Disclaimer: steht in Kapitel 1.
Nach längerer zeit mal wieder ein neues Kapitel. Ich hoffe es ist nicht zu verwirrend. Viel Spaß beim Lesen!
„Ich hoffe ihr habt einen triftigen Grund, die gesamte Truppe aus Oranth abzuordern, Hauptmann Jheral!"
Atreides, der Anführer der von Jheral herbeibeorderten Krieger, war sichtlich unerfreut. Es hätte Wochen gedauert, bis sie von ihrem Stützpunkt aus das Lager erreicht hätten. Jheral hatte jedoch ausdrücklich befohlen, das sie innerhalb weniger Tage ankommen sollten. Um dies zu erreichen, waren sie Tag und Nacht durchmarschiert, so dass viele der Männer bereits völlig erschöpft waren. Es erschien einfach unsinnig, so begab sich Atreides gleich nach ihrer Ankunft im Lager von Myrmenis Hauptmann zu diesem, und wollte ihn zur Rede stellen. Jheral jedoch kümmerte sich nicht um den ungehaltenen Krieger vor ihm.
„Ich werde euch schon das wissen lassen, was ich für nötig befinde, Atreides. Ihr wisst, dass ich in der Rangfolge weit über Euch stehe, also hütet euch lieber davor, hier aufbegehren zu wollen und folgt einfach den Befehlen, wie ihr es sonst auch tut, andernfalls wird es Konsequenzen nach sich ziehen. Und nun geht und warte auf meine Anweisungen!"
Diese Worte waren nur zu deutlich gesprochen, und Atreides hatte nicht vor, nun seinen Kopf zu riskieren, auch wenn er keine Antwort auf seine Frage erhalten hatte.
Seine Verärgerung unterdrückend begab er sich zurück zu seinen Leuten, die ihn gleich darauf mit Fragen bestürmten, doch er winkte nur ab und verwies sie auf den nächsten Tag.
„Ruht euch jetzt aus, wir werden einen langen Tag morgen haben!", sprach er zu ihnen.
Missliche Zurufe ignorierte er völlig, als auch er sich erschöpft von den Anstrengungen der Reise in sein Quartier begab.
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Er wusste nicht, wie lange er nun schon hier war. Doch eigentlich interessierte es ihn nicht. Während der ersten Nächte glaubte er wahnsinnig zu werden, als der Drang nach Blut immer stärker wurde, er jedoch nichts tun konnte, um ihn zu befriedigen. Jedoch gab es auch die Leere in ihm, die ihn den Blutdurst schließlich vergessen ließen. Zuerst hatte er noch gehofft, all dies würde nur ein böser Traum sein, aus dem Athelas ihn schließlich wecken würde. Doch niemand war da, der ihn weckte, denn er schlief nicht. Und auch Athelas kam zu keiner Zeit hinunter. Dancadas war sich sicher, dass der Elb versuchen würde ihn zu vergessen, und dass schmerzte ihn.
Was er nicht ahnte, war, dass es dem Elben ähnlich erging.
Athelas hatte sich erneut dabei ertappt, wie er in das Gästezimmer ging, in dem sie vor wenigen Wochen Dancadas einquartiert hatten.
Athelas schloss die Augen und wieder strömten jene Bilder durch seinen Kopf von dem Tag, an dem er dem Vampir näher gekommen war. Ihm war, als könne er noch immer seine Nähe spüren, seine kühlen Berührungen, die doch ein Feuer in ihm auslösten.
Verwirrt öffnete der Elbenlord seine Augen. Nein, er durfte sich nicht von seinen Gefühlen irreführen lassen, er musste stark bleiben und die Erinnerungen vergessen.
Mit gemischten Gefühlen verließ er den Raum wieder.
Heute würde der Prozess gegen den Vampir beginnen. Das einzigste was für ihn sprechen würde, war die Tatsache, das Figwit den Angriff schließlich überlebt hatte, auch wenn sein Leben lange an einem seidenen Faden hing.
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In den frühen Morgenstunden wurden alle durch ein schrill hallendes, lautes Horn geweckt.
Jheral saß bereits zu Pferde und drehte seine Runden durch die Reihen seiner Leute. Einige Männer waren schon dabei, die Zelte zusammen zu packen, während andere gerade erst aus ihrem Schlaf erwachten.
Einer der bereits Reisefertigen, war Pedro, der junge Magier. Ihm war alles andere als gut, als er erfahren hatte, welche Pläne Jheral verfolgte. Zunächst hatte er angenommen, es ginge nur darum, das Portal zu öffnen um einen Diener Myrmenis aus dem fremden reich zurückzuholen. Dann am vorigen Tag, vor dem Eintreffen der Truppe aus Oranth hatte Jheral ihm von der Änderung seiner Pläne erzählt. Mit Grauen hatte Pedro den Ausführungen gelauscht: der Hauptmann Myrmenis hatte nun also vor, neben dem abtrünnigen Vampir auch einige der im anderen Reich ansässigen Elben zu fangen und zu Myrmenis zu bringen.
Alles in ihm schrie danach, etwas zu tun, die Ausführung dieser geplanten Tat zu verhindern.
Pedro wusste nicht viel über Elben, er kannte sie nur aus ein oder zwei Bildern aus der großen Bibliothek der Magier von Hasgath, auf denen sie Harfe spielend abgebildet waren.
Doch auch wenn diese Elbenwesen in der Lage waren zu kämpfen, glaubte er nicht, dass sie im Kampf eine Chance haben würden. Resignierend zog er es jedoch letztlich vor zu Schweigen, da er zu dem Schluss kam, doch nichts ausrichten zu können.
Seufzend ließ er seinen Blick durch das Lager schweifen, in dem nun auch die letzten Zelte fertig abgebaut worden waren.
Ein Schatten Neben ihm ließ ihn aufblicken. Jheral war neben ihn geritten und übergab ihm eine Pergamentrolle.
„Nun tu deine Arbeit, Magier.", forderte Myrmenis Hauptmann ihn auf.
Alle Bedenken, die ihm noch in den Sinn kamen schob der junge Magier nun zur Seite. Er schloss die Augen und konzentrierte sich, während er das Siegel des Pergamentes brach. Innerlich hoffte er, alles richtig zu machen, sich nicht zu versprechen oder falsche Pausen einzulegen. Nicht nur Myrmenis Zorn über den Misserfolg wäre ihm gewiss, auch die hohen Magier würden es sicher nicht gerne sehen, wenn sie erneut nach einem versehentlich geöffneten Portal suchen müssten.
Mit einer weit ausholenden, langsamen Geste entrollte er das Pergament und schöpfte tief Atem, was für die zuschauenden Krieger mit ehrfürchtigem Staunen beobachtet wurde. Niemand wagte es nun, auch nur einen Laut von sich zu geben. Dabei war der umfangreichen Gestik keinerlei Bedeutung beizumessen, Pedro tat dies nur, damit er nicht sofort den Text sprechen musste, und sich so noch einige Momente darauf vorbereiten konnte, auf das, was er zu tun hatte.
Dann erklangen seine Worte, die zwar niemand verstehen konnte, doch ihre Wirkung nicht verfehlten. Dunkle Wolken brauten sich am Himmel zusammen, ein dumpfes Donnern ertönte. Aufsteigende Nebelschwaden versperrten für einige Momente die Sicht, bis der junge Magier endete, und sie wieder verschwanden.
Viele stießen nun einen Laut der Überraschung aus, als sie auf den noch zuvor vorhandenen Wald starrten, der nun verschwunden zu sein schien.
Mit lauter Stimme gab Jheral den Befehl zum Aufbruch, Atreides ritt an seine Seite und rief seine Männer ebenfalls auf, aufzubrechen.
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„Warum diskutieren wir eigentlich noch immer über das Schicksal dieses… dieses Abschaums? Es ist doch wohl klar, wie das Urteil ausfallen wird. Und es würde mich stark enttäuschen, wenn dies nicht der Fall wäre."
Langsam begann Lord Glorfindel seine Zurückhaltung zu vergessen. Nicht nur dass er erst am Vorabend des Prozesses von einem der Wachleute zufällig gefunden wurde, nun musste er auch noch zusehen, wie über das Schicksals eines Vampirs diskutiert wurde, dessen Schuldfrage eindeutig feststand. Und er war mit dieser Meinung nicht allein, denn auch mehrere andere Elben ließen ihrer Unmut freien Lauf. Der einzige, der sich während der seit Stunden andauernden Verhandlung nicht zu Wort gemeldet hatte, war der Angeklagte selber.
Seit Beginn starrte Dancadas n nur still vor sich hin. Was sollte er auch dazu sagen, ihm würde keiner glauben, das wusste er. Er konnte den hass spüren und wäre die Lage nicht ernst gewesen hätte er sicher über die Scheinheiligkeit gelacht, mit der die Elben versuchten, ihn Aspekte zu finden, die für ihn sprachen.
Ein weiterer, ihm unbekannter Elb stand nun auf und ergriff das Wort.
„Ich denke, ich werde mit meinem Plädoyer nicht alleine sein, wenn ich sage, dass dieses .Wesen… für schuldig befunden werden muss. Lasst uns mit der Verhandlung enden, oder hat noch jemand Einwände einzulegen?"
Es antwortete keiner, auch als sich der Elb wieder setzte und der Herr des Hauses sich erhob.
„Ich stelle fest, dass nun alles gesagt wurde, was zu sagen war. Dies war keine leichte Verhandlung und das Urteil wird wahrlich nicht leicht fallen."
Erneut musste Dancadas innerlich bitter lachen. Das Urteil würde ihnen sicher sehr leicht fallen auch, wenn sie etwas anderes behaupteten.
Lord Elrond zog sich mit einigen anderen Elben zurück, darunter seine engsten Berater, sowie Lord Athelas. Bei der Beratschlagung des Urteilsspruches enthielt sich Athelas jedoch, denn ihm wurde bewusst, dass er sich nicht gegen Dancadas wenden konnte, dass er schon sein Herz an ihn verloren hatte, bevor die dunkeln Ereignisse über das dem Haus hereinbrachen.
So enthielt er sich mit seiner Meinung, wohlwissend, dass sich an dem endgültigen Urteil nichts ändern würde.
Nur kurze Zeit später befanden sie sich wieder auf dem Hof und Lord Elrond erhob seine Stimme.
„Wir haben soeben einstimmig beschlossen,…"
Weiter kam er jedoch nicht. Ein überraschtes Gemurmel ertönte und als sich die Menge der Anwesenden lichtete, konnte der Herr des Hauses auch den Grund für diese Unruhe erkennen. Ungläubig sah er auf Figwit, der gestützt von zwei anderen Elben näher kam und sich angespannt auf einem eiligst herbeigestellten Stuhl sinken ließ.
Er musste erst etwas Atmen schöpfen bevor er langsam zwei Wörter hervorkrächzen konnte.
„Nicht schuldig."
Alle Anwesenden hielten den Atem an, als sie diese Worte vernahmen. Das konnte Figwit nicht ernst meinen, den Vampir frei von Schuld zu sprechen.
Lord Elrond setzte bereits an, etwas dazu zu sagen, doch er wurde zum zweiten Mal an diesem Tag unterbrochen, diesmal von einem der Wachleute der Grenze, der eilends herbeistürmte, nicht darauf achtend, dass er stören würde.
Ohne den Herrn des Hauses zu Wort kommen zu lassen rief er:
„Das Portal wurde wieder geöffnet, Myrmenis Truppen haben die Grenzen angriffen!"
Dies änderte nun alles, und niemand kümmerte sich nun noch um den angeklagten Vampir.
Dieser saß derweil auf seinem Sitz, bleich und zitternd, nachdem er die Worte der Wache vernommen hatte und sah sich hilflos um.
