A moment in infinity I: Der Anfang
vom Ende
(früher: ‚Wohngemeinschaften und
andere Sorgen')
Das hier ist der erste Teil meiner Trilogie, namens ‚A moment in infinity'. Sie handelt von Lily und James und was mit ihnen geschah.
Disclaimer (gilt für dieses und alle folgenden
Kapitel):
die Figuren und so weiter gehören JKR und ich verdiene nichts mit dieser Story.
Das Übliche halt.
Summary:
Irgendwo hat alles seinen Anfang, auch dein Tod und der Weg dahin. Meistens
erkennen wir nur zu spät, dass das Leben mit uns andere Dinge vor hat als wir
glauben, denn deinen Untergang bemerkst du selbst als Letzter.
Im 6. Schuljahr hat sich Lily mit den Maraudern angefreundet und als Sirius und
James sie dann fragen, ob sie sich zu dritt eine Wohnung suchen wollen, sagt
Lily begeistert zu. Damit verändert sich Lilys Leben grundlegend und das in
mehr als einer Weise…
Wie Feuer und Eis
Vor, quietsch, zurück, quietsch, vor, quietsch, zurück, quietsch… immer dasselbe, ohne Unterlass. Die Schaukel schwang vor, quietschte, schwang zurück, quietschte, schwang wieder vor, quietschte und so weiter. Diese Monotonie wurde durch den anhaltenden Regen nur noch unterstrichen. Die Dämmerung schlich sich langsam durch den grauen, alles verschluckenden, Regenschleier und die Stille lag bleiern über dem alten Kinderspielplatz.
Das alles schien das fast 17-jährige Mädchen, das gedankenverloren auf der Schaukel saß, nicht zu stören oder sie bemerkte es ganz einfach nicht. Das Haar, sonst füllig, leicht gewellt und von leuchtendem Blutrot, hing ihr klatschnass und strähnig ins Gesicht. Die Lider verbargen die auffallenden smaragdgrünen Augen, doch wären sie offen gewesen, hätten sie nur stumpf vor sich hin geblickt und nicht wie normalerweise gefunkelt.
Resigniert seufzte die Rothaarige und strich sich mit einer Hand eine Haarsträhne aus dem blassen Gesicht. Hätte sie die Gabe der Vorhersehung besessen, so wüsste sie, dass einige Jahre später ein Junge hier sitzen würde. Ebenso resigniert, mit demselben Grund und denselben grünen Augen. Ihr Sohn.
Doch das konnte Lilian Sophie Evans nicht wissen und es war auch ganz gut so. Sie hatte so schon Probleme und es wäre nicht hilfreich gewesen, wenn sie gewusst hätte, dass sie ihren fünfundzwanzigsten Geburtstag nicht erleben würde und dass ihr Sohn denselben Vormund bekommen sollte wie sie selber zurzeit. Einer der zwei Menschen, die ihnen beiden das Leben zeitweiße zur Hölle machen sollten.
Lily fröstelte. Ihr Körper fühlte sich an wie ein Eisklotz, ihre Klamotten waren durchnässt und ihr brummte der Kopf. Sie begann leise zu summen, um sich abzulenken, aber es klang auf dem leeren Spielplatz seltsam trostlos, so dass sie es recht schnell bleiben ließ. Ich will hier weg Sie wrang sich das Wasser aus den Haaren Stopp, nein, will ich nicht. Solange ich hier bin, bin ich nicht bei IHNEN
SIE, das waren Vernon und Petunia Dursley. Petunia war Lilys 21-jährige Schwester und Vernon deren Ehemann. Schon als sie klein gewesen waren, hatten sich Petunia und Lily nicht besonders gut verstanden. Das einzige was sie verband, waren ihre Eltern und die Tatsache, dass sie beide nach Blumen benannt worden waren. Doch ihre Eltern waren tot, bei einem Autounfall ums Leben gekommen, letzten Herbst. Lily war damals schon im Internat gewesen, doch jetzt, in den Sommerferien wurde das geschlossen und Lily hatte keine andere Wahl gehabt als zu ihrer Schwester, ihr offizieller Vormund, und deren Mann, ihr inoffizieller Vormund, zu ziehen.
Lily und Petunia waren sich so ähnlich wie Feuer und Wasser. Schon allein äußerlich unterschieden sie sich sehr. Sicher, beide waren groß, doch während Lily schlank und gut gebaut war, war Petunia nahezu dürr. Lily hatte volles rotes, Petunia fisseliges blondes Haar. Lilys Augen waren grün, die von Petunia von einem eher wässerigen grau-blau. Lily war ausgesprochen hübsch, Petunia war noch nicht einmal attraktiv zu nennen.
Waren die beiden Schwestern äußerlich schon verschieden, so trennten sie innerlich Welten. Lily war die Kluge, aber auch Aufbrausende. Sie hatte zwar gelernt, ihr Temperament weitgehend in den Griff zu kriegen, aber manchmal ging es doch mit ihr durch. Außerdem hatte Lily ein feines Gespür für die Stimmungen anderer und war sehr verantwortungsbewusst. Sie war immer Jahrgangsbeste und zwei Jahre lang Vertrauensschülerin gewesen. Lily hatte sich fest vorgenommen, später mal einen guten Beruf zu ergreifen und etwas in ihrem Leben zu erreichen. Das Schicksal würde ihr einen Strich durch die Rechnung machen, aber ihren Anteil ans Wohlergehen der Menschheit würde Lily schon allein mit ihrem Sohn und ihrem Opfer seinetwegen bringen. Doch das lag noch in ferner Zukunft.
Petunias Ambitionen sahen anders aus. Mit achtzehn, also vor drei Jahren, hatte sie geheiratet und wünschte sich eigentlich nichts mehr als ein oder zwei Kinder, ein hübsches Vorstadthaus und alles sonst, was eine zufriedene, geachtete Hausfrau in einem Londoner Vorort sich wünschen konnte. Das Haus hatte sie schon, Reihenhaus Nummer vier im Ligusterweg, nur mit den Kindern haperte es noch. Petunia war nicht dumm, aber nicht so übermäßig Intelligent wie ihre Schwester. Petunia tat meistens was man ihr sagte und ihr Traum war es, eine ganz normale Familie zu haben. Doch diesen Traum hatte Lily ihr vereitelt, denn, so unterschiedlich sie waren, der größte Unterschied bestand immer noch darin, dass Lily eine Hexe war.
Als Lily kurz nach ihrem elften Geburtstag erfahren hatte, das sie eine Hexe war, hatte sich die Kluft zwischen die Schwestern ins Unermessliche erweitert. Petunia hätte es zwar nie zugegeben, aber sie war eifersüchtig auf ihre kleine Schwester. Auf Lily, die so viel hübscher und intelligenter war als sie selbst. Lily, die immer sofort auffiel und auf die ihre Eltern immer so stolz gewesen waren. Lily, die Hexe! Sie gestand es zwar noch nicht einmal vor sich selbst ein, aber am eifersüchtigsten war Petunia auf Lilys Zauberkräfte. Weil sie die nicht haben konnte, hatte Petunia beschlossen, alles Magische zu hassen und das schloss zwangsläufig auch ihre Schwester mit ein.
Vernon Dursley konnte seine Schwägerin nicht ausstehen. Er wusste, das Lily eine Hexe war und teilte Petunias Meinung was das anbelangte. Er spielte Lily noch übler mit als seine Frau. Tatsächlich war es Petunia, die ihren Mann davon abhielt Lily entweder vor die Türe zu setzen oder aber sie als Dienstmädchen zu behandeln. Vernons Angst vor Lilys Zauberkräften kam noch hinzu, aber er hätte sich lieber die Zunge abgebissen, als das zuzugeben.
Lily hingegen war die ständigen Auseinandersetzungen mit Schwester und Schwager satt und trieb sich von Sonnenauf- bis Sonnenuntergang draußen herum. So auch heute. War sie im Haus, versuchte sie sich weitgehend unsichtbar zu machen und verbrachte fast die ganze Zeit in ihrem kleinen Zimmer. Dasselbe Zimmer was später ihrem Sohn gehören sollte.
Es war schon fast finster als Lily schließlich aufstand und sich ganz langsam auf den Weg in den Ligusterweg machte. Innerlich bereitete sie sich bereits auf die bevorstehende, allabendliche Diskussion mit Vernon vor und seufzte. Wenn doch schon September wäre…
