Und wieder mal ein neues Kapitel fertig.
Disclaimer: ja, ja, mir gehört noch immer nix, was irgendwie von Tolkien stammt. Siehe auch Kapitel 1.
Dancadas ging im Flur des Hauses auf und ab. Vergebens hatte Athelas versucht, mit ihm über die vergangene Woche zu reden.
Als er ihm jedoch sagte, dass Glorfindel verschwunden sei, merkte er die Erleichterung, die von dem Vampir ausging.
„Er kann dir jetzt nichts tun, aber wenn du nicht darüber reden möchtest, dann verstehe ich es.", sagte er schließlich.
„Trotzdem würde ich mich freuen, wenn du wieder mal mit zum Abendessen kommst. Du warst schon so lange nicht dabei."
„Was soll ich denn da? Die meisten würde es doch nur stören, wenn ich unter euch sitzen würde."
Energisch hielt Athelas den Vampir am Arm fest, hinderte ihn so daran, weiter auf und ab zu laufen.
Er sah ihm eindringlich in die Augen.
„Ich bin aber nicht ‚Die Meisten', und es interessiert mich auch nicht, was sie denken. Ich möchte dich endlich wieder neben mir sitzen haben. Bitte, komm wenigstens heute mit, nur ein paar Stunden."
Dancadas seufzte, er saß gerne mit dem Elben zusammen, aber nicht unter all den anderen. Er konnte ihre Abneigung oft zu deutlich spüren, auch wenn sie ihm äußerlich gegenüber völlig gleichgültig taten.
Sicher gab es auch einige, die ihm gegenüber nicht ablehnend gegenüber standen, doch das waren nicht sehr viele.
„Na gut, ich werde mitkommen.", überwand er sich schließlich.
„Aber sei mir nicht böse, wenn nach kurzer Zeit wieder gehen sollte.", bat er Athelas.
Dieser sah ihn lächelnd an.
„Wie könnte ich dir jemals böse sein, mein dunkler Geliebter?".
Noch immer lächelnd zog er den Vampir mit sich mit.
„Du scheinst es ja sehr eilig zu haben."
„Ich wäre nur nicht gerne der letzte, der erscheint."
Kopfschüttelnd hielt Dancadas mit dem Elben Schritt, der nun, anstatt würdevoll zu gehen, zum Saal lief, als wäre er ausgehungert.
Bevor sie eintraten, besann er sich jedoch, strich seine Kleidung glatt um dann einzutreten.
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Rote Nebel tanzten vor seinen Augen. Zum wiederholten Male schüttelte er den Kopf, um sie zu vertreiben, doch dies gelang ihm nur teilweise.
Was war nur geschehen?
Er lehnte sich an eine der Säulen im Flur, auf den er kurz zuvor hinausgerannt war.
Geradezu fluchtartig hatte er den Saal verlassen, ohne sich um die anderen, oder Athelas Rufe zu kümmern.
Das Dröhnen in seinen Ohren konnte er kaum mehr ertragen. Es hatte eine Zeitlang gedauert, bis er begriff, was es gewesen war: der Herzschlag der Elben die in seiner Nähe saßen!
Als er dann auch noch einen süßlichen Geruch vernahm, den er selbst nach Jahrhunderten wieder erkennen konnte, stand er blitzartig auf. Sein Stuhl fiel polternd zu Boden, und mit ihm auch einiges Geschirr, das zu nah am Rand des Tisches gestanden Hatte.
„Was bei…", begann einer der Elben an der Spitze des Tisches, doch der Vampir hörte die restlichen Worte nicht mehr.
Er musste raus aus dem Raum, bevor ihn die Wucht seiner Wahrnehmung verrückt machte.
Abermals atmete er tief durch, und dachte nach. Kann es wahr sein? Bin ich schon so lange in diesem Land?
Das, worauf er jahrelang gehofft hatte, schien nun endlich einzutreten: Myrmenis Gift begann schwächer zu werden, Dancadas fühlte wie seine alte Stärke zurückkehrte.
Vom Flur her hörte er Schritte herbeieilen.
Eilig huschte er hinter die Säule, bleib regungslos, und konzentriert stehen.
„Dancadas, warte doch!", rief Athelas.
Was hat er bloß, warum ist er so panisch weggelaufen?
„Bitte antworte mir! Wo bist du?"
Wo soll ich ihn suchen? Wo kann er nur sein? Vielleicht ist er in der Bibliothek, ja da war er immer sehr gerne. Da muss er sein.
Nur die Säule trennte die beiden voneinander, doch Athelas konnte den Vampir nicht ausmachen. Dieser blieb weiterhin regungslos, bis sich der Elb weiter entfernte.
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„Wo ist er?"
„Ich weiß es nicht.", antwortete Athelas dem Elben vor sich ruhig.
„In der Bibliothek ist er nicht, und auch nicht in seinem oder meinem Raum."
„Ich wusste doch, dass wir ihn nicht hätten hier lassen dürfen!", meldete sich nun auch Elrohir zu Wort.
„Wir hätten ihn gar nicht erst herbringen sollen, diesen…"
„Sei still!", herrschte Athelas ihn an.
„Du weißt gar nicht, was…"
Er kam nicht dazu, den Satz zu Ende zu sprechen, denn entsetzlicher Schrei, der deutlich erkennbar von einem Elben kam, klang durch den sonst so friedvollen Ort.
