Kapitel 9 Freunde in Nöten

Dann schreckte Amalzia hoch. Es war schon hell. Gwyn war nicht da. Amalzia sah sich um, nirgendwo war sie zu sehen. Dann stand sie auf. ‚Wo bist du?' fragte sie traurig. ‚War alles vielleicht nur ein Traum?' Aber dieser Gedanke verflog sofort wieder als sie sich zum Wald drehte. Jetzt da Gwyn nicht mehr da war, konnte sie hinein gehen ohne etwas zurück zu lassen. Sie war entschlossen, sah sich noch mal um und bemerkte dass der braune sie ansah. ‚Du bist von nun an frei. Lauf und suche dir bessere Freunde als ich es tat.' Sagte Amalzia. Sie war traurig. Lir hatte sie verlassen und die scheinbar gute Freundin Gwyn ebenfalls. Konnte sie den keiner leiden? ‚Bin ich etwa anders als die anderen?' fragte sich Amalzia leise.

‚Jeder ist anders meine teure.' sagte eine männliche Stimme. Amalzia drehte sich erschrocken um. ‚Na erkennst du mich als Mensch noch?' fragte der Schmetterling. ‚Oh, Schmetterling. Woher weißt du wer ich bin und wo ich bin?' fragte Amalzia sichtlich verwirrt. ‚Das lieg in der Natur.' Sagte er und setzte sich auf ihr Haar. ‚Ach Schmetterling, du weißt gar nicht wie elend mir ist. Keiner mag mich. Niemand ist lange bei mir.' Jammerte Amalzia. ‚Stichwort.' Rief der Schmetterling und begann mit einem Gesang von traurigen Liedern. Eines handelte von einem Mädchen und einem Jungen die in Schwierigkeiten steckten und die von einer sehr guten Freundin gerettet wurden. ‚Was haben diese Lieder zu bedeuten?' fragte Amalzia. ‚Sie sollen dir etwas sagen.' ‚Aber das tun sie nicht.' Amalzia sah den Schmetterling verwirrt an. ‚Liebes, nie gab ich dir eine Nachricht, so deutlich wie diese.' Sagte er und flog vor ihre Augen. ‚Hör mir zu. Freunde sind in Gefahr. Müssen büssen dafür das sie dir geholfen haben, dafür das sie dich nicht verraten.' Sagte der Schmetterling schnell. ‚Was? Wer? Wo muss ich hin?' fragte Amalzia sofort. ‚Weit... weit weg. Mit Menschen Füßen nicht zu erreichen. Mit Flügen sehr gut, mit Hufen viel besser.' ‚Nein! Ich werde kein Einhorn mehr werden. Nie!' schrie das Mädchen und schüttelte ängstlich denn Kopf. ‚Hör mir zu! Lauf, gen Norden. Dort gelangst du zu einem See. Wenn die weiß leuchtende Kugel den See erreicht und das Licht reflektiert, musst du am Südufer stehen. Nur wenn du das tust, kannst du deine Freunde retten. Spute dich und sieh niemals zurück. Nie!' rief der Schmetterling bevor er davon flog. ‚Nein. Warte! Bitte warte...' schluchzte Amalzia. Wie sollte sie schnell genug zum See kommen? Sie wusste es nicht, dann hörte sie ein schnaubten und sah in die treuen, guten Augen des braunen. Sie ging zu ihm. ‚Mein Freund... mein Bruder. Ich brauche deine Hilfe. Willst du mir als freies Pferd der Natur und der Erde, helfen?' fragte Amalzia und strich ihm über die Blesse. Er stupste sie an und wieherte. Sekunden später brausten sie dahin. Amalzia wusste das der braune den Richtigen Weg laufen würde.

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‚Molly, wie sollen wir einem Schmetterling vertrauen?' ‚Aber Schmendrik. Tiere sind schlauer als Menschen. Glaube mir, er wird Amalzia finden und sie warnen.' ‚Sieh in dir nur an. Er ist fast Tod und das Mädchen, so schön und jung. Sie wurden nicht für das hier geboren.' ‚Ich weiß genau wie du dich fühlst Molly. Aber wir müssen auf Amalzia vertrauen. Sie ist die einigste Hornung die wir haben.' ‚Ja. Du hast recht.' Die junge Frau sah hoch zu dem Gitter wo der Mond hindurch schien. ‚Oh bitte. Bring uns Amalzia her. Bitte.' Sagte sie betend.

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Langsam wird es wieder dunkel. Den ganzen Tag war Amalzia nicht einmal abgestiegen um eine Pause zu machen oder zu schlafen. ‚Danke mein Freund. Ich werde dir das hier nie vergessen.' Sagte Amalzia müde aber sehr dankbar zu dem braunen. Dieser blieb noch Seelen ruhig unter dem Baum stehen und graste. Amalzia sah hoch zum Mond und wartete das jeden Moment das Licht kommen würde. Dann schien der Mond auf den See. Das Licht reflektierte und schien auf Amalzia zu. Dieses umhüllte sie und das weiße Mädchen wurde in die Luft gezogen. Sie wurde vom Wind gedreht und spürte plötzlich ein bekanntes Gefühl.

Als sie wach wurde war es tiefe Nacht. Sie wollte aufstehen, brach aber zusammen. Etwas war anders. Dann sah sie sich an. Ihr rann eine Träne herunter. Sie war wieder zu einem Einhorn geworden. ‚Schmetterling. Du hast es gewusst. Du hast es gewusst!' Waren ihre halb erstickten Worte. Doch dann stand sie auf. Der braune trabte zu ihr. Er konnte nicht begreifen was geschehen war. ‚Es tut mir leid mein Freund. Du musst mich alleine gehen lassen. Ich darf es dir nicht sagen, aber ich muss meine Freunde retten. Egal was ich bin.' Mit diesen Worten galoppierte die wiederum sanft weiße Stute ihrem Ziel entgegen. Doch wo war es? Sie wusste es nicht und lies sich von ihrem Gefühl führen.

An einer Wegbiegung blieb sie stehen und spitzte die Ohren. Vor kurzem saß sie noch auf dem rücken des braunen und hatte sich geborgen und sicher gefühlt. Doch nun war sie einsam und allein. Ihr war sterbens kalt und sie fror. Doch war sie allein? War sie wirklich jemals allein gewesen? Ein Geräusch lies sie herum wirbeln und zu dem neben ihr liegende Gebüsch blicken. Sie legte die Ohren an. ‚Tritt heraus oder bleibe für Ewig ein Feigling.' Rief sie. Etwas schnaubte und heraus trat der braune. ‚Ich sagte dir doch, dass du dort bleiben sollst.' Sagte Amalzia. Aber sie war froh doch nicht alleine zu sein. Der braune trabte munter zu ihr und schnaubte. Er bat darum mit ihr kommen zu dürfen. ‚Nun gut. Komm mit. Aber ich biete dir keinen Schutz.' Sagte Amalzia. Der braune Hengst schnaubte und wieherte. Er sagte: 'Aber ich dir.' Amalzia lächelte dankbar und beide galoppierten los. Der Hengst musste wissen dass sie ein Einhorn ist. Niemals würde er sonst mit ihr kommen. Dachte sie.

Aber nun fühlte Amalzia sich wieder geborgen und wohl. Sie war nicht mehr allein. Denn ganzen Weg sagte keiner von beiden ein Wort. Sie sprachen nicht einmal über den Weg, denn beide nicht kannten. Sie liefen einfach drauf los und hofften richtig zu sein. Des öfteren wagte Amalzia mal einen Blick zu dem braunen rüber, der ihren Blick erwiderte. Doch es war ihr nicht angenehm, eher peinlich und ungewohnt.