Kapitel III

Der Zauberstab, der ausgesucht wurde

Dort stand sie und ein kalter Nieselregen prasselte auf sie hinab. Aufgebracht schnaubte Viviane ihre Nase in ein durchnässtes Taschentuch aus und begrüßte die Familie Potter mit einem Nicken, während ihre Mutter Umarmungen und Wangenküsse austeilte.

Kaum hatte sich die ältere Miss Granger von Ginny getrennt, sah Viviane bereits ihre Patentante auf sich zukommen.

"Oh Kleines! Du bist seit Weihnachten vielleicht gewachsen!"

Und die rothaarige Frau strich ihr die nassen Locken aus dem Gesicht.

"Und du bist seit Weihnachten vielleicht fett geworden, Tante Ginny!"

Es war nicht zu übersehen, dass ihre Patin bereits mit ihrem vierten Kind schwanger ging. Entgegen den normalen Erwartungen der Reaktionen, die bei einer solchen frechen Beleidigung erfolgen würden, fing die erwachsene Frau an zu lachen. ~Sie haben sich gegen mich verschworen!~ Folgerte Miss Granger.

"Ja du hast recht! Harry behauptet zwar ständig das Gegenteil, aber so sehr bin ich bis jetzt bei den Schwangerschaften noch nie auseinandergegangen!"

Viviane behielt ihren düsteren Blick, der gepflegt von allen Umstehenden, (die ihre Launen bereits kannten) ignoriert wurde. Sie fragte sich still wessen Namen eines verschidenen Verwandten die Potters wohl dieses Mal für ihr Kind missbrauchen würden. Die dunklen Locken schüttelnd betrachtete sie James, Lily und Percy, die alle um ihre Mutter geschart waren, wie Küken um eine Henne. Sie beobachtete wie ihre Tante ihrem ältesten, James etwas in die Hand drückte und der Junge mit freudestrahlenden Gesicht die Straße hinunter eilte.

"Viviane?"

Das Mädchen sah zu ihrer Mutter hoch.

"Ja?"

"Wir gehen zu "Florish & Blotts" deine und James Bücher holen. Dahinten um die Ecke findest du das Geschäft von Mr. Ollivander. Hier hast du das Geld. Hol dir bitte einen Zauberstab! Wir treffen uns in einer halben Stunde bei "Madame Malkins Anzüge für alle Anlässe", in Ordnung?"

Das Mädchen nickte missmutig und sah ihre Mutter zusammen mit dem größten Teil der Familie Potter in Richtung Buchhandlung eilen. Vivi seufzte tief und machte sich auf den Weg.

*

Ein Glöckchen, an der Tür nach Muggelart angebracht, klingelte fröhlich, als sie den Laden betrat. Ein seltsamer Geruch kroch in ihre Nase. Holz und irgendetwas anderes, dass sie nicht ausmachen konnte. Doch es gefiel ihr! Ihre Nackenhaare stellten sich leicht auf und ihre Nase begann zu kribbeln. Die Magie dieses Ortes war im wahrsten Sinne des Wortes greifbar, betrachtete man die Tatsache, dass hier Zauberstäbe verkauft wurden.

Vor ihr schien der Laden recht klein, reichte in etwa eineinhalb Meter bis zu einer Theke, hinter der ein ergrauter, herb aussehender Mann saß, der seinen Blick nur kurz gehoben hatte, um zu sehen, wer eingetreten war und sich dann wieder seiner Arbeit zuwandte. Mit einer Lupe untersuchte er sorgfältig einen Zauberstab, der in seiner Hand lag.

"Komm ruhig her, Kind! Ich tu dir nichts!"

Viviane tat wie ihr geheißen. Neugierig wanderten ihre Augen im Raum hinter der Theke umher, der sich nun ihrem Blick freigab. Dort hinten waren Regale, vom Boden bis zur Decke und soweit sie in dem dunklen Zimmer sehen konnte. Und überall aufgestapelt lagen kleine längliche Kantons, in denen sich vermutlich all die Stäbe befanden, die der Mann verkaufte.

"Wie ist dein Name?"

Der alte Mann sah noch immer nicht auf.

"Viviane Granger, Sir!"

Ein leises Lachen kam aus seiner Kehle und seine Augen sahen auf, mitten in ihre. Sie hielt seinem Blick ohne einmal zu blinzeln stand, trotzdem er kalte Schauer über ihren Rücken laufen ließ.

"Hätte ich mir gleich denken könne mit diesen unmöglichen Haaren!"

Das Mädchen warf in einen bösen Blick zu, doch er ignorierte ihn. Stattdessen erhob er sich von seinem Stuhl und ging zwischen den Regalen umher.

Aus dem Nichts war ein Maßband vor Vivis Gesicht aufgetaucht, dass sich von alleine um ihren Kopf wickelte. Erschrocken wich sie einige Zentimeter zurück, dann löste sich das Band und schob sich ihren Arm entlang, scheinbar auf irgendetwas wartend.

"Streck ihn aus!"

Sie sah verwirrt hoch und erkannte Mr. Ollivander, der auf einer kleinen Leiter stand und eine Schachtel herauszog.

"Deinen Stabarm, Kind!"

Dabei rückte er sich seine staubige Brille zurecht und seufzte, als wäre dies nicht das erste Mal, dass seine jungen Kunden die Absichten des Maßbandes nicht verstanden.

Viviane streckte den rechten Arm aus und sogleich begann das weiße Band die Länge bis zu ihren Handgelenk, die Länge ihrer offenen Hand und den Umfang ihres Ober und Unterarmes zu messen.

Währenddessen lagen bereits einige Schachteln auf der Theke, doch der merkwürdige Verkäufer war noch immer hinten bei seinen Regalen. Ab und zu, zog er eine Schachtel heraus, dann kam er mit einem Arm voll weiterer verpackten Zauberstäben wieder, die er zu den anderen auf die Theke legte. Einer der Kantons wurde geöffnet und er reichte Viviane einen Zauberstab.

"Probier diesen hier. 8 Inch, Einhornhaar, Haselnuss!"

Die kleine Dunkelhaarige nahm den Stab in die Hand, fuchtelte auf Anweisung einmal hin und her, doch nichts geschah. Mr. Ollivander zuckte die Achseln, nahm ihn ihr vorsichtig wieder ab und gab ihr einen anderen.

"Deine Mutter besitzt von je her Haselnussstäbe, ich würde sagen, wenn noch mehr als nur ihr Haar dir eigen ist, müsste dieses Holz geradezu perfekt für dich sein, junge Dame. Dieser hier ist 10 Inch, Phönixfeder!"

Viviane sah ihn gelangweilt an, seufzte und schwang den Stab. Ein weiteres Mal geschah nichts. Sie seufzte.

"Und woran merke ich, dass es der "richtige" ist?"

Sturmblaue Augen sahen den alten Mann fragend an. Er fing erneut an leise zu lachen.

"Du wirst es merken! Glaube mir, Mädchen! Jeder Stab sucht sich seinen Besitzer aus. So ist es von je her gewesen und so wird es bleiben. Er wird dir antworten, wenn du ihm zusagst!"

Mit diesen Worten reichte er ihr einen dritten Stab.

"11 Inch, Einhornhaar, ein sehr leichtes Stück!"

Ein weiteres Mal geschah nichts, außer das Viviane sich unwohl fühlte. Vielleicht war sie ja gar nicht magisch begabt, oder nicht genug, dass sie es nicht schaffte einen der vielen Zauberstäbe für sie zu interessieren.

"10 Inch, Drachenherzfaser, Esche. Vielleicht doch ein anderes Holz zur Abwechslung!"

Ein kleiner grüner Funken stob aus dem Stab und Viviane fing an zu grinsen. Doch als sie zu Mr. Ollivander hochsah, erkannte sie, dass er die Augenbrauen gerunzelt hatte und den Kopf schüttelte.

"Noch immer nicht der richtige, aber wir scheinen ihm auf der Spur zu sein, Miss Granger!"

Doch entgegen seinen Versprechungen schien dem nicht so. Egal welchen Stab er ihr in die Hand drückte, jedes Mal schüttelte er seinen halb kahlen Kopf und gab ihr einen weiteren. Viviane fragte sich ehrlich, ob es wohl überhaupt einen Stab geben würde, der sich sie als Herrin aussuchen würde.

Die Tür ging auf und das kleine Glöckchen klingelte erneut . Ein Luftzug strömte herein und die Nackenhaar des Mädchens stellten sich erneut auf, wie zu dem Zeitpunkt, als sie in den Laden getreten war. Als sie sich umdrehte sah sie in das lächelnde Gesicht eines Jungen in ihrem Alter. Er nickte ihr fröhlich zu und wandte sich dann an Mr. Ollivander, der mit gedämpfter Stimme meinte.

"Der junge Maness, wenn ich mich nicht irre?"

Viviane sah den Neuankömmling mit dem hell braunen Haar und den dunklen, eigentümlich aussehenden Augen nicken.

"Miss Granger? Wollen wir eine kleine Pause einlegen? Bis jetzt habe ich für alle Mitglieder der Maness' äußerst schnell den passenden Stab gefunden!"

Vivi zuckte die Achseln und Mr. Ollivander stellte ihr ein Glas Limonade auf die Theke, sowie einen kleinen dunklen Teller mit Keksen. Dann ploppte das Maßband aus dem nichts auf und nahm dem Jungen, wie vorher ihr die Maße ab. Sein Lächeln war geblieben und er sah nun wieder sie an.

"Auch erstes Jahr Hogwarts?"

Sie erwiderte sein offenes Lächeln und bemerkte es erst, nachdem es ihre Lippen umspielte.

"Ja! Allerdings!"

"Alle Mitglieder meiner Familie gehen auf diese Schule. Angeblich soll irgendeiner meiner Ahnen mit einer der ersten Schüler gewesen sein!"

Viviane nickte anerkennend

"Meine Mutter war dort! Aber ihre Eltern waren Muggel, also bin ich erst die zweite in meiner Familie!"

Er nickte dem Maßband dankend zu, als es seine Arbeit getan hatte und wieder verschwand.

"Dann ist dein Vater auch ein Muggel?"

Einen Moment lang wusste das Mädchen nichts, was sie darauf antworten sollte und schaute verwirrt und unsicher den fremden Jungen an. Er schien ihr Schweigen miss zudeuten, denn er setzte schnell hinzu:

"Ich hab nichts gegen Muggelgeborene! Wirklich nicht, entschuldige, wenn das so rüberkam!"

Er sah ehrlich betroffen aus, doch Vivi lächelte und en schüttelte den Kopf.

"Nein, das meinte ich nicht! Es ist nur so... weißt du, das einzige, was meine Mutter mir über ihn erzählt hat ist, dass er sie im vierten Monat schwanger verlassen hat... und... deshalb will ich eigentlich gar nicht mehr über ihn erfahren, verstehst du?"

Ihre Stimme war absichtlich so leise geblieben, dass nur er sie verstehen konnte. Misstrauisch beobachtete sie Mr. Ollivander, der noch immer etwas bestimmtes in seinen Regalen zu suchen schien.

"Also weiß ich ehrlich gesagt noch nicht einmal ob er ein Muggel oder ein Zauberer war!"

Sie lief leicht rosa an und betrachtete den mehr oder weniger interessanten Dreck zwischen ihren Fingernägeln.

"Keine Angst, ich werde es nicht weitererzählen, in Ordnung?"

Sie sah wieder hoch.

"Danke!"

Und einen Moment sahen sie sich nur lächelnd an, froh jemand anderen gefunden zu haben, den sie in dem fremden Internat wiedererkennen würden.

"Ich heiße Demian und du?"

Er reichte ihr die Hand und sie nahm sie an.

"Viviane!"

"Entschuldigt bitte die kleine Unterbrechung, Kinder, aber ich glaube, wir haben heute noch etwas vor. Hier bitte Mr. Maness. Einhornhaar, Lärche, 11 Inch, liegt gut in der Hand, perfekter Schwung!"

Doch zur Enttäuschung des Ladenbesitzers, schien die erhoffte Wirkung auszubleiben, nachdem Demian den Stab einmal geschwungen hatte. Sofort wurde er dem Jungen wieder abgenommen und durch einen anderen ersetzt.

"Drachherzfaser, Ahorn, 9 Inch!"

Doch auch dieser war nicht der richtige für Demian und auch der darauf nicht und auch nicht der darauf! Mr. Ollivander sah von einem Jugendlichen zum anderen.

"Ihr beiden macht mir wirklich Kopfzehrberechen. Da kommt vielleicht einmal ein schwieriger Fall innerhalb von 20 Jahren bei mir in den Laden und jetzt stehen hier gleich zwei vor mir!"

Er hatte eine empörte Miene aufgesetzt und Viviane konnte nicht anders als darüber lachen. Hier saß sie nun seit Ewigkeiten, wahrscheinlich schon wesentlich länger als die halbe Stunde, die ihre Mutter ihr gewährt hatte und knabberte an ein paar Keksen, zwischen all diesen Bergen von Zauberstäben, die für beide Kinder nicht dir richtigen zu sein schienen. Ohne dass ein Augenblick verstrich fielen Demian und Mr. Olliavder in ihren hellen Mädchenlachen ein. Und nach einer Weile heilloser Fröhlichkeit, funkelte eine Idee in den Augen des alten Mannes auf und er verschwand wieder zwischen seine Regale. Viviane wischte sich eine Träne aus den Augen und hielt sich noch immer den Bauch, als sie Demians nun plötzlich bitter ernsten Blick bemerkte.

"Was ist denn?"

Seine Augen hatten, auch wenn sie nicht glaubte, dass es möglich war einen noch dunkleren Farbton angenommen.

"Mach das nie wieder, verstanden?!"

Viviane blinzelte und lächelte unsicher. Eben war er ihr noch eigentlich ganz nett erschienen, doch die Blicke, die er ihr auf einmal zuwarf, schienen einem anderen Menschen zu gehören.

"Ähm.. und was hab ich bitte gemacht?"

Er wandte sich von ihr ab und schüttelte den Kopf. Seltsamer Junge, dachte Viviane, die merkte, wie ihre schlechte Laune erneut in ihr hochqualmte.

"Nein! Ehrlich! Ich meine.. weil ich gelacht habe, oder was?"

Er schenkte ihr keinen weiteren Blick und schon war Mr. Ollivander wieder zurück.

"Hier... irgendetwas sagt mir, dass könnte der richtige für dich sein, junger Mann. Ungewöhnlich für einen Maness, aber dennoch!"

Er reichte den Stab an Demian weiter.

"Einhornhaar, Stechpalme, 12 Inch!"

Und sofort, als der Junge das weiße Holz berührte schien durch das Zimmer ein kalter Luftzog zu strömen und das Licht, des schon bereits düsteren Raumes wurde um eine weitere Nuance dunkler.

"Wow!"

Entkam dem Mund des Jungen, während Mr. Ollivander nur ein Lächeln für die beiden jungen Zauberer übrig hatte.

Wenige Augenblicke später hatte sich Demian kalt von Viviane verabschiedet, die noch immer nicht recht verstand, was sie getan hatte, um so ein Verhalten zu verdienen? Wütend sah sie ihm nach, als er den Laden verließ und schüttelte ungläubig die Locken. Manchen ist einfach nicht zu helfen! Dachte sie ein wenig wehmütig den netten Jungen falsch eingeschätzt zu haben. Irgendwie wäre ihr der Gedanke an Hogwarts gar nicht mehr ganz so schrecklich vorgekommen, hätte sie zumindest gewusst, dass sie jemanden dort bereits schon kennen würde.

"Nun sind nur noch wir übrig, was Miss Granger?"

Viviane seufzte und schluckte die letzten Kekskrümel herunter, bevor ihr Blick auf den Stab fiel, an dem Mr. Olivander bei ihrem Eintreten gearbeitet hatte.

"Ist das eine Bestellung oder ist er kaputt?"

Fragte sie auf das wertvolle Holzstück deutend. Der alte Mann hob eine Augenbraue und sah von ihr auf den Stab und wieder zurück in ihr Gesicht.

"Nein, nein! Weder noch! Er ist gestern Abend fertig geworden! Ich habe ihn nur ein letztes Mal untersucht, das ist bereits alles!"

Von einem Fuß auf den andern tappend, legte sie den Kopf schief und versuchte unschuldig zu klingen.

"Ähm.. kann ich ihn einmal.. ausprobieren?"

Ein ernster, missbilligender Blick erschien auf Mr. Ollivanders Gesicht.

"Der ist nichts für kleine Mädchen! Zu schwer für deine zarten Hände und außerdem,... Eibe ist kein Holz für Kinder!"

Viviane zuckte die Achseln.

"Aber es kann doch nicht schaden ihn auszuprobieren, oder?"

Sie mochte den Stab, hatte ihn eine ganze Weile betrachtet, während der ergraute Verkäufer hinten in den Regalen gewühlt hatte. Und irgendwie würde sie das Holz dazu kriegen sie auch zu mögen! Selbstsicher hob sie etwas ihr Kinn an und wartete darauf, dass Mr. Ollivander ihr den Stab reichte. Kopfschüttelnd legte er ihn ihr in die Hände. Tief durchatmend gab sie dem Holz einen kleinen Wisch aus dem Handgelenk heraus, nichts geschah. Sie blinzelte, biss sich auf die Unterlippe, ignorierte die fordernde Hand des Ladenbesitzers und gab den Zauberstab eine weiteren Versuch. Ein kleiner Fluss grüner und silbernder, schwarzer und weißer Funken kam aus seiner Spitze und mit einem Mal hörte sie ein angenehmes Summen um sich herum.

"Ha!"

Stieß sie hervor, während Mr. Ollivander ungläubig kopfschütteln sich am anderen Ende auf einen Stuhl niederließ.

"Drachenherzfaser, Eibe 13 Inch! Er ist eindeutig zu groß für eine Erstklässlerin, aber... nun er scheint der richtige Stab für dich zu sein! Sei aber vorsichtig! Ich habe es ernst gemeint, als ich sagte Eibe ist kein Holz für junge Mädchen! "

Lächelnd schob sie ihn die sieben Galleonen für ihren neuen Besitz zu und verabschiedete sich unbekümmert. Ha! Dachte sie erneut triumphierend. Stäbe sollten sich also ihre Besitzer aussuchen? Nein, diesen hier hatte sie sich ausgesucht und nicht umgekehrt, da konnte ihr der alte Mann erzählen, was er wollte.

*

"Mama?"

Viviane zupfte am Ärmel der hochgewachsenen Frau, die sich angeregt mit einer älteren Hexe über irgendein dem Mädchen unbekanntes Buch über die Wunder der modernen Hexerei unterhielt. Ihre Mutter schien sich nicht im mindesten durch das Kind stören zu lassen.

"Mama!"

Erst als die ihre Gegenüber innehielt und mit dem Spitzhut auf Vivi zeigte, bemerkte Hermione ihre Tochter. Lächelnd drehte sie sich zu ihr.

"Oh, hallo mein Schatz! Bist du schon wieder da! Das ging aber schnell! Warum hast du nicht bei Madame Malkins auf mich gewartet?"

Das Gesicht des Mädchens wurde düster und sie verschränkte die Arme, bevor sie zähneknirschend erwiderte:

"Habe ich. Fünunddreißig Minuten um genau zu sein! Wir hatten uns um zwei treffen wollen, jetzt ist es halb fünf!"

Hermione sah etwas zu oft mit den Augenlidern plinkernd auf Viviane hinab.

"Nein ehrlich, schon so spät?"

Das Mädchen schnaubte und schüttelte den Kopf. Sie kannte das bereits aus vielen anderen Gelegenheiten bei denen ihre Mutter über ein interessantes Buch oder Gespräch die Zeit vergessen hatte.

"Wo hast du Tante Ginny und ihre Bälger gelassen?"

Ihre Mutter entschuldigte sich bei der Dame und verabschiedete sich höflich, bevor sie ihre Tochter zur Tür hinaus schob und ihr eine schwere Einkaufstasche reichte.

"Hier und Ginny ist bereits gegangen! Frag mich nicht wann genau, irgendwann hat sie sich verabschiedet!"

Sie eilten durch den Nieselregen und erreichten schon nach wenigen Augeblicke den nahen Laden, in denen sie die Roben für Viviane bekommen würde. Schon schloss sich die Tür hinter ihnen, als bereits eine mollige Hexe auf sie zukam und freundlich fragte, womit sie dienlich sein konnte.

*

Viviane betrachtet sich munter im großen Spiegel ihres Zimmers. Crookshank miaute wohlwollend und strich um ihre Beine. Der spitze schwarze Hut stand ihr ausgezeichnet, fand das kleine Mädchen und lächelte mit ihren kleinen weißen Zähnen ihr Spiegelbild an. Laut hörte sie ihre Mutter seufzen.

"Ein Glück, dass du nicht meine Zähne geerbt hast!"

Vivi sah auf und ihr fröhliches Lächeln verblasste. Plötzlich erinnerte sie sich wieder an ihre peinliche Begegnung mit Demian und sie konnte nicht umhin die brennende Frage, die ihr seit dem auf der Seele lastete zu stellen.

"War er ein Muggel Mama? Ich meine ..Papa.. war er ein Muggel oder nicht?"

Hermione blinzelte verwirrt und Vivi konnte nicht umher schief zu lächeln. Sie wusste warum ihre Mütter so überrascht über die Frage war. Schließlich war das die erste Mal in ihrem Lebens, dass sie etwas über den Mann, der ihr Vater war, wissen wollte. Hermione Granger verschränkte sie Arme vor der Brust.

"Nein nein.. er war Zauberer, Kleines!"

Viviane nickte ausdruckslos und wandte den Blick zurück zum Spiegel, unsicher, ob sie noch mehr fragen wollte. Bis jetzt hatte sie auch gut ohne Vater leben zu können. Eine Mutter zu ertragen war schließlich schwer genug. Außerdem war er ein Schwein. Schließlich hatte er sie noch bevor sie überhaupt auf der Welt war (und dieser beweisen konnte, was für ein Ekelpaket sie war) verlassen und ebenso ihre Mutter. Sturmgraue Augen sahen sie aus dem dunklen Spiegel heraus an. Das waren nicht die warmen ihrer Mutter, das waren fremde Augen. Hässliche, kalte fremde Augen. Nein, sie wollte nicht mehr über ihn wissen! Wahrscheinlich war er genauso ein Ekel wie sie selbst, schließlich musste das ja irgendwoher gekommen sein, nachdem ihre Mutter so ein Geduldsengel war und eigentlich nie über irgendjemanden ein böses Wort verloren hatte. Ihre Augen glitten über den Schmollmund ihres Abbildes und gegen ihren Willen fühlte sie einen dicken Klos ihren Hals hoch krabbeln. Wütend unterdrückte sie die Tränen, die ihr aus den Äuglein treten wollten.

"Ich geh dann mal schlafen!"

Viviane nahm ihren neuen Spitzhut ab, betrachtet ihn noch immer traurig, wenn auch nicht im besonderen über den Hut und zog die Robe aus.

"Warte! Du hast mir noch gar nicht deine Zauberstab gezeigt!"

Hielt ihre Mama sie betont fröhlich auf. Vivis Laune schwenkte augenblicklich in eine bessere um. Ja, der Zauberstab! Sie war so verdammt stolz auf das Teil, dass sie sofort losstrümte und die Schachtel aus ihrem Zimmer holte. Mit einem Katzengrinsen, dass Crookshanks alle Ehre gemacht hätte, präsentierte sie ihrer Mutter das Stück Holz. Miss Hermione Granger nahm ihrem Kind den wertvollen Stab ab und betrachtete ihn nachdenklich, während Viviane unbeirrt kommentierte:

"Drachenherzfaser, Eibe, 13 Inch!"

Ihre Mutter wog den Zauberstab in ihrer Hand.

"Ist der nicht etwas zu schwer für dich, Viviane? Und Eibe? Das ist doch wirklich kein Holz....."

"Für ein kleines Mädchen, ich weiß! Das hat Mr. Ollivander auch gesagt, nachdem wir schon eine halbe Ewigkeit nach dem richtigen für mich gesucht haben!"

Meinte Viviane und bemühte sich beiläufig zu klingen, obwohl es ihr nicht gelang die triumphartige Aufregung aus ihrem Ton zu halten. Lässig nahm sie ihrer Mutter ihren Stab aus der Hand und betrachtete ihn zum hundertdreiundfünfzigsten Mal an diesem Abend eingehend.

"Ich mag ihn! Und wenn er der richtige ist, dann wird er schon nicht zu schwer sein!"

Ihre Mutter lächelte geduldig und strich ihrem Kind das wilde Haar aus dem nachdenklichen Gesicht.

"In Ordnung! Mr. Ollivander weiß, was er tut und da er ihn dir schließlich verkauft hat.. nun wir werden einfach sehen!"