Disclaimer in Teil 1

Danny's Sohn

Teil 3

Daniel war nervös. Heute brachte Evelyn zu ersten Mal einen Verehrer mit nach Hause und er wollte einen bestmöglichen Eindruck hinterlassen. Auf keinen Fall wollte er sie blamieren, daher versuchte er sich zu erinnern, was er in seiner Jugend am Verhalten seiner Eltern peinlich gefunden hatte. Eigentlich alles, gestand er sich ein.

Unruhig zupfte er an der Krawatte herum. Angelina hatte ihm seinen besten Anzug herausgelegt und ihm sanft bedeutet, sich endlich anzuziehen. Er hatte ihr ein dankbares Lächeln geschenkt, bevor sie entschwebt war, um am Essen den letzten Schliff anzubringen. Sie war eine exzellente Köchin und Daniel wünschte plötzlich er hätte ein annähernd ähnliches Talent wenn es darum ging ein Gespräch anzufangen.

Er hoffte es würde den jungen Mann nicht abschrecken, dass Evelyn nicht seine leibliche Tochter war. Leider Gottes hatten sie damit schon schlechte Erfahrungen gemacht, denn auch in einer Stadt, wie Boston war Klatsch eine beliebte Beschäftigung.

Kurz nach Evelyns Geburt hatte es niederträchtige Gerüchte über ihre Herkunft gegeben. Nicht wenige Leute hatten behauptet, sie wäre doch seine Tochter, weil sie seine Farben geerbt hatte. Ihr leiblicher Vater war so blond gewesen, wie die Sonne hell. Und ihre Mutter auch.

Wie dem auch sei, Daniel wusste, dass er nicht der Vater sein konnte. Und Angelina hatte ihm erklärt, dass ihr verstorbener erster Mann der Vater sei. Daniel hatte ihre Aussage niemals angezweifelt und würde es auch in Zukunft nicht tun. Schließlich waren auch seine Eltern beide blond gewesen.

Auf dem Weg ins Esszimmer blieb er noch einmal vor dem Spiegel stehen und musterte seine Erscheinung. In dem Anzug fand er sich alt. Seine bevorzugte Kleidung neben der Uniform der United States Army waren immer noch Jeans und die altbewährte Pilotenjacke. Aber der Mann im Spiegel kam ihm ohnehin fremd vor. Was war aus seinen Träumen geworden? Rafe und er hatten große Pläne gehabt. Rafe...

Danny sah den Mann im Spiegel den Kopf schütteln über seine Klage. Vorsichtig tastete er über die Narbe an seiner Kehle, die er zurückbehalten hatte, als seine Staffel im von Japanern besetzten China runtergegangen war. Das war eine andere Zeit gewesen, eine andere Welt. Er hatte noch andere Narben, die seinen jugendlichen Enthusiasmus bezeugten.

Aber die Narben auf seiner Seele kannte nur Angelina, die ihn nach dem verheerenden Absturz gesundgepflegt hatte. Er hatte damals nicht damit gerechnet, die Augen jemals wieder zu öffnen. Manchmal hörte er im Traum immer noch Rafes verzweifeltes Betteln, er möge durchhalten.

Daniel war damals gestorben. Für die Welt. Aber er selbst hatte einen harten Kampf um sein Leben ausgefochten, den er letztendlich gewonnen hatte. Er würde dem chinesischen Soldaten, der seine Lebenszeichen entdeckt hatte ewig dankbar sein.

Allerdings lag die Bürde, dass seine Freunde und Familie nun annahmen, dass er tot war, immer noch schwer auf seinen Schultern. Der chinesische Soldat hatte ihn nämlich nicht ins amerikanische Lazarett gebracht, sondern zu seiner Familie. Später erst hatte man ihn zur amerikanischen Botschaft gebracht, wo er die verwitwete und hochschwangere Angelina getroffen hatte.

Der für Daniel bestimmte Sarg war mit einer unidentifizierten männlichen Leiche gefüllt worden, die an seiner Statt in Amerika beigesetzt worden war...

"Daniel, gehst Du zur Tür?"

Kopfschüttelnd verabschiedete Daniel sich von seinem Spiegelbild. Jetzt war nicht die Zeit in Erinnerungen zu schwelgen. Alles was jetzt zählte war Evelyn und ihr Freund. Der hoffentlich am späteren Abend auch noch ihr Freund sein würde.

"Ja, Angel."

Tbc