Kapitel II
Briefe für Miss Granger und Miss Granger
Auf dem Balkon eines Hamburger Apartments saß ein kleines zehnjähriges Mädchen und ließ die Beine herunterbaumeln, während sie dem bunten Treiben der Stadt unter ihr zusah. Von allen Orten, an denen sie während ihres junges Leben bereits gewesen war, mochte sie die verregnete Norddeutsche Stadt am liebsten. Zwei Jahre lang waren sie bereits in der Bundesrepublik, davon ein halbes erst in Hamburg. Die restlichen eineinhalb hatten sie in Berlin verbracht, aber Miss Viviane Granger mochte Hamburg mit seinen vielen Brücken, der Binnen und Außenalster und den ganzen grünen Zeug, das überall wuchs am liebsten. Der Winter hatte diesen Ort melancholisch gemacht gehabt und hatte damit ihr Herz erobert. Wehmütig dachte sie daran, dass sie wieder einmal umziehen würden.
Vivianes wilde Lockenpracht, die sie unverkennbar zur Tochter ihre Mutter machten, wurden von einer seichten Sommerprise gefangen und wirbelte nun um ihren Kopf in ihr mürrisches Gesicht. Crookshank, ihr Kater schmiegte sich an ihren Rücken und miaute laut und tief. Vivi schniefte leise, während sie daran dachte schon wieder die zwei Freunde, die sie endlich gefunden hatte, verlassen zu müssen. Oh wie sie ihre Mutter dafür hasste!
Nach einem erneuten fordernden Kehllaut, gab sie dem Kater nach, zog die Beine aus den Gittern heraus, rückte etwas von dem Balkon ab und nahm das Tier in ihren Schoß, wo sie sogleich anfing ihm unter dem Kinn zu kraulen.
Crookshank war der einzige Freund gewesen, den sie überall mit hin nehmen durfte. Nach Nairobi, als sie aus London zogen, als sie vier gewesen war, nach Philadelphia als sie sieben war und dann nach Berlin als sie acht gewesen war. Der Kater hatte ihrer Mutter gehört, seit diese selbst ein junges Mädchen gewesen war und musste bereits ein erstaunliches Alter erreicht haben. Trotzdem war er munter wie immer, seit das Kind ihn kannte, denn er hatte so erzählte ihre Mutter, gleich nach Vivis Geburt in ihr seine neue Herrin gefunden und war ihr nicht mehr von der Seite gewichen, nun wo seine eigentlich Besitzerin ihn seiner Meinung wohl nicht mehr zu brauchen schien.
Einige Male hatte das Mädchen seine Mutter über die offensichtliche Untreue des Haustieres fluchen hören, doch war sie selbst sehr dankbar für seinen Loyalitätswechsel. Noch heftiger schniefend zog sie den sie geduldig gewähren lassenden Kater an sich.
"Du sollst nicht hochziehen, Viviane!"
Mit diesen Worten trat ihre Mutter auf den Balkon, eine Zigarette, die fröhlich vor sich hin glühte in der rechten Hand. Das Mädchen blinzelte und erinnerte sich daran, dass ihre Mutter nur selten rauchte. Nur wenn sie nervös war, und Miss Hermione Granger war nicht sehr oft auf diese Weise (und wenn Viviane ehrlich war, eigentlich auch sonst nicht) aus der Fassung zu bringen.
Rebellisch zog sie erneut den Schnodder in ihrer Nase hoch und erntete einen missbilligenden Blick von ihrer Mutter.
"Hör auf damit! Das ist nicht nur widerlich, sondern auch ungesund. Wenn du nachher Ohrenschmerzen hast, brauchst du nicht weinend bei mir ankommen!"
"Als würde ich das je tun!"
Murmelte die Zehnjährige in Crookshanks Fell. Sie unterhielten sich auf Englisch. Hermione hatte darauf bestanden. Wahrscheinlich aus Angst ihre Tochter würde die Muttersprache nur allzu leicht verlernen, würde ihr nicht die Gelegenheit gegeben werden, sie oft genug zu üben. Seufzend aschte Hermione den Balkon hinunter. Das Mädchen verzog das Gesicht und dachte daran wie enttäuscht die ältere Miss Granger gewesen war in ganz Hamburg keine einzige Grundschule gefunden zu haben, die ihren Unterricht auf Englisch gestaltete.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern der "Magischen Gemeinschaft" war Viviane von ihrem fünften Lebensjahr an zur Schule gegangen. Wütend überlegte sie, dass ihre Mutter das wahrscheinlich getan hatte, um ihr schlechtes Gewissen, dass sie ganztags arbeitete und ihre Tochter alleine ließ zu beruhigen.
Viviane sah zu ihrer Mutter hoch. Für ihre einunddreißig Jahre sah sie wahrscheinlich sehr gut aus, dachte das Mädchen. Ihr Haar hochgesteckt, doch hier und da waren bereits wieder einige, de widerspenstigen Strähnen der festen Umklammerung der Harrspangen entkommen. Ihre Haut war blass und das Wetter in Deutschland hatte diesen Umstand seinen Teil dazu beigetragen. Sie war schlank, ja fast zierlich. Ihre Stirn hoch, ihr Mund schmal. Miss Hermione Granger war eine ernste Person.
Dunkler Rauch erhob sich in den Nachmittagshimmel. Und in Vivianes Nase zog der scharfe Geruch der Zigarette, der sie immer zum Husten brachte. Hermione sah mit ihrem angespannten Gesicht auf ihre Tochter hinab und das Kind zu ihr hinauf. Sie lächelte, aber das Mädchen hatte schon lange erkannt, dass dieses Lächeln ein freudloses war. Eines das sagen sollte: "Alles ist in Ordnung!" Oder zumindest etwas in der Art. Ihre Mutter pflegte nicht ihre Sorgen mit ihrer Tochter zu teilen.
"Stimmt etwas nicht, Kleines? Die Erkältung noch nicht besser?"
Sie zog mit ihrer freien Hand ein Taschentuch aus ihrer Hose und reichte es ihrer Tochter, die es mürrisch an sich nahm und sich die Nase putzte. Sommererkältungen hatte Viviane jedes Jahr gehabt, seit sie Nairobi verlassen hatten. Doch dieses mal lief ihre Nase nicht nur wegen dem ganzen Schnodder ihres Schnupfens!
Vivi hörte ihre Mutter seufzen.
"Ach! Es tut mir so Leid, dass wir nie lange an einem Ort bleiben, Kleines! Weißt du, ich habe meine Entscheidungen nie leichtfertig getroffen, bei Merlin, das habe ich nicht!"
Sie lächelte erneut ihr Alles-ist-gut Lächeln und blies einen weiteren Qualmstoß in die Luft.
"Aber ab jetzt hat das Umziehen ein Ende. Das verspreche ich dir!"
Misstrauisch beäugten sturmgraue Augen die hochgewachsene Dunkelhaarige.
"Was soll das heißen?"
Doch Hermione schien nicht mehr auf ihre Tochter zu achten. Ihr Blick hing an einem Fleck am Himmel und als Vivi sich die Mühe machte den Augen ihrer Mutter zu folgen, erkannte sie es. Der Fleck, der langsam näher kam und Form annahm: Eine Eule. Eine unbekannte braune Eule. Ein Verdacht breitete sich in ihrer Kehle aus, ein Verdacht der eigentlich ein Klos war, den sie nur mühsam herunterschlucken konnte.
Das Federvieh landete elegant auf der Balkonbrüstung. Hermione beeilte sich die Pergamente, die an seinem Bein befestigt waren zu lösen und ihm dankend zuzunicken. Sodann erhob sich das braune Tier wieder von seinem Landeplatz und entschwand zurück woher es auch immer gekommen war.
Viviane schubste Crookshank sanft von ihrem Schoß, stand auf und klopfte sich einige orangefarbene Haare von ihrem Rock.
"Was ist das, Mama?"
Miss Granger, die ältere hatte bereits einen der offensichtlich zwei Briefe geöffnet und war mit einem zufriedenen Lächeln (die Zigarette war sogleich nicht aufgeraucht im Müll gelandet) in ihre Lektüre vertieft. Geistesabwesend reichte sie ihrer Tochter die zweite Pergamentrolle.
Viviane betrachtete ungläubig den ungeöffneten Brief in ihrer Hand. ~Nein! Das kann nicht sein!~ Schoss es ihr durch den Kopf, als sie den Absender betrachtete:
"Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei"
Tränen stiegen in ihren Augen hoch.
"Du hast es versprochen! Du hast es versprochen, Mama!"
Klagte sie ihre Mutter an, die jedoch nur lächelte und langsam noch immer die Augen auf ihren Brief fixiert zurück in die Wohnung ging, dicht gefolgt von Viviane.
"Mama!"
Hermione ließ sich auf die Couch nieder und seufzte.
"Ach Kleines! Es tut mir Leid, aber es ist besser so!"
Wütend stampfte das kleine Mädchen mit dem Fuß auf und Funken stoben aus ihren wilden Locken.
"Nichts ist besser! Du hast es mir versprochen! Du hast mir versprochen, dass ich weiter tanzen darf! Du hast mir versprochen, dass ich in Tokio in die Schule gehen werden! Dass ich da neue Freunde kennen lernen werde! Du hast es versprochen!"
Hermione sah schuldbewusst ihre Tochter an.
"Ich habe gekündigt, Kleines! Schon vor einer Woche!"
Dann reichte sie ihrem Kind, den erhaltenden Brief.
"Verehrte Miss Granger,
Soeben ist ihr Gesuch bei mir eingetroffen. Trotz meines Erstaunens über ihre Entscheidung, bin ich über aus froh ihnen mitteilen zu können, dass wir die vor einem halbe Jahr freigewordene Stelle im Fach "Zauberkunst" noch nicht fest neu besetzt haben und ihnen mitteilen können, dass wir gerne ihr Angebot annehmen und uns freuen sie ab dem nächsten Schuljahr in unseren Kollegium begrüßen zu dürfen. Unten aufgelistet finden sie ihren Lehrplan, Arbeitsvertrag, sowie Unterlagen ihrer Rente betreffend wir bitten sie letztere unterschrieben persönlich innerhalb der nächsten drei Tage nach Hogwarts zu bringen. Auszuhändigen nur dem Schulleiter persönlich oder mir seiner, Stellvertretung..."
Mehr musste Viviane nicht lesen. Mittlerweile waren ihre Augen um ganze drei Nuancen dunkler geworden und aus ihren Haaren flogen hier und da rote und grüne Funken. Sie war wütend.
"Na und! Ist mir doch egal, dass du jetzt in dieser dummen Schule arbeitest. Ich bleibe hier! Ich habe keine Lust mehr umzuziehen! Ich geh dann hier zu Schule und ich werde weiter tanzen und meine Freunde treffen und..."
Hermione sprang von ihrer Couch auf.
"Miss Viviane Granger, ich erwarte, dass du sofort aufhörst so einen Unsinn zu reden!"
Tränen strömten wie Wasserfälle aus den Augen des jungen Gesichtes.
"Ich tue das auch für dich, Kleines! Und ich verspreche dir, dass wir von nun an nicht mehr umziehen werden. Wie denn auch, ich werde Lehrerin sein und du Schülerin. Schau mal, wir sehen uns sogar jeden Tag! Und du wirst sicher schnell neue Freunde finden!"
Vivi schluckte ihre Tränen runter und machte erneut ihrer Wut Platz.
"Wow! Ich sehe dich jeden Tag! Weißt du, Mama, ich hätte mich ja bestimmt mit den Gedanken an diese dumme Schule anfreunden können, wenn ICH DICH WENIGSTENS NICHT HÄTTE SEHEN MÜSSEN!"
Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte in ihr Zimmer, die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zuwerfend. Viviane schmiss sich auf ihr Bett, zog sich das Kissen über den Kopf und fing an zu schreien. Sie war so laut, dass sie nicht einmal das Klopfen an ihrer Tür hörte, geschweige denn, dass ihre Mutter hereingekommen war und sich neben ihr auf die Matratze niederließ. Allerdings, die Hand, die sich mit einem Mal auf ihre Schulter legte, spürte sie.
"Ich hasse dich!"
Murmelte Viviane und hörte ihre Mutter seufzen.
"Geh weg!"
"Du wirst neue Freunde finden. Ich dachte damals auch nie daran... aber glaub mir, Kleines. Hogwarts war die schönste Zeit meines Lebens!"
"Mir egal! Du hast es mir versprochen! Du hast dich nicht an dein Wort gehalten! Also hau ab und lass mich in Ruhe!"
"Verdammt noch mal, Vivi! Ich musste kündigen! Es ging so nicht mehr weiter! Ich habe dabei an dich gedacht. Wir wären ein Jahr vielleicht zwei in Tokio geblieben und dann hätte wir wieder umziehen müssen. Glaub nicht, dass mir das Reisen immer gefallen hat! Ich hatte auch meine Freunde und Gewohnheiten, die ich jedes Mal wieder aufgeben musste!"
Die jüngere Miss Granger hob ihren Kopf und zeigte ihrer Mutter ihr rotes weinendes Gesicht.
"Zumindest hattest du mehr als Crookshank! Was ist mit Tante Ginny? Und Ron und Harry? Jedes Jahr Weihnachten? Sie durften dir wenigstens schreiben. Eulen sind schneller als die Post, Mama! Deine Freunde haben dich wenigstens nicht vergessen, nur weil sie dich seltener sahen!"
Hermione strich ihre Kind die krausen Locken aus dem Gesicht.
"Ich weiß! Und das ist doch auch der Grund, warum ich mich für die Stelle in Hogwarts gemeldet habe! Damit du endlich mal länger als ein paar Jahre an einem Ort bleiben kannst!"
Viviane zog erneut die Nase hoch und ignorierte den Blick ihrer Mutter darauf.
"Ja... und was ist mit dem Tanzen? Es ist ein Internat und ich glaube nicht, dass ich drei Mal die Woche freibekomme, um zum Tanzen zu gehen?"
Hermione seufzte erneut. Vivi wusste, dass die ältere Miss Granger nichts von ihrem Hobby hielt.
"Ich will keine Hexe werden, Mama! Ich habe dir das schon ziemlich oft gesagt und es ist mein Ernst. Ich seh' ja ein, dass ich auf irgendeine Schule für Hexerei muss, aber Hogwarts? Ich will nicht zaubern lernen! Ich will nicht! Ich will tanzen!"
Ihre Mutter rollte mit den Augen und der Kinderkopf verschwand wieder unter dem Kissen.
"Du nimmst mich nicht ernst!"
"Doch Vivi, natürlich tue ich das, aber.."
"Ich hasse dich! Geh weg!"
"Kleines, hör mal.."
Ohne Vorwarnung landete das Kissen gegen Hermiones Kopf und unterbrach sowohl ihren Satz, als auch ihren Gedankengang.
"Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!"
Ausnahmsweise nahm Hermione den Rat ihrer Tochter an und ließ das Mädchen alleine in seiner Wut.
*
Später am Abend, als der Hunger über den Zorn siegte, schlich Viviane aus ihrem Zimmer in Richtung Küche. Sie hatte Ohrenschmerzen, ihre Stirn pochte laut im Einklang damit und ihr Magen protestierte, als sie das Abendessen roch.
"Essen steht in der Küche, Vivi!"
Mist! Sie hatte sie bemerkt! Schmollend zog sie ihre Unterlippe nach vorne und wandte sich von ihrer gut gelaunten Mutter, die im Türrahmen ihres Arbeitszimmers stand ab.
Wortlos folgte Hermione ihrem Kind. Das Mädchen griff nach einem der Brote, die geschmiert und belegt auf einem Tablett auf dem Tisch lagen (Crookshank hatte sich mit einem weiteren auf und davon gemacht) und begann es langsam zu kauen. Den Triumph in den Augen ihrer Mutter, wenn sie es verschlang, wie ihr alle ihre Sinne rieten, wollte sie der älteren Miss Granger nicht gönnen. Böse sah sie zu ihr hoch und nahm das Glas mit einer gelöste Aspirin entgegen.
"Danke!"
Murmelte sie.
"Mit 150 Gramm weniger im Mund, würde es sich besser anhören!"
Noch immer mit starr auf ihre Mutter gerichteten Blick, hob sie das Glas an ihre Lippen und trank den gesamten Inhalt auf einmal aus, um danach laut und deutlich zu bemerken:
"Dumme Kuh!"
Hermione fing an zu lachen. Viviane hatte sich bereits daran gewöhnt, dass ihre Mutter auf Beleidigungen seltsamer als andere Mütter reagierten. Samanthas Mutter in Philadelphia hatte eine halben Tobsuchtsanfall bekommen, wenn ihre Tochter beleidigend wurde. Miss Granger hingegen fing an zu lachen!
"Du bist echt nicht normal, Mama!"
Doch das bewirkte nur, dass Hermiones Lachen lauter wurde. Vivi war getroffen und sie spürte wie erneut Tränchen aus ihren Augen herausdrängen.
"Du nimmst mich nie ernst! Ich könnte dir den Tod an den Hals wünschen und du würdest immer noch bescheuert dastehen und mich auslachen!"
Hermiones Lachen verebbte.
"Ach mein Schatz! Komm her!"
Und ohne, dass sich Viviane groß dagegen wehren hätte können, zog ihre Mama sie in eine feste Umarmung.
"Ich hab dich lieb!"
Mit der Nase gegen den Brustkorb ihrer Mutter gedrückt, antwortete das Mädchen nur:
"Ich dich nicht! Du bist die schrecklichste Mutter der ganzen Welt! Ich hasse dich und wünsch dir wirklich den Tod an den Hals!"
Doch den Ton ihrer Kinderstimme und deren Worte Lüge strafend, umarmten ihre Ärmchen ihre Mama und drückten sie an sich.
"Alles wird gut, Viviane. Das verspreche ich dir!"
Ein ungläubiges Schniefen kam als Antwort.Dann kann ich mich auf die schlimmsten sieben Jahre meines Lebens gefasst machen! Dachte sie mürrisch.
"Ist es jetzt wieder in Ordnung?"
Fragte Hermione ihr Kind seufzend.
"Nichts ist in Ordnung! Ich kann nicht mehr tanzen und würd' mich am liebsten von ner Brücke schmeißen.. mich.. oder dich.. dich ist besser, dann kann ich weitertanzen!"
Miss Granger ignorierte die Bemerkung.
"Sieh es so: Du kennst immerhin schon jemanden. James ist, wenn du ankommst in seinem zweitem Jahr! Hm?"
Vivane löste sich aus der Umarmung und sah ihre Mutter ungläubig an.
"Und was ist daran gut? Ich kann ihn nicht ausstehen!"
Hermione legte den Kopf schief.
"Ach komm schon, Kleines! Er ist ein netter Junge und letztes Weihnachten habt ihr euch doch eigentlich ganz gut verstanden!"
Viviane schnaubte.
"Er hat mir die Haare angesengt, Mama!"
"Nachdem du dich über seine Brille lustig gemacht hast!"
Das Mädchen verschränkte die Arme.
"Nur weil er die ganze Zeit von seiner dummen Schule und seinen dummen Freunden und seinen dummen Haus geplappert hat. Und wie schwer die Fächer sind und der ganze Mist. James nervt, Mama!"
« Du machst es einem aber auch nicht gerade leicht, Vivi!"
So ein Kommentar musste ja jetzt kommen, grummelte die jüngere Miss Granger vor sich hin. Sie wusste, dass die Erwachsenen sie für launisch und frech hielten. In der Schule hatte sie so viele Briefe auf Grund ihres wie die Lehrer meinten "unmöglichen" Verhalten mit nach Hause bekommen, dass sie sie gar nicht zählen konnte. Die Hälfte davon hatten ihre Zielperson nie erreicht.
"Was soll das denn bitte heißen?"
Fauchte sie ihre Mutter an.
"Ich meine nur, dass du dir nicht wirklich Mühe gibst dich mit den Potters gut zu verstehen! Selbst Harry und Ginny meinten..."
Viviane stampfte laut mit dem Fuß auf.
"Ginny und Harry haben alle ihre Kinder nach toten Verwandten benannt. Auf die Meinung solcher Leute kann ich pfeifen!"
"Miss Viviane Granger, jetzt reicht es langsam!"
Das Mädchen wusste, dass sie zu weit gegangen war. Bei ihren Freunden hörte die Toleranzgrenze ihrer Mutter auf. Reumütig sah sie zu Boden, jedoch ein Wort der Entschuldigung würde nicht über ihre Lippen kommen. Sie wollte ehrlich nicht auf diese Schule und ebenso ernst war es ihr damit, dass sie im Grunde genommen nichts mit Zauberei am Hut haben wollte. Frau Merentins hatte ihr erklärt, dass wenn sie wirklich Tänzerin werden wollte, sie mindestens drei Mal die Woche Unterricht brauchen würde und dazu angemessen lange Übungsstunden täglich. Wenn sie die nächste sieben Jahre in einem Internat, fern von jeder Zivilisation verbringen würde, hatte sie nicht den Hauch einer Chance, selbst, wenn sie nach ihren NEWT Prüfungen, wie ihre Mutter vorgeschlagen hatte, wieder anfangen würde.
~Die Jahre von zehn bis 18 sind für jeden Tänzer ausschlaggebend!~ Hatte Frau Merentins ihr beigebracht, während sie sie in Berlin unerrichtet hatte. Viviane tanzte schon seit Nairobi. Ballet, Jazz, was auch immer. Egal, Hauptsache Bewegung und Musik. Es war nicht bloß ein dummer Kinderwunsch, hatte sie sich ihrer Mutter erklärt, aber Hermione war hart geblieben und hatte bis auf eine keine einzige der Vorstellungen, in denen ihre Tochter mitgewirkt hatte, besucht.
Wahrscheinlich verstand sie sie deshalb nicht, hatte Vivi überlegt. Wenn sie gesehen hätte, wie gut sie mittlerweile war, wäre alles anders gelaufen und sie müsste jetzt nicht nach Hogwarts gehen, um eine artige, kleine Hexe zu werden. Und alle fanden, dass sie begabt war. Ausnahmslos alle! Immer nur hatte man sie für ihr Talent gelobt und für ihre Ausstrahlung. Dafür besonders.
"So und jetzt hör endlich auf zu schmollen, Viviane! Hol deinen Brief her und mach ihn auf. Ich brauch die Liste! Morgen gehen wir nach Diagon Alley und holen deine Sachen!"
Resigniert nahm das Mädchen den letzten Bissen ihres Brotes und schlürfte ins Wohnzimmer zurück, wo ihr Brief, verknickert auf dem niedrigen Glastisch lag. Crookshank kam und strich ihr um die nackten Beine, laut und hungrig miauend.
"Sei leise Katzenvieh, du hast schließlich mein halbes Abendbrot geklaut!"
Unschuldig schaute das Haustier zu ihr hoch und ließ einen erneuten Laut aus seiner Kehle kommen.
"Hör auf, ich habe dich gesehen! Du brauchst gar nicht so zu tun, als seist du's nicht gewesen!"
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl der Kater habe die Schultern gezuckt, so ganz als ob er hätte sagen wollen: "Versuchen kann man es ja mal!"
Dann sprang er auf die Couch und ließ sich in seiner Ecke nieder. Alles in allem machte er einen recht zufriedenen Eindruck. Mittlerweile viel der Umschlag der Briefrolle auf den Teppichboden und Viviane begann laut zu lesen:
"Miss Viviane Granger,
wir freuen uns ihnen mitteilen zu können, dass ihre ausländige Anmeldung akzeptiert wurde und wir sie am 1. September diesen Jahres in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei begrüßen zu dürfen. Dazu bitten wir sie herzlichst am 1.9. am Bahnhof King Cross in London auf dem Gleis 9 ¾ zu erscheinen. Der Hogwarts Express wird sie zu ihrer zukünftigen Schule bringen.
Für Erstklässler gilt: Im folgenden finden sie eine Liste, der Bücher und anderen Utensilien, die sie für ihr Schuljahr brauchen werden. Wir bitten sie diese Dinge schnellstmöglich zu besorgen. Des weiteren ist jedem Schüler ein Haustier in Form einer: Eidechse, Eule, Ratte, Katze oder Kröte erlaubt. Zudem wird dieses Jahr erstmalig Erstklässlern das Mitbringen eines eigenen Besens gestattet!"
Vivi rollte die Augen, als sie an dieser Passage angekommen war. Besen? Sie hatte seit sie das Mittelmeer auf den Weg von London nach Afrika überflogen hatten Höhenangst und Besen waren das, was sie die letzten 6 Jahre tunlichst zu vermeiden versucht hatte.
"Wir freuen uns auf ihre Ankunft
M. McGonagall "
Aus der Küche heraus hörte sie ihre Mutter:
"Lies bitte auch die Liste vor. Ich muss wissen, welche der Bücher wir neu besorgen müssen! Den Rest bekommst du von mir!"
Viviane zog eine Augenbraue hoch, schüttelte die Locken und las die Liste:
"Utensilien:
Zehn Bund Pergamentrollen sowie drei Federn und ein selbst nachfüllendes schwarzes Tintenglas!
3 schwarze Alltagsroben
1 Wintermantel
1 schwarzen Spitzhut
1 paar feuerfeste Handschuhe
Einen Zauberstab
Sowie folgende Schulbücher:
Buch der Zaubersprüche Band I von Miranda Goshawk
1001 Kräuterallerlei von Aisling Willow
Die Geschichte der Zauberei Bathilda Bagshot
Zaubertränke und Zauberbräue erstes Ausbildungsjahr Arsenius Jigger
Magie Theorie I von Adalbert Waffling
Verwandlungen für Anfänger von Emetic Switch
Die Welt der Naturgeister von Nancy Arrowsmith
*
Gebrauchsgegenstände für den Unterricht:
Einen robusten Messingkessel, Durchschnittsmaßstab
Ein vollständiges Set Glas oder Kristallphiolen
Ein für den Schulgebrauch genormtes Teleskop
Ebenfalls benötigt für ihren Zaubertrankunterricht werden folgende Zutaten:"
Es folgenden eine Meterlange Liste der verschiedensten Kräutern, getrockneten Tierresten und anderen Seltsamkeiten, die Viviane alle nicht besonders viel sagten. Jedoch jedes Mal, wenn se eine der Zutaten nicht aussprechen konnte oder es etwas falsch tat, korrigierte ihre Mutter sie liebevoll und wissend.
"Sehr gut! Sehr gut!"
Folgerte die ältere Miss Granger, nachdem ihre Tochter geendet hatte.
"Das meiste habe ich hier!"
Viviane legte den Brief zurück auf den Tisch und ließ sich in das Sofa fallen, Crookshank zu sich auf den Schoß zerrend. Das Tier gab einige hilfesuchende Laute von sich, doch seine Herrin kannte keine Gnade.
"Ich sag Ginny bescheid, dann können wir morgen alle zusammen die Sachen einkaufen gehen!"
Vivi kniff die Augen zusammen und lächelte schief.
"Tolle Vorstellung! Ich freu mich schon darauf!"
*~*~*~*~*~*~*~*~*~*~*
Meine favs: Vivi kennt keine Gnade. *froi*
Vielen lieben Dank an meine Reviewer vom letzten Kapitel! Ihr gebt mir überhaupt den Antrieb weiter zu schreiben! ^^
Briefe für Miss Granger und Miss Granger
Auf dem Balkon eines Hamburger Apartments saß ein kleines zehnjähriges Mädchen und ließ die Beine herunterbaumeln, während sie dem bunten Treiben der Stadt unter ihr zusah. Von allen Orten, an denen sie während ihres junges Leben bereits gewesen war, mochte sie die verregnete Norddeutsche Stadt am liebsten. Zwei Jahre lang waren sie bereits in der Bundesrepublik, davon ein halbes erst in Hamburg. Die restlichen eineinhalb hatten sie in Berlin verbracht, aber Miss Viviane Granger mochte Hamburg mit seinen vielen Brücken, der Binnen und Außenalster und den ganzen grünen Zeug, das überall wuchs am liebsten. Der Winter hatte diesen Ort melancholisch gemacht gehabt und hatte damit ihr Herz erobert. Wehmütig dachte sie daran, dass sie wieder einmal umziehen würden.
Vivianes wilde Lockenpracht, die sie unverkennbar zur Tochter ihre Mutter machten, wurden von einer seichten Sommerprise gefangen und wirbelte nun um ihren Kopf in ihr mürrisches Gesicht. Crookshank, ihr Kater schmiegte sich an ihren Rücken und miaute laut und tief. Vivi schniefte leise, während sie daran dachte schon wieder die zwei Freunde, die sie endlich gefunden hatte, verlassen zu müssen. Oh wie sie ihre Mutter dafür hasste!
Nach einem erneuten fordernden Kehllaut, gab sie dem Kater nach, zog die Beine aus den Gittern heraus, rückte etwas von dem Balkon ab und nahm das Tier in ihren Schoß, wo sie sogleich anfing ihm unter dem Kinn zu kraulen.
Crookshank war der einzige Freund gewesen, den sie überall mit hin nehmen durfte. Nach Nairobi, als sie aus London zogen, als sie vier gewesen war, nach Philadelphia als sie sieben war und dann nach Berlin als sie acht gewesen war. Der Kater hatte ihrer Mutter gehört, seit diese selbst ein junges Mädchen gewesen war und musste bereits ein erstaunliches Alter erreicht haben. Trotzdem war er munter wie immer, seit das Kind ihn kannte, denn er hatte so erzählte ihre Mutter, gleich nach Vivis Geburt in ihr seine neue Herrin gefunden und war ihr nicht mehr von der Seite gewichen, nun wo seine eigentlich Besitzerin ihn seiner Meinung wohl nicht mehr zu brauchen schien.
Einige Male hatte das Mädchen seine Mutter über die offensichtliche Untreue des Haustieres fluchen hören, doch war sie selbst sehr dankbar für seinen Loyalitätswechsel. Noch heftiger schniefend zog sie den sie geduldig gewähren lassenden Kater an sich.
"Du sollst nicht hochziehen, Viviane!"
Mit diesen Worten trat ihre Mutter auf den Balkon, eine Zigarette, die fröhlich vor sich hin glühte in der rechten Hand. Das Mädchen blinzelte und erinnerte sich daran, dass ihre Mutter nur selten rauchte. Nur wenn sie nervös war, und Miss Hermione Granger war nicht sehr oft auf diese Weise (und wenn Viviane ehrlich war, eigentlich auch sonst nicht) aus der Fassung zu bringen.
Rebellisch zog sie erneut den Schnodder in ihrer Nase hoch und erntete einen missbilligenden Blick von ihrer Mutter.
"Hör auf damit! Das ist nicht nur widerlich, sondern auch ungesund. Wenn du nachher Ohrenschmerzen hast, brauchst du nicht weinend bei mir ankommen!"
"Als würde ich das je tun!"
Murmelte die Zehnjährige in Crookshanks Fell. Sie unterhielten sich auf Englisch. Hermione hatte darauf bestanden. Wahrscheinlich aus Angst ihre Tochter würde die Muttersprache nur allzu leicht verlernen, würde ihr nicht die Gelegenheit gegeben werden, sie oft genug zu üben. Seufzend aschte Hermione den Balkon hinunter. Das Mädchen verzog das Gesicht und dachte daran wie enttäuscht die ältere Miss Granger gewesen war in ganz Hamburg keine einzige Grundschule gefunden zu haben, die ihren Unterricht auf Englisch gestaltete.
Im Gegensatz zu den meisten anderen Kindern der "Magischen Gemeinschaft" war Viviane von ihrem fünften Lebensjahr an zur Schule gegangen. Wütend überlegte sie, dass ihre Mutter das wahrscheinlich getan hatte, um ihr schlechtes Gewissen, dass sie ganztags arbeitete und ihre Tochter alleine ließ zu beruhigen.
Viviane sah zu ihrer Mutter hoch. Für ihre einunddreißig Jahre sah sie wahrscheinlich sehr gut aus, dachte das Mädchen. Ihr Haar hochgesteckt, doch hier und da waren bereits wieder einige, de widerspenstigen Strähnen der festen Umklammerung der Harrspangen entkommen. Ihre Haut war blass und das Wetter in Deutschland hatte diesen Umstand seinen Teil dazu beigetragen. Sie war schlank, ja fast zierlich. Ihre Stirn hoch, ihr Mund schmal. Miss Hermione Granger war eine ernste Person.
Dunkler Rauch erhob sich in den Nachmittagshimmel. Und in Vivianes Nase zog der scharfe Geruch der Zigarette, der sie immer zum Husten brachte. Hermione sah mit ihrem angespannten Gesicht auf ihre Tochter hinab und das Kind zu ihr hinauf. Sie lächelte, aber das Mädchen hatte schon lange erkannt, dass dieses Lächeln ein freudloses war. Eines das sagen sollte: "Alles ist in Ordnung!" Oder zumindest etwas in der Art. Ihre Mutter pflegte nicht ihre Sorgen mit ihrer Tochter zu teilen.
"Stimmt etwas nicht, Kleines? Die Erkältung noch nicht besser?"
Sie zog mit ihrer freien Hand ein Taschentuch aus ihrer Hose und reichte es ihrer Tochter, die es mürrisch an sich nahm und sich die Nase putzte. Sommererkältungen hatte Viviane jedes Jahr gehabt, seit sie Nairobi verlassen hatten. Doch dieses mal lief ihre Nase nicht nur wegen dem ganzen Schnodder ihres Schnupfens!
Vivi hörte ihre Mutter seufzen.
"Ach! Es tut mir so Leid, dass wir nie lange an einem Ort bleiben, Kleines! Weißt du, ich habe meine Entscheidungen nie leichtfertig getroffen, bei Merlin, das habe ich nicht!"
Sie lächelte erneut ihr Alles-ist-gut Lächeln und blies einen weiteren Qualmstoß in die Luft.
"Aber ab jetzt hat das Umziehen ein Ende. Das verspreche ich dir!"
Misstrauisch beäugten sturmgraue Augen die hochgewachsene Dunkelhaarige.
"Was soll das heißen?"
Doch Hermione schien nicht mehr auf ihre Tochter zu achten. Ihr Blick hing an einem Fleck am Himmel und als Vivi sich die Mühe machte den Augen ihrer Mutter zu folgen, erkannte sie es. Der Fleck, der langsam näher kam und Form annahm: Eine Eule. Eine unbekannte braune Eule. Ein Verdacht breitete sich in ihrer Kehle aus, ein Verdacht der eigentlich ein Klos war, den sie nur mühsam herunterschlucken konnte.
Das Federvieh landete elegant auf der Balkonbrüstung. Hermione beeilte sich die Pergamente, die an seinem Bein befestigt waren zu lösen und ihm dankend zuzunicken. Sodann erhob sich das braune Tier wieder von seinem Landeplatz und entschwand zurück woher es auch immer gekommen war.
Viviane schubste Crookshank sanft von ihrem Schoß, stand auf und klopfte sich einige orangefarbene Haare von ihrem Rock.
"Was ist das, Mama?"
Miss Granger, die ältere hatte bereits einen der offensichtlich zwei Briefe geöffnet und war mit einem zufriedenen Lächeln (die Zigarette war sogleich nicht aufgeraucht im Müll gelandet) in ihre Lektüre vertieft. Geistesabwesend reichte sie ihrer Tochter die zweite Pergamentrolle.
Viviane betrachtete ungläubig den ungeöffneten Brief in ihrer Hand. ~Nein! Das kann nicht sein!~ Schoss es ihr durch den Kopf, als sie den Absender betrachtete:
"Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei"
Tränen stiegen in ihren Augen hoch.
"Du hast es versprochen! Du hast es versprochen, Mama!"
Klagte sie ihre Mutter an, die jedoch nur lächelte und langsam noch immer die Augen auf ihren Brief fixiert zurück in die Wohnung ging, dicht gefolgt von Viviane.
"Mama!"
Hermione ließ sich auf die Couch nieder und seufzte.
"Ach Kleines! Es tut mir Leid, aber es ist besser so!"
Wütend stampfte das kleine Mädchen mit dem Fuß auf und Funken stoben aus ihren wilden Locken.
"Nichts ist besser! Du hast es mir versprochen! Du hast mir versprochen, dass ich weiter tanzen darf! Du hast mir versprochen, dass ich in Tokio in die Schule gehen werden! Dass ich da neue Freunde kennen lernen werde! Du hast es versprochen!"
Hermione sah schuldbewusst ihre Tochter an.
"Ich habe gekündigt, Kleines! Schon vor einer Woche!"
Dann reichte sie ihrem Kind, den erhaltenden Brief.
"Verehrte Miss Granger,
Soeben ist ihr Gesuch bei mir eingetroffen. Trotz meines Erstaunens über ihre Entscheidung, bin ich über aus froh ihnen mitteilen zu können, dass wir die vor einem halbe Jahr freigewordene Stelle im Fach "Zauberkunst" noch nicht fest neu besetzt haben und ihnen mitteilen können, dass wir gerne ihr Angebot annehmen und uns freuen sie ab dem nächsten Schuljahr in unseren Kollegium begrüßen zu dürfen. Unten aufgelistet finden sie ihren Lehrplan, Arbeitsvertrag, sowie Unterlagen ihrer Rente betreffend wir bitten sie letztere unterschrieben persönlich innerhalb der nächsten drei Tage nach Hogwarts zu bringen. Auszuhändigen nur dem Schulleiter persönlich oder mir seiner, Stellvertretung..."
Mehr musste Viviane nicht lesen. Mittlerweile waren ihre Augen um ganze drei Nuancen dunkler geworden und aus ihren Haaren flogen hier und da rote und grüne Funken. Sie war wütend.
"Na und! Ist mir doch egal, dass du jetzt in dieser dummen Schule arbeitest. Ich bleibe hier! Ich habe keine Lust mehr umzuziehen! Ich geh dann hier zu Schule und ich werde weiter tanzen und meine Freunde treffen und..."
Hermione sprang von ihrer Couch auf.
"Miss Viviane Granger, ich erwarte, dass du sofort aufhörst so einen Unsinn zu reden!"
Tränen strömten wie Wasserfälle aus den Augen des jungen Gesichtes.
"Ich tue das auch für dich, Kleines! Und ich verspreche dir, dass wir von nun an nicht mehr umziehen werden. Wie denn auch, ich werde Lehrerin sein und du Schülerin. Schau mal, wir sehen uns sogar jeden Tag! Und du wirst sicher schnell neue Freunde finden!"
Vivi schluckte ihre Tränen runter und machte erneut ihrer Wut Platz.
"Wow! Ich sehe dich jeden Tag! Weißt du, Mama, ich hätte mich ja bestimmt mit den Gedanken an diese dumme Schule anfreunden können, wenn ICH DICH WENIGSTENS NICHT HÄTTE SEHEN MÜSSEN!"
Mit diesen Worten drehte sie sich auf dem Absatz um und rannte in ihr Zimmer, die Tür mit einem lauten Krachen hinter sich zuwerfend. Viviane schmiss sich auf ihr Bett, zog sich das Kissen über den Kopf und fing an zu schreien. Sie war so laut, dass sie nicht einmal das Klopfen an ihrer Tür hörte, geschweige denn, dass ihre Mutter hereingekommen war und sich neben ihr auf die Matratze niederließ. Allerdings, die Hand, die sich mit einem Mal auf ihre Schulter legte, spürte sie.
"Ich hasse dich!"
Murmelte Viviane und hörte ihre Mutter seufzen.
"Geh weg!"
"Du wirst neue Freunde finden. Ich dachte damals auch nie daran... aber glaub mir, Kleines. Hogwarts war die schönste Zeit meines Lebens!"
"Mir egal! Du hast es mir versprochen! Du hast dich nicht an dein Wort gehalten! Also hau ab und lass mich in Ruhe!"
"Verdammt noch mal, Vivi! Ich musste kündigen! Es ging so nicht mehr weiter! Ich habe dabei an dich gedacht. Wir wären ein Jahr vielleicht zwei in Tokio geblieben und dann hätte wir wieder umziehen müssen. Glaub nicht, dass mir das Reisen immer gefallen hat! Ich hatte auch meine Freunde und Gewohnheiten, die ich jedes Mal wieder aufgeben musste!"
Die jüngere Miss Granger hob ihren Kopf und zeigte ihrer Mutter ihr rotes weinendes Gesicht.
"Zumindest hattest du mehr als Crookshank! Was ist mit Tante Ginny? Und Ron und Harry? Jedes Jahr Weihnachten? Sie durften dir wenigstens schreiben. Eulen sind schneller als die Post, Mama! Deine Freunde haben dich wenigstens nicht vergessen, nur weil sie dich seltener sahen!"
Hermione strich ihre Kind die krausen Locken aus dem Gesicht.
"Ich weiß! Und das ist doch auch der Grund, warum ich mich für die Stelle in Hogwarts gemeldet habe! Damit du endlich mal länger als ein paar Jahre an einem Ort bleiben kannst!"
Viviane zog erneut die Nase hoch und ignorierte den Blick ihrer Mutter darauf.
"Ja... und was ist mit dem Tanzen? Es ist ein Internat und ich glaube nicht, dass ich drei Mal die Woche freibekomme, um zum Tanzen zu gehen?"
Hermione seufzte erneut. Vivi wusste, dass die ältere Miss Granger nichts von ihrem Hobby hielt.
"Ich will keine Hexe werden, Mama! Ich habe dir das schon ziemlich oft gesagt und es ist mein Ernst. Ich seh' ja ein, dass ich auf irgendeine Schule für Hexerei muss, aber Hogwarts? Ich will nicht zaubern lernen! Ich will nicht! Ich will tanzen!"
Ihre Mutter rollte mit den Augen und der Kinderkopf verschwand wieder unter dem Kissen.
"Du nimmst mich nicht ernst!"
"Doch Vivi, natürlich tue ich das, aber.."
"Ich hasse dich! Geh weg!"
"Kleines, hör mal.."
Ohne Vorwarnung landete das Kissen gegen Hermiones Kopf und unterbrach sowohl ihren Satz, als auch ihren Gedankengang.
"Verschwinde! Ich will dich nicht mehr sehen!"
Ausnahmsweise nahm Hermione den Rat ihrer Tochter an und ließ das Mädchen alleine in seiner Wut.
*
Später am Abend, als der Hunger über den Zorn siegte, schlich Viviane aus ihrem Zimmer in Richtung Küche. Sie hatte Ohrenschmerzen, ihre Stirn pochte laut im Einklang damit und ihr Magen protestierte, als sie das Abendessen roch.
"Essen steht in der Küche, Vivi!"
Mist! Sie hatte sie bemerkt! Schmollend zog sie ihre Unterlippe nach vorne und wandte sich von ihrer gut gelaunten Mutter, die im Türrahmen ihres Arbeitszimmers stand ab.
Wortlos folgte Hermione ihrem Kind. Das Mädchen griff nach einem der Brote, die geschmiert und belegt auf einem Tablett auf dem Tisch lagen (Crookshank hatte sich mit einem weiteren auf und davon gemacht) und begann es langsam zu kauen. Den Triumph in den Augen ihrer Mutter, wenn sie es verschlang, wie ihr alle ihre Sinne rieten, wollte sie der älteren Miss Granger nicht gönnen. Böse sah sie zu ihr hoch und nahm das Glas mit einer gelöste Aspirin entgegen.
"Danke!"
Murmelte sie.
"Mit 150 Gramm weniger im Mund, würde es sich besser anhören!"
Noch immer mit starr auf ihre Mutter gerichteten Blick, hob sie das Glas an ihre Lippen und trank den gesamten Inhalt auf einmal aus, um danach laut und deutlich zu bemerken:
"Dumme Kuh!"
Hermione fing an zu lachen. Viviane hatte sich bereits daran gewöhnt, dass ihre Mutter auf Beleidigungen seltsamer als andere Mütter reagierten. Samanthas Mutter in Philadelphia hatte eine halben Tobsuchtsanfall bekommen, wenn ihre Tochter beleidigend wurde. Miss Granger hingegen fing an zu lachen!
"Du bist echt nicht normal, Mama!"
Doch das bewirkte nur, dass Hermiones Lachen lauter wurde. Vivi war getroffen und sie spürte wie erneut Tränchen aus ihren Augen herausdrängen.
"Du nimmst mich nie ernst! Ich könnte dir den Tod an den Hals wünschen und du würdest immer noch bescheuert dastehen und mich auslachen!"
Hermiones Lachen verebbte.
"Ach mein Schatz! Komm her!"
Und ohne, dass sich Viviane groß dagegen wehren hätte können, zog ihre Mama sie in eine feste Umarmung.
"Ich hab dich lieb!"
Mit der Nase gegen den Brustkorb ihrer Mutter gedrückt, antwortete das Mädchen nur:
"Ich dich nicht! Du bist die schrecklichste Mutter der ganzen Welt! Ich hasse dich und wünsch dir wirklich den Tod an den Hals!"
Doch den Ton ihrer Kinderstimme und deren Worte Lüge strafend, umarmten ihre Ärmchen ihre Mama und drückten sie an sich.
"Alles wird gut, Viviane. Das verspreche ich dir!"
Ein ungläubiges Schniefen kam als Antwort.Dann kann ich mich auf die schlimmsten sieben Jahre meines Lebens gefasst machen! Dachte sie mürrisch.
"Ist es jetzt wieder in Ordnung?"
Fragte Hermione ihr Kind seufzend.
"Nichts ist in Ordnung! Ich kann nicht mehr tanzen und würd' mich am liebsten von ner Brücke schmeißen.. mich.. oder dich.. dich ist besser, dann kann ich weitertanzen!"
Miss Granger ignorierte die Bemerkung.
"Sieh es so: Du kennst immerhin schon jemanden. James ist, wenn du ankommst in seinem zweitem Jahr! Hm?"
Vivane löste sich aus der Umarmung und sah ihre Mutter ungläubig an.
"Und was ist daran gut? Ich kann ihn nicht ausstehen!"
Hermione legte den Kopf schief.
"Ach komm schon, Kleines! Er ist ein netter Junge und letztes Weihnachten habt ihr euch doch eigentlich ganz gut verstanden!"
Viviane schnaubte.
"Er hat mir die Haare angesengt, Mama!"
"Nachdem du dich über seine Brille lustig gemacht hast!"
Das Mädchen verschränkte die Arme.
"Nur weil er die ganze Zeit von seiner dummen Schule und seinen dummen Freunden und seinen dummen Haus geplappert hat. Und wie schwer die Fächer sind und der ganze Mist. James nervt, Mama!"
« Du machst es einem aber auch nicht gerade leicht, Vivi!"
So ein Kommentar musste ja jetzt kommen, grummelte die jüngere Miss Granger vor sich hin. Sie wusste, dass die Erwachsenen sie für launisch und frech hielten. In der Schule hatte sie so viele Briefe auf Grund ihres wie die Lehrer meinten "unmöglichen" Verhalten mit nach Hause bekommen, dass sie sie gar nicht zählen konnte. Die Hälfte davon hatten ihre Zielperson nie erreicht.
"Was soll das denn bitte heißen?"
Fauchte sie ihre Mutter an.
"Ich meine nur, dass du dir nicht wirklich Mühe gibst dich mit den Potters gut zu verstehen! Selbst Harry und Ginny meinten..."
Viviane stampfte laut mit dem Fuß auf.
"Ginny und Harry haben alle ihre Kinder nach toten Verwandten benannt. Auf die Meinung solcher Leute kann ich pfeifen!"
"Miss Viviane Granger, jetzt reicht es langsam!"
Das Mädchen wusste, dass sie zu weit gegangen war. Bei ihren Freunden hörte die Toleranzgrenze ihrer Mutter auf. Reumütig sah sie zu Boden, jedoch ein Wort der Entschuldigung würde nicht über ihre Lippen kommen. Sie wollte ehrlich nicht auf diese Schule und ebenso ernst war es ihr damit, dass sie im Grunde genommen nichts mit Zauberei am Hut haben wollte. Frau Merentins hatte ihr erklärt, dass wenn sie wirklich Tänzerin werden wollte, sie mindestens drei Mal die Woche Unterricht brauchen würde und dazu angemessen lange Übungsstunden täglich. Wenn sie die nächste sieben Jahre in einem Internat, fern von jeder Zivilisation verbringen würde, hatte sie nicht den Hauch einer Chance, selbst, wenn sie nach ihren NEWT Prüfungen, wie ihre Mutter vorgeschlagen hatte, wieder anfangen würde.
~Die Jahre von zehn bis 18 sind für jeden Tänzer ausschlaggebend!~ Hatte Frau Merentins ihr beigebracht, während sie sie in Berlin unerrichtet hatte. Viviane tanzte schon seit Nairobi. Ballet, Jazz, was auch immer. Egal, Hauptsache Bewegung und Musik. Es war nicht bloß ein dummer Kinderwunsch, hatte sie sich ihrer Mutter erklärt, aber Hermione war hart geblieben und hatte bis auf eine keine einzige der Vorstellungen, in denen ihre Tochter mitgewirkt hatte, besucht.
Wahrscheinlich verstand sie sie deshalb nicht, hatte Vivi überlegt. Wenn sie gesehen hätte, wie gut sie mittlerweile war, wäre alles anders gelaufen und sie müsste jetzt nicht nach Hogwarts gehen, um eine artige, kleine Hexe zu werden. Und alle fanden, dass sie begabt war. Ausnahmslos alle! Immer nur hatte man sie für ihr Talent gelobt und für ihre Ausstrahlung. Dafür besonders.
"So und jetzt hör endlich auf zu schmollen, Viviane! Hol deinen Brief her und mach ihn auf. Ich brauch die Liste! Morgen gehen wir nach Diagon Alley und holen deine Sachen!"
Resigniert nahm das Mädchen den letzten Bissen ihres Brotes und schlürfte ins Wohnzimmer zurück, wo ihr Brief, verknickert auf dem niedrigen Glastisch lag. Crookshank kam und strich ihr um die nackten Beine, laut und hungrig miauend.
"Sei leise Katzenvieh, du hast schließlich mein halbes Abendbrot geklaut!"
Unschuldig schaute das Haustier zu ihr hoch und ließ einen erneuten Laut aus seiner Kehle kommen.
"Hör auf, ich habe dich gesehen! Du brauchst gar nicht so zu tun, als seist du's nicht gewesen!"
Einen Moment lang hatte sie das Gefühl der Kater habe die Schultern gezuckt, so ganz als ob er hätte sagen wollen: "Versuchen kann man es ja mal!"
Dann sprang er auf die Couch und ließ sich in seiner Ecke nieder. Alles in allem machte er einen recht zufriedenen Eindruck. Mittlerweile viel der Umschlag der Briefrolle auf den Teppichboden und Viviane begann laut zu lesen:
"Miss Viviane Granger,
wir freuen uns ihnen mitteilen zu können, dass ihre ausländige Anmeldung akzeptiert wurde und wir sie am 1. September diesen Jahres in Hogwarts, der Schule für Hexerei und Zauberei begrüßen zu dürfen. Dazu bitten wir sie herzlichst am 1.9. am Bahnhof King Cross in London auf dem Gleis 9 ¾ zu erscheinen. Der Hogwarts Express wird sie zu ihrer zukünftigen Schule bringen.
Für Erstklässler gilt: Im folgenden finden sie eine Liste, der Bücher und anderen Utensilien, die sie für ihr Schuljahr brauchen werden. Wir bitten sie diese Dinge schnellstmöglich zu besorgen. Des weiteren ist jedem Schüler ein Haustier in Form einer: Eidechse, Eule, Ratte, Katze oder Kröte erlaubt. Zudem wird dieses Jahr erstmalig Erstklässlern das Mitbringen eines eigenen Besens gestattet!"
Vivi rollte die Augen, als sie an dieser Passage angekommen war. Besen? Sie hatte seit sie das Mittelmeer auf den Weg von London nach Afrika überflogen hatten Höhenangst und Besen waren das, was sie die letzten 6 Jahre tunlichst zu vermeiden versucht hatte.
"Wir freuen uns auf ihre Ankunft
M. McGonagall "
Aus der Küche heraus hörte sie ihre Mutter:
"Lies bitte auch die Liste vor. Ich muss wissen, welche der Bücher wir neu besorgen müssen! Den Rest bekommst du von mir!"
Viviane zog eine Augenbraue hoch, schüttelte die Locken und las die Liste:
"Utensilien:
Zehn Bund Pergamentrollen sowie drei Federn und ein selbst nachfüllendes schwarzes Tintenglas!
3 schwarze Alltagsroben
1 Wintermantel
1 schwarzen Spitzhut
1 paar feuerfeste Handschuhe
Einen Zauberstab
Sowie folgende Schulbücher:
Buch der Zaubersprüche Band I von Miranda Goshawk
1001 Kräuterallerlei von Aisling Willow
Die Geschichte der Zauberei Bathilda Bagshot
Zaubertränke und Zauberbräue erstes Ausbildungsjahr Arsenius Jigger
Magie Theorie I von Adalbert Waffling
Verwandlungen für Anfänger von Emetic Switch
Die Welt der Naturgeister von Nancy Arrowsmith
*
Gebrauchsgegenstände für den Unterricht:
Einen robusten Messingkessel, Durchschnittsmaßstab
Ein vollständiges Set Glas oder Kristallphiolen
Ein für den Schulgebrauch genormtes Teleskop
Ebenfalls benötigt für ihren Zaubertrankunterricht werden folgende Zutaten:"
Es folgenden eine Meterlange Liste der verschiedensten Kräutern, getrockneten Tierresten und anderen Seltsamkeiten, die Viviane alle nicht besonders viel sagten. Jedoch jedes Mal, wenn se eine der Zutaten nicht aussprechen konnte oder es etwas falsch tat, korrigierte ihre Mutter sie liebevoll und wissend.
"Sehr gut! Sehr gut!"
Folgerte die ältere Miss Granger, nachdem ihre Tochter geendet hatte.
"Das meiste habe ich hier!"
Viviane legte den Brief zurück auf den Tisch und ließ sich in das Sofa fallen, Crookshank zu sich auf den Schoß zerrend. Das Tier gab einige hilfesuchende Laute von sich, doch seine Herrin kannte keine Gnade.
"Ich sag Ginny bescheid, dann können wir morgen alle zusammen die Sachen einkaufen gehen!"
Vivi kniff die Augen zusammen und lächelte schief.
"Tolle Vorstellung! Ich freu mich schon darauf!"
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Meine favs: Vivi kennt keine Gnade. *froi*
Vielen lieben Dank an meine Reviewer vom letzten Kapitel! Ihr gebt mir überhaupt den Antrieb weiter zu schreiben! ^^
