Danke für die bisherige Resonanz. Kritik, positive und (gerade auch) negative sowie
Anregungen sind willkommen. - Hier kommt nun die Fortsetzung bzw. der Abschluss der
Geschichte (Kapitel 2).
Sorry, dass es so lange gedauert hat...
Anzar
Das Summen des Transporters verblasste langsam und Martin Riggs ließ seinen Blick mit gemischten Gefühlen umherschweifen. Wieder fragte er sich, warum er sich zu diesem Auftrag hatte überreden lassen. Aber was geschehen war, war geschehen und so sah er sich vier Starfleet-Offizieren in Gala-Uniformen gegenüber. Mit dem geübten Blick des Reporters schätze er die Personen der Reihe nach ab.
Wie es seiner Gewohnheit entsprach, hatte er sich zuvor ausführlich informiert und so konnte er die Streifen an den Ärmeln fast mühelos den dazugehörigen Rängen zuordnen. Den Menschen, den er in der gesamten Galaxie am meisten hasste, erkannte er sofort. Kirk war kleiner, als er erwartet hatte. Lächelnd trat der vor.
"Willkommen auf der Enterprise, Mr. Riggs. Es ist uns eine Ehre, Sie an Bord begrüßen zu dürfen. Ich bin James T. Kirk, Captain der Enterprise. Das", er deutete auf den Vulkanier, "ist mein Erster und Wissenschaftlicher Offizier, Mr. Spock."
Kirk drehte sich um und wies auf einen mürrisch dreinblickenden Mann. "Der Erste Medo-Offizier der Enterprise, Dr. McCoy und", dabei auf den letzten Mann deutend, "Chefingenieur Scott." Riggs Blick blieb einen Moment auf dem Chefingenieur haften, der statt einer Uniformhose einen Rock trug. Wie lächerlich! Hoffentlich waren seine Fähigkeiten besser als sein Geschmack. Immerhin hatte Mr. Scott es geschafft, den Transporter korrekt zu bedienen. Das alleine war ja wohl schon mehr, als man erwarten durfte.
Der Arzt war Riggs auf Anhieb am sympathischsten - sofern ein Starfleet-Offizier überhaupt sympathisch sein konnte. Er schien sich in seiner Gala-Uniform extrem unwohl zu fühlen und schaffte es nur mäßig, diese Tatsache zu verbergen. Über den Vulkanier ließ sich erwartungsgemäß am wenigsten sagen. Die starren Gesichtszüge des Ersten Offiziers sahen so aus wie das jedes anderen Vulkaniers, den Riggs bis dahin getroffen hatte. In gewisser Weise war Riggs davon jedoch überrascht, hatte er doch etwas von einer menschlichen Mutter gelesen.
Und dann war da noch Kirk selbst, der selbstgerechte Junge vom Lande, der sein Leben ruiniert hatte. Kirk wirkte nicht nur kleiner, als er erwartet hatte, sondern auch jünger; Riggs wusste, dass Kirk vier Jahre jünger war als er selbst, aber ein Teil von ihm hatte gehofft, dass Kirk vor seiner Zeit gealtert war. Aber nicht einmal das war ihm vergönnt. Hätte er ihn auf der Straße getroffen, nie im Leben hätte er es für möglich gehalten, dass er mehr war als ein einfacher Lieutnant. Aber, erinnerte sich Riggs bitter, jemand, der über Leichen geht, fällt leicht die Karriereleiter hinauf.
Die erste Analyse hatte nur wenige Augenblicke in Anspruch genommen. Riggs war sich bewusst, was von ihm erwartet wurde. Also zwang er seine Gesichtszüge in ein Lächeln und sagte: "Danke Captain. Ich habe eine lange Reise hinter mir, Sie werden sicherlich verstehen, wenn ich zuerst mein Quartier aufsuchen möchte."
"Natürlich. Mr. Spock wird Ihnen den Weg zeigen. Heute Abend haben wir einen Empfang vorbereitet, bei dem Sie die übrigen Führungsoffiziere kennen lernen werden. Morgen früh können Sie das Schiff besichtigen, sofern Sie es wünschen."
Riggs neigte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, leicht den Kopf. Damit war der erste offizielle Teil beendet und alle verließen den Transporterraum. Erst jetzt wurde sich Riggs bewusst, wie angespannt er gewesen war. Langsam und mit der Aufmerksamkeit einer Radarfalle trottete er hinter dem Vulkanier her, der sich nicht die Mühe machte, die Zeit mit Smalltalk zu überbrücken.
Die Gänge des Raumschiffs erschienen ihm endlos und erst jetzt dämmerte ihm, wie groß dieses Raumschiff wirklich war. Als Journalist wusste er natürlich, dass es einen Unterschied zwischen Fakten und dem tatsächlichen Erleben der Umstände war, aber auch er konnte nicht umhin, von der schieren Größe beeindruckt zu sein. Nach einer ganzen Ewigkeit, die sie in einem scheinbaren Zick-Zack-Kurs durch die Gänge und an zahlreichen Crew-Mitgliedern vorbei gegangen waren, hielt der Erste Offizier vor einer Tür an.
Riggs fiel auf, dass hier wesentlich weniger Leute vorbeiliefen und Spock erklärte daraufhin, dass Deck 5 nur die Quartiere der Gäste und Führungsoffiziere enthielt und deshalb logischerweise weniger Personen hier entlang kamen.
Schließlich verabschiedete sich der Erste Offizier nachdem er ihm mitgeteilt hatte, ein Crew-Mitglied würde ihn um 19.00 zum Abendessen in die Offiziers-Messe begleiten.
Erleichtert genoss Riggs die Einsamkeit des Quartiers, das durchaus als luxuriös zu bezeichnen war. Es bestand aus zwei großzügig bemessenen Räumen und einer Hygienezelle. Er hatte schon bedeutend schlechter gewohnt. Sein Gepäck stand - uneingepackt, wie er es verlangt hatte - an einer Wand. Doch noch immer schaffte er es nicht, die Anspannung ganz aus seinem Körper zu vertreiben.
Er erinnerte sich noch gut an die Unterredung mit seinem Chefredakteur und dass er Olav zu Anfang für verrückt erklärt hatte. Aber Olav hatte natürlich nicht nachgegeben.
"Es wird Zeit, dass du dich deinen Problemen stellst."
"Vielleicht will ich mich ihnen nicht stellen", hatte er trotzig geantwortet.
"Du bist ein guter Journalist, einer der besten, die es gibt. Du hast alle Preise gewonnen, von denen ein Journalist nur träumen kann. All das hast du nicht erreicht, weil du voreingenommen warst."
"Mit Starfleet ist das etwas anderes."
"Ich kenne dein Problem ja. Sieh es so: ich gebe dir die Möglichkeit abzurechnen. Begleite die Enterprise auf ein paar Missionen, so lange du möchtest. Verschaffe dir einen Eindruck und schreibe mir einen spannenden Artikel darüber. Oder noch besser mehrere. Ob positiv oder negativ ist mir egal. Hauptsache, es interessiert die Leser. Wann sonst hast du die Möglichkeit, mit deinem Erzfeind abzurechnen?"
Das schließlich hatte wohl den Ausschlag gegeben. Riggs musst zugeben, dass er schon angefangen hatte, einige Artikel vorzuformulieren und das wenigste darin war schmeichelhaft. Gleichzeitig sah er sich mit seinen Prinzipien konfrontiert. Er war tatsächlich nicht zu dem geworden, der er heute war, weil er sich von Vorurteilen leiten ließ, so berechtigt sie auch sein mochten. Vielleicht war er deshalb so angespannt. Er WOLLTE etwas finden, was Starfleet im Allgemeinen und Kirk im Besonderen belastete, aber er hatte Angst davor, seine Meinung ändern zu müssen. Ja, es war an der Zeit, sich seinen Geistern zu stellen.
Pünktlich um 1900 summte es an der Tür. Riggs war vorbereitet und erhob sich rasch. Mit der Hand glättete er seine Tunika, die ihn, wie er wusste, nicht nur auffallend gut kleidete sondern die auch noch einige praktische Nebeneffekte besaß. In den Stoff waren feinste Sensoren eingearbeitet, die weder bei oberflächlicher noch bei gründlicher Analyse auffielen. Man hätte schon wissen müssen, wonach man suchen wollte, um sie zu entdecken. Er besaß mehrere Kleidungsstücke dieser Art und sie hatten ihm schon oft einen guten Dienst erwiesen. Außerdem hatte er einige winzige aber sehr faszinierende Mini-Kameras in der Hosentasche, alle nur daumennagelgroß. Er plante, sie an strategisch günstigen Plätzen zu deponieren, um immer auf dem Laufenden zu sein. Auf der Brücke zum Beispiel oder in der Krankenstation. Wissen war Macht.
Als er die Tür öffnete, stand ein junger und für seinen Geschmack etwas übereifriger Fähnrich vor ihm. Er stellte sich als Pavel Chekov vor und erklärte stolz, dass er der alpha-Schicht-Navigator auf der Brücke war. Ein Fähnrich mit einer so wichtigen Position zu betrauen erschien Riggs nicht gerade angebracht, aber er verdrängte den Gedanken lieber, bevor er sich allzu intensiv damit auseinander setzte. Wer wollte schon wissen, wann er in einen Planeten navigiert wurde…
"Es ist mir eine besondere Ehre, Sie kennen zu lernen, Sir", erklärte Chekov gerade, während sie um eine Ecke bogen. Er betonte das R sehr stark und fuhr fort:
"Ich bewundere ihre Berichte, alleine der von der Sklavenarbeit auf Naguru war einfach umwerfend."
"Ich würde es nicht gerade als umwerfend bezeichnen, wenn Menschen zu Tode geschindet werden."
Der junge Fähnrich setzte ein betretenes Gesicht auf.
"Natürlich Sir. Sie haben Recht."
Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Riggs wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und versuchte, dass Gespräch wieder in Gang zu bringen.
"Sind sie schon lange auf dem Schiff?"
"Ein Jahr."
"Und wie gefällt es Ihnen?"
"Es ist das Beste, was mir passieren konnte. Die Enterprise ist das Flagschiff und es ist eine Ehre, unter Captain Kirk dienen zu dürfen."
Riggs lächelte säuerlich. Die Begeisterung des jungen Mannes war geradezu widerwärtig.
"Natürlich - Sie sind also der Navigator?"
"Ja, Sir. Wussten Sie, dass die ersten Hilfsmittel zur Navigation in Russland erfunden wurden?"
"Russland? Ist das eine Region ihres Heimatplaneten."
Chekov schien ein wenig beleidigt zu sein, dass jemand nicht zu wissen schien, wo Russland lag.
"Ja, es liegt auf der Erde. Woher kommen Sie denn?"
"Von Senurum."
"Ah." Wie erwartet zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes Ratlosigkeit ab und den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Riggs Bedarf an freundlicher Konversation war vorerst gedeckt.
Bei dem Empfang lernte Riggs die anderen Führungsoffiziere kennen und vereinbarte mit jedem von ihnen einen ausführlichen Besichtigungstermin ihrer Abteilung. Niemand war sonderlich erfreut darüber, aber gerade das bereitete Riggs Genugtuung. Mit Sicherheit war die Crew angewiesen worden, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Viel würde von dem Artikel abhängen.
Die ausgedehnten Rundgänge hatten jedoch hauptsächlich einen anderen Sinn. Zum einen erlaubte es dem Reporter, sich ein genaueres Bild von dem Leben an Bord eines Schiffes zu verschaffen, zum anderen hatte er genug Zeit, in jedem wichtigen Raum eine seiner Mini-Kameras anzubringen. Sogar die Kabinen einiger Offiziere hatte er verwanzen können, indem er sich der Hilfe eines unwissenden Yeomans bediente. Jeden Abend verbrachte er damit, das aufgezeichnete Material zu sichten. Er lächelte in sich hinein, immer dann, wenn sein Name fiel und die Belauschten keinerlei Argwohn gegen ihn hegten.
An seinem zweiten Abend hatte er Gelegenheit, Zeuge eines Gesprächs zwischen Kirk und McCoy in einer ansonsten verwaisten Krankenstation zu werden...
Der Arzt sah auf, als sich das Öffnen der Türen mit einem lauten Zischen ankündigte.
"Na endlich, wird ja auch Zeit", grummelte er betont mürrisch.
"Du genießt das wohl so richtig, nicht wahr, Pille?"
"Setz dich lieber und hör auf, dich zu beschweren. Sei froh, dass ich dich nicht gleich hier behalten habe, nachdem du auf Sanjan anscheinend nicht auf ein Haustier verzichten wolltest."
"Sehr witzig. Gib mir lieber die Injektion. Außerdem: möchtest du dich lieber mit dem Reporter herumschlagen?"
"Mit Riggs?"
"Haben wir noch einen an Bord? - Was hältst du von ihm, Pille?"
"Schwer zu sagen. Kühl, reserviert, auf den ersten Blick. Aber ich habe noch nicht genug von ihm gesehen. Du siehst aber aus, als hättest du schon genug von ihm."
"Das ist es nicht. Oder vielleicht etwas. Starfleet sitzt mir im Nacken. Die öffentliche Meinung ist angesichts der augenblicklichen Wirtschaftskrise gegen die Höhe der finanziellen Mittel, die Starfleet von der Föderation zur Verfügung gestellt bekommt. Der öffentliche Druck ist nicht zu unterschätzen, einige Mitgliedswelten haben sogar mit Austritt gedroht. Riggs ist kein kleiner Lokal-Journalist, er ist DER Namitz-Preisträger. Was er schreibt, ist Tagesgespräch in der ganzen Föderation. Ist er gegen uns, sieht es schlecht aus."
McCoy sah betroffen aus, während er auf den Zehen wippte und die Hypo-Spritze, die er Kirk gerade verabreicht hatte, aus der Hand legte. Anschließend drückte er Kirk mit sanfter Gewalt auf eine der Liegen runter.
"Was soll das, Pille?"
"Leg dich einen Moment hin. Oder willst du mir zumuten, dich vom Boden auflesen zu müssen, wenn du zusammenbrichst?"
"Musst du auch immer übertreiben", grummelte Kirk, fügte sich aber und legte sich hin. Sofort zeigten die Indikatoren am Kopfende der Liege Biowerte an.
"Etwas zu niedrig", kommentierte McCoy, "aber in Anbetracht der Umstände zufrieden stellend. Wie dem auch sei: ich will trotzdem, dass du dich schonst. Reporter hin oder her."
"Das sagst sich so einfach. Ich glaube, es gibt keine Abteilung, die er nicht genau unter die Lupe genommen hat."
"Ja, hier war er auch schon. M'Benga und Christine haben sich darum gekümmert."
"Richtig, dein Landurlaub auf der Station."
"Weißt du schon, wie unsere neue Mission aussehen wird?"
"Ich erwarte die Befehle für heute Abend."
"Naja, sie werden uns diesmal wohl nichts zu schlimmes zumuten, mit dem Aufpasser an Bord."
"Da wäre ich mir nicht so sicher."
Tatsächlich war das Schiff bereits am nächsten Morgen unterwegs. Riggs hatte die von der belauschten Unterhaltung gewonnenen Informationen verwendet, um vorsichtig Recherchen über Kirks offensichtliche Verletzung einzuholen. Alles, was er erfuhr, war jedoch recht wage. Offenbar hatte er sich durch einen Biss eines kleinen Tieres ein Nervengift eingefangen, dessen Wirkung McCoy noch immer aus seinen Blutkreislauf filterte. Da Kirk aber absolut nichts anzusehen war, konnte es wohl nicht so Ernst sein.
Riggs befand sich auf der Brücke, als sich die Enterprise vom Raumdock löste und ins All glitt. Gegen seinen Willen konnte er sich nicht gegen die Empfindungen, die der atemberaubende Ausblick in ihm auslöste, sperren. Der verständnisvolle Blick des jungen russischen Navigators und der des daneben sitzenden Asiaten ernüchterten ihn jedoch augenblicklich. Das letzte, was er wollte, war das Verständnis dieser Leute.
Erst, als das Schiff bereits einige Lichtjahre von der Sternenbasis entfernt war (Riggs hatte das Gefühl, nun endgültig in der Falle zu sitzen), erklärte Kirk ihnen seine neuen Befehle.
"Uhura, schalten Sie mich bitte auf alle Kanäle. Danke. Ladies und Gentlemen, hier spricht der Captain. Wie Sie bereits aus Gerüchten erfahren haben dürften, hat es im Anzar-Sektor gehäuft Überfälle gegeben. Mittlerweile ist auch ein Starfleet-Schiff aufgebracht und die Besatzung getötet worden. Unser Auftrag lautet, die Verantwortlichen zu finden und zu stellen. Da es sich um eine potentiell gefährliche Situation handelt, bereiten sie sich bitte auf mögliche bewaffnete Konfrontationen vor. Kirk Ende."
"Der Anzar-Sektor, Captain?" Die dunkelhäutige Kommunikations-Offizierin hatte sich herumgedreht und sah Kirk jetzt direkt an.
Riggs kramte in seinem Gedächtnis, aber es fiel ihm nicht ein, wo er den Namen schon einmal gehört hatte.
"Führt durch diesen Sektor nicht eine sehr belebte Handelsroute?"
Der Vulkanier mischte sich in die Unterhaltung ein:
"In der Tat, Mr. Chekov. Er liegt genau auf der Achse zwischen Andor und Vulkan, von wo zahlreiche Waren jeweils weiter gehandelt werden."
"Was können Sie uns sonst noch über den Anzar-Sektor sagen, Mr. Spock?" Kirk sah seinen Ersten Offizier fragend an.
"Ich nehme an, Captain, Sie interessieren sich weniger für physikalische und astronomische Eigenschaften als vielmehr für die gesellschaftspolitischen Auswirkungen?"
Kirk warf seinem Ersten Offizier einen vielsagenden Blick zu. Dieser fuhr fort:
"Er hat eine grob geschätzte Ausdehnung von 2,685 mal 2,998 Lichtjahren und liegt, wie schon erwähnt, auf der Achse zwischen Andor und Vulkan und damit relativ im Zentrum der Förderation. Da die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Handelsfrachters bei Warp 3,972 liegt, beträgt die Passierdauer im Mittel 9,23 Standardtage. Trotz der hohen Frequentierung dieser Handelsroute trifft ein Schiff mit einer Wahrscheinlichkeit von 87,5% nur alle 13,32 Stunden auf ein anderes. Bislang haben insgesamt 24 Überfälle stattgefunden, denen insgesamt 31 Schiffe zum Opfer fielen, darunter zuletzt auch die USS Einstein, die Medikamente von Vulkan nach Andor beförderte. Es konnten lediglich Wrack- und Leichenteile gefunden werden. Überlebende gab es in keinem Fall. Die Natur und Herkunft der Aggressoren ist mangels Zeugen ebenfalls unbekannt. Da das Gebiet weit innerhalb des Förderations-Raumes liegt, ist eine Intervention von Romulanern oder Klingonen mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,4% auszuschließen."
"Danke für den Abriss, Mr. Spock. Hört sich ja wieder nach einer spaßigen Aufgabe für uns an. Mr. Chekov, wann werden wir den Anzar-Sektor erreichen?"
"Bei augenblicklicher Geschwindigkeit in zwei Tagen und elf Stunden, Sir."
"Danke. Verständigen Sie mich, wenn wir in den Anzar-Sektor eintreten. Spock, ich würde gerne mit Ihnen reden. Mr. Sulu, Sie haben das Kommando."
Gemeinsam verließen Captain und Erster Offizier die Brücke und auch Riggs verabschiedete sich nur Sekunden später. Hastig bemühte er sich, den Weg zu seiner Kabine zu finden, verlief sich aber und verlor so wertvolle Zeit. Erst, nachdem er zweimal ein Crewmitglied gefragt hatte, gewann er an Orientierung zurück.
In seinem Quartier stürzte er auf die Rechner und schaltete hastig die Kameras durch. In Kirks Kabine hatte er endlich Erfolg, sowohl der Vulkanier als auch der Captain selbst waren da. Er hatte bereits einen Teil der Unterhaltung verpasst, tröstete sich aber damit, sie später als Aufzeichnung noch einmal ansehen zu können. Kirk saß hinter seinem Schreibtisch und schien mit einem Mal um Jahre gealtert zu sein.
"… Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?" fragte der Vulkanier gerade.
"Danke Spock. Es ist nicht so schlimm, es ist nur bald Zeit für McCoys Injektion."
"Wenn ich mich recht erinnere, hat Dr. McCoy leichten Dienst angeordnet."
"Hat er und wie Sie sehen, halte ich mich daran. Wie dem auch sei, ich wollte nicht meinen Gesundheitszustand diskutieren. Was halten Sie von der Anzar-Sache?"
"Schwer zu sagen. Der Aggressor muss über ein beträchtliches offensives Potential verfügen, wenn er Überfälle in dieser Größenordnung und mit dieser Dreistigkeit ausführen kann. Außerdem ist er außergewöhnlich skrupellos."
"Eben. Das bereitet mir Sorgen. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache."
"Ein ungutes Gefühl?"
"Sie wissen schon. Eine Ahnung. Das ganze wird sich nicht so leicht bereinigen lassen, wie es den Anschein hat. Ich habe nachgedacht und mir fällt nur eine Gruppe ein, die von ihrer Geschichte her als Angreifer in Frage kommt."
Spock hob fragend eine Augenbraue.
"Sir?"
"Die Orioner. Es ist nur ein Verdacht, aber es würde mich nicht wundern, wenn es sich um orionische Piraten handelt."
"Ein logischer Schluss, aber dennoch unwahrscheinlich Captain."
Diesmal setzte Kirk eine fragende Miene auf und Spock erklärte:
"Seit der Babel-Mission ist die orionische Regierung bemüht, nicht unangenehm aufzufallen. Was die unabhängigen Piraten betrifft, so betreiben sie zumeist Sklavenhandel im Verborgenen. Das Anzar-Schema passt nicht in ihr bisheriges Verhaltensmuster, noch zu mal es eine Größenordnung erfordern würde, die bei Piraten bislang nicht beobachtet werden konnte."
"Hmm." Kirk dachte über das Gehörte nach. "Irgendeine Idee über die Identität?"
"Leider keine. Die Daten reichen nicht für eine befriedigende Analyse aus, Captain."
"Dann werden wir uns die Daten eben holen müssen."
Als das Schiff in den Anzar-Sektor einflog, schienen die ganze Brücken-Mannschaft die Luft anzuhalten. Aber der Moment kam und ging, ohne dass etwas passierte.
"Geschwindigkeit auf 0,8 Impuls verlangsamen, Mr. Sulu. Sensoren auf Maximum-Reichweite."
Die Offiziere bestätigten und der Eindruck vorbeifliegender Sterne auf dem Bildschirm wurde gemindert. Noch immer musste sich Riggs sehr bemühen, nicht zu beeindruckt von der Sternenpracht zu sein. Daher setzte er einen betont stoischen Gesichtsausdruck auf und fuhr fort, sich Notizen zu machen. Er wusste natürlich, dass das die Crew nervös machte. Niemand hatte es gern, angestarrt zu werden und dann anschließend den Eindruck zu bekommen, jede seiner Bewegungen werde registriert und kommentiert. Riggs gab zu, dass das einer der Hauptgründe für seine Notizen war. Ebenso für seine ständige Anwesenheit auf der Brücke.
Die letzten beiden Tage waren weitestgehend ereignislos verlaufen und wenn er sich stark konzentrierte, fand der Reporter alleine den Weg in sein Quartier.
Er hatte kurz mit Olav gesprochen und ihm gesagt, dass es nichts zu berichten gab. Zu seinem Leidwesen stimmte das. Der exzentrische Chef-Ingenieur hatte im Maschinenraum eine Destille versteckt, aber dieses Vergehen hatte Riggs eher amüsiert und es war wohl kaum genug Stoff, um einen Artikel daraus zu machen. Das alltägliche Leben auf der Enterprise erschien Riggs so langweilig, dass er sich erneut fragte, wie jemand sich für eine derartige Karriere entscheiden konnte. Nun, er hatte einmal jemanden gekannt und auch die Gründe, aber…
"Wir empfangen einen Notruf, Captain."
Uhuras Stimme riss Riggs aus seinen Gedanken. Er löste seinen Blick von seinem Schreibpad, auf dem sich Dutzende von Kringeln und Kreisen befand und eingekästelte Erkenntnisse wie "Mir ist ja so langweilig" und "Row row row your boat".
"Auf dem Schirm, Lieutnant."
Statik zerriss das Bild der Sterne vor ihnen und wurde ersetzt durch das immer wieder von Rauschen und Schlieren zerfaserte Bild eines älteren humanoiden Mannes nicht-menschlicher Herkunft.
"… Aldebaranischer Händler… werden angegriffen… brauch… Hilfe...Wiederho…. Händler… Anzar… Sektor… brauchen…"
Plötzlich erschienen wieder die Sterne auf dem Schirm. Uhura verkündete:
"Der Kontakt ist abgebrochen, Sir."
"Können Sie den Ursprung lokalisieren?"
"Ja, Sir. Nicht weit von hier, ich habe die Daten bereits an Mr. Chekov weitergeleitet."
"Sehr gut, danke Lieutnant. Chekov, Kurs setzen, Maximum-Warp. Erwartete Ankunftszeit?"
"Drei Minuten, Sir."
"Alarmstufe Gelb. Maximale Schirmvergrößerung." Die Langeweile war erwartungsvoller Spannung gewichen und auch Riggs fühlte, wie Adrenalin sich durch seine Adern bahnte.
"Scott an Brücke."
"Ich werde Ihre Maschinen nicht allzu lange beanspruchen, Scotty."
"Aye, Sir."
Riggs konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, soeben die Kurzform einer schon zu oft geführten Diskussionen zwischen Captain und Chefingenieur gehört zu haben.
Auf dem Bildschirm wurde ein kleiner Punkt sichtbar, der rasch größer wurde und sich in einen Frachter verwandelte. Nein, nicht nur in einen Frachter. Der Weltraum schien zu flimmern und fünf Kreuzer tauchten aus dem Nichts auf.
"Alarmstufe Rot, Schilde hoch. Volle Energie auf die Phaser."
Kirk hatte den Befehl kaum ausgesprochen, als das Schiff bereits von mehreren Phaser-Strahlen durchgeschüttelt wurde. Riggs sah gerade noch, wie sein Pad davonsegelte, ehe er ihm folgte und hart gegen das Brückengeländer krachte. Benommen sah er auf und sah, dass Kirk ihm von der anderen Seite her Gesellschaft leistete. Mit den geübten Augen des professionellen Beobachters erkannte Riggs, dass Kirks Gesicht schlagartig jede Farbe verloren hatte. Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, fing sich dann aber sichtlich und richtete sich mühsam auf.
Der Captain presste eine Hand an seine Seite und Riggs wurde klar, dass sich Kirk soeben mindestens eine Rippe gebrochen haben musste. Unbewusst fuhr Riggs seinen eigenen Körper entlang und zuckte zusammen, als er seinen Knöchel berührte. Er bewegte ihn vorsichtig und musste nun seinerseits gegen herannahende Schwärze ankämpfen. Es tat weh, aber es ging. Offenbar nichts gebrochen. Endlich konnte Riggs sich wieder auf das Hier und Jetzt besinnen. Nur der Erste Offizier hatte es geschafft, auf seinem Posten zu bleiben.
"Schadensmeldungen von allen Decks", berichtete er und fuhr fort, die einzelnen Schäden aufzulisten. Riggs ignorierte ihn und starrte auf den Bildschirm. Das waren keine normalen Schiffe, das waren Kampfkreuzer. Schwerst bewaffnet und nur für einen einzigen Zweck konstruiert: um zu töten. Während er sich langsam aufrichtete, sickerte ein Gedanke langsam in seine Gedanken ein. Er würde auf diesem Schiff sterben.
Kirk hatte keine Absicht zu sterben. Die Schilde hatten sich gerade rechtzeitig aufgebaut, um das schlimmste zu verhindern, aber nicht schnell genug. Spock gab die Schadensmeldungen durch. Der Warpantrieb war ausgefallen, ein Teil der Schilde ebenfalls. Energiestatus bei 70%. Noch ein ähnlicher Treffer, und die Enterprise war Geschichte.
Aber er blieb aus.
Kirk sah sich auf der Brücke um. Seine Offiziere waren mittlerweile alle wieder auf den Beinen.
"Irgendjemand verletzt?" fragte er und versuchte, das brennende Stechen in seiner linken Seite zu ignorieren. Neben den immer noch wiederkehrenden Fieberschüben durch das Nervengift hatte ihm das gerade noch gefehlt.
"Ich bin OK, Sir", berichtete Uhura.
"Alles in Ordnung." Chekov.
Auch von den anderen war niemand zu Schaden gekommen. Aber…
"Was ist mit Sulu?"
Der Steuermann hatte sich auf seinen Stuhl hochgezogen, antwortete aber nicht.
"Bewusstlos, Captain."
"Uhura, rufen Sie die Krankenstation."
"Sir, wir erhalten einen Ruf von einem der angreifenden Schiffe. Auf einem Starfleet-Kanal. Wahrscheinlich kennen sie auch unsere Codes."
"Auf den Schirm", befahl Kirk und bemühte sich, möglichst selbstsicher und gelassen zu wirken. Als das Bild des Schirms wechselte, sah Kirk seine Vermutung bestätigt. Ein Orioner sah ihn an.
"Ergeben Sie sich oder Sie werden vernichtet. Sie haben eine Stunde Bedenkzeit."
Der Schirm wurde wieder dunkel.
"Kurz und knapp. Rufen Sie das Schiff."
"Sie antworten nicht, Sir."
Kirk atmete zweimal tief durch, dann drückte er einen Knopf in seiner Armlehne.
"Kirk an Scott. Bitte kommen Sie sofort in Konferenzraum 1."
Aus der Lehne tönte noch ein schwacher Protest, aber Kirk hatte bereits einen anderen Schalter betätigt.
"Kirk an Krankenstation."
"Hier McCoy."
"Wie sieht es aus, Pille?"
"Nicht gut, Jim. 18 Tote, 23 Schwerverletzte und mehr Patienten, als ich bewältigen kann. Es ist schon jemand zu Euch unterwegs."
"Tu was du kannst, Pille. Kirk Ende."
Riggs entging nicht, dass sich über Kirks Gesicht ein Schatten gelegt hatte, als er die Anzahl der Todesopfer hörte. Sollte ihm das Schicksal seiner Mannschaft etwa doch nicht ganz egal sein?
Kirk wechselte einen Blick mit seinem ersten Offizier, der daraufhin wortlos aufstand und Kirk folgte.
"Uhura, Sie haben das Kommando. Verständigen Sie mich sofort, wenn sich die Lage auch nur um eine Winzigkeit ändert."
"Aye Sir."
Während sich die Türen des Turbolifts schlossen, betätigte sie ruhig ein paar Schalter und wurde kurz darauf an ihrer Konsole von einem schon etwas älteren Mann abgelöst. Die dunkelhäutige Frau ließ sich elegant in den Kommandosessel gleiten.
Riggs tat es ihr gleich und musste erneut gegen eine aufkeimende Panik ankämpfen. Gegen diese Übermacht hatten sie alleine keine Chance.
"Sind…", fragte er und setzte erneut an, als seine Stimme ihm zu versagen drohte:
"Sind irgendwelche Schiffe in der Nähe, die uns helfen könnten?"
Uhura drehte sich zu ihm um. Mitleid stand in ihren Augen.
"Unwahrscheinlich. Im Augenblick befinden sich alle Sternenschiffe an den Grenzen der Föderation, um Romulaner und Klingonen im Auge zu behalten. Das nächste Schiff der Föderation ist die USS Magellan, ein Forschungsschiff ohne nennenswerte Bewaffnung mit 53 Mann Besatzung und sie ist zwei Tage entfernt. Wir sind auf uns allein gestellt."
Riggs nickte steif. Uhura drehte sich wieder um. Er ertrug den Blick der lauernden Kampfkreuzer nicht länger und verließ hastig, den Schmerz in seinem Knöchel ignorierend, die Brücke.
"Sir, ich muss zu meinen Maschinen. Es…"
"Ruhig, Scotty. Es gibt wichtigeres zu besprechen."
"Aber…?"
"Scotty, hören Sie mir zu. Wir sind von fünf Kampfkreuzern umgeben. Selbst bei voller Energie wäre es ein beinahe aussichtsloser Kampf."
"Sie wollen aufgeben?" Scotty klang fassungslos.
"Das wäre die logischste Option", kommentierte Spock.
Kirk sah seine beiden Gefährten trotzig an. "Nein, ich kann und will nicht aufgeben."
"Was schlagen Sie vor?" Scotty klang resigniert.
"Was können Sie über den Frachter sagen, der von den Piraten aufgebracht wurde?"
Spock hob eine Augenbraue.
"Ein durchschnittlicher Handelsfrachter der größeren Ausführung. Höchstgeschwindigkeit Warp 6. Normalerweise keine Bewaffnung, aber ich habe vorhin Spuren von Waffensignaturen festgestellt. Vermutlich ein paar Standardphaser."
"Wie schwer ist das Schiff beschädigt."
"Unzureichende Daten, Captain. Aber ich habe den Eindruck, dass der Notruf von den Piraten erzwungen und fingiert wurde. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,3% ist die Beschädigung des Frachters nur geringfügiger Natur."
Kirk sah zufrieden aus.
"Das bestätigt meinen Eindruck. Scotty, jetzt hängt es an Ihnen. Ist es möglich, jemanden unbemerkt auf den Frachter zu beamen?"
Scotty sah zweifelnd aus und dachte laut nach.
"Bei aktivierten Schilden… Schwierig… Aber bei den Beschädigungen… Möglich, eine Lücke zu nutzen… Ich nehme nicht an, Captain, dass Sie die Schilde dazu senken wollen?"
Kirk nickte.
"Richtig, Scotty. Funktioniert es?"
Der Chefingenieur neigte den Kopf.
"Aye, ich denke, dass es funktionieren könnte. Mein armes Schiff ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, wir könnten eine Lücke in den Schirmen ausnutzen. Aber es wären ein paar Modifikationen notwendig."
"Wie lange?"
"Zwei Stunden, um…"
"Sie haben 20 Minuten, Scotty."
"Aber Captain…"
"Beeilen Sie sich lieber, Scotty."
Der Chefingenieur seufzte. "Aye, Captain." Dann verließ er den Raum.
"Ich nehme an, Captain, dass Sie einen bestimmten Plan verfolgen?"
"Richtig Spock. Was halten Sie von einem kleinen Ausflug?"
Spock hob eine Augenbraue. Und dann erklärte Kirk ihm, was er vorhatte.
In seiner Kabine war Riggs damit beschäftigt, einen Artikel zu verfassen. Seinen eigenen Nachruf, besser gesagt. Es war die einzige Möglichkeit, seine Panik etwas zu dämpfen. Wenigstens würde sein Tod auch Starfleet einen gehörigen Stoß versetzen, möglicherweise einen Todesstoß.
Kurz vor Ablauf der Frist betrat Riggs wieder die Brücke. Uhura saß noch immer auf dem Kommando-Sessel, weder Kirk noch sein Erster Offizier waren bis jetzt zurückgekehrt. Die Situation schien unverändert, während das rote Blicklicht die Brücke in ein gespenstisches Licht tauchte. Riggs drehte das Datenmodul in seiner Hand und ging dann zu der Kommunikationsstation.
"Können Sie das für mich senden?" fragte er.
Der ältere Mann nahm das Modul zögernd in die Hand.
"Ich bin nicht sicher… Lieutnant Uhura?"
Uhura drehte sich im Kommandosessel um.
"Mr. Riggs möchte, dass ich eine Nachricht sende."
"Tut mir leid, Mr. Riggs, aber im Augenblick können wir keine Nachrichten verschicken. Wir wissen nicht, was die Piraten alles entschlüsseln können. Aber auch so könnte es sie auf falsche Ideen bringen."
"Aber es ist wichtig."
Uhura dachte nach.
"Ich kann Ihnen nur anbieten, dass ich die Nachricht der automatischen Logbuchboje hinzufüge. Die Boje wird automatisch ausgeworfen und der Captain hat mich angewiesen, sie startklar zu machen. Auf diese Weise können sie sichergehen, dass Ihre Botschaft den Empfänger erreicht. Ansonsten sorge ich persönlich dafür, dass Ihre Nachricht gesendet wird, sobald unser augenblickliches Problem gelöst ist. Sind Sie damit einverstanden?"
Riggs dachte einen Moment nach und nickte dann zögernd.
"Einverstanden."
"Mr. Kuzan, bitte kümmern Sie sich darum."
Der ältere Mann an der Kommunikationsstation nickte und drehte sich dann zu seiner Konsole um. Riggs ging mit dem Gefühl, wenigstens etwas erfolgreich erledigt zu haben, zu dem ihm zugewiesenen Platz auf der Brücke. Er hatte sich kaum gesetzt, als Kirk eintrat. Der Vulkanier war nicht bei ihm. Der Captain wirkte zwar selbstsicher, aber immer noch eigentümlich blass und ausgezehrt. Ja, so fühlt sich wahre Todesangst an, dachte Riggs hämisch. Wenn es ihn nicht selbst auch getroffen hätte, er hätte Kirks Reaktion beinahe genießen können.
Uhura stand auf und Kirk setzte sich auf seinen Kommandosessel.
"Irgendwelche Änderungen?" fragte er.
"Keine, Sir."
Kirk nickte.
"Chekov, Sie übernehmen Spocks Station bis auf weiteres. Rufen Sie DeSalle auf die Brücke."
Die restlichen Minuten bis zum Ablauf des Ultimatums vergingen quälend langsam und wurden nur durch die Ankunft eines Mannes unterbrochen, der den Platz an der Navigationskonsole übernahm. Kirk übergab dem Neuangekommenen ein Datenmodul und befahl ihm, es in die Navigationskonsole für spätere Verwendung einzulesen. Der Mann nickte verwirrt, stellte aber keine weiteren Fragen. Erst jetzt fiel Riggs auf, dass auch der Asiate sich nicht an seinem Platz befand. Eine sehr attraktive Frau nahm seine Stelle ein.
Dann durchbrach Uhuras Stimme die angespannte Stille.
"Sir, wir werden gerufen."
"Auf den Schirm."
Erneut blickten sie in das bedrohliche Gesicht des Orioners.
"Die Zeit ist um."
"Ich verhafte Sie im Namen der Föderation wegen Mord, Piraterie und noch einigen anderen Delikten. Ihre Identität ist bekannt. Wenn Sie sich freiwillig ergeben, wird das in einem späteren Prozess wohlwollend berücksichtigt werden."
Der Orioner lachte schallend und wurde dann so plötzlich wieder stumm, als hätte er die Lache abgeschaltet.
"Sehr komisch, Kirk. Übergeben Sie Ihr Schiff oder sterben Sie!"
"Sie sind es, die mit dem Leben bezahlen werden!"
Der Bildschirm wurde dunkel.
"Sie gehen auf Kampfposition."
"Mr. DeSalle, Kurs 2340,2, voller Impuls. Wenn ich es Ihnen sage, starten Sie das Programm 1 von dem Datenmodul. Mrs. Bauer, machen Sie Photonentorpedos 2, 4 und 6 scharf."
Bestätigungen von allen Seiten folgten. Die Leute arbeiten ruhig und effizient. Das Schiff glitt in den Raum und Riggs stellte entsetzt fest, dass sie direkt in das Zentrum des Ringes flogen, der von den gegnerischen Schiffen gebildet wurde.
Kirk drückte einen Knopf auf seinem Sessel und sagte dann ebenso ruhig:
"An alle, hier ist der Captain. Fertig machen auf Kampfhandlungen. Kirk Ende."
Sie befanden sich jetzt direkt in der Mitte der Schiffe, als die ersten Feuerlanzen durch den Raum leckten.
"Jetzt, Mr. DeSalle."
Die Enterprise tauchte nach unten und beschrieb einen Haken, um hinter dem ersten Schiff abzutauchen. Allerdings war sie nicht schnell genug und die Brücke wurde leicht durchgeschüttelt, lange aber nicht so schwer wie bei dem ersten Angriff. Die Hauptentladung des Angreifers hatte jedoch nicht die Enterprise getroffen, sondern eines der gegenüberliegenden Schiffe. Der Pirat hatte ein Eigentor geschossen und einen seiner eigenen Kreuzer beschädigt.
"Photonentorpedos Feuer auf gegnerisches Schiff voraus."
Drei Lichtblitze zuckten über den Bildschirm. Sie trafen alle genau. Der dritte löste eine Explosion aus, das bereits angeschlagene orionische Schiff war vernichtet. Leiser Jubel hallte auf der Brücke wieder. Riggs stieß die Luft aus, die er unbewusst angehalten hatte. So etwas wie Respekt beschlich ihn. Dennoch war es aussichtslos, gegen die restlichen vier Schiffe bestehen zu wollen.
"Alle Maschinen stopp, treiben lassen", befahl Kirk.
"Uhura, rufen Sie den Orioner."
"Aye Sir." Der Bildschirm wurde einmal mehr durch das Gesicht des Piraten ersetzt, der jetzt vor Wut schäumte.
"Das werden Sie bezahlen, Kirk."
"Ich bin bereit, noch einmal über Ihr Angebot nachzudenken", sagte der Captain. Die Brückenoffiziere drehten verwundert die Köpfe.
"Zu spät, Kirk. Sie haben soeben meinen Bruder vernichtet und dafür werden Sie persönlich bezahlen."
"Warten Sie…"
Aber der Bildschirm zeigte wieder den Weltraum.
"Zu früh", murmelte Kirk ärgerlich.
"Kurs 3410,3. 0,1 Impuls. Phaser auf leichteste Einstellung. Zielen Sie neben das Schiff direkt voraus."
"Neben, Sir?"
"Daneben, Mrs. Bauer."
"Aye, Sir."
Die Enterprise kroch praktisch an das eine Schiff heran, während ein dünner Phaserstrahl an ihr vorbeileckte.
"Volle Kraft zurück."
Die Maschinen heulten gequält auf, als die Enterprise den Weg, den sie gerade eben vorwärts gekrochen war, wieder zurückwich. Ein Phaserstrahl der Angreifer verfehlte sie nur haarscharf.
"Waffenaktivität bei allen drei Kreuzern, Captain", meldete Chekov und bezog sich auf die drei Schiffe, die nun direkt vor der Enterprise lagen.
"Alle Maschinen stopp, treiben lassen."
Die Enterprise hing antriebslos im All, während die gegnerischen Schiffe nun auf dem Schirm immer größer wurden.
"Mr. DeSalle, vorbereiten auf Programm 3. Auf mein Kommando. Photonentorpedos 1, 3, und 5 fertig machen für heckwärtigen Beschuss."
"Aye, Sir."
Jetzt ist es aus mit uns, dachte Riggs. Es kostete ihn volle Überwindung, weiter auf das Geschehen vor ihnen zu achten. Ein Treffer an der richtigen Stelle reichte bei den geschwächten Schilden schon aus und das war´s dann.
Kirk wartete auch weiterhin ab. Dann wurde die Brücke erneut gewaltig durchgeschüttelt. Riggs landete schwer auf dem Boden und keuchte vor Schmerz, als er abermals auf seinem schon angeschlagenen Knöchel landete. Uhura und Chekov saßen noch, aber alle anderen waren ebenfalls von ihren Plätzen gefallen.
Kirk zog sich gerade mühsam am Stuhl des Navigator vor ihm hoch und bediente hastig einige Knöpfe. Auf dem Schirm bewegte sich plötzlich auch der Frachter. Tatsächlich schien er die Manöver der Enterprise zu ergänzen. Von zwei Seiten blitze es grell auf und dann hatte Riggs von seiner Position am Boden aus freie Sicht auf die Sterne. Keine feindlichen Kreuzer mehr.
"Zwei weitere Piratenkreuzer vernichtet, ein dritter schwer beschädigt, der vierte kampfunfähig."
Zwei weitere Explosionen erhellten die Brücke.
"Die beiden anderen Schiffe haben sich soeben selbst zerstört."
"Sir, der Frachter ruft uns. Es ist Mr. Spock."
Uhura gab sich keine Mühe, ihre Überraschung zu verbergen.
Kirk reagierte nicht. Er war über der Navigationskonsole zusammengesunken.
"Sir?" Uhura hatte sich weit herumgedreht und schien gerade aufstehen zu wollen, als Kirk sich mit einer ungeheuren Willensanstrengung wieder aufrichtete.
"Danke, Lieutnant."
"Alles in Ordnung, Sir?"
Kirk sah sie an und warf ihr ein Lächeln zu.
"Lassen Sie Spock nicht warten."
Uhura schien ebenfalls nicht zu entgehen, dass Kirk ihre Frage ignoriert hatte. Aber sie drehte sich um und Spocks Gesicht erschien auf dem Schirm. Hinter ihm befanden sich etliche Offiziere der Enterprise.
"Schön, Sie zu sehen, Spock." Kirk öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber kein Ton kam zwischen seinen Lippen hervor. Dann brach er direkt vor dem Kommandosessel zusammen. Spocks Gesicht auf dem Bildschirm veränderte sich und Riggs meinte, für einige Sekunden auf dem sonst so stoischen Gesicht einen Anflug von Sorge zu erkennen.
"Lieutnant Uhura, sorgen Sie dafür, dass vier Sicherheitsteams auf die Magellan gebeamt werden. Wir haben hier 13 Piraten festgenommen, die arretiert werden müssen. Anschließend organisieren Sie bitte meine unverzügliche Rückkehr auf die Enterprise und senden Sie Starfleet einen Auszug aus dem automatischen Logbuch zu. Und Lieutnant - rufen Sie McCoy auf die Brücke."
Kirk war noch immer bewusstlos und lag auf einem Biobett, als Spock in der Krankenstation eintraf.
"Wie geht es ihm, Doktor?"
"Nicht gut. Das Gift und dann hat er sich bei einem Angriff offenbar noch zwei Rippen gebrochen, ohne mir Bescheid zu sagen. Eine hat die Lunge verletzt. Das alleine macht mir keine Sorgen."
"Doktor?"
"Er ist zu schwach. Puls und Blutdruck zu niedrig, unregelmäßiger Atem. Und ich will verdammt sein, wenn ich den Grund dafür kenne."
Spocks Gesicht verdunkelte sich.
"Wird er es schaffen?"
"Das weiß der Himmel", entfuhr es McCoy.
"Doktor, ich fürchte, für den Zustand des Captains bin ich verantwortlich."
"Sie?"
"Der Captain stand während des Gefechtes mit mir in einer permanenten telepathischen Verbindung?"
"Sind Sie verrückt geworden? Wann hatten Sie vor, mir davon erzählen?"
"Jetzt, Doktor. Es war notwendig. Die einzige Möglichkeit, die Piraten zu vernichten, bestand in einem koordinierten Angriff beider Schiffe. Und die Kom-Verbindung hätten die Piraten mit Sicherheit abhören können."
"Und wie haben Sie die Verbindung so lange aufrecht erhalten können? Sie sind Berührungstelepath und Jim ein Mensch."
Der Vulkanier zögerte merklich, ehe er fortfuhr:
"Der Captain und ich hatten bereits mehrfach mentalen Kontakt. Das wissen Sie. Der Captain schlug daher vor, die Verschmelzung nicht zu unterbrechen. Ich wusste nicht, ob es funktionieren würde, aber das hat es. Leider erforderte es von beiden Seiten ein erhebliches Maß an Konzentration."
"Verdammt, Spock. Ich hoffe, dass Jim es übersteht."
In seiner Kabine atmete Riggs mehrfach tief durch und versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. So nah war er dem Tod noch nie gewesen. In seinem Kopf hämmerte es. Er erwog, McCoy um ein Schmerzmittel zu bitten, verwarf diesen Gedanken aber, nachdem er sich die Aufnahmen von der Krankenstation ansah, die aus allen Nähten zu platzen schien. Kirk befand sich abseits des normalen Chaos in McCoys Büro. Kirks Gegenwart hätte Riggs Kopfschmerzen nur noch verstärkt. Die Tatsache blieb bestehen, ohne Kirks Manöver wäre das Schiff zerstört worden. Aber sie lebten, was bedeutete…
Wie von der Tarantel gestochen fuhr Riggs auf.
"Riggs an Kommunikationsstation."
"Hier Lieutnant Uhura. Was kann ich für Sie tun?"
"Haben Sie meine Nachricht bereits gesendet?"
"Ja, Sir. Ich habe Sie mit dem Logbuch vor etwa einer Stunde weggeschickt."
Innerlich fluchte Riggs.
"Danke, Lieutnant. Können Sie für mich eine Verbindung mit Olav Bergström auf Senurum herstellen?"
"Einen Moment. Die Verbindung steht, ich stelle Sie durch."
Riggs atmete tief durch. Es fiel ihm nicht leicht, aber er musste Olav erklären, warum er den letzten Artikel nicht publizieren durfte…
Am nächsten Tag trafen noch weitere Starfleet-Schiffe ein, die den Vorfall und vor allem die Trümmer der Kreuzer untersuchen sollten. Zudem wurden die auf dem aldebaranischen Frachter gefangenen Piraten zu Verhören auf die Erde gebracht. Es musste geklärt werden, wie sie es geschafft hatten, so tief in den Raum der Föderation einzudringen und ein solches Macht-Potential zu entfalten.
Kirk, zwar noch immer in McCoys Obhut, befand sich auf dem Weg der Besserung. Riggs indessen hatte beschlossen, zu seinem obersten Grundsatz der objektiven Berichterstattung zurückzukehren. Etwas nervös begab er sich zu seinem Treffen mit dem vulkanischen Ersten Offizier. Spock erwartete ihn in einem kleinen Konferenzraum. Bemüht, seine Nervosität nach außen hin nicht zu zeigen, trug Riggs sein Anliegen vor.
"Mr. Spock, ich danke Ihnen, dass Sie einen Moment Zeit für mich gefunden haben."
Spock nickte stumm als Zeichen, dass er den Dank entgegennahm. Riggs fuhr fort:
"Zuerst einmal bitte ich um die Erlaubnis, auch weiterhin an Bord der Enterprise bleiben zu dürfen."
"Da Sie auf ausdrücklichen Wunsch von Starfleet Command hier sind, sehe ich keinen logischen Grund, Ihrer Bitte nicht zu entsprechen."
"Danke, Commander. Aber da wäre noch etwas. Es ist so… Ich habe in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Vulkaniern zusammengearbeitet. Daher weiß ich um die telepathischen Fähigkeiten ihres Volkes…."
Spock versteifte sich fast unmerklich.
"Mir ist zu Ohren gekommen, wie Sie den Angriff der Enterprise und des Frachters koordiniert haben."
Riggs vermied es dabei zu erwähnen, auf welchem Weg er seine Informationen gewonnen hatte und baute auf die Diskretion des Vulkaniers nicht nachzufragen.
"Daher möchte ich Sie bitten, mein diesbezügliches Wissen zu vervollständigen."
Spocks Gesicht schien noch vulkanischer als sonst zu sein.
"Ich bedaure, Mr. Riggs, aber die telepatischen Fähigkeiten meines Volkes gehören zu unserer Privatsphäre. Sie werden mit Außenstehenden nicht diskutiert. Bitte verstehen Sie, dass ich Ihnen daher keine Antwort darauf geben kann."
Riggs war enttäuscht, erkannte aber, wie wenig Sinn es haben würde, den Vulkanier weiter zu bedrängen. Es war Zeit für einen Rückzug.
"Wie Sie meinen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden…"
Der Vulkanier entließ Riggs mit einem Nicken.
Der Reporter schlenderte tief in Gedanken versunken zurück zu seiner Kabine. Selbst wenn er Monate an Bord würde verweilen müssen, er schwor sich, das Geheimnis um Kirk, seinen Ersten Offizier und die Vergangenheit zu lösen.
und nun die Fortsetzung...
Story by Zelda Scott, 2004
Star Trek ist ein eingetragenes Warenzeichen der Paramount Picture Corporation, eine Verletzung dieses Copyrights ist nicht beabsichtigt.
Das Summen des Transporters verblasste langsam und Martin Riggs ließ seinen Blick mit gemischten Gefühlen umherschweifen. Wieder fragte er sich, warum er sich zu diesem Auftrag hatte überreden lassen. Aber was geschehen war, war geschehen und so sah er sich vier Starfleet-Offizieren in Gala-Uniformen gegenüber. Mit dem geübten Blick des Reporters schätze er die Personen der Reihe nach ab.
Wie es seiner Gewohnheit entsprach, hatte er sich zuvor ausführlich informiert und so konnte er die Streifen an den Ärmeln fast mühelos den dazugehörigen Rängen zuordnen. Den Menschen, den er in der gesamten Galaxie am meisten hasste, erkannte er sofort. Kirk war kleiner, als er erwartet hatte. Lächelnd trat der vor.
"Willkommen auf der Enterprise, Mr. Riggs. Es ist uns eine Ehre, Sie an Bord begrüßen zu dürfen. Ich bin James T. Kirk, Captain der Enterprise. Das", er deutete auf den Vulkanier, "ist mein Erster und Wissenschaftlicher Offizier, Mr. Spock."
Kirk drehte sich um und wies auf einen mürrisch dreinblickenden Mann. "Der Erste Medo-Offizier der Enterprise, Dr. McCoy und", dabei auf den letzten Mann deutend, "Chefingenieur Scott." Riggs Blick blieb einen Moment auf dem Chefingenieur haften, der statt einer Uniformhose einen Rock trug. Wie lächerlich! Hoffentlich waren seine Fähigkeiten besser als sein Geschmack. Immerhin hatte Mr. Scott es geschafft, den Transporter korrekt zu bedienen. Das alleine war ja wohl schon mehr, als man erwarten durfte.
Der Arzt war Riggs auf Anhieb am sympathischsten - sofern ein Starfleet-Offizier überhaupt sympathisch sein konnte. Er schien sich in seiner Gala-Uniform extrem unwohl zu fühlen und schaffte es nur mäßig, diese Tatsache zu verbergen. Über den Vulkanier ließ sich erwartungsgemäß am wenigsten sagen. Die starren Gesichtszüge des Ersten Offiziers sahen so aus wie das jedes anderen Vulkaniers, den Riggs bis dahin getroffen hatte. In gewisser Weise war Riggs davon jedoch überrascht, hatte er doch etwas von einer menschlichen Mutter gelesen.
Und dann war da noch Kirk selbst, der selbstgerechte Junge vom Lande, der sein Leben ruiniert hatte. Kirk wirkte nicht nur kleiner, als er erwartet hatte, sondern auch jünger; Riggs wusste, dass Kirk vier Jahre jünger war als er selbst, aber ein Teil von ihm hatte gehofft, dass Kirk vor seiner Zeit gealtert war. Aber nicht einmal das war ihm vergönnt. Hätte er ihn auf der Straße getroffen, nie im Leben hätte er es für möglich gehalten, dass er mehr war als ein einfacher Lieutnant. Aber, erinnerte sich Riggs bitter, jemand, der über Leichen geht, fällt leicht die Karriereleiter hinauf.
Die erste Analyse hatte nur wenige Augenblicke in Anspruch genommen. Riggs war sich bewusst, was von ihm erwartet wurde. Also zwang er seine Gesichtszüge in ein Lächeln und sagte: "Danke Captain. Ich habe eine lange Reise hinter mir, Sie werden sicherlich verstehen, wenn ich zuerst mein Quartier aufsuchen möchte."
"Natürlich. Mr. Spock wird Ihnen den Weg zeigen. Heute Abend haben wir einen Empfang vorbereitet, bei dem Sie die übrigen Führungsoffiziere kennen lernen werden. Morgen früh können Sie das Schiff besichtigen, sofern Sie es wünschen."
Riggs neigte zum Zeichen, dass er verstanden hatte, leicht den Kopf. Damit war der erste offizielle Teil beendet und alle verließen den Transporterraum. Erst jetzt wurde sich Riggs bewusst, wie angespannt er gewesen war. Langsam und mit der Aufmerksamkeit einer Radarfalle trottete er hinter dem Vulkanier her, der sich nicht die Mühe machte, die Zeit mit Smalltalk zu überbrücken.
Die Gänge des Raumschiffs erschienen ihm endlos und erst jetzt dämmerte ihm, wie groß dieses Raumschiff wirklich war. Als Journalist wusste er natürlich, dass es einen Unterschied zwischen Fakten und dem tatsächlichen Erleben der Umstände war, aber auch er konnte nicht umhin, von der schieren Größe beeindruckt zu sein. Nach einer ganzen Ewigkeit, die sie in einem scheinbaren Zick-Zack-Kurs durch die Gänge und an zahlreichen Crew-Mitgliedern vorbei gegangen waren, hielt der Erste Offizier vor einer Tür an.
Riggs fiel auf, dass hier wesentlich weniger Leute vorbeiliefen und Spock erklärte daraufhin, dass Deck 5 nur die Quartiere der Gäste und Führungsoffiziere enthielt und deshalb logischerweise weniger Personen hier entlang kamen.
Schließlich verabschiedete sich der Erste Offizier nachdem er ihm mitgeteilt hatte, ein Crew-Mitglied würde ihn um 19.00 zum Abendessen in die Offiziers-Messe begleiten.
Erleichtert genoss Riggs die Einsamkeit des Quartiers, das durchaus als luxuriös zu bezeichnen war. Es bestand aus zwei großzügig bemessenen Räumen und einer Hygienezelle. Er hatte schon bedeutend schlechter gewohnt. Sein Gepäck stand - uneingepackt, wie er es verlangt hatte - an einer Wand. Doch noch immer schaffte er es nicht, die Anspannung ganz aus seinem Körper zu vertreiben.
Er erinnerte sich noch gut an die Unterredung mit seinem Chefredakteur und dass er Olav zu Anfang für verrückt erklärt hatte. Aber Olav hatte natürlich nicht nachgegeben.
"Es wird Zeit, dass du dich deinen Problemen stellst."
"Vielleicht will ich mich ihnen nicht stellen", hatte er trotzig geantwortet.
"Du bist ein guter Journalist, einer der besten, die es gibt. Du hast alle Preise gewonnen, von denen ein Journalist nur träumen kann. All das hast du nicht erreicht, weil du voreingenommen warst."
"Mit Starfleet ist das etwas anderes."
"Ich kenne dein Problem ja. Sieh es so: ich gebe dir die Möglichkeit abzurechnen. Begleite die Enterprise auf ein paar Missionen, so lange du möchtest. Verschaffe dir einen Eindruck und schreibe mir einen spannenden Artikel darüber. Oder noch besser mehrere. Ob positiv oder negativ ist mir egal. Hauptsache, es interessiert die Leser. Wann sonst hast du die Möglichkeit, mit deinem Erzfeind abzurechnen?"
Das schließlich hatte wohl den Ausschlag gegeben. Riggs musst zugeben, dass er schon angefangen hatte, einige Artikel vorzuformulieren und das wenigste darin war schmeichelhaft. Gleichzeitig sah er sich mit seinen Prinzipien konfrontiert. Er war tatsächlich nicht zu dem geworden, der er heute war, weil er sich von Vorurteilen leiten ließ, so berechtigt sie auch sein mochten. Vielleicht war er deshalb so angespannt. Er WOLLTE etwas finden, was Starfleet im Allgemeinen und Kirk im Besonderen belastete, aber er hatte Angst davor, seine Meinung ändern zu müssen. Ja, es war an der Zeit, sich seinen Geistern zu stellen.
Pünktlich um 1900 summte es an der Tür. Riggs war vorbereitet und erhob sich rasch. Mit der Hand glättete er seine Tunika, die ihn, wie er wusste, nicht nur auffallend gut kleidete sondern die auch noch einige praktische Nebeneffekte besaß. In den Stoff waren feinste Sensoren eingearbeitet, die weder bei oberflächlicher noch bei gründlicher Analyse auffielen. Man hätte schon wissen müssen, wonach man suchen wollte, um sie zu entdecken. Er besaß mehrere Kleidungsstücke dieser Art und sie hatten ihm schon oft einen guten Dienst erwiesen. Außerdem hatte er einige winzige aber sehr faszinierende Mini-Kameras in der Hosentasche, alle nur daumennagelgroß. Er plante, sie an strategisch günstigen Plätzen zu deponieren, um immer auf dem Laufenden zu sein. Auf der Brücke zum Beispiel oder in der Krankenstation. Wissen war Macht.
Als er die Tür öffnete, stand ein junger und für seinen Geschmack etwas übereifriger Fähnrich vor ihm. Er stellte sich als Pavel Chekov vor und erklärte stolz, dass er der alpha-Schicht-Navigator auf der Brücke war. Ein Fähnrich mit einer so wichtigen Position zu betrauen erschien Riggs nicht gerade angebracht, aber er verdrängte den Gedanken lieber, bevor er sich allzu intensiv damit auseinander setzte. Wer wollte schon wissen, wann er in einen Planeten navigiert wurde…
"Es ist mir eine besondere Ehre, Sie kennen zu lernen, Sir", erklärte Chekov gerade, während sie um eine Ecke bogen. Er betonte das R sehr stark und fuhr fort:
"Ich bewundere ihre Berichte, alleine der von der Sklavenarbeit auf Naguru war einfach umwerfend."
"Ich würde es nicht gerade als umwerfend bezeichnen, wenn Menschen zu Tode geschindet werden."
Der junge Fähnrich setzte ein betretenes Gesicht auf.
"Natürlich Sir. Sie haben Recht."
Unbehagliches Schweigen breitete sich aus. Riggs wusste, dass er einen Fehler gemacht hatte und versuchte, dass Gespräch wieder in Gang zu bringen.
"Sind sie schon lange auf dem Schiff?"
"Ein Jahr."
"Und wie gefällt es Ihnen?"
"Es ist das Beste, was mir passieren konnte. Die Enterprise ist das Flagschiff und es ist eine Ehre, unter Captain Kirk dienen zu dürfen."
Riggs lächelte säuerlich. Die Begeisterung des jungen Mannes war geradezu widerwärtig.
"Natürlich - Sie sind also der Navigator?"
"Ja, Sir. Wussten Sie, dass die ersten Hilfsmittel zur Navigation in Russland erfunden wurden?"
"Russland? Ist das eine Region ihres Heimatplaneten."
Chekov schien ein wenig beleidigt zu sein, dass jemand nicht zu wissen schien, wo Russland lag.
"Ja, es liegt auf der Erde. Woher kommen Sie denn?"
"Von Senurum."
"Ah." Wie erwartet zeichnete sich auf dem Gesicht des jungen Mannes Ratlosigkeit ab und den Rest des Weges legten sie schweigend zurück. Riggs Bedarf an freundlicher Konversation war vorerst gedeckt.
Bei dem Empfang lernte Riggs die anderen Führungsoffiziere kennen und vereinbarte mit jedem von ihnen einen ausführlichen Besichtigungstermin ihrer Abteilung. Niemand war sonderlich erfreut darüber, aber gerade das bereitete Riggs Genugtuung. Mit Sicherheit war die Crew angewiesen worden, einen möglichst guten Eindruck zu hinterlassen. Viel würde von dem Artikel abhängen.
Die ausgedehnten Rundgänge hatten jedoch hauptsächlich einen anderen Sinn. Zum einen erlaubte es dem Reporter, sich ein genaueres Bild von dem Leben an Bord eines Schiffes zu verschaffen, zum anderen hatte er genug Zeit, in jedem wichtigen Raum eine seiner Mini-Kameras anzubringen. Sogar die Kabinen einiger Offiziere hatte er verwanzen können, indem er sich der Hilfe eines unwissenden Yeomans bediente. Jeden Abend verbrachte er damit, das aufgezeichnete Material zu sichten. Er lächelte in sich hinein, immer dann, wenn sein Name fiel und die Belauschten keinerlei Argwohn gegen ihn hegten.
An seinem zweiten Abend hatte er Gelegenheit, Zeuge eines Gesprächs zwischen Kirk und McCoy in einer ansonsten verwaisten Krankenstation zu werden...
Der Arzt sah auf, als sich das Öffnen der Türen mit einem lauten Zischen ankündigte.
"Na endlich, wird ja auch Zeit", grummelte er betont mürrisch.
"Du genießt das wohl so richtig, nicht wahr, Pille?"
"Setz dich lieber und hör auf, dich zu beschweren. Sei froh, dass ich dich nicht gleich hier behalten habe, nachdem du auf Sanjan anscheinend nicht auf ein Haustier verzichten wolltest."
"Sehr witzig. Gib mir lieber die Injektion. Außerdem: möchtest du dich lieber mit dem Reporter herumschlagen?"
"Mit Riggs?"
"Haben wir noch einen an Bord? - Was hältst du von ihm, Pille?"
"Schwer zu sagen. Kühl, reserviert, auf den ersten Blick. Aber ich habe noch nicht genug von ihm gesehen. Du siehst aber aus, als hättest du schon genug von ihm."
"Das ist es nicht. Oder vielleicht etwas. Starfleet sitzt mir im Nacken. Die öffentliche Meinung ist angesichts der augenblicklichen Wirtschaftskrise gegen die Höhe der finanziellen Mittel, die Starfleet von der Föderation zur Verfügung gestellt bekommt. Der öffentliche Druck ist nicht zu unterschätzen, einige Mitgliedswelten haben sogar mit Austritt gedroht. Riggs ist kein kleiner Lokal-Journalist, er ist DER Namitz-Preisträger. Was er schreibt, ist Tagesgespräch in der ganzen Föderation. Ist er gegen uns, sieht es schlecht aus."
McCoy sah betroffen aus, während er auf den Zehen wippte und die Hypo-Spritze, die er Kirk gerade verabreicht hatte, aus der Hand legte. Anschließend drückte er Kirk mit sanfter Gewalt auf eine der Liegen runter.
"Was soll das, Pille?"
"Leg dich einen Moment hin. Oder willst du mir zumuten, dich vom Boden auflesen zu müssen, wenn du zusammenbrichst?"
"Musst du auch immer übertreiben", grummelte Kirk, fügte sich aber und legte sich hin. Sofort zeigten die Indikatoren am Kopfende der Liege Biowerte an.
"Etwas zu niedrig", kommentierte McCoy, "aber in Anbetracht der Umstände zufrieden stellend. Wie dem auch sei: ich will trotzdem, dass du dich schonst. Reporter hin oder her."
"Das sagst sich so einfach. Ich glaube, es gibt keine Abteilung, die er nicht genau unter die Lupe genommen hat."
"Ja, hier war er auch schon. M'Benga und Christine haben sich darum gekümmert."
"Richtig, dein Landurlaub auf der Station."
"Weißt du schon, wie unsere neue Mission aussehen wird?"
"Ich erwarte die Befehle für heute Abend."
"Naja, sie werden uns diesmal wohl nichts zu schlimmes zumuten, mit dem Aufpasser an Bord."
"Da wäre ich mir nicht so sicher."
Tatsächlich war das Schiff bereits am nächsten Morgen unterwegs. Riggs hatte die von der belauschten Unterhaltung gewonnenen Informationen verwendet, um vorsichtig Recherchen über Kirks offensichtliche Verletzung einzuholen. Alles, was er erfuhr, war jedoch recht wage. Offenbar hatte er sich durch einen Biss eines kleinen Tieres ein Nervengift eingefangen, dessen Wirkung McCoy noch immer aus seinen Blutkreislauf filterte. Da Kirk aber absolut nichts anzusehen war, konnte es wohl nicht so Ernst sein.
Riggs befand sich auf der Brücke, als sich die Enterprise vom Raumdock löste und ins All glitt. Gegen seinen Willen konnte er sich nicht gegen die Empfindungen, die der atemberaubende Ausblick in ihm auslöste, sperren. Der verständnisvolle Blick des jungen russischen Navigators und der des daneben sitzenden Asiaten ernüchterten ihn jedoch augenblicklich. Das letzte, was er wollte, war das Verständnis dieser Leute.
Erst, als das Schiff bereits einige Lichtjahre von der Sternenbasis entfernt war (Riggs hatte das Gefühl, nun endgültig in der Falle zu sitzen), erklärte Kirk ihnen seine neuen Befehle.
"Uhura, schalten Sie mich bitte auf alle Kanäle. Danke. Ladies und Gentlemen, hier spricht der Captain. Wie Sie bereits aus Gerüchten erfahren haben dürften, hat es im Anzar-Sektor gehäuft Überfälle gegeben. Mittlerweile ist auch ein Starfleet-Schiff aufgebracht und die Besatzung getötet worden. Unser Auftrag lautet, die Verantwortlichen zu finden und zu stellen. Da es sich um eine potentiell gefährliche Situation handelt, bereiten sie sich bitte auf mögliche bewaffnete Konfrontationen vor. Kirk Ende."
"Der Anzar-Sektor, Captain?" Die dunkelhäutige Kommunikations-Offizierin hatte sich herumgedreht und sah Kirk jetzt direkt an.
Riggs kramte in seinem Gedächtnis, aber es fiel ihm nicht ein, wo er den Namen schon einmal gehört hatte.
"Führt durch diesen Sektor nicht eine sehr belebte Handelsroute?"
Der Vulkanier mischte sich in die Unterhaltung ein:
"In der Tat, Mr. Chekov. Er liegt genau auf der Achse zwischen Andor und Vulkan, von wo zahlreiche Waren jeweils weiter gehandelt werden."
"Was können Sie uns sonst noch über den Anzar-Sektor sagen, Mr. Spock?" Kirk sah seinen Ersten Offizier fragend an.
"Ich nehme an, Captain, Sie interessieren sich weniger für physikalische und astronomische Eigenschaften als vielmehr für die gesellschaftspolitischen Auswirkungen?"
Kirk warf seinem Ersten Offizier einen vielsagenden Blick zu. Dieser fuhr fort:
"Er hat eine grob geschätzte Ausdehnung von 2,685 mal 2,998 Lichtjahren und liegt, wie schon erwähnt, auf der Achse zwischen Andor und Vulkan und damit relativ im Zentrum der Förderation. Da die durchschnittliche Geschwindigkeit eines Handelsfrachters bei Warp 3,972 liegt, beträgt die Passierdauer im Mittel 9,23 Standardtage. Trotz der hohen Frequentierung dieser Handelsroute trifft ein Schiff mit einer Wahrscheinlichkeit von 87,5% nur alle 13,32 Stunden auf ein anderes. Bislang haben insgesamt 24 Überfälle stattgefunden, denen insgesamt 31 Schiffe zum Opfer fielen, darunter zuletzt auch die USS Einstein, die Medikamente von Vulkan nach Andor beförderte. Es konnten lediglich Wrack- und Leichenteile gefunden werden. Überlebende gab es in keinem Fall. Die Natur und Herkunft der Aggressoren ist mangels Zeugen ebenfalls unbekannt. Da das Gebiet weit innerhalb des Förderations-Raumes liegt, ist eine Intervention von Romulanern oder Klingonen mit einer Wahrscheinlichkeit von 98,4% auszuschließen."
"Danke für den Abriss, Mr. Spock. Hört sich ja wieder nach einer spaßigen Aufgabe für uns an. Mr. Chekov, wann werden wir den Anzar-Sektor erreichen?"
"Bei augenblicklicher Geschwindigkeit in zwei Tagen und elf Stunden, Sir."
"Danke. Verständigen Sie mich, wenn wir in den Anzar-Sektor eintreten. Spock, ich würde gerne mit Ihnen reden. Mr. Sulu, Sie haben das Kommando."
Gemeinsam verließen Captain und Erster Offizier die Brücke und auch Riggs verabschiedete sich nur Sekunden später. Hastig bemühte er sich, den Weg zu seiner Kabine zu finden, verlief sich aber und verlor so wertvolle Zeit. Erst, nachdem er zweimal ein Crewmitglied gefragt hatte, gewann er an Orientierung zurück.
In seinem Quartier stürzte er auf die Rechner und schaltete hastig die Kameras durch. In Kirks Kabine hatte er endlich Erfolg, sowohl der Vulkanier als auch der Captain selbst waren da. Er hatte bereits einen Teil der Unterhaltung verpasst, tröstete sich aber damit, sie später als Aufzeichnung noch einmal ansehen zu können. Kirk saß hinter seinem Schreibtisch und schien mit einem Mal um Jahre gealtert zu sein.
"… Sie sicher, dass es Ihnen gut geht?" fragte der Vulkanier gerade.
"Danke Spock. Es ist nicht so schlimm, es ist nur bald Zeit für McCoys Injektion."
"Wenn ich mich recht erinnere, hat Dr. McCoy leichten Dienst angeordnet."
"Hat er und wie Sie sehen, halte ich mich daran. Wie dem auch sei, ich wollte nicht meinen Gesundheitszustand diskutieren. Was halten Sie von der Anzar-Sache?"
"Schwer zu sagen. Der Aggressor muss über ein beträchtliches offensives Potential verfügen, wenn er Überfälle in dieser Größenordnung und mit dieser Dreistigkeit ausführen kann. Außerdem ist er außergewöhnlich skrupellos."
"Eben. Das bereitet mir Sorgen. Ich habe ein ungutes Gefühl bei der Sache."
"Ein ungutes Gefühl?"
"Sie wissen schon. Eine Ahnung. Das ganze wird sich nicht so leicht bereinigen lassen, wie es den Anschein hat. Ich habe nachgedacht und mir fällt nur eine Gruppe ein, die von ihrer Geschichte her als Angreifer in Frage kommt."
Spock hob fragend eine Augenbraue.
"Sir?"
"Die Orioner. Es ist nur ein Verdacht, aber es würde mich nicht wundern, wenn es sich um orionische Piraten handelt."
"Ein logischer Schluss, aber dennoch unwahrscheinlich Captain."
Diesmal setzte Kirk eine fragende Miene auf und Spock erklärte:
"Seit der Babel-Mission ist die orionische Regierung bemüht, nicht unangenehm aufzufallen. Was die unabhängigen Piraten betrifft, so betreiben sie zumeist Sklavenhandel im Verborgenen. Das Anzar-Schema passt nicht in ihr bisheriges Verhaltensmuster, noch zu mal es eine Größenordnung erfordern würde, die bei Piraten bislang nicht beobachtet werden konnte."
"Hmm." Kirk dachte über das Gehörte nach. "Irgendeine Idee über die Identität?"
"Leider keine. Die Daten reichen nicht für eine befriedigende Analyse aus, Captain."
"Dann werden wir uns die Daten eben holen müssen."
Als das Schiff in den Anzar-Sektor einflog, schienen die ganze Brücken-Mannschaft die Luft anzuhalten. Aber der Moment kam und ging, ohne dass etwas passierte.
"Geschwindigkeit auf 0,8 Impuls verlangsamen, Mr. Sulu. Sensoren auf Maximum-Reichweite."
Die Offiziere bestätigten und der Eindruck vorbeifliegender Sterne auf dem Bildschirm wurde gemindert. Noch immer musste sich Riggs sehr bemühen, nicht zu beeindruckt von der Sternenpracht zu sein. Daher setzte er einen betont stoischen Gesichtsausdruck auf und fuhr fort, sich Notizen zu machen. Er wusste natürlich, dass das die Crew nervös machte. Niemand hatte es gern, angestarrt zu werden und dann anschließend den Eindruck zu bekommen, jede seiner Bewegungen werde registriert und kommentiert. Riggs gab zu, dass das einer der Hauptgründe für seine Notizen war. Ebenso für seine ständige Anwesenheit auf der Brücke.
Die letzten beiden Tage waren weitestgehend ereignislos verlaufen und wenn er sich stark konzentrierte, fand der Reporter alleine den Weg in sein Quartier.
Er hatte kurz mit Olav gesprochen und ihm gesagt, dass es nichts zu berichten gab. Zu seinem Leidwesen stimmte das. Der exzentrische Chef-Ingenieur hatte im Maschinenraum eine Destille versteckt, aber dieses Vergehen hatte Riggs eher amüsiert und es war wohl kaum genug Stoff, um einen Artikel daraus zu machen. Das alltägliche Leben auf der Enterprise erschien Riggs so langweilig, dass er sich erneut fragte, wie jemand sich für eine derartige Karriere entscheiden konnte. Nun, er hatte einmal jemanden gekannt und auch die Gründe, aber…
"Wir empfangen einen Notruf, Captain."
Uhuras Stimme riss Riggs aus seinen Gedanken. Er löste seinen Blick von seinem Schreibpad, auf dem sich Dutzende von Kringeln und Kreisen befand und eingekästelte Erkenntnisse wie "Mir ist ja so langweilig" und "Row row row your boat".
"Auf dem Schirm, Lieutnant."
Statik zerriss das Bild der Sterne vor ihnen und wurde ersetzt durch das immer wieder von Rauschen und Schlieren zerfaserte Bild eines älteren humanoiden Mannes nicht-menschlicher Herkunft.
"… Aldebaranischer Händler… werden angegriffen… brauch… Hilfe...Wiederho…. Händler… Anzar… Sektor… brauchen…"
Plötzlich erschienen wieder die Sterne auf dem Schirm. Uhura verkündete:
"Der Kontakt ist abgebrochen, Sir."
"Können Sie den Ursprung lokalisieren?"
"Ja, Sir. Nicht weit von hier, ich habe die Daten bereits an Mr. Chekov weitergeleitet."
"Sehr gut, danke Lieutnant. Chekov, Kurs setzen, Maximum-Warp. Erwartete Ankunftszeit?"
"Drei Minuten, Sir."
"Alarmstufe Gelb. Maximale Schirmvergrößerung." Die Langeweile war erwartungsvoller Spannung gewichen und auch Riggs fühlte, wie Adrenalin sich durch seine Adern bahnte.
"Scott an Brücke."
"Ich werde Ihre Maschinen nicht allzu lange beanspruchen, Scotty."
"Aye, Sir."
Riggs konnte sich des Eindrucks nicht erwehren, soeben die Kurzform einer schon zu oft geführten Diskussionen zwischen Captain und Chefingenieur gehört zu haben.
Auf dem Bildschirm wurde ein kleiner Punkt sichtbar, der rasch größer wurde und sich in einen Frachter verwandelte. Nein, nicht nur in einen Frachter. Der Weltraum schien zu flimmern und fünf Kreuzer tauchten aus dem Nichts auf.
"Alarmstufe Rot, Schilde hoch. Volle Energie auf die Phaser."
Kirk hatte den Befehl kaum ausgesprochen, als das Schiff bereits von mehreren Phaser-Strahlen durchgeschüttelt wurde. Riggs sah gerade noch, wie sein Pad davonsegelte, ehe er ihm folgte und hart gegen das Brückengeländer krachte. Benommen sah er auf und sah, dass Kirk ihm von der anderen Seite her Gesellschaft leistete. Mit den geübten Augen des professionellen Beobachters erkannte Riggs, dass Kirks Gesicht schlagartig jede Farbe verloren hatte. Er sah aus, als würde er gleich in Ohnmacht fallen, fing sich dann aber sichtlich und richtete sich mühsam auf.
Der Captain presste eine Hand an seine Seite und Riggs wurde klar, dass sich Kirk soeben mindestens eine Rippe gebrochen haben musste. Unbewusst fuhr Riggs seinen eigenen Körper entlang und zuckte zusammen, als er seinen Knöchel berührte. Er bewegte ihn vorsichtig und musste nun seinerseits gegen herannahende Schwärze ankämpfen. Es tat weh, aber es ging. Offenbar nichts gebrochen. Endlich konnte Riggs sich wieder auf das Hier und Jetzt besinnen. Nur der Erste Offizier hatte es geschafft, auf seinem Posten zu bleiben.
"Schadensmeldungen von allen Decks", berichtete er und fuhr fort, die einzelnen Schäden aufzulisten. Riggs ignorierte ihn und starrte auf den Bildschirm. Das waren keine normalen Schiffe, das waren Kampfkreuzer. Schwerst bewaffnet und nur für einen einzigen Zweck konstruiert: um zu töten. Während er sich langsam aufrichtete, sickerte ein Gedanke langsam in seine Gedanken ein. Er würde auf diesem Schiff sterben.
Kirk hatte keine Absicht zu sterben. Die Schilde hatten sich gerade rechtzeitig aufgebaut, um das schlimmste zu verhindern, aber nicht schnell genug. Spock gab die Schadensmeldungen durch. Der Warpantrieb war ausgefallen, ein Teil der Schilde ebenfalls. Energiestatus bei 70%. Noch ein ähnlicher Treffer, und die Enterprise war Geschichte.
Aber er blieb aus.
Kirk sah sich auf der Brücke um. Seine Offiziere waren mittlerweile alle wieder auf den Beinen.
"Irgendjemand verletzt?" fragte er und versuchte, das brennende Stechen in seiner linken Seite zu ignorieren. Neben den immer noch wiederkehrenden Fieberschüben durch das Nervengift hatte ihm das gerade noch gefehlt.
"Ich bin OK, Sir", berichtete Uhura.
"Alles in Ordnung." Chekov.
Auch von den anderen war niemand zu Schaden gekommen. Aber…
"Was ist mit Sulu?"
Der Steuermann hatte sich auf seinen Stuhl hochgezogen, antwortete aber nicht.
"Bewusstlos, Captain."
"Uhura, rufen Sie die Krankenstation."
"Sir, wir erhalten einen Ruf von einem der angreifenden Schiffe. Auf einem Starfleet-Kanal. Wahrscheinlich kennen sie auch unsere Codes."
"Auf den Schirm", befahl Kirk und bemühte sich, möglichst selbstsicher und gelassen zu wirken. Als das Bild des Schirms wechselte, sah Kirk seine Vermutung bestätigt. Ein Orioner sah ihn an.
"Ergeben Sie sich oder Sie werden vernichtet. Sie haben eine Stunde Bedenkzeit."
Der Schirm wurde wieder dunkel.
"Kurz und knapp. Rufen Sie das Schiff."
"Sie antworten nicht, Sir."
Kirk atmete zweimal tief durch, dann drückte er einen Knopf in seiner Armlehne.
"Kirk an Scott. Bitte kommen Sie sofort in Konferenzraum 1."
Aus der Lehne tönte noch ein schwacher Protest, aber Kirk hatte bereits einen anderen Schalter betätigt.
"Kirk an Krankenstation."
"Hier McCoy."
"Wie sieht es aus, Pille?"
"Nicht gut, Jim. 18 Tote, 23 Schwerverletzte und mehr Patienten, als ich bewältigen kann. Es ist schon jemand zu Euch unterwegs."
"Tu was du kannst, Pille. Kirk Ende."
Riggs entging nicht, dass sich über Kirks Gesicht ein Schatten gelegt hatte, als er die Anzahl der Todesopfer hörte. Sollte ihm das Schicksal seiner Mannschaft etwa doch nicht ganz egal sein?
Kirk wechselte einen Blick mit seinem ersten Offizier, der daraufhin wortlos aufstand und Kirk folgte.
"Uhura, Sie haben das Kommando. Verständigen Sie mich sofort, wenn sich die Lage auch nur um eine Winzigkeit ändert."
"Aye Sir."
Während sich die Türen des Turbolifts schlossen, betätigte sie ruhig ein paar Schalter und wurde kurz darauf an ihrer Konsole von einem schon etwas älteren Mann abgelöst. Die dunkelhäutige Frau ließ sich elegant in den Kommandosessel gleiten.
Riggs tat es ihr gleich und musste erneut gegen eine aufkeimende Panik ankämpfen. Gegen diese Übermacht hatten sie alleine keine Chance.
"Sind…", fragte er und setzte erneut an, als seine Stimme ihm zu versagen drohte:
"Sind irgendwelche Schiffe in der Nähe, die uns helfen könnten?"
Uhura drehte sich zu ihm um. Mitleid stand in ihren Augen.
"Unwahrscheinlich. Im Augenblick befinden sich alle Sternenschiffe an den Grenzen der Föderation, um Romulaner und Klingonen im Auge zu behalten. Das nächste Schiff der Föderation ist die USS Magellan, ein Forschungsschiff ohne nennenswerte Bewaffnung mit 53 Mann Besatzung und sie ist zwei Tage entfernt. Wir sind auf uns allein gestellt."
Riggs nickte steif. Uhura drehte sich wieder um. Er ertrug den Blick der lauernden Kampfkreuzer nicht länger und verließ hastig, den Schmerz in seinem Knöchel ignorierend, die Brücke.
"Sir, ich muss zu meinen Maschinen. Es…"
"Ruhig, Scotty. Es gibt wichtigeres zu besprechen."
"Aber…?"
"Scotty, hören Sie mir zu. Wir sind von fünf Kampfkreuzern umgeben. Selbst bei voller Energie wäre es ein beinahe aussichtsloser Kampf."
"Sie wollen aufgeben?" Scotty klang fassungslos.
"Das wäre die logischste Option", kommentierte Spock.
Kirk sah seine beiden Gefährten trotzig an. "Nein, ich kann und will nicht aufgeben."
"Was schlagen Sie vor?" Scotty klang resigniert.
"Was können Sie über den Frachter sagen, der von den Piraten aufgebracht wurde?"
Spock hob eine Augenbraue.
"Ein durchschnittlicher Handelsfrachter der größeren Ausführung. Höchstgeschwindigkeit Warp 6. Normalerweise keine Bewaffnung, aber ich habe vorhin Spuren von Waffensignaturen festgestellt. Vermutlich ein paar Standardphaser."
"Wie schwer ist das Schiff beschädigt."
"Unzureichende Daten, Captain. Aber ich habe den Eindruck, dass der Notruf von den Piraten erzwungen und fingiert wurde. Mit einer Wahrscheinlichkeit von 97,3% ist die Beschädigung des Frachters nur geringfügiger Natur."
Kirk sah zufrieden aus.
"Das bestätigt meinen Eindruck. Scotty, jetzt hängt es an Ihnen. Ist es möglich, jemanden unbemerkt auf den Frachter zu beamen?"
Scotty sah zweifelnd aus und dachte laut nach.
"Bei aktivierten Schilden… Schwierig… Aber bei den Beschädigungen… Möglich, eine Lücke zu nutzen… Ich nehme nicht an, Captain, dass Sie die Schilde dazu senken wollen?"
Kirk nickte.
"Richtig, Scotty. Funktioniert es?"
Der Chefingenieur neigte den Kopf.
"Aye, ich denke, dass es funktionieren könnte. Mein armes Schiff ist durchlöchert wie ein Schweizer Käse, wir könnten eine Lücke in den Schirmen ausnutzen. Aber es wären ein paar Modifikationen notwendig."
"Wie lange?"
"Zwei Stunden, um…"
"Sie haben 20 Minuten, Scotty."
"Aber Captain…"
"Beeilen Sie sich lieber, Scotty."
Der Chefingenieur seufzte. "Aye, Captain." Dann verließ er den Raum.
"Ich nehme an, Captain, dass Sie einen bestimmten Plan verfolgen?"
"Richtig Spock. Was halten Sie von einem kleinen Ausflug?"
Spock hob eine Augenbraue. Und dann erklärte Kirk ihm, was er vorhatte.
In seiner Kabine war Riggs damit beschäftigt, einen Artikel zu verfassen. Seinen eigenen Nachruf, besser gesagt. Es war die einzige Möglichkeit, seine Panik etwas zu dämpfen. Wenigstens würde sein Tod auch Starfleet einen gehörigen Stoß versetzen, möglicherweise einen Todesstoß.
Kurz vor Ablauf der Frist betrat Riggs wieder die Brücke. Uhura saß noch immer auf dem Kommando-Sessel, weder Kirk noch sein Erster Offizier waren bis jetzt zurückgekehrt. Die Situation schien unverändert, während das rote Blicklicht die Brücke in ein gespenstisches Licht tauchte. Riggs drehte das Datenmodul in seiner Hand und ging dann zu der Kommunikationsstation.
"Können Sie das für mich senden?" fragte er.
Der ältere Mann nahm das Modul zögernd in die Hand.
"Ich bin nicht sicher… Lieutnant Uhura?"
Uhura drehte sich im Kommandosessel um.
"Mr. Riggs möchte, dass ich eine Nachricht sende."
"Tut mir leid, Mr. Riggs, aber im Augenblick können wir keine Nachrichten verschicken. Wir wissen nicht, was die Piraten alles entschlüsseln können. Aber auch so könnte es sie auf falsche Ideen bringen."
"Aber es ist wichtig."
Uhura dachte nach.
"Ich kann Ihnen nur anbieten, dass ich die Nachricht der automatischen Logbuchboje hinzufüge. Die Boje wird automatisch ausgeworfen und der Captain hat mich angewiesen, sie startklar zu machen. Auf diese Weise können sie sichergehen, dass Ihre Botschaft den Empfänger erreicht. Ansonsten sorge ich persönlich dafür, dass Ihre Nachricht gesendet wird, sobald unser augenblickliches Problem gelöst ist. Sind Sie damit einverstanden?"
Riggs dachte einen Moment nach und nickte dann zögernd.
"Einverstanden."
"Mr. Kuzan, bitte kümmern Sie sich darum."
Der ältere Mann an der Kommunikationsstation nickte und drehte sich dann zu seiner Konsole um. Riggs ging mit dem Gefühl, wenigstens etwas erfolgreich erledigt zu haben, zu dem ihm zugewiesenen Platz auf der Brücke. Er hatte sich kaum gesetzt, als Kirk eintrat. Der Vulkanier war nicht bei ihm. Der Captain wirkte zwar selbstsicher, aber immer noch eigentümlich blass und ausgezehrt. Ja, so fühlt sich wahre Todesangst an, dachte Riggs hämisch. Wenn es ihn nicht selbst auch getroffen hätte, er hätte Kirks Reaktion beinahe genießen können.
Uhura stand auf und Kirk setzte sich auf seinen Kommandosessel.
"Irgendwelche Änderungen?" fragte er.
"Keine, Sir."
Kirk nickte.
"Chekov, Sie übernehmen Spocks Station bis auf weiteres. Rufen Sie DeSalle auf die Brücke."
Die restlichen Minuten bis zum Ablauf des Ultimatums vergingen quälend langsam und wurden nur durch die Ankunft eines Mannes unterbrochen, der den Platz an der Navigationskonsole übernahm. Kirk übergab dem Neuangekommenen ein Datenmodul und befahl ihm, es in die Navigationskonsole für spätere Verwendung einzulesen. Der Mann nickte verwirrt, stellte aber keine weiteren Fragen. Erst jetzt fiel Riggs auf, dass auch der Asiate sich nicht an seinem Platz befand. Eine sehr attraktive Frau nahm seine Stelle ein.
Dann durchbrach Uhuras Stimme die angespannte Stille.
"Sir, wir werden gerufen."
"Auf den Schirm."
Erneut blickten sie in das bedrohliche Gesicht des Orioners.
"Die Zeit ist um."
"Ich verhafte Sie im Namen der Föderation wegen Mord, Piraterie und noch einigen anderen Delikten. Ihre Identität ist bekannt. Wenn Sie sich freiwillig ergeben, wird das in einem späteren Prozess wohlwollend berücksichtigt werden."
Der Orioner lachte schallend und wurde dann so plötzlich wieder stumm, als hätte er die Lache abgeschaltet.
"Sehr komisch, Kirk. Übergeben Sie Ihr Schiff oder sterben Sie!"
"Sie sind es, die mit dem Leben bezahlen werden!"
Der Bildschirm wurde dunkel.
"Sie gehen auf Kampfposition."
"Mr. DeSalle, Kurs 2340,2, voller Impuls. Wenn ich es Ihnen sage, starten Sie das Programm 1 von dem Datenmodul. Mrs. Bauer, machen Sie Photonentorpedos 2, 4 und 6 scharf."
Bestätigungen von allen Seiten folgten. Die Leute arbeiten ruhig und effizient. Das Schiff glitt in den Raum und Riggs stellte entsetzt fest, dass sie direkt in das Zentrum des Ringes flogen, der von den gegnerischen Schiffen gebildet wurde.
Kirk drückte einen Knopf auf seinem Sessel und sagte dann ebenso ruhig:
"An alle, hier ist der Captain. Fertig machen auf Kampfhandlungen. Kirk Ende."
Sie befanden sich jetzt direkt in der Mitte der Schiffe, als die ersten Feuerlanzen durch den Raum leckten.
"Jetzt, Mr. DeSalle."
Die Enterprise tauchte nach unten und beschrieb einen Haken, um hinter dem ersten Schiff abzutauchen. Allerdings war sie nicht schnell genug und die Brücke wurde leicht durchgeschüttelt, lange aber nicht so schwer wie bei dem ersten Angriff. Die Hauptentladung des Angreifers hatte jedoch nicht die Enterprise getroffen, sondern eines der gegenüberliegenden Schiffe. Der Pirat hatte ein Eigentor geschossen und einen seiner eigenen Kreuzer beschädigt.
"Photonentorpedos Feuer auf gegnerisches Schiff voraus."
Drei Lichtblitze zuckten über den Bildschirm. Sie trafen alle genau. Der dritte löste eine Explosion aus, das bereits angeschlagene orionische Schiff war vernichtet. Leiser Jubel hallte auf der Brücke wieder. Riggs stieß die Luft aus, die er unbewusst angehalten hatte. So etwas wie Respekt beschlich ihn. Dennoch war es aussichtslos, gegen die restlichen vier Schiffe bestehen zu wollen.
"Alle Maschinen stopp, treiben lassen", befahl Kirk.
"Uhura, rufen Sie den Orioner."
"Aye Sir." Der Bildschirm wurde einmal mehr durch das Gesicht des Piraten ersetzt, der jetzt vor Wut schäumte.
"Das werden Sie bezahlen, Kirk."
"Ich bin bereit, noch einmal über Ihr Angebot nachzudenken", sagte der Captain. Die Brückenoffiziere drehten verwundert die Köpfe.
"Zu spät, Kirk. Sie haben soeben meinen Bruder vernichtet und dafür werden Sie persönlich bezahlen."
"Warten Sie…"
Aber der Bildschirm zeigte wieder den Weltraum.
"Zu früh", murmelte Kirk ärgerlich.
"Kurs 3410,3. 0,1 Impuls. Phaser auf leichteste Einstellung. Zielen Sie neben das Schiff direkt voraus."
"Neben, Sir?"
"Daneben, Mrs. Bauer."
"Aye, Sir."
Die Enterprise kroch praktisch an das eine Schiff heran, während ein dünner Phaserstrahl an ihr vorbeileckte.
"Volle Kraft zurück."
Die Maschinen heulten gequält auf, als die Enterprise den Weg, den sie gerade eben vorwärts gekrochen war, wieder zurückwich. Ein Phaserstrahl der Angreifer verfehlte sie nur haarscharf.
"Waffenaktivität bei allen drei Kreuzern, Captain", meldete Chekov und bezog sich auf die drei Schiffe, die nun direkt vor der Enterprise lagen.
"Alle Maschinen stopp, treiben lassen."
Die Enterprise hing antriebslos im All, während die gegnerischen Schiffe nun auf dem Schirm immer größer wurden.
"Mr. DeSalle, vorbereiten auf Programm 3. Auf mein Kommando. Photonentorpedos 1, 3, und 5 fertig machen für heckwärtigen Beschuss."
"Aye, Sir."
Jetzt ist es aus mit uns, dachte Riggs. Es kostete ihn volle Überwindung, weiter auf das Geschehen vor ihnen zu achten. Ein Treffer an der richtigen Stelle reichte bei den geschwächten Schilden schon aus und das war´s dann.
Kirk wartete auch weiterhin ab. Dann wurde die Brücke erneut gewaltig durchgeschüttelt. Riggs landete schwer auf dem Boden und keuchte vor Schmerz, als er abermals auf seinem schon angeschlagenen Knöchel landete. Uhura und Chekov saßen noch, aber alle anderen waren ebenfalls von ihren Plätzen gefallen.
Kirk zog sich gerade mühsam am Stuhl des Navigator vor ihm hoch und bediente hastig einige Knöpfe. Auf dem Schirm bewegte sich plötzlich auch der Frachter. Tatsächlich schien er die Manöver der Enterprise zu ergänzen. Von zwei Seiten blitze es grell auf und dann hatte Riggs von seiner Position am Boden aus freie Sicht auf die Sterne. Keine feindlichen Kreuzer mehr.
"Zwei weitere Piratenkreuzer vernichtet, ein dritter schwer beschädigt, der vierte kampfunfähig."
Zwei weitere Explosionen erhellten die Brücke.
"Die beiden anderen Schiffe haben sich soeben selbst zerstört."
"Sir, der Frachter ruft uns. Es ist Mr. Spock."
Uhura gab sich keine Mühe, ihre Überraschung zu verbergen.
Kirk reagierte nicht. Er war über der Navigationskonsole zusammengesunken.
"Sir?" Uhura hatte sich weit herumgedreht und schien gerade aufstehen zu wollen, als Kirk sich mit einer ungeheuren Willensanstrengung wieder aufrichtete.
"Danke, Lieutnant."
"Alles in Ordnung, Sir?"
Kirk sah sie an und warf ihr ein Lächeln zu.
"Lassen Sie Spock nicht warten."
Uhura schien ebenfalls nicht zu entgehen, dass Kirk ihre Frage ignoriert hatte. Aber sie drehte sich um und Spocks Gesicht erschien auf dem Schirm. Hinter ihm befanden sich etliche Offiziere der Enterprise.
"Schön, Sie zu sehen, Spock." Kirk öffnete den Mund, um noch etwas zu sagen, aber kein Ton kam zwischen seinen Lippen hervor. Dann brach er direkt vor dem Kommandosessel zusammen. Spocks Gesicht auf dem Bildschirm veränderte sich und Riggs meinte, für einige Sekunden auf dem sonst so stoischen Gesicht einen Anflug von Sorge zu erkennen.
"Lieutnant Uhura, sorgen Sie dafür, dass vier Sicherheitsteams auf die Magellan gebeamt werden. Wir haben hier 13 Piraten festgenommen, die arretiert werden müssen. Anschließend organisieren Sie bitte meine unverzügliche Rückkehr auf die Enterprise und senden Sie Starfleet einen Auszug aus dem automatischen Logbuch zu. Und Lieutnant - rufen Sie McCoy auf die Brücke."
Kirk war noch immer bewusstlos und lag auf einem Biobett, als Spock in der Krankenstation eintraf.
"Wie geht es ihm, Doktor?"
"Nicht gut. Das Gift und dann hat er sich bei einem Angriff offenbar noch zwei Rippen gebrochen, ohne mir Bescheid zu sagen. Eine hat die Lunge verletzt. Das alleine macht mir keine Sorgen."
"Doktor?"
"Er ist zu schwach. Puls und Blutdruck zu niedrig, unregelmäßiger Atem. Und ich will verdammt sein, wenn ich den Grund dafür kenne."
Spocks Gesicht verdunkelte sich.
"Wird er es schaffen?"
"Das weiß der Himmel", entfuhr es McCoy.
"Doktor, ich fürchte, für den Zustand des Captains bin ich verantwortlich."
"Sie?"
"Der Captain stand während des Gefechtes mit mir in einer permanenten telepathischen Verbindung?"
"Sind Sie verrückt geworden? Wann hatten Sie vor, mir davon erzählen?"
"Jetzt, Doktor. Es war notwendig. Die einzige Möglichkeit, die Piraten zu vernichten, bestand in einem koordinierten Angriff beider Schiffe. Und die Kom-Verbindung hätten die Piraten mit Sicherheit abhören können."
"Und wie haben Sie die Verbindung so lange aufrecht erhalten können? Sie sind Berührungstelepath und Jim ein Mensch."
Der Vulkanier zögerte merklich, ehe er fortfuhr:
"Der Captain und ich hatten bereits mehrfach mentalen Kontakt. Das wissen Sie. Der Captain schlug daher vor, die Verschmelzung nicht zu unterbrechen. Ich wusste nicht, ob es funktionieren würde, aber das hat es. Leider erforderte es von beiden Seiten ein erhebliches Maß an Konzentration."
"Verdammt, Spock. Ich hoffe, dass Jim es übersteht."
In seiner Kabine atmete Riggs mehrfach tief durch und versuchte, seinen rasenden Herzschlag zu beruhigen. So nah war er dem Tod noch nie gewesen. In seinem Kopf hämmerte es. Er erwog, McCoy um ein Schmerzmittel zu bitten, verwarf diesen Gedanken aber, nachdem er sich die Aufnahmen von der Krankenstation ansah, die aus allen Nähten zu platzen schien. Kirk befand sich abseits des normalen Chaos in McCoys Büro. Kirks Gegenwart hätte Riggs Kopfschmerzen nur noch verstärkt. Die Tatsache blieb bestehen, ohne Kirks Manöver wäre das Schiff zerstört worden. Aber sie lebten, was bedeutete…
Wie von der Tarantel gestochen fuhr Riggs auf.
"Riggs an Kommunikationsstation."
"Hier Lieutnant Uhura. Was kann ich für Sie tun?"
"Haben Sie meine Nachricht bereits gesendet?"
"Ja, Sir. Ich habe Sie mit dem Logbuch vor etwa einer Stunde weggeschickt."
Innerlich fluchte Riggs.
"Danke, Lieutnant. Können Sie für mich eine Verbindung mit Olav Bergström auf Senurum herstellen?"
"Einen Moment. Die Verbindung steht, ich stelle Sie durch."
Riggs atmete tief durch. Es fiel ihm nicht leicht, aber er musste Olav erklären, warum er den letzten Artikel nicht publizieren durfte…
Am nächsten Tag trafen noch weitere Starfleet-Schiffe ein, die den Vorfall und vor allem die Trümmer der Kreuzer untersuchen sollten. Zudem wurden die auf dem aldebaranischen Frachter gefangenen Piraten zu Verhören auf die Erde gebracht. Es musste geklärt werden, wie sie es geschafft hatten, so tief in den Raum der Föderation einzudringen und ein solches Macht-Potential zu entfalten.
Kirk, zwar noch immer in McCoys Obhut, befand sich auf dem Weg der Besserung. Riggs indessen hatte beschlossen, zu seinem obersten Grundsatz der objektiven Berichterstattung zurückzukehren. Etwas nervös begab er sich zu seinem Treffen mit dem vulkanischen Ersten Offizier. Spock erwartete ihn in einem kleinen Konferenzraum. Bemüht, seine Nervosität nach außen hin nicht zu zeigen, trug Riggs sein Anliegen vor.
"Mr. Spock, ich danke Ihnen, dass Sie einen Moment Zeit für mich gefunden haben."
Spock nickte stumm als Zeichen, dass er den Dank entgegennahm. Riggs fuhr fort:
"Zuerst einmal bitte ich um die Erlaubnis, auch weiterhin an Bord der Enterprise bleiben zu dürfen."
"Da Sie auf ausdrücklichen Wunsch von Starfleet Command hier sind, sehe ich keinen logischen Grund, Ihrer Bitte nicht zu entsprechen."
"Danke, Commander. Aber da wäre noch etwas. Es ist so… Ich habe in der Vergangenheit bereits mehrfach mit Vulkaniern zusammengearbeitet. Daher weiß ich um die telepathischen Fähigkeiten ihres Volkes…."
Spock versteifte sich fast unmerklich.
"Mir ist zu Ohren gekommen, wie Sie den Angriff der Enterprise und des Frachters koordiniert haben."
Riggs vermied es dabei zu erwähnen, auf welchem Weg er seine Informationen gewonnen hatte und baute auf die Diskretion des Vulkaniers nicht nachzufragen.
"Daher möchte ich Sie bitten, mein diesbezügliches Wissen zu vervollständigen."
Spocks Gesicht schien noch vulkanischer als sonst zu sein.
"Ich bedaure, Mr. Riggs, aber die telepatischen Fähigkeiten meines Volkes gehören zu unserer Privatsphäre. Sie werden mit Außenstehenden nicht diskutiert. Bitte verstehen Sie, dass ich Ihnen daher keine Antwort darauf geben kann."
Riggs war enttäuscht, erkannte aber, wie wenig Sinn es haben würde, den Vulkanier weiter zu bedrängen. Es war Zeit für einen Rückzug.
"Wie Sie meinen. Wenn Sie mich bitte entschuldigen würden…"
Der Vulkanier entließ Riggs mit einem Nicken.
Der Reporter schlenderte tief in Gedanken versunken zurück zu seiner Kabine. Selbst wenn er Monate an Bord würde verweilen müssen, er schwor sich, das Geheimnis um Kirk, seinen Ersten Offizier und die Vergangenheit zu lösen.
und nun die Fortsetzung...
Story by Zelda Scott, 2004
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