Drittes Kapitel:

Claudi, danke für das Review! Ich fand die Vorstellung ganz amüsant, dass Carl Vater sein könnte. Aber jetzt geht es erst mal spannend weiter.....

VANHELSINGVANHELSINGVANHELSINGVANHELSINGVANHELSING

„Van Helsing!", warnte Carl seinen Freund mit versagender Stimme.

Gabriel drehte sich mit versteinerter Miene nach Malek und den Anderen um.

„Sie sind ja immer noch hier!", zischte der Bürgermeister Gabriel wütend zu. Er lud seine Schrotflinte durch. In Windeseile bestieg Carl sein Pferd und brachte das andere Pferd zu Van Helsing hinüber.

„Kommen Sie mit in das Haus, wo ich mit meinem Vater wohne", sagte Lady Jennifer schnell. „Wir haben genug Platz für Sie und Ihren Begleiter".

„Also gut", meinte Gabriel lakonisch und warf den Dorfbewohnern einen letzten grimmigen Blick zu. Er bestieg sein Pferd und zusammen mit Carl ritt er hinter dem Einspänner her.

Das besagte Haus, ein ehemaliger Gutshof, lag direkt unter dem alten Schloß, das seinerzeit Dr. Frankenstein gehört hatte.

Ein alter Diener, der Gabriel irgendwie an den Totengräber aus dem Dorf erinnerte, bat sie ins Haus. Lady Jennifer bemerkte Gabriels skeptischen Blick und lächelte.

„Keine Sorge, Dr. Van Helsing, das ist Gregoriu. Er ist absolut zuverlässig".

„Na, ich weiß nicht", raunte Carl Gabriel ängstlich zu.

„Ist mein Vater schon zurück, Iwan?", fragte die junge Dame den Diener.

„Nein, Mylady, er ist immer noch in den Wäldern unterwegs", sagte Iwan unterwürfig.

Gabriel sah besorgt zum Himmel empor, wo die Sonne gerade hinter einer Wolkenwand verschwand.

„Wir müssen ihn suchen", meinte er und holte seine Armbrust.

„Ich kann doch hierbleiben, oder?", fragte Carl, der ganz blaß geworden war.

„Das könnte dir so in den Kram passen!", knurrte Gabriel und winkte ihn herbei.

„Ich reite auch mit!", rief Lady Jennifer. „Schnell, Iwan – sattle meine Stute!"

„Nein, das ist zu gefährlich", sagte Gabriel barsch. „Sie bleiben hier!"

„Das kommt nicht in Frage!", erwiderte Jennifer trotzig. „Sie wissen schließlich nicht, wo sich mein Vater genau aufhält".

„Wo sie recht hat, hat sie recht", bemerkte Carl grinsend. Gabriel warf ihm einen wütenden Blick zu.

Zu dritt ritten sie eine Viertelstunde später los in den nahen Wald. Inzwischen waren die Wolken noch dunkler geworden und ein Gewitter zog herauf. Über den Baumwipfeln konnte man die ersten Blitze sehen.

„Oh nein", wimmerte Carl. „Jetzt gibt es auch noch ein Unwetter! Sind Sie sicher, Lady, dass sich Ihr Vater noch im Wald aufhält?"

„Wenn mein Vater in seine Arbeit vertieft ist, dann hört er und sieht er nichts", seufzte Jennifer bedrückt.

Gabriel schenkte ihr ein aufmunterndes Lächeln.

„Wir werden Ihren Vater schon finden, Mylady".

Professor Lord Edward Huntington hatte eine Kräuterart im Wald entdeckt, die er nie zuvor gesehen hatte, auch in seinen Büchern nicht. Seit Stunden sammelte er fasziniert diese Kräuter in einen mitgebrachten Korb. Tatsächlich hatte er nicht mitbekommen, dass ein Unwetter heraufgezogen war. Noch weniger hatte er bemerkt, dass sich über ihm in den Bäumen eine rießige Fledermaus niedergelassen hatte. Die Fledermaus nahm jetzt weibliche Gestalt an. Eine wunderschöne, dunkelhaarige Frau mit schrägstehenden, grünen Augen: Es war Draculas Tochter, die Vampirprinzessin Asa.

Entzückt betrachtete der Lord ein besonders schönes Exemplar der Kräuterpflanzen mit seiner Lupe. Plötzlich hörte er ein Geräusch hinter sich. Erschrocken drehte er sich um.

Eine blasse Schönheit in wallenden Gewändern stand hinter ihm.

„Hallo, Mylord", gurrte Asa lächelnd. „So alleine bei diesem Unwetter unterwegs?"

Irritiert starrte Professor Huntington zum dunklen Himmel empor. In der Ferne grollte bereits der Donner. Erste Regentropfen klatschten auf den Waldboden.

„Oh, vielen Dank, dass Sie mich darauf aufmerksam machen", meinte der Lord freundlich und packte seine Sachen zusammen. „Ich denke, ich werde jetzt nach Hause gehen".

„Hiergeblieben!", befahl die Vampirprinzessin und entblößte ihre langen, scharfen Eckzähne. Erschrocken fuhr Huntington zurück.

„Tun Sie mir nichts, bitte!", ächzte er und presste sich mit dem Rücken an einen Baumstamm.

Asa kam mit einem bösen Grinsen im Gesicht langsam näher. Fieberhaft überlegte der Professor, wie er die Vampirin abwehren könnte. Aber er hatte weder n Kreuz noch Knoblauch dabei. Asa näherte sich langsam seiner Halsschlagader. Der Lord versuchte sie verzweifelt abzuwehren, aber die Vampirprinzessin besaß unglaubliche Kräfte.

Gabriel, Jennifer und Carl kamen keinen Augenblick zu früh auf die Waldlichtung, wo sich Asa und der Professor befanden: der Vampirjäger zückte seine Armbrust und jagte ein paar Pfeile in Richtung der Vampirin.

Asa fauchte böse und ließ von Huntington ab. Sie breitete die Arme aus und verwandelte sich in eine Fledermaus-Mensch-Vampirin mit überdimensionalen Flügeln. Sie erinnerte Gabriel und Carl stark an Draculas Vampirbräute.

Carl bekreuzigte sich zitternd, als Asa auf sie zugeflogen kam. Gabriel schleuderte ein silbernes Kreuz in Richtung der Vampirin. Sie konnte gerade noch ausweichen. Wütend musste sie einsehen, dass es keinen Zweck hatte, länger an diesem Ort zu verweilen.

Sie flog dicht über Gabriels Kopf hinweg:

„Wir werden uns wieder sehen, Gabriel van Helsing!", drohte sie, „ und beim nächsten Mal kommst du nicht so glimpflich davon!"

„Schön", sagte Gabriel gelassen. „Ich freue mich schon darauf".

Asa kreischte wütend auf und flog davon. Gabriel sah ihr nach, wie sie zwischen den Baumwipfeln verschwand.

Inzwischen begann es stärker zu regnen.

Lord Huntington bedankte sich bei Gabriel für die Rettung.

„Sie müssen sich auch bei Ihrer mutigen Tochter bedanken", meinte Gabriel lächelnd. „Ohne sie hätten wir Sie nicht so schnell gefunden".

„Schnell, wir müssen nach Hause, bevor wir naß bis auf die Knochen werden!", drängte Jennifer.

Als sie in dem Gutshof ankamen, waren die vier Reiter doch ziemlich durchnässt. Jennifer führte Gabriel und Carl in die Gästezimmer.

„Am besten, Sie ziehen Ihre nassen Sachen so schnell wie möglich aus", meinte die junge Lady fürsorglich. „Iwan wird in Ihren Zimmern den Kamin anzünden, damit Sie es warm haben".