Kapitel 10 Auf der Suche nach dem Ziel.

Amalzia lief an der Seite des braunen. Sie rannten bis die Sonne aufging. Sie standen auf einem großen Felsvorsprung und betrachteten die Sonne. ‚Ob ich meine Freunde jemals wieder sehen werde?' dachte Amalzia traurig. Der braune schnaubte leise und strich ihr sanft über den Hals. ‚Ich danke dir guter Freund.' Sagte Amalzia. ‚Komm, unser Weg ist lang und die zeit kurz.' Mit diesen Worten galoppierten sie durch die Landschaft aus Felsen und Gebirgen. Amalzia wusste nicht ob sie die Worte des Schmetterlings richtig verstanden hatte und ob sie den richtigen Weg einschlugen. Sie wusste nicht mit was sie es zutun haben würden. Wusste nicht was mit ihren Freunden geschehen war, wer sie gefangen hielt und mit welchen Wesen und Kreaturen sie noch fertig werden müsse. Aber eines wusste sie. ‚Ich bin nicht allein. Ich war eigentlich nie allein.' Das stimmte. In ihrem ganzen leben vor dem Roten Stier, war ihre Familie und ihre Freunde da, danach kamen Schmendrik und Molly die sie durch Zufall kennen gelernt hatte. Dann trat etwas noch viel größeres in ihr Leben. ‚Lir.' Ihre große Liebe. Sie hatte sich damals entschieden ihr Leben bei ihrer Familie zu leben, doch konnte es nicht aushalten und fand Lir wieder. Als er nicht mehr da war und wie vom Erdboden verschluckt zu seien schien, war Gwyn da. Die gute Gwyn, die teure Freundin die sie bis auf die Haarspitzen genau kannte und wusste sie war ein Einhorn. Auch sie musste gehen. Nun war der braune da. Er war immer noch ein fremder, aber er war für sie da und sie fühlte sich mit ihm sicher und wohl. Sie war nie alleine. NIE!

Plötzlich blieb der braune stehen. Er spitzte die Ohren. Kurz danach vernahm auch Amalzia etwas Ungewöhnliches. Hufe... Sie sprangen beide nach rechts und links hinter einen Felsen. 4 Reiter kamen den Weg herauf geritten. ‚Meint ihr sie werden das Einhorn schnappen?' fragte einer. ‚Ich weiß es nicht, aber ich schätze schon. Ihr liegt doch so viel an ihren Freunden.' ‚Freunde. Pah! Wer braucht die schon.' Lachte einer der 4. Amalzia schnaubte und sprang ohne nach zu denken vor die 4 Reiter. Sie Pferde erschraken und wichen ängstlich vor der Stute zurück. ‚Jeder braucht Freunde! Auch ihr!' sagte sie drohend. ‚Amalzia nein.' Rief der braune noch, aber es war schon zu spät. Er sprang neben sie. ‚Ahhhh, schaut euch diese Stute an. Ist sie nicht prächtig?' sagte einer grimmig. Doch den anderen 3 war ein Licht aufgegangen. ‚Das ist sie! Das ist die Einhornstute.' Rief einer und wendete sofort sein Pferd. Ihm war angst ins Gesicht geschrieben. Amalzia nutzte es aus und stieg. Die anderen 3 Reiter drehten auch um und rasten auf ihren Mustangs davon. Amalzia wieherte triumphierend. Der braune sah sie vorwurfsvoll an. ‚Das hättest du nicht tun sollen. Das war falsch.' Sagte er in einem ungewohnt kalten Ton. Amalzia setzte ihre Hufen wieder auf den Boden und sah ihn an. ‚Hast du nicht gesehen? Sie haben Angst vor mir.' Sagte Amalzia. ‚Ja, sie fürchten sich. Aber vor dir oder vor dem was sie erwartet?' fragte der braune wieder gelassen und ging weiter. Amalzia trabte auf. ‚Was meinst du damit?' fragte sie. ‚Du wirst gesucht. Das sagt doch alles aus.' Der braune dachte an die Worte des Schmetterlings. ‚Meine Freunde sind in Gefahr. Diese Leute haben Angst vor mir, weil ich den Roten Stier bezwungen habe.' Sagte sie. Der braune blieb stehen und sah sie ernst an. ‚Bist du stolz darauf?' sagte er hart. ‚Ja. Bin ich.' Entgegnete sie trotzig. Er schnaubte. ‚Du weißt nicht was Leid ist oder? Weißt du was Leid ist?' fragte er und kam der Stute so nahe das sie Angst bekam. ‚Ja, ich weiß was wirkliches Leid ist.' sagte sie. ‚Dann tu nicht so als ob du kein Leid empfindest!' sagte er und wandte sich von ihr ab. Die Stute blieb erst etwas erstart stehen und sah dem braunen dann nach. ‚Ich... ich empfinde Leid.' Sagte ich leise. Der braune blieb wieder stehen. Er senkte langsam den Kopf und schloss die Augen. Amalzia sah das eine Träne aus seinem Auge tropfte. Sie trabte geschmeidig wie sie war zu ihm.

‚Habe ich etwas falsches gesagt?' fragte sie. Er hob wieder denn Kopf. ‚Du bist das einzigste Einhorn das ich je sah. Du bist das einigste deiner Art das Liebe, Leid und richtige Gefühle kennt. Verstehst du. Du hast dem Roten Stier in der Sekunde wo du dich ihm zur Wehr gestellt hast, alles offenbart. Deinen Mut, deine Widerstandskraft. Er konnte in dich sehen. Du hast ihn weder durch Kraft, noch durch mut noch durch dein Horn besiegt. Es war das was in dir drinnen war Amalzia. Deine Liebe und Güte. Dein Leid und deine Trauer. All das hat der rote Stier nie besessen und dies allein hat ihm die Kraft genommen gegen dich an zu kommen.' Sagte der braune. Amalzia schwieg. Sie senkte den Kopf und dachte an alles nach. Nach einiger Zeit hob sie ihn wieder. ‚So habe ich es nie gesehen.' Sagte sie schließlich. ‚Was glaubst du warum diese Männer vor dir davon gelaufen sind? Ja, sie haben Angst. Aber sie können nicht gegen ein mächtiges Einhorn ankommen das zu seinen Kräften auch noch Liebe, Trauer, Leid und die ganzen anderen unendlichen Gefühle empfindet ankommen. Das wissen sie.' Der braune sah sie mit offenen gutherzigen Augen an. Amalzia sah in ihnen die pure Wahrheit. Hatte sie so eine Offenheit so eine Ehrlichkeit und Güte jemals in anderen Augen gesehen? ‚Aber, woher wissen sie von mir? Wer will mich haben?' fragte Amalzia. ‚Ich weiß es nicht, aber eins weiß ich. Sie werden dich nicht bekommen.' Sagte der braune. Dann trabte er an. Für ihn war das Gespräch beendet. Amalzia trabte hinter her. Aber mit einem leichten Lächeln auf den Lippen. Sie hatte einiges verstanden und sah es nun aus anderen Blickwinkeln.

Die beiden liefen pausenlos weiter und weiter. Über wiesen, überquerten Flüsse und Seen. Rannten über Berge und durch Täler. Sahen Bären, Hirsche und Luchse. Aber nichts hielt sie von der Reise ab. Nichts brachte sie dazu eine Pause zu machen.

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‚Molly? Bist du wach?' ‚Ja, Schmendrik. Ich bin wach.' ‚Er wacht auf.' Kündigte der Junge an. ‚Was? Aber er kann nicht aufwachen. Er wurde zu schlimm verletzt.' ‚Molly, er wird wach. Sieh nur.' Jemand stöhnte vor Schmerzen auf. Der Junge schlug langsam die Augen auf und erblickte 2 verschwommene Gestallten. ‚Wer seid ihr? Amalzia? Bist du es?' ‚Nein Lir. Wir sind es. Molly und Schmendrik.' Antwortete die Frau. ‚Molly? Schmendrik?' fragte er. Als er sich erinnerte schlug er die Augen auf. ‚Hey, nicht so eilig. Man hat dir üblen Schaden zu gefügt.' ‚Wo ist Amalzia?' fragte Lir. ‚Hast du sie gesehen? Wo? Wann? Wie ging es ihr?' fragte Molly. ‚Molly, es ging so schnell. Ich weiß nichts mehr. Ich weiß nur, dass sie da war. Sie hat mir geholfen und, sie wurde zum Menschen.' sagte Lir schwach und röchelnd. ‚Ruh dich aus.' ‚Molly, sag mir nicht was ich tun soll!' sagte er hart. Dann rührte sich noch jemand. ‚Sie wird auch wach.' Sagte Molly begeistert.' Das Mädchen machte die Augen auf. ‚Wer seid ihr?' fragte sie verwirrt. ‚Wo bin ich?' Schmendrik und Molly sahen sich an. ‚Du bist hier in einen Keller eingesperrt. Ich heiße Schmendrik, dass ist Molly und der Junge Mann hier heißt Lir.' Erklärte Schmendrik. ‚Dann seid ihr die Freunde von Amalzia?' sagte sie und war sofort wach. ‚Ja, du kennst sie? Weißt du wie es ihr geht? Wo ist sie?' fragte Lir sofort. ‚Beruhige dich erst mal. Ich heiße Gwyn und habe Amalzia gefunden. Sie lag auf dem Boden neben einem braunen Hengst. Als sie aufwachte haben wir uns angefreundet und sie wollte mich mitnehmen. Sie hat mir viel erzählt. Auch von dir Lir. Aber sie machte sich große Sorgen um dich. Du warst fort. Einfach so.' erzählte Gwyn. ‚So, dann kennen wir alle jetzt Amalzia und wissen nicht wo sie steckt.' Sagte Molly. ‚Amalzia wird kommen. Sie hat mir viele ihrer Gefühle erzählt und ich kenne sie gut. Sie wird kommen.' Sagte Gwyn sicher.

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Beide redeten die Tage kein Wort über etwas. Als ob sie alleine wären. Doch dann gelangten sie auf einen berg und blickten hinunter in eine Landschaft auf Felsen und Glut. Weit fort, sahen sie einen Vulkan. ‚Oh nein.' Sagte Amalzia schockiert. ‚Keine Angst. Wir sind bald da. Es ist nicht mehr weit.' Sagte der braune und beruhigte sie. ‚Du meinst wirklich, hier sind sie?' fragte Amalzia zweifelnd. ‚Ja, ich glaube schon. Aber es sieht aus als ob es sehr bald ziemlich ungemütlich wird.' Sagte der braune mit schockierten Augen. Amalzia hatte ihn die ganze Zeit angesehen. Nun sah sie in das Tal der Glut herunter. ‚Oh mein Gott.' Sagte sie.