Nachträglicher Disclaimer:
Alles das, was ihr aus den Harry Potter Büchern kennt,
gehört nicht mir, sondern ausnahmslos J.K. Rowling. Hitomi und Co beanspruche ich allerdings für mich...
Zur Story: Ein Mädchen reist ungewollt nach Hogwarts und erfährt dort, wer es wirklich ist.
(Im Laufe dieses Kapitels wird sich ohnehin herausstellen, wann diese Fanfiction stattfindet, doch ich will es euch gleich verraten: Zu Harrys Schulanfang in Hogwarts)
2.Kapitel: Die andere Welt
Hitomi kam es so vor, als wäre sie schon seit Stunden unterwegs, wahrscheinlich entsprach dies auch der Wahrheit. Ihr Rücken schmerzte, aufgrund ihrer unangenehmen Sitzhaltung und dieser seltsame Zug machte noch immer keine Anstalten, endlich stehen zu bleiben. Bisher war niemand vorbeigekommen, den Hitomi hätte fragen können, wohin denn die Reise ging. Und so hatte das Mädchen viel Zeit gehabt um nachzudenken. Sie fragte sich, was ihre Familie wohl gerade unternahm um sie wiederzufinden. Ob man ihren Schwestern die Sache mit der Backsteinmauer abkaufen würde? Doch langsam, aber sicher wurde Hitomi langweilig, dazu kam noch, dass sie mittlerweile großen Hunger hatte. Irgendwo in diesem Zug musste man sich doch etwas zu Essen kaufen können, oder? Sie beschloss, sich auf die Suche nach Essbarem zu machen. Ihren knurrenden Magen verfluchend stand sie auf und schritt auf die Wagontür zu, doch gerade als sie sie öffnen wollte, wurde diese heftig von der anderen Seite aufgerissen. Vor ihr stand ein Junge, nicht größer als sie selbst, der das Mädchen mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Arroganz und ansah. Hitomi wusste nicht genau, ob sie diesen strohblonden Jungen ansprechen sollte, doch dies erübrigte sich rasch, als zwei stämmige Jungs, die den Blonden um mindestens einen Kopf überragten, an dessen Seite traten und Hitomi abschätzig anklotzten. Sie hatte keine Lust, mit solchen „Bären"zu sprechen und um ehrlich zu sein, schien dieser blonde Junge ohnehin nicht besonders erpicht darauf zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. Und so trat sie einen Schritt zur Seite und sah den dreien nach, wie sie im nächsten Zugwagon verschwanden. Hitomi betrat daraufhin ebenfalls den nächsten Wagon, jedoch in die entgegengesetzte Richtung.
Dort fiel ihr erster Blick auf eine rundliche Frau, die einen Speisewagen vor sich herschob und offensichtlich Süßigkeiten an die Schüler in den Abteilen verkaufte. Hitomi kramte nach ein paar Geldstücken in ihrem Rucksack und trat näher an den Speisewagen heran, um sehen zu können, was verkauft wurde. Doch wohin sie auch schaute, lag da nichts was sie kannte, oder wenigstens zu kennen glaubte. Sie hatte weder eine Ahnung was „Berty Bott' s Bohnen jeder Geschmacksrichtung"waren, noch sagte ihr der Begriff „Schokofrösche"etwas. Trotzdem hatte sich in ihr eine gewisse Neugierde geweckt und so nahm sie sich von beinahe allem etwas. Ihr war klar, dass sie das nicht alles auf einmal würde essen können - so groß war ihr Hunger nun auch wieder nicht - doch fiel es ihr einfach zu schwer, sich für nur eines dieser interessanten Schleckerein zu entscheiden. Nachdem das Zeug in ihrem Rucksack verstaut war, wollte Hitomi zahlen und da sie nicht genau wusste, wie viel sie der Frau nun schuldig war, streckte sie dieser ihr gesamtes Geld hin. Doch anstatt das Geld an sich zu nehmen, starrte diese nur ungläubig auf die Pfundstücke, überlegte kurz und lächelte dann belustigt. „So, so, du willst mich also mit Muggelgeld bezahlen?"Sie blickte Hitomi fragend an. Diese jedoch hatte keine Ahnung, wovon die gute Frau sprach. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was denn daran so abwegig war, die Süßigkeiten zu bezahlen. Schweigend standen sich das Mädchen und die Frau gegenüber. So lange, bis Letztere das peinliche Schweigen brach: „Hast du etwa kein normales Geld? Hör zu, ich kann ja verstehen, dass es für jeden muggelgeborenen Neuankömmling schwer sein muss, sich an unsere Welt zu gewöhnen, doch wird es sicher nicht leichter für dich, wenn du dich weigerst mit unserem Geld zu bezahlen. Ich schlage vor, du tauschst das Muggelgeld so bald wie möglich in Gringotts um."Sie blickte das Mädchen mit freundlichen Augen an, doch wenn sie von dieser eine zustimmende Reaktion erwartet hatte, so wurde sie nun leider mit einem weiteren verständnislosen Blick enttäuscht. Hitomi hatte nämlich bislang nur „Bahnhof"verstanden und wunderte sich mittlerweile immer mehr darüber, dass hier das Wort „Muggel"offenbar zum gängigen Wortschatz gehörte. Was dieses Wort nun tatsächlich bedeutete und warum sie das Gefühl nicht los wurde, es von irgendwoher zu kennen, konnte sie sich nun wirklich nicht erklären. Außerdem bereiteten ihr die Bemerkungen „normales Geld"und „unsere Welt"Kopfzerbrechen. Sie hielt doch schließlich kein unechtes Geld in der Hand, weshalb die Frau dies nicht zu bemerken schien, war ihr nicht ganz klar. Wo war sie hier bloß gelandet? Vielleicht tatsächlich in Guadalajara? Die Stimme der Verkäuferin drang an ihr Ohr und je wurde ihr bewusst, in welch peinlicher Situation sie sich befand. „Hast du nun normales Geld, oder nicht?" „Nein", etwas Besseres fiel dem Mädchen im Augenblick nicht ein. „Also, dann zeig mal her was du da hast."Sie nahm Hitomis Geld an sich und begutachtete es. Nach einer genauen Inspizierung der Münzen nahm sie sich drei davon und gab den Rest zurück an Hitomi. „Du musst wissen, dass ich normalerweise solches Geld nicht annehme, Hhhrg", sie stieß einen theatralisch langen und gequälten Seufzer aus, dabei sah sie ihr Gegenüber eindringlich an, „doch für dich mach ich heute eine Ausnahme, Kleines." Zwinkernd schob sie ihren Speisewagen an der zur Salzsäule erstarrten Hitomi vorbei und öffnete ein paar Schritte weiter das nächste Abteil, um den sich darin befindenden Schülern ihre Waren anzupreisen. Nur langsam löste Hitomi sich aus ihrer Erstarrung und drehte sich nachdenklich um. Dieses Gespräch hatte sie verwirrt und zugleich sehr neugierig gemacht. Doch bevor sie jegliche Art der Nachforschung anstellen würde, wollte sie erst ihren Hunger stillen.
Ein seltsamer Anblick musste sich wohl jedem bieten, der zufälligerweise an Hitomi vorbeikam. Diese stand spuckend und leise fluchend an einem der geöffneten Wagonfester und lehnte sich hinaus. Der Ekel stand ihr überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Tatsächlich hatte sie gerade eine der farbigen „Berty Bott's Bohnen"gekostet und kurz darauf einen üblen Brechreiz bekommen. Sie hätte schwören können, dass diese oliv- kacke- braune Bohne, die sie sich zuvor noch voller Zuversicht und mit der Vorstellung von Schokoladengeschmack in den Mund geschoben hatte, den unverwechselbaren Geschmack von Shrimps beinhaltet hatte. Und wie es der Zufall so wollte, war sie nun mal beinahe allergisch gegen dieses Kleintier. Jeder wusste, sie würde alles essen, nur um nicht Shrimps zu sich nehmen zu müssen. Blasser als sonst und immer noch prustend - um diesen „widerlichen" Geschmack endlich loszuwerden – lehnte Hitomi sich schließlich gegen die graue Tür. Sie ärgerte sich über diese dummen Bohnen. Wie sollte sie bitte ahnen, dass hier Süßigkeiten nicht gleich Süßigkeiten bedeuteten und man doch allen Ernstes auf scheinbar unschuldige Bohnen mit Shrimpgeschmack stoßen konnte? Doch jetzt wollte sie es genauer wissen. Es konnte doch nicht alles nach Shrimps schmecken. Und so ergriff sie eine weitere Bohne aus der Packung und nahm diese schnell in den Mund. Zu ihrer Verwunderung, schmeckte diese keinesfalls nach Meeresbewohnern. Es war offenbar Vanille. Und auch die darauf folgenden waren weder salzig, noch sauer, noch bitter, sondern genau so wie sich Hitomi sich das vorgestellt hatte, nämlich süß. Vergessen war das „Shrimperlebnis", nachdem sie die restlichen Bohnen verputzt und den Kesselkuchen genüsslich verzehrt hatte. Ihr Hunger war somit gestillt.
Jetzt, da sie sich nicht mehr um das Wohlergehen ihres Magens kümmern musste, wollte sie sich etwas Zeit nehmen, um sich genauer umzusehen. Doch gerade, als sie sich auf den Weg in den nächsten Wagon machen wollte, merkte sie, wie der Zug sich verlangsamte. Sie vernahm ein nach und nach anschwellendes Stimmengewirr, ausgehend von den unzähligen Schülern, die sich in diesem Zug befinden mussten und ihr war klar, dass sie wohl in Kürze an dem ihr unbekannten Ziel ankommen würden. Gespannt und leicht nervös stand das Mädchen da und blickte zum Fenster raus. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass es schon dunkel draußen war. Deutlich konnte sie die Anspannung fühlen, die sich mittlerweile im Zug breitgemacht hatte. Die ersten Schüler wuselten bereits auf den Gängen umher, sie schienen in freudiger Erwartung zu sein. Jedoch bemerkte niemand von ihnen das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren, dass einsam und mit ausdrucksloser Miene, an eine Zugwand gedrängt, dastand.
Der Zug hatte angehalten. Eine nicht enden wollende Schülerschar strömte aus den geöffneten Wagontüren und bewegte sich vorwärts in die Richtung pferdeloser Kutschen. Mitten unter ihnen befand sich auch Hitomi. Das Mädchen ließ sich nahezu mitschleifen, es herrschte ein unglaubliches Gedränge und sie hatte das Gefühl hier absolut fehl am Platz zu sein. Sie war schließlich die einzige der etwa tausend Schülern, die keinen schwarzen Umhang trug. Sie hatte weder eine Schuluniform, noch eine Ahnung davon, wohin sie zu gehen hatte. Und so nahm sie sich vor, dem nächstbesten Erwachsenen, dem sie begegnen würde von ihrer schier unglaublichen Geschichte zu berichten und hoffte, dass dieser kompetent genug sein würde, um ihr auch tatsächlich helfen zu können.
Eine laute Stimme, die seltsamerweise an ein Donnergrollen erinnerte, zog Hitomis Aufmerksamkeit auf sich. Einige Meter vor ihr stand der wohl größte Mann, den sie in ihrem zehnjährigen Leben je zu Gesicht bekommen hatte. Er musst etwa dreimal, nein viermal so groß sein wie sie. Ein schwarzer Bart bedeckte sein Gesicht zur Hälfte und wenn Hitomi nicht seine warmherzige Stimme vernommen hätte, wäre sie wohl nicht besonders erpicht darauf gewesen, auf ihn zuzugehen. „Erstklässler zu mir bitte...!", forderte er stetig, und da Hitomi sich eher zu den Erstklässlern als zu irgendjemanden sonst dazugehörig fühlte, nahm sie seine Aufforderung an und begab sich gemeinsam mit den vielen Neulingen zu diesem „Riesen". Allerdings beschloss sie, den Vorsatz vom erstbesten Erwachsenen, den sie ansprechen wollte, vorerst zu missachten.
Der Mann führte nun die versammelte Schulanfängerschar an das Ufer eines ruhigen Sees. Dort angekommen deutete er auf die unzähligen Boote, die sanft im Wasser schaukelten. Trotz der Dunkelheit, konnte Hitomi staunend in der Ferne den riesenhaft majestätischen Umriss eines Schlosses erkennen. Dieses befand sie auf einem Hügel und vereinzelt drang Licht aus einem der Schlossfenster. Sie wurde gemeinsam mit den anderen dazu aufgefordert, Platz in einem der zig Boote zu nehmen. Als sich endlich alle Schüler auf diesen befanden, setzten sie sich, wie von Zauberhand, von selbst in Bewegung. Denn wohin Hitomi auch sah, nichts deutete darauf hin, das irgendjemand diese Boote auch nur berührte, geschweige denn sie antrieb. Viel interessanter jedoch, waren im Moment die Schüler, die sich um sie herum befanden. Sie erkannte den rothaarigen Jungen, den sie am Bahnhof, vor unvorstellbar vielen Stunden zum ersten Mal gesehen hatte, wieder. Neben ihm saß der schwarzhaarige Junge. Er schien unheimlich begeistert und aufgeregt zu sein. In einem weiteren Boot entdeckte sie den Blonden und seine zwei Kumpels. Hitomi selbst, befand sich mit drei nervös zitternden Mädchen in einem Boot. Doch auch diese, schienen bisher nicht bemerkt zu haben, dass Hitomi nicht hierher gehörte. Das Mädchen überlegte, wie alt die Schulanfänger wohl waren. Sie schätzte sie auf etwa zehn, elf Jahre ein. Die meisten sahen nicht älter aus als sie, mit ein paar Ausnahmen vielleicht... Sie schielte unbewegt in Richtung der zwei „Bären", die den blonden Jungen flankierten. Hitomi fröstelte und sie musste sich unweigerlich schütteln. Ihre Sitznachbarin, ein Mädchen mit dunkelbraunen Locken, wurde daraufhin auf sie aufmerksam und sah sie missbilligend an. „Warum hast du nicht die Schuluniform an? Und dieser Rucksack", ihre Augen wanderten über Hitomis roten Rucksack, während sie dieser leise und ohne Aufmerksamkeit zu erregen zuraunte, „der ist ja schrecklich. Du hättest ihn doch im Zug lassen können. Wusstest du nicht, dass die Hauselfen das Gepäck in unsere Zimmer bringen?" Hitomi sah das Mädchen schweigend an und fragte sich im Geheimen, ob diese vielleicht nicht ganz richtig im Kopf war. Diese ganze Reise kam ihr ohnehin schon mehr als seltsam vor und jetzt sprach ihr Gegenüber auch noch von Hauselfen - ganz so, als wäre das, das Normalste der Welt – ihrer Welt. Sie kam auf den Schluss, dass sie entweder mit dem Eintauchen in die Backsteinmauer tatsächlich in einer fremden Welt gelandet war, oder sie missverstand einfach nur alles und jeden hier. Hitomi beschloss, nicht auf die Fragen ihrer Sitznachbarin einzugehen und wandte ihren Blick stattdessen gen Himmel. Eine sternenklare Nacht erstreckte sich über ihr und das Zentrum des Sternenhimmels bildete zweifellos der sichelförmige Mond, welcher sein ungewöhnlich helles Licht herab zur Erde schickte und somit das Gesicht eines jeden schaurig beleuchtete.
Die Boote hatten ihr Ziel erreicht, sie ließen die Schüler am Ufer der Hügels, der das Schloss trug aussteigen und verschwanden daraufhin lautlos wieder in der Dunkelheit des Sees. Hitomi stand dicht an die Schüler gedrängt da, von einem Bein aufs andere steigend. Das Schloss wirkte jetzt, da sie nur mehr wenige hundert Meter davon entfernt war, noch viel größer und würdevoller als vorhin. Langsam aber sicher, spürte Hitomi, welch ungeheuer große Kraft von diesem Bauwerk ausging. Überhaupt schien dieser gesamte Ort..... „magisch"zu sein. Sie fragte sich, wie sie auf magisch gekommen war, doch konnte sie beim besten Willen keine bessere Beschreibung für dieses Gefühl, das sie hier empfand, finden.
Nur langsam bewegte sich die Schülerschar auf das Schloss zu. Sie überquerten einen riesigen, vom Mond erhellten Park und Hitomi, die sich inmitten der rund hundert Mädchen und Jungen befand, staunte nicht schlecht, bei dem Anblick dieses wunderschönen Ortes. Sie hätte ihn gerne auch bei Tag gesehen, doch war er wahrscheinlich bei Nacht ohnehin viel faszinierender und außerdem hatte sie nicht vor, länger als nötig hier zubleiben. Nicht lange, und Hitomi stand direkt vor dem riesenhaften Schlosstor, das ihr irgendwie den Eindruck vermittelte winzigklein zu sein. Sie merkte, wie ein leises, aufgeregtes Flüstern durch die Menge ging und die Spannung stieg, sowohl bei den Neuankömmlingen, als auch bei Hitomi...
gehört nicht mir, sondern ausnahmslos J.K. Rowling. Hitomi und Co beanspruche ich allerdings für mich...
Zur Story: Ein Mädchen reist ungewollt nach Hogwarts und erfährt dort, wer es wirklich ist.
(Im Laufe dieses Kapitels wird sich ohnehin herausstellen, wann diese Fanfiction stattfindet, doch ich will es euch gleich verraten: Zu Harrys Schulanfang in Hogwarts)
2.Kapitel: Die andere Welt
Hitomi kam es so vor, als wäre sie schon seit Stunden unterwegs, wahrscheinlich entsprach dies auch der Wahrheit. Ihr Rücken schmerzte, aufgrund ihrer unangenehmen Sitzhaltung und dieser seltsame Zug machte noch immer keine Anstalten, endlich stehen zu bleiben. Bisher war niemand vorbeigekommen, den Hitomi hätte fragen können, wohin denn die Reise ging. Und so hatte das Mädchen viel Zeit gehabt um nachzudenken. Sie fragte sich, was ihre Familie wohl gerade unternahm um sie wiederzufinden. Ob man ihren Schwestern die Sache mit der Backsteinmauer abkaufen würde? Doch langsam, aber sicher wurde Hitomi langweilig, dazu kam noch, dass sie mittlerweile großen Hunger hatte. Irgendwo in diesem Zug musste man sich doch etwas zu Essen kaufen können, oder? Sie beschloss, sich auf die Suche nach Essbarem zu machen. Ihren knurrenden Magen verfluchend stand sie auf und schritt auf die Wagontür zu, doch gerade als sie sie öffnen wollte, wurde diese heftig von der anderen Seite aufgerissen. Vor ihr stand ein Junge, nicht größer als sie selbst, der das Mädchen mit einer Mischung aus Überheblichkeit und Arroganz und ansah. Hitomi wusste nicht genau, ob sie diesen strohblonden Jungen ansprechen sollte, doch dies erübrigte sich rasch, als zwei stämmige Jungs, die den Blonden um mindestens einen Kopf überragten, an dessen Seite traten und Hitomi abschätzig anklotzten. Sie hatte keine Lust, mit solchen „Bären"zu sprechen und um ehrlich zu sein, schien dieser blonde Junge ohnehin nicht besonders erpicht darauf zu sein, sich mit ihr zu unterhalten. Und so trat sie einen Schritt zur Seite und sah den dreien nach, wie sie im nächsten Zugwagon verschwanden. Hitomi betrat daraufhin ebenfalls den nächsten Wagon, jedoch in die entgegengesetzte Richtung.
Dort fiel ihr erster Blick auf eine rundliche Frau, die einen Speisewagen vor sich herschob und offensichtlich Süßigkeiten an die Schüler in den Abteilen verkaufte. Hitomi kramte nach ein paar Geldstücken in ihrem Rucksack und trat näher an den Speisewagen heran, um sehen zu können, was verkauft wurde. Doch wohin sie auch schaute, lag da nichts was sie kannte, oder wenigstens zu kennen glaubte. Sie hatte weder eine Ahnung was „Berty Bott' s Bohnen jeder Geschmacksrichtung"waren, noch sagte ihr der Begriff „Schokofrösche"etwas. Trotzdem hatte sich in ihr eine gewisse Neugierde geweckt und so nahm sie sich von beinahe allem etwas. Ihr war klar, dass sie das nicht alles auf einmal würde essen können - so groß war ihr Hunger nun auch wieder nicht - doch fiel es ihr einfach zu schwer, sich für nur eines dieser interessanten Schleckerein zu entscheiden. Nachdem das Zeug in ihrem Rucksack verstaut war, wollte Hitomi zahlen und da sie nicht genau wusste, wie viel sie der Frau nun schuldig war, streckte sie dieser ihr gesamtes Geld hin. Doch anstatt das Geld an sich zu nehmen, starrte diese nur ungläubig auf die Pfundstücke, überlegte kurz und lächelte dann belustigt. „So, so, du willst mich also mit Muggelgeld bezahlen?"Sie blickte Hitomi fragend an. Diese jedoch hatte keine Ahnung, wovon die gute Frau sprach. Sie konnte beim besten Willen nicht verstehen, was denn daran so abwegig war, die Süßigkeiten zu bezahlen. Schweigend standen sich das Mädchen und die Frau gegenüber. So lange, bis Letztere das peinliche Schweigen brach: „Hast du etwa kein normales Geld? Hör zu, ich kann ja verstehen, dass es für jeden muggelgeborenen Neuankömmling schwer sein muss, sich an unsere Welt zu gewöhnen, doch wird es sicher nicht leichter für dich, wenn du dich weigerst mit unserem Geld zu bezahlen. Ich schlage vor, du tauschst das Muggelgeld so bald wie möglich in Gringotts um."Sie blickte das Mädchen mit freundlichen Augen an, doch wenn sie von dieser eine zustimmende Reaktion erwartet hatte, so wurde sie nun leider mit einem weiteren verständnislosen Blick enttäuscht. Hitomi hatte nämlich bislang nur „Bahnhof"verstanden und wunderte sich mittlerweile immer mehr darüber, dass hier das Wort „Muggel"offenbar zum gängigen Wortschatz gehörte. Was dieses Wort nun tatsächlich bedeutete und warum sie das Gefühl nicht los wurde, es von irgendwoher zu kennen, konnte sie sich nun wirklich nicht erklären. Außerdem bereiteten ihr die Bemerkungen „normales Geld"und „unsere Welt"Kopfzerbrechen. Sie hielt doch schließlich kein unechtes Geld in der Hand, weshalb die Frau dies nicht zu bemerken schien, war ihr nicht ganz klar. Wo war sie hier bloß gelandet? Vielleicht tatsächlich in Guadalajara? Die Stimme der Verkäuferin drang an ihr Ohr und je wurde ihr bewusst, in welch peinlicher Situation sie sich befand. „Hast du nun normales Geld, oder nicht?" „Nein", etwas Besseres fiel dem Mädchen im Augenblick nicht ein. „Also, dann zeig mal her was du da hast."Sie nahm Hitomis Geld an sich und begutachtete es. Nach einer genauen Inspizierung der Münzen nahm sie sich drei davon und gab den Rest zurück an Hitomi. „Du musst wissen, dass ich normalerweise solches Geld nicht annehme, Hhhrg", sie stieß einen theatralisch langen und gequälten Seufzer aus, dabei sah sie ihr Gegenüber eindringlich an, „doch für dich mach ich heute eine Ausnahme, Kleines." Zwinkernd schob sie ihren Speisewagen an der zur Salzsäule erstarrten Hitomi vorbei und öffnete ein paar Schritte weiter das nächste Abteil, um den sich darin befindenden Schülern ihre Waren anzupreisen. Nur langsam löste Hitomi sich aus ihrer Erstarrung und drehte sich nachdenklich um. Dieses Gespräch hatte sie verwirrt und zugleich sehr neugierig gemacht. Doch bevor sie jegliche Art der Nachforschung anstellen würde, wollte sie erst ihren Hunger stillen.
Ein seltsamer Anblick musste sich wohl jedem bieten, der zufälligerweise an Hitomi vorbeikam. Diese stand spuckend und leise fluchend an einem der geöffneten Wagonfester und lehnte sich hinaus. Der Ekel stand ihr überdeutlich ins Gesicht geschrieben. Tatsächlich hatte sie gerade eine der farbigen „Berty Bott's Bohnen"gekostet und kurz darauf einen üblen Brechreiz bekommen. Sie hätte schwören können, dass diese oliv- kacke- braune Bohne, die sie sich zuvor noch voller Zuversicht und mit der Vorstellung von Schokoladengeschmack in den Mund geschoben hatte, den unverwechselbaren Geschmack von Shrimps beinhaltet hatte. Und wie es der Zufall so wollte, war sie nun mal beinahe allergisch gegen dieses Kleintier. Jeder wusste, sie würde alles essen, nur um nicht Shrimps zu sich nehmen zu müssen. Blasser als sonst und immer noch prustend - um diesen „widerlichen" Geschmack endlich loszuwerden – lehnte Hitomi sich schließlich gegen die graue Tür. Sie ärgerte sich über diese dummen Bohnen. Wie sollte sie bitte ahnen, dass hier Süßigkeiten nicht gleich Süßigkeiten bedeuteten und man doch allen Ernstes auf scheinbar unschuldige Bohnen mit Shrimpgeschmack stoßen konnte? Doch jetzt wollte sie es genauer wissen. Es konnte doch nicht alles nach Shrimps schmecken. Und so ergriff sie eine weitere Bohne aus der Packung und nahm diese schnell in den Mund. Zu ihrer Verwunderung, schmeckte diese keinesfalls nach Meeresbewohnern. Es war offenbar Vanille. Und auch die darauf folgenden waren weder salzig, noch sauer, noch bitter, sondern genau so wie sich Hitomi sich das vorgestellt hatte, nämlich süß. Vergessen war das „Shrimperlebnis", nachdem sie die restlichen Bohnen verputzt und den Kesselkuchen genüsslich verzehrt hatte. Ihr Hunger war somit gestillt.
Jetzt, da sie sich nicht mehr um das Wohlergehen ihres Magens kümmern musste, wollte sie sich etwas Zeit nehmen, um sich genauer umzusehen. Doch gerade, als sie sich auf den Weg in den nächsten Wagon machen wollte, merkte sie, wie der Zug sich verlangsamte. Sie vernahm ein nach und nach anschwellendes Stimmengewirr, ausgehend von den unzähligen Schülern, die sich in diesem Zug befinden mussten und ihr war klar, dass sie wohl in Kürze an dem ihr unbekannten Ziel ankommen würden. Gespannt und leicht nervös stand das Mädchen da und blickte zum Fenster raus. Sie hatte gar nicht bemerkt, dass es schon dunkel draußen war. Deutlich konnte sie die Anspannung fühlen, die sich mittlerweile im Zug breitgemacht hatte. Die ersten Schüler wuselten bereits auf den Gängen umher, sie schienen in freudiger Erwartung zu sein. Jedoch bemerkte niemand von ihnen das kleine Mädchen mit den schwarzen Haaren, dass einsam und mit ausdrucksloser Miene, an eine Zugwand gedrängt, dastand.
Der Zug hatte angehalten. Eine nicht enden wollende Schülerschar strömte aus den geöffneten Wagontüren und bewegte sich vorwärts in die Richtung pferdeloser Kutschen. Mitten unter ihnen befand sich auch Hitomi. Das Mädchen ließ sich nahezu mitschleifen, es herrschte ein unglaubliches Gedränge und sie hatte das Gefühl hier absolut fehl am Platz zu sein. Sie war schließlich die einzige der etwa tausend Schülern, die keinen schwarzen Umhang trug. Sie hatte weder eine Schuluniform, noch eine Ahnung davon, wohin sie zu gehen hatte. Und so nahm sie sich vor, dem nächstbesten Erwachsenen, dem sie begegnen würde von ihrer schier unglaublichen Geschichte zu berichten und hoffte, dass dieser kompetent genug sein würde, um ihr auch tatsächlich helfen zu können.
Eine laute Stimme, die seltsamerweise an ein Donnergrollen erinnerte, zog Hitomis Aufmerksamkeit auf sich. Einige Meter vor ihr stand der wohl größte Mann, den sie in ihrem zehnjährigen Leben je zu Gesicht bekommen hatte. Er musst etwa dreimal, nein viermal so groß sein wie sie. Ein schwarzer Bart bedeckte sein Gesicht zur Hälfte und wenn Hitomi nicht seine warmherzige Stimme vernommen hätte, wäre sie wohl nicht besonders erpicht darauf gewesen, auf ihn zuzugehen. „Erstklässler zu mir bitte...!", forderte er stetig, und da Hitomi sich eher zu den Erstklässlern als zu irgendjemanden sonst dazugehörig fühlte, nahm sie seine Aufforderung an und begab sich gemeinsam mit den vielen Neulingen zu diesem „Riesen". Allerdings beschloss sie, den Vorsatz vom erstbesten Erwachsenen, den sie ansprechen wollte, vorerst zu missachten.
Der Mann führte nun die versammelte Schulanfängerschar an das Ufer eines ruhigen Sees. Dort angekommen deutete er auf die unzähligen Boote, die sanft im Wasser schaukelten. Trotz der Dunkelheit, konnte Hitomi staunend in der Ferne den riesenhaft majestätischen Umriss eines Schlosses erkennen. Dieses befand sie auf einem Hügel und vereinzelt drang Licht aus einem der Schlossfenster. Sie wurde gemeinsam mit den anderen dazu aufgefordert, Platz in einem der zig Boote zu nehmen. Als sich endlich alle Schüler auf diesen befanden, setzten sie sich, wie von Zauberhand, von selbst in Bewegung. Denn wohin Hitomi auch sah, nichts deutete darauf hin, das irgendjemand diese Boote auch nur berührte, geschweige denn sie antrieb. Viel interessanter jedoch, waren im Moment die Schüler, die sich um sie herum befanden. Sie erkannte den rothaarigen Jungen, den sie am Bahnhof, vor unvorstellbar vielen Stunden zum ersten Mal gesehen hatte, wieder. Neben ihm saß der schwarzhaarige Junge. Er schien unheimlich begeistert und aufgeregt zu sein. In einem weiteren Boot entdeckte sie den Blonden und seine zwei Kumpels. Hitomi selbst, befand sich mit drei nervös zitternden Mädchen in einem Boot. Doch auch diese, schienen bisher nicht bemerkt zu haben, dass Hitomi nicht hierher gehörte. Das Mädchen überlegte, wie alt die Schulanfänger wohl waren. Sie schätzte sie auf etwa zehn, elf Jahre ein. Die meisten sahen nicht älter aus als sie, mit ein paar Ausnahmen vielleicht... Sie schielte unbewegt in Richtung der zwei „Bären", die den blonden Jungen flankierten. Hitomi fröstelte und sie musste sich unweigerlich schütteln. Ihre Sitznachbarin, ein Mädchen mit dunkelbraunen Locken, wurde daraufhin auf sie aufmerksam und sah sie missbilligend an. „Warum hast du nicht die Schuluniform an? Und dieser Rucksack", ihre Augen wanderten über Hitomis roten Rucksack, während sie dieser leise und ohne Aufmerksamkeit zu erregen zuraunte, „der ist ja schrecklich. Du hättest ihn doch im Zug lassen können. Wusstest du nicht, dass die Hauselfen das Gepäck in unsere Zimmer bringen?" Hitomi sah das Mädchen schweigend an und fragte sich im Geheimen, ob diese vielleicht nicht ganz richtig im Kopf war. Diese ganze Reise kam ihr ohnehin schon mehr als seltsam vor und jetzt sprach ihr Gegenüber auch noch von Hauselfen - ganz so, als wäre das, das Normalste der Welt – ihrer Welt. Sie kam auf den Schluss, dass sie entweder mit dem Eintauchen in die Backsteinmauer tatsächlich in einer fremden Welt gelandet war, oder sie missverstand einfach nur alles und jeden hier. Hitomi beschloss, nicht auf die Fragen ihrer Sitznachbarin einzugehen und wandte ihren Blick stattdessen gen Himmel. Eine sternenklare Nacht erstreckte sich über ihr und das Zentrum des Sternenhimmels bildete zweifellos der sichelförmige Mond, welcher sein ungewöhnlich helles Licht herab zur Erde schickte und somit das Gesicht eines jeden schaurig beleuchtete.
Die Boote hatten ihr Ziel erreicht, sie ließen die Schüler am Ufer der Hügels, der das Schloss trug aussteigen und verschwanden daraufhin lautlos wieder in der Dunkelheit des Sees. Hitomi stand dicht an die Schüler gedrängt da, von einem Bein aufs andere steigend. Das Schloss wirkte jetzt, da sie nur mehr wenige hundert Meter davon entfernt war, noch viel größer und würdevoller als vorhin. Langsam aber sicher, spürte Hitomi, welch ungeheuer große Kraft von diesem Bauwerk ausging. Überhaupt schien dieser gesamte Ort..... „magisch"zu sein. Sie fragte sich, wie sie auf magisch gekommen war, doch konnte sie beim besten Willen keine bessere Beschreibung für dieses Gefühl, das sie hier empfand, finden.
Nur langsam bewegte sich die Schülerschar auf das Schloss zu. Sie überquerten einen riesigen, vom Mond erhellten Park und Hitomi, die sich inmitten der rund hundert Mädchen und Jungen befand, staunte nicht schlecht, bei dem Anblick dieses wunderschönen Ortes. Sie hätte ihn gerne auch bei Tag gesehen, doch war er wahrscheinlich bei Nacht ohnehin viel faszinierender und außerdem hatte sie nicht vor, länger als nötig hier zubleiben. Nicht lange, und Hitomi stand direkt vor dem riesenhaften Schlosstor, das ihr irgendwie den Eindruck vermittelte winzigklein zu sein. Sie merkte, wie ein leises, aufgeregtes Flüstern durch die Menge ging und die Spannung stieg, sowohl bei den Neuankömmlingen, als auch bei Hitomi...
