, durch das sie erst nach Mittelerde gekommen waren. Die augenlose Kreatur öffnete sein Maul und die vier wurden in den Wirbelsturm hineingezogen, den sie schon von Cappies Wurm kannten.

Unerbittlich wurden sie hineingezogen, und das Letzte, was sie mitbekamen, war Andomeda, die in Panik aufschrie: „Nein! Es hat nicht geklappt! Gandaaaaaalf ...!!!"

Um sie alle herum wurde es – wieder einmal – schwarz.

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A/N: Tja, tja, das wäre doch nicht unser allseits beliebter Captain Jack Sparrow gewesen, wenn's um ihn so schnell und so ereignislos ruhig geworden wäre, oder? Er spielt noch eine gaaaaaaanz entscheidende Rolle. (So was nennt man auch Schlüsselrolle ... hach, Fremdwörter sind was Schönes ...)--- Ok, ich verrat's euch jetzt schon: Es gibt einen Fluch!!! ---  Mehr von unserem Lieblingspiraten gibt's im nächsten Chapter. Und ein paar Reviews wären auch ganz toll. Hasta!