Ü/N: Ein ganz dickes Knuddel an meine Beta Maria. Vielen Lieben Dank!
Und danke für die reichlichen Reviews die ihr geschrieben habt. Es geht auch schon mit dem 3. Kapitel weiter.

Kapitel 3

Harry wachte mit einem Ächzen auf. Er fühlte sich merkwürdig wohl. Nein, er war definitiv nicht bei den Dursleys. Seine Augen schnappten auf als er sich an die gestrigen Ereignisse erinnerte: Das Feuer, Lady Shiara, Snape...

Harry versuchte sich aufrecht hinzusetzen, wich jedoch zurück als der Schmerz durch seinen Körper schoss. Die Prellungen, die von seinem Onkel herrührten, waren auf seiner bleichen Haut sichtbarer als sonst. Außerdem war er nicht in der Verfassung etwas zu essen. Nicht nach diesem Traum...

Er erschauderte, als er sich den Traum ins Gedächtnis zurückrief. Er musste den Tod von Cedric und Sirius wieder erleben; hatten ihn angeklagt sie umgebracht zu haben. Er hatte sich schrecklich gefühlt, geblendet aufgeschrieen, als sein Pate abermals vornüber stürzte, quer durch den Raum glitt und unter dem Schleier aus dem Blick verschwand, als Voldemorts kühle Stimme verklang:

Töte den Überflüssigen.

Harry erschauderte unwillkürlich. Es kam ihm so vor, als würde Cedric nichts bedeuten. Als wenn der Hufflepuff nicht anderes war als ein Überflüssiger, ein Fehler. Wieder einmal brannte seine Narbe, von Zeit zu Zeit lästig prickelnd. Doch das Schlimmste von allem war, dass Snape ihn gesehen hatte, wie er sich im Traum wand, seine Schwäche gesehen, hörte seine Schreie und sein weinen.

Die Uhr läutete das Frühstück ein, doch Harry ignorierte es deutlich. Er wollte nicht essen, wollte Snape nicht begegnen. Und außerdem war es ja nicht so, dass er ohne hinzufallen aufstehen könnte.

Es war äußerst langweilig. Zum Glück schmückten Bücherregale und Bücher die Flanke des Raumes. Er spähte nach dem Buchdeckel. Er sah ein Buch mit dem Titel: "Zaubertränke: Die Kunst des Zaubertrank Brauens."‚Ha!', dachte Harry bitter. ‚Stell dir vor, wenn Snape wüsste, dass Harry Potter in seiner Bibliothek sitzt und von allen Sachen ausgerechnet über Zaubertränke las.' Er erhob seine Stimme und rief: „Accio Zaubertrankbuch!"

Ein Dutzend verschiedener Bücher flogen quer durch den Raum und landeten direkt vor Harry. Er nahm ein ganz spezielles Buch heraus und verbannte den Rest der Bücher zurück quer durch den Raum, ohne einen weiteren Gedanken daran zu verlieren.

Er schnippte das Buch, welches er gewählt hatte, auf und blätterte zur ersten Seite. Er war ungefähr am lesen, als er plötzlich versteinert inne hielt. Die Erkenntnis traf ihn mit der Wucht einer Steinwand. Er hatte es geschafft das Buch ohne Zauberstab herbeizurufen! Er fasste seine gesamte Stärke auf und versuchte es erneut. „Accio Pergament!"

Das übrig gebliebene Pergamentstück flog in seine wartende Hand. Harry starrte es ungläubig an. ‚Interessant!', dachte er amüsiert. ‚Vielleicht funktioniert es ja nur bei Sammel- und Bannzauber.' Um seine Theorie zu überprüfen, hob er seine Hand und konzentrierte sich auf das Zaubertrankbuch mit fester Stimme sagte er: „Wingardium Leviosa!"Zu seiner Überraschung flog das Buch hoch in die Luft.

Nach kurzer Übungszeit, konnte Harrys bereits die meisten Zaubersprüche, die er bis jetzt in der Schule gelernt hatte, dennoch kostete es ihn eine Menge an Energie und Kraft. Er seufzte, als ihm bewusst wurde, dass die zauberstablose Magie, ihm eines Tages nützlich werden könnte. Tief in seinem Herz verborgen, wusste er, dass er eines Tages Voldemort begegnen und besiegen musste. Und er würde jede Hilfe benötigen, die er kriegen konnte.

Seufzend öffnete er das Buch und begann darin zu lesen.

Severus wartete geduldig auf die Ankunft von Albus. Er hatte dem Schulleiter über Sebastien eine Eule geschickt und Albus war damit einverstanden gewesen ihn zu treffen.

Und Sebastien. Er wollte es sich nicht eingestehen, doch machte er sich um den Jungen Sorgen. Es war bereits Mittagszeit und der Junge war nicht zum Frühstück oder Mittag erschienen.

Es gab einen Knall im Feuer und Albus Dumbledore trat aus dem Kamin. Die Robe flatterte majestätisch.

„Ah, guten Abend, Severus. Wie schön dich zu sehen!"

„Guten Abend, Schulleiter!", knurrte Severus. Er ärgerte sich über den Optimismus und die Fröhlichkeit von Albus.

„Ich erhielt deine Eule bezüglich Sebastiens."Setzte Albus fort. „Kann ich ihn sehen?"

„Natürlich!"

Er läutete eine Glocke und schickte einen Hauselfen um Sebastien holen zu gehen. Er beobachtete, wie eine Minute später der Junge in den Raum spazierte. Für einen Moment blitzte Überraschung über die Gesichtszüge des Kindes. Dann war sie weg, so schnell wie sie gekommen war.

„Sebastien.", sagte Severus. „Das ist Albus Dumbledore, Schulleiter von Hogwarts, Schule für Hexerei und Zauberei."

„Guten Abend, Professor Dumbledore."

Das war etwas in dieser Stimme, die Tonlage, der schlichtweg bekannt klang. Severus schüttelte mit dem Kopf und konzentrierte sich auf Albus' Stimme.

„...ich werde dir ein paar Fragen stellen müssen. Beantworte sie, wenn du kannst!", sagte Dumbledore in dem Moment.

„Ja, Sir!"Sebastien nickte verstehend. Seine Augen verrieten keinerlei Emotionen.

„Wie ist dein vollständiger Name und wer sind deine Eltern?"

„Mein Name ist Sebastien.", antwortete der Junge. „Ich bin ein Waise. Ich erinnere mich nicht mehr, wer mich großgezogen hat, daher kenne ich meinen Nachnamen auch nicht."

Dumbledore nickte. „Wie alt bist du?"

„Sechzehn, Sir!"

„Ich nehme mal an, dass du keine Ahnung hast, wie du in Snape Manor gelandet bist?"Die Augen des Schulleiters zwinkerten fröhlich.

„Das ist richtig!"

„Gut, gut. Jetzt wirst du fürs erste bei Severus bleiben. In ein paar Wochen wirst du nach Hogwarts gehen und die Schulausbildung in der sechsten Klasse absolvieren. Bis zum Schuljahresbeginn, musst du dir einen entsprechenden Nachnamen für dich überlegt haben. Du bist nun entlassen!"

„Danke, Sir!"Der Junge verließ eiligst den Raum.

„Severus.", sagte Dumbledore. „Du musst in Gegenwart von Sebastien, mit dem was du sagst und tust, vorsichtig sein. Er ist ein sehr sensibles Kind. Er hat viel mehr erlebt, als du dir jemals vorstellen kannst."

Severus schaute den Schulleiter neugierig an. Woher wusste Albus das jetzt schon wieder? „Du wirst ihn über die Narben und Prellungen fragen müssen. Doch sei behutsam und ermutigend; er ist kein normales Kind. Und du wirst ihm, bis Schuljahresbeginn, in den verschiedensten Lehrfächern unterrichten müssen." Albus holte eine kleine, silberne Taschenuhr hervor und warf einen Blick darauf. „Ach du meine Güte! Ich muss nun wirklich gehen. Auf Wiedersehen, Severus." Der Schulleiter nahm eine handvoll Flohpulver, trat ins Feuer und verschwand.

Seufzend ging Severus zurück um seine Papiere zu sortieren.

Um sieben Uhr abends, spürte Harry ein wenig Hunger und ging die Treppen runter, um sich was zu essen.

Nach dem Essen wollte er gerade zurück zu seinem Raum gehen, als Severus ihn aufhielt. „Sebastien, ich wünsche mit dir zu sprechen!"

„Ja, Sir!", antwortete er. Seine Stimme war emotionslos und zeugte nicht von seiner Neugierde. „Was gibt's?"

„Ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, aber dennoch muss ich fragen. Wie bist du an die Narben und Prellungen gekommen? Sebastien, wenn ich dir helfen soll, muss ich es wissen!"

Bei dieser Frage versteifte sich Harry. Panik stieg in seiner Brust auf, als die Bilder von Onkel Vernon ins Gedächtnis trat: die Schärfe, das Küchenmesser, welches sich in seine Brust schneidet, der Blick grausamen Entzückens auf Vernons Gesicht, das Sausen der Peitsche, ihn gnadenlos schlagend, wieder und wieder...

„Antworte mir, Junge!"Snapes Stimme war laut und klang verärgert.

Harry zuckte zusammen, als die Stimme, wie die seines Onkels, in der Luft verklang. Aus Gewohnheit heraus, erhob er seine Arme schützend vors Gesicht, bereit den Schlag, der kommen würde, dass wusste er, abzuwehren. Er begann zu zittern. ‚Nein!', dachte er. ‚Nicht vor Snape!' Doch es half alles nichts. Er zitterte wie Espenlaub, als er sich an den Schmerz und das Leid erinnerte...

Plötzlich konnte er nicht mehr standhalten. Ohne dass er Snapes Rufe nach ihm wahrnahm, rannte er aus dem Raum und verschwand unten in der Halle.

„Ich weiß, dass du nicht darüber reden willst, aber dennoch muss ich fragen. Wie bist du an die Narben und Prellungen gekommen? Sebastien, wenn ich dir helfen soll, muss ich es wissen!"Severus versuchte seine Stimme so ruhig wie möglich zu halten. Er bemerkte nicht, wie der Junge sich auf einmal versteifte.

Nach einigen Minuten des Wartens, begann der Zaubertränke Meister ärgerlich zu werden. Was dachte sich der Junge dabei ihn zu ignorieren? „Antworte mir, Junge!", bellte er.

Dieses Mal war die Reaktion offensichtlich. Der Junge kauerte sich zusammen, duckte sich als er seine Hände vors Gesicht warf. Severus verfluchte sich selbst für seine Vergesslichkeit. Hatte Albus ihn nicht gerade erst darum gebeten, den anderen nicht zu bedrängen und vorsichtig zu sein?

„Sebastien, Sebastien...", rief er. Seine Stimme hielt er weich und beruhigend und ließ die übliche Note der Drohung gänzlich weg.

Der Junge schien ihn nicht zu hören. Plötzlich bewegte sich das Kind und rannte aus dem Raum. Severus folgte ihm sofort.

Er fand den Jungen in einer Ecke der Bibliothek. In einem Ball zusammen gerollt, zitterte er.

„Sebastien, es ist okay, du bist sicher..."Severus streckte den Arm aus und legte seine Hand ungewiss auf die Schulter des Jungen.

Sebastien schien ängstlich und zuckte unter seiner Berührung zusammen. Wimmernd rollte er sich nur noch mehr zusammen. Er umklammerte seine Knie und zog sie bis zur Brust hoch.

„Sebastien.", sagte Severus erneut. „Es ist okay, niemand wird dir was antun..."

Die Worte hatten überhaupt keinen Effekt auf den Jungen. Wenn überhaupt möglich rollte der Junge sich nur noch mehr zusammen.

Severus verließ den Raum und brachte kurz darauf eine Flasche des Beruhigungstranks mit. Er ging zum Jungen hinüber wurde jedoch plötzlich gestoppt. Vorsichtig betrachtete er den Jungen und sah, dass er einen Schild um sich herum geschaffen hatte. Severus zog seinen Zauberstab und sprach einen Gegenspruch, der das Schild aufhob.

Als er versuchte, sich dem Jungen anzunähern, schrie er auf. Ein blaues Licht erschien wie aus dem Nichts und schlug den Zaubertränke Meister in die Brust. Der Schlag schmiss ihn an die Wand.

Der blaue Lichtstrahl umkreiste und umkreiste den weinenden Jungen. Das blaue Licht wirbelte und wurde immer schneller und schneller...

In dem Moment, wo Severus aufschaute, war das blaue Licht verblasst und an der Stelle, an der bis eben noch der Junge gesessen hatte, gab es nichts mehr. Sebastien war verschwunden.