Unerwarteter Besuch

Die ersten drei Tage bei den Weasleys, waren für Harry die bisher schönsten in den Sommerferien. Den ganzen Tag lang konnte er tun, was er wollte, nicht, dass er das nicht auch bei den Dursleys gemacht hatte, doch hier hatte er noch eine nette Gesellschaft dazu.

Oft saßen Ron und er unter dem Kirschbaum oder am Gartentisch und redeten oder spielten Koboldsteine. Manchmal setzten sich auch Fred und George zu ihnen und spielten mit, doch meistens waren die beiden oben in ihrem Zimmer und werkelten an irgendwelchen Sachen herum. Oft hörte man kleine Explosionen aus ihrem Zimmer, was Mrs. Weasley immer zum Rasen brachte. Meist stapfte sie dann laut die Treppe hoch, klopfte sehr laut an die Tür von Fred und George und rief dabei, dass sie den Unsinn sein lassen sollten.

Sirius saß fast immer oben in seinem Zimmer auf dem Dachboden und las Bücher, denn selbst als Hund getarnt am helllichten Tage draußen herumzuspazieren, war zu gefährlich. So konnte er meist nur Abends etwas raus und das trübte seine Stimmung zunehmend. So wirkte er oft muffig oder bedrückt und war nicht gerade redgesellig.

Was den Rest der Weasleys betraf - Mr. Weasley war oft unterwegs, er war vom Ministerium gekündigt worden und suchte sich eine neue Arbeitsstelle.

Mrs. Weasley arbeitete den ganzen Tag im Haus und Nachmittags gönnte sie sich ein kleines Nickerchen in der Sonne.

Ginny kam manchmal zu Harry und Ron, doch meistens saß sie irgendwo gelangweilt im Haus oder Garten herum. Harry vermutete, dass sie sich langweilte, da außer Mrs. Weasley keine anderen weiblichen Personen im Haus waren.

An einem schönen Nachmittag saßen Harry und Ron mal wieder unter ihrem Kirschbaum, als sie auf einmal hörten, wie es an der Haustür läutete.

"Wer kann denn das sein?", fragte Harry und blinzelte zum Haus, da ihn die Sonne blendete.

"Keine Ahnung, aber ich schätz mal, dass wir es gleich wissen werden.", meinte Ron und tatsächlich - er hatte Recht. Ein großer, rothaariger Mann mit einem langen Pferdeschwanz kam in den Garten hereingeschlendert, eine Reisetasche über die Schulter gehängt, winkte er Harry und Ron zu. Es war Bill Weasleys, der große Bruder von Ron.

"Bill?!", rief Ron ungläubig und starrte seinen großen Bruder an.

"Was machst du denn hier?", fragte Harry, da es Ron die Sprache verschlagen hatte.

Bill musterte Harry einen Moment nachdenklich, dann sagte er "Ich dachte mir, dass ein bisschen Familienleben, mir mal wieder ganz gut tun würde. Außerdem . . . Seit Du - Weißt - Schon - Wer zurückgekehrt ist, dachte ich mir, dass ich in so schweren Zeiten, der Familie beistehen muss!", erzählte Bill. Als Bill "Du - Weißt - Schon - Wer" sagte, hatte er sich nicht getraut, Harry anzublicken, sondern hatte die ganze zeit nur Ron angestarrt. Ron schien davon nichts mitbekommen zu haben, er freute sich riesig, dass sein großer Bruder wieder da war.

Doch Harry war überhaupt nicht freudig zu Mute, auch wenn Bill es unbewusst getan hatte, hatte er Harry zum ersten Mal wieder daran erinnert, was auf dem Friedhof im letzten Jahr passiert war. Cedrics Tod, Voldemorts Auferstehung, seine toten Eltern, als das kam mit großer Gewalt wieder in sein Gedächtnis.

Er hatte versucht, es die Ferien über zu verdrängen, er hatte versucht, sich den Tatsachen zu beugen, was geschehen war, ist geschehen, doch Bills Worte hatten ein großes Gefühlchaos in ihm ausgelöst, von dem er jedoch die anderen nichts merken ließ.

Nach einigen Momenten hatte er sich jedoch wieder gefasst und blickte Bill und Ron an.

"Und was ist mit deinem Job bei Gringgots - hast du dich beurlauben lassen ?", fragte Ron neugierig.

Bill blickte in etwas traurig an und sagte "Mit dem Abenteuerleben in Ägypten ist es vorbei, ich hab mich nach London, auf einen Schreibtischplatz bei Gringotts versetzen lassen. Familie geht nun mal vor.".

"Oh . . .",sagte Ron.

Peinliches Schweigen trat ein, in der niemand den anderen anblickte. Nach einer Weile räusperte sich Bill und fragte "Wollen wir vielleicht reingehen, Mum meint sie hätte einen leckeren Obstkuchen gezaubert.".

"Gute Idee, ich hab einen tierischen Kohldampf!", sagte Ron begeistert und spurtete schon los in die Küche.

Bill wandte sich an Harry.

"Wie geht's dir eigentlich, Harry?"

"Gut.", sagte Harry knapp.

"Oh, gut . . . ", murmelte Bill, sah dabei aber nicht sehr überzeugend aus.

Harry hörte, wie es in seinem Magen rumorte. In letzter Zeit, war er nämlich nicht gerade begeistert gewesen, wenn man ihn nach seinem Wohlbefinden fragte, bezüglich auf Voldemort. Er hatte das Gefühl, dass sich die anderen viel, zu viele Sorgen um ihn machten. Das, was damals auf dem Friedhof passiert war, war eine Sache, die er mit sich selber ausmachen musste und wo er nicht gerne mit anderen drüber redete.

"Sollten wir nicht auch langsam mal gehen - in die Küche?", fragte Harry.

Bill nickte und zusammen gingen sie durch den Garten hinauf zum Haus.

Als Harry in die Küche eintrat, saßen schon Ron, George und Fred, Ginny und Sirius um den Küchentisch. Mrs. Weasley stand in dem hinteren Teil der Küche und teilte den Kuchen auf.

"Setzt euch!", trällerte sie Harry und Bill entgegen, sie war offensichtlich ziemlich guter Laune.

Harry ließ sich neben Ron und Sirius niedersanken und starrte etwas betreten drein. Von der Hitze an diesem Tage war er immer noch etwas benommen. Er wünschte sich nichts sehnlicher als einen kleinen Schauer, der die Luft etwas abkühlen konnte. Doch dem magischen Wetterbericht zufolge, würde die Temperaturen noch mindestens die nächsten zwei Wochen gleich bleiben, wenn man nicht sein eigenes kleines Gewitter über seinem Haus zauberte, doch davon wurde dringest abgeraten, weil der Zauber mächtig schief gehen konnte.

Harry sah Sirius an. Harry ahnte schon, dass er auch heute wieder muffig war und man mit ihm nicht gut reden konnte.

Armer Sirius, dachte er, muss den ganzen Tag hier im Haus herumsitzen und darf nicht hinaus.

"Wo ist eigentlich Dad?", mampfte Bill, da Mrs. Weasley ihm ein Stück Obstkuchen aufgetan hatte und er sofort zugeschlagen hatte.

"Dein Vater stellt sich bei einem alten Zaubermeister vor. Er hat hier in der Nähe ein kleines Zauberergeschäft und sucht einen neuen Geschäftsführer.", erzählte Mrs. Weasley.

"Dad und Geschäftsführer in einem kleinen Zauberladen, der wahrscheinlich noch um seinen Existenz kämpft, da verdient er ja gar nichts, dann kann er auch gleich einen Muggeljob ausüben!", sagte Fred.

"Jetzt hör aber mal auf! Dieses Zaubergeschäft ist sehr gefragt - bei Hexen sowie Zauberern und es führt sich ziemlich gut! Solange ich diesen Laden kenne - und glaub mir mein lieber, ich kenne diesen Laden schon sehr lange - hatte es nie Probleme mit dem Geld gegeben. Sollte dein Vater diesen Job bekommen, kann er sich glücklich schätzen, denn die Bezahlung ist um fünf Galleonen besser, als in seinem früheren Job und durch mehr Geld müssten wir auch eure teure Schulausstattung bezahlen können!", fuhr ihn Mrs. Weasley mit hochrotem Gesicht an.

Nach dieser Standpauke war es ganz ruhig in der Küche und alle starrten betreten auf ihr Stück Kuchen. Nun setzte sich auch sie sich auch mit einem leichten Schnauben hin und aß ihr Stück Kuchen.

"Harry mein lieber, wie geht es dir eigentlich ?", fragte Mrs. Weasley, jetzt wieder mit einer honigsüßen Stimme.

"Gut.", antwortete Harry und versuchte ihrem forschenden Blick auszuweichen.

"Bist du dir da auch sicher, weißt du, was vor ein paar Wochen passiert ist - ich meine, du kannst ruhig offen über deine Gefühle sprechen!", sagte sie.

Harry fühlte sich in die Ecke gedrängt, er konnte doch jetzt nicht einfach aufstehen und weggehen, dann hätten in doch alle erst recht für einen kleinen Jungen gehalten, den sie trösten mussten. Doch Harry hatte bald Geburtstag und wurde fünfzehn, da war er doch kein kleines Kind mehr, oder?

"Harry, möchtest du vielleicht einfach mal mit mir alleine sprechen, ohne das die anderen dabei sind?", fragte Mrs. Weasley, als ob sie zu einem Kleinkind sprechen würde, das Angst hatte und sich nicht traute darüber zu sprechen.

Sirius hatte jetzt seine Kuchengabel weggelegt und saß angespannt auf seinem Stuhl.

"Molly, vielleicht solltest du Harry erst einmal in Ruhe lassen.", schlug er leise murmelnd vor und blickte auf den Tisch.

"Sirius, ich glaube nicht, dass du weißt, was Harry wirklich möchte, jetzt, was nach alldem geschehen ist, braucht er jemanden, der sich um ihn kümmert!", zischte Mrs. Weasley boshaft, so, als ob sie jeden Moment wieder hochgehen würde und ein Streit schien vorprogrammiert.

Harry fühlte wieder, wie etwas in seinem Magen flackerte, das in wütend machte, obwohl er keinen Grund sah, warum er wütend sein sollte.

"Mrs. Weasley, haben sie Bill gesagt, dass er mit mir reden soll. Er hat mich vorhin die ganze Zeit gefragt, wie es mir ginge.", fragte Harry.

"Was . . . Ach das, ich dachte mit Bill würdest du vielleicht über deine Probleme reden können.", sagte Mrs. Weasley, die peinlich dreinblickte.

"Probleme?", fragte Harry nun wieder ruhig, doch die Flammen in seinem Magen schienen immer höher zu lodern.

"Du musst uns nichts vormachen, wir alle würden nach so einer Sache auch unsere Probleme haben.", sagte sie nun wieder, liebevoll zu Harry.

Am Tisch war es wie zuvor ganz still geworden. Harry atmete einmal tief durch und dann sagte er "Ich habe keine Probleme, wirklich nicht!".

Sirius sah in an und sprach "Wenn du nicht drüber reden willst, musst du es auch nicht, lass dir bloß nichts von Molly einreden, Harry!".

"Was soll das jetzt schon wieder bedeuten Sirius?", keifte, es war ja auch nicht anders zu erwarten, wieder einmal Mrs. Weasley und ihr Gesicht glühte jetzt scharlachrot vor Zorn.

"ES REICHT!", platzte es nun aus Harry heraus. Er hatte sich erhoben und die Fäuste auf den Tisch gestemmt.

"Ich bin kein kleines Kind mehr, ich kann auf mich selber schon ganz gut aufpassen und wegen mir, müsst ihr euch nicht immer streiten! Ich gebe ja zu, dass ich, was damals auf dem Friedhof geschehen ist, nicht vergessen kann, aber ich habe gelernt damit umzugehen und wenn ihr meint mich vierundzwanzig Stunden am Tag umsorgen zu müssen, dann hätte ich auch im Ligusterweg bei den Dursleys bleiben können. Ich will nicht umsorgt werden, ich möchte, dass ihr ganz normal mit mir umgeht, schließlich betrifft Lord Voldemorts Rückkehr nicht nur mich, sondern uns alle!", sagte Harry zornig, doch wesentlich ruhiger.

Er prustete die restlich zornige Luft aus sich hinaus und atmete tief ein. Alle waren wie erstarrt und starrten Harry an.

Die Weasleys Zwillinge schienen Harrys kleinen Aussetzer lustig zu finden, Mrs. Weasleys und Bill sahen höchst beschämt drein. Ron und Ginny war einfach nur der Mund aufgeklappt, sie hatten Harry noch nie so erlebt und in Sirius Augen flackerte höchste Zufriedenheit.

"Tja, ich denke Harry hat uns jetzt allen klipp und klar erklärt, was er meint.", sagte er mit einem triumphierenden Grinsen gegenüber Mrs. Weasley.

Sie schien sich inzwischen wieder gefunden zu haben und begann mit einer neuen Schimpfkanonade anzufangen.

"Du hast ihn dazu doch angestachelt, Sirius!", rief sie heftig, die Fäuste in die Hüften gestemmt.

"Jetzt mach aber mal halblang, wer hat ihn denn die ganze Zeit so bedrängt?!", rief nun Sirius.

Beide sahen sich erbost an, sich auf das nächste heftige Wortgefecht vorbereitend.

"Hey, ich bin auch noch da!", sagte Harry genervt.

"Misch dich da bitte nicht ein, Harry!", sagte Mrs. Weasley sanft, doch mit einem hartem Nachdruck in der Stimme.

"Jetzt verbietest du ihm auch schon seine Meinung zu sagen, Molly, wie weit soll denn das noch führen - du kannst ihm nichts vorschreiben - er ist nicht dein Sohn!", entfuhr es nun wieder Sirius.

Mrs. Weasley stand für einen Moment wie betäubt da, doch dann erwiderte sie "Aber du weißt natürlich genau, was für ihn gut ist, oder!".

"Komm Ron, lass uns gehen. Ich hab keine Lust mehr, mir das anzuhören!", entfuhr es Harry barsch und er erhob sich.

Ron machte es ihm prompt nach und so gingen sie hinaus aus der Küche und hoch in Rons Zimmer.

"Hermine könnte auch mal von sich hören lassen.", sagte Harry, als sie gerade die Treppe hochstiegen.

"Da hast du Recht, sie könnte sich ruhig mal wieder melden!", stimmte Ron ihm zu. "Oder meinst du, sie ist irgendwie sauer auf uns, dass sie sich nicht meldet?", fiel es Harry plötzlich ein.

"Das ist doch Unsinn - was sollten wir ihr denn getan haben, dass sie wütend auf uns sein könnte!", sagte Ron, als ob es das Unsinninnigste auf der Welt wäre.

Auch diese Woche ging ohne große Ereignisse zu Ende, ohne dass sie etwas neues oder auch interessantes aus dem Ministerium hörten, aber auch Hermine meldete sich nicht bei ihnen.

Doch am Montag der letzten Juli Woche, sollte etwas durchaus interessantes geschehen. Harry wachte an diesem Morgen schon früh auf und es fiel ihm schwer wieder einzuschlafen.

Nachdem er sich eine halbe Stunde im Bett geräkelt hatte, zwang er sich aufzustehen. Über sein langes, schlabberndes T - Shirt zog er eine Jogginghose an und ging, am schlafenden Ron vorbei, runter in die Küche.

Es schienen noch nicht sehr viele wach zu sein, denn außer dem lauten Geräuschen von Mrs. Weasley aus der Küche, konnte er nichts weiter hören. Mr. Weasley war natürlich nicht da - frühmorgens ging er schon los zu seinem neuen Job.

Er hatte die Stelle als Geschäftsführer bei dem alten Zauberer Elrond Lookmord, der den Zauberladen führte, gekriegt.

Harry trottete in die Küche und ließ sich müde auf einen der Küchenstühle sinken und anstatt Mrs. Weasley "guten morgen" zu sagen, musste er herzhaft gähnen.

"Was machst du denn schon hier unten, mein Lieber?", fragte sie beschäftigt, das sie das Frühstück vorbereitete.

"Konnte nicht mehr schlafen.", sagte Harry knapp uns sah betreten drein.

"Schläft Ron noch?", fragte sie abwesend. " Alle schlafen noch.", gähnte er.

"Was, wirklich alle? Harry, würdest du für mich Seidenschnabel füttern? Ich würde es ja selber machen, aber ich hab noch soviel für das Frühstück zu tun . . ."

"Was, wer? Füttern . . . Hä . . . ", schreckte er aus seinem Dämmerschlaf hoch.

"Seidenschnabel .Er ist hinten in dem alten Schuppen untergebracht, du musst ihm nur ein paar Ratten und Hähnchenkeulen geben, vielleicht braucht er auch neues Wasser . . .", sagte Mrs. Weasley, die nun Würstchen in der Pfanne briet.

"Das wusste ich gar nicht, dass Seidenschnabel hier ist.", murmelte Harry etwas baff vor sich her.

"Doch, doch, schon seit Sirius hier ist, ist Seidenschnabel auch da." sprach sie.

Harry schleppte sich mit trägen Schritten hinaus, so richtig wach war er immer noch nicht.

Als er durch den Garten schlürfte konnte er ein paar Gnome erkennen, die schnell in ein Erdloch schlüpften und ihm dann Grimassen schnitten. Ihm fiel plötzlich ein, dass er noch nie im Schuppen der Weasleys gewesen war und er fragte sich, was darin wohl alles stecken mochte.

Um in den Schuppen zu gelangen, musste man zuerst einmal eine alte, rostige Schiebetür zur Seite drücken, was sie als nicht ganz einfach herausstellte, da diese Tür eben schon sehr alt war. Doch schließlich hatte es Harry geschafft und trat ins dunkle, denn außer einem Fenster, das von Spinnennetzen verdeckt war, gab es nirgends eine Lichtquelle.

Der Schuppen schien früher einmal ein alter Stall gewesen zu sein, denn es gab drei große Boxen für Tiere, die mit Steinmauern abgetrennt waren. In der letzten Box saß Seidenschnabel, an einer Eisenkette angeleint.

Er hatte Harry Ankunft bemerkt und hob seine Kopf, um zu sehen wer der Fremde war. Harry wusste sehr wohl, dass man einem Hippogreif mit Respekt entgegentreten sollte, und so verbeugte er sich er vor Seidenschnabel, bevor er näher trat. Seidenschnabel musterte Harry und verbeugte sich dann auch. Als er sich er sich wieder erhoben hatte, trat Harry in seine Box ein und tätschelte ihn am Hals.

"Jetzt gibt's Futter, Seidenschnabel.", sagte Harry, etwas besseres fiel ihm nicht ein.

Er sah sich um und entdeckten einen alten Leinensack, der von Blut befleckt schimmerte.

"Uaahh, dass müssen wohl deinen toten Ratten sein.", sagte er angewidert.

Harry packte den Sack und schleifte ihn hinüber zu Seidenschnabels Box, dann öffnete er den Sack und schüttete ein paar Ratten in die Futterschüssel und packte ein paar Hähnchenkeulen, die ihn Mrs. Weasley mitgegeben hat. Außerdem schaute er nach der Wasserschüssel - als er nachblickte war sie noch bis zum Rand voll mit klarem Wasser.

"Also, bis dann Seidenschnabel!", sagte Harry und tätschelte den Hippogreif

am Hals.

Dann ging er hinaus in den Garten und ließ Seidenschnabel allein, der sich begierig auf sein Fressen stürzte.

Harry fiel plötzlich ein, wie wohl er sich bei den Weasley fühlte, doch schoss es ihm auch in den Kopf, dass Voldemort, der sicher irgendwo gut versteckt hielt, Pläne ausheckte, um wieder an Macht zu gelangen. Dazu kam, dass niemand genau wusste, was Voldemort plante und dass machte Harry nur noch unruhiger. Vor allem, weil sicher weniger als ein Drittel der Zauberergemeinschaft daran glaubte, dass er zurückgekehrt war. Harry konnte nichts tun, außer abwarten und dass war das Allerschlimmste.

"Harry, bist du hier irgendwo?", schallte plötzlich Rons Stimme durch den Garten.

Harry schreckte jäh auf und blickte sah sich um.

"Hier hinten, Ron!", rief er zurück.

Ron kam auf ihn zugelaufen. "Ich soll dich holen, es gibt Frühstück und - du wirst es nicht glauben - Charlie und Percy sind zurück, völlig unerwartet!", keuchte Ron.

"Was?", sagte Harry verblüfft.

"Komm mit!"

Ron zog Harry am Arm hinter sich her und sie rannte zum Haus hoch. Mit einem Fußtritt öffnete Ron die Tür und rief "Mum, ich hab Harry mitgebracht!".

"Gut, dann kommt in die Küche!", schallte Mrs. Weasleys Stimme zurück. Als Harry die Küche betrat, saß schon die ganze Familie Weasley um den Küchentisch, der zu Harrys Verblüffung, sich vergrößert zu haben schien.

Am Ende des Tisches saßen Percy und Charlie. Die beiden sahen ziemlich braungebrannt aus, als ob oft sie oft draußen an der sonne gewesen wären. Percy erhob sich sofort und reichte Harry die Hand und sagte "Hallo Harry, schön dich zu sehen!".

Harry konnte es sich auch nur einbilden, aber er glaubte, dass etwas von Percys übergroßen Selbstwertgefühl fehlte und er etwas erschüttert wirkte. Vielleicht war er immer noch geschockt, dass er im Ministerium gefeuert worden war. Danach reichte ihm auch Bill eine seiner großen Hände, um ihn zu begrüßen.

"Setzt euch ihr beiden, ihr habt doch sicher Hunger.", forderte Mrs. Weasley Harry und Ron auf. Das ließen sie sich nicht zweimal sagen und fingen an, von dem herrlichen Frühstück etwas zu essen.

Nachdem sie Harry satt gegessen hatte, saß er etwas träge in seinem Stuhl und blickte mit stumpfen Blick auf seinen Teller.

"Schon satt mein Lieber oder möchtest du vielleicht noch etwas Rühreier oder Würstchen?", säuselte Mrs. Weasley, die zu ihm herunterblickte, mit der Pfanne in der Hand.

"Oh nein, danke - wirklich - ich bin satt . . . ", antwortete Harry.

Mrs. Weasley seufzte und wandte sich dann zu Bill um und fragte ihn, ob er noch etwas essen mochte. Harry wollte gerade Ron, der auch mit Essen fertig war, fragen, ob sie nach oben in Rons Zimmer gehen wollten, als es plötzlich an der Haustür läutete.

"Wer kann das denn um die Uhrzeit sein?", fragte Sirius etwas überrascht.

"Für Arthur ist es jedenfalls zu früh, es sei denn, er hat etwas vergessen . . .", murmelte Mrs. Weasley mehr zu sich selbst, als zu den anderen.

"Harry, wärst du mal so nett und würdest die Tür aufmachen", fragte sie nun wieder klar und deutlich.

"Ähm - okay . . .", sagte Harry, erhob sich aus seinem Stuhl und ging durch das Wohnzimmer in den Flur, wo er die große Eingangtür öffnete, aber er nur einen Spalt, sodass er um die Ecke lugte, um zu sehen, wer dort stand. Doch das, was er dort sah, verschlug ihm glatt die Sprache. Harry starrte mit weit aufgerissenen Augen auf die Person, die freudestrahlend auf ihn zurückblickte.

"Hallo Harry, schön ich zu sehen!", sagte Professor Remus Lupin.