An Romi: Geht ja sofort weiter… Die Begründung kommt in diesem Kapitel. Ich hatte halt Lust, irgendwas über Blut zu schreiben (mir fallen manchmal zu erst die Namen der Kapitel ein und dann überlege ich mir, was darin passieren könnte und so war es bei dem Kapitel auch) und da fiel mir ritzen ein. Und weil das eher klassisch für Mädchen ist musste Lily dran glauben. Das Thema wird totgeschwiegen, obwohl viele Jugendliche ritzen (meine Mutter ist Psychologin, daher kommen diese Anwandlungen über so was).

An mora: Ja schon, aber ich mag nun mal keine Friede-Freude-Eierkuchen-Storys. Wieso sollte jeder Mensch so sein, wie er auf Anhieb scheint? Immerhin hat Lily ja schon so einige Schicksalsschläge wegstecken müssen… wenn ich mal so drüber nachdenke, hat sie kein schönes Leben. Eltern tot, mit Schwester zerstritten, stirbt selber jung…
Bevor ich mich unter Druck setzten lasse, muss schon mehr passieren ;).

Ich schwöre es…

„Was…?", Remus war verwirrt. „James", kam die knappe Antwort von Sirius und Remus verstand. James war an und für sich nicht sehr viel mächtiger oder stärker als Lily, aber er hatte Macht über sie. Ebenso besaß sie eine Macht über ihn. Remus wusste nicht wie, aber irgendwie hatte James es geschafft, mit seiner Sorge, seinem bloßen Willen in diesen Raum zu gelangen und auch mit seiner Liebe, den Bann zu brechen. Remus ignorierte den völlig verwirrten Peter, der von Sirius zu ihm selbst sah. Die beiden Größeren sahen sich nur einmal an und gingen näher. Im Türrahmen blieben beide stehen und starrten auf das Bild, was sich ihnen bot.

Lily saß auf den weißen Fliesen. Diese waren befleckt mit Blut, ebenso Lilys Jeansrock und ihr weißes Top. Ihr rechter Arm blutete, mehrere, teilweiße tiefe, Schnitte waren in der Haut zu sehen. In der anderen Hand hielt sie einen Dolch. Silber. Remus fröstelte. Die Schneide des Dolches war ebenfalls blutbefleckt. Lily hatte den Kopf gesenkt, die Haare fielen ihr ins Gesicht. Sie waren immer als blutrot bezeichnet worden und nun sah Remus, dass sie es tatsächlich waren. Er spürte, dass Lily immer noch weinte. James stand neben ihr. Seine Hand schwebte nur einen Zentimeter von ihr entfernt in der Luft, aber er schien nicht zu wagen, sie zu berühren.

„Geht weg", Lilys Stimme war leise und müde. James antwortete ebenfalls leise, aber bestimmt: „Nein!" „Bitte", wisperte Lily, „ich komme klar." Diesmal kam von James keine Antwort, stattdessen hockte er sich neben sie, schob die Hand unter ihr Kinn und drückte es hoch. Sie sah ihn an. Die grünen Augen waren stumpf und von Tränen verschleiert. Das sehr bleiche, fast weiße, Gesicht stand im selben Kontrast zu ihren Haaren, wie die Haut ihres Armes zu ihrem Blut. Sie weinte lautlos. „Du kommst nicht klar", widersprach James ihr leise, „es geht dir nicht gut und auch wenn ich nicht weiß, wieso es dir schlecht geht, ich würde einiges dafür geben, damit es dir wieder besser geht." Lily reagierte nicht.

 ‚If you fall I'll catch, if you love I'll love, and so it goes, my dear, don't be scared, you'll be safe, this I swear. If you only love me.' Die Musik hatte mittlerweile zu ‚The Misery' gewechselt und James lächelte traurig, als er den Refrain das Liedes hörte. „Da hast du es: ‚If you fall I'll catch, if you love I'll love, and so it goes, my dear, don't be scared, you'll be safe, this I swear. If you only love me.'", wiederholte er leise. Lily sah ihn ungläubig an, dann schluchzte sie auf. James nahm sie in den Arm und hielt sie einfach nur fest.

„Wenn du fällst, werde ich dich auffangen, wenn du mich liebst, werde ich dich lieben, denn so läuft es, mein Liebling, hab keine Angst, du wirst geschützt sein, dass schwöre ich. Wenn du mich einfach nur liebst", übersetzte Lily. (An: Ich weiß, das Lied ist auf Englisch und sie leben in England, also gäbe es da an sich nicht viel zu übersetzten, aber seid nicht so streng mit mir) James nickte: „Ja, ich schwöre es." Er strich ihr sanft übers Haar, sie schluchzte noch einmal auf und barg das Gesicht an seiner Schulter. Er vergrub seines in ihrem Haar und so blieben sie sitzen. Vollkommen still.

„Was ist denn jetzt los?", quiekte Peter. Sirius fuhr herum und warf seinem Kumpel einen stechenden Blick zu. Leicht schmollend verstummte Peter. Remus fasste Sirius am Arm und als dieser sich umdrehte, blickte er bedeutungsvoll auf Lilys Zimmertür. Sirius verstand. Wortlos ging er nach unten, Peter vor sich her schiebend. „James?", fragte Remus leise und vorsichtig. Er nannte den Schwarzhaarigen bei seinem richtigen Vornamen, denn der alte Spitzname schien in der Situation nicht zu passen. James sah auf, Lily reagierte nicht. „Kommt ihr gleich runter? Wir müssen ihren Arm versorgen, dass blutet ziemlich stark…" James nickte nur knapp und Remus ging.

Es dauerte jedoch noch mal gut eine Viertelstunde, bis James herunterkam. Er trug Lily auf dem Arm und murmelte ihr leise, beruhigende Worte zu. Sie weinte immer noch und schien nicht gewillt, die anderen anzugucken. James setzte sich aufs Sofa und wollte Lily von seinem Schoß schieben, doch sie klammerte sich an ihm fest und er ließ sie gewähren. Remus setzte sich daneben und griff sanft nach Lilys rechtem Arm. Sie reagierte – mal wieder – überhaupt nicht.

„Hm… sieht schlimmer aus, als es ist", murmelte Remus, dann fuhr er lauter fort, „Padfoot, habt ihr Verbände oder so was? Ich versorge das mal notdürftig und wenn es ihr besser geht, kann Lily sich da selber drum kümmern. Scheint darin geübt zu sein…" Lily zuckte zusammen. James strich ihr über die Haare und den Rücken und fragte leise: „Möchtest… möchtest du uns sagen, was los war?" Ein paar Sekunden geschah nichts und Remus dachte schon, sie würde wieder nicht reagieren, da nickte Lily langsam. Sie begann zu sprechen und ihre Stimme klang komischerweise total ruhig und gefasst, allerdings hatte Remus das Gefühl, dass es alles nur Fassade war. Sie Fassade, die Lily immer um sich herum stehen hatte.

„Ich habe damit im letzten Oktober angefangen, als ich erfahren habe, dass meine Eltern gestorben sind. Von Petunia kam ein kurzer Brief, nur eine Notiz: ‚Mum und Dad sind tot. Autounfall. Das Haus haben wir zu gleichen Teilen geerbt und auch den restlichen Besitz. Kriegst du, wenn du volljährig bist, solange bin ich auch dein Vormund. Petunia.' Mehr nicht. Mir schien, als wäre mein Leben zusammengebrochen. Es hat mir geholfen, dass Blut zu spüren, danach habe ich mich besser gefühlt, auch wenn ein paar Stunden später alles mit doppelter Wucht wiederkam, ich durfte zumindest für eine Zeit lang vergessen. Den ganzen Winter über ging das so. Immer wenn es mir schlecht ging. Mit der Zeit wurde es seltener und seltener. Ich habe ihren Tod verdrängt und in den Sommerferien habe ich mich einfach nicht gewagt. Merlin weiß, wer mich gefunden hätte. Aber als ich eben James Eltern getroffen habe, ist alles wieder hochgekommen. Meine Eltern waren zwar anders, aber sie haben mich genauso geliebt, wie die Potters James lieben. Ich weiß nicht, irgendwie…"

Sie stockte. Ihr Stimme, die die ganze Zeit neutral, unberührt und nahezu kalt gewesen war, brach und Lily begann wieder zu weinen. „irgendwie h…habe ich das… das Gefühl… alleine zu sein – alleine und… ge… gehasst", brachte sie den Satz unter Schluchzern zu Ende. „Du bist nicht alleine", warf Sirius bestimmt ein, „und gehasst wirst du auch nicht. Du hast Freunde und in Hogwarts mag dich eigentlich jeder, wir ganz besonders. Und denk an Candice und Emily." Remus und Peter murmelten zustimmend und James flüsterte leise: „Und ich liebe dich, dass weißt du, Jewel." Sie rang sich ein kleines Lächeln ab.